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meister, Mechaniker, Maurer, Zimmerleute und Banhandwerker ein reiches Material zur Belehrung und praktischen Anwendung Das von Beuth in Berlin gegründete technische Gewerbe-Institut, von ihm selbst geleitet, mit auserwählten Lehrern und den besten Lehrmitteln ausgerüstet, mit einer Maschinenbau-Werkstatt, einer Kunstgicßcrei nud andern in bas Kunstfach einschlagcnden Werkstätten verbunden, nahm zahlreiche junge Männer aus allen Ständen i» sich auf, welche eine höhere technisch-wissenschaftliche Ausbildung erstrebten und durch Stipendien ermuntert und unterstützt wurden. Die unter seiner Leitung stehende technische Deputation für Ge werbe, mit einer reichen technologischen Bibliothek und einer Modellsamm lung versehen, schloß eine auserlesene Zahl sachkundiger Männer in sich, um durch Persönliche» Verkehr und durch Herausgabe belehrender Werke mit Rath und That dem Gewerbstande hilfreich zur Hand zu gehen. Ver eint mit ihr verfolgte der im Jahre 182V von Beuth gestiftete „Verein zur Beförderung des Gewerbfleißes in Preußen" den Zweck, durch Kennt- nißnahme von dem Zustande der in- und ausländischen Gcwerbsamkeit, durch Prüfung, Verbreitung und Belohnung neuer Erfindungen und Ver besserungen, durch Unterricht und durch Preis-Aufgaben die Entwicklung und den Aufschwung der Gewerbe zu fördern. Ganz wesentlich war bei alle diesem das Augenmerk auch auf eingehende Kenntnißnahme nnd An eignung der Fortschritte des Auslandes gerichtet. Zu diesem Zwecke wur den bewährte Sachverständige ins Ausland gesendet, die dort gewonnenen Erfahrungen weiter verbreitet, neue nnd vervollkommnete Maschinen — oftmals nicht ohne große Schwierigkeiten — zur Erprobung bezogen, nm demnächst hier zum Vorbilde zu dienen. Tüchtig vorbereiteten jungen Männern wurde Gelegenheit verschafft, sich im Auslande umzuschen, und sich dort für ihr Fach weiter auszubtlden, oder sich mit den bei uns noch nicht heimischen Industriezweigen vertraut zu machen; durch aufmunternde Beihilfe ward ihnen dann die Hand geboten, das Erlernte auch bei uns heimisch zu machen. So verdankt namentlich die Vervollkommnung des Mühlcnwcsens nach amerikanischem Vorbilde, die Verbesserung der Appre tur, weiche iu den großen Manufacturzweigcn eine so wichtige Stelle ein nimmt, die Verbreitung der Dampfmaschinen und der gesammte Maschinen bau, dem die Wcrkstätte des Gewerb-Jnstituts die besten Muster vorzu-' führen suchte, Beuth's Bemühungen eine sehr wesentliche Aufmunterung nnd Förderung. Der in Heidelberg vom 13. bis 18. Mai abgehaltene deutsche Handelstag befaßte sich mit den nachstehenden Gegenständen: Einführung eines einheitlichen Maß- und Gewichrssvstems in Deutschland. Vollstän dige Herstellung der Münz-Einheit. Einführung des deutschen Handels gesetzbuches. Die Zukunft und Erweiterung des Zollvereins. Aufhebung der noch bestehenden Transit-Zölle (auf der Berlin-Hamburger Eisenbahn), Ermäßigung der Elbzölle nach den Vorschlägen des Magdeburger Elbzoll- tages. Die jetzt von vielen Seiten lautgewordencn Beschwerden überDiffe- renzial-Tarife der Eisenbahnen für Localfrachtcn und durchgehende Frachten haben auf dem Handelstag nicht zur Erledigung kommen können, wie denn dies überhaupt eine der complicirtcsten Fragen ist, wo die verschiedensten und ganz berechtigte Interessen in Kollision kommen. Die ständige Deputation des volkswirthschaftlichcn Congrcsscs in Berlin hat beschlossen, ihren heurigen Kongreß vom 9. bis 12. Sept, in Stuttgart abzuhalten. Das Programm kann von der genannten Deputa tion bezogen werden. Der Stuttgarter Gewerbevcrcin hat seinen Bericht siir das Vcr- einsjahr 1860—61 ausgegeben. Wir entnehmen den verschiedenen Nach weisungen desselben Folgendes über dieses gemeinnützige, nun seit 14 Jahren in hiesiger Stadt epistirende Jnstitikk. Die Hauptpunkte der Tbätigkcit des Vereins find der vor 3 Jahren gegründete Lcsecirkel, welcher 348 Abon nenten zählt