Suche löschen...
02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 18.01.1911
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-01-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19110118020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911011802
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911011802
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-01
- Tag 1911-01-18
-
Monat
1911-01
-
Jahr
1911
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Ur. is. los. Irchrsang. LetvUvrr TsyrtNrm. MMwoch, lS. Isnusr lsn. den kleinen Kreuzer „Kondor", der auf der austta- lischen Station die deutsche Flagge zeigte. Dann in die Heimat zurückgekehrt, war sicher ältester Ober leutnant auf dem großen Kreuzer „Scharnhorst". Als Kapitänleutnant stand er. der sich speziell im Tor pedowesen ausgebildet batte, zur Ve«'üguilg der In spektion des Torpedowesens unter dem Konteradmiral Laus. Leutnant z. S. K a l b e ist an» 1. tlpril 1805 in die Marine einaetreten und am 28. September 1!M Leutnant zur See aeworden. Auch er bat »ine spe zielle Ausbildung im Torpedowcsen erkalten und bat al» Fähnrich zur See und als Leutnant ans dem Linienschiff „Wittelsbach" Dienst aetan. O lieber den Gang der Bergung»- und Bettungsarbriten enrnehmen wir dem „Verl. Lok. Anz." folgendes: Der Kreuzer „Augsburg" bat sich neben die llnlallstelle gelegt und beleuchtet sie mit seinen Schein werfern, damit die Bergungsarbeiten w ä k) r e n d d e r Nacht keine li n t e r b r e ch ung zu erleiden brauchen. Prinz Heinrich, der eigentlich nm !l llbr nachmittags zum Ordensfejt nach Berlin abreisen wollre, weilte bis '^9 llbr abends an der Unfällstelle. Bis spät abends batre man mit vieler Mül)« 27 Mann von der Besatzung durch das vordere Torpedo lancierrobr gerettet. Sie wurden, cm sie sehr ers ch ö p f t waren, sofort ins Lazarett gebracht; man hofft, dass keiner von ihnen ernstlilt)en SAsaden genommen hat. Der schwierigste Teil des Werkes stehl aber noch bevor. Im Kommandoturm befinden sich der Kommandant Kapitänlcutnant Fisckjer der erste Offizier und der Rudergänger. Diesen konnte man keine Hilfe bringen, da der Turm infolge der schrägen Lage des Bootes unter der Wasseroberfläche lag. Die Eingeschlossenen konnten auch aus dem Turm nickt »ach dem vorderen Raum gelangen, von wo au» sie dann durch das Lancierrobr einen Weg ins Freie finden würden. Schliesslich kam noch der größte Schwimmkran der Kaiserlichen Werft zu Hilfe und arbeitete stundenlang daran, das Hintere Ende des gesunkenen Boote» zu beben. End lich gelang cs mit vieler Miibe, auch unter dem Heck Ketten h i n d u r ch z n z i e h e n und es so weit hochzuwinden, daß der Tur in über Wasser kam. Run wurden die Luten des Turmes e i n g e s ch l a ge n, um den Lingeschlossenen vor allen Dingen Lust zuznfiihren. Dann begann man die Stahlwände a n f z u m e i ß e l n. lieber die Ursache der Katastrophe ist noch nichts bekannt geworden; die geretteten Mann schaften können keine Auskunft darüber geben. Ein unkontrollierbares verficht besagt, das „U. Ill" von einem anderen Boote lmgleitet und von ihm ange rannt worden sei Der Unfall de» Unterseebootes wurde zuerst von der Lotsenstation aus bemerkt, und von dort ans sandte man zuerst den Dampfer „Holtenau" dein verunglückten Boote zu