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Andenken an die erste Gründung der Kindergärten diesen Stein hier setzte und Passieren des Erlen- wäldchens sowie Schwarzabrücke erreichte ich Blankenburg wieder, woselbst ich jedoch nicht weiter verweilte sondern es 3 / 4 8 Uhr abends verließ, um noch nach Saalfeld zu gelangen, was ich auch nach 8 Uhr bereits erreichte. Saalfeld war eigentlich von Gera aus mein nächstes Ziel gewesen, jedoch habe ich es keine Minute bereut, diesen allerdings etwas größeren Abstecher gemacht zu haben. Den nächsten Tag, einen Sonntag, widmete ich zunächst einer Stadt besichtigung, setzte mich alsdann wieder auf mein Stahlroß und radelte durch die sehr interessanten Stadttore, die Saale passierend, über Köditz am roten Berge vorüber, immer mit Steigung und Fall durch Kaulsdorf in das Loquiktal, eng, aber sehr waldig, weiter in das malerische Wiesental der Sormitz nach dem schön gelegenen Badeort Leutenberg. Mach kurzem Aufenthalt hierselbst mußte ich infolge zu starker Steigung einem Wildbache entlang immer das Rad schieben und erst von dem 6 km davon entfernten Orte Gleima konnte ich wieder fahren. Bei sengender Sonnenhitze, nach kurzer Mittagsrast bei echt vogt ländischen Klößen in Ruppertsdorf, erreichte ich Lobenstein in Reuß ä. L., was ich jedoch rechts liegen ließ, und lenkte in das Friesautal ein, über Berg und Tal, wiederum bei angestrengter Fahrt, tauchte gegen 4 Uhr nachmittags der kleine fränkische, industriereiche Ort Hirschberg auf, welcher fast senk recht über der Saale liegt und einen malerischen Anblick gewährt. Wiederum hielt ich kurze Rast und weiter ging es in schöner Fahrt durch verschiedene bay rische Dörfer bis nach Hof, das ich um 6 Uhr nach mittags erreichte. Hierselbst ließ ich mir in einem netten Lokal durch eine freundliche Hebe einige Glas „echtes Bayrisch“ vortrefflich munden und machte mich abends 7 Uhr wieder auf den Weg. Noch ein kurzes Stück war die Saale mein Begleiter, dann kam ich in das Tal der Regnitz und durchfuhr das durch seine Perlenfischerei bekannte Rechau, wo gerade Schützenfest war und ein lebhaftes Treiben in den Straßen herrschte. Gegen 9 Uhr abends, bei fortgesetzter Steigung, gelangte ich zum Zoll hause an der bayrisch-böhmischen Grenze, stärkte mich während der Erledigung der bei der Grenz überschreitung erforderlichen Formalitäten und des Anlegens einer Plombe an mein Rad im nahen Gast hause zu Neuhausen und fuhr dann nach 2 stündigem Aufenthalt hinein ins Böhmerland. Unterdessen war es jedoch völlig finster geworden und da der Mond hinter den Wolken hervortrat und Wald und Flur in seinem magischen Lichte erleuchtete, brauchte ich keine Laterne. Da die Nacht köstlich war, eine laue, angenehme Luft wehte, kam blitzschnell der Gedanke in mir auf, die Nacht hindurch zu fahren, obgleich ich schon recht große Strapazen hinter mir hatte. Gedacht, getan und flott ging es, ohne die geringste Müdigkeit zu verspüren, auf schöner Straße weiter. Um r / 2 12 Uhr kam ich nach Asch, woselbst Fahnenweihe gewesen war und deshalb noch munteres Treiben herrschte. In animierter Stimmung und bald gefundener fröhlicher Gesellschaft verbrachte ich mehrere Stunden und es war bereits 2 Uhr geworden, als ich erst Asch den Rücken kehrte. Auf schöner Straße, stellenweise durch Wald, fuhr ich im flotten Tempo immer bergab, den Freilauf benutzend, nach Franzensbad, das ich morgens 3 / 4 3 Uhr erreichte und das in tiefem Schlafe lag. Mit dem Nacht wächter zusammen ging ich beim frühen Morgen grauen durch die Promenaden und Hauptstraßen, und wurde alsdann bei meiner Weiterfahrt plötzlich von einem derart dichten Nebel überrascht, daß ich kaum 5 m weit sehen konnte und deshalb auch ge zwungen war, mein flottes Tempo etwas zu verlang samen. So erreichte ich, mit Reif über und über bedeckt, einem Müller gleichend, 3 / 4 4 Uhr morgens Eger, das ebenfalls noch in Morpheus Armen lag, nur ab und zu einigen Nachtschwärmern begegnend. Ohne Aufenthalt, da Eger keine besonderen Sehens würdigkeiten bietet, fuhr ich weiter — der Nebel hatte sich inzwischen gehoben — passierte x / 2 7 Uhr bei den ersten Sonnenstrahlen Falkenau, kam alsdann an verschiedenen Braunkohlenschächten vorüber, be rührte das schön gelegene Elbogen und fuhr nach einigen Berg- und Talfahrten um 9 Uhr morgens in Karlsbad ein, wo bereits ein flottes Kurleben herrschte. Ich besichtigte hierselbst den Sprudel, kostete das Brunnenwasser, ging durch die schön angelegten Anlagen und Hauptstraßen, wobei ich Gelegenheit hatte, Leute der verschiedensten Nationen kennen zu lernen. Erst gegen Mittag machte ich mich zur Weiterfahrt bereit, die nur im langsamen Tempo er folgen konnte, da bis Komotau ca. 70 Berge, einer größer als der andere, zu nehmen waren, dazu trug wesentlich auch noch das schlechte Pflaster bei und so traf ich denn erst abends gegen 6 Uhr in meiner früheren Studienstadt Komotau ein, nachdem ich eine 34 stündige Fahrt hinter mir hatte. Zuerst galt hier mein Besuch einem alten Studienfreunde, in dessen Verein ich einige alte, mir von früher her bestens bekannte Lokale aufsuchte und begab mich dann zeitig in meines Freundes Behausung der langer sehnten Ruhe hin, die mir köstlich bekam, denn andern Tags war ich frisch und neugestärkt, ohne nur die geringste Müdigkeit noch zu spüren. — Nach herzlicher Verabschiedung setzte ich meinen Weg in der mir bestens bekannten Gegend fort, an vielen Kohlen schächten vorüber, durch Brüx und Dux fahrend und erreichte 8 / 4 12 Uhr Teplitz - Schönau, woselbst ich meinen Verwandten einen Besuch abstattete. Am Nachmittag besuchte ich noch den Schloßgarten und den Kurpark und verließ abends 7 Uhr die Stadt wieder. Nach kurzer Fahrt mußte ich das zweite Gewitter, sonst hatte ich auf der ganzen Tour über haupt keinen Regen, über mich ergehen lassen, das aber derart wütete, daß ich trotz Regenkragens völlig durchnäßt wurde. In scharfem Tempo, unter Blitz und Donner, vom Sturmwind getrieben, fuhr ich über die denkwürdigen Schlachtfelder von 1866, durch verschiedene Ortschaften und gelangte um 10 Uhr abends in meiner elterlichen Wohnung in Tetschen an, woselbst die Freude über mein Eintreffen groß war. — In Tetschen verbrachte ich sodann einige Tage und fuhr am 25. Juli, abends 5 Uhr wieder über die Grenze nach Sachsen zurück, kam an der Schweizermühle vorüber, über Krietzschwitz, nach Pirna. Mit frohem Mute trat ich nunmehr in die Pedale, meinem Endziele entgegen, mit dem Gedanken,