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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 12.04.1911
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-04-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19110412023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911041202
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911041202
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-04
- Tag 1911-04-12
-
Monat
1911-04
-
Jahr
1911
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Die vorliegende Nummer umfasst 6 Leiten. verlcharkung üer Dinzerunruhen in Frankreich. Frankreich stehl vor Lern Beginn von allge meinen Winzerunruhen, Lie lebhaft an die Ausschreitungen der Winzer vom Jahre 1907 er innern. Die Winzer des Departements Aube bat ten den sehnlichen Wunsch, m den Ehampagnewein baubezirt einbezogen zu werden und aoitierten für die Verwirklichung dieses Wunsches in denkbar scharfer Weife. Diese Kundgebungen erregten unter den Winzern der anderen Weinbaubezirke, besonders des Ak a r n e departeinents, schon seil langem Un willen, der wiederholt in drastischen Formen zum Ausdruck gekommen ist. Die feindselige Spannung wurde in den legten Tagen dadurch ganz wesentlich verschärft, Latz im französischen Senat auf An trag der zuständigen Regierungsstellen ein Beschluß gefaßt wurde, die Abgrenzungen der Weinbau bezirke in der Champagnegegend völlig fallen zu lassen. Dieser Beschluß hat bei den Winzern im Marnedepartement ^>ie stärkste Erbitterung erregt, die sich nun in Gewalttätigkeiten Luft macht. Aus ver schiedenen Orten laufen Nachrichten über stür mische Exzesse und Demolierungen von Cham pagnerhäusern ein, von denen angenommen wird, daß sie aus anderen Departements Wein zur Champagner bereitung beziehen. Eine geschlossene Kolonne von Weinbauern durchzieht das Winzergcbiet, um solchem sinnlosen Zerstörungswerkc zu fröhnen. Zn einem Orte und sogar Barrikaden zum Kampfe gegen die an ruckenden militärischen Kräfte errichtet worden. Der Weiterentwickelung dieses Kampfes wird überall mit Spannung cntgegcngeschen werden. Ueber die Vor gänge liegt folgende telegraphische Meldung vor: Paris, 12. April. (Tel.) Der am Dienstag vom französischen Senat angenommene Beschluß antrag, in dem die Regierung aufgefordert wird, alle Abgrenzungen abzu schaffen, hat unter der Winzerbevölkerung des Marne-De partements die größte Erregung hervor gerufen, die bereits heute nacht in den schlimmste^ Zerstörungsakten zum Ausdruck kam. In den Ortschaften Damery und Dizy wurden fünf Champagnerhäuser, die in dem Rufe stehen, aus anderen Departements Wein zur Cham pagnerbereitung zu benutzen, ausgeplündert, beson ders in Dizn wurden arge Verwüstungen angerich tet. Die Kellereien einer Firma wurden vollständig geplündert. Von Len daselbst lagernden 23ÜVVV Flaschen Champagner soll fast nichts übrig geblieben sein. Die gesamten Weine wurden in die Gossen ab gelassen, und die Leute wateten stellenweise bis zu den Knren darin. br Zn Damery bombardierten die Ruhestörer die Magazine mehrerer Lhampagnerfirmen mit Steinen. Besonders arg wurde das Haus des Weinhändlers Delvouin mitgenommen. Die zur Wiederher stellung der Ordnung aufgedotenen Dragoner und Gendarmen trafen erst ein, als das Zerstörungswerk schon beendet war. Die Winzer hatten, um das An rücken der Truppen zu erschweren, qn drei Punkten Barrikaden errichtet. Nachts kam cs zu einem Zu sammenstoß zwischen Dragonern, und Winzer n, wobei mehrere der letzteren verwundet wurden. Die Winzer hißten