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und Geschichte, 21 di« Rechtswissenschaft, 13 die Tier heilkunde. 11 die Chemie, 9 den Heeresdienst zu Lande, 3 zur Tee, 5 da, Vergsach, je 3 Theologie, Forstfach. Steuersach Landwirtschaft, je 2 Zahnheil kunde, Postfach, Volkswirtschaft, Kolonialwesen, je 1 Musik. Philosophie, Pädagoaik, Beamtenlaufvahn. Es bestanden in der Petrtschule zu Leipzig 44, in der Dreikönigsschule zu Drerchen-Reustadt 40, in der Annenschule zu Dresden 39, in Chemnitz 29, in Döbeln 26, in Plauen 2K, in Meisten 22, in Zwickau 21, in Borna 16, in Zittau 16, in Freiberg nNd Anna, berg je 14. * Kirchennachrichte«. Am 2. Osterseiertage früh 9 Uhr hält >'. Krua eine Morgenandacht aus dem Tüdfriedhose. Die Andacht wird von 2 Sologe sängen umrahmt sein. * Zum Vesten de, Alter,h«imstSttenvereins wird unsere bewährte Gescmgspädagoain Frau Marie Unger-Haupt am 3. Mai d. Z. ein Konzert in der Matthäikirche veranstalten. ' Die erste Handwerksmeisterin in Leipzig. Kürz lich hat Frau Johanna verw. Neidbardt in Leiptta-R. Oststrage 8, vor der Prüfungskommission zur Abnahme der Meisterprüfung im Schneider handwerk ihre Meisterprüfung abge legt und mit bestem Erfolge bestanden. Reben der vorzüglichen Ausführung des Meisterstückes sein Kleid aus vlauem Vottestofs) hat der Prüfling auch in allen übrigen Fächern den Beweis der Be fähigung zur selbständigen Ausübung des Handwerks voll erbracht. Frau Reidhardt ist dr« erste weib liche Person in Leipzig, die den Meister- titel im Handwerk z« führen befugt ist Der Vor- fitzende der Prüfungskommission, Obermeister Bol le r h o f, gab denn auch seiner Befriedigung über das Ergebnis der Prüfung in anerkennenden Worten Ausdruck und beglückwünschte Frau Reidhardt als erste Handwerksmeisterin in Leipzig aufs herzlichste. * Zue Hebung des Kinematoaraphenwefe», hat sich, wie wir schon berichteten, ein Verein gebildet. Dieser Hal jetzt mit einem leistungsfähigen Vor- führungsinstrtüt Abkommen getrosten, nach denen er in der Lage ist, bei Vereinsveranstaltungen kinema- tographischc Vorführungen zu bieten. Die Programme können für Erwachsene oder Kinder verschieden zu sammengestellt werden und es wird durch sie vor allem das im Kinematographen gegebene Bildungs moment zur Geltung gebracht und auch ein« gediegene Unterhaltung geboten. Nähere Auskunft gibt der Vorsitzende: W. Schubert, Elsbethstraste 36. * Neuer Leipziger Tierschutznetein. Die am 7. d. M. abgehaltene Monatsversammlung war fast ganz durch die Feststellung der Wünsche sür eine bevor stehende Aenderung der Verkehrsordnung ausgesüllt. Der Vorsitzende berichtete darüber. Alle Wünsche mit ihrer Begründung können hier nicht ausgeführt werden: es seien nur die wichtigsten mirgeteilt: Auch 2rüdrige Fuhrwerke sotten Hemmzeug erhalten. Auster Zugtieren mit ausfallenden Schäden und erheblichen äusteren Verletzungen sollen auch Zugtiere mit solchen Schäden und Verletzungen nicht enrgespannt werden dürfen, die den Tieren beim Gehen im Geschirr Schmerzen verursachen. Anstelle der Nasentette wird allgemein das Gebist gewünscht. Scheuklappen und Aufsatzzüqel sollen verboten sein, Hinterzeug und Kummetkissen eingeführt werden. Die Altersgrenze für Geschirrführer soll herauigesetzt, eine Altersgrenze für Hundegeschirrführer neu fest gesetzt werden. Es wird gewünscht, dast anstelle des