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löschte. Die jetzt angestellten Versuche befriedigten vollständig, und seine Leistungsfähigkeit war weit höher anzuschlagen, als die des englischen Gußstahls. Gehärteten Hundsmanstahl griff dieser Sti chel aber auch nicht im Geringsten an und brach bei jedem Versuche aus, weshalb ich die Eingangs erwähnte Mittheilung für Uebertrei- bung halte. „Daß übrigens dieser Wolframstahl sich seiner vorzüglichen Eigenschaften wegen sehr bald Eingang verschaffen wird, ist außer allem Zweifel, und er wird seiner Schweißbarkeit wegen den engli schen Gußstahl für viele Fälle entbehrlich machen." So weit Herr Appelbaum. Der zweite oben erwähnte und für die Beurtheilung der Anwendbarkeit des Wolframstahls zu Werk zeugen wichtige Bericht ist in der Gemeinnützigen Wochenschrift, 1860, Nr. 25 gegeben. Wir lesen dort: „In der mechanischen Werkstätte der Maxschule zu Würzburg wurden mit einer 1 Zoll starken, vierkantigen Stange Wolframstahl mehre Versuche behufs Darstellung verschiedener Werkzeuge gemacht, deren Resultate wir hier mittheilen. — Zunächst wurde die Stange auf den vier Seiten in rothwarmem Zustande mehre Linien tief ein gehauen, abgekühlt und gebrochen, bei welcher Manipulation die große Härte dieses Stahls sehr wohl bemerklich war. Derselbe zeigte, wie der beste Gußstahl, eine gleichmäßige, feinkörnige Bruchfläche, ohne Schiefer und Längenrisse. Aus dem abgehauenen Stück wur den zwei Handdrehstähle geschmiedet, wobei man den einen rothwarm, wie Gußstahl, den andern hellrothwarw, wie deutschen Stahl, be handelte; nach sorgfältigem Ausglühen wurden dieselben bearb«itet und in kaltem Wasser mit den gewöhnlichen Vorsichtsmaßregeln ge härtet. Nachdem sie vollständig kalt aus dem Wasser genommen und geschliffen waren, zeigte sich an demrothwarm geschmiedeten Stahl auf seiner ganzen Länge ein feiner Härteriß, während der andere keine unganze Stelle hatte. Beide Stähle wurden erst glashart, hierauf strohgelb und braungelb angelaufen, zum Drehen verwendet, und zwar auf federhartem Gußstahl, Schmiedeeisen und Gußeisen. „Während des Gebrauchs konnte in Beziehung aus Dauer haftigkeit zwischen ihnen kein Unterschied wahrgenommen werden, doch verhielt sich ein gleichzeitig in Gebrauch genommener Gußstahl meißel im Ganzen genommen nicht schlechter, denn wenn auch seine Härte ein Wenig geringer war und die Schneide stumpf wurde, so behielt doch auch der Wolfrckküstahl seine feine Schneide nicht länger, und unter der Loupe -konnte allerdings weniger ein Abschleifen, als vielmehr ein Abspringen wahrgenommen werden. „Ein zweiter Versuch wurde unter sorgfältiger Behandlung im Feuer mit zwei Kaltmeißeln vorgenommen. Hier zeichnete sich der aus Wolframstahl gefertigte bei Bearbeitung von hartem Gußeisen durch die Eigenschaft, die Schneide länger zu halten, Vortheilhaft aus, dagegen erhielt dieser Meißel bei weniger sorgfältiger Behandlung während des Härtens leichter Härterisse, als der Gußstahlmeißel. „Ein dritter Versuch bestand in der Anfertigung eines Bank hammers, wobei Wolframstahl zur Platte und Finne verwendet wurde. Das Ausschweißen geschah mit Benutzung eines Sandes, der sich zum Schweißen des Gußstahls sehr gut bewährt hatte, hier jedoch ein schlechtes Resultat lieferte; ein Versuch mit Anwendung von Borax gelang vollkommen. Die Schweißstelle war nur, nach dem der Hammer geschliffen worden, an der verschiedenen Farbe des Eisens und Stahls bemerkbar und konnte auch nach dem Härten des Hammers, wobei derselbe vollständig rothwarm in kaltem Wasser abgeglüht