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Ringes dicht und fest gehalten. Der Deckel hat in seiner Mitte ein kleines Loch, damit die unter ihm befindliche Luft frei ausströmen kann, wenn sich die Platte hebt. Die ganze Reguliruna besteht da her in einem versuchsweisen Abpassen der richtigen Ausströmungs öffnung; diese soll sich dann in demselben Maße vergrößern, als der Druck im Reservoir abnimmt. Ein ganz gleichmäßiges Ausströmen wird dadurch schwerlich erreicht, doch kann derConducteur durch An ziehen oder Nachlassen der Schraubenfeder leicht corrigiren und sich auch sonst noch durch Stellen der Brennerhähne helfen. Der Inhalt des Reservoirs genügt zur Speisung von 4 Flammen während der Fahrt von Newyork nach Philadelphia, welche 4 Stunden dauert. Neber die Bildnnstsmittel für den Handwerkerstand. Von H. Grothe, Techniker und Technolog in Berlin. Wer dem praktischen Leben nahe steht, hat sicherlich Gelegen heit genug gehabt, Mißverhältnisse zwischen den Arbeitern und ihren Arbeitgebern zu beobachten. Sie zeigen sich in allen Sphären der Ge- werblichkeit, — am schärfsten, wenn das Gewerbe sich in Fabrikation verkehrt hat. Wie weit solche Mißverhältnisse Veranlassung sein können zur Unzufriedenheit, ja selbst zur offenen Ruhestörung, ist genugsam bekannt; weniger möchte man auf die Gründe zu solchen Verhält nissen speciell eingegangen sein. Letztere liegen theils auf Seiten des Arbeitgebers, theils auf Seiten des Arbeiters. Treten Arbeiter und Arbeitgeber in ein Arbeitsverhält- niß, ersterer als Dienender, letzterer als Dienstempsänger, so findet dabei, wenn auch stillschweigend, ein gegenseitiges Abkommen statt, in welchem der Dienende sich verpflichtet, die Arbeiten des Dienstgebxrs zu Nutzen des letzteren zu verrichten, unter Zusicherung der Treue, Redlichkeit und der Sorgsamkeit, — während der sog. Herr für die Besorgung seiner Geschäfte, ohne welche er nicht bestehen kann, dem Dienenden seine Leistungen angemessen belohnen will. Jeder übernimmt also eine Verpflichtung. Gegenüberstehend ist der eine der Anordnende, der andere der Ausführende! Nun tritt nur zu oft der Fall ein, daß der Herr etwas anord net, was die Verpflichtungen des Arbeiters übersteigt, was seine Kenntnisse nicht zu leisten vermögen — oder daß der Arbeiter mehr versprochen hat oder sich die Kenntniß von Sachen zugeschrieben hat, die ihm fern liegen, die er nicht ausführen kann. Ein heftiger Auf tritt ist wohl fast immer die Folge eines solchen Mißverhältnisses und eine Trennung Beider aus ihrer gegenseitigen Stellung schein bar das günstigste Resultat. Und doch möchte ich behaupten, bringt letzteres beiden Theilen directen und indirekten Schaden. Was in unserer Zeit, Gott sei Dank! durch Vereine, Schulen und Akademien so trefflich angebahnt wird, allseitigere Bildung dem ganzen Volk, durch alle Stände hindurch zuzuführen, das möge auch durch specielle Mittheilungen und Lehren zwischen Arbeitgeber und Arbeiter befolgt werden. Sicherlich ist einem Herrn sowohl, wie einem Arbeiter, die beide über gegenseitige Leistungen unzufrieden sind, besser gedient, wenn etwa der Herr seinen Arbeiter ruhig auf seine mangelhaften Kenntnisse aufmerksam macht, ihn darüber auf klärt, ihn mit dem Fehlenden bekannt macht. Der Arbeiter dankt es ihm gewiß und der Herr belohnt sich dadurch selbst, indem er sich einen brauchbaren Arbeiter geschaffen hat. Freilich ist solches Ein schreiten noch nicht überall angewendet, denn noch hängen unsere Arbeiter an dem hergebrachten Gewerbe wie Kletten und trennen sich davon nur, wenn bittere Noth sie dazu treibt oder höherer Ge winn sie gleichsam dazu verlockt. Eigene, vernünftige Ueberlegung und Erkenntniß des Bessern ist selten die Triebfeder zur Annahme der Fortschritte in den Gewerben. Unseren früheren, trostlosen Jn- nungseinrichtungen ist das theilweise beizumeffen. Ein Arbeiter, welcher nach jenen Vorschriften gelernt und sein sog. Examen bestan den hat, bildet sich darauf etwas ein und glaubt, in anderer Weise dürfe sein Handwerk nicht ausgeführt werden, glaubt, keiner dürfe es anders verlangen. Er ist entrüstet, wenn man seine Leistung etwa durch eine Maschine erseht und fühlt sich beleidigt, daß man die Arbeit der Maschine seiner angestammten Handarbeitnur an die Seite sehen kann. Er fühlt sich beleidigt, — statt daß er frisch ans Werk gehen sollte, um der Leistung der Maschine etwa durch Sauberkeit der Arbeit zuvorzukommen oder statt, daß er sich schnell ein anderes Handwerk aneignen