jetzigen Höchstgewichtes der Ladung eine aus dem Eigengewichte des Wagens und dem Gewichte der Ladung sich zusammensetzende Höchstbelastung für die Zugtiere festgesetzt werde. Der trüber bereits gestellte Antrag auf Einführung einer Zughunde tontrolle wird erneuert, ebenso der Antrag auf Er last eines Verbotes, Hunde hinter Strassenbahnen, Fahrrädern und Kraftfahrzeugen laufen zu lasten. Viehtrciber möchten durch Armbinden oder Schilder mit Aufschriften kenntlich gemacht werden. Es soll verboten jein, lebende Flsch« an Personen ohne Gesäss mit frischem Wasser abzugeben. Einige Mit teilungen des Vorsitzenden über bemerkenswerte Vorgänge schlossen die angeregt verlaufene Ver sammlung. * Die Lausigier Heilstätten des Vereins für Innere Mission werden Mitte Mai für die kommende Kurieit wieder eröffnet werden. Schon Sonnabend, den 13. Mai. geht die erste Kinderabteilung auf vier Wochen in das D c t h l e h e in st i f t. Das Pflege geld für die Serie beträgt hier 3.'» -X (grosse Ferien 12 . tt). Zm Genesungsheim, das erholungs bedürftige Frauen und Mädchen aller Stände und jeden Alters beherbergt. >st der tägliche Pflegesatz 2 ä. bei Einzelzimmer 2.30 Am Beginn ist cs bekanntlich in beiden Heilstätten noch nicht Io übervoll wie in den Sommcrwochen. Anmeldungen für das Bethlehemstist wie sür das Genesungsheim wolle man baldigst bewirken bei der Geschäftsstelle, Evangelisches Vereinshauo, Roststrastc 14. * Der Deutsche Turntag findet im Zusammen hänge mit der Hygieneausftellung am 27. und 2b. Juli im Konzertsaai« des Zoologischen Gartens zu Dresden statt. Verhältnisse halber kann dem Turntage keine grössere turnerische Vorführung, wie solcher 12 während der Ausstellungszeit geplant find, auf dem Uebungsplatze der Ausstellung geboten werden, jedoch bietet der Deutsche Olqmpiaausjchust am 30. Juli Gelegenheit, Turnen und Sportbetrieb nebeneinander zu sehen. Die offiziellen Turn- führten im Anschluss an den Turntag beschränken sich lediglich aus Sonnabend, den 29. Zuli, und führen ohne Ausnahme in die Sächsische Schweiz. Die Teil nehmer werden an diesen Tage früh 7 Uhr mit Sonderzug in die Sächsische Schweiz fahren, vpn ver schiedenen Haltestellen aus je nach 2kahl unter fach männischer Führung die Wanderungen antreten, die dis abends 7 Uhr beendet sein müssen, um danach ge meinsam im Sonterschiff bei Beleuchtung der Höhen des Cldtales die Rückfahrt nach Dresden anzutreten. Wegen Charterung des Schiffes und Bestellung des Sonderzugev ist cs notwendig, dast die Turntagsab- gcordneten bis zum 30. April dem Turnfahrtenaus- schust in Dresden — Obmann Gelreimer Studienrat Prof. Dr. Stürenburg, Loschwitz Dresden, Viktoria- straste 9 — Mitteilen, auf wessen Teilnahme zu rechnen ist. Der Fahrpreis beträgt für Sonderzug und Sonderschisf zusammen 2,30 K, gleichviel, an welchem Ort der Zug verlosten oder das Schiff bestiegen wird. * Wem gehört der Ring? Eine Dame aus Leipzig Gohlis fand Mitte März in einem Gartenlokal in Halle a. s. einen goldenen Ring mit einem Brillant und einem Rubin. Bisher konnte der Eigentümer nicht ermittelt werden. Dieser kann sich beim hiesigen Polizeiamt melden. Zn dem Lokal ist an diesem Tage vorzugsweise Leipziger Publikum gewesen, und der Ning dürfte einer hiesigen Dame gehören. * Krämpfe aus der Straße. Zn der Grimmaischen Straste in Probstheida wurde gestern abend ein ^jäh riger Schuhmacher von schweren Krämpfen befallen und mustte im Rettungsautomobil ins Krankenhaus gebracht werden. » Verhaftungen. Verantworten mutzte sich «ine Markthelfersehefrau aus Gr.