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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 13.04.1911
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-04-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19110413025
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911041302
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911041302
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-04
- Tag 1911-04-13
-
Monat
1911-04
-
Jahr
1911
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Bkzu-t.Prei- vleneiladit. vrt aalec» Ntital«» «, U» n^»ußeü«a abachatt: 1» K». „»«II, »«ch »te ,»»: taaerhatS D«tlchla»v» «d »« »»«Ichla Nalanien »i«n«liih»l. ».« Ml., »aaatl. I.Sl SIl. a«s<HU V»ltd«ft«llael». gecaec in B«lgi«i^ Dan«„kt, d«a LaaaaHaat«^ Italien, Lniemdnka. Xtebrrtaad«, Na«» weae». Oelleer«!»-U»»a», Na-taa-, Schweden Ech„t4 » Lpaaie«. 2» alle« übri,«n Siaate» »r direkt dnrch di« Gelchist,stell« de» vlaU«, «rhtlMch. Da, Letp,i,«r Ia»«dl«tt erscheirrt Samt täglich. San»- ». zetertag« «er »rge«». Abonnr»«nt».Aaaahm«: 2,tz«mrt»g«I1e >, bei lenseren Trägern. Silt«lr».S»«dit«»r«, und Snnahweftrlle», >»»t» V»sri»tt«r» «ed Briesträgern. Gt»i«I»«rkg»f»»r«t» »Vk- Abend-Ausgabe. MpMcrTllgMM Handelszeitung. AmlsSlatt -es Nates und -es Nokizeiamtcs -er Ltadt Leipzig. Änzeigrn-Prcis NedaMaa «nd Seschästastell«: Johannisgasi« 8. Fernsprecher. NIE. It',!N. 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Die Gewalttätigkeiten der französischen Winzer haben sich in den letzten 24 Stunden wiederholt und haben einen derart bedrohlichen Charakter angenom men, daß man direkt von revolutionären Vor gängen sprechen kann. Amschlimmsten haben di« Ruhestörer in A y bei Epernay gehaust. Zahlreiche Häuser wurden dort ausgeraubt, geplündert und in Brand gesteckt, und es kam zu blutigen Zusammen- stößen zwischen Aufrührern und einem wesentlich verstärkten Truppenausgebot. Erst nach Mitternacht war die Ruhe einigermaßen wiederhergestellt, nach dem es gelungen war, Ay von den Ruhestörern zu säubern. Es ist zu hoffen, daß es der französischen Regierung gelingt, weiteren Ausschreitungen und Ge walttätigkeiten wirksam vorzubeuqen, denn dem Marnepräsekten stehen von heute ab über 16 000 MannTruppen zur Verfügung, mit deren Hilfe sich die Wiederherstellung der Ordnung sicher bewerk stelligen lassen wird. Ob damit weiter« Ausschreitun gen völlig ausgeschlossen sein werdrn, steht freilich noch dahin, denn bei der Gegensätzlichkeit der Anschau ungen der Winzer des Marnegebiets und Aubegebiets kann jeden Augenblick die flamme der Zwietracht von neuem aufflackern. Ueber di« wüsten Vorgänge, die sich gestern abend und gestern nacht in Ay zugetragen haben, und über die Maßnahmen der Regierung liegen folgende Tele gramme vor: Paris, 13. April. (Tel.) Der Ministerrat trat gestern abend anläßlich der Ereignisse lin Marne departement zu einer Sitzung zusammen und beschloß, dem Marnepräfekten alle erforderlichen Truppen zur Wiederherstellung der Ordnung zur Verfügung zu stellen. Der Präfekt verfügt gegenwärtig über acht Regimenter Kavallerie und drei Regimenter Infanterie. Vier weitere Regi menter Kavallerie und drei Regimenter Infanterie gehen unverzüglich ins Marnedcparüemcnt