Hilfe. p Milche. Nachrichten. Einigung im Berliner Fenfterpntzerftreik. Im Berliner Fensterputzers««! wurde a n Diens lag in einer gemeinsamen Sitzung der Vertreter der Eilaserinnung und der Delegierten der Putzer eine Einigung ezielt. Frieden im Lütticher Kohlenrevier. Lüttich, 18. Januar. (Tel.) Im Lütticher Kohlen revier haben von 48 Gesellschaften 43 die Forde rungen der Arbeiter bewilligt, fünf tnesellichaftcn stehen noch aus. Die amerikanische Tarisresorin. Baltimore, 18. Januar. (Tel.) In Le. gestrigen Persammlnng der bedeutendsten demokratischen Mit gliedcr des Senates und des Repräsentantenhauses, sowie anderer hervorragender Demokraten wurde über die verschiedenen Fragen, betreffend die nächste Legislaturperiode, gesprochen. Das Haupttbema bildet^ die T a r i f r e v i s i o ». Einige gaben Meinungs verschiedenheiten zu darüber, ob die Revision stück weise oder mit einem Male vorzunebmen sei. Alle aber stimmten darin überein, daß die Revision not wendig sei, um den Vorsprung der Demo» kraten bei den letzten Wahlen aufrechtzu erhalten. Alle wandten sich gegen den Payne- Aldrich Tarif. Sus Leipzig unkt llmgegenü. Leipzig, >8 Januar. Wetterbericht der Köuial. Sachs. Landeswetterwarte zu Dresden. Voraussage für den 19. Januar. Westliche Winde, wolkig, milde, zeitweise Nieder schlag. Pöhlberg: Berg nebelfrei, Nebel in den Tälern, starke Schneedecke, fester, guter Weg bis Annaderg, glänzender Sonnenaufgang, Himmels färbung orange. , Oer König in Leipzig. Das Programm des Königsbesuches, das wir jchvn in unserm Blatte am 28. Dezember veröffent lichten, möae in seinen Einzelheiten heute nochmals wiedergegeben sein: Donnerstag, den llt. Januar: Vormittag llt Uhr: A nlunft auf dem Dresdner Bahnhof (kleiner Empfang). Abfahrt nach dem Zahnärztlichen Institut, Nürnberger Straße 57 (über Len Georgiring—Roßplatz - Kurprinzstraße - Wind mühlenstraße Bayerscher Platz—Nürnberger Straße.) Empfang durch die Professoren Dr. Dependorff und Hosrat Pfaff nebst deren Assistenten. Lesich tigung. ^4i l Uhr: Fuhrt nach dein Palais (Nürn berger Straße -BanerscherPIatz Windmühlenstraße— Kurprinzstraße — verlängerte Universitätsstraße— Schillerstraße—Doetkestrage). ^12 Uhr: Vorlesung des Prorektors Geheimen Hofrates Professor Dr. jur. Holder (Auditorium 15 der Universität): „Ueber Quellen des römischen Pri vatrechte»". fäl Uhr: Vorlesung des Konsistorialrates Prof. Dr. Rendtorff (Auditorium 27) über „Kirchliche Versassungsgeschlchte". 1 Uhr: Hahrt nach der König!. .Kreishauptmann schaft, Noßplatz 11^ Frühstück beim Kreishauptmann v. Burgsdorfi. 1/^2 Uhr: Abfahrt nach dem Palais (Roß- platr—Nugustusplatz vor dem Museum-Goethestraße). Nachmittag ^4 Uhr: Fahrt nach der Noten stechcrci von C. G. Röder, Gerichtsweg 7, Inhaber Kommerzienräte Wolff-Röder § Reichel. (Goethe straße—Anaustusvlah (Mitte) — Grimmaiicher Stein weg Dresdner Straße—Gerichtsweg.) Besichtigung. 4 Uhr: Rückfahrt nach dem Palais (auf dem nämlichen Wege). 7» Uhr: Diner. '48 Uhr: Fahrt nach dem Gewandhaus. (Goethestraße- GchiUerstrage Rathausring, am Rat haus vorüber — Harkortstraße — Beethovenstroße.) Konzert. 