an den Bürgermeisterämtern in Damery und Cumiäres rote Fahnen und empfingen die Truppen mit dem Rufe: „Hoch das 17. Regiment!", eine Anspielung auf die Meu terei dieses Regiments, das im Zahre 1007 zur Unterdrückung des Winzeraufstandes entsandt worden war. Zm einzelnen wird über die Erzene noch aus führlich folgendes gemeldet: Reims, 12. April. (Tel.) Auf die Nachricht, daß der Antrag auf Aushebung der Bestimmungen be treffend die Abgrenzung der Weinbaubezirle im Se nat angenommen wurde, sammelten sich aus allen Teilen der Ortschaften des Marnetales gegen 2000 Winzer an-emd bewegten sich in geschlossenen Zügen nach Hautc-Villers und Dizy. Zn Dizy zertrümmerten sie die Türen eines Weinlagers und richteten bedeutenden Schaden an. Darauf be gaben sie sich nach Ay, das sie unter Absingen der Internationale durchzogen. Sie rotteten sich dort vor einer Weinhandlung zusammen, warfen die Fen ster ein und versuchten die Türen einzuschlagen. Als eine Eskadron Dragoner erschien, zerstreuten sich die Demonstranten. Die Winzer gingen nach Epernay weitei. Epernay, 12. April. (Tel.) Die Kolonne der Weinbauer traf gestern abend um -1« Uhr mit roten Fahnen an der Spitze in Dizy ein. Die dor tigen Weinbauer, die auf der Mairie versammelt waren, vereinigten sich mit den Ankommenden. Alle wandten sich gegen ein Champagnerhaus. erbrachen die Türen der Keller und Weinlager und zerschlugen alles, was ihnen in die Hände kam. Zn den Lagern befanden sich 23V vvv Flasche» Cham pagner. Die Gefchäftsbureaus wurden ge plündert. Mit dem Material der Weinlager er richteten dir Winzer drei Barrikaden in den Straßen von Dizy und steckten Teertonnen in der Nähe einer Barrikade in Brand. Das Feuer wurde durch die Bevölkerung gelöscht. Ueberall in den Straßen lagen Glasscherben und Flaschenrefte. Auf der Mairie von Dizy und Cumiöres wurden rot« Fahnen gehißt. Aebnliches ereignete sich in Damery, wo ebenfalls ein Champagnerhaus geplündert wurde. In Epernay erreicht die Er regung ihren Höhepunkt. Truppen bewachen alle Straßen. Reims, 12. April, fiel.) In Damery wurden die Winzer durch Rauchsignale und Sturmläuten her- beigerufen. bewaffneten sich mit Hacken, Piken und Balken, rannten bei fünf Champagner firmen die Türen von Wei »lager» ein, schlugen die Tonnen entzwei, zerbrachen die Flaschen, machten die Fuhrwerke unbrauchbar, warfen die Waren auf die Straße und versuchten die Häuser und das Stroh in Brand zu stecken. Das Stroh fing infolge der Feuchtigkeit des aus gegossenen Weines kein Feuer. Alles wurde demo liert, ein wahrer Strom von Wein ergoß sich in die Straßen Damerys. Zwei Schwadronen Dra goner wurden durch die Barrikaden aufgehalten. Frauen warfen sich vor die Pferde, um sie nicht durch zulassen. Um Mitternacht war es den Dragonern nicht gelungen, in das Dorf einzudringen, das in eine Art Festung verwandelt war. Eine MirltMkütmn. Wir berichteten vor einiger Zeit von einem Brief Les englischen Spions Brandon an den Präsiden ten der Internationalen Friedensliga Felix M o s ch e- I e s Schon damals erschien uns die Verwertung der beide» Spione für die Zwecke der Freunde Les Frie Lens reichlich deplaciert. Mit um so lebhafterer Freude begrüßen wir nunmehr das Dementi des Briefes, das folgendes Telegramm bringt: London, 12 April. lTcl.) Der Anwalt William Bull der wegen Spionage zu je vier Zähren Festung verurteilten Engländer Trcnch und Brandon richreie an die Presse ein Schreiben, in dem er gegen über der Meldung der „Daily News" vom 6. April in Abrede stellt, daß der Präsident