ab. Paris, 13. April. (Tel.) Aus Bar-sur-Aube wird gemeldet, daß der Unter präfekt von mehrer.rn Winzern mißhandelt wurde, weil er die Bekanntgabe des Kammerootums verhindert hab«, aus Furcht davor, daß hierdurch Ruhestörungen ver anlaßt werden könnten. Paris, 13. April. (Tel.) Ueber die Plünderungs und Zerstörungsszenen in der Umgebung von Epernay und die von ihm getroffenen Maßnahmen äußerte sich der Präfekt des Marnedcpartements gestern abend folgendermaßen: Für den Augenblick muß vor allem Äy gesäubert werden, wo an 12 000 Ruhestörer vereint sind. Man plünderte Privathäuser, raubte Geldkassetten aus und stahl das Silberzeug, das ist der Bürgerkrieg. Ich sandte ein Kavallerieregiment und ein Bataillon Infanterie nach Ay. wo sich bereits zwei Schwadronen besiiiden. Der Polizeikommissar wird an die Menge die gesetzliche Aufforderung richten und dann die «traß.n unbarm herzig säubern lasten. Die Truppen in Ay hatten tagsüber die Aufgabe, «inen Ausmarsch der Meuterer nach Epernay zu verhindern. aber sie wurden zum Teil von der Menge über den Haufengerannt, so daß auch in Epernay Sabo tagen oorgckommen sind. Jetzt aber, wo ich über 16 000 Mann Truppen, darunter 12 Kavallerie regimenter, zur Verfügung haben werde, wird dem Gesetz Geltung verschafft. Hoffentlich wird es ohne Blutvergießen möglich sein. Epernay, 13. April. (Tel.) Bei einbrechender Nacht sah man rings um die Stadt einen Feuerschein. An verschiedenen Punkten waren Weinberge in Brand gesteckt worden. Am stärksten war der Feuer schein in der Richtung auf Ay, wo, wie weiter ge meldet wird, seit dem Nachmittag fünf Champagner häuser mit Nebengebäuden, sowie das Bürgermeister haus von den Aufrührern in Brand gesteckt worden sind. Zn zwei Häusern wurden die feuerfesten Geldschränke erbrochen und ihres Inhaltes beraubt. In zwei anderen Häusern wurde^ das Mobiliar aus den Fenstern hinausgeworfen, inmitten der Straße aufgeschichtet und in Brand gesteckt. Dann legte man Feuer an die Gebäude: die Winzer ver hinderten die Feuerwehr am Löschen. In den Straßen floß der Wein in Strömen. Die eintreffende Kavallerie wurde mit einem Steinhagel und Stöcken empfangen. Epernay, 13. April. (Tel.) Ueber den Winzer ausstand werden folgende Einzelheiten gemeldet: Das Schauspiel, daß sich in Ay gestern nachmittag bot, war schrecklich. Die Flammen der in Brand ge steckten Häuser beleuchteten die Stätten der Gewalt taten und Plünderungen. An verschiedenen Orten stritten sich die Plünderer um die Beute. Ein scharfer Geruch erfüllte die Straßen, in denen der Wein in Strömen floß. Diese Szenen dauerten bis zum Abend, selbst um '411 Uhr nachts versuchte man noch ern Haus in Brand zu stecken. Zwischen den Soldaten und der Menge kam es namentlich vor geplünderten Häuser» zu zahlreichen Zusammenstößen. Die einen versuchten, mit Champagnerflaschen zu entfliehen, andere wieder trachteten, ihnen diese zu entreißen, von den verbrannten Häusern standen am Abend nur noch die vier Mauern. Die Straßen und Brücken werden militärisch bewacht. Die Patrouillen durchsuchten die Borüberkommenden, nahmen ihnen die gestohlenen Champagnerflaschen ab und verjagten die letzten Plünderer, di« noch »ach irgendwelcher Beute in den Trümmern