-Stolpen, die sich in mehreren Fällen der Unterschlagung schuldig gemacht hatte. — Zn Hast kam ein 23 Zahre alter Mechaniker aus Groitzsch, der zum Nachteil eines Handelsmannes Unterschlagung beging. — Weiter kam in Hast ein 1.3 Zahre alter Laufbursche aus L-Lindenau, der zum Nachteil eines Kaufmanns im ÜBcstviertel einen grösseren Geldbetrag unterschlagen hatte. Dem Burschen konnten außerdem noch zwei Diebstähle nachgewiesen werden. Das Geld hatte er vertan. — Erst kürzlich wurden auf frischer Tat zwei Einbrecher in einem Grundstück des Thomas- ringes sestgenommen Zetzt gelang es wiederum, zwei ganz gefährliche Einbrecher in den Personen eines 21 Zahre alten wiederholt vorbestraften A r - beiters aus Halle und eines 31 Zahre alten Schlossers aus Döblen dingfest zu machen. Ersterer hat erst kürzlich nach Derbüstung einer längeren Frei heitsstrafe die Zuchtyausmauern verlosten. Beiden Verbrechern konnten Einbruchsdiebstähle in der Pfaffendorfer-, Karl Heine- und Zschocherschcn Straste nachgewiesen werden. Bei ihrer Festnahme wurden eine Anzahl Einbrecherhandwerkszeuge. u. a. ein ge ladener Revolver und Dicb sbcutc vorgefunden. Eine Anzahl Personen mutzten sich wegen Hehlerei verant worten Die Vorgefundenen Samen wollen beide von dem „grossen Unbekannten" erworben haben. * Selbstmord. Ein in Gohlis wohnhaft gewesener tzljähriger Kaufmann wurde heute am Pleistenwehr ertränkt aufgefunden. Körperliche Leiden hatten den Unglücklichen in den Tod getrieben. Kus Sackten. Dresden, 15. April. * Hofnachrichten. Der König wohnte heute vor mittag 10'/- Uhr in der katholischen Hofkirche mit den königlichen Prinzen und Prinzessinnen der grotzen Karfreitagsprozcision bei. Während der Prozession sang der Chor das „»«-o gna »möo' von Gallus. Mittags fand im Residenzichloste königliche Familien tafel »tatt. Am 1. Osteneiertage findet nach dem Gottesdienste im Nesidenzschlosje das übliche Ostcr- frühstück statt, an dem die Prinzen und Prinzessinnen sowie die Damen und Herren vom Dienst teilnehmen. Für den 2. Feiertag abends 8' , Uhr ist im Bankett saale des Nesidenzschlosses das Osterkonzert angesagt. * Kleine Chronik. (Zn die Elbe) sprang am Donnerstag abend gegen ': 10 Uhr eine etwa 25 Zahre alte weibliche Person von der Carolabrücke aus und verschwand in den Fluten. — (Totaufgefund«n) wurde gestern nachmittag in ihrer Wohnung die 69 Zahre alte Aufwärterin Hildebrandt. Wie die Untersuchung der Toten ergab, hatte ein Vlutsturz ihrem Leben ein Ende gemacht. O i. Waldheim, 14. April (Schwer verun glückt) ist hier der Geschirrführer Vohland. Er wollte das Schleiszeug anbrehen, stürzte aber dabei, wodurch ihm der mit 50 Zentner Brikctten beladene Wagen über die Deine ging. r. Crottendorf i. Erzgeb., 14. April. (Ein be dauerlicher Ungllicksfall) trug sich hier auf einem Fabrikneuban zu. Drei Zimmerleute waren am Dachsims mit Arbeiten beschäftigt, al» plötzlich das Gerüst brach und die drei Arbeiter zwei Stock herabstllrzten. Einer der Arbeiter wurde schwer und einer leicht verletzt, während der dritte seine Beschäf tigung wieder aüfnehmen konnte. HH Neustädtel, l4. April. (Braumeisterwahl.) Für die