Suche löschen...
02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 11.04.1911
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-04-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19110411021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911041102
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911041102
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-04
- Tag 1911-04-11
-
Monat
1911-04
-
Jahr
1911
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Bezugs-Preis UI i.t>pzip und Borort« durch u»I«r» Lrt-rr und tzpediirurr 2mal täglich »» »au« grdrachi: SU monatl., t.7v^ss mertruädri Vrt untern Filialen u. An» natzmeuetien adgedolir 7S monatl., r.rs ^s »>erl«llLI>rl. Lurch dir Poft: innrrdald Lruiichlaiwe und der deutlchen «»Ionien virrleliLdrn It.ftU monatl. autlchi. Posldesiellgeld. sVernrr in Belgien, Tänemarl, den Donaustaaten, Italien, tlurcmburg, Niederlande, Nor wegen, Oesterreich Ungarn, Rußland, Schweden, Schweiz u. Span,en. In allen übrigen Staaten nur direkt durch di« ireschaitLnelle d«s Blatte» erhäuuch. üai Leipziger Tageblatt erscheint 2mal täglich. Sonn- u. g««er agt nur morgen». Aoonne. ent-Annadme: Iohannidgass« 8, bei unteren Trägern, IUiaien, Spedtlenren und Aonahmeltellen, iowie Postämtern ua, Briesrrägern. üin,.lv«rkaus»pr«ir S -t. Abend-Ausgabe. MWgrrTagMM Handelszeitung. Amtsblatt des Aales «nd des Volizeiamtes der Ltadt Leipzig. Anzeigen-Preis M Inserate au« r«,»e>a un. Um i-ou - di« LtpaltiO« H«tttg«U« 2ü di« Reklame, dckl« l uU; »an au.wärr» Reklame > 1.A) ^U: «ns««« d»n S«»drden >m amt lich« L«i »R P«tit»eile 20 Ochchtfttanzeigen mit Pia-vorschriiten und in d«r Adenoautgad« im Prene erdom Radau nach Laris. Beilagegedübr ftlelaml auslag« p. Lautend -rkl Pottgeouhr. Te, bolag« höher. ZaKarttilt« Auiirtue tdnnen nicht zurück ««»»§«» werden, »ür da« iirtcheinen a.i brstimiM«n Lagen und Plätzen wird keine Garantie übernommen Anzeigen-An NU dme: Iobanni«-asse 8, bei tämtlichen Filialen u. aueu «uuvucen Expeditionen de» In- und Auslände« Druck und Verlag de« Leipziger Lage- Statt«« V. Pol,. Inhaber: Paul Dürfte». «rdaklion und Seschafttzftellr: JohannlSgasi« v. F«rnlvreck>er: I4ÜVL I48v.j, 148b« Haupt-Ailtal« Lrrsdra: Seritruge 4, L zLelepgon 4821). Nr. 101. Viens,SS, aen l I. Sprit lSl I. 105. Jahrgang. Die heutige Nummer umfaßt 6 Seiten. . . Die Kelchstagserlstzwahl in Serltn IV. Am Montag fand im Reichstagswahlkreise Ber lin IV die infolge des Todes des sozialdemokrati schen Abgeordneten Singer notwendig gewordene Ersatzwahl statt. Nach Lage der Dinge konnte in diesem überwiegend sozialdemokratischen Wahlkreise des Ostens von Berlin nur der sozialdemo kratische Kandidat gewählt werden. Im Jahre 1907 hatten der Abg. -Singer (Soz.) 82 039, der frei sinnige Kandidat 15 708, der konservative 6601, der ulrramontane 2708 und der polnische 1313 Stimmen auf sich vereinigt. Von bürgerlicher Serie war dies mal auf die Nominierung von Zählkandidaturen ver zichtet worden, nur Las Zentrum hatte in der Person des Reichsgrafen von Oppersdorf einen Kandidaten präsentiert, während die Polen-Beschlossen hatten, joforr für den sozialdemokratischen Kandidaten ernzu- treten. Bei