suchten. In Epernay wurden in einem einzigen Hanse 71 Stück Weinfässer ausgelassen. Durch die Schüsse der Kavalleristen wurden mehrere Leute ver wundet. Abends begaben sich viele Einwohner nach Ay, um die Stätten der Plünderung in Augen schein zu nehmen. Auf den Straßen begegneten sie zahlreichen Trunkenen, jeder mit gestohlenen Cham pagnerflaschen in den Taschen. Zn Epernay selbst war am Abend alles ruhig. Es kamen immer ueue Truppen an. die strenge Vorschriften zur Auf rechterhaltung der Ordnung erhielten. Epernay. 13. April. (Tel.) Gegen 11 Uhr nachts gelang es den Truppen in A y, die auf rührerischen Winzer zu vertreiben, die einen ganzen Strahenzug in Brand ge steckt hatten, so daß in einer Länge von 800 Metern nur verkohlte und rauchende Ruinen übrig blieben. Bei einem Zusammenstoß wurden zahlreiche Meuterer verwundet und sodann von ihren Kameraden daoongetragen. Auch mehrere Sol daten erlitten ziemlich schwere Verletzun gen. Die Jagd auf die Meuterer, die sich zumeist in die Weinberge geflüchtet hatten, dauerte bi« 1 Uhr nachts fort. Die Untersuchung ergab, daß sich unter den Winzern viel arbeitsscheue» Gesindel befand, da» den Hauptanteil an den Plünderungen und Diebstählen genommen hat. Epernaq, 13. April. (Tel.) Um 1 Uhr früh er klärte der Präfekt, die Lage sei jetzt ruhiger, da der Hauptherd der Bewegung, Ay, durch Trup pen gesäubert sei. Zu üen tljrkillli-montenegrlnilchen GrenzzwilchenlsUen. Di« Grenzzwischenfälle an der türkisch-montene grinischen Grenze steigern sich von Tag zu Tag. In einem, von offiziöser Seite gemeldeten und durch aus sachlich gehaltenen Memorandum wendet sich die montenegrinisch« Regierung an die europäischen Groß- Mächte mit der Bitte, bei der Türkei zu intervenieren. Ob sich eine Großmacht dazu finden wird, erscheint ziemlich zweifelhaft, denn der Balkan ist eine gefähr liche Reibungsfläche. Folgende Telegramme liegen vor: Konstantinopel, 13. April. (Tel.) Nach einer De pesche des Walis von Skutari kämpften die Truppen am 11. April auf den Hohen 'wischen Dajai und Helm, südwestlich von Holit. Aus Kastrati wurden Truppen mit Maschinengewehren auf Kähnen nach Helm befördert. Der Oberkommandiercnde Albaniens, Schefket Torgur Pa^cl-a, ist in Schcnuin mit drei Bataillonen angctommen und geht sofort nach Tuzi weiter, ohne Stutari zu bcrühren. Letinje, 13. April. (Tel.) Zn der vergangenen Nacht fanden verschiedene Scharmützel auf der Seite von Dedschisch statt, die sich heute fortsetzten. Den Truppen gelang es, die Aufständischen zu ver drängen und in der Richtung auf Tuzi vorzu rücken, so daß die Verbindung Tuzi —Sku tari bald wieder hergestellt sein dürfte. Cetinje, 13. April. (Tel.) Die von gewissen Blättern veröffentlichten, aus Konstantinopel stammenden Meldungen, daß das von Monte negro an die Großmächte gerichtete Memo randum, betreffend die Vorgänge an der monte negrinischen Grenze, tendenziös fei und die Ab sicht gehabt habe, sich in die inneren Angelegenheiten der Türkei einzumischen, sind unbegründet. Das Memorandum enthält keine Forderung Montenegros, daß die Türkei, um Ruhe zu schaffen, die Albanesen von der Steuerzahlung und der Ableistung des Mili tärdienstes befreien solle. Montenegro, das im Inter esse seiner inneren Entwicklung den Frieden und die freundschaftlichen Beziehungen zu der Türkei auf richtig zu erhalten wünscht, lenkt vielmehr nur die Aufmerksamkeit der Mächte auf die Gefahr für den Frieden hin und bittet deshalb die Großmächte in ihrer Eigenschaft als Schützer des Friedens und als Pioniere des allgemeinen Fortschrittes, bei der Türkei zu intervenieren, damit sie sobald als möglich die Oddnung in der Nachbarschaft Montenegros wiöder herstelle. politllche Nachrichten. Aus dem 13. sächsischen Reichstagswahlkreise. Die Vereinigung nationalgesinnter Reichstags wähler Leipzig-Gohlis hat in ihrer am Mittwoch im Restaurant von Böhme abgehaltenen außerordent lichen Mitgliederversammlung über den Antrag, bei der Reichstagswahl im 13. Wahlkreise für die kon servative Kandidatur Dr. Henrici einzutreten, abgc- stimmt. Die Anwesenden traten sämtlich für Herrn Dr. Henrici ein. — Die Vereinigung national gesinnter Reichstagswähler in Leipzig-Gohlis gehört nrcht dem Verband nationalgesinnler Vereine im 13. Reichswahlkreise an. Von diesem Verband ist als Kandidat Redakteur Dr. Günther (Ratl.) auf gestellt. Lohnbewegung. Aus Zittau wird gemeldet, daß im dortigen Braunkohlenreoier am Freitag die Beleg schäften sämtlicher Gruben in den A u s st a n d ge treten sind. Die boykottierten Griechen in Smyrna. Athen, 13. April. (Tel.) Aus Smyrna sind Nachrichten über eine zunehmende Verschärfung des Boykotts gegen die Griechen eingetroisen. Die Boykottierenden stellten vor Len griechischen Ge schäften Posten auf, um den Handel und die Ver sendung von Waren zu verhindern. Die griechischen Schiffahrtsgesell.ä/aften stellen die Fahrten nach Smyrna ein, da die griechischen Schleppdampfer und Lastkähne, sowie die Arbeiter im Hasen am Dienst verhindert werden. Als die Ankunft griechischer Zeitungen für die neben der französischen Post belegens Zentralagentur der griechischen Zeitungen bekannt wurde, pflanzte sich die Volks menge vor dem Gebäude auf, schleppte die Zeitungs pakete fort, erbrach das Tor und verwüstete die Jnnenräume. Der Direktor und ein An gestellter der Agentur, beide griechische Unter tanen, wurden tätlich angegriffen. Bei einem Handgemenge wurden drei Griechen verwundet, darunter ein Angestellter der Agentur schwer. Von der Polizei wurden mehrere Verhaftungen vor genommen. Auch der Agenturleiter und sein Gehilfe wurden verhaftet. Sie wurden zwar später wieder freigelasten, ebenso aber auch die verhafteten An greifer. Der Mali, der zunächst die Bestrafung der Schuldigen versprach, erklärte nachher, nichts gegen die Unruhestifter unternehmen zu können, da sie nur die Befehle des Komitees in Saloniki ausführten. ZmZnnern Anatoliens ist die Lage noch schlimmer. Die Türken begehen Akte von Van dalismus. Zn Nimfi begossen sie die griechischen Olivenpflanzungcn mit Petroleum, zündeten sie an, hieben die Bäume nieder und verwüsteten die grie chischen Weinberge. Sie weigern sich, den Griechen Nahrungsmittel zu verkaufen und boykottieren sogar jedermann, der einen Griechen grüßt. Die tür kische Presse stachelt die Leidenschaft der Boykottierenden auf. Die Lage der grie chischen Aerzte in Kafaba, Magnesia und Denizli wird unerträglich. Keine Verstimmung zwischen China und Rußland. Peking, 13. April. (Tel.) Die russische Gesandt schaft gab ein großes Diner mit Empfang, woran die Mitglieder der chinesischen Regierung einschließlich des Kriegsministers und sämtliche Herren der japani schen Gesandtschaft teilnahmen. Alle Gerüchte über eine dauernde Derstimmungzwischen China und Rußland werden durch diesen Empfang dementiert. Friedenvschalmeien in Mexiko. Laredo (Texas), 13. April. (Tel.) Einer Depesche aus dem Lager Maderos bei Vustillos zufolge sind gestern zum ersten Male seit dem Ausbruch der Revo lution Madero Fried ensvorschläg« unter breitet worden, und zwar durch einen mexikanischen Kaufmann namens Frederico Moye, der in Mexiko mit Limantour und anderen Rcgierungs beamren Besprechungen gehabt bat. Washington, 13. April. (Tel.) Madero fragte den Leiter der hiesigen mexikanischen Junta, Gomez. Das Grüne Kuta. Roman von August Weißl. (Nachdruck verboten.) Sie machte ein« Paus« und holte tief Atem. Dann fuhr sie fort: „Wenn ich Sie recht verstanden hab«, fragten Sie mich, warum ich Wien am 12. abends verlaßen habe. Ich harte schon früher die Absicht, zu meinen Eltern zu fahren. Für den 15. war ein Ball angesagt bei uns, auf dem ick nicht fehlen wollte. Infolgedessen reiste ich am 13. früh ab. Das grüne Automobil, nach dem Sie fragten, folgte mir bis Mestre; »ch habe es verkaufen lassen, da rch es hier nicht brauchen kann. Der Chauffeur Schroll kehrte nach Wien zurück Das Automobil fuhr mir nur nach, da mir der Chauffeur einige Stücke, die ich der Bahn nicht anoertrauen wollte, mitbrachte. Den Abend vor meiner Abreise endlich war ich auf der Redoute im Sophiensaal. Sind Sie jetzt befriedigt?" Der Kommissar batte in diesem Augenblicke ein unbehagliches Gefühl. Ihm war e», als ob er der Frau ausgescssen wäre. Er hatte sie ja schon so hübsch rn die Enge getrieben und ihr unverantwortlicherweife wieder Zeit gelassen, sich vollständig zu sammeln, nachzudenken und die Antworten zu formulieren. Sehr schlau von ihm! Auch das Brom hatte er selbst gereicht I Nun hatte sie sich natürlich alles genau überlegt. Denn daß ihre Antworten sofort das Wesentlichste seiner Fragen zu entkräftigen bemüht waren, bewies, daß sich ihre Gedanken in der Ruhe pause mit nicht» anderem beschäftigt batten. Und ungehalten über sich selost, beschloß er, kurzen Prozeß zu machen. Komme, was da wolle! „Nein, Baronin, Ihre Antworten befriedigen mich nicht. Wenn der Grund Ihrer Abreise ein gesellschaft licher war, so erklärt er weder deren Plötzlichkeit noch Zhre Verzweiflung in der vorangehenden Nachr. Einer der besten Freunde Ihres Hauses, Hauptmann Fery- korn. . .." Die Baronin fuhr zusammen. „Auch dieser Nam« wird genannt?" stammelte sie. „Ja, auch der!" fuhr der Kommissar unerbittlich fort, ^also dem Hauptmann, dem gegenüber Sie keine Geheimnisse Haven, hätten Sie doch sicher nicht ver schwiegen, daß Sie abreisen wollen. Um so mehr, wenn es sich um ein bloßes Dallvergnügen gehandelt hätte. Ihre Abreise war also keine vorbedachte, son dern eine durch die Ereignisse plötzlich bestimmte — sie war «ine Flucht." „Ja, weshalb hätte ich fliehen sollen? Sagen Sie m r nur, weshalb?" „Bitte, mich nicht u unterbrechen. Was das grüne Auto anbelangt, so haben Sie sich