erledigte Braumeisterstelle der hiesigen ge nossenschaftlichen Dampsbrauerei wurde von 25 Be werbern Herr Trölltjch aus Naila in Bayern ge wählt. * Heidenau, 15. April. (Tödlicher Unfall.) Der Laternenwärter Franz Garte von hier wollte am Donnerstag nach Mügeln fahren. Durch irgend einen Umstand wurde das Pferd <cheu, und beim Ansprin gen wurde Gorte durch den Ruck vom Wagen geschleu dert. Er stürzte auf die Erde und erlitt einen Schädel bruch. an dessen Folgen er starb. * Zittau, 15. Avril. (Kong re st.) Am 4. und 5 Osterfeiertag findet hier der 26. Kongrest Les „Sachs. Landesverbandes zur Förderung der erzieh lichen Knobenhandorbeit" statt. Unter anderem wer den vier Vorträge über das in Lehrer- und Eltern kreisen jetzt so vielfach erörterte Thema: „Der Arbeits unterricht im Dienst« der Schule" gehalten, darunter drei mit Lichtbildern. Die vier Referenten sind sämt lich Leipziger. * Zittau, 14. April. (Mit Zyankali vergiftet» hat sich in einem hiesigen Hotel der 73 Jahre alte Gürtler Anton Appelt aus Gablonz. Appell hatte sich am Abend eine Flasche Rotwein auf sein Zimmer bringen lasten, den er dann mit dem Gift vermischt getrunken hat. Nach Aussage seiner Verwandten war der bedauernswerte Mann seit längerer Zeit hochgradig nervös und hat schon mehrfach Selbst mordgedanken geäustert. Ans SEens Umgebung. 8 Maasdorf, 13. April (Zn der Regentonne ertrunken.) Auf eine tragische Art ist die ver ehelichte Maurersfrau Wilhelmine Kindermann gestern gegen Abend ums Leden gekommen. Beim Futterholen vom Boden stürzte die Frau von der Leiter und fiel in die zur Seite stehende Regen tonne, wo sie ihr Mann, als er von der Arbeit heimkehrte, tot vorfand. s. Gommern, 14. April. (Im Dienst tödlich verunglückt.) Im Dienste verunglückte dieser Tage der Weichensteller Karl Stephan auf hiesigem Staatsbahnkosc. Er fiel so unglücklich, dast er sich innere Verletzungen zuzog, die seine Aufnahme ins Krankenhaus nötig machten. Dort ist der Be amte seinen Leiden alsbald erlegen. F Weißenfels, 14. April. (S ch u l j u b i I ä u m.) Am 6. und 7. Juli d. Z. wird das 50jährige Bestehen unserer Oberrealschule gefeiert. Briir, 15. April. (Zn zwei Armeen ge dient.) Der Handelsmann Müller aus Hohen stein-Ernstthal i. S. wurde im vorigen Herbste, nach dem er seine Dienstzeit bei einem sächsischen Znsan- tcrie-Negimcnte abgeleistet hatte, noch nachträglich, kurz bevor er in den Ehestand treten wollte, von der österreichischen Militärbehörde zum Eintritte in das Heer eingezogen. Der Grund lag darin, dast Müller bei dem Eheaufgcbot die Entdeckung machte, da» er gar nicht reichsdeutscher, sondern österreichischer Staatsangehöriger sei, da sein in Sachsen verstorbener Vater, der vor vielen Jahren aus Oesterreich dorthin eingewandert war, die Naturalisierung versäumt hatte. Müller wurde nun, nachdem er in Eger ein halbes Zahr gedient hatte, auf ein Bittgesuch seiner Angehörigen hin von der österreichischen Militär behörde entlasten. Di«ler Tag« k«hrt« «r nun nach Hohenstein zurück, um die zwang»w«tl« auftzeschobene Hochz«it nachzuholen. Tagesckronik. BerN«, 15. April. (Zwischenfall »ei der Generalprobe.) Al« bei der vorgestrigen Ge neralprobe im Zirkus Busch der Leichenzug de» toten Königs Heinrich VT. unter den Klängen eine» Trauermarsche» in die Manege einzieyen sollte, scheuten die vier Pferde de» Leichenwagens vor der lauten Musik und rissen txn Wagen gegen di« Stadt tor-Dekoration, mit der der Auigang verkleidet war. Die ganze Dekoration stürzte auf den Zug herab, doch kamen durch einen glücklichen Zufall Personen nicht dabei zu Schaden. Dem Zirkuspersonal gelang es mit Mühe, die aufgeregten Pferde zu beruhigen. Nach dem di« Trümmer des gänzlich demolierten vtadi- torcs weggeschasft worden waren, konnte die Probe ihren Fortgang nehmen. vr«»lau, 15. April. (Tragisch«» End«) Bei der Beerdigung eines Kriegervereinsmitgliedes in Kätscher kommandierte der Hauptmann des Krieaeroereins, Obermeister Schur, al» d«r Sarg aus dem Hause gebracht wurde: „Ttillgestand«nl"; in dem selben Augenblick stürzte der Hauptmann infolge eines Herzschlags tot zur Erde. Triest, 15. April. (Die theaterfeind lichen Zesuiten.) Dem „Piccolo" wird aus Beirut in Syrien gemeldet: Ein« französische Tchauspielertruppe brachte das Drama der „Ewige Jude" von Tue zur Aufführung, von feiten der Zesuiten, die hier ein» Hauptniederlassung b« sitzen, wurden Versuche gemacht, die Aufführung dieses Dramas zu verhindern, doch waren zu dieser Vor stellung bereits alle Karten verkauft und am Abend, an dem das Drama zur Aufführung gelangte, war das Theater bis auf da» letzte Plätzchen dicht besetzt. Die Polizei halte vorsichtshalber im Theatersaale in den Gängen und auf der Galerie eine Anzahl von Geheimagenten verteilt. Nach Beendigung des ersten Aktes erhob sich im Zuschauerraum ein ohrenbe täubender Lärm. Die Menge heulte, schrie, pfiff und tobte, so dast die Polizei ernschritt und eine Anzahl Ruhestörer, zumeist Zöglinge der hiesigen Jesuitenanstalt, verhaftet. Als der zweite Akt seinen Anfang nahm, erneuerten sich di« Lärmszenen und von einigen der Theaterbesucher wurden nun Stinkbomben in den Saal geschleudert, wodurch das Publikum aus dem Zuschauerraum vertrieben wurde. Um die Vorstellung beenden zu können, wurde rasch das Theat«r gelüftet, der Saaldoden desinfiziert und mit Parfüm getränkt. Eau de Cologne wurde in großen Mengen herbeigebracht und zerstäubt, worauf das Drama zu Ende gespielt werden konnte. Den Schauspielern wurden vom Publikum begeisterte Huldigungen dargebracht. Dann begab sich ein Teil d«r Zuschauer vor das hiesig« Jesuiten-Kolleg und brach in die Rufe: „Nieder mit den Jesuiten" aus. Monaco, 15. April. (Mit einem fliegen den Boote) sind in den letzten Tagen hier erfolg reiche Versuche begonnen. Es handelt sich um eine Flugmaschine, di« mit Schwimmern an Stelle derKleit- schienen zum Landen ausgerüstet ist. Die Maschine erhob sich mit ihrem Führer eine Ihalbe Stunde lang bis zu einer Höhe von 2 bis 3 Meter in die Luft, senkte sich dann wieder und glitt über die blaue See hin. Sie schien sich in der Luft wie über dem Üvasser mit gleicher Leichtigkeit zu bewegen und hatte auch beim Uebergange keinerlei Schwierigkeiten. London, 15. April. (Ein Turm zu Ehren des Erasmus.) Der Kirchturm van Aldington in der Nähe von Hythe, der jetzt vollendet ist und ein- geweiht werden soll, soll ein Ehrendenkmal zur Er innerung an Erasmus, den großen Humanisten, bil den, der für kurze Zeit als Pfarrer in dem Orte ge lebt hat. Bereits vor vier Jahrhunderten war der Turm bis zu der Höhe von 84 Fuß hinaufgeführt worden vom Erzbischof Warham, einem intimen Freunde des Erasmus, d«r ihm auch die Pfarre von Aldington verschafft