9 Uhr: Abendimbiß in» Natsstübchen, dar geboten von der Stadt (25 bis 20 Personen). Freitag, den 20. Januar: Bonn. «9 Uhr: Fahrt nach der Drahtseilfabrik von BleichertLCo., Kaiser Friedrich-Straße 34. (Goethestraße—Georgiring -Plücherstraße —Parkplatz -Eutritzscher Straße--Delttzlckn'r Straße—Bleiche« straße—Kaiser-Fricdrich-Strape.) Besichtigung. 1^11 Uhr: Fahrt nach der Handelshoch schule, Ritterstraße 8/10. Empfang daselbst durch den Senat und den Lehrkörper (Studiendirektor Pro fessor Dr. Raydtj. Besichtigung 1 l Uhr: Fahrt nach dem M i n e r a l 0 g i j ch< n I >1 st i 1 n t. Talstrabe 35. (Rittcrstraße Grimmaische Straße — Universitätsstraße— Kurprinzstraße—Wind- mühlenstraße—Liebigstraße—Talstraße.) Vorlesung des Geh. Regierungsrates Prof. Dr. Rinne über „Die mikroskopische Untersuchung der Mineralien und Gesteine". 12 Uhr: Fahrt nach der Universitäts N e r- ventlinil, Windmühlenweg 20. (Licbigstraße - Iohannisaltee Windmühlenweg.) Vorlesung des Geheimrats Dr. Flechsig über „Beziehungen zwischen Verbrechertum und Geisteskrankheit". 1 Uhr: Fahrt zum Kommandierenden General v. Kirchbach. Erzellenz. (Windmühlenweg-Bayer Bei üer Witwe unteres Koüerich öeneüir. lSchiuß.» Wir sprechen von Leipzig. Mit waänen dem Erstaunen >ah ich, wie diese lluge Fran irotz ihrer Einsamkeit in allen künstlerischen Dingen unseres Leipzig auf dem lausenden geblieben ist. Zwar hat sie seit sieben Jahren lein Theater, kein Kgucert mehr besucht, weil sie immer angesichts der Bükiie von beftigen Weinkrämpfen beiallen wurde und sich selbst als eine Störung des andächtigen Publilums empfand. AG« von ihrer stillen Klause aus verfolgt sie die Welt, liest Zeitungen, Kritiken, hört Freunde und Schüler Jawohl, sie hat noch vor weni gen Mvnalen Ausländern Sprach , und jungen Kuns, lern dramatischen Unterricht erteilt Wer ihre jchlaäenreine spräche bört, ihrem geistvollen Plan Lern lauscht, den wird es nickt wundernekmen. Die neue Kun,l ist ikr kein fremdes Land. Hauptmann schätzt sic hoch. Benerlein gilt ihr viel, denn er ist roll Klan und Können, mit Klingers Kunst kann sie sich freilich nicht recht befreunden, aber Kainz' „epl-cmcre Erscheinung" lockte ihr Bewunderung ab. Lange sprachen wir von Anna Schramm, der berufenen Interpretin Roderich Benedir'. Ich brachte das Gespräch wieder auz Benedir' Heimkehr nach Leipzig zurück, weil ich gern aus dem Äunde der Frau Doktorin hören mochte, wie die beiden sich gefunden haben Endlick subr ne aus mein Bitten lächelnd fort zu erzählen. „Als Roderich nach Leipzig übersiedelte. löste er die Ehe mit seiner ersten Frau, mit der er schon lange Jahre leine Berührungspunkte mehr batte. 185g auf dem großen Schillertest habe ich ihir tennen gelernt. Bei der Feier im „Hotel de Pologne" wurde cr als „Rädelsführer" auigerusen und gefeiert. Dagegen eiferte das Leipziger Theater. Es war nach der „Braut von Messina', in der ich die Beatrice gespielt hatte. Im Parketljaal des Hotels. Benedir, den ich noch nie gesehen hatte, trat eben ein, und «ch fragte den Direktor neben mir: „Wer ist denn das?" „Das ist Benedir. Geste«, kaben Sie die Matkilde von ihn» gespielt." Da bat ich den Direktor, daß er mich »hm vorjtelle. und wir haben dann den ganzen Abend zusammen gesessen und geschnackt. Bei der Feier sollte ich als «rite Liebhaberin sie Schillerbüste schmücken. Ich nahm kurz entschlossen den Kranz und setzte ihn Roderich Benedir aufs Haupt, und schon wär das Band zwischen uns ge knüpft. Das war im