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Nacht, welche sich über dem Osten lagert, gänzlich verschwin det. An den Bergabhänge» des fernen Ostens sehen wir sich weit hinschlängelnde schmal« Pfade, auf welchen lasttragende Kamecle, seit unzähligen Jahrhunderten denselben Weg wan dernd, ihre Fußstapfen tief und deutlich in den Felsen ein gegraben haben, ein treffendes Symbol des orientalischen Geistes unter dem zermalmenden Drucke östlichen Despotis mus ic. Nehmen wir noch einmal den Patentbericht zur Hand. Um einigermaßen eine Uebersicht zu gewinnen, in welchem Verhält nisse die verschiedenen Industriezweige in den Ver. Staaken kulti- virt werden, um ferner zu bestimmen, welchen Einfluß deutsches Element auf die Entwicklung der hiesigen Gewerbethätigkeit hat, haben wir eine besondere Zählung gemacht. Wir brauchen wohl kaum zu bemerken, daß wenn wir der Kürze wegen in Folgendem z. B. unter der Klasse „Künste" 16 Pianos anführen, dasselbe heißt: „Es wurden 16 Patente für Verbesserungen an Pianos genommen." Deutsche Namen suchten wir, etwa wie ein Postmeister die selben zu seiner „Liste deutscher Briefe." Die Vertheilung der Patente nach den seit Jahren üblichen 22 Klaffen war wie folgt: 1. Ackerbau rc. 438 Patente, von denen ungefähr 60 an Deutsche fielen. Unter den gegebenen Patenten sind 5 Bienenkörbe, 13 Buttermaschinen, 24 Kultivators, 88 Erndtemaschinen, 69 Pflanzapparate, 4 Dreschmaschinen, 2 Maschinen um Korn auf dem Felde zu binden und 2 Dampfpflüge nebst 40 gewöhnl. Pflügen. 2. Metallurgie rc. 260, unter denen 20 Deutsche. Wir fin den 25 für Thürschlösser, 2 Bessemer-Prozesse. Das Patent des Herrn O'Alger eines Eisenbahnhochofens mit elliptischem Quer schnitte zur Erzeugung unbegrenzter Quantitäten hat in England besonders Aufsehen erregt. 3. Tuch, Papier »c. 200, 25 Deutsche. Es überrascht die große Zahl (57) von Nähmaschinen. Dieselben fallen fast alle auf New-Uork, Maine und Connecticut. Nur 2 deutsche Schneider sehen wir unter den Erfindern. 20 Webestühlc, 3 Strickmaschinen. 4. Chemikalien, Medikalien rc 112, 15 Deutsche. 23 GaS- apparate. 5. Calorische Apparate 116, 11 Deutsche. Wir finden hier 38 Oefen, 25 Laternen und Lampen. 6. Dampf- und Gasmaschinen 112, 11 Deutsche. Letztere beziehen sich hauptsächlich auf Dampfkessel. 7. Navigation 89, 6 Deutsche. Die Liste enthält 9 Ret tungsapparate. 8. Mathern. Instrumente 42, 3 Deutsche. Wir finden 9 Patente für Telegraphen. 9. Civil-Zngenieur-und Baukunst 161, 13 Deutsche. 6 Pa tente für Skraßenpflaster, 14 für Eisenbahnschinen, 4 für Felsen bohrmaschinen. 10. Fuhrwerke 119, 6 Deutsche. Die Liste enthält eine Menge Patente für Ochsen, Eisenbahnwagen rc. 11. Hydraul. und Pneumatische Maschinen 130, 4 Deutsche. Hier finden wir 36 Pumpen. 12. Maschinen zum Pressen, Wiegen, Heben und Bewegen 56, 8 Deutsche. Unter denselben befinden sich allein 20 Pressen. 13. Mühlen rc., 10 Deutsche. 14. Holzbearbeitungsmaschinen rc. 229, 22 Deutsche. Wir finden hier etwa 80 Sägen und 16 Dachschindelschneider. Iss. Thonwaaren 42, 5 Deutsche, allein 20 Ziegelstein maschinen. 16. Leder rc. 58, 12 Deutsche. 20 Stiefel und Schuhe nebst Vorrichtungen zur Anfertigung derselben. 17. Möbel-, Waich-, Brod- und FederreinigungSmaschincn 144; 2t Deutsche. Diese interessante Liste beginnt mit 9 Apfel schäler und endigt mit 28 Waschmaschinen. 18. Schöne Künste, Buchdruckern rc. 154, 28 Deutsche. 9 Me- lodions, 16 Photographien, 12 Pianos und 40 Druckerpressen. 19. Feuerwaffen rc. 72, 10 Deutsche. 20. Chirurgische Instrumente rc. 27, 3 Deutsche. Hir fin den wir 2 künstliche Beine, 6 künstliche Zähne rc. 2t. Toiletten-Artikel rc. 29, 3 Deutsche. 22. Verschiedene Gegenstände 57, 12 Deutsche. Eine ko mische Zusammenstellung von Allarmtaschenbüchern, jumder», Fliegenfänger, Straßenrcinigungsmaschinen, Ungezieferverkilger. Ferner wurden 112 Patente für Zeichnungen und Modelle, von denen 20 an Deutsche fielen, ausgegeben. Von den oben angeführten 2817 Patenten find 212 von Deutschen, oder solchen, welche einen deutschen Namen führen, ge nommen worden. Der Einfluß des deutschen Elementes wäre also ungefähr ein Neuntel des Ganzen. Wir glauben, daß mit Hülfe oben gegebener Zahlen sich manche interessante Folgerungen ziehen lassen. Wir müssen dieses jedoch dem Leser selbst überlassen. Schließlich empfehlen wir die Patentberichte im Allgemeinen unser» Mitbürgern und den Ein wanderern zur aufmerksamen Durchsicht. Die Eisenbahnen der Vereinigten Staaten. Von A. H. Tappe. Es ist einem Fremden, der zum ersten Mal eine amerikanische Eisenbahn befährt, ein gewisses Gefühl der Unbehaglichkeit und Unsicherheit kaum zu verargen. — Er sieht keine Barrieren an den Wegen und Bahnhöfen, Bahnwärter an den Ausweichen und ans der Bahn zeigen sich selten, er vermißt das militärische Wesen europäischer Eisenbahnen und Alles erscheint ihm ohne Gesetz und Ordnung. Gerätst einmal der Zug in eine schaukelnde, stüpfende Bewegung, so denkt er zurück an die sanftgehenden Wagen der Staatsbahnen Deutschlands, er erinnert sich vielleicht der schönen badischen Stationshäuser im Schweizer Style, der mosaikartig aus gelegten Bahnwärtergärtchen nördlicher Bahnen, der großartigen Stationshalle» von Brüssel, Paris und London. Mit einem Seufzer nimmt er eine Zeitung zur Hand und liest: „Schreckliche Eisenbahnkatastrophe." „ Nabe Elmira stürzten 6 Eisenbahnwagen mit 150 Passagieren in einen 40 Fuß tiefen Abgrund." Selbst der Nachsatz: „Es ist zu verwundern, daß eS nur 4 Todte und 20 Verwundete gab," bringt das Behaglichkeitsgefühl unseres Rei senden nicht wieder ins Gleichgewicht. — Doch wir wollen die „ersten Reiseeindrücke" nicht weiter verfolgen. Die Eindrücke euro päischer Inhaber amerikanischer Eisenbahnakzien sind ähnlicher Na tur und wir würden uns nicht wundern, wenn daS Frankfurter Komitee, welches in New-Uork zur Erheiterung hiesiger Kaufleute und eigenem Amüsement erwartet wird, einst mit der Bemerkung „Alles Humbug in Amerika" wieder in daS alte Vaterland zu- rückkchrte. Da es unsere Absicht ist, den Zustand amerikanischer Eisen bahnen ruhig zu prüfen und in kurzen Umrissen eine Charakteristik derselben im Vergleich mit europäischen Bahnen zu geben, so neh men wir zu diesem Zwecke einige Berichte verschiedener Bahnen zur Hülfe. Aus die Frage „welche Ausdehnung haben unsere Eisenbah nen?" ist die Antwort volltönig genug: „Wir haben mehr Essen bahnen als ganz Europa zusammen. Wir haben nahe an 30,000 Meilen Bahnen mit ungefähr 6000 Lokomotiven, 90,000 Paffa gierwagen, zusammen im Werthe von 120 Millionen Dollars. — 150 Millionen Passagiere und 140 Millionen Tonnen Fracht jähr lich. " Hierbei haben wir die Pferdebahnen mitgerechnet. Bei näherer Prüfung finden wir, daß fast sämmtliche Essen bahnen ohne Einmischung der Regierungen, bloS durch Privat gesellschaften entstanden sind. Wie sehr rasch daS Bedürfniß nach einer guten Kommunikazion die Eisenbahnen entstehen ließ, zeigt folgende Liste. Die Vereinigten Staaten hatten: 1829 3 Meilen 1830 "1t „ 184(, 2,167 „ 1850 7,355 ,, 1858 27,857 „ Dieselben waren vertheilt wie folgt: