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kieselsäurehaltig oder enthält es Quarz in feiner Bertheilung, so ist dieses Oxydiren um so notwendiger, weil sonst leicht eine Schlacke von kieselsaurem Eisenoxydul entsteht, welche ebenfalls störend auf die Reduction wirkt. Das gereinigte, gepulverte Mineral oder der gereinigte Wolframschlich wird nun in einem mit Kohlenpulver ge fütterten Tiegel einer intensiven Glühhitze bis zur erfolgten Reduction ausgesetzt. Die hierzu erforderliche Zeit ist nach der Güte des Ofens, des Brennmaterials und der Größe der Tiegel eine wechselnde, nach Umständen bis 24 Stunden dauernde. Die Wirkung ist eine Re duction der Wolframsäure zu Oxyd oder zu Metall, je nach der Dauer der Hitze und ihrem Grade, und ein Ueberführen des im Erze enthaltenen Eisens in niedere oder höhere Carburete. Die voll kommen reducirte Masse hat eine dunkle Farbe, leicht gesintertes Aussehen, hohes specifisches Gewicht und ist ein Gemenge von me tallischem Wolfram mit Eisen- und Mangancarbureten. Passende Oefen sind alle in der Technik bereits in andern Zweigen in Anwen dung gebrachte mit langer Glühdauer und hohen Hitzegraden^ Nur Tiegel vom besten, feuerfesten Material und höchst sorgfältiger Aus führung haben sich als verwendbar erwiesen. Zeigt der aus dem Tiegel genommene Regulus statt eines grauen körnigen Bruchs und großer Porosität ein mit glänzenden Flächen versehenes, mehr dich tes und braunes Aussehen, so ist derselbe zu rasch erhitzt worden und vor der Zeit geschmolzen, daher die reducirenden Gase denselben nicht mehr durchdringen und nur unvollständig reduciren konnten. Das aus dem ungerösteten oder gerösteten Material durch Reduction gewonnene Product, aus metallischem Wolfram und Eisenmangan- carburet bestehend, wird zur Verbesserung des Gußstahls verwendet, indem es in diesem Falle einfach der Stahleinwage nach Bedarf (von V2 bis 25 Proc.) zugesetzt und dann im Tiegel wie gewöhnlicher Stahl geschmolzen wird, wodurch letzterer so an Dichte, Härte und Festigkeit gewinnt, daß diese Eigenschaften selbst noch in der Roth- gluth bemerkbar bleiben. Auch kann man durch einen Zusatz von Wolfram künstlichen Damaststahl erzeugen, wie dies auch der Herzog von Luynes in Paris wirklich gethan hat." Jndeß war auch das Ausland nicht müßig geblieben. Nach der Invention wurde 1858 im Elsaß Wolframstahl hergestellt, zu dem man besonders den Wolfram aus den Gruben von St. Leon hard in den Vogesen verwendete. Noch wichtiger aber wurden für England die Versuche von Robert Mushet in Coleford, der sich auch Anfangs Januar 1859 ein Patent auf eine Legirung von Gußstahl und Wolfram ertheilen ließ. Das von ihm dabei ange wendete Verfahren hier näher zu beschreiben, würde uns jedoch zu weit führen und bemerken wir nur, daß es in der Rovuo univsro. T. VII, x. 61 ff. ausführlich geschildert und aus dieser auch in vr. Carl Hartmann's prakt. Handb. der Stahlfabrikation (Weimar 1861), S. 495 ff. mitgetheilt ist. Am 18. März 1859 ließ sich Mushet für England ein neues Verfahren der Stahlerzeugung patentiren, welches darin besteht, daß eine Legirung von Wolfram, Eisen und Mangan mit durch Hinein leiten von Luft entkohltem Roheisen zusammengeschmolzen wird. Die Legirung wird dadurch erzeugt, daß man 1 reducirtes Wolfram erz mit 4 Spiegeleisen zusammenschmilzt. Das Mengenverhältniß zwischen der Legirung und dem entkohlten Eisen richtet sich nach der beabsichtigten Qualität des Stahls, indem man, je härter dieser werden soll, desto mehr von der Legirung zusetzt. Eine nähere Be schreibung des Verfahrens brachte das Rsx>. ok luv., Dec. 1859, S. 562 und aus diesem im Auszuge das Polyt. Centralbl. 1860, S. 283. Es genügt, wenn wir nur erwähnen, daß sich der thätige Mushet ferner am 14. Juli 1859 eine neue Legirung von Wolfram und Eisen, an demselben Tage die Benutzung dieser Legirung zu Kanonenkugeln, Bomben rc., und am 15. Juli die Darstellung einer schmiedbaren Legirung von Eisen und Wolfram vatentiren ließ. (Ilex, ol xat. inv., April 1860, S. 324. 326. 329. In ganz kurzem Auszuge im Polyt. Centralbl. 