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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 18.01.1911
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-01-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19110118020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911011802
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911011802
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-01
- Tag 1911-01-18
-
Monat
1911-01
-
Jahr
1911
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Bezug»-Prei- Wr L«chjta unl> Loron» durch «y«r« TrLa«r und Svrdueur» 2mal ttglich «« vau» gedrachi: v<t c» ivuall., vterreliLhri »et uuteru Filialen u. Ln- nchMedellen adgedol» 7L LZ «vliatl« ».LS viertkliLdrl. Lurch dt» «ott: I»«rh«ld Teuftchlanb« und der deuttchen »dlonlen »leneliävtt. U.TV monatt. Tatö aurjcht. Z-oftbtiZ«Ugcld. ferner ni Belgien, ltnemarl, den Lonauslnalrn, Ilalieii. Uuremdurg, Niederlande. Nor wegen, Ornerreich Ungarn. «ußland, Lchiveden, Schweiz u. Spanien In allen übrigen Staaten nur dirett durch di« GrichLittneUe ve< Blatte» erdt-Uich. Da« Leip»iger Tageblatt erlcdeini 2 mal täglich. Sonn- in Aeicriag« nur morgen«. Avonne -enl-Sttnagme! Auguüusvlatz 8, bei unteren Tragern, Filialen, Lpedneuren uud Lrmahmeslellen. wwie Poltämrer» und Briefträgern. Et»Iilvertaai«vre>« der Morgen aulgabe 1v der «ibend utgad« » «edaMvn und «SeschättäkeLc »Zohannirgasie v. .Zeruchrecher: I4«AL t4«tZ, läBvt. Nr. 18. Mbend-Ausgabe. MMer Tageblatt Handelszeitung. NmtsVkatt des Rates und des Dolizeiamtes der Lta-t Leipzig. —' '- - - - ' —— .- - - - - . — - ' Mittwoch, üen 18. Januar ISN. Llnzeiqen-Preis chr Imerare aus beiviig nnv Umgedun, dm 8ge>valkene btt lnw brrtt» Leri!ze>>- 2L ch. dir 74 1000 breit« Nekla:n«»eil« l von audwan» -0 cheklameo 1.0V Imerate von Bebürden amiftchen Teil du 7« mn> breit« Leniieil« 10 »eicha-tdan,eigen mit P ayvorlchriilen und >u der ildendau«bab« un bren« «rbobt. Kavatt nach Tarn. Beilagegebubr s v. Tauieno exkl. Voftgebübr. Kelter! eil re Äuiträge können nichr zurück- gezogen werben. Zur da» itricheineu an beülmmlen Lagen und Blagen wird keine Garantie übernommen rlnzeigen-Ännahinc: ölugultuSvla- dl, bei iämtlichen Filialen u. allen Aunoncea- Ltd«bitloae» de« Zn- und Äuelande». Hauor-Atltal» verltur Carl Dunck«r zderzogi Baur, yosbiptp Handlung tlünowftran« 10. (Tel vdoo Vl. Nr «E>. Haudt-Siltal« Lr»«beiu L«ür S« 4.1 (Telei don 4ü^t>. 105. Jahrgang. Amtlicher Teil. Unsere Stadt hat dis Freuds, daß Keine Majestät Asnig Friedrich August am 19- und 20. dieses Monats in ihren Mauern weilt. Wir bitten unsere Mitbürger, dieser Freude auch ihrerseits durch Beflaggen der Gebäude Ausdruck zu geben. Leipzig, am (8. Januar Wh 9er Rat -er Stadt Leipzig. Dr. Dittrich. Oberbürgermeister. Blmh, Stadt,-hr. Die priostbesmtenverlitzerimg unü üle Neichstagsparteien. Die „Korr. Woth" hat Veranlassung genominen, nach der nunmehr ersolaten Veröffentlichung des Ent wurfes über die Prioatbeamtenversicherung Vertreter -er Reichstaasparteien über ihre Stellungnahme zu diesem Entwürfe zu befragen. Im allgemeinen hat -er Entwurf enttäuscht, und man fürchtet, -ast -en Wünschen der Angestellten mit diesem Gesetze nicht genügend entgegengekommen wird. Zunächst wird die unklare Fassung des 8 1 getadelt, aus dem nicht klar heroorgehc, welche Angestellten unter das Gesetz fallen. Ferner sind die Beitrags leistungen für die Minderbemittelten viel zu hoch bemessen und die Renten erreichen »licht die jenige Höhe, auf die man in den Kreisen der An gestellten gerechnet halte: im Durchschnitt betragen sie nur 30 Proz. Les Durchschnittsgehaltes, dazu kommt, -atz die Altersgrenze mit 6ä Jahren zu hoch gegriffen ist. Nimmt man an. datz ein Angestellter mis. MO ,«f Gehalt seine Laufbahn beginnt unü all mählich ein Höchstgehalt von 3600 ^tt erreicht, io zahlt er in den ersten Jahren pro Jahr ö7 U. ipätrr bei Gehaltssteigerungen 70—80 .<(. in alteren Jahren 100—120 .tl. Durchschnittlich wird er in 43 Jahren 3500 .il gezahlt haben, die gleiche Summe seine Chefs. Hierfür erhält er eine Rente van rund 900—1000 Mark pro Jahr nach Erreichung des 6ö. Lebensjahres, das selten nur noch erreicht wird. Seine Witwe wird selten mehr als 600 .tl pro Jahr erhalten können, meistens bedeutend weniger. Die Beiträge sind für viele zu belastend, die Renten dafür zu klein. Bedenken erregt auch die hohe Belastung der Aroeil- geber. die 30 Proz. zusteucrn müssen. Dieser Zwang wird auf die Eehaltsgestaltung einen wesent lichen Einfluß ausüben, da er den Etat eines großen Hauses ungebührlich belastet. Was den An gestellten aus der einen Seite gewährt wird, nimmt man ihnen auf der andern Seite. Der Entwurf wird einer gründlichen Umarbeitung bedürfen. * Das Privatbeamtenversicherungsge setz Hal, nach den Erklärungen des Staatssekretärs des Innern in der Reichsoersicherungskommission, dem Bundesrate noch nicht Vorgelegen. Die Veröffentlichung sei erfolgt, damit ber der Kürze der Zeit der Oeffentlichkeit Gelegenheit zur kritischen Stellungnahme gegeben werde. vor einer lalyenlchweren Gntlcheiüuny. Die Reichsversicherungskommission erledigte am Dienstag zunächst einige Bestimmungen über die Mitgliedschaft der Krankenkassen im wesent lichen nach den Beschlüssen erster Lesung. Die Frage der Hälftelung oder Drittelung bei der Zusammen setzung des Vorstandes soll an das Ende der Beratung gesetzt werden. Vor eine folgenschwere Ent scheidung wurde die Kommission bei dem von ihr in erster Lesung abgelehnten 8 343 gestellt. Nach diesem Paragraphen der Regierungsvorlage soll der Vorstand der Landkrankenkassen nicht, wie bei den Ortskrankenkassen, aus einer Wahl her vorgehen, sondern durch den Eemeindeverband bestellt werden. Der Staatssekretär des Innern verlang! die Wiederherstellung dieses Paragraphen und erklärt im Auftrage der verbündeten Regierungen, datz dicganzeReichsversichcrungsordnung ohne den § 343 unannehmbar sei. Er be streitet die Behauptung des polnischen Mitgliedes der Kommission, daß es sich bei diesem Paragraphen um ein Ausnahmegesetz gegen dre Polen handele. Auch eine wesentliche Abänderung dieser Bestimmung der Regierungsvorlage könne nicht akzeptiert werden. Es komme auch nicht etwa die Verabschiedung eines Teiles der Versicherungsoro- nung in Frage, denn die verbündeten Regierungen müßten auf alles verzichten, wenn auch nur einzelne Teile aus der Versicherungsordnung in Wegfall kämen. Mit Rücksicht auf diese Erklärungen des Staats sekretärs vertagte sich die Kommission aus Mittwoch. Das Attentat sul Lrtsnü. Wie bereits gemeldet, wurde in der Dienstags sitzung der französischen Kammer auf den Minister präsidenten Vriand ein Revolverattentat verübt. Briand blieb zwar unverletzt, doch erlitt der Direktor des Armenwesens Mirman geringfügige Ver letzungen. Nach dem „Berl. L.-A." hat der verhaftete Attentäter Eizolme, der früher Eerichtsschreiber in Bayonne war, erklärt, daß er es auf das Leben des Ministerpräsidenten abgesehen hatte, weil Briand ihn seinerzeit, als er noch Iustizininister war, abberufen hatte. Eizolme ist ein aus einer Irrenanstalt entlassener Mann, der seinem Bruder zur Last fiel. — Aus Paris liegen über den Vorfall folgende Depeschen vor: Paris. 18. Januar. (Tel.) Bei der ärztlichen Untersuchung der Verwundung Mirmans wurde festgestellt, daß das Geschoß den rechten Schenket durchbohrt und am linken Bein eine leichte Kontusion heroorgerufen hat. Eizolme antwortete dem Untersuchungsrichter in unzusammenhängenden Sätzen und tat, als ob er Stimmen höre, ver weigerte dann wieder jede Auskunft und antwortete auf fast alle Fragen mit Schimpfworten. Schließlich aber erklärte er, er habe wohl in der Richtung der Mitglieder derRegisrung ge schossen. Paris, 18. Januar. (Tel.) Ministerpräsident Briand erinnert sich nicht daran, den ehe- maligen Eerichtsschreiber Eizolme gemaßregelt zu haben. Die Karte für die Tribüne hatte Gizolme von dem Bayonner Deputierten Garat er halten, obwohl dieser wußte, daß dem eben aus dem Irrenhaus Entlaßenen von seinem eigenen Bruder, dem Kabinettschef des Ministers Lafferre, die Karte verweigert worden war. Paris, 18. Januar. (Tel.) Ministerpräsident Briand hat anläßlich des gegen ion ver übten Attentates zahlreiche Sympathiekund gebungen erhalten, so von den meisten Mitgliedern des hiesigen diplomatischen Korps. Aus Anlaß des Attentates wird in verschiedenen französischen Pretzstimmen, entsprechend einem kürzlich vom Deputierten Berrn eingebrachten Antrag, verlangt, daß -er Verkauf von Revolvern streng überwacht werde. Paris, 18. Januar. (Tel.) „Au rare" schreibt „Ob nun die c-chuld Eizolmes eine vollständige oder eine beschränkte ist, so gibt es bei dem Zwischenfall im Palais Bourbon nur einen Schuldigen, und das ist der R e o o l v e r , der jetzt überall in den Händen von Apachen und Trunkenbolden sich befindet." — „M a t i n" schreibt: „Es laufen entschieden zuviel Leute herum, die einen Revol ver in der Tasche tragen. Außerdem dürfte man sich auch fragen, warum schlecht geheilte Geisteskranke so leicht aus dem Irren- Haus entlassen werden." Der Unfall ües „ll III». Dem schweren Unheil, das unsere Marine be troffen hat. sind nun doch noch drei hoffnungs volle Menschenleben zum Opfer gefallen. Troy der größten Anstrengungen lst es bei den Ber gungsarbeiten nicht gelungen, alle Mann der Be satzung lebend ans dem Schiffskörper zu retten. So sind dre Hoffnungen, welche die günstigen Meldunaen gestern abend erwecken mußten, grausam vernichtet worden. Die letzte Nachricht lautet: Kiel, 18. Januar. Das Unterseeboot „U. Hl" ist heute morgen 4 Uhr mit Hilfe des Hebeschiffes «Vulkan" geborgen worden. Die in dem Turm be findlichen Kapitanleutnant Ludwig Fischer, Leut nant Kalbe und Matrose Rieper wurden leb los aus dem noch mit Luft gefüllten Turm heraus befördert. Die Wiederbelebungsversuche waren bis her ohne Erfolg. Die Opfer. Von den so grausam ums Leben Gekommenen «st Kapitänleutnant Ludwig Fischer am 10. Avril 1899 in die Marine eingetreten. Er ist am 27. Sep tember 1902 Leutnant zur See geworden, rückte am 26. April 1901 zum Oberleutnant auf und am 27. Ia- nura^1909 zum Kapitänleutnant auf. Als Leutnant zur See tat er Dienst auf dem Linienschiff „Kaiser Wilhelm der Große", als Oberleutnant kam er auf Sein eigener Lahn. Roman von R. Ottolengui. (Nacddruck verboten.) Alice machte eine kleine Pause, aber Virginia sagte nichts, obgleich ihre Wangen sich tiefer färbten. Alice fuhr fort: „Ich weiß, daß es häßlich von mir war, eifersüchtig zu sein, da ich doch wußte, daß Lu meines Bruders Liebe erwiderst. Nichtsdestoweniger war dies der Fall, wie ich zu meiner Schande eingesteben muß. Daher las ich den Brief. Da du den Inhalt kennst, mußt du zugeben, daß er wenig geeignet war. meine Zweifel zu vertreiben. Du ludest ihn zu einer geheimen Zu sammenkunft ein. Die Zeit war im Briefe naegcben, gestern abend. Also hatte Harry das Versprechen, Las er mir gegeben hatte, gebrochen, um dich treffen zu können, und mich mit einer falschen Entschuldigung ab gespeist. Ungestüm, wie ich bin — du weißt es ja — beschloß ich aus der Stelle, der Zusammenkunft beizu wohnen. Du hattest angegeben, er solle dich im süd lichen Teile des Sommerhauses auf dem Gute er warten. Ich brauchte daher nur zeitig hinzugehen und mich in dem Teile zu verbergen, der nach Norden zu liegt, um alles zu hören, was ihr sprechen würdet. Als ich mich eben für die Zusammenkunft anzog, fiel mein Auge auf meinen Revolver, -er auf meinem Waschtische lag. Ich hatte am Freitag einen Strolch in der Rähe der Farm gesehen, und dies war cs wohl, was mich veranlaßte, die Waffe zu mir zu nehmen. Ich kam als Erste auf dem Schauplatz an, wie ich be absichtigt hatte, und wartete ruhig auf eure Ankunft. Harry kam und Lu trafst ihn pünktlich. Ich brauche dir nicht zu sagen, was zwischen euch vorging. Ich hörte jedes Wort, und du kannst dir denken, wie ich beschämt war, daß ich an Harry und dir gezweifelt hatte, als ich den wahren Grund eurer Zusammen kunft erfuhr. Ich wollte euch erst meine Anwesenheit verraten und euch um Verzeihung bitten, aber mein Stolz hielt mich zurück. So blieb ich in meinem Schlupfwinkel sitzen, bis ihr beide den Platz verlaßen hattet. Dann eilte ich nach Hause." „Aber dies würde kaum deinen Traum erklären", bemerkte Virginia, ohne etwas über den übrigen Per' lauf der Geschichte zu sagen. „Ich bin noch nicht zu Ende. Ich sagte dir, -aß ich meinen Revolver mit mir genommen hatte, als ich ausging. Als ich zu Hause war, bemerkte ich zu meinem großen Schrecken, daß ich ihn nicht mehr hatte und war um so mehr bestürzt, als du weißt, daß mein Name darauf steht. Meine Phantasie fing sofort an, mir allerlei Unannehmlichkeiten vorzumalen. Wenn der Strolch Len Revolver finden und ein Verbrechen damit begehen würde? Würde sich nicht der Verdacht auf mich lenken? Ich war beinahe geneigt, zurück zukehren und ibn zu suchen, aber die Entfernung war zu groß, und ich konnte nicht sicher sein, ihn wieder zu finden. Daher versuchte ich mir meine Furcht auszu reden und einzuschlafen. Aber — oh, Virgie, was habe ich für eine Nacht hinter mir!" Ein Schauer überlief sie bei dieser Erinnerung. „Ich verstehe jetzt wohl und bin nicht mehr er staunt über das, was du sagtest, als ich hereinkam", sagte Virginia. „Leb denn wohl und besuche mich bald wieder!" Dann verließ sie eilig das Haus. Siebentes Kapitel. Barnes hatte aus Virginia Lewis' Bewegungen wohl erkannt, daß Burrows sich verraten hatte. Die Blicke, die sic um sich warf, verrieten zur Genüge, daß sie sich nach dem Detektiv umsah. von dessen Gegen wart sic offenbar überzeugt war. Sie ging am Post amte vorbei und nicht weit davon betrat sie ein Haus auf der anderen Seite der Straße. Barnes folgte ihr nicht, weil er einsah, Laß dabei nichts zu gewinnen war. Sic war zunächst außerhalb seines Bereiches, und da sie den Mann in der Bluse hinter sich erblickt hatte, hatte sie vielleicht nur das Haus irgendeiner Freundin betreten, um ihn vorbeigehen zu sehen, da sie sich vor Fremden in acht nahm. Er ging daher in das Wirtshaus, wo er morgens mit dem Richter seinen Kollegen abgeholt hatte. Wenn ihn Virginia beobachtete, konnte ihn dies vielleicht von ihrem Ver dachte befreien, La es das richtige Lokal für einen Mann in seinem Aufzuge war. Ferner konnte er, da die Kneipe in der Nähe des Postamtes lag, dieses von hier aus im Auge behalten und sehen, ob sie ihren Brief selbst abgeoen oder aus Vorsicht damit jemand aus dem Hause betrauen würde, in welchem sie sich be fand. Kaum hatte er die Tür geöffnet, da erblickte er Tom Burrows am Fenster: er überwachte offenbar das Postamt. Ein Zeichen genügte. Burrows davon abzuhalten, ihn anzusprechen. Befriedigt, daß es zu nächst nicht notwendig war, sich ebenfalls ans Fenster zu setzen, bemerkte er, daß in dem Lokale mehr Leute als gewöhnlich saßen, und daß sie offenbar in lebhafter Unterhaltung über ein sehr interessantes Thema be griffen waren: da er sofort dachte, daß es der Mord war, mischte er sich im Hintergründe unter die Gäste. Beinahe der erste Gast, welcher ihm in die Augen siel, war Will Everley, der junge Mann, mit dem Burrows morgens jene kurze Unterhaltung gehabt batte. Barnes erkannte ibn sofort nach der Be schreibung seines Assistenten. Er verteidigte immer noch herzhaft seinen Freund Marvel. „Ich sag' dir, Harrison", rief er aus, „es ist schlecht von dir, Walter in dieser Geschichte zu verdächtigen, La du doch wohl weißt, daß er seit dem Abend jenes Festes nicht in der Gegend gewesen ist, wo er unü Lewis den Zank —" „Zank? Das ist eine hübsche Art, zu sprechen, wenn er versucht hat, den alten Mann umzubringen!" be merkt« Harrrson. „Hüte dich, das noch einmal zu sagen", brauste Will auf. „Aber hör' doch. Everly, ich sage ja nicht gerade, daß es Marvel getan hat; ich sacs bloß, es ist eine schlimme Geschichte für ihn. weil ich d ran denken muß, daß er gedroht hat, gerade das zu tun, was nun geschehen ist." „Na ja, und wenn er auch gedroht hat! Es ist doch zweierlei, mit einer Tat zu drohen oder sie wirk lich auszuführen. Und was das anlangt, nun, da hat ja Lukas -en Lewis auch bedroht!" „Na, ich hoffe, Marvel kommt gut dabei weg", be merkte Harrison; „er ist ein braver Bursch' und ich hab' ihn gern." „Uebrigev kann ich beweisen", setzte Everly hinzu, „daß er auf keinen Fall in der Stadt war." „Wie kannst du das?" fraate der andere. Barnes horchte auf. „LlZeil ich einen Brief von ihm erhalten habe, heute morgen von Epping." „Pah! Was will das heißen? Epping ist ja nur fünf Meilen von hier entfernt!" Barnes bemerkte, kaß Everly lauter sprach, als notwendig war, um sich verständlich zu machen, und als er zufällig zu Burrows hinüberblickte, schien es ihm, als sei die Verteidigung seines Freundes ins