wurde, kein Härteriß bemerkt werden. Ein weiterer Ver such, den Hammer nur an der Platte und Finne abzukühlen, mißlang, indem die erst abgekühlte Platte bei dem nachherigen Abkühlen der Finne Härterisse erhielt. — Der zu den Versuchen benutzte Stahl wurde durch Lovrek und Holter in Wien aus dem Franz Mayrschen Gußstahlwerk zu Kapfenberg in Steyermark bezogen." Es ergibt sich aus dem Mitgetheilten wohl zur Genüge: 1) daß die ersten, dem Wolframstahl gezollten Lobeserhebungen, wie das so ost bei neuen Erfindungen der Fall ist. zu sanguinisch waren; 2) daß aber auch der Tadel nicht immer vollberechtigt war, vielmehr dem Wolframstahl jedenfalls eine Zukunft bevorsteht; 3) daß die Behandlung beim Schweißen und Härten von besonderer Wichtigkeit ist und die Fabrikanten von Wolframstahl ihr Interesse besonders fördern würden, wenn sie fleißig Versuche über die Behandlung und Verwendung des Wolframstahls anstellten oder anstellen ließen und die erlangten Resultate zur Veröffentlichung brächten, da bis jetzt die Ange legenheit noch keineswegs als abgeschlossen betrachtet werden kann. Technische Musterung. Bergmann's Eisenbahn-Trinkbecher. — Wer weitere Fahrten auf der Eisenbahn macht, schmachtet wohl oft bei heißer Witterung nach einem Labetrunk und gönnt sich denselben gleichwohl nicht, weil er es nicht liebt, während des kurzen Anhaltens des Zugs in stürmischer, genußloser Hast ein Seidel zu leeren. Andererseits sind die Bahnhofs-Restaurateure man chem Nachtheiie ausgesetzt, indem bei dem eilfertigen Zureichen der Trink gefäße diese zerbrochen oder bei einer schnellen Abfahrt des Zugs auch wohl zur nächsten Station mitgenommen werden. Diesen Uebelständen hat Herr T. F. Bergmann in Dresden abge- hvlfen, indem er zierliche und saubere Becher von Papier erfand, in welche der Kellner das Getränk demjenigen Reisenden einfüllen kann, welcher es Vorsicht, gemächlich während der Weitcrfahrt seinen Trunk zu genießen. Die wenigen Pfennige, welche ein solcher Becher kostet, werden viele Rei sende gern zahlen, um steh die erwähnte Annehmlichkeit zu verschaffen. Ueberdies zweifeln wir nicht, daß sich ein solcher Becher, wenn er nach der Ausleerung vorsichtig aufbewahrt wird, nicht noch ein zweites unk vielleicht drittes Mal zum Füllen sollte verwenden lassen. Verschiedene Versuche auf die Haltbarkeit dieser Papierbechcr haben ergeben, daß sie mehre Stunden einer Flüssigkeit widerstehen können. Herr Bergmann fertigt seine Patent-Papicririnkbechcr in zwei ver schiedenen Größen. Die größer», von denen 100 Iftz Thlr. kosten, halten s/^ Kanne sächs. und sind besonders für Bier bestimmt; die kleinern, deren 100 1 Thlr. koste», enthalten Kanne sächs. und sind auch zu warmen Getränken anwendbar, werden daher den reisenden Damen auch auf den Schnellzügen die Gelegenheit gewähren, mit Gemächlichkeit und Wohl behagen Kaffee oder Thce zu genießen. Wir empfehlen das neue Unternehmen des Herrn Bergmann freund licher, allgemeiner Berücksichtigung. Echtsarbigc Scidcnstosfc 'zn waschen. -- Seide wird stets kalt ge- waichen. Um ein seidenes Kleid zu waschen, nimmt man 10 Maß Fluß wasser, Seife nach Vcrhältniß und gibt eine Maß Ammoniakflüssigkeit hinzu. Mit dieser Mischung wäscht man das Kleid tüchtig durch und spült cs nachher in fließendem Wasser gehörig aus. Auf diese Weise erhält man den Stoff fast wie neu. . Auch unechte Seide kann man in dieser Flüssigkeit waschen, nur muß mau gewärtigen, daß die Farbe sich verändert; oft jedoch erhält auch diese Ware eine schönere Farbe, als sie vorher gehabt hat. Zweite Vorschrift. Man reibt Seide mit Eidotter, wie man dieselbe mit Seife einreiben würde, wäscht das Zeug mit lauwarmem Wasser so lange, bis es rein ist, spült es mit kaltem Wasser nach und läßt cs bei gewöhnlicher Temperatur trocknen. Dann schüttet man in ein Glas Wasser l Quentchen Tragant!»