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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 19.01.1911
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-01-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19110119025
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911011902
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911011902
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-01
- Tag 1911-01-19
-
Monat
1911-01
-
Jahr
1911
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Nr. iS. 105. Jalrrsrmy. Frankreiltz unü üer Unfall ües „u. 3". Zu den zahlreichen Beileidekundgebungen, die der deutschen Marine aus Anlaß des Unglücks des Unter seeboote, „II. 3" zugegangen sind, kommen nunmehr auch mehrere Teilnahmebezeigungen aus Frankreich. Deutschland hat allerdings den Nachbarn jenseits des Nheins in ähnlichen Fällen das gute Beispiel ge geben. Trotzdem berühren diese Kundgebungen, be sonders die Anerlennung der Rettungsarbeiten ange sichts des Unglücks, wohltuend. Es liegen darüber folgende Meldungen vor.' Vari», 19. Ianua.. lT.l.s Alltäglich des Un glücks. von dem das Unterseeboot ,,i'. .1' I-'trossen ist, hat Präsident Falticres den französischen Marinealtachn in Berlin beauftragt, dem Stnats- jekretär des Reichsmarineamtes jein Beileid aus- zudrücken. P i ch o n lreß durch den deutschen Bot ichaster v. Schön oas Beileid des Präsidenten, der Negierung, der Republik, sowie sein eigenes Beileid ausdrücken, und beauftragte den französischen Bot schaster Camvon. Dolmetscher derselben Gefühle bei der deutschen Regierung zu ein. Der Murrnc Minister Bau«', de LepeyrLrs lieg durch den deutschen Botschafter sein Beileid ausjprechen und beauftragte den französischen MarineaUach.» in Berlin, die Teilnahme der französischen Marine dem Staatssekretär des Reichsmarine, amtes v. Tirpitz zum Ausdruck zu bringen. Paris, 19. Januar. lTel.f Der „Eclair" schreibt anlässlich des Unfalls des Unietseebotes „II. 3" in einem Artikel, „Calais und Kiel" betitelt: Deutschland, dessen Flotte weder die Travi tion, lisch die Erfahrungen der französischen besitzt, hat durch eine packende Tatsache gezeigt, ratz es jene Forderungen verwirklicht hat, denen wir während des entsetzlichen Todeskampfes des „Plbviose" vergeblich Ausdruck verliehen Haden. Drei Leute sind in Kiel ums Leben gekommen, aber 27 konnten ge rettet werden. Die Schnelligkeit und der Erfolg der Nettungsarveiten müssen in den Admirali täten der ganzen Welt großen Eindruck her norrusen. (heben wir unserer Flotte, was Deutsch land der seinigen ohne Zögern und ohne falsche Spar inmkeit bewilligte. Dr. Loemenlelü Hamburger vpernüirektar. Eia Privattelegramm meldet an» aus Ham burg, datz der verdienstvolle Opernleiter unserer Oper am Stadttheater, Herr Dr. Han» Loewen- feld, zum Direktor der Hamburger Oper und des Altonaer Stadttheater» gewählt wor den ist, und die Wahl angenommen hat. Dr. Loewenseld wird sein neues Amt bereits a m 1. September antreten. — Bei feder Ziakanz im deutschen Tdeaierleben wurde Dr. Loewenseld als präsumtiver Nachfolger mit den meisten Aussichten genannt, so bei der Ko mischen Oper in Berlin letzthin, und jetzt wieder in Hamburg. So sehr wir es auch bedauern müssen, datz der um die Entwicklung der Oper am Leipziger Stadt' idealer hochverdiente und weitbekannte Ooernleiter in Kürze nun Leipzig verlassen wird, so freuen