der Inter nationalen Friedcnsvereinigung M o s ch e l e s von einem seiner beiden Klienten einen Brief erhal - t e n habe. Bull erklärt, die Presse und Las Publikum würden den Gefangenen am besten dienen, wenn sie sic nicht wieder erwähnten oder sich in Er örterungen darüber ergingen, was der Deutsche Kaiser tun oder nicht tun werde. Vor allem wünschten die Gefangenen nicht, im Interesse von Friedcnstnzrrebun- aen oder irgend einer anderen guten Sache ausge- oeuiet zu werden. Der Anwalt fügt seinem Särei ben einen Brief Brandons bei, in dem dieser erklärt, der Name Moscheles sei ihn: unbekannt, und die ihm gewöhnen. Vergünstigungen seien in sehr be scheidenen Grenzen gehalten. — In einem Briese an Dr. v. Eordon, der in der Öffentlichkeit grob entstellt wiedergegeben wurde, bemühte ich mich, schreibt der Gefangene, meine Lage als Gefangener in einem möglichst günstigen, sogar humoristischen Lichte darzustellen, da ich wußte, daß er meiner Mutter und meinen Schwestern bekannt würde, obgleich das Leben hier sich der humoristischen Behandlung nicht willig einfügt. Wenn ich auch die mir unabänderlich zuteil werdende angemessene höfliche Behandlung anerkenne, möchte ick! doch nachdrücklich betonen, daß die strenge Ueberwachung jeder Handlung und das Gefühl, be ständig beobachtet zu werden und unter Aufsicht zu stehen, das Leben hier sehr verschieden von der ange nehmen Feierlagsmunc macht, in der jener gefälschte Bries cs erscheinen läßt. palltilche Nachrichten. Die Osterferien des Bundesrates. Der Bundesrat ist anläßlich der Osterfeiertage bis Ende April in die Ferien gegangen. Die Ausschüsse werden in den letzten Tagen des April ihre Beratungen wieder aufnehmen, während die erste Plenarsitzung nach den Ferien am 1. Mai stattsindet. Ras Tassama, Regent von Abessinien f. Zn der Nacht vom Montag zum Dienstag ist in Addis Abeba 'der Regent von Abessinien, Ras Tassama, an den Folgen eines Schlaganfalles gestorben. Zm Zahre 1909 übernahm er für den kranken Kaiser Menelik die Regierung des Landes und zugleich die Vormundschaft über den Thronerben Lidji Ieaisu. Zwar versuchte die Kaiserin Taitju dreimal, ihn aus seiner Stellung zn verdrängen, aber jedesmal gelang es ihm, sich zu behaupten und einen Bürgerkrieg zu verhüten. Ebenso wußte der Verstorbene sich die Sym pathien des Auslandes zu erwerben, und ganz besonders Italien schätzte den Regenten, der gerade Fremden wohlwollend gegenüberstand und die Interessen anderer Staaten stets geachtet hat. Cruppi über die Lage in Marokko. Paris, 12. April. (Tel.) Der Minister des Aeußcrn Cruppi gab in der Kommission für die auswärti gen Angelegenheiten der Deputiertenkammer eine Er klärung über die gegenwärtige Lage in Marokko. Die an das Ministerium gelangten Meldungen er laubten ihm. zu versichern, daß die Lag« sich b e s s c r e. uno daß kein Grund zur Beunruhigung vorhanden sei. Nach Meldungen aus den letzten Tagen habe sich die Lage merklich gebessert infolge der Unterstützung durch die französische Militärmisston und der Geldmittel, die der Sultan erhalte» und zur Auszahlung des rück ständigen Soldes an die Truppen verwandt babe. Cruppi glaubt, daß die Lage sich noch weiter bessern wird, weil die Stämme unverzüglich in die Heima: zurvckkehren müssen, um sich der Feldarbeit zu widmen, da die Erntezeit herannaht. Entlassung des Kasfendirektors im französischen Ministerium des Innern. Paris, 12. April. (Tel.s Es bestätigt sich, daß der DircktorderKassenabteilung im Minjst: riuin des Innern und Aeußern, Hamon. von