sollte, und grollt. Wir sehen in den Annalen der Geschichte ja genügsame Fälle ausgezeichnet, wo die Rohheit solcher Bildung in Gewalt ausartete. Man steinigte und ertränkte Moller aus Danzig im 15. Jahrh., weil er eine Bandmühle erfun den hatte, von der Beckmann sagt: „sie leistete mehr, als man wünschte," denn die Weber sahen sich dadurch in ihrem Handwerk nach herkömmlichemBrauch gestört und beeinträchtigt; sie fragten nicht, ob diese Maschine nicht selbst bei gehöriger Würdigung zu ihrem Nutzen diente. Als Heargreaves die ersten Spinnmaschinen ! gebaut hatte und damit so viel leistete, als sonst viele Handspinner, zogen die letzteren mit Heller Gewalt vor seine Fabrik, zertrümmer ten seine Werke und zerstörten seine Gebäude; kaum gelang es dem genialen Manne, mit dem Leben davon zu kommen. Vaucouchon sah, wie man sein treffliches Werk belächelte, verdammte und wie man ihn dafür anfeindete, daß er dem Arbeiter Erleichterung ver schaffte, — und im Kittern Gefühl der Nichtanerkennung zerbrach er sein Werk und entzog es der Mitwelt — und lebte ruhig. Jacquard aber, der die Ideen des Vaucouchon auffaßte und verkörperte und seine herrliche Webemaschine herstellte, die dem Arbeiter die Anfer tigung gemusterter Gewebe so sehr erleichtert, wurde fast gesteinigt und vor ein peinliches Gericht gestellt, und rettete sich nur durch die augenscheinliche, praktische Vorführung seines Apparates vom Tode. Dennoch ward er bis an sein Lebensende fast immer wieder von Neuem angefeindet. Wir sehen aus diesen Beispielen, wie gedankenlos die Arbeiter handelten! Diese Gedankenlosigkeit aber ist stets ein Resultat des Festhaltens am Hergebrachten, welches etwas Neues als überflüssig erscheinen läßt. Das Althergebrachte haben denn auch die Innungen in höchst sorgsamer Weise bewahrt, wie schon in jenenZeiten das Innungs wesen mit seiner rohen Strenge die veranlassende Ursache zu allen jenen Störungen war. Das Jnnungswesen war bis jetzt gedanken los ! hatte seinen Stiftungscharakter verloren oder doch vollständig mißkannt! Traurig ist es, wenn ein junger Mensch, der durch die Zeitumstände in seinem Handwerke vorgerückt ist, beim Examen nach Sachen gefragt wird, wie sie vor Jahren bestanden haben. Viele Innungen haben noch Statuten, die von Zeiten datiren, wo dieses oder jenes Gewerbe, mit der Jetztzeit verglichen, in der Kind heit begriffen war. Das Jnnungswesen trägt daher einen großen Theil der Schuld, daß die Arbeiter des Handwerks im starren Fest halten an das Hergebrachte gedankenlos über neue Erfindungen und Fortschritte der Technik und Industrie grollen. Die Folge solcher Gedankenlosigkeit ist das Nichtverstehen einer Sache, da sich der Arbeiter ja keine Mühe gibt, das Wesen derselben zu erkennen. Das Jnnungswesen also beeinträchtigt jeden Fort schritt der Bildung im Gewerbestande. Viel schlimmer tritt noch das Nichtverstehenwollen auf, durch den Dünkel hervorgerufen, man könne nach dem Gesellen-, resp. Meisterexamen nichts Neues mehr lernen. Dies ist ja eine directe Frucht des Jnnungswesens. Wenn man nun mit solchen Arbeitern zu thun hat — und solcher Klasse sind noch unsere meisten Arbeiter, besonders aus dem Weberstande, — da sind Mißverhältnisse zwischen Herr und Arbeiter wohl unvermeidlich. Sie sind da eine Folge der geringen Bildung des Arbeiters. Zuweilen aber liegen zu solchen Mißverhältnissen auch mangel hafte Kenntnisse des Principals vor und dann ist die Sache noch schlimmer, weil der letztere dadurch das Vertrauen und die Achtung des Arbeiters verliert. Der Herr muß stets ein Uebergewicbt an Kenntnissen dem Arbeiter gegenüber bezeugen. Mißverhältnisse ge nannter Art können nun beseitigt werden, wenn die Arbeiter frei vom Jnnungszwange sich bilden dürfen. Sie sind sodann darauf angewiesen, geistig sich anzustrengen, um in der großartigen, freien Concurrenz, die die Freiheit der Gewerbe mit sich bringt, gleichen Schritt halten zu können. Wir haben einen ganz andern Handwerkerstand zu erwarten, als der jetzt bestehende ist, einen gebildeteren und geistig höher stehen den. Der Werth der Handwerkervereine, leider noch nicht überall anerkannt, ist nicht hoch genug anzuschlagen. Die Samenkörner des Wissens, die durch die Hand solcher Vereine im Volke ausgestreut werden, bringen die reichsten Früchte. Ein Handwerker braucht mehr in jetziger Zeit als die Manipulationen seines Handwerks zu kennen, er muß auch die Gewerbe, die seinem Handwerk nahe ver wandt sind, theilweise gar in einem priorischen Verhältniß, theil.