wir uns doch, datz Dr. Hans Loewenseld nunmebr einen Platz gefunden Hai, der es ihm ermöglicht, seine ganze Arbeitskraft einzusetzen und alle reichen Kräfte seiner Talente zu entfalten. Was Loewenseld in Leipzig geleistet Hai. ist genugsam bekannt. Durch seine Mit Wirkung sind die M a i s e st s p i e l e, an denen er in diesem Fahre noch einmal Anteil haben wird, zu einer allgemein anerkannten künstlerischen Höhe gediehen. An der prunkvollen und oorbild I scheu Neuausstattung der „Z a u b c r f l o t e" hat Dr. Loewenseld neben Direktor Volkner den meisten Anteil gehabt, und manche neue Oper, die an der Leipziger Bühne ihre Ur oder Erstaufführung er lebte, verdankt der Einstudierung durch Dr. Hans Loewenseld den Hauptanteil ihres Erfolges. Zu Weihnachten noch haben wir es erlebt, wie sich Loewenseld auch aus dem Gebiete des Schau sviels als Regisseur mit bestem Erfolge versuchte, und eine Neuelnrichtung der Sbakespeareichen ..K o mödie der I r r n » q e n" auf seiner Neliefbühnc Letpzlyrr Tsyrblan. zuwege brachte, die seitdem Repertoirestück geworden ist und ihm ein dauerndes Andenken der Leipziger Kunstfreunde auch auf diesem Gebiete sichern wird. U. a. wird uns Dr. Loewenseld als letzte seiner Taten bei den diesjährigen Maiseftspielen die vorgesehene Neueinrichtung des ..Fliegenden Holländers" bieten, und dann verlieren wir ihn mit Ende des Sommers für immer an Hamburg. In Hamburg warten des verdienstvollen Theaterleiters grotze Aufgaben. Die Overn- bühnc des Geheimrats Bachur wird er auf eine künst lerische Höhe zu bringen wissen, die den groszen Er wartungen der Hamburger entspricht, mit denen man jetzt Herrn Dr. Loewenseld begrützt. Mit dem Eintritt Dr. Hans Loewenfelbs in seinen Leipziger Wirkungskreis nahm die Over, ins besondere aber ihre Regie, einen höchst bemerlens ivenen Aufschwung, gewann in noch höherem Grade, als dies früher unter seinem Vorgänger v. Wymötal wohl der Fall gewesen war. das Bühnenbild an Gestaltung. Reiz und realistischer Natürlichkeit. Loewenseld brachte, ein streng logisch denkender Künstler und ein Mensch, der tief in das Leben hineingeschaut bar. Leden und 'Bewegung in die Masse, in den grvtzcn Apparat der Bühne mit allen seinen Verziveiqungen und Einzellxttten. Der Blick dieses Regisseurs lenkte sich immer sowohl auf die Darstellung des Ganzen, des Milieus und seiner Lurch die poetische Vorlage bedingten Abqeftimmtheit. wie auch aus die Details, die ein ganz besonderes Ar beitsfeld bedeuten Aus dem Opernbuch und aus der Musik heraus wusste Loewenseld zu gestalten und aus eigenem Mitempfinden und Fühlen wurde er gleich sam zum Nachdichter. Was er vor den Blicken des Zuschauers ächtbar werden liest, stand jederzeit auf der festen Basis gesunder Natürlichkeit, war dem Leben entnommen, ohne aber sich als eine plumpe Nachahmung desselben zu erweisen, ohne die harten Linien der Wirklichkeit gar zu stark l>ervortreten zu lassen Auch auf dem Gebiete der Bühnenbeleuchtung, der Lichlefjekte und ihrer Bedeutung für das szenische Stimmungsbild erwies sich Loewenfelds künstlerisch so hoch steheirde Befähigung, zeigte sich sein scharfer Blick für die oft entferntest liegenden Möglichkeiten, der Illusion des Zuschauers entgegenzukommen, sie zu beleben und anzuregen. In den allermeisten Fällen fühlte man sich dank Loewenfelds Bestreben ganz unmittelbar ,n den Kreis der musikalischen Dichtung