hatte. Zur Vollendung des Werkes sind jetzt von Bewunderern des großen Ge lehrten in allen Teilen der Welt die nötigen Mittel aufgebracht worden, und die Gemeinde hofft, zu der feierlichen Einweihung am 26. April viele von Viesen Helfern als Eäste bei sich zu sehen. * * Mufikchronik. Die Sängerin Anna Judic ist in Nizza gestorben. Die Baronin umarmte ihre Schwester. Der Diener breitete den Teppich über die grünlich jchiminernven, feucht schlüpfrigen Stufen. Drei Personen nahmen in der Gondel Platz, die oierre verschwand im Hause. Zn einer Distanz von etwa dreißig Schritten folgte die Cwnvel des Kommissars, zu dem sich der Agent Kraft gesetzt hatte. Durch stille, dunkle Wasterstrosten glitten sie da hin. Nur die Ruderschläge hörte man und zeitweilig das melancholische, langgedchnte „Stali!" der Gon doliere. bevor sie um eine Ecke bogen. (Fortsetzung folgt.) Vie Aulkühruns üer „Neuen Guveriüre" Kickarü Wagners Weihnachten 1839 in Leipzig. t?icichdr»<k vecvoten.) Aus der Ende April erscheinenden, von der ganzen gebildeten Welt mit Spannung erwarteten Lebens erinnerung Richard Wagners, von ihm iclbsi verfaßt, stellt uns Sie Verlagsbuchhandlung F. A. Bruckinann in München dcn folgenden inter essanten, in Wagners Frühzeit in Leipzig spielenden Abschnitt zum Vorabdruck liebenswürdigst zur Ver iügung: Auch in d«r w i l d c st e n Periode meines Lcbens war meine musikalische Entwickelung nicht gänzlich still gestanden; vielmehr war die Musik jetzt immer bestimmter die einzige Richtung geworden, in welcher mein geistiges Leben sich bemerklich markte Nur war alles munkalisch« Studium mir gänzlich fremd geworden Noch heut» ist es mir aber unbe greiflich, wie ich damals di« Zeil fand, «in« ziemUcbe Anzahl von Komposition«« zu beend««. Wäh rend ich von einer Onv«rtüre aus C-Dur jV>). und einer vierhändigen Sonate in B-Dur, welche letztere ich mit meiner Schwester Ottilie einübte, und, da sie uns beiden gefiel, für das Orchester instrumentiert«, keine deutliche Erinnerung behalten habe, knüpft sich an ern anderes Werk aus dieser Zeit, eine Ouvertüre in B Dur, eine epochemachende Erinnerung Dieje Komposition war nämlich aus meinem Studium der neunten Sinfonie Beethovens ziemlich i« derselben Weis« erwachsen, wie „Leubald und Ade laide" au, dem Studium Shakespeare». Besonders hatte sich hierbei die mtzstische Bedeutung, welche ich dem Orchester gab. ausgebildet: dieses gliederte ich in drei unterichiedlichc, sich bekämpfende Elemente. Zch ging damit um, das Charakteristische dieser Elemente dem Leser der Partitur sofort durch ein energisches Farbenspicl vor die Augen zu bringen, und nur der Umstand, daß ich mir keine grüne Tinte zu verschaffen wußte, verhinderte mich an der Ausführung meines malerischen Kopiergelüstes. Nur den Blechinstru menten wollte ich nämlich die schwarze Farbe der Tinte belassen: die Streichinstrumente sollten dagegen rot, und die Blasinstrumente grün geschrieben werden. Diese sonderbare Prrtitur legte ich dem damaligen Musikdirektor des Leipziger Thea t e r s, H e i n r i ch D o r n, vor, welcher, noch ein sehr junger Mann, als besonders gewandter Musiker und witziger Lebemann mir, wie dem Leipziger Publikum, angenehm imponierte. Noch heute vermag ick jedoch mir nicht zu erklären, was ihn bewog, meinem Wunsch einer öffentlichen Ausführung dtc>er Ouvertüre zu