Cruppi seines Amtes enthoben worden ist. Schon im Dezember leitete Pichon eine Untersuchung ein, als deren Ergebnis der Schritt Cruppis anzusehen ist Hamon wird sich morgen über seine Geschäftsführung zu äußern haben. Angeblich wird er beschuldig«, amtliche G e l d e r sich angeeignet zu haben. Mit der Affäre Rouct-Maimon hat der Fall Hamon nichts zu tun. Tabakarbeiterausstand. Saloniki, 12. April. fTel.l Der Ausstand der Tabakarbeiter in der Provinz oreitet sich weiter aus. Zn Kawala legten zehntausend Arbeiter die Arbeit nieder. Truppen sind in die gefährdeten Ge biete abgegangen. Zu den türkisch-montenegrinischen Erenzunruhen. Konstantinopel, 12. April. (Tel.) Die Alarm nachrichten über große Truppen Verluste in Albanien und die Bedrohung Skutaris sind übertrieben. Allerdings baben sich die Truppen nach den Kämpfen am 8. April bei Dinuschi und an deren Ortschaften mit nicht unbedeutenden Verlusten auf Tuzi zurückziehen müssen. Nach authentischen Meldungen umfaßt die Zahl der in Aktion getretenen Malissoren nicht mehr als achtzehnhundert Gewehre. Zm sandschak Prizren d wurde bisher keine beunruhigende Bewegung unter den Albanesen wahr genommen. — Das Ministerium des Innern teilt eine Depesche des Walis von Skutari vom 10. April mit, wonach eine größere Truppenmacht bei Hoti angc griffen worden fei. Die Rebellen hätten dem Ge tchützfcucr und den Maschinengewehren nicht wider stehen können, so daß die Truppen, die von Kastrati aus Tuzi marschiert seien, das Fort Hafiz-Pascha b' setzten, den Aufständischen in die Flanke sielen, den Vormarsch der anderen Truppenabteilung nchcrstellten und Lie Rebellen, die sich auf eine Höhe hinter Tuzi zurückgezogen, verfolgten. Der Einzug d'r Truppen in Tuzi wird heute erwartet. — Torgut - Schefket wurde an Stelle des zurückgetretencn Walis von Skutari einstweilen mit der Leitung dieses Amtes betraut. Aus Leipzig und Umgegend. Leipzig, 12. April. Wetterbericht der Königl. Sachs. Landeswetterwarte zu Dresden. Voraussage für den 13. April. Nordwestwinde, wolkig, kühl, zeitweise Nieder schlag. Das Grüne Sutv. Roman von August Weiß!. 18s (Nachdruck verboten.) Die Baronin blickte unwillig auf. Zn eisigem Tone kam es von ihren Lippen: „Sie werden doch nicht behaupten wollen, daß die Papiere aus dem Schreibtische des Feldmarschall- Leulnanls Holmhorst von Eiardini entwendet wur- oen? Bartolomeo Eiardini ist bestimmt nicht der Dieb." ..Merkwürdig, wie gut Sie orientiert sind." „Exzellenz Holmhorst ist mein Onkel. Ich hörte ost von dieser Lache sprechen. Aber ich wiederhole: Eiardini stchr mit der Entwendung der Papiere in keinem Zusammenhänge." „Sie sagen das in einem so bestimmten Tone . . ." „Ick> kannte Eiardini genau", fuhr die Baronin heftig fort „er war ein glühender Patriot, aber er war «in ehrenfester Mann, der sich nie und nimmer zu einem Diebstahl entschlossen hätte." „Sic regen sich ganz unnötig auf, Baronin, ich Labe jo den Toten nicht des Diebstahls beschuldigt. Ich sagte nur, es liegen Beweise vor, daß die beiden Verorechen ineinanderspielen. Darum muß ich noch mals an Sie die Frage richten " „Ich habe Ihnen bereits erklärt" — fiel die Baronin dem Kommissar ins Wort, „daß ich darüber nichts weiß, daß ich, wenn ich etwas wüßte, es be stimmt nicht sagen würde. Es ist also nutzlos, mich damit zu quälen. Kann ich Ihnen sonst mit irgend welcher Auskunft dienen, dann sprechen Sie, aber diese Angelegenheit muß ich dringend bitten, ruhen zu lassen/' „Wie Sie wollen. Es ist gewiß nickst mein« Ab sicht, unangenehme