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»r. IS. Iriedrich Heorg Wieck s 1884. Deutsche Herausgegeben von Otto Oammcr Neummdzwanzigstcr Jahrgang. Zu beziehen durch alle Buchhandlungen und Postämter. Wöchentlich ein Bügen Preise für Ingenieur-Arbeiten in England. Der LnZinoor vom I. März d. I. Seite 145» bringt folgenden interessanten Aufsatz über zu zahlende Preise für Ingenieur-Arbeiten in England, sich stützend anfeinen noch schwebenden Prozeß dieser Angelegenheit. Der Prozeß Fothergill') contra Ashbury's Wagenbau gesellschaft,") hat wiederum die Aufmerksamkeit auf die Frage, be treffend die Preisstellung in dem Jngcnieurfachc, gerichtet. Die Verklagten hatten sich an Hrn. Fothergill mit dem Er suchen gewendet, die Inventur oder Abschätzung des Materials ihrer großartigen Wagcnbaucrei zu Opcnshaw bei Manchester zu leiten. Ob es nun nothwendig war, einen in seinem Fache so hochstehen den Mann, als es Hr. Fothergill ist, für den einfachen Zweck der Abschätzung zu engagiren, ist eine Sache für sich. Es war jedoch kein Grund vorhanden, weshalb Hr. Fothergill diesem Ansuchen nicht nachkommen sollte und ebenso lag kein Grund vor, weshalb er einen geringeren Preis für diese Leistungen beanspruchen sollte, als ihm in Fällen, wo eine größere Geschäftskenntniß erforderlich, gezahlt wor den wäre. Fast jeder Assistent eines Bauherrn ist befähigt, so und so viel Centner Eisen oder Messing, so und so viel Ladungen Bau holz und so und so viel Centner Oel zu wiege» und zu messen und deren Werth auch richtig anzugeben; es giebt selbst sehr viele, welche die im Bau begriffenen Eisenbahnwagen, genau nach ihrem Werthe abgeschätzt haben würden, deren Diäteu-Liqnidationen von 1 Guinea ch) pro Tag zu viel gewesen sein würde. Jedoch wenn auch eine Tonne Eisen und eine Ladung Bauholz immer die gleiche bleibt, ob der Assistent des Ingenieurs oder der berühmteste Ingenieur selbst die Messung und Abwiegung vornimmt, so ist cs doch bisweilen von großer Wichtigkeit, der Sache einen Namen heizufügen, um eine an sich selbst so einfache Angelegenheit zu bescheinigen. Ohne Zweifel dachten die Bauherren zu Openshaw ebenso und in diesem Falle Fothergill, ein Maschinen-Ingenieur in London. ") Ashbury's Wagenbaugefflischast in Openshaw bei Manchester ilt I die bekannte Wagenbau-Anstalt, weiche im Fahre 1862 zur Zeit der Lon doner Weltausstellung in der Zeit von 11 Stunden und 20 Minuten einen kompletten hölzernen bedeckten 4rädrigen Güterwagen. direkt von den Roh materialien herstellte und l5 Stunden später denselben im Ausstellungs lokale zu London ausgestellt hatte. 1 Guinea — 7 Thlr. konnten sie nichts Besseres thun, als sich au den Herrn Fothergill zu wenden, obgleich sie später sich darüber beklagten, daß Herr Fothergill einen niedrigeren Preis auf das vorbaudenc Matcrial- Onautum gestellt, als frühere Abschätzer aus gleiche oder sogar klei nere Vorräthe gcthan hätten, und was endlich die Forderung von 1476 Pfd. Sterl.*) anbetraf, so verweigerten sie es, derselben Folge zu leisten. Allerdings war es eine große Rechnung, beinahe 5 o/„ der ganzen Abschätzungssumme, jedoch hat bas Gericht nur in Betreff dieser Fordernng die Frage zu entscheiden, ob dieselbe in Bezug auf den amtlichen Beruf und der wirklich dazu verwendeten Zeit eine zu lässige sei. So weit wir die Sache verstehen, war cs eben nicht die Zeit, sondern der Preis, welcher dafür verlangt wurde, der den streitigen Punkt ausmachte, denn Hr. Fothergill verlangte 10 Guinea für jeden Tag — den Tag zu 6 Stunden gerechnet — während der Dauer seiner Amtsthätigkeit. Dieser Preis würde für einige Inge nieure, die ihre volle Zeit einem derartigen Geschäfte widmen, sehr mäßig, vielleicht gar zu gering sein, während er für weniger berühmte in ihrem Fache zu hoch sein würde. Hrn. Fothergills's Rang als Ingenieur ist allgemein be kannt und wäre er es noch nicht, so würde er zur vollsten Anerken nung während der Verhandlung seines Prozesses gebracht sein. Herr Fothergill batte ohne Zweifel das Recht, seine Dienstleistungen ebenso hoch anzuschlagen, als irgend einer der besten praktischen Maschinisten des Königreichs, und wir können dem Ingenieur stande nur Glück dazu wünschen, daß seine Mitglieder so streng auf die Anerkennung ihrer Ansprüche beharren. Der innere wahre Werth der Arbeit des Ingenieurs ist groß, der Ncichthum unseres Landes ist durch dessen Genie, Geschicklichkeit und harte Arbeit zu einer enormen Höhe gestiegen, und diese werden noch keineswegs in dem Maße bezahlt, wie die der Rechtsanwälte oder Räthe, die durch ihre Dienstleistungen, welche zwar in gewissen Fällen von großer Wichtigkeit sind, dock nicht dem großen Ganzen Nutzen bringen, sondern nur indirekt durch unpartheiische Auslegung und Ausübung des Gesetzes dem Kapitale und der Industrie Sicher heit und Vertrauen bewahren. Die ganze Theorie der Preise, ob in Bezug auf Geschäfts- oder ') 1 Pfd. Sterl. ----- 6'/, Thlr.