besondere für das Ohr des Detektivs berechnet. In diesem Augenblick trat ein Junge ein. ging auf Everly zu und sagte zu ihm: „Will, Fräulein Alice läßt fragen, ob Ihr für sie nach New Market fahren könnt?" „Sag' ihr", erwiderte Eo«rly, „daß ich für sie so schnell dort sein werde, als ich meinen Gaul Hetzen kann." Als Everly sich anschickte, zu gehen, berührte Barnes seinen Arm unL sagte: „Freund, wenn Ihr nach New Market fahrt, könnt' Ihr mich mitnehmen? Es würde mir den langen Marsch ersparen. Wollt Ihr?" „Wer seid Ihr?" — Everley war argwöhnisch Fremden gegenüber. „Ich lebe droben in Nottingham und gehe noch New Market, um dort an der neuen Faktorei Arbeit zu suchen, die sie jetzt bauen. Ich bin meines Hand werks Zimmermann." „s ist recht", jagte Everly nach einiger Ueber- legung, „wartet hier, bis ich angespannt habe; ich nehme Euch dann mit!" Sobalü er das Lokal verlassen hatte, zog Barnes ein Notizbuch aus -er Tasche unü riß eine Seile heraus, auf welche er rasch folgende Wort hinwarf: „Lieber Tom! Es nützt nichts. Sie hat Las Boot gesehen und ist auf ihrer Hut Ich glaube, sie will üen Brief auf die Post nach New Market schicken. Wenn Lu mich auf dem Wagen mit Everly siehst, weißt du. Laß diese Annahme richtig ist. In diesein Falle will ich auf üen Brief Obacht geben. Verrate niemand, wo ich bin, selbst wenn ich einen oder zwei Tage wegbleibe. Sag« dem Richter, er solle seine Jury sammeln, die Leichenscbau einem guten Arzt über tragen und dann die Verhandlung verschieben, bis ich zurückkehre. Halte unterdessen die Augen offen! Beobachte den jungen Lewis!! Denke daran, daß er ein Fremder ist und seine Identität außer Zweifel stellen müßte, insbesondere für den Fall, daß ein Testament zu seinen Gunsten vorhanden wäre. Frage ihn aus, soweit du es kannst ohne -aß er argwöhnt, daß du einen Grund hierzu hast. Barnes." Nachdem der Detektiv Liese Mitteilung niedcr- gejchrieben halte, pfiff er leise eine Melodie vor sich hin, von der er wußte, daß cs Burrows' Lieblinqslicd war. Einen Augenblick zeigte er diesem den Zettel, schob ihn vor seinen Augen in eine Zeitung und legte sie vor sich hin. Sofort holte sich Burrows die Zeitung, um sich anscheinend darein zu vertiefen. Barnes zahlte, verließ das Wirtshaus und stieg auf Everlys Wagen. Als sie das Haus erreichten, worin Virginia ver schwunden war, hielten sic an, und Everly stieg aus. Eben wollte er durch das Gartentor hincingehen. da öffnete sich das Haupttor und eine junge Dame kam auf ihn zu. Sie grüßte ihn vertraulich, und einige Augenblicke sprachen sie in leisem Tone miteinander. Barnes beobachtete sie scharf, da er gespannt war, ob sie ihm einen Brief übergeben würde. Er konnte dies nicht direkt sehen, aber aus einer Bewegung von Everlys Arm entnahm er. daß er mit Sorgfalt etwas in seiner inneren Rocktasche verbarg. Ueberzeugt, daß es der Brief sei dessen Adresse für ihn von so großem Werte war. beschloß er. seinen Platz zu be halten und mit Everln nach New Market zu fahren. Während der Fahrt blieb er ziemlich schweigsam, da er fürchtete, seine Identität könnte entdeckt, und so alle Hoffnung aus Erfolg zerstört werden. Da sein Gefährte nicht zum Plaudern aufgelegt war, verlief die Fahrt, die etwa Lrciviertel Stunden dauerte, ver hältnismäßig still. (Fortsetzung folgt.)
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