entsprechen. Zch war spä'er, mit anderen, welche Dorns Gefallen an spöttlscher Unterhaltung kannten, der Annahme nicht abgeneigt, dast er bei dieser Ge legenheit sich habe einen Spast machen wollen, wah rend er stets dabei verblieb, das Werk sei ihm inter essant erschienen, und es würde nur der Ankündigung eines unbekannt gebliebenen Werkes Beethovens be durft haben, um es oom Publikum, wenn auch ohne Verständnis, dennoch aber mit Respekt ausgenommen zu sehen. Es war zu Weihnachten des verhängnisvollen Zahres 1830. wo am heiligen Abend, wie üblich, das Schauspiel ausficl, und dafür ein stets wenig befucbtes Armenkonzert im Leipziger Theater veranstaltet war. Als erste Nummer des Programms figurierte die amre'zende Benennung: neue Ouvertüre": nich's weiter 3>ch kalte unter großen Besorgnissen in einem Versteck der Probe bcigewokitt, und von der Kalt blütigkeit Dorne, eine vorteilhafte Meinung g> wonnen, welcher brr bedenklichen Bewegung der Orchestermusiker gegenüber, als sie mit dem Vortrag der rätselhaften Komposition sich befaßten, eine auster ordentlich sichere Fassung bewährte. Das Hauptrhema des Allegras war viertaktiqer Natur: nach jedem vier len Takt war jedoch ein gänzlich zur Melodie unge bäriger fünfter Takt eingcickaftet. welcher sich durch einen besondere:! Paulen w'.ag auf das zweite Takt vierter au -zcichnrre. Do dicier Scdlug ziemlich per einzelt stand, wurde der Paukenschläger, welcher sich stets zu irren glaubte, befangen und gab dem Akzente «ich, die in der Partitur oorgejchriebrne Schärfe, wo mit ich, über meine Zntention selbst erschrocken, in meiner Unsichtbarkeit nicht unzufrieden war. Zu meinem wahren Mistbehagen zog jedoch Dorn den verschämten Pautenjchlaa an das Helle Licht und be stand darauf, daß der Musiker ihn stets mit der vor- gejchriebenen Starte zur Ausführung brächte. Als ich dem Musikdirektor nach der Probe über diesen bedenklichen Punkt meine Besorgnis mitteilte, gelang cs mir nicht, ihn zu einer Milderen Auf fassung des fatalen Paukenschlages zu bewegen; er blieb dabei, dast die Sache sich so recht gut machen würde. Trotz dieser Beruhigung blieb meine Be fangenheit grost, und ich getraute mich nicht, meinen Bekannten mich als den Komponisten dieser Ouver türe im voraus zu bekennen. Nur meine Schwester Ottilie, welche bereits die heimlichen Vor lesungen von „Leubald und Adelaide" zu überstehen gehabt hatte, bewog ich, mit mir zur Anhörmrg meines Werkes sich aufzumachen. Es war der Abend der Wcihnachtsbcscherung im Hause meines Schwagers Friedrich Brockhaus; ich wie meine Schwester hatten ein Znteresse, dieser Bescherung beizuwohnen. Sie, als zum Haufe meines Schwagers gehörig, war besonders dabei beschäftigt und konnte nur mit Mühe aus kurze Zeit sich entfernen, weshalb der freundliche Verwandte sogar den Wagen anjpannen lassen mußte, mn die Wiederkunft der Schwester zu beschleunigen. Zch benutzte diese Gelegenheit, um mit einer gewissen Feierlickkeit meiner ersten Einführung in die musi kalische Welt deizuwohnen: der Wagen brauste vor dem Theater an; Ottilie begab sich in die Loge meines Schwagers, wogegen ich mein Unterkommen im Parterre zu juchen genötigt mar. Zch hatte vergessen, mir ein Billett zu besorgen und ward vom Türsteher zuriickgewiesen: da hörte ich das Orchester rmmer intensiver einstimmcn, ich glaubte den Beginn meines Werkes