und 30 verschiedene Journale cirkuliren läßt, die Fürsorge für die Abhaltung öffentlicher Vorträge und endlich die Preisvcrthcilung für Lehrlingsarbettcn, welche das Resultat lieferte, daß von 107 Bewer bern an 12 eine Silberprämie, an 49 eine Bronzcprämie, an 34 der zweite Preis und an 8 eine öffentliche Belobung crtheilt werden konnte. Dem Nach weise über die Finanzen des Vereins entnehmen wir, daß derselbe am 31. December 1860 ein Vermögen von 6989 fl. 25 kr. besaß, im abgclau- fenen Kalenderjahr 1860 an Jahresbeiträgen der Mitglieder 1293 st. 30 kr., an Abonnementsgebührcn vom Lcsecirkel 450 st. 36 kr. und endlich ein bedeutendes Legat von dem verstorbenen Herrn Controlcur Binder im Betrag von 3000 fl. eingenommen hat. Patente sind crtheilt: in Sachsen: dem Maschinenfabr. K. E. Rost in Dresden auf Verbesserungen an Holländern zur Papicrfabrikation; dem Kaufm. I. Imme in Berlin auf eine volta-elektrische Metallbürste; dem Bäckermeister I. H. Essen in Osnabrück auf einen Backofen mit Stein- kohlenhcizung; dem Fabrikant E. Gcßner in Aue auf Verbesserungen an Krempeln; dem Mechaniker F. W. Schatz in Leipzig auf eine Gaskraft maschine neuer Eonstructiou; dem Ferd. Voigt in Dresden auf eine Form von Spar- und Schncllbrennern zum Feueranzünder!. — In Württemberg: dem Ziegelcibesitzer E. Ziegler in Heilbronn auf eine Brennmaterial spa rende Einrichtung von Kalk- und Ccment-Brcnnöfen; dem Werkmeister H. Omeis auf eine Obstdörre; den Fabr. Siru, Lizars L Ev. in Leipzig auf neue Einrichtungen an einem Kompensations-Gasmesser; dem Me chanikers W. Reißer in Stuttgart auf Regulatoren für Argaud-Gas flamme». In der »roßen Actien-Eisenfabrik zu Bochum, die gewöhnlich 900 Menschen beschäftigt, werden jetzt, wie in Essen (bei Krupp), Kanonen gegossen. Die Knnstwcbcrei blüht noch; ein schlesischer Fabrikant Fränkel hat für den Schwiegersohn des Sultans ein Damasttafeltuch unfertigen lassen, das zu einem seltenen Kunstwerke geworden ist. Die Zeichnung stellt Schlachtgernälde aus dem letzten orientalischen Kriege dar und kostete 3000 Fr. Bei Herstellung des Tafcltuchs (40 Fuß lang, 10 Fuß breit) brauchte Frankel 44,000 Karten. Die außerordentlich fein gewebten Ge mälde scheinen auf den Grund hingehaucht zu sein, die Soldaten, Pferde, Festungen re. sind überraschend schön. Ans keiner deutschen Fabrik ist bis jetzt ein solches Kunstwerk hervvrgegangcn. Schuhmacherei mit Dampf. — Ein gewisser George H Rozct und Paul Querouze haben in New-Orleaus mit einem Kapital von 40,000 D. eine Dampfschuhfabrik errichtet, die bis jetzt etwa 600 Paar den Tag liefert. Bei einiger weiterer Ausdehnung und mit Hilfe von 100 Arbeitern kann dieselbe Maschine bis 1600 Paar Arbeitsschuhe den Tag liefern. Die Arbeit wird gelobt als tüchtig, gefällig und haltbar. Mit diesem Artikel versorgte sonst Massachuscts und Ncw-Jerscn den Süden. Die Fabrik comprimirtcr Gemüse in Frankfurt a M. hat eine bedeutende Sendung in comprimirlen Suppengemüsen (200,000 Rationen) nach den Festungen in Venetien befördert. Die Orgelbauer Reubkc aus Aschersleben haben die Ausstellung einer großartigen Orgel in der Domkirche zu Magdeburg beendigt. Dieses mächtige, 8l klingende Stimmen zählende Werk, welches sich als solches auch schon durch einen stattlichen, prächtigen, im gvthischen Style gehal tenen Prospcct mit reichen Holzschnitzereien, Zinkgußornamcnten und Broncc- Anstrich ankündigt, zeichnet sich bei großer Kraft hauptsächlich durch den schönen Klang seiner Rohrwcrke wie auch anderer gelungener Stimmen aus und läßt sich, vermöge der auch hier — wie durch Buchholz in der Petriorgcl zu Berlin — verwendeten pneumatischen Maschine bei sämmt- lich gekoppelten Klavieren, deren die Orgel 4 zählt, ganz gut handhaben. Allerdings trägt zur erhöhten Wirkung des Orgcltons das große herrliche Gewölbe der Kirche mit bei, so daß der Ton gleichsam wie ein höheren Regionen angcböriger erscheint. Die im Mai i» Berlin abgchaltcnc