der am Montag erfolgten Wahl erzielte nun der sozialdemokratische Kandidat Büchner 69872 Stimmen; er blieb also um mehr als 12000 Stimmen hinter der für Singer gezählten Ziffer zurück. Die polnischen Wähler Les Wahlkreises scheinen die Parole ihrer Organisation auch nur zum Teil befolgt zu haben, denn für einen polnischen Kan didaten wurden 718 Stimmen gezählt. Graf O.p - persdorf (Ztr.) vereinigte 1827 Stimmen auf sich; das Zentrum hat also, trotzdem es die „Germania" als ein Gebot der Parteiehre für die Zentrumswähler bezeichnete, in lückenloser Einheit für Oppersdorf ein- zut.re.ten, rund 900 Stimmen weniger bekom men. Weiter wurden noch abgegeben 7 konservative uird 13 freisinnige Stimmen, 189 Stimmen waren zer- Iplittert, 694 ungültig. Der „Vorwärts", der vor der Wahl den Mund übervoll nahm, und es als die schönste Ebrnng Sin gers bezeichnete, wenn die sozialdemokratische Siim- menzahl auf 100 000 gesteigert werde, der noch in ieiner Sonntagsnummer ein imponierendes Aufgebot orwarrete, suckt Len offenbaren Rückgang der iozkolde'mokratischen Partei jetzt plötzlich mit dem Rückgang der Wähler überhaupt zu bcgrünoen. Da aber die Zahl der Wahlberechtigten in Berlin IV noch nicht um 3500 zurüclgegangen ist, der sozialdcmo. kratiichc Kandidat Büchner jedoch trotz lebhafter Agitation über 12 000 Stimmen weniger als Singer erhielt, ist eine Beschönigung dieses ziffernmäßigen Mißerfolges doch nicht gut möglich. Man hätte zwar erwarten können, Latz die sozialdemokratischen Wähler des Ostens von Berlin tatsächlich durch ein hartes Aufgebot an Wählern Len bürgerlichen Pal leten hätten imponieren wollen. Statt dessen ist die Partcidisziplin sogar so gering gewesen, Last nicht einmal die für Singer unter ganz anderen politischen Verhältnissen aufgebrachte Ziffer erreicht worden ist. Auch dieses Wahlergebnis lehrt durch seine Zahlen, das? die Ausdehnungsfähigkeit der Sozialdemokratie ihre bestimmten Grenzen hat, die in Zukunft zweifel los um so enger gezogen werden, je mehr sich diese Partei auf ihrem marxistischen Dogmatismus vertieft. Der Mangel sn üeutlchen Lsnitstsallizieren. Ueber den Mangel an deutschen Sanitätsoffi zieren, über den in letzter Zeit besonders geklagt wird, erfahren wir folgendes: Der Kricgsminister bat bei der Etatsberatung erklärt, daß 49,18 Proz. Stellen von Sanitätsoffizieren unbesetzt sind. Diese Zahl ist richtig; die Fehlstellen verteilen sich aber auf die einzelnen Truppenteile völlig verschieden und werden auch sehr stark durch die Abkommandierungen von Sanitätsoffizieren zu Studienzwecken an das Reichsgcsundheitsamt, an Universitäten, an Kranken häuser besonders an Irrenanstalten, an die Kaiser- Wilhelm Akademie und ähnliche wissenschaftliche Instituten. Sieht man von diesen Abkommandie rungen ab. dann trifft die Prozentzahl des Kriegs ministers für das Jahr 1910 nicht zu. da dann die Fehlstellen nur noch rund 32 Prozent betragen. Nach Ausweis der amtlichen Zahlen Hot kne I n f a n r e r i e im Jahre 1910 einen Mangel von rund 27 Proz. aufzuweisen gehabt. Den vollen Bestand an Sanitätsoffizieren konnten nur 15 Regimenter aufweijen, da sie allein über 6 Aerzte verfügten. 