versetzt und mit Blick und Empfindung in enge Bc ziehung zum tsianzen gestellt. Es liegt in der Natur der Sach«, datz sich unsere Blicke auf den kommenden Mann richten. Nicht Undank ist es, sondern Naturnotwendigkeit. Zwar ist kein Mensch unersetzbar, wohl aber fällt es oft sebr schwer, einen auf gleicher Stufe stehenden zu finden, -er aus der gegebenen Linie weiter strebt, manches ergänzt und -äs Ganze neuen Idealen ent gegenführt Diesen Mann zu finden, wäre nun noch Robert Volkners gewiß nicht leichte Aufgabe, und ihn gefunden zu haben, würde seinen Verdiensten die Krone aufsetzen. Vielleicht gelänge dies im Einvernehmen mit dem neuen Inten danten Geheimrat Mar 1 ersteig, damit zu Nutz und Frommen der Leipziger Oper ein stabiler Zustand geschaffen würde. N. 8. politische Nachrichten. Iustizkommission -es Reichstagen. Die Iustizkommission stellte am Mittwoch den Bericht fertig. Der Bericht wird in den nächsten Tagen im Reichstage verteilt werden. Bericht erstatter sind: für das Gerichtsverfallungsgesetz und das 1. Buch der Strafprozetzordnung Abgeordneter Dr. Heinze (Natt.), für das 2. Buch der Strafprozeß ördnung der Abg. Dr. M a n e r - Kaufbeuren (Ztr.), für das 3. Buch der Strafprozetzordnung Dr. Wag il e r - Sachsen (Kons.), für das 4. und 5. Buch der strafprozetzordnung und für das Einsührungsgcsctz der Abg. Graes-Weimar (Wirtsch. Vgg.). Rationalliberale Reichsgründungsseier. Die Reichsgründungsfeier der nationalliberaleu Fraktionen des Reichstages und des preußischen Abgeordnetenhauses wurde am Mittwoch in Berlin durch ein einfaches, aber würdiges Festessen begangen. Auster einer großen Anzahl von Abgeordneten und dem früheren Han delsminister Möller hatten sich noch zahlreiche Par trifreunde eingefunoen. Die Festrede hielt der Ab geordnete Basser mann, der zunächst den im Dienste des Vaterlandes auf dem Unterseeboot „II. 3" zugrunde gegangenen Männern einige Worte des Gedenkens widmete und dann auf die (beschichte der Wicderaufrichlung des Reiches einging. Beson- oers wertvoll sei es, daß in den letzten 40 Jahren die nationale Gesinnung einen so gewaltigen Fort schritt gemacht habe, so gewaltig, daß sogar Zentrum und Freisinnige heute kaum noch wagen, nationale Forderungen für Heer und Marine in Frage zu stellen. Redner schloß mit einem Kaiserhoch. Leb hasten Beifall fand auch eine poetische Ansprache des Generalsekretärs Breithaupt, in der der großen Zeit von 1870/71 gedacht wurde. Nach dem Festessen versammelten sich die Anwesenden zu einer gemüt lichen Plauderstunde in den Restaurntionsräumen des Abgeordnetenhauses. Zur Bergardeiterbewegung in Belgien. Brüssel, 19. Januar. (Tel.) Trotzdem die Dele gierten der ausständigen Bergarbeiter in der Provinz Lüttich gestern die Wiederaufnahme der Arbeit beschlossen hatten, ist heute, wie „XX. Steele" erklärt, ein neuer Konflikt ausgebrochen, weil die Grubenbesitzer nicht alle nach Inkrafttreten des Gesetzes über den Marimalarbeitstag getroffenen Anordnungen rückgängig machen wollen. Französisch-Holländischer Zwischenfall in Marokko. Paris, 19. Januar. (Tel.) Aus T a n g e r wird gemeldet: Ein Franzose, der Eigentumsrechte an einem Grundstücke geltend machte, von dem bereits ein Holländer Besitz ergriffen hatte, bemächtigte sich des Gruirdstückes mit Gewalt. Der Holländer fand sich darauf mit 2b bewaffneten Leuten ein, verjagte Len Franzosen nach einem heftigen Kampfe und hißte dann auf dem Grundstücke seine Natio nalflagge. Der Franzose erhob bei Len Gesandt schäften der holländischen und spanischen Regierung Klage. Streit der Arbeiter des Wasserwerks in Barcelona. Barcelona. 