erst in der letzten Minute, unmittelbar vor ihrer Abreise, zu dessen Mitnahme entschlossen. Sie hatten bereits «inen Fiaker bestellt, der Sie zur Bahn hätte bringen sollen. Sie beauftragten also den Ehauj,«ur. Jhnni nachzu fahren, erst als Sie die Morgcnblätter gelesen hat.en, folglich wußten, daß ein grünes Automobil rn der Angelegenheit eine Rolle «prell. Auch auf der Re- doure waren Sie nicht. Sie harten mit Hauptmann Feinkorn dort ern Rendezvous. Er erwartete Sie im Foyer, aber Sie kamen nicht. Ihr Domrno lag am nächsten Tage noch unbenutzt in Ihrem Ankleide zimmer. Sie sehen also, daß sich zwl.ch.-n Ihren Er klärungen und unseren Erhebungen Differenzen er geben, die zu beseitigen Zweck meiner Unterredung sein soll." Di« Baronin hatte ihre volle Ruhe wiedererlangt. Man sah ihr an, mit welcher Gespanntheit sie nach dachte. „Ehe ich Ihnen weiter Rede stehe, müssen Sie mir ein« Frage beantworten. Hat Hauptmann Fernkorn sonst noch etwas mrt der Sache zu tun?" Dem Kommissar war es natürlich nicht entgangen, welch« Veränderung die Nennung des Namens Fern- korn in der Frau verursacht hatte. Von diesem Augenblick an war sie eine andere Ein Ausdruck von lauernder Angst hatte sich über ihr Gcsicht gebreitet und zugleich lag Mutlosigkeit in ihrer ganzen Hal tung. Man sah, das Heremzichen des Hauptmannes in die Affäre hatte sie tief getroffen, tiefer als sie ein gestehen mochte. Doktor Martens wußte, dich Fernkorn in der ersten Zeit der Untersuchung der Splonageaffäre von der Polizei beobachtet wurde, da er als Gencralstabschef des Feldmarschall-Leutnanis Holmho.st in einem Ge legenheitsverhältnis zu diesem stand. Es war dies nur ein pflichtgemäßer Akt der Vorsicht der Polizei gewesen. Die Nachforschungen waren alsbald aufge geben worden, da sie die Unschuld des Hauptmannes klar erwiesen. Die Erregung der Baronin konnte folglich nicht anders gedeutet werden, als daß der Haup mann über sie mehr wußte, als er Baron sphor mi'geteilt hatte. „Meines Wissens wurde der Name des Herrn Hauptmannes in dieser Affäre übeihauvt nicht ge nannt", antwortete der Kommissar aus Metas angst erfüllte Frage. „W.rs ich erwähnte, stammt aus Ge sprächen, die er mit dritten Personen geführt. Der Hauptmann weiß weder, daß ich in Venedig bin, noch daß ich mit Ihnen diese peinliche Unterredung führe." „Es ist gut", sagte die Baronin in einem Tone, als ob ihr ein schwerer Druck von der Seele ge wichen wäre. Sie atmete tief auf, und ein energischer Zug trat in ihr Antlitz. „Gott sei Dank, daß dieser ehrenwerte, durch und durch anständig« Mann in keiner Weise in diese Sache hinctngezogen wird. . . . Um aui Ihre Entgegnung zurückzulommcn, so kann ich daraus nur an.warten, daß sich di« Polizei in einem Irrtum befindet. Ich habe das Automobil allerdings erst im letzten Augen blick nachb.ordert, aber nicht, weil ich die Zeitungen gelesen hatte, sondern weil ich erst im letzten Moment den Entschluß gefaßt, den ganzen Winter in Italien zu bleiben. Das; meine Reise ,chon vorher beabsichtigt war, kann ich Ihnen aus Korrespondenzen mit meinem Vater beweisen. Oder wenn Sie Mißtrauen in diese setz:» sollten, durch Bestellungen, die ich bei verschie denen Lieferanten gemacht, Reisekleidec, andere Toiletten, die sich speziell für den Aufenthalt in Venedig eignen, für Wren jedoch ganz anders hätten ausgesührt werden müss n. Und an jenem Abend war ich auf der Redoute, wenn mich auch Hauptmann Fern korn nicht gesehen hat." Was und wie immer der Kommissar weiter fragte, welche Fallen er ihr auch legte, Meta blieb bei ihren Behauptungen. Um dem Dersteckenspiel ein Ende zu machen, ging der Kommissar zum Angriff über. „Baronin, zwingen Sie mich nur nicht zum Aeußersten. Ich b.n wahrlich nicht deshalb hierher gekommen. Ich kam in der Absicht, Aufklärungen von Ihnen zu erhalten. Zn der Hoffnung, daß ich nach dieser Unterredung meinen Koffer werde packen können, um nach Wien zurückzureisen. Seit ich Ihre F-milie persönlich kenne, habe iw den Wunsch, daß die Polizei irrt Aber ich kann nicht nach Wien Heim kommen, ohne Positives mitzubr ngen." „Was verstehen Sie unter Positivem?" fragte die Baronin bei d:m energischen Ton wieder mit angst vollem Blicke. „Nachdem die Persönlichkeit des Giardini festge- stellc ist, handelt es sich nur mehr um Ihre Person." „Also, Sie glauben noch immer . . .?" „Ich glaube nicht nur", fiel ihr der Kommissar ins Wort, „sondern Ihre Ausflüchte, die Widersprüche Ihrer Aussagen, die Unwahrscheinlichkeit Ihrer An gaben bekräsiigen mich in meinem Verdacht. Daß dieser Verdacht stark genug sein muß, wird Ihnen ein leuchten, wenn Sie bedenken, daß er das Wiener S-cherheitsbureau bewogen hat, Beamte und Agenten Ihnen nach Venedig nachzuschicken. Wollen Sie sich also nicht entschließen, die volle Wahrheit zu sagen?" „Sie sprechen immer in Rätseln. Wessen verdäch tigen Sie mich eigentlich?" fragte die Baronin, be müht, ihrer Stimme etwas Klang zu verleihen. Ihre Blicke hingen erwartungsvoll an den Lippen des Kommissars. „Wenn Sie mich zu der Erklärung durchaus zwin gen, so sollen Sie es hören: Ich verdächtige Sie, den Tob Giardinis verschuldet zu haben." „Ich?" ... — schrie die Baronin auf, — „Mensch, Sie sind von Sinnen! Ja, wie denn? Auf welche Weise? Wieso denn?" „Indem Sie den Schuß auf Giardini abgaben." „Ah" . . . Sie griff nach der Kehle, als würgte sie etwas. Alles Blut war ihr plötzlich ins Antlitz ge schossen. „Das ... ist zuviel ... Die Mörderin Giar dinis . . .? Sie muten mir zu, einen Mord begangen haben? Ich soll heimtückisch, meuchlings, kalten Bluies einen Menschen umgebracht haben . . .? Einen Menschen, den ich li.bte . . .? Dessen Leben mir teurer war, als das meine? . . . Für den ich, wenn es darauf angekommen wäre, das meine geopfert hätte?" ... „Ich dachte, Sie sind die Braut des Hauptmanns Fernkorn?" „Schweigen Sie!" ... schrie die Baronin den Kom missar an, und aus ihren Augen schossen Blitze. „Zerren Sie nicht auch diesen Namen in den Schmutz. Giardini war mir teuer ... Es ist dar Ungeheuer lichste ... es ist das Furchtbarste . . . mir das zuzu muten. Ich könnte Sie erwürgen, so hasse ick Sie!" „Kommen wir zur Sache. Sind Sre die Mörderin Giardinis oder sind Sie es nicht?" „Nein!" schrie di« Baronin heiser, „nein und tausendmal nein!" . . . „Und wie wollen Sie das beweisen?" „Herr, Sie glauben dock; an irgend etwas? Auch in der Seele eines Polizisten muß doch irgend etwas
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