52 Regimenter besaßen nur 5; 60 nur 4 und 20 nur 3 Aerzte. Hier war also ein Defizit von 50 Proz. zu verzeichnen. Noch schlechter ist das Bild der Jägertruppe, da hier nur ein einziges Bataillon den normalen Bestand von 2 Acrzten aufwies. Bei der Feldarkillerie waren 161 Aerzre vorhanden; es fehlten also 35 Proz. Eine normale Besetzung mit Sanitätsoffizieren wiesen 11 Regimenter auf. 37 Regimenter hatten nur 2 Aerzte und 12 nur je 1 Arzt. Bei diesen 12 Regimentern betrug der Mangel also 66,75 Proz. Bei der Fußartillcrie sind die Verhältnisse ähnlich, da auch hier ein großer Mangel an Sanitäts offizieren ver,zeichnet wurde. 8 Bataillone hatten hier nur je einen Arzt, gleicherweise wie 40 Ka vallerieregimenter. Bei der Kavallerie be- rrägt der gesamte Mangel 27 Pro^. Dieser Fehl bestand verteilt sich aber auf die verschiedenen Regi menter ganz verschieben. Immerhin ist hier die er freuliche Tatsache zu vermerken, daß 39 Regi menter den Sollbestand von 2 Acrzten aus- zuwcisen haben. Ja, 1 Regiment verfügt hier sogar über 1 Sanitätsoffiziere, da dos Regiment auf ver schiedene Standorte verteilt ist. Siri den Pio nieren s,.id anstatt der vorschriftsmäßigen 18 Aerzte nur 40 vorhanden, und bei den Vcrkehrsrruvpcn sind 3 Fehlstellen verzeichnet worden. Bei 16 Train bataillonen dagegen ist die erforderliche Anzahl von Sanitätsoffizieren vorhanden gewesen, nur 3 Bataillone waren ohne Arzt. Aus diesen Zahlen geht hervor, daß sich die Pro zentzahl des Kriegsministers, der 49,48 Proz. Fehl stellen angab. nur auf die oberen Assisten-ärzte bezieht. Tatsächlich lind- bei weitem nicht so viel Fehlstellen vorhanden, wenn man auch die Zahl der Ilnicrärzte dabei in Betracht zieht, die in 25 Proz. aller Fehlstellen den Dienst der oberen Assistenzärzte tun. Erforderlich sind für das Heer 1613 Sanitäts offiziere. vorhanden sind demgegenüber 1174: cs ist alio ein Mangel von rund 27 Proz. Sanitätsoffi zieren zu verzeichnen. Im Heere taten von diesen 1174 Sanitätsoffizieren nur 1050 Dienst, da 124 Aerzte im Jahre 1910 abkommandiert waren. Rechnet man diese Kommandos noch ni den Fehlstellen, dann er gibt sich, daß ein Mangel von 36 Proz. vorhanden war. Als Ursache dieses Mangels ist in erster Reihe das Verhältnis zwischen aktiven Offizieren und Sa nitätsoffizieren bezeichnet worden. Diese Ansicht ist aber irrig, da der Generalarzt der Armee mit größter Entschiedenheit erklärt hat. daß von einem Miß verhältnis zwischen aktiven Offizieren und Sanitäts offizieren nicht gesprochen werden kann. Es dürften dagegen Gründe pekuniärer Natur maßgebend sein. politische Nachrichten. Oberhofmarschall Freiherr v. Könneritz s. In Dresden st a r b im hohen Alter von 91 Jahren am Palmsonntag der sächsische Oberhofmarschall Freiherr Hans v. Könneritz. Geboren am 20. Juni 1820 zu Hosterwitz bei Dresden, besuchte er die Fürsten- und Landesschule St. Afra zu Meißen und studierte auf der Universität Leipzig. Während seiner diplomatischen Laufbahn kam er 1847 nach Frankfurt a. M. als Attachö der sächsischen Bundes tagsgesandtschaft. Noch im selben Jahre ging er nach Berlin als Lcgationssekretär der sächsischen Gesandt schaft. 