19. Januar. lTel.j Etwa 2000 Arbei ter der Wasserwerke und mehrerer Fabriken von San Martino, einer Vorstadt Barcelonas, sind ausständig. Der Gouverneur erklärte, er erwarte stündlich das Eintreffen von 500 Mann der Zivilgarde und sei fest entschlossen, die Macht erst dann in die Hände der Militärvehörde zu legen, wenn alle gesetzlichen Mittel zur Aufrechterhaltung der Ruhe und Ordnung erschöpft seien. Aus Leimig unü llmgegenü. Leipzig, 19 Ianuar. Wetterbericht der Könial. Sächs. Laadeswetterwartr zu Dresden. Voraussage für den 20. Januar. Westliche Winde, zeitweise aufheiternd, etwas kälter, noch stellenweise Niederschlag. Pöhloerg: Ununterbrochen starker Nebel, starke Schneedecke, fester, guter Weg bis Annaberg. Lemratttiester-Msskenbsll. ..Sie werden es sicherlich heute bedauern, nicht da der gewesen zu sein", sagte lieut« morgen ein Herr auf der Straßenbahn zu einem Bekannten. Ich mußte ihm unbedingt recht geben. Wer nicht dabei war. muß es bedauern, denn es war ein Fest, wie — wie es eben bloß der Zentraltheater-Maskenball sein kann. Wer wollte sich vermessen, auch nur annähernd ein Bild zu schildern, wie es die gesamten Festräume boten, in feenhafter Beleuchtung. Lurchströmt von vielen, vielen Tausenden schöner Frauen, eleganter oücr pikanter Masken, vornehmer Kavaliere. Schon die buntfarbige Beleuchtung des Eingangs hob die Stimmung, einem unendlichen Bienenhaus glichen die Garderoberäume, dann brandete das Leben, das Leben in seiner schönen, fröhlichen Form mit der De vise: „Zvas die Welt morgen bringt, heute ist heut'!" Zauberhaft schön zeigte sich der große Festsaal in herr licher Rösendekoration. Rotglühende Rosen an den Pilastern, der Decke, ringsumher. Rysen im Saal, duftige Mäbchenknospen und vollerblühte Frauen. Rosen der Freude auf den kiUanqen und unter den schelmischen Masken blitzende Augen. So drängte und zwängte sich bis gegen 11 Uhr die Schar der Masken — und es gab darunter viele von auserlesenem Ke schmack — durch die weiten und bei diesem Leben Loch so engen Räume. Dann öffnete das Theater seine Pforten Len Aber tausenden. Willy Wolf ergriff Len Taklitock. und graziös und schmeichlerisch, wie die Walzer in den Tanzsälen, umgaukeltc uns Frau Musika, hinüber Donnerstag, 19. Ianusr 1911. leitend zu ihrer holden Schwester Terpsichore. Ihr Zeremonienmeister war Ballettmeister Eugen T h le b u s-Berlin, der uns «in Tanzdioertissement vermittelte, wie cs eleganter nicht gedacht werden kann. Mit dem niedlichen Tanzscherz „Harlekinadc" begannen die reizenden Ballettaufführungen, dann bot uns Herr Chlebus einen flotten Schiffsjungen tanz. In buntem Wechsel folgten ein von zwei Paaren ausaeführter origineller holländischer Bauernreigen in Holzschuhen, ein Wiener Tanzbild „Frühlings stimmen" und in richtiger Steigerung als letzte Nummer ein aufregender Apachentanz, ausgeführt von der schicken und feurigen Solotänzerin Fräulein Nawatzka und Herrn Chlebus. Und nun kamen die erklärten Lieblinge unseres Operettentheaters: Therese Wiet und Rudi Gfaller. Ein süßes kleines weißes Mädel im Backfischkostüm und ein Nigger. Sie lieben sich, schreiben sich Ansichts karten usw., eine reizende Parodie nach dem . Hurra, wir leben noch". Als zweites Tanzduett boten die beiden beliebicn Künstler ein selbiwerfasttes Marsch duett. das sich aut den Zentraltheater Maskenball be zog: Gfaller als Nachtportier und die Wiet als Gar derobesrau. zwei sehr wichiige Personen, denen selbst der gestrenge Direktor Schneemann nur vorüber gehend zu imponieren wußte. War's ein Wunder, daß phrenetischer, nicht cndenwollendcr Beifall die non Mutter Natur mit allen schönen Gaben >o reichlich ausqestatteten Darsteller lohnte, daß Blumenkörbe rnd Lorbeerkräine die Bühne schmückten? Danach folgte die Prämiierung der 0 schönsten Damenmaskcn. Es erhielten üer ..Rot« Mohn" den ersten Preis lBrillantrings. „Dämon Gold" eine goldene Kette. ..Südpol" eine goldene Uhr. „Frühling" eine silberne Tasche. „C a r m e n" ein Opernglas und die „Chansonette" ein Toilette necessaire. Dann schlugen in olle» Säle» nn'' Räumen die Fluten des Frohsinns, die Geister des Sektes über uns zusammen. ..Es lebe das Leben" war das Leitmotiv bis zum grauenden Morgen. Und man leerte den Becher der Freude bis zum Grunde, ichönheitsrroh. und wieqie sich nach den lieblichen Wolzermclodien des Wolr-Orchesters. man flirtete und koste Ob nie! leicht unser König früher in Leipzig war als mancher Festbesucher in den heimischen Pendten? Kein Wunder mär's, denn ..Wo das Leben rauschend dich ruft, darfst -« den Griesgram zu Haufe lassen." — Was die Welt morgen bringt v. I?. * * Der Bezirksverein für den Norden und die innere Stadt Leipzig beging am Mittwochabend sein 20. Stiftungsfest in den Räumen des Etablissements „Bonorand". Das außerordentlich stark besuchte Fest wurde durch ein Konzert eingeleitet, in dem das Leipziger Doppelquartett (Mitglieder des Leipziger Lehrergesanavereins), Herr Mar Wünsche und das Ehepaar Sturmfels-Untucht mit wirkten. Mit Th. Kirchners „Wanderers Nachtlied" begannen die Darbietungen durch das Quartett, dann folgten „Vale carissima ' von Altenhofer und „In der Ferne" von Robert Franz. Frau Aenny Un tucht sang zwei reizende Lieder „Petites Roses" von I. Cesek, und ein holländisches Volkslied von H. Jüngst, während ihr Gatte Fritz Sturmfels Findeisens „Das schlanke Reh" und Millöckers necki sches „Aber Schwarz" oortrua. Beide sangen dann noch zwei Duette aus -em „Rastelbinder" und dem „Revisor" und errangen so lebhaften Beifall, Laß sic sich dazu herbeilassen mußten, noch einige Zugaben zu gewähren. Herr Wünsche spielte einige stücke auf dem Violoncello mit der bei ihm bekannten Meisterschaft, außerdem kamen dann noch drei Quartettgesänge zum Vortrag. In Ser Pause zwischen dem ersten und zweiten Teil begrüßte der Vorsitzende Baumeister Max Uhlemann die Gäste und knüpfte an den Tag der Reichsgründung an, den zu feiern wir in diesem Jahre der 40. Wiederkehr be sonderen Anlatz haben. Der Redner schloß mit einem Hoch auf Kaiser Wilhelm H. und König Friedrich August. An das Konzert schlotz sich ein Ball an. * Verordnung über da» Schächten im städtischen Schkachthofe. Durch die — von uns schon mitgeteilte — Minisierialverordnung vom 20. Dezember 1910 über das Schlachten von Tieren ist bekanntlich das bisher in Sachfen verbotene Schlachten nach jüdi schem Ritus wieder zugelasseu worden. Dadurch macht sich eine Ergänzung der städtischen Vieh- und Schlachthofordnung erforderlich, bei deren Erlatz eine Wiederzulassung des schlichtens nicht oorausgefehcn