Erinnerungen m Ihnen wachzu rufen." Der Kommissar machte eine kurze Pause, dann fragte er unvermittelt und in leichtem Ton: „Sie, Baronin, stehen natürlich den Wiener Ge schehnissen ganz fern?" ..Wie soll ich diele Frage verstehen?" „Ich meine, Sie können mir weder über den Mord, noch über di« Entwendung der Papiere etwas mit teilen?" „Wie kommen Sie auf diese Vermutung, daß ich . . ." „Sie liegt nahe", antwortete der Kommissar, „der Ermordete war Ihr Verlebter. Durch Erhebungen haben wir festgcstelli, daß Eiardini sich bereits acht Tage vor dem Morde in Wien oufgehalten: ferner daß er in sehr verdächtiger Weise gerade am Tage nach dem Diebstahl der militärischen Dokumente in der Erillhoferstraße unter falschem Namen eine kleine Wohnung gemietet hatte. Es wäre doch nicht ganz unwahrscheinlich, daß Sie mit Ihrem ehemaligen Ver lobten, der unter so seltsamen Umständen in Wien auftauchte, in Verbindung gestanden." „Nein", antwortete sie mit bewegter Stimme, „ich habe Bartolomeo Eiardini seit jenem unglücklichen Ereignis nicht mehr gesprochen. Zch habe ihn seit damals nicht wieder gesehen. Nie, nie mehr," fügte sic leise hinzu. Sie schwieg eine Sekunde und strich sich über die Stirne, als wollte sie die Erinnerungen wegwischcn. Dann fuhr sie fort: „Daß er in Wien weilte, erfuhr ich erst aus den Zeitungen." Der Kommissar lächelte unmcrklich. Nun hatte er sie . . . „Durch die Zeitungen haben Sie das erfahren? So, so... in welcher haben Sie denn das gelesen?" „Das weiß ich nicht mehr genau. Zn irgendeinem der Blätter." „Pardon, Baronin, aber in diesem einen Punkte wenigstens müssen Sie sich irren. Außer drei Be amten der Polizei weiß kein Mensch, day Strebinger mit Eiardini identisch ist. Zch eigentlich habe diese Tatsache erst dank der Agnoszieruna durch Ihren Vater mit voller Bestimmtheit festgestellt. In einer ^ettunH können Sic das also unmöglich gelesen „Ich meinte", antwortete die Baronin, ohne die Ruhe zu verlieren, „ich habe in den Zeitungen von dem Morde gelesen und durch meinen Vater erfahren, wer das Opfer war." „Vergeben Sie, aber auch das dürfte den Tat sachen kaum vollständig entsprechen, Ihre Ruhe, Ihre klaren, überlegten Antworten beweisen, daß Sie nicht unter dem Eindrücke einer erst vor Stunden emp fangenen schaurigen Nachricht stehen. Also bitte, be antworten Sie piHzise die Frage, wie haben Sie die Ermordung GiarMms erfahren?" Meta erkannte, daß sie sich durch die eine un überlegte Antwort in eine schwierige Situation ge bracht hatte, aber sie wußte keinen Ausweg „Es ist, wie ich Ihnen gesagt. Wie wollen Sie beurteilen, welchen Eindruck die Nachricht auf mich gemacht hat? Sie kennen mich dock gar nicht. Sie kennen alle die Umstände nicht, die ihre Wirkung auf mich ausüben könnten. Was wissen Sie von meinem Seelenleben? Es ist lange her, daß Eiardini und ich uns zum letztenmal gesehen." „Sehr richtig, aber —" „Wer sagt Ihnen, daß ich ihn nock liebe? Kann er mir nicht gleichgültig geworden sein? Oder viel leicht bin ich im tiefsten Herzen getroffen? Vielleicht tobt jetzi ein Sturm in mir, den ich unterdrücken will oder unterdrücken muß? Was wissen denn Sie!" „Mehr als Sie glauben, Baronin. Sonst wäre ich nicht in Venedig, sonst stände ick nicht vor Ihnen!" Er betonte das letzte Wort scharf. „Vor mir? Was geht mich die ganze Sache an? Glauben sie denn, daß ich mit den beiden Verbrechen etwas zu tun Habs?" „Ick vermure es und weiß es nach Ihren letzten Antworten ganz bestimmt." „Aber, Herr Doktor! Denken Sie doch nach! Wenn mir diese Unterredung nach irgendeiner Richtung hm peinlich erschienen wäre, hätte ich Sie doch einfach nicht empfangen. Oder noch einfacher, ich hätte Venedig verlassen, ohne daß Sic auch nur eine Ahnung davon gehabt hätten." „Das wär« nicht so leicht gegangen. Sie werden seit fünf Tagen von meinen Leuten überwacht. Ich Gge Ihnen das bloß, damit sie nicht eventuell nach dieser Unterredung derartiges versuchen." Die Baronin blickte den Kommissar wie er starrt an. „Was — soll — das — bedeuten? Warum läßt mich die Polizei überwachen? Was wollen Sie eigentlich von mir?" Der Kommissar rückte seinen Stuhl näher an die Baronin heran und blickte ihr fejt in die Augen. „Wissen möchte ich, warum sie am 13. Januar Wien plötzlich verlassen haben? Wohin Ihr grünes Auto gekommen ist? Warum sie vor der Welt sich krank Nellen, aber des Nachts jenseits der Rialro- brücke kleine Gasthäuser beiuchen und mit sonderbaren Leuten Zusammenkünfte haben? Was sie veran lassen konnte, gestern abend jenem Manne eine nam hafte Summe cinzuhändigcn? Warum sie in Len Kleidern eines Mädchens aus dem Volke durch das nächtliche Venediq eilen, warum Sie — pardon, nicht immer mit Erfolg - die Rolle eines Dienstmädchens spielen und meine Begleitung unter dem Vorwande ablehntcn, cs könnte Ihrem Rufe bei Ihrer künftigen Herrschaft schaden ? Vor allem aber möchte ich hören, wo sie am 12. Januar zwischen halb neun und halb elf Uhr nachts gewesen sind?" „Und warum wollen sic das alles wissen?" fragte die Baronin mit zitternden Lippen, während ihre Augen den durchdringenden Blicken des Kommisf«rs auswichen. Der Komisfar übersah rasch den kleinen Raum. Es war nur eine Tür da, die hinter ihm lag Er stand auf und sagte mit scharfer Stimme: „Weil Sie dringend verdächtig sind, an dem Mord in der Erillhoferstraße beteiligt zu sein." Metas Antlitz wurde aschfahl. Lie sprang aus und starrte den Komnnjjar einen Augenblick läng fassungslos an. Dann sank sie den Lehnstuhl zurück, schlug beide Hände vors Gestch! und brach in krampfhaftes schluchzen aus. Der Wein tramps war so heftig, daß ihr ganzer Körper davon erschüttert wurde. Ungefähr zehn Mrnuten dauerte cs, ehe die Baronin die Herrschaft über sich Wiedergewann. Ein paarmal schien es, als ob sie sprechen wollte, aber sie vermochte ihre zuckenden Lippen nicht zu bezwingen. Endlich rangen sich doch die Worte von ihren Lippen. Stoßweise, noch immer von Schluchzen unterbrochen, sagte sie: „Was Sie da sagen ... ist entsetzlich . . . Ich . . . ich soll mitgeholfen haben, Eiardinl ... zu ermor den? . . Ihn, den geliebten Jugendfreund . . . den zärtlicken Gefährten meiner Kinderjahre? . . . Das soll i ch getan haben? Wer kann aüf solchen Wahn sinn verfallen, sagen Sie mir? AVer? Wer?" Der Kommissar sah ein, daß in dieser Verfassung mit der Frau nichts anzufangen war. Er mußte sic vollends beruhigen, und so fuhr er fort: „Ich bitte sie, Baronin, regen Sie sich nicht auf. Vielleicht ist es nur eine merkwürdige Verkettung der Umstände, welch« die Aufmerksamkeit der Behörden gerade auf sie lenkt, sie brauchen mir nur auf die wenigen Fragen, di« ich vorhin stellte, befriedigende Antwort zu geben und alles fällt von selbst zusammen. Dazu ist aber vor allem «ine ruhige, ganz leiden- jchastslose Betrachtung der Tatsachen notwendig." Die Baronin lehnte sich in den Fauteuil zurück Ihr Kopf sank auf di» Brust. „Bitte, reichen Sie mir von dem Tischchen dort die klein« Schachtel", bat sie. Der Kommissar willfahrt« der Bitte, nicht ohn«
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