landwirthschaftlichc Ausstellung hat auch ein Getränk unserer Vorfahren wieder in Erinnerung gebracht. Der Meth, welchen der dortige Apothekenbesitzer Blume zur Ausstellung brachte und der auch durch eine Medaille prämiirt wurde, gibt an Ge schmack den schönsten Sorten alten süßen Nngarwetns nichts nach. Auch auf der hannoverschen Ausstellung des deutschen Bienenvereins im vorigen Herbst gewann dieses Erzeugnis! einen der ersten Preise. In Rottweil sand im Mai eine Industrie-Ausstellung des wiirt- tembergischen obern Schwarzwalds statt. Eine ansehnliche Anzahl von Gewerben war vertreten. Neber 30,000 Gegenstände, zum Theil sehr überraschende und dort kaum zu erwartende, waren ausgestellt. An der Londoner großen Weltausstellung scheinen sich die franzö sischen Fabrikanten wenig betheiligcn zu wollen. Desto regsamer ist man in Deutschland. Die k. sächs. Negierung ist bedacht, in angemessener Weise für die Vertretung drr sächsischen Industrie zu sorgen nnd hat für diesen Zweck 18,000 Tbaler bestimmt. In Hanau wird der landwirthschaftl. Provinzialvcrcin am 18. Juli eine große Ausstellung veranstalten. Zwischen Preußen und Frankreich ist ein Bcrtrag geschlossen, be treffend die Herstellung einer schiffbaren Verbindung des Rhein-Marne- Canals und der Saar. Der k. prcuß. Handclsminister bemerkte zu diesem Vertrage, als er denselben dem Hause der Abgeordneten übergab: „Schon 1843 und 1845 waren Verhandlungen in dieser Angelegenheit angeknüpft; die damals erhobenen Ermittelungen stellten die Ausführbarkeit und Zweck mäßigkeit der beabsichtigten Anlage außer Zweifel, die Verhandlungen konnten aber nicht zum gewünschten Abschluß gelangen. Die Ausführung des Canals kam eine Zeit lang ins Stocken; im Jahre 1857 bildet? sich ein kvmitö in Frankreich, welches sich wegen der Herstellung desselben mit der diesseitigen Regierung in Verbindung setzte. Es wurde dem Comite geantwortet, daß die Negierung nicht abgeneigt sei, das Project zu för dern, daß man ihm jedoch überlasse, zunächst die Genehmigung der fran zösischen Regierung einzuholcn. Nach mehren Verhandlungen ist eine Ver ständigung zwischen dem Comite und der französischen Regierung zu Stande gekommen, und im vorigen Jahre hat sich die französische Negierung an .die diesseitige gewendet und die Regierung hat geglaubt, die Hand zur Äus- führung des Projektes bieten zu sollen, um so mehr, als der Zweck dieses großen Unternehmens fast allein auf einen leichtern Bezug von fiskalischen Steinkohlen gerichtet ist. Die Förderung der Kohlen in Saarbrück bat sich seit 10 Jahren erhöht von 3 Mill, auf 9 Mill. Tonnen und der tteberschuß ist von auf 1'/- Mill, jährlich gestiegen. Wenn eine Ver mehrung des Absatzes hcrbeigefübrt wird, kann ist binuen wenigen Jahren der Ersatz des Anlagekapitals in Bezug auf die diesseitigen Kosten zu er warten. Diese Kosten sind veranschlagt prcußischerseits auf 700,000 Thlr.; sodann sind noch großartige Anlagen, als Hafen re. nothwendig, so daß sich die Gesammtkoften auf ca. 900,000 Thlr. (?) Herausstellen werden. Der Vertrag ist am ll. Arris abgeschlossen und ist dabei eine 6wöchcnt- liche Ratificationsfrist Vorbehalten. Französischer Seits betragen die Kosten über 15 Millionen; das betreffende Gesetz ist dort bereits pu- blicirt." — Die Bohrbcrsnchc in Passy sind am 25. Mai geglückt. Nach sechs jähriger Arbeit Kat man für den dortigen artesischen Brunnen die wasser haltige Schicht erreicht. Man räumt das Bohrloch auf, damit das Wasser sich leichter Durchbruch verschaffen kann. Der Ingenieur, welcher die schwierige Arbeit glücklich zu Ende geführt hat, ist der bekannte Meister im Fache des Brunncnbohrens, Herr Kind. Der Nutzen des Geschichtsstudiiims für die Industrie. Von Herrmann Grothe, Techniker aus Salzwedel. Eine nicht unerfreuliche Erscheinung unserer Tage ist die enge Verbindung, in welche Praxis und Theorie getreten sind. Praxis und Theorie gehen Hand in Hand, und das ist gewiß die beste Sicher-