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XVUL Jahrgang No. 6. 93 23 Dezember 1903. Herrn trotz mehrfacher Besuche persönlich nicht an getroffen. Aber sein Zimmer, in das mich die nicht gerade besonders einladende Wirtin geführt hatte, machte durchaus nicht den Eindruck, als ob sein Inhaber sich in hervorragender materieller Lage be finde. Ein Pack Korrekturen auf dem einfachen Tisch verrieten mir, wohl mehr als es dem abwesenden Bewohner lieb gewesen wäre, die Natur jener ge rühmten Stellung. Kurz, ich gestehe, obgleich ich sonst kein Hasen fuß bin, es war mir in diesem Augenblick trotz des prachtvollen Wetters, des schneidigen Gefälls, der ausgezeichneten Bahn — und trotz des nahe und näher winkenden Heims meines geliebten Mädchens, gar nicht gut zu Mut. Ich kannte den Herrn Fabrikanten noch gar- nicht s Ich wußte nur, daß der sonst überaus gut herzige Mann äußerst leicht in Heftigkeit geraten konnte und daß dann schlecht mit ihm Kirschen essen war. Außerdem, eingeladen war ich keineswegs. Selbst meine Hedwig mochte recht überrascht sein, wenn ich so plötzlich ohne Anmeldung auf der Bild fläche erschien. Im Stillen machte ich mir über meine überstürzte Voreiligkeit selber Vorwürfe. Ich hatte nicht übel Lust gehabt, spornstreichs wieder umzukehren. Hieran hinderte mich nun zunächst das kräftige Gefall und der spiegelglatte Weg, den wahrscheinlich der Schlitten des Fabrikanten vorgebahrt hatte. Ich ließ also dem Rad und dem Schicksal seinen Lauf und hatte in wenig Minuten das schöne Waldtal erreicht, in dem die große Sägemühle Herrn Waßners lag. Hier wurde nun der Weg eben. Einige Minuten weiter sprang ich vor der gediegen gebauten Schweizer villa vom Rade und es war auf meiner Preisuhr zehn Minnten vor drei Uhr, als ich mit dem Mute eim s zum Tode gehenden Gladiators auf den elek trischen Knopf drückte, um wenigstens mein Schicksal so bald wie möglich zu erfahren. — Aber ich hatte Glück. Denken Sie nur, wer mir öffnete, das war meine Hedwig. Sie machte ganz große Augen, wurde ganz blaß und schlug mit einem melodischen kleinen Schrei die Arme über ihrem reizenden braunen Köpfchen zusammen. „Hermann!“ rief sie. „Ja, ist es denn die Möglichkeit, Du hier?“ -— Aber erschreckend setzte sie alsbald hinzu: „Du bringst doch keine schlimme Nachricht von Ernst? — Um Gotteswillen, es wird ihm doch nichts passiert sein? — Ich warte so auf Nachricht von ihm und habe um so sicherer heute auf einen Brief von ihm gerechnet! — Was weißt Du von ihm?“ — — Sie zog mich also hinein. Wir traten in das Wohnzimmer, wo eine zum Besuch gekommene ältere Tante mit dem Schmücken des Weihuachtsbaumes beschäftigt war. Der Herr Fabrikant war — glück licherweise — auf die Jagd gegangen. Ich ward vorgestellt, ich erzählte das wenige, was ich wußte. Es stimmte die beiden Damen sehr bedenklich. Dazu kam dann noch das vorgefallene tragikomische Ereignis, daß der Bursche, der am Morgen nach der Post geschickt worden war, die frühe Gelegenheit benutzt hatte, einen etwas kräftigen Weihnachtstrunk zu tun. Mau hatte ihn erst nach eifrigem Nachforschen zu Mittag in der Hütte seiner alten Großmutter, in einem „Zinken“, der eine Viertel stunde von der Fabrik entfernt war, mit bös’ zer schlagenem Kopf aufgefunden. Wie die alte Köchin Hedwig berichtet hatte, war er nun „vor Trinken sprachlos“. Jedenfalls war er nicht in der Verfassung, anzugeben, wo die Posttasche hingekoinmen war. Man mußte geduldig warten, bis sich sein Erinnerungs vermögen wieder eingestellt hatte. Hedwig war sicher, daß sich ein Brief von ihrem Bruder dabei befinden müsse und war über den leicht sinnigen Burschen recht ärgerlich. - In diesem Augenblick klingelte es. Man hörte ein kräftiges Aufstampfen, wie wenn Jemand den Schnee von seinen Füßen schüttelt. Hedwig war blaß geworden. „Der Vater kommt!“ — flüsterte sie. „O Hermann!“ — Die Tante lächelte und schaute uns beide freundlich an. Sie drohte ihrem errötenden Nichtchen mit dem Finger. „Wie, so ganz hinter meinem Rücken, Hedchen?“ — „O Tante, steh uns bei!“ — rief mein Mädchen bittend und warf sich der guten Frau in die Arme, die sie gerührt umarmte und küßte. „Wollen sehen, was sich machen läßt, Kindchen! — Aber Bruder Wilhelm, dein Papa, kann ein rechter Bär sein!“ — — Ich muß aber sagen, ich fand den Herrn Fabri kanten, einen angehenden Fünfziger von kräftigem Wuchs und blühendem, wettergebräuntem Aussehen, der nun in seinem Jagdhabit hereintrat, äußerst um gänglich. Er hatte allerdings auch soeben drei Hasen Fröhliche Weihnacht herrscht in Raucherkreisen überall dort, wo auf dem Bescherungstische Salem Aleikum- Cigaretten, das schönste und willkommenste Weihnachtsgeschenk für einen Raucher nicht fehlen. Salem Aleikum-Cigaretten, keine Ausstattung, nur Qualität! _. Mr. 3 4 5 6 8 10 p r p i q • —■— 3V 2 4 5 6 8 10 Pfg. das Stück. Vor Weihnachten auch in Schachteln von 50 Stück, für Geschenkzwecke geeignet, erhältlich.