1852 rückte er zum Ministerresidenten auf. 1864 erfolgte seine Beglaubigung als außerordentlicher Gesandter und bevollmächtigter Minister an den Höfen von Stuttgart und München. 1866 ging er in derselben Eigenschaft nach Berlin. 1871—1873 war er sächsischer Bevollmächtigter beim Deutschen Bundes rat. Von da an bis 1893 bekleidete er das Amt eines sächsischen Oberhofmarschalls. Der Verstorbene wird in Chemnitz eingeäschert. Dernburg als Warner. Der vormalige Kolonialstaatssekretär Dernburg veröffentlicht im „Berliner Tageblatt" einen Artikel, in dem er ausführt, daß unsere Zukunft auf Welt wirtschaft und Binnenwirtschaft beruhe, und in dem er vor poliz eil ich-bureaukra tischen Maßnahmen gegenüber dem Handel warnt. Wir kommen auf den Aufsatz, der in Zusammenhang mit der jüngst veröffentlichten Arbeit Dernburgs über „Kapital und Staatsaufsicht" steht, noch ausführ lich zurück. Programm für die amerikanische Kreuzfahrt. Washington, 10. April. (Tel.) Das Marine- dxpartement veröffentlicht das Programm für die Kreuzfahrt des Geschwaders in der Ostsee. Dem nach soll dieses deutsche Häfen, einschließlich Kiels so wie dänische, schwedische und russische Plätze besuchen, während alle vier Divisionen der atlan tischen Flotte mährend der Monate Oktober, No- mmber und Dezember im Mittelmecre kreuzen sollen. Entdeckung einer revolutionären Organisation. Wien, 11. April. (Tel.) Bei einer Haussuchung in den Wohnungen ukrainischer Studenten in Stanislau wurde das Bestehen einer geheimen revolutionären Organisation entdeckt. Sie trägt den Namen des Mörders des früheren Statthalters Grafen Potocki Manifeste aufreizenden Inhalts, die zur Verbreitung unter den ruthenischen Soldaten bestimmt waren, sind konfisziert worden. Die Gcheimoerbindung soll namentlich auch unter der r u the n i s ch e n G y m n a f i a l j u g e n d weit ver breitet sein. Streik in der Wiener Herrenkleiderbranche. Wien, 11. April. (Tel.) Die Blätter melden: Eine Versammlung der Wiener Stückmcister der H e r r e N-k l e i d e r b r a n ch e , der auch Vertreter der mit den Stückmcislern solidarischen Gehilfenschaft bei wohnten, beschloß, heute in den Streik zu treten. Ec- kommen über 1000 Stückmeister und mehrere tausend Gehilfen in Betracht. Zum französischen Dokumentendiebstahl. Paris, 11. April. (Tel.) In einem anscheinend von unterrichteter Sette stammenden Artikel des „Echo de Paris" wird erklärt, daß die Angabe Rouets, er habe Maimon nur vier Schrift stücke ausgeliefert, unwahr sei. Es stehe bereits jetzt fest, daß Rouct seinem Komplicen über 100 Schrift stücke übermittelt habe, von denen einige Dokumente, die sich auf die allgemeine Politik Frankreichs be ziehen, eine außerordentliche Wichtigkeit hätten, lleberdies sei zu befürchten, daß sich unter den veruntreuten Dokumenten Abschriften von geheimen Telegrammen befänden und daß auf diese Weise das Chiffregehcimnis des Ministeriums des Auswärtigen verraten worden sei. Stolypin und der Reichsrat. Petersburg, 10. April. (Tel.) Am 14. April findet eine Sitzung des Reichsrates statt, in der Ministerpräsident Stolypin die Interpellation be treffend Anwendung des Attikes 27 der Grundgesetze beantworten wird. Truppenzusammenziehung für Marokko. Madrid,. 