werden konnte. Der Rat hat daher für das Schächten auf dem hiesigen Vieh- und Schlachthof folgende Bc stimmunaen aufgestellt: 1s Das Schächten darf nur an Wochentagen, die „Jawohl. Es lut mir leis, daß ich mich erst weigerte. Ich sehe jetzt ein, Satz es sas verminstigste ist. Doch ich batte Gründe, die mir im ersten Auge» blick, iu meiner Bestürzung, ausschlaggebend zu jein schienen und mich zu meinem ersten Entschlüsse führ len. Jetzt bin ich bereit, gern bereit, Ihnen zu folgen." Barnes beobachtete Marvel jchars, um zu entdecken, ob seine Worte auch seiner Ueberzeugung entsprachen, oder ob er sich verstellte. Er gelangte indes zu keiner Entscheidung. „Es freut mich", sagte er, „daß Sie aus jreiem Entschluß mitgeben. Sie ersparen mir eine große Verlegenheit. Ich hätte Sie mit mir genommen, selbst wenn ich erst einen Hastbesehl erwirken und Sie dann in einer Dampfschaluppe hätte verfolgen müssen. Dann wären Sie mein Gefangener gewesen. Jetzt werden Sie. wenn Sie keinen Widerstand leisten, mit der gebührenden Achtung behandelt werden. Ich sichre Sic als Zeugen zurück." „Ich will nicht als Zeuge gehen. Wenn Sie mich - trotzdem Sie keinen Hgftbeiehl haben — verhaften wollen, habe ich nichts dagegen: wenn ich mit Ihnen gehe, mutz es als Ihr Gefangener fein!" „Wie Sie wünschen. Es lut nichts zur Sache, wenn Sie nur zuriickkehreu." Barnes und Marvel verließen Portsmouth mit aem nächsten Zuge, der sie am nächsten Morgen nach Lee brachte. In der Bahn batte Barnes Gelegenheit, lange genug im Rauchwaqen allein zu sein, um die Papierstückchen zusammenzusetzen, die er in dem Kamin in Marvels Zimmer gesunden hatte. Er klebte die einzelnen Stückchen nebeneinander auf eine» Bogen Papier, wie sie zusammengebörten, und fo war der Brief wieder lesbar: er lautete: „Nach den Ereignissen der letzten Nacht ist es das beste, wenn Du das Land verläßt. Tue dies ohne Verzug! Es wäre vermessen, iettt noch an Heirat zu denken Leb wohl! Virgie" (Fortsetzung folgt.) Erinnerungen SN Gultave /lsuvert In Lroillet vet Rauen. Bon Dr. Gust«» Jacob (Paris). (NaädruL verdaten.) .Wer die Sein« nur von Paris her kennt, der hat ja keine Ahnung!" versicherte mir ein geborener Nouennäjer. als der Pariser Zug in Rouen über sie Brücke fuhr. Und in der Tat, »v»it. I'uir tt'nn leur»! Das war breit, in jener natürlichen Breite, nie man auf den ersten Blick von der drohenden Breite der Uederschwemmung in Paris unterscheidet, oas war schiffbar, und was die Fahnen der trans attanlischen Dampfer flattern ließ, war der See wind. Ein unbeschreibliches, jreud.qes Bewußtsein der Meeresnähe herrscht in dieser alten und reichen Stadt und gibt allen Dimensionen etwas Strebendes und Großes. Hier wurde Corneille geboren, und etwas stromabwärts, nach Le Havre zu. lieht ei» zweiter Wallfahrtsort des literarische» Pilgers Croisjet mit dem Hause Gustave Flaubcrts. Das heißt: das Haus ist verschwunden. Eine Fabrik, eine Philistergründung, ragt an der Stätte -er einstigen Hochburg des „letzten Troubadours" und verschräntl den größten Teil feines Gartens. Was die Freunde gerettet haben, was die französische Re publik als „historisches Mcmumeiu" erklärt hat. ist ein kleiner, weißer Pavillon im Stile Ludwigs XV.. von der Seine nur durch den Weg getrennt, am Ende einer »ocb durch em halbes Dutzend Bäume mar li.'lteii Lindenallee. Der Kenner Flaubcrts wan delt hier in heiligem