November >859. Im folgenden Mai verlobten wir uns und im September heirateten wir. Wir wohnten zuerst in oer alten „Blauen Mütze", Roderichs Vaterhause, hinter dem Rojentcltor. drei Jahre gegenüber dem Gobliser Schloß, vann in ter Elstcrstraße. In den Jahren unserer Ehe hat Roderich gerade noch einmal soviel geschrieben als zuvor." Ich fragte nach Rudolf von Gottschall, ob beide Freunde gewesen? „Gottschall und Roderich kaben einander stets sehr Kock, gehalten." Unser Gespräch verlor sich hierhin und dorthin, tu riikrendc kleine Züge der lungen Ehe, die icy hier nicht alle wiedcrbolen kann. „Als ich Roderich kurz nach unserer Hochzeit zu seinem ltteburtstagc ein Gedicht gemacht hatte, er lebte ich eine sonderbare Stunde. Er las es, lächelte, küßte mich und jagte: „Herzcnsschatz, das ist ja sehr schön gemacht, aber dichte nie mehr, das versprichst du mir!" Bei dem grundehrlichen, gütigen Manne ver weilten unsere Gedanken und Gespräche lange, nie sah ich eine Frau noch im hohen Alter von ihrem längstverstorbenen Manne mit jo liebeskräftiger Er innerung sprechen Wir betrachteten zusammen Bene dir' Bilder und blätterten in seinen Büchern, die bei I. I. Weber erschienen. „Ich muß Ihnen etwas erzählen, deuten Sie es nicht falsch. Als ich voriges Jahr kränkelte und glaubte, bald sterben zu mühen, bekam ich es mit der Angst, die Lvelt könnte dann den 100. Geburtstag meines Roderich vergessen. Da bin ich zu seinem alten Verleger hingesahren. Nun erlebe ich es voch noch, daß jedes Blatt und jede Buhne den lieben Roderich feiert." Ueber die Bilder gebeugt, fragte ich, ob die Bene dixbiiste im Wandelgang des Stadttheaters nicht recht ähnlich ist. „Rein, nein", schüttelte die Frau Doktorin den Kopf. „Die Büste ist gut gemeint, aber total ver fehlt Das ist ein sehr schöner Zeuskopf, aber nicht Benedir. Sic ist von Zur Strassen nach tausend Pik dern angefertigt, ohne daß man sich auch nur einmal an mich, die Witwe des Dichters, gewandt hat, die Lock am besten wußte, wie sein Gesicht und sein Herz war." Ueber Roderich Benev«' Krankheit und T»o zu fragen vermied ich. „Nach dem Ableben meines Mannes habe ich zehn Jahre in Wien und im Salzkammergut gelebt, dann vier Iuhre in Wiesbaden, seitdem wieder in Leipzig. Roderich hat nichts hinterlassen, was nicht gedruckt wäre, höchstens eine Dramaturgie. Al« er starb, sagte er: „Gvtl sei Dank, es ist nichts ungedruckt geblieoen." Alle», was ich von ihm gehört und mit ihm er leb« habe, habe ich ausgeschrieben. Die Daten sind richtig, aber die Farm ist mir nicht vornehm, nicht würdig genug, es herauszugeben. Ich möchte auch nicht damit der Eitelkeit geziehen werden." Wir sprachen dann von Benedir' Grabmal auf dem alten Iobannisfrieöhose, dem lange schon wie der ganzen Begräbnisstätte Einziehung städtischerseits droht. Sprachen von seinem Nachlaß. Seinen Schreib tisch, den er en der Röhn für 3 Taler gekauft, feinen scher Platz — Windmühlenstraße — Kurprinzstraße — Roßplatz—Markgrasenstrabe—Thomasring—Fleischer, platz—Pfaffendorfer Str —Eohliser Str. -Springer- strazze—Riasterstraße.) Frühstück daselbst. Uhr: Fahrt nach dem Palais. (Springer straße — Gohliser Straße — Pfaffendorfer Straße — Tröndlinring—Blllcherplatz—Georgiring Gocthektr.) Nachm. ^4 Uhr: Fahrt nach dem Städtischen Waisenhaus, Elisenstratze 152, und dem Kinderheim, Scheffelstraße 42. (Goethestraße - Schillerstraße Königsplatz — Peterssreinweg—Zettzer Straße—Südstraße -Schesfelstraße—Elijenstraße.) Be sichtigung beider Anstalten tstegen 4 Uhr Rückfahrt nach dem Palais. 5 Uhr: Diner. ' Uhr: Fahrt nach dem Ba rischenBa h n - h 0 s. (Goethestraße-Schillerstraße- -Auqustusplatz, am Museum- Roszplatz— .Kurprinzstraßc — Windmühlen straße) 1-8 Uhr: Abfabrt nach Alte nbnrg. * Im Aitschluß hieran machen wir auf die in vor liegender Nummer enthaltene Bekanntmachung des Rates aufmerksam, in der die Bewohner um Beflaggung der Häuser ersucht werden. * Jubiläum. Der Schriftsetzer Otto Gun old konnte heute, am 18. Januar, sein 25jähriges Jubi läum in der Offizin des Leipziger Tage blatte- begehen. Dem Jubilar wurden am Vor mittag in einer schlichten Feier Geschenke und die Glückwünsche seiner Kollegen zuteil. Mit Herrn Gunold erhöht sich die Zahl der jetzt noch im Leip ztger Tageblatt tätigen Iubilare auf 31. * Auszeichnung. Die Kgl. Kreishauptmannjchaft Leipzig hat dem seit 18. Januar 1886 ununterbrochen bei der Großen Leipziger Straßenbahn in Leipzig beschäftigten Schaffner Christoph Hermann Welz in Leipzig Gohlis eine Belobigungsurkunde ausgestellt, die ihm heute in Gegenwart Les Direktors Hille an Ratsstelle ausgehändigt wurde. * Der Hilfsoerein israelitischer Gewerbetreibender, Leipzig (jur. Person), veranstaltete am Dienstag einen Vortragsabend im „Aolkswohl", bei dem Herr Medizinalrat Dr. Tb. Köl liker über „Die Fvrlschritte der Chirurgie in den letz- tenIahrzehnten" sprach. Der Redner entwickelte den Stand der Chirurgie vor etwa 50 Jahren, ging dann auf die Neuzeit über und schildert« an Hand von zahlreichen Beispielen aus der Praxis die Ent wicklung derselben im Laufe dieses halben Jahr Hunderts in fesselnder, die Zuhörer von Anfang bis zu Ende spannender Weise. Hauptsächlich legte der Vortragende Wert darauf, aufklärend dahin zu wir ken, daß sich beute jeder Patient dem Chirurgen in Ruhe anvertrauen kann; er darf überzeugt sein, daß ihm nach Möglichkeit geholfen wird. Dem mit großem Beifall aufgenommenen Vorträge folgte ein gemütliches Beisammensein der Mitglieder, das noch durch verschiedene Vorträge gewürzt wurde. * Vermißt. Aus seiner elterlichen Wohnung. Süd straße 94, wird seit 16. Januar der 8 Jahre alte Schulknabe Albert Ohme aus Cchleußiq vermißt. Der Knabe ist klein untersetzt, hat dunkel blondes Haar, volles rundes Gesicht und trägt blau graue Hose, grüne Winterjoppe, blaue Weste, blaue Prinz-Hemrich-Mütze und rotgestreistes Barchenthemd. * Versuchter Handtaschenraub — Zeugia gesucht'. Der Aufklärung bedarf noch ein Fall, der sich gestern abend in der 6. Stunde in der Kronprinz st raße zugetragen hat. Einige Schüler wollen bemerkt haben, wie ein Mann einer Dame das Handtäschchen zu entreißen versucht hätte und, da ihm das nicht gelungen, rn den Keller eines Grundstückes in der Kronprinzstraße geflüchtet war. Dort wurde auch tatsächlich der Mensch — ein 32 Jahre alter Bote von hier — angetroffen und der Polizei übergeben. Inzwischen hatte sich aber die Dame entfernt und der Festgenommene stellt den Fall in Abrede. Es wäre sehr erwünscht, wenn sich die Dame umgehend bei der Kriminalpolizei melden würde. * Unhold. Ein Unbekannter lockte gestern noch mittag ein etwa 6 Jahre altes Mädchen mit in das Grundstück Bayer sche Straße Nr. 90 und ver ging sich in unsittlicher Weise an ihm. Das Kind erlitt dadurch Verletzungen. Auf das Geschrei des Kindes hat der Kerl schleunigst die Flucht er griffen und ist leider entkommen. Der Unhold war von mittlerer Gestalt, mit blondem Schnurr bärtchen; bekleidet mit schwarzem Filzhut, dunklem Winterüberzieher, dunklem Anzug und schwarzen Schnürschuhen. Mitteilungen, die zur Ermittelung des Täter» führen könnten, wären der Kriminal abteilung erwünscht. * Jugendliche Straßenränder. Zwei Schul knaben im Alter von zirka 12 Jahren haben am vergangenen Montagabend in der sechsten Stunde im Rosentale ein 10 Jahre altes Schul mädchen angehalten. Während der eine nach der Zeit fragte, hat der andeve dem Mädchen die Schlittschuhe gewaltsam entrissen, wor auf beide flüchteten. Die Schlittschuhe sind vernickelt und tragen die Marke „Merkur". Der eine der Schlingel hat einen grünlichen Hut, der andere eine blaue Mütze getragen. * Verhaftungen. Wiegen dringenden Verdachts, in hiesiger Stadt Einbruchsdiebstähle verübt zu Izaben, erfolgte die Festnahme eines 21 und eines 18 Jahve alten Arbeiters von hier. Gleich zeitig wurde eine 18 Jahre alte Arbeiterin von hier mit verhaftet, die der Hehlerei dringend ver dächtig ist. — Pleiter kam in Haft ein 30 Jahr« alter Postbote aus Halle, der sich des Betrugs und der Unterschlagung amtlicher Gelder schuldig gemacht hatte. Bei einem hiesigen Postamt, wo er Dienst tat, unterschob der Unehrliche 2 Post anweisungen, die er fälschlich anfertigte, und nahm die ziemlich hohen Beträge in Halle in Empfang. * Einbrüche and Diebstähle. Unter Anwendung von Nachschlüsseln wukde aus einer Wohnung de, Brockhaus st raß« in L.-Schleußig gestohlen: ein kleines braunledernes Geldtäschchen mit 5 Inhalt, 70 Bargeld, bestehend aus Gowstücken, ein goldener schmaler Damenring mit rotem Stein, ein goldener Damenriug mit zwei blauen Steinchen, ein Stein davon fehlt, graviert ,.Z. And. an d. Konf. 1908 Famil. Krötz", eine silberne Damenuhr mit Gold rand, ein goldenes Armband mit länglichen flachen Gliedern und Sicherheitskettchen, eine kurze klein gliedrige Halskette mtt goldenem Anhängsel, in dem sich ein viereckiger blauer Stein und unten eine Perle befindet, und mehrere silberne Anhängsel. Des Diebstahls dringend verdächtig find zwei unbekannte Männer, anscheinend Bettler. Beide werden be schrieben al, etwa 20 bis 25 Jahre alt. Der eine war bekleidet mit grauer Pelerine und Prinz-Heinrich- Mütze, der andere mit dunklem Ueberzieher und dunklem Hut. — Gestohlen wurde aus einem Gar deroberaum des Zentraltheaters ein Permutterfächer mit weißen Straußenfedern. * vor Ankauf wird gewarnt. Bei einem Antiqui tätenhändler hat am 5. d. M. ein Unbekannter, der sich einen adeligen polnischen Namen beilegte, eine runde bronzene Dos«, in der Größe einer gewöhn lichen Untertasse, in der Mitte des Deckels ein Elfen tvinbild, eine Dame in halber Figur darstellend, ferner eine ebensolche Dose in ovaler Form, ebenfalls im Deckel mtt einem Elsenbeinbild, und ein« kleine Decke mit Figuren zum Kauf angeboten. Dem Händ ler ist die Sache verdächtig vorgekommen, er hat den Ankauf verweigert. Ls wird vermutet, daß d,c Sachen van hier gestohlen worden sind. ' Das gestohlene Fleischergeschirr. Zu dem bereits gestern gemeldeten Diebstahl des Geschirres, Ecke der Brüder- und Kurprinzstraße, hat die Polizei er mittelt, daß der Dien den Fleischerwagen gestern bei einem Gutsbesitzer in Möritzsck bei Dölzig eingestellt hat. Mit dem aus gespannten Pferde scheint dann der Dieb die Richtung »ach Merseburg eingeschlagen zii haben. * Brand». Durch Uederheizen eines Ofens ent stand gestern in einem Hause der Gerb er st raße ein nicht unerhebliches Schadenfeuer, das von der Feuerwehr nach zweistündiger Tätigkeit wieder ge löscht wurde. — In einer Wohnung der L 0 b - städter Straße in Lößnig entstand gestern nachmittag ein Balkenbrand, der von der Feuerwehr bald wieder gelöscht wurde. Verursach« war er durch glühende Kohlen, die während der Abwesenheit der Bewohner ans der Küchenfeuerung in den daoorstchenden Kohlenbehälter gefallen waren. Sessel und seine Manuskripte will Frau Dr. Benedix nach der Jahrhundertfeier seiner Geburt dem städti sche» Museum übergeben. „Geboren ist Roderich im jetzigen Specks Hof, Ecke Reicksstraße und Schuhmackcrgäftchen, rm zweiten Stoa, gestorben in der Elstcrstraße, Ecke Mendels sohnstraße." seine Leipz«ger Zeit brachte uns dann auf die Karnevalstage. Als einstmaliger Präsident des Köl ncr Karnevals hat Benedix den Karneval auch nach Leipzig gebracht und in den drei ersten Jahren geleitet. „Damals war der Karneval auch noch voinehm und die Leipziger ließen cs sich ein Stück Geld kosten. Drei Tage wurde gefeiert. Roderich schrieb ein stück für Len Karneval, das hier und gleichzeitig rn Köln ausaesiihrt worden ist." Das Gespräch kehrte immer wieder zu ihm selber zurück, dem lieben, lieben Roderich. Längst hatte der freundliche, junge Hausgeist die Lampe gebracht, deren ungeberdcgen Docht ich von Zeit zu Zeit nieder schraubte. Wein vom Rhein stand vor uns, und wir Koben die Gläser und tranken dem Andenken Roderich Benedix'. Auch oic scharmante Frau Doktorin tränt ein kleines Schlückchen und bedauerte uns beide Männer, -aß sie uns statt der ersehnten Zigarre nur Schokolade reichen könne. Es ging ein heiterer, crinnerungsfroher Ton unter uns um. Fröhlichen Sinnes erzählte sic, wie sie mit Roderich ins Riesen gebirge gereist sei, munter wie ein Füllen vorauf springend, denn sie war ia so glücklich, so glücklich! Und Ler Führer meinte bedächtig: Das Fräulein is aber wild." Darauf Benedix: „Das Fräulein ist meine Frau!" Der Führer ungläubig: „Ra, so dumm wird sie doch nicht gewesen sein." Aber so glücklich. — „Roderich war dreißig Jahre älter als ich. Als cr starb, hatte mein Lebe,, aufgchört. Eine Frau, die ihren Mann verloren Kat, hat keinen Boden mehr unter den Füßen. Ich haoe nie aufgehört, an ihn zu denken, ihn zu liebem Darum habe ich mich auch nicht wieder verheiratet, so ost inan mir's antrug. Wie gut war er! Wie dankbar bin ich ihm und Ihnen, Laß wir diese schönen Stunden an ihn denken konnten. Ich spreche Io gern zu jemand von Roderich. Eines muß ich Ihnen noch erzählen. Ich ärgerte mich oft. -aß man mich aus dem Theater immer nur Frau Benedix nannte, während man Roderich als Herr Doktor anjprach. Ich sagte ihm das, und er gestand mir, daß er gar nicht Doktor sei, am Rheine nenne man alle Schriftsteller Doktor. Eines Morgens tritt Roderich im Frack uno hohen Hut bei mir ein und überreicht mir »ein — Doktor diplom. Er wollte nicht mit einer Lüg« herumlaufen und Doktor genannt werden, ohne es ui sein. In Lcutjcher. lateinischer und griechischer spräche hatte er eine Abhandlung über den Rhythmus der deutschen Sprache versaßt und der Universitär Leipzig vorgelcgt. Dafür erhielt er den Doktortitel. Er wurse auch er sucht, an der Universität einen Lehrstuhl für Rhetorik zu übernehmen." Roderich und nur Roderich. Lange Stunden noch hätte ich fitzen und zuhören mögen, doch ich drängte zum Aufbruch, um die geistvolle alte Dame nicht all zulehr zu ermüden, zeigte doch die Uhr schon eine späte Äoendstunde. Den letzten schluck trank ich auf ihre Gesundheit und schied mit heißem Dank und herzlicher Verehrung. Der Benesixtag am 21. wird der munteren Greisin, oie noch so frisch ins Leben blickt, neuen Lebensmut spenden, sicht sie doch in allen Städten die Mensche» dankbar ihres Roderich gedenken. Vergessen wir 'darum auch ihrer nicht, die ihm in seinen letzte» 13 Jahren alles war und die das Andenken dieses echten deutsch»» Mannes als ein wahres, edles deutsches Weib so treu und heilig gehalten hat bis zum hundertsten Geburtstage. Seien auch Leontine Paulmann, die den Namen Benedix unter uns trägt, noch lange, sonnige Jahre beschiedcii, ehe sie die klu gen Augen schließt zum letzten schlafe, gebettet neben Rvderich Benedix auf dem alten Iohannissriedhof. Matt sollte ihr den Ehrenplatz nicht wehren. Doch sei's lange, lange noch bis jenen Tag! ftccul 8<.hituruhulcr. Konzert von Paula Koenig. Im allgemeinen er weckte die Pianistin einen guten Eindruck. Sie ist technisch gut durcygebildet; das Spiel ist tonklar, ton schön und rhythmisch sicher, noch etwas zu streng an die Regel gevundcn. So konnte man im E-Moll- Konzert von Chopin besonders im Larghetto gern einige rhythmische Freiheiten wünschen. Musikalisch ist oie junge Künstlerin gut beanlagt. Phrasierung und Akzentuierung zeugten überall von gesunder Treffsicherheit in musikalischer Beziehung. Auch rein psychisch konnte man viel Gutes feststellen^ wenn auch hier noch eine größere Vertiefung wünschenswert wäre und wohl auch möglich ist. Man darf hoffen, daß die gezeigten Ansätze von Temperament besonders mit der wachsenden physischen Kraft ihre Fortsetzung finden werden. Außer dem erwähnten Lhopinkonze« spielte sie die sinfonischen Variationen für Klavier und Orchester von Cesar Franck. Man darf sich füg lich verwundern, daß dieses dankbare und musikalisch sehr bedeutende Stück nicht schon längst von den Pianisten allgemein aufgegriffen worden ist. Zwi schen den beiden Klaoierwerken gab es noch eine Ur aufführung: Tanzfantasten von Julius Weismann, eine Anzahl kurze, teils launige, teils derbkomische, auch sinnig melodische Orchestersätze, die mit ihrer charakteristischen, prickelnden Instrumentierung und ihrem hochanständigen Inhalte gut imstande sind, zw« schen stimmungsschwcren Werken zu vermitteln. Dar Windersteinorchester führte diesmal Herr Carl Friedberg, sich auch hier als musikalisch hervor ragender Mujiter zeigend, als de» wir ihn vom Klaviere her schon längst kennen. Mit Ler Zeit wird ia auch die Kraft noch wachsen, seine innere Empfin dung dem Orchester noch mehr aufzuzwingen. X. 8.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)