rrersäumen zu inüssen, und ging in der Angst teshalb so weit, mich dem Türsleber als dcn Autor der „neuen Ouvertüre" zu entdecken, um ihn, wt« es mir denn auch gelang, zu bewegen, mich ausnahms weise ohne Billett zuzulassen. Ich drang bis zu einer d«r vorderen Bänke des Parterres vor und ließ mich dort in sinnloser Unruhe nieder. Die Ouvertüre begann: nachdem sich das Thema der „schwarzen" Blechinstrumente bedeutungs voll kund getan, trat das „rote" Allegro Thema ein, welä'-s. wie gejagt, mit jedem fünften Takte durch den Paukenjchlag aue, der „jchwarzen" Welt unter brochen wurde. Welche Wirkung dar spärer hinzu tretende „grüne" Motiv der Blasinstrumente und end lich das Zusammenwirken des „schwarze«, rote« und grünen" Themas auf die Zuhörer machte, ist mir un deutlich geblieben, da jener fatale Paukenschlag, mit hämischer Brutalität produziert, eine so aufregende Wirkung hervorbrachte, dast ich hierüber alle weitere Besinnung verlor. Besonders die, längere Zeit an dauernde, regelmäßige Wiederkehr dieses Effektes er regte bald die Aufmerksamkeit und endlich die Heiterkeit des Publikums. Meine Nachbarn hörte ich diese Wiederkehr im voraus berechnen und ankündigen: was ich, der ich die Richtigkeit ihrer Be rechnung kannte, hierunter litt, ist nicht zu schildern. Mir vergingen die Sinne. Zch erwachte schließlich, als die Ounertüre, zu welcher ich alle banalen Schluß formen verschmäht hatte, ganz unversehens abbrach, wie aus einem unbegreiflichen Traum: alle Wir kungen eines Hoffmannschen Phantasiestückes auf mich erblichen gegen den sonderbaren Zustand, in welchem ich zu mir kam, als ich das Erstaunen des Publikums am Schlüsse meines Werkes gewahrte. Zch hörte keine Mistfallsbezeigung, kein Zischen, kein Tadeln, selbst nicht eigentliches Lachen, sondern nahm nur die größte Verwunderung aller über einen so seltsamen Vorfall wahr, der jedem, gleich wie mir, wie ein un erhörter Traum oorzukommey schien. Das Schmerz liche war, Last ich nun eiligst wieder das Parterre zu verlassen hatte, da ich meine Schwester sofort nach Hause zu begleiten gehalten war. Mich erheben, durch die Bänke des Parterres mich dem Ausgange be. wegen zu müssen, war furchtbar. Nichts glich aber der Pein, mit welcher ich jetzt dem Türsteher wieder unter die Augen trat: der sonderbare Blick, den dieser aus mich warf, hinterliest einen unauslöschlichen Eindruck auf mich, und für lange Zeit blieb ich dem Parterre des Leipziger Theaters fern. Zetzt war noch die Schwester abzuholen, mit ihr, die den Vor gang mitleidend erlebt hatte, einsam nach Hause zu fahren, und dort dem Glanze eines Familienfestes «ntgeaenzugehen, welches wie «ine grelle Ironie in die Rncht meiner Betäubung hineinleuchtete. Noch suchte ich mich zwar gegen diesen Eindruck zu behaupten, und glaubte mich mit einer ebenfalls vor rätigen Ouvertüre zur „Braut von Messina" trösten zu können, welche ich für gelungener als das auf geführte Werk hielt. An eine Reparation war jedoch nicht zu denken, da ich für längere Zeit der Leipziger Theaterdircktion, trotz Dorns Freundschaft, 'ür lehr ledcnklicb galt. Zwar wurden von mir fetzt noch Kompositionen zum Goethejchen Faust entworfen, von denen einig« sich bis heute bei mir erhalten haben: dock schwemmte bald das nun eintretenbe wüste Studentenleben auch den letzten Ernst für musikalische Arbeit in mir hinweg.