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der That eine andere Rettung der Gesellschaft, als die des 2. De- cember 1851. Wie vor 2 Jahren der östreichische Kaiserstaat in der Einfüh rung der Gewerbefreiheit das einzige Mittel sah, den zerrütteten Finanzen aufzuhelfen und durch Anwendung freisinniger Grundsätze der Volkswirthschaft die materielle Entwicklung in solider und nach haltiger Weise zu fördern; so blieb auch für den heutigen Lenker des franz. Volks zur endlichen Abstoßung der stetig wiederkehrenden Deficite kein anderes Mittel übrig, als der bereits bestehenden Gewerbesrei- heit die stetige Reduktion der Eingangszölle, d. h. in ihrem endlichen Verlaufe die Handelsfreiheit hinzuzufügen. Fast zwei Jahre sind seit dieser Zeit vergangen. Derselbe Fould, an den Napoleon am 5. Januar 1860 den Brief über die Herabsetzung der Zölle richtete, ist seit wenig Wochen wieder zur Regulirung der Staatsfinanzen berufen worden. Das unerklärliche Dunkel, das über jener Eile bei dem Wechsel der Systeme lag, es ist erklärt durch die 1000 Mill. Francs der schwebenden Schuld bei einer vorhandenen Staatsschuld von nahe 10000 Millionen Francs. Frankreichs zerrüttete Finanzen erheischen eine Rettung, je früher desto besser. Es war nicht ein freiwilliges Geschenk, das der allmächtige Kaiser den 33 Mill. Consumenten machte; weniger vielleicht eine wohlwollende Gabe, als ein Act der Nothwendigkeit. Darin liegt ja eben die zwingende Consequenz der volkswirthschaftlichen Gesetze, daß sie sich von selbst aufdrängen, gleichviel ob ihre Ausführung her beigewünscht, oder nur widerstrebend angeordnet worden ist. Dasselbe Frankreich, das sein Schutzzollsystem aufgegebcn hat und seine Ausfuhrverbote gegenwärtig in Finanzzölle umwandelt, unterhandelt gegenwärtig mit dem Zollverein über einen Handels vertrag. Zu unserm Bedauern sind die früher günstigen Aussichten getrübt, und sind damit vorläufig wenigstens die Hoffnungen auf jene Bortheile geschwunden, welche für den deutschen Export auf dem französischen Markte zu erwarten waren. Die Unterhandlungen sind mit so großer Diskretion geführt worden, daß die deutschen In dustriellen von den niedergesetzten Bedingungen so gut wie Nichts erfahren haben; nichtsdestoweniger waren und sind wir doch wohl berechtigt, wenigstens einige Verkehrserleichterungen zu erwarten. Die Erfüllung selbst der bescheidensten Hoffnungen ist aber immer noch etwas mehr, als der Fortbestand der gegenwärtigen Handelsbeziehungen, bei dem wir nur den bevorzugten Engländern, Belgiern und Italienern Zeit lassen, sich den französischen Markt zu sichern, und so wünschenswerth es auch sein mag, sich auf dem Wege der Gegenseitigkeit für die vorzüglichsten deutschen Ausfuhrs-Erzeug nisse die günstigsten Bedingungen zu verschaffen, so würden wir doch beklagen müssen, wenn die principielle Durchführung dieser Recipro- cität bis zum vollständigen Scheitern der angeknüpften Unterhand lungen führen sollte. Indem wir vielleicht einen kleinen Industrie zweig durch die Sicherung niedriger Eingangsabgaben durchaus zu unterstützen beabsichtigen, entziehen wir Millionen der stummen Con sumenten die billiger» Preise gewisser Halbfabrikate und einer Reihe von Verbrauchsgegenständen, die unter den jetzt bestehenden Verhält nissen ein- für allemal ä tout prix beschafft werden müssen. Die wirthschaftlichen Reformen Frankreichs haben aber noch eine andere Seite der einschneidendsten Bedeutung. Für den Kampf, der zwischen Deutschlands Industriellen und den deutschen Consu menten in immer heftigerer Weise entbrennt, für den Kampf um Schutzzoll und Handelsfreiheit ist Frankreichs Brechen mit dem Pro tectionssystem von großer Wichtigkeit. Daß auch für Deutschland die Stunde der Handelsfreiheit einst^schlagen werde, darüber ist wohl selbst im Lager der aufgeklärter» Schutzzöllner kein Zweifel mehr, der eigentliche Streit wird blos darüber geführt , ob sofort oder erst in stufenweiser Herabsetzung, d. h. in einer Reihe von Jahren das bisherige System verlassen werden solle. Die Erneuerung des Zoll vereins im Jahre 1865 wird diese wichtige Frage endgiltig zu lösen haben. Daß der Kamps, von beiden Seiten leider zu hitzig geführt, jetzt schon entbrennt, läßt uns seine spätere Heftigkeit vermuthen. Frankreichs Beispiel, das bisher immer in die Wagschale geworfen werden konnte, Frankreich, das trotz seiner Gewerbefreiheit und Freizügigkeit dem Protectionssystem ganz und gar huldigte, ist auf die Seite der Handelsfreiheitsmänner getreten. Obgleich heute noch den Zollverhältniffen Oestreichs und des Zollvereins nicht ganz unähnlich, wird es sich von Jahr zu Jahr durch stetige Herabsetzung der Zollscala immer weiter von unfern Eingangsbelastungen entfernen, um den Freunden der Handelsfrei heit die Belege für die Richtigkeit ihrer Ansichten zu liefern. Neber die Berfalschmlst der fetten Körper im Allgemeinen nnd der Oele im Besonderen. Bon » Theodor Chateau, 6bemiker am naturhistorischen Museum zu Pari». (Fortsetzung.) Die Oele sind oft der Gegenstand zahlreicher Verfälschungen, welcbe darin bestehen, daß man sie entweder mit andern Oelen von geringerem Werthe oder mit thierischen Fetten oder Oelen mischt. Zur Erkennung solcher Verfälschungen hat man verschiedene Prüfungsmethoden in Vorschlag gebracht, welche sich auf Folgendes stützen: 1) Auf die verschiedene Dichte (verschiedenes specifisches Gewicht) der Oele ; 2) aus das Verhalten der Oele zur Untersalpetersäure, welche das Olein in festes Elaldin verwandelt; 3) auf die Entwicklung einer größern oder geringer» Wärme menge beim Vermischen der Oele mit Schwefelsäure; 4) auf die Veränderung der Färbung und Consistenz, welche sie bei der Einwirkung von Säuren und Alkalien erleiden. Diese verschiedenen Methoden der Prüfung sollen in Folgendem speciell durchgegangen und kritisch erörtert werden. Sinnliche Prüfungsmittel. Der besondere Geruch mancher Oele ist diejenige Eigenschaft, welche die Kaufleute am häu figsten benutzen, um zu erkennen, ob ein Oel rein ist; wenigstens genügt ihnen dieses in vielen Fällen. Um den Geruch eines Oeles genau zu erkennen, muß man einige Tropfen desselben auf der Handfläche verreiben, wodurch die Verdunstung des Riechstoffes befördert wird. Auf diese Weise ist es möglich, Spuren gewisser Oele in andern weniger riechenden zu erkennen. Noch deutlicher entwickelt sich der Geruch, wenn man einige Tropfen des fraglichen Oeles in einem Porzellanschälchen über einer Spirituslampe erwärmt. Zur Controle ist es jedoch gut, gleich zeitig denselben Versuch mit einem Oele vorzunehmen, dessen Rein heit garantirt ist. , Diese erste Prüfung, so oberflächlich sie ist, gibt dennoch in manchen Fällen einigen Ausschluß, nur muß man berücksichtigen, daß ein und dasselbe Oel nicht immer denselben Geruch hat, indem sein Geruch je nach dem Boden, auf welchem die Oelpflanze cultivirt und je nachdem das Oel warm oder kalt abgepreßt wurde, variirt. Einige Kaufleute kosten das Oel und bringen es so weit, da durch mit großer Bestimmtheit zu erkennen, ob ein Oel rein oder verfälscht ist. Dies ist ebenfalls eine Sacke der Uebung. Die fetten Körper dienen uns zu sehr vielen Zwecken, theils in der Industrie, theils im Haushalt und in der Medicin. Ihre größte Verwendung finden sie zum Zwecke der Beleuch tung mit Hilfe von Lampen oder als Kerzen oder als Kohlenwasser- stoffgas, welches durch trockene Destillation aus denselben gebildet wird. Man benutzt sie ferner zur Fabrikation von Seifen, Kitten, Firnissen, zum Abreiben von Farben für die Maler, um manche Substanzen gesckmeidig und biegsam zu macken, um Metalle vor der Oxydation zu schützen, zum Schmieren von Maschinentheilen rc. :c. Physikalische Prüfungsmittel. I. Specifisches Gewicht. Man hat vorgeschlagen, die fetten Oele durch Bestim mung ihres spec. Gewichts mittelst eines Aräometers, sogenannten Oleometers, zu unterscheiden, eines sehr großen cylindrischen Körpers, mit sehr langer Spindel, auf welcher die spec. Gewichte aller Oele vom leichtesten (Talgöl, Oleinsäure) bis zum schwersten (Ricinusöl) als Scala notirt sind. Auch das Alkoholometer von Gay-Lussac kann, wie Heyden reich vorgeschlagen hat, zu diesen Bestimmungen benutzt werden. Man nimmt die Dichte des Wassers als Einheit an und geht von der 47'