-Gummi und 1 Qtch. Flohsamcn, läßt diesen Ansatz 12 Stunden lang stehen, kocht denselben wie eine dünne stärke ein, seiht das Gekochte durch ein Tuch, zieht die Seide hindurch und mangt sie so lauge zwischen zwei Tüchern, bis sic trocken gewor den ist. llm gewaschenes Seidcnzcug glänzend zu machen, nimmt man in einen Topf 4 Pfund Wasser, löst darin 2 Loth arabisches Gummi, und wenn dies vollständig aufgelöst ist, setzt man 2 Löffel voll Ochsengall« und '/? Loth Flohsamen zu, kocht Alles eine Viertelstunde lang, und wenn die Mischung abgeküblt ist, bestreicht man das Zeug damit vermittelst eines Schwammes so lange, bis cs feucht geworden ist, und glättet cs auf einem leinenen Tuche. (Deutsche Musterztg.) Verbesserung des aus Rollen laufenden Hobels von Nr. A u g n st Vogcljun. — Hr. vr. Vogel macht im polyt. Journal folgende Mit theilung über eine Verbesserung seines im Jahrg. 1860 des polyt. Cen- tralblattcs S. 747 beschriebenen und abgebildeten, auf Rollen laufenden Hobels. „Vor einiger Zcithabc ich einen auf Nollen laufenden Hobel neuer Construction beschrieben. Die ersten Exemplare dieses Instrumentes wa ren von Holz angefcrtigt und ich habe schon in der damaligen Beschrei bung bemerkt, daß cs wahrscheinlich nothwendig werden dürfte, den ganzen Hobelkasten statt von Holz in der Folge aus Gußeisen «»fertigen zu las sen, indem das Schwinden der Holzsohle des Rollenhobels begreiflich nicht wohl zu vermeiden ist, wodurch unter Umständen ein Steckenblciben der Nollen bedingt werden müßte. Es sind nun nach meiner Angabe von Hru. Mechaniker Falter in München mehrere neue Exemplare des Nol- lcnhobels ausgeführt worden, deren ganzer Hobelkasten aus Gußeisen statt in Holz angefertigt ist. An dem ganzen Nollenhobel ist somit nichts mehr von Holz, als die innere Ausfüllung, welche durch vier Schraube» an je der Seite des eisernen Hobelkastens befestigt ist. Durch die Construction des Hobelkastens in Eisen wird nicht nur ein Schwinde» ter Sohle des Hobels vollkommen unmöglich gemacht und da durch das Steckenblciben der beiden Nollen verhindert, sondern der Hobel gewinnt auch sehr bedeutend an Gewicht, so daß dem Arbeiter mittels die ser Vorrichtung die Anwendung des Drucks und Schwungs wesentlich er leichtert ist. Außerdem erkält das Werkzeug dadurch ein äußerst gefälliges Ansehen. In dieser neuen Form hat der Rollenhobel von Fachmännern bereits vielfältige Anerkennung gesunden und da durch die Ausführung des Ho belkastens in Gußeisen statt in Holz der Preis nur wenig erhöht wird, — in Berücksichtigung der größeren Stabilität und Brauchbarkeit aber eine so geringe Preiserhöhung gar nicht in Betracht kommen kann, so glaube ich, daß durch weitere Ausbildung der von mir vorläufig zur Aus- fükrung gebrachte» Idee eine allgemeinere Einfübrung des Werkzeuges, natürlich unter Einschränkungen, die der Praktiker leicht hcrauszufinden vermag, in den betreffenden Werkstätten «»gebahnt werden könnte." Photographische Druckmaschine. — lieber den kürzlich in Amerika erfundenen Apparat, welcher 4000 Photographische Kopien in einer Stunde liefern soll, theilt der „Progrcs de Luon" folgendes Nähere mit. Das Papier, von gewöhnlicher Beschaffenheit, wird mit Gelatine geleimt und imprägnirt mit Jodsilber, gemischt mit Salzen, die seine Empfindlichkeit