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Kleine M i i t h c i l u n g e n. Loco Motivfabriken. Im vorigen Jahre wurde wiederholt auf die Nothwendigkeit der Anlage neuer Locomotivbauanstalten hingewiesen, da die jetzt bestehenden dem rasch steigenden Bedarf nicht würden genügen können. Nun giebt Heusinger v. Waldegg in dem Org. für Fortichr. des Ejnbhnwsns. eine Zusammenstellung der Ende 1866 in Deutschland und Oesterreich in Betrieb befindlichen Locomotivfabriken. Das großartigste Etablissement dieser Art nicht blos Deutschlands, sondern der ganzen Welt ist das von 1) A. Borsig in Berlin, das vom I. 1841 datirt, im I. 1846 die hunderste, im I. 1858 die tausendste Locomotive vollendet hatte und in dem Ende 1866 die zweitausendste Locomotive im Bau war. Bis Ende 1864 waren allein aus Deutschen Bahnen 1493 Borsig'sche Loco- motiven im Betrieb. — 2) v. Mafsei'sche Maschinenfabrik in Hirschau bei München, gleichfalls im I. 1841 gegründet, hat im Nov. 1868 die 600. Locomotive abgeliefert. Bis Ende 1865 waren 469 Locomotiven dieser Fabrik auf Deutschen und Oesterr. Bahnen in Betrieb. — 3) Die Eßlin- ger Maschinenfabrik, durch Emil Keßler im I. 1846 gegründet, hat jetzt über 600 Maschinen vollendet. Hiervon waren im I. 1864 auf Deut schen und Oesterr. Bahnen 304 Stück in Betrieb. — 4) Die Maschinen fabrik der Oesterr. Staatseijenbabn-Gesellschaft in Wien, früher Wien- Gloggnitzer Maschinenfabrik in Wien, gegründet von Haswel 1841, hat jetzt im Ganzen ca. 580 Locomotiven gebaut, von denen bis Ende 1864 ans Deutschen und Oesterr. Bahnen 492 Stück in Betrieb waren. — 5) Richard Hartmann in Cbcmnitz fing den Locomotivbau gleichfalls im I. 1846 an und hat kürzlich die 300. Locomotive vollendet; bis Ende 1864 waren 192 Stück auf Deutschen Bahnen in Betrieb. — 6) Georg Egestorfs in Hannover, seit 1846; etwa 270 Locomotiven sind jetzt gebaut, davon 213 Stück bis Ende 1864 auf Deutschen Bahnen in Betrieb ge stellt. — 7) Die Carlsruber Maschinenfabrik, im I. 1848 aus der frü heren Emil Keßler'schen Maschinenfabrik hervorgegangen, hat im Ganzen jetzt 310 Locomotiven geliefert, von denen Ende 1864 auf Deutschen und Oesterr. Bahnen 310 Stück in Betrieb waren. — 8) G- Sigl in Wien (seit 1857) und Wiener-Neustadt, früher W. Günther in Wiener-Neustadt (seit 1850) hat mit letzter Firma bereits ca. 460 Locomotiven ausgesührt, wovon bis Ende 1864 auf Deutschen und Oesterr. Bahnen 413 Stück in Betrieb waren. — 9) Fr. Wöhlert in Berlin baut seit 1850 Locomo- motiven und hak bis jetzt ca. 130 vollendet; bis Ende 1864 waren 99 Stück aus den Deutschen Bahnen in Betrieb. — 10) Henschel L Sohn in Cassel hat den Locomotivbau seit 1847 begonnen und bis jetzt et was über 100 Stück fertig. Bis Ende 1864 waren davon 76 ans Deut- ichen Bahnen in Betrieb. — 11) Die Aktiengesellschaft „Vulcan" in Stet tin begann im I. 1859 Locomotiven zu bauen und hat bis jetzt ca. 70 Stück vollendet, wovon bis Ende 1864 auf Deutschen Bahnen 47 Stück liefen. — 12) Ruffer in Breslau baute seit 1860 ca. 10 Stück Locomo tiven. — 13) Die Unionsgießerei in Königsberg lieferte 1856—1860 9 Locomotiven für die Preuß. Ostbahn und hat gegenwärtig wieder 9 Stück für diese Bahn in Auftrag erhalten. — 14) Schiechan in Elbing baute 1860 für dieselbe Bahn 2 Locomotiven und hat von dieser jetzt wiederum Bestellung aus 7 Stück. — 15) Krauß L Co. in München, erst kürzlich in Betrieb gesetzte Fabrik. — 16) Ein großartiges Etablissement zum Locomotivbau, au dessen Spitze der Masclnnenfabricant Schwarzkopfs steht, wird in Berlin auf Actien errichet. 24 in Auftrag erhaltene Locvmoüven werden bereits in der Schwär,zkopff'schen Maschinenfabrik ausgesührt. — Außerdem waren bis Ende 1864 noch 47 Locomotiven in Betrieb, die in Etsenbahnwerkstätten theils neu gebaut, theils vollständig umgebaut worden waren. Ferner haben 14 deutsche Maschinenfabriken seit 1838 den Locomoiivenbau versucht, jedoch nicht bis auf die neueste Zeit fort gesetzt; dieselben lieferten in Allem 43 Locomotiven. Unter jenen Fabri ken hat die in Uebigau bei Dresden im J.^1838 unter Leitung von Prof. Schubert die erste Deutsche Locomotive ,.Saxonia" nach einer von der Leipzig-Dresdner Eisenbahn-Compagnie gelieferten Modellmaschine gebaut. Ende 1864 waren auf den Deutschen Vereinsbahnen im Ganzen 4768 Locomotiven in Betrieb; 574 Stück davon waren aus ausländischen Werkstätten bezogen; dagegen liefen Ende 1866 ca. 1000 Locomotiven aus deutschen Fabriken ans ausländischen Bahnen, namentlich in der Schweiz, in Italien, Frankreich und Rußland. Die Zunahme des Be darfes an Locomotiven durch die Erweiterung des Netzes der Deutschen Vereinsbahnen hat in den letzten Jahren über 250 Stück pro Jahr be tragen. Die Gesammtzahl der Locomotiven dieser Bahnen beträgt gegen wärtig ca. 5250 Stück; die Dauer einer Locomotive ist durchschnittlich aus 15—17 Jabre anznnehmen; somit werden zur Ergänzung der vor handenen jährlich ca. 330 Locomotiven erfordert, einschließlich der obigen 250 Stück, also im Ganzen 580 Stück. Da aber die Deutschen Fabriken auch noch jährlich ca. 120 Stück Locomotiven sür ausländische Bahnen liefern, so sind gegenwärtig mindestens 700 Locomotivenmaschinen zu bauen und diese Zahl wird sich zweifelsohne sehr bald steigern. Eine neue Theorie der Lichtwirkung. Wie bekannt, habe ich seit Jahren die physikalische Theorie des latenten Bildes aufrecht erhallen und, wie ich glaube, die Correctheit dieser Ansicht nachgewiesen. Aber hinter dieser Frage steht eine andere von viel größerer Wichtigkeit und unverhältnißmäßig größerer Schwierigkeit, nämlich die: Was ist die Be schaffenheit des physikalischen Bildes? Diese Frage hat mich lange beschäftigt, ich glaube jetzt eine vollkom men klare, einfache und zufriedenstellende Lösung derselben aufgefunden zu haben. Ich will versuchen, dieselbe hier, ioweit es der mir zugemef-- jene Raum gestattet, zu erklären. Eine vollständige Aufstellung meiner Ansichten werde ich in der Julmummer des ^mericau ckouruul ok Science veröffentlichen. 1. Das Licht wirkt, wie die Hitze, auf sehr viele Körper in der Weise, daß es eine Trennung ihrer Elemente hervorrnft. Und wenn diese Wir kung an sich nicht genügend ist, prädisponier es die Elemente zur Tren nung; in anderen Worten, chemische Reagentieu, die an und für sich unter anderen Umständen die Trennung nicht zu bewirken vermögen, werden durch die Wirkung des Lichts oder Wärme dazu befähigt. 2. Werden Körper über die Temperatur der umgebenden Luft erhitzt, so kehren sie zu ihrem früheren Wärmegrad in sehr verschiedenen Zeiten zurück; einige Körper geben ihren Ueberschuß von Wärme sehr bald wie der ab, andere sehr langsam. 3. Dieser Unterschied ist bei den Einflüssen des Lichtes noch bedeutend größer. Die melsten Körper kehren augenblicklich in ihr Gleichgewicht zurück, während andere nach ihrer Belichtung noch im Dunkeln eine Zeit hindurch leuchten. Diese Erscheinung ist uns unter dem Namen der Pbosphorescenz wohlbekannt. Becquerel hat gezeigt, das zwischen letzteren und ersteren, die sogleich aufhören Licht auszustrablen, eine große Menge von Körpern existirt, die von dem fast unendlich kleinen Theil einer Se- cunde bis zu einem beträchtlich längeren Zeiträume im Dunkeln Licht ausstrablen; er hat außerdem die Mittel angegeben, die genaue Dauer dieser Ausstrahlung, wie kurz sie auch sein möge, zu bestimmen. 4. Nun halte ich das latente Bild einfach für eine Pbosphorescenz chemischer oder actinischer Strahlen, der ich, um ihren Parallelismus mit der PhoSphorescenz auSzndrücken, den Namen Actincscens gebe. Gerade wie bei Phospkorescirenden Körpern der Eindruck der leuch tenden Strahlen noch gewisse Zeit, nach dem Entfernen der Lichtquelle fortdanert, so bleibt bei der Actinescenz der Eindruck der chemischen Strah len zurück. Wie ich vorhin sagte, werden unter dem Einflüsse der acti- nischen Strahlen Körper durch solche Reagenk en zersetzt, die umer ge wöhnlichen Umständen diese Zersetzung nicht zu bewirken vermögen. Wenn also z. B. Jodsilber durch Belichtung in actinescirenden Zustand versetzt wird, ist es geneigter, sich zu zersetzen, als in seinem normalen Zustand. Hieraus folgt ganz einfach, daß, wenn eine Jodsilberichicht unter einem Negativ oder in der Camera belichtet wird, die aclinisirien Theile derselben, so lange als die Actinescenz andauert, leichter reducirbar sind. Und wird eine solche Platte der Emwirkung von Reagenlien ausgesetzt, die zu schwach sind, ans das im normalen Zustand befindliche Jodsilber zu wirken, aber stark genug, um es mit Hülfe der actinischen Strahlen zu zersetzen, so wird die Fortdauer der Actinescenz die Entwickelung des Bildes bewirken. Diese Erklärung ist so einfach und so deutlich, daß sie vollkommen überzeugend ist. Denn wir wissen, das verschiedene Substanzen in ver schiedenen Farben phosphoresciren, das heißt, daß sie die Fähigkeit be sitzen, Strahlen von verschiedener Brechbarkeit, die mit jedem Körper variiren, auszuwählen, von denen sie einen länger dauernden Eindruck empfangen, und die sie längere oder kürzere Zeit ausstrablen. Weit ent fernt davon, daß meine Theorie hierzu irgendwie angepaßl werden müßte, wäre es im Gegentheil eine unbegründete Beschränkung, wenn man diese Fähigkeit, den Lichteindruck zu präserviren, nur den sichtbaren Strahlen zugestehen, und sagen wollte, daß sie allein von dieser Art von Körpern im Dunkeln ausgestrahlt werden könnten. Es ist vielmehr im höchsten Grade analog, wenn man animml, daß sich diese Kraft auf sämmtlube Strahlen des Spectrums ausdehnt, und es ist sehr zu verwundern, daß man die Sache so vollständig übersehen hat. Denn bis heute hat Nie mand nur geahnt, daß zwischen den Erscheinungen der PhoSphorescenz und denen des latenten Bildes eine Analogie stattfinde. Diese neue Theorie erklärt außerdem einige Thatsachen, die bis beute ganz unerklärlich geglaubt wurden. Ich.meine das „eminnAUsinement äs In luiniers" von Niepce de Saint-Victor. Diese Beobachtungen wurden anfangs belächelt und der Entdecker selbst konnte keine Theorie zu ihrer Erklärung beibringen. Es sind dies ganz einfache Fälle von Actinescenz. Sodann wird man finden, daß diese Theorie die Grundlage vieler neuer Untersuchungen zu sein fähig ist. Sie beruht aus zwei Thatsachen, die ich nachgewiesen und so zur Evidenz bewiesen habe, daß sie jetzt, glaube ich, von allen aceptirt sind; es sind dies 1. die Lichtempfiudlicbkeit des reinen isolirten Jodsilbers; 2. das freiwillige Wiederempfindlichwerden des Joosilbers im Dunkeln. Aus dieser Basis wird die Actinescenztbeorie als ein klares Licht in die dunkelsten Winkel der Pholochemi leuchten, und erklären, was einige für unerklärlich gehalten haben, M. Carey Lea. (Phot. Archiv.) Alle Mittheilungen, welche die Versendung der Zeitung betreffen, beliebe man an F. Berggold Verlagshandlung in Berlin, Links-Straße 10, für redaktionelle Angelegenheiten an vr. Otto Dammer in Hildburghausen, zu richten. F. Berggold Verlagshandlung in Berlin. — Für die Redactton verantwortlich F. Berggold in Berlin. — Druck von Wilhelm Baensch in Leipzig.