Schatten: in dieser Allee ging Flaubert auf und nieder, seine Romanphrasen fo lange laut vor sich hinsprechend, bis sie. nach seiner Aesthetik. jene einzig mögliche, schlechtweg richtige Form angenommen hatten, die nicht das Gewand der Idee, sondern hie Idee selbst ist. Schwitzend in Ekstase, mit rotem czvpfe, -cm Schlage nahe, beschwor er hier das Wesen der Welt, bis es sich neigte. So schrieb er. in den Jahren 1852—5(>, sein eigentlich einziges Buch, die Madame Bovary, eine Geschichte, die durch die Erkenntnis des Erstrebten und die Kraft des Erreichten intellektuell und moralisch „die Welt ver änderte". Es ist seltsam: man könnte fast mit Bestimmtheit beim Eintritt in das einzige Zimmer des Pavillons sagen, daß hier nicht gearbeitet worden ist. Das Ar beitszimmer Flaubcrts war in dein jetzt zur Fabrik umgebautcn großen Landhause im Hintergrund des Gartcns. Der „weiße Pavillon an der seine. von Kaisblatt umrankt", wie ihn der Dichter auf einer Oricntreisi in Erinnerung vor sich sicht, diente der Erholung. „Hier saßen wir", erzählt seine Nichte Karoline Commanville in ihren „Souvenirs intimes", „an stillen Sommerabenben ans dem kleinen Balkon mit dem zierlichen Kitter: die Nacht kam langsam herauf, die Schritte der letzten Passanten verhallten: kaum unterschied man noch aus der anderen Seite des Flusses, die Silhouette des Pferdes. Las ein Boot schleppte. Der Mond begann zu scheinen, «in leichter Nebel stieg vom Woher auf. Zwei oder drei Barken lösten sich vom User; cs waren Aalfischer, die aus fuhren, ihre Reusen zu legen. Meine Großmutter, von sehr zarter Gesundbeit. begann zu husten, und «nein Onkel sagte: Es ist Zeit! Kehren wir zurück zur Madame Bovary!" c: Das kleine Muse u m . zu dem man das Pavillon zimmer umgewandelt hat. enthält nicht eben viel: Flaubcrts Büste nach der Statue in Rouen von Bern stamm. Sie Büste seines Freundes Bouilhet, den er so gern zu einem Dichter ersten Ranges gestempelt hätte und dessen „Letzte Lieder" er mit einer Vorrede herausgab. in de: er noch einmal die romantischen Illusionen seiner Jugend gegen den „Bourgeois" ver teidigt. einige Originale seiner Priese und Ausgaben seiner Werke. Außerdem Bücher unü Zeitungsartikel über Flaubert. lieber letztere, sowie auch über die ausgestellten Briefe Malots und Belots hat sich der bekannte Kritiker des „Tag", Alfred Kerr, wie man aus -em Fremdenbuch ersieht, sichtlich geärgert. „Ich bin nach Croisset gekommen", schreibt er Französisch mit ungewöhnlich großen Buchstaben und in einem ungewöhnlich langen Satze, „um persönliche Erinne rungen meines Idols Flaubert zu sehen, nicht ein Museum für Belot. hl n'z? o. c,uo vorrs?" Ohne Flaubcrts stilistische Erkenntnisse hätte die Eigenart Kerrs sicher andere Wege eingeschlagen, und gleich viel verdankt ihm offenkundig Thomas Mann. Wenn man die Schule übersieht, die Kerr und Mann in Kritik und Literatur gemacht haben und täglich noch machen, so wird man schon hiermit einen wirklichen Einfluß Flaubcrts auf unsere Schriftsprache zugeben müssen. In dieser Erkenntnis werden noch viele Wanderer bei dem ..historischen Monument" an der Seine Haltmachen, und dem Fremdenbuch auf dem Rundtische des Pavillons ist mehr als eine Auflage gewiß. Schade, daß Flaubert nicht an die Anschaffung eines solchen Buche? gedacht hat. Er sah in Croisset illustre Gäste, außer feinen engeren Freunden Bouilhet. Maupassant, Daudet, Zola. Edmond und Jules de Goneourt vor allem Renan. Taine. Georges sand und Turgenjeff. Letzterer war noch riesiger als Flaubert selbst, und die Bürger von Rouen staunten vor dem Gactentore über die beiden großen Kerle. Gegen Ende des Jahres 1970 kam ein anderer Besuch, 10 Prcutzenals Einquartierung. Flaubert zog sich aber vor ihrer Ankunft nach Rouen zurück, überzeugt, jein geliebtes Croisset als rauchende Trüm- merstättc wicderzusehen. Um io größer war seine llcdcrraschung. als bei seiner Rückkehr, wie Flauderts Nichte berichtet, nichts fehlte, außer einem Papier messer und ähnlichen „wertlosen Gegenständen". Ob die deutsche Einquartierung wußte, vei wem sie zu Gaste war, steht freilich dahin. „Wenn man hätte wissen können, daß M. Flaubert so berühmt wird!" klagte mir der Gastwirt Coulange. der sich auf seinem Wirtshausschild als „Flaubcrts Koch a. D." bezeichnet, „dann hätte man mehr aus seine Worte aufgcpaßt. Manchmal kam er in den Garten und suchte und suchte, endlich sagte er: I'-tt iixnrvä, grub eine Pflanze aus und trug sie in feine Schreibstube, wo er sie ganz genau beschrieb." Buchkunltsusltellung zu Leipzig 19 n. Als erste Ausstellung des Vereins Deutscher Buch gewerbetünstler findet vom 19. März bis 7. Mai 1911 im Deutschen Buchgewerbemuseum zu Leipzig eine Ausstellung „Neue deutsche Buchkunst" statt, an der auch Nichtmitalicder des Vereins sich beteiligen können. Als Termin für Anmeldung und Ein lieferung ist der 15. Februar 1911 festgefetzt. Ein sendungen sind frankiert an die Direktion des Deut sckien Buchgewerbemuseums Leipzig. Deutsches Buch gewerbehaus, Dolzstratze 1, zu richten. Von derselben Stelle sind auch die Papiere zu erhalten. Zugelassen sind zur Ausstellung alle die künstlerische Ausstattung des Buches betreffenden Arbeiten, soweit sie von Künstlern entworfen oder unter künstlerischer Leitung entstanden sind. Originale sowohl als auch aus geführte Arbeiten. Eine Jury entscheidet über die Zulassung aller Einsendungen. Die Ausstellung soll nach ihrer Vorführung in Leipzig als Wanderausstellung in vernhiede nen deutschen Städten gezeigt werden, und wird noch umfangreicher sein als die erst« Ausstellung des neuqegründeten Vereins Deutscher Buchg.'werbe- künstler auf der Brüfseler Weltausstellung, die mit dem Grand Prix ausgezeichnet wurde. * In den Monaten Januar und Februär finden cm Deutschen Buchgewerbe museum folgende Aus stellungen statt: In den Räumen I—III Les Erd geschosses ist eine Sammlung von 100 allen Buch einbänden Les 15. dis 19. Jahrhunderts aus gestellt, die dem Besitz des Karlsbader Sammlers Dr. Becher entstammen. — Die Räume IV—VII des Erdgeschosses nimmt eine Ausstellung graphischer Arbeiten von Erich Gruner. Leipzig, ein. — Im Saale der alten Drucke ist eine Kollektion mo derner Signete — in der Hauptsache Verleger zeichen — ausgestellt, und eine große Anzahl mo derner Bucheinbände sowie Kleistervapiere von Paul Kersten. Berlin. — Der Eckraum des Saales enthält außerdem Radierunqen des Dresdner Malers Ferdinand Steiniger. Alle Ausstellungen sind an den Wochentagen von 9 bis zum Anbruch der Dunkelheit und Sonntags von 11—2 Uhr bei freiem Eintritt qeössnet. * Theaterchronik. Selma Erümann-Iesnitzcrs Schauspiel „W as Liebe kann" fand auch bei der Premiere im Bremer Stadttheater starken Beifall beim Publikum.
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