10. April. (Tel.) Aus Alcoy trafen Mannschaften zur Verstärkung der Jnfanteriebrigade ein, die erforderlichenfalls sofort nach Melilla ab gehen soll. Aus Ternel, Castellon und Carthagena kamen hier Mannschaften und Maultiere an, die zur Einschiffung vorbereitet werden. Zu den türkisch-montenegrinischen Grenzunruhen. Konstantinopel, 10. April. (Tel.) Auf die Kunde von dem Anmarsch eines Regimentes zogen sich die Aufständischen aus der Umgebung der Befestigungen im Kastrattgebiete zurück. Ihre Stellungen bei Kurndere wurden durch Arttlleriefeuer zer stört. Auf der Flucht gegen die Höhen von Fradeca erlitten die Aufständischen große Verluste. Bei den (befallenen wurden montenegrinische Mausergewehrc gefunden. Sus Leipzig unü Umgegend. Leipzig, 11. April. Wetterbericht der König!. Sachs. Landeswetterwarte zu Dresden. Voraussage f ü«r den 12. April 1911. Schwache nördliche Winde, meist heiter, Tempe ratur wenig geändert^ vorwiegend trocken. Pöhlberg: Glänzender Sonnenunter- und -aufganq. Abend- und Morgenrot. Fichtelberg: Vormittags und nachmittags schwacher Nebel, gute Schlittenbahn bis Oberwiesen thal. starker, anhaltender Reis, schwacher, anhaltender Rauhfrost, glänzender Sonnenuntergang, Abendrot. * Auszeichnungen. Vom König!. Ministerium des Innern ist -en seit 3. April 1881 und 21. Juni 1880 ununterbrochen in der Posthalterei von Julius Jaeger in Leipzig-Reudnitz, Göschenstraße 2/4, be- Das Grüne Suw. Roman von August Weißl. 17^ (Na»druck vcrdolcn.) „Errnnern Sie sich noch eines Mannes namens Bartolomeo Giardini?" Bei Nennung dieses Namens flog ein leises Zit tern über die düsteren Züge des alten Mannes. „Ja", antwortete er im selben'Tone wie vorher. „Können Sie mir über den Mann etwas Näheres Mitteilen?" „Er war Mechaniker und arbeitete damals, glaube ich, einigemal in der von mir bewohnten Villa. Mehr weiß ich nicht." „Verzeihen Sie, aber Ihre Tochter. Baronin Sternberg, könnte vielleicht nähere Auskunft geben?" „Mir unbekannt. Meine Tochter tut und läßt, was sie will. Bitte, sich an sie zu wenden." „Dann habe ich nur eine Frage an Sic zu richten, Herr Senator." Der Kommissar griff in die Tasche und zog die Photographie Strebingers hervor. „Ist das Bartolomeo Gmrdini?" Der Senator starrte mit übergroßen Augen auf das Bild, das ihm Doktor Martens eittgegenhielt, preßte die Lippen aufeinander und schwieg. Plötzlich richtete er sich stolz in seiner ganzen impo nierenden Höhe auf und fragte: „Zu welchem Zwecke und mit welchem Rechte rich ten Sie an mich dies« Frage?" Auch Doktor Mattens war aufaestanden. Er sah ein, er mußt« sich legitimieren. Mit einer Verbeu gung antwortete er: „Ich bin Polizeikmnmissar des Wiener Sicher heitsbureaus." „So — Polizist. Und was führt Sie in mein Haus?" „Es handelt sich um di« Aufklärung einer Ver brechens Ich habe mich an Sie in der Voraussetzung gewendet, daß mir der erste Mann Venedigs sein« Hilfe nicht versagen wird, wenn es sich darum handelt, den Mörder jenes Mannes zu finden, der seinem Hause nahe stand." Das Antlitz d«s Senators verfinsttrte sich. Wie eine Drohung klang die Frage: „Wer sagt Jhn«n, daß dieser Mann meinem Hause nahcstand? „Es würde zu wett führen, Herr Senator, wollte ich Ihnen alle Beweiie hierfür jetzt aufzählen. Zeugen können erhärten, daß Ihre Tochter den Mann auf gesucht hat, daß er an Ihrem Tiich in Marcone gc sessen Hai, daß Ihre ältere Tochter in Beziehungen zu ibm stand." Der Senator wandte sich ab und starrte einige Minuten in die Lagunen hinaus. Als er sich wieder umwandtc, war er blaß. „Dieses Bild ist das Les Giarüini. Er war der Sohu eines Jugendfreundes — ein Jugendgespielc meiner älteren Tochter. Ick hätte nichts dagegen gehabt, wenn aus ihnen damals in Marcone ein Paar geworden wäre. Wollen Sie sonst noch etwas wissen?" „Nein. Ich danke, aber es wundert mich, daß Sie nicht nach dem weiteren Zusammenhang der Dinge fragen. Bartolomeo Giardini wurde am 7. Januar in Wien ermordet." Aus dem Antlitz des Senators war der letzte Blutstropfen gewichen. „Schweigen Sie", stieß er mit heiserer Stimme hervor, „ich weiß alles, was Sie erzählen wollen. Ich möchte Las Schauerliche nicht noch einmal hören. Bartolomeo Giardini stand dem Herzen meiner Toch ter nahe und auch ich habe ihn geliebt. Wühlen St« nicht in den Wunden, die noch nicht verheilt sind?" „Herr Senator", entschuldigte sich Doktor Mattens, „e§ gehört leider zu meinen Amtspflichten, über Dinge zu sprechen, die anderen unangenehm sind. Ich möchte Sie nur noch bitten, mir baldigst «ine Unter redung mit Ihrer Tochter zu erwirken." „Meta ist schwer leidend. Jede Aufregung kann für sie verhängnisvoll werden, sobald meine Tochter in der Verfassung ist, Sie empfangen zu können, werde ich Sie verständigen." „Herr Senator", ergriff der Kommissar nochmals das Wort, „seien Sie überzeugt, meine Bemühungen gelten lediglich dem Zwecke, Licht in die dunkle Ange legenheit zu bringen. Jetzt, da die Person des Opfers unzweifelhaft feststeht, gilt «s nur, den Mör der zu finden." „Wenn ich Ihnen dabei helfen kann, soll cs mit Freuden geschehen." Als Martens in den Salon zurückkehrte, saßen die beiden jungen Leute in einer Ecke unü wispelten und zwitscherten und lachten und kicherten, daß es eine Freude war, sie anzuschauen. Beide schienen von der Störung nicht sonderlich erbaut zu sein. Baron Sphor warf Doktor Martens einen vorwurfsvollen Blick zu. Die beiden Herren verabschiedeten sich vom Sena tor, d«r sein« Fassung völlig wieder erlangt hatte und zwar etwas steif und frostig, aber doch nicht un liebenswürdig Doktor Marrens die Hand reichte. Baron Sphor drückte der alte Edelmann herzlich die Hand. Die beiden jungen Menschen schieden mit einem zärtlichen: „Auf Wiedersehen heute abend auf dem Markus- Platze!" 4- * * Als Doktor Martens mir Baron Sphor nachmit tags auf dem Markusplatze erschien, war er nicht wenig erstaunt, daß ihn Senator Castellmari mit den Worten empfina: „Meine Tochter bittet Sie, wenn es Ihnen mög lich ist, gleich zu ihr zu kommen." Doktor Martens verabschiedete sick sofort von der Gesellschaft. Eine Gondel brachte ihn zum Palazzo del Angelo, wo man ihn bereits erwartete. „Sind der gnädige Herr der Wiener Doktor, den die gnädig« Frau Baronin empfangen will?" fragte der Bediente. Der Kommissar bejahte und wurde durch eine Flucht von Zimmern in einen kleinen, intimen, vor nehm ausacstattcten Raum geleitet, in welchem Baronin Sternberg im ungewissen Licht der mit Spitzen verhängten Stehlampe saß. Ein einfaches, dunkles, englisches Kleid umschloß ihre schlanke Gestalt. Das rötlich schimmernd« Gold haar war lose ausgebunden uno umgab in breiten Wellen den kleinen antik geformten Kopf. In ihrer Haltung lag eine lässige Grazie, in ihren Augen aber ein unbestimmter, forschender Ausdruck, als sie zu Dok tor Martens ausblickte. „Herr Doktor, bitte, nehmen Sie Platz. Ich hörte, Sie wollen mich sprechen. Eine feine, weiße Hand streckt« sich ihm entgegen und nötigte iyn in einen Fauteuil. Als der Doktor saß, fiel das Licht der Lampe voll auf ihn. In den Zügen der Baronin malte sich Schreck. Unwillkürlich trat sie einen Schritt zurück. Aber sie bezwang sich. Als sie ihren Platz wieder einnahm und sozusagen im Dämmer versank, hatte sie wieder ein« konventionelle Miene aufgesetzt. Nur um eine Nuance blässer war sie geworden. Der Kommissar überblickt« rasch die Situation. Daß die Frau ihn soiott herbestellt, sagte ihm, daß «r cs mit einem Weibe von großer Energie und starker Willenskraft zu tun hatte. Die geschickte Postierung, welche ihn dem scharfen Licht aussetztc, während sie im Halbdunkel saß, bewies auch, daß er eine Frau von großer Schlauheit vor sich hatte. Ihr plötzliches Erschrecken war ihm nicht ent gangen. Sie halte in ihm offenbar ihren Retter vom Rialto erkannt. Ahnte sie, was ihn herfllhrte? Hatte sie vielleicht schon in diesem Augenblicke seine An Wesenheit am Rialto mit seiner Amtsstellung in Ver bindung gebracht? Eines stand fest; sie war keine leichte Beute. Ihre Lebensstellung, ihr tadelloser Lebenswandel einer seits, anderseits die Intelligenz und Entschlossenheit, die aus ihren Augen sprachen, mußten jedes Dorgebcn erschweren. „Mein Vater hat mir mitgeteilt, daß Sie einige Fragen an mich zu richten wünschen. Da ick an der Sache, die Sie nach Venedig führt, begreiflichen An teil nehme, so war ick sofort bereit, Sie zu emp fangen. Ich bitte, stellen Sie ganz ungeniert Ihre Fragen. Was ich weiß, will ich gerne sagen." „Baronin, ich setze voraus, Laß Sie übe: den Zweck meines Aufenthaltes in Venedig vollständig infor miert sind!" „Mein Vater hat mir davon erzählt. In Wien wurde «in Mord verübt. In dem Ermordeten ist mein früherer Bräutigam Bartolomeo Giardini agnosziert worden. Und Sie sind beauftragt, den Mörder ausfindig zu machen. Ist es so?'^ „Ja. Das heißt, ich suche lene Person, die das Verbrechen begangen hat. „Ich habe Sie ja richtig verstanden, ich sagte ja auch den Mörder!" „Pardon, es könnte doch auch eine Frau den Mord verübt haben", bemerkte der Kommissar, wobei er da, Wort „Frau" betonte. Die Baronin richtete ihre großen Aug«n mit fragendem Staunen auf den Kommissar. „Haben Sie denn Anhaltspunkte für diese Ver mutung?" „verzeihen, Sie, Baronin, aber das muß vorläufig mein Geheimnis bleiben." „Es wäre ja sehr interessant ... ein W«ib . . .?" flüsterte die Baronin vor sich hin. Dann sagte sie wieder laut, indem sie ihre Blicke fest auf den Kommissar richtet«: „Also bitte, was wünschen Ei« von mir zu er fahren?"
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite