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Mit diesen 5 Bankinstitute», die ick beute zusammcnfasse, ist nun unser Thüringer Bankwesen nach lange nicht erschöpft. Jeden, muß sich aber sofort der Gedanke ausdrängen, daß die genannten Banken in dem Um kreise weniger Meilen getrennt operiren, daß ibre Verwaltungen sich zwar die redlichste Mühe geben, aber doch kaum zu irgend welchen nambaften «»folgen kommen werden, weil zu einer nambaften Wirksamkeit die Mittel seblen. Nach unserer deutschen Kleinstaaterei mußte nun einmal jedes Land seine Bank und jedes Ländchen sein Bänkchen haben, und die Folge davon nt, daß die Kapitalisten von ihrem Kapital keinen ausreichenden Gewinn ziehen und daß dem Kapital bedürftigen Publikum in Handel, Industrie und Landwirthschaft auch nur notbdürstig geholfen werden kann. Wenn sich die sämmtlichen Thüringer Geldiustiiule wie schon mehrmals vorge schlagen worden, zu einer gemeinsamen Thüringer Bank mit Filialen ver einigten. so würde nach beiden Richtungen bin geholfen werden können, dock leider wird dies vor der Hand wohl nur ein frommer Wunsch bleiben. S Chemnitz, Anfang Mai. Nach dem Vorgänge des Hrn. von der Heydt bat sich auch die Stabt Chemnitz bewogen gefunden, ihre -l'^proc. Stadtanleihe von 1860 in eine 4proc. zu verwandeln, und sind die Obli gationen zur Rückzablung für den 31. Dezbr. 1863 gekündigt worden Diejenigen Besitzer, welche darauf eingehen, baden ihre Bereitwilligkeit mit der Konvertirung bis zum 30. Juni zu erklären, doch ist ibnen als Extra prämie zugesichert worden, daß ikr Kapital noch bis Ende 1864 mit 4V2 "/o verzinst werden soll. Hätte Hr von der Hepdt nicht auch auf dieses Aus- kunftsmittel kommen können? Oder sagte er sich, daß eine solche Opera tion nichts weiter sei, als eine Vertbeilung der Kapitalauszahlung auf 2 Termine? Der Rechenschaftsbericht über die Sächsische Schieferbruch- Comvagnie zu Lößnitz, die mit einem Aktienkapital von 400,000 Tba- lenr arbeitet, weist eine Einnahme von 56,630 Thalern und eine Ausgabe von 42,383 Thalern »ach, so daß ein Betricbsüberschuß von 13,247 Tha lern resultirt, der Reingewinn stellt sich auf 10,050 Thaler (gegen 5022 Tha- ler des Jahres 1861s Im Voraus berechnet war eine Schieferqewinnung von 51,000 Tbalern Wertb bei einem Kostenaufwande von 37,600 Thalern und ist demnach der Voranschlag überstiegen worden. Das geschätzte Ma terial der Gesellschaft bat in immer weiteren Kreisen Eingang gefunden, doch ist nicht zu verkennen, daß der Absatz des theuern Transports wegen immer noch schwierig ist. Die Kohlenwerke zwischen hier und Zwickau und der gejammte Berg bau des Erzgebirges sind jetzt mit Berathungen des neuen Berggesetzes beschäftigt, das zwar manche vortheilhaste Bestimmungen enthält, im All gemeinen aber den ungetheiltcn Beifall der Beibeiligten doch nicht finden soll. Ich komme in einem späteren Briefe, wenn die Berathungen zu sichern Resultaten geführt haben werden, darauf zurück. Der Kohlenberg bau wird rüstig weiter getrieben, und wird von Seiten der Bergwerks besitzer dankend gerühmt, daß dem Wagenmangel, der besonders in Zwickau sehr nachtheilig empfunden ward, mehr und mehr abgeholfen worden ist. Freilich liegen die neu aufgefundcnen Flötze in solcher Teufe, daß den Gesellschaften nur ein kleiner Reingewinn bleiben wird. — In ihrem Leuckersdorfer Bohrloch hat die Chemnitzer Steinkohlenbaugesell- sckafr ein zweites und drittes abbauwürdiges Flötz crbobrt. Bon der Steinkoblenbaugesellschast Rbenania in Lugau und von dem Mittel bacher Kohlenbauverein wird von gut unterrichteter Seite ein weiterer Fortbestand bezweifelt. Dasselbe wurde vor einiger Zeit auch von der Sächs. Steinkoblen-Gesellschaft erzählt, doch ist der Betrieb nur (o lange sistirt worden, bis die Arbeiten aus den Zwischenstrecken beendet sind und über Fall und Mächtigkeit der Flötze genauere Untersuchungen vorhanden sind. Ende März fand die Generalversammlung unseres Creditvereins mit Vorschußbank statt, der unter tüchtiger Leitung seinen gedeihlichen Fortgang nimmt. Trotz der ungünstigen Zeiten, die sich bei uns nach und nach unerfreulicher Herausstellen, sind die gewährten Vorschüsse verdoppelt worden, uns haben sich, was noch weit mehr wertb ist, die Einlagen ver dreifacht. Der Gesammtumsatz berechnet sich auf 971,000 Thaler, die Mtt- gliederzabl ist auf 825 gestiegen. An Einlagen sind eingenommen worden 219,911 Tbaler. an zurnckgezablten Vorschüssen 131,649 Tbaler. an ein- gezablten Stanimantkeilen 6422 Tbaler, au Zinsen und Provisionen 7449 Tbaler. Die Ausgaben stellen sich an zurnckgezablten Einlagen 154,298 Tbaler, an gewährten Vorschüssen 216,223 Tbaler, an Zinsen und Provisionen 3520 Thaler, an Tantcbmen für o'erwaltungsbeamte 2000 Tbaler. Dabei ist ein reiner Uebcrscbuß von 1465 Tbalern erzielt worden, von dem 743 Thaler dem Reservefond überwiesen wurden (jetzige Höbe — 2190 Tbaler), 367 Tbaler zur Verzinsung nach 4°/> der bis Ende 1862 eingczalstten Stammantbcile und 343 Tbaler als 6"/» Divi dende den bis Ende 1861 cingezablten Stammantbeilen gewährt wurden. Die neuen Statuten bestimmen, daß die Tantieme des Vorstandes nickst mcbr nach «/, des Gesammtumsatzes. sondern nach dem Re «gewinn zu regeln lei. Der Vorstand batte auch schon seine Tantieme nicht nach dem vollen Umlatze, sondern nur nach 600,000 Tbalern berechnet, und verdient eine solche seltene Berläugnung des eigenen Nutzens mit Recht Hobe An erkennung. Leipzig, den 5. Mai. Die Eisenbabnunternebmcn, welche gegenwär tig in dem Bezirke der Leipziger Kreisdirektion projektirt sind, machen viel von jlch reden, und Niemand wird sich darüber wundern, da die Existenzfrage manches industriellen ^Bezirks davon abhängt. Seitdem das Fabrikwesen aus den abgelegenen Lbcilcn an den Knotenpunkten der Bahn sich anzusiedcln beginnt, west der Voribeil billigen Bezugs der Rohstoffe und billiger Versendung der Fabrikate den Nachtbeil des böbcrcn Arbeits lohns in den meisten Fällen autwicgt. bleiben Eilcnbabnen und etwa noch Flußschifffahrt die wirksamsten Hebel lür das^ Emvorblüben der Ortschas- ten und für schwungvolle Entfaltung der Industrie. Das Projekt der Glauchau-Wu rjener Muldcneisenbabn. das ncb seiner geringen Ter- rainschwierigkciten wegen empüeblt, obgleich die Länge der Linie zu den Schattenseiten gehört, ist nach einer Versammlung, die vor einigen Wochen in Colbitz stattfand, weiter verfolgt worden und scheint jetzt Aussicht zur Realisirung zu haben. Für die Freiberger Mulde ist man nicht minder thätig und sind in dieser Gegend der Redaktion allein 8 Linien bekannt, die in dem Distrikte zwischen Freiberg. Meißen, Grimma, Leipzig einer seits, und Chemnitz, Frankenberg, Glauchau, Hainichen, Mitweida, Borna bis Altenburg andererseits projektirt worden sind. Fast scheint uns, als wenn die vielen einander durchkreuzenden Projekte sich gegenseitig mehr schadeten, als die große Passivität, mit der besonders die umwohnende Landwirthschaft den Entwürfen entgegenkommt. Einheitliches Zusammen wirken auf Grund einer angemessenen Vereinigung ist hier dringend zu wünschen. In der ersten Hälfte des Avril hielt die Magdeburg-Leipziger Eisenbahn-Gesellschaft in Magdeburg eine außerordentliche General versammlung ab, deren Beschlüsse sich mit großer Majorität für den Bau der Linie von Magdeburg durch die Altmark nach der hannöverschen Grenze zum Anschluß an die Staatsbahncn des Königreichs Hannover und für den Bau einer weiteren Bahn von Staßfurtb nach Aschersleben aussprachen. Die Notbwcndigkeit beider Linien ist wobl außer Zweifel. Das Baukapital ist für beide Bahnen auf 4,500,000 Tbaler berechnet, und soll das emittirte Stammkapital der Gesellschaft um 1,750,000 Tbaler, das Prioritäts-Obli- gatwnskapital um 2,750,000 Thaler erhöht werden, in der Art, daß die Besitzer von je 2 der oben bezeichnete» Stammaktien eine neue Stamm aktie zum Paricourse erhalten. Die etwa nicht verwertheten Aktien sollen im Interesse der Gesellschaft weiter verwendet werben. Für die neuen Prioritätsobligationen wurden 4"/« Zinsen festgesetzt, außerdem sollen sie einer Amortisation von '/-"/»unterliegen, doch bleibt es vorläufig noch dem Mmessen der Gesellschaft (resp. des Direktoriums und des Ausschusses) überlassen, wenn dieselbe zu beginnen habe. Aus Thüringen theilt man uns nach dem Bericht der Mühlhausener Handelskammer mit, daß die projektirtc Bahn Gotha-Hannover bis jetzt immer noch keine bessere Aussicht auf Erfolg hat. Nachdem die Linie Halle-Nordhausen-Kassel durch die Zusicherung einer 10jährige» Zinsgarantie so weit gediehen ist. daß die Arbeiten beginnen können, for dert man für die Linie Gotba-Hannover dieselbe Begünstigung, und nach dem die preußische Negierung einmal seit Jahren einen Weg betreten hat, der seine großen Bedenklichkeiten in sich birgt, liegt mindestens eine ge wisse logijche Berechtigung in derartigen Forderungen. Die gegenwärtige Baumwollcnnoth, die gerade in dem Mühlhausener Bezirk viele Hände crwerblos macht, verleiht dem Gesuch obendrein noch einen moralischen Druck. Daß viele Köche den Brei verderbcn, sicht man an der Leipziger Papierfabrik bei Nossen, die ungeachtet aller Bemühungen ihres Ver- waliungsraths doch nicht recht vorwärts will, obgleich bei hinreichendem Betriebskapital alle Vorbedingungen eines frischen Aufblühens vorhanden wären. Andere Papierfabriken bleiben in dem gewohnten Gleise des Alt hergebrachten, und wollen sich weder zu irgend welchen Versuchen, ja nicht einmal zur Einführung erprobter Verbesserungen verstehen; die Leipziger Papierfabrik hat dagegen den goldnen Mittelpunkt wiederum zu weit über schritten und ist von Experimentiren kaum zu einer ordentlichen Produktion gekommen. Wir wollen gern glauben, daß das Unternehmen zur Zeit noch besser ist, als sein Ruf, doch ballen wir für nothwendig, daß eine feste cinbeitltche Leitung gewonnen werde, die den verschiedenen entgegengesetzten Bestrebungen als Vereinigungspunkt dient. Kleinere Mittheilungen. Für Haus und Werkstatt. Das Journal für Gasbeleuchtung berichtet über Brenner, welche mit einer, aus Messing gefertigten, unten fest anschließenden, oben aber über den Brenner vorstehenden Kapsel umgeben sind. Für den Lochbreniier bat die Kapsel oben eine kreisrunde Oeffiiung von 8 Millimeter Durch Messer, für den Schnittbrcnner ist sie in der Höhe der Brennerspitze von 19 bis auf 14 Millimeter eingescdnürt, und erweitert sich dann trichter förmig wieder bis zu 19 Millimeter Weite. Der Lichtcffekt dieser Brenner soll durch die Kapselvorrichtung um 50—100«/„ erhöbt werden Die Brenner wurden photomctrisch geprüft und die Sache bestätigt gefunden, ja es wurde sogar noch mehr als 100«/, erhöhte Leuchtkraft erhalten, — aber dasselbe Gasguanrum in einem gewöhnlichen Schniitbrenncr obne Anwendnng von Kapseln verbrannt, entwickelte ebensoviel Licht- als im Kapsclbrcnner. Die Oeffnungen der in den Kapseln steckenden Brenner sind sowohl beim Schnittbrenncr als beim Lochbreniier so eng, wie sie beim gewöhnlichen Steinkohlengase gar nicht verwendet werden dürfen. Nimmt man die Kapseln ab, so verbrennt man also das Gas a„f eine höchst unvortheilhaste Wc'se, es wird durch die geringe Licke des Gas stroms, namentlich bei vcrbältnißmäßig starkem Druck, der zur Erzeugung einer Flamme von einiger Ausgiebigkeit nötbig wird, der atmosphärischen Luft Gelegenheit gegeben, auf eine höchst naebllwilige Weste denselben einzudringen, und so sindet der Kohlenstoff bei der darauf stattfindcnden Ausscheidung sofort den zur Verbrennung notbigen Lauer stoss vor, ehe er zum Wcißglüben, d. b. zur Lichientwickclung gelangt. Bei Anwendung ter Kapseln wird dieses Eindringen ter almolpbärische» Luft in den un teren Tbeil des FlamnicnkörpcrS großentbcsts verhindert, indem die Kav- sein über den Brenner vorragen. und die Luft erst in größerer Höbe, wo bereits die Ausscheidung des Koblenstosts beginnt, freien Zutrstc zur Flamme erlangt. Aus diesem Verbindern der Diffusion scheint steh die Erscheinung erklären zu miiffcn, und die Vorrichtung ist wieder ein hübscher