1860, S. 793.) Gehen wir nun zu der fernern Geschichte des Wolframstahls in Deutschland über, so finden wir mit dem Anfang des Jahres 1860 eine Reaktion gegen denselben auftreten. Das Gewerbeblatt für das Großherzogthum Hessen brachte in seiner 4. Nr. vom genannten Jahre einen Aufsatz von dem Münzcandidat Rößler in Darmstadt, in welchem derselbe behauptete, die wegen der großen Härte schwie rige Behandlung werde keineswegs durch Haltbarkeit belohnt. Er hatte den von Hrn. Mayr in Leoben zu dem Preise von 24 Kr. pro Pfd. bezogenen Wolframstahl zu Stempelstöcken für Vereins. thaler benutzt, aber schon beim Härten zersprangen 2 Stück, und die beiden andern zeigten kleine Haarrisse, die schon nach den ersten 100 Stück geprägter Platten zu kräftigen Sprüngen wurden. Andere Versuche, den Wolframstahl zu Werkzeugen, als Meißel, Drehstähle rc. zu verwenden, hatten ihm ganz ähnliche Resultate gegeben, indem der Stahl sich äußerlich im Schmieden und Bearbeiten wohl ganz gut erhielt, im Härten aber ebenfalls die fatalen Sprünge zeigte. Herr Rößler folgerte demnach, daß der Wolframstahl zu allen Zwecken, wo er ungehärtet verwendet werdeganz Vorzügliches leiste, daß er jedoch in dem Falle, wo er das Härten zu erdulden habe, noch nicht das biete, was man von einer guten Stahlsorte verlangen könne. Bald darauf wurden noch andereKlagen über mißlungene Här tungsversuche laut. Bei genauer Prüsung fand man indeß, daß der Grund des mangelhaften Erfolges darin gelegen hatte, daß der Wol framstahl bei der Operation des Härtens eine eigentümliche Behand lung verlangt. Wir werden das ganz deutlich aus den nachstehen den beiden Berichten ersehen. Der erstere derselben ist von Herrn Karl Appelbaum in Königsberg und wurde in Dingler's Jour nal mitgetheilt. Herr Appelbaum hatte aus den Verhandlungen zur Beförderung des Gewerbfleißes in Preußen (s. 0.) ersehen, daß man gut gehärteten Hundsmanstahl bequem mit Drehstählen aus Wolframstahl abdrehen könne, was man bisher nur mit dem Dia mant vermocht hatte, und er verschaffte sich daher aus Leoben eine Quantität Wolframstahl, um Versuche anzustellen. Hören wir nun ihn selbst: „Ein Drehstahl für den Support, welchen ich von Wolfram stahl anfertigte, bis zur Rosenröthe erhitzte und dann auf die ge wöhnliche bekannte Art in Wasser härtete, leistete mir später beim Abdrehen eines Stückes englischen Gußstahls, den ich vorher ausge glüht hatte, beinahe gar nichts; nach 30 bis 40 Umgängen des Drehstücks schnitt der Stichel nicht mehr, und ich fand die Spitze nicht etwa ausgebrochen, sondern abgeschliffen. Ein Drehstahl von ge wöhnlichem englischen Gußstahl leistete Besseres und genügte voll ständig den Ansprüchen, welche man an derartige Werkzeuge zu ma chen berechtigt ist. Da ich meinen Wolframstichel nicht angelassen hatte, sondern ihn glashart zur Anwendung brachte, so kam ich auf die Vermuthung, daß der Stahl nicht hart sei und prüfte ihn mit der englischen Feile. Die Feile griff den Stahl aber auch nicht im Ge ringsten an und ich sah mich daher in meiner Annahme widerlegt. „Hierauf fertigte ich einen Hartmeißel von Wolframstahl und ließ ihn nach der Härtung dunkelgelb an, also auf einen Härtegrad, bei welchem erfahrungsmäßig englischer Gußstahl, zu demselben Zweck verwendet, auszuspringen Pflegte. Nach dem ersten Hiebe auf wei ches Eisen drückte sich die Schneide, und der Meißel war somit zu weich, obgleich die englische Feile ihn nur sehr wenig angriff. Mit einem Lochbohrer und mit einem Gewindebohrer ging es mir eben so, und ein Körner verlor seine Spitze nach dem zwölften Hiebe. „Zufällig wurde ich veranlaßt, das Schweißverfahren mit die sem Wolframstahl zu versuchen, wobei ich sehr günstige Resultate er hielt. Der hiesige Schloffermeister Saacke schweißte mit großer Sorgfalt ein sehr kleines Stückchen Wolframstahl mit einem sehr derben Stück Kanteisen und schmiedete solches darauf zu einem Hart meißel aus, der jetzt bereits seit mehren Monaten in seiner Werkstatt mit bestem Erfolge gebraucht wird. Der Stahl schweißt sich daraus nicht schwer, ohne eines künstlichen Schweißmittels zu bedürfen, und leistet nach Angabe des Hrn. Saacke jedenfalls eben so viel, wie der beste englische Gußstahl. „Nach dieser Erfahrung glaubte ich mich zu der Annahme be rechtigt, daß Wolframstahl bei der Härtung einen größer» Hitzegrad beanspruche, als der englische Gußstahl, und ich härtete sonach die angefertigten und vorerwähnten Werkzeuge nochmals, indem ich die selben zwischen Hellroth und Weiß ablöschte. Die nun angestellten Versuche sielen ganz anders aus und bei weitem günstiger, als die ersten. Der Hartmeißel, welchen ich zwischen Kirschroth und Blau angelassen hatte, stand auf Eisen ganz vorzüglich, und erst nach etwa achtzig Hieben war eine ganz unbedeutende Abstumpfung der Schneide wahrzunehmen. Der Körner und der Lochbohrer leisteten ebenfalls ! ganz Vorzügliches, nur der Supportstichel diente mir nicht besser, als ein von englischem Gußstahl angefertigter. Mit diesem Support stichel unternahm ich nun folgende Operation: ich ließ ihn dunkelroth werden und löschte ihn dann in einer Mischung von 5 pulverisirtem gelben Harz, 3 Thran und 2 Talg ab, worauf ich ihn nochmals ins Feuer brachte, sehr hellroth, beinahe weiß, werden ließ und ihn dann wie gewöhnlich in nicht zu kaltem Wasser (etwa 12" R.) ab- 2