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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 13.04.1911
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-04-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19110413019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911041301
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911041301
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-04
- Tag 1911-04-13
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Monat
1911-04
-
Jahr
1911
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tioen Versammlung verlesen, noch in öffentlichen Blättern bekanntaegeben worden. Uebrigens sei vor vier Jahren im konservativen Organ ganz ausdrück' lich zur Wahl sozialdemokratischer Kandidaten gegen liberale aufgefordert worden. Ein Beispiel für die Richtigkeit der Behauptung der vereinigten Liberalen bietet die Abstimmung in Lemgo. Hier erhielten in der Haupt wähl die Konservativen 282, die Li beralen 236, die Sozialdemokraten 286 Stimmen; in der Stichwahl die Liberalen 458 und die Sozial- demokraten 372 Stimmen. Es fehlten also KO kon servative Stimmen für die Liberalen, die zweifellos in den 76 Stimmen Zuwachs der Sozialdemokraten enthalten sind. Ein noch schlagenderes Beispiel bietet das Dorf Wüsten, der Wohnort des Vorsitzenden der Konservativen Landespartei. Dort hatte die sozial demokratisch« Agitation bis dahin auch nicht den ge ringsten Erfolg aufzuweisen gehabt, wie folgendes Ergebnis der Hauptwahl zeigt: freisinnige Stim men 42, sozialdemokratische 0, konservative 62. Stichwahl: freisinnige 54, sozialdemokra tische 25? Nachklänye znr Silberhochzeit in lvLirttembery. Der „Württemb. Siaatsanzeig." veröffentlicht folgende Dankeskundgebung des württem- bergijchen Königspaares: „Nachdem der Festjnbel verrauscht ist, möchte die Königin und ich auch noch öffentlich vor den» ganzen Lande cs bezeugen, wie sehr wir uns durch die allgemeine Teilnahme an unserer silbernen Hochzeit, durch all die rührenden Kundgebungen neuer Liebe und Verehrung im Innersten ergriffen und zu unaus löschlichem Dante verpflichtet fühlen. Ist uns diese Teilnahme doch ein neuer, erhebender Beweis dafür, wie fest und unzerreißbar das Band ist, das im schwäbischen Lande Volk und fürsten haus verbindet. Noch unter dem überwältigenden Eindruck dieser feier stehend, durften mir heute das alle unsere Erwartungen übersteigende, reiche Er trägnis der im gan en Lande veranstalteten Blümentage aus den Händen des hierzu gebildeten Hauptausschnsses entgegennehmen. Mit tiefer und aufrichtiger Rührung haben wir aus mündlichen und schriftlichen Berichten ent nommen, wie alle Klassen der Bevölkerung, Stadt und Land, reich und arm, alt und jung, einheimische und auswärts lebende Württemberger in edlem Wettbewerb zur allgemeinen Spende beiaesteuert und auf diese schöne, unseren Herzen so wohltuende Weise ihre Anhänglichkeit an uns und die alte Heimat be kundet haben. Eine größere freude hätte uns an diesem Tage wohl nicht bereitet werden können, und da wir jedem einzelnen nicht zu danken vermögen, so sei auch hierfür allen freundlichen Gebern und Hellern auf diesem Wege unser innigster und herz lichster Dank kundgetan. Ueber die Verwendung der Spende selbst, die nach Abzug aller Unkosten den Betrag von rund einer halben Million Mark erreicht hat, und von uns selbst noch auf 530 600 ./ä erhöht wird, behalten wir uns weitere, demnächst zu veröffentlichende Bestimmungen vor. Stuttgart Wilhelmshöhe), 12. April 1911. Wilhelm. Charlotte." Vom Kaiser ist folgendes Telegramm ein getroffen: „Nchilleion, 8. April, 7,50 Uhr. — An den König von Württemberg, Majestät, Stuttgart. Der Kaiserin und meine Gedanken weilen heute bei Euch mit besonders herzlichen Wünschen. Gott schütze und segne Euren Eycbund auch fernerhin. Wilhelm." Ausserdem sind u. a. Telegramme eingelaufen von Kaiser franz Josef, dem Zaren, den Königen von Italien, Rumänien und Sachsen, dem Prinzregenten Luitpold und den meisten deutschen Bundesfürsten. wiclnnü unü Kopp. Der bekannte Modernist Constantin Wie land sendet der „Tägl. Rundschau" ein offenes Schreiben an den Fürstbischof Kopp. Das Schreiben wendet sich gegen die Behauptung des Kardinals Kopp, daß im Moderni st e neide formell dasselbe stünde, was oie kirchlichen Ver pflichtungen schon bisher enthalten hätten, und dass die bisherige form dieser Verpflichtungen die con- Ii-icientina, also das tridentinische Glaubens bekenntnis, sei. Wieland geht dann die einzelnen Sätze des Modernisteneidcs durch und »ragt u. a.: W o steht es, dass die Dogmen stets in demselben Sinne erklärt worden seien, wie es die Urkirche ge tan, dass der Glaube unter Ausschluss des Unter vom Mternstionslen künstler- lrongretz. Aus Rom schreibt uns unser Mitarbeiter: Es wird mächtig .^geragt" in dem alten Rom. Wenn alle Reden und Vorträge, die seit den: Beginn der römischen Jubilüumslage, vom 27. o. M. ab ge rechnet. gehalten worden sind, gesammelt, gedruckt und in einem Bande vereinig: würden, jo käme ein Werk in Lexikonformat heraus. Ob der Wert dem Um fang des Buches entspräche, müßie auf einem anderen Blait stehen. Am ersten Tage versuchte ich es mit dem Stuoium der Rednerliste, um am Tage darauf von dieser Arbeit ermüdet abzustehen. Heute weiss ich mit aller Besumm:heit. dass den Rekord aller fest und Kongreszrcdner unser guter Sindaco Ernesto Nathan geschlagen hat. Ich gehöre zu den Bewun derern Nathans, des Bürgermeisters, nicht weil er etwa am 20. September v I. sich mit seiner Porta- Pia-Rede urbi cn, orbi vorstellte (sie wäre ungehalten geblieben, w nn unser weiser Nathan geahnt hätte, welchen Vers sich der apostrophierte Vatikan aus seiner Anklage zurechtschneldern würde), sondern weil das Oberhaupt der ewigen Stadl sich zu einem Uni- oersalrcdner von unübertrefflichen Qualitäten und zu ein- m Allcrwcltsrepräsenlanten von fabelhaftem Geschick innerhalb weniger Wochen ausgebildet hat. Selbst der blasse Neid des Vatikans (seine Blätter sind mir Zeugen!) muss es ihm lassen: der Bürger meister, der doch von Geburt Engländer ist unü sich erst in späten Jahren zum Dollblutrömer durchge- rungcn hat. stellt in diesem Tohuwabohu von Festen, Kongreffen, Eröffnungen, fürstenempfängen und Banketten seinen Mann. Wann er aus seinem Frack herausjchlüpft. mag sein Kammerdiener wissen. Wir andern haben nur festzustellen, daß Sindaco Nathan allgegenwärtig ist von früh bi, in bi« finkende Nacht. Mit seinen Bürgermeistertoll«a«n von ganz Italien, St, fich — eingerechnet der Dorfschulzen etwa 700 an der Zahl — zuerst um ihn versammelten, hatte er sicherlich leichte Arbeit. Aber dann kamen aus aller Welt oie Künstler und ihre Kritiker, alles Leure. die nicht mit schön gedrechselten Phrasen von staubfreier Müllabfuhr und Schwemmkanalisations beschwerden unterhalten sein wollen. Di« durch Len Sindaco repräsentierte Spitze der größten und ältesten Kunststadt der Welt mußt« «ine «benso festliche wie künstlerische Note irr da, Milieu -iaeintragen. Hören bewußtseins und unter Ausschluß einer moralisch be einflußten Willensncigung aus der Zustimmung des Verstandes zu der gepredigten Wahrheit entsteh«.' Wo bestand bisher eine dogmatisch bindende Ver pflichtung, daß man bei kirchenhistorischen Forschun gen von vornherein den übernatürlichen Charakter der Kirch« und gar die natürliche Autorität der Kirchenväter berücksichtigen müsse? Nach diesen und anderen fragen schließt Wieland: „Ich gestehe Eurer Eminenz gern zu, daß alle diese Sätze von theologischen Schulen und Schulmcinungen längst vorgetragen sind, und insofern „nichts Neues" enthalten. Die frag« ist aber nicht die. ob diese Ge danken vom Papste Pius X. zum ersten Male erdacht worden seien, sondern die frage ist: Hat es bislrer eine formelle Glaube nsverpflichtung aus diese Sätze gegeben, die der Verpflichtung auf ein zu beschwörendes Glaubensbekenntnis, wie das Tri- dentinum ist, gleichgestellt wäre? Die katholischen Geistlichen sollen ja jetzt diese Sätze als ihre unab änderliche Ueberzeugung eifrig anerkennen und sich unter der Sünde desEidbrnches darauf verpflichten. Eure Eminenz werden nicht leugnen können, daß der Moücrnistcneid als Glau bensbekenntnis mit gleicher Verpflichtung, wie sie das Tridentinum und das Vaticanum aufstellen. etwas entschieden Neues ist nach Lebrckmrakter und nach moralischer Verpflichtung, und daß, wer das Gegenteil behauptet, Sic Unwahr heit spricht." Deutsches Reich. Leipzig, 13. April. * Der sächsische Gesandte am Wiener Hase, Gras Rer, übernahm am Mittwoch von seinem Vertreter, Gey. Legationsrat v. Leipzig, die Geschäfte wieder. * Die Vorlage über den Anschluß der beiden Reutz an das sächsisch« Oberverwaltungsgericht ist vom Justizaussck'uß des reußischcn Landtages vorberaten worden. Wie versichert wird, hat die Majorität des Ausschusses nicht die Ueberzeugung gewinnen können, die Vorlage zur Annahme zu empfehlen, son dern man bält den Anschluß an das Thüringer Obecoerwaltungsgericht für angemessener. Die Ent scheidung hat der Landtag, und dieser wird erst nach Ostern seine Entscheidung treffen. * Zur Entschädigung bei Arbeitseinstellungen. In der letzten, unter dem Vorsitz des Rechtsanwalts Dr. Z ö p h e I - Leipzig abgehaltenen VorstandssitzunA der Gesellschaft des Verbandes Sächsischer Industrieller zur Entschädigung bei Arbeitseinstellungen wurde nach Erstattung des Kassenberichtes Lurch Dirckior G r ü tz n e r - Deuben beschlossen, die diesjährige Generalversammlung am 18. Mai in Dresden statt finden zu lassen. Alsdann wurde in eine Besprechung und Beschlußfassung über die Entschädigung von 64 bei Mitgliedsfirmen seit ^ahresbeginn vorgekom menen Streitfällen eingetreten. Die Mitglicderzohl der Gesellschaft beträgt gegenwärtig 2330 Firmen aller Branchen. * Aufsehenerregender Vorfall in einer Kirche. Aus Erbisdorf bei Freiberg wird den „Dresdn. Nachr." geschrieben: „Ein Vorgang, der sehr viel Aufsehen erregte, spielte sich während der Konfirmation in der hiesigen Kirche ab. Bereits vor Beginn der feier hatte Herr Pfarrer Ebeling einen Konfirmanden von der Konfirmation zurückgewiejen. Schon dieser Vorgang machte auf die Kirchen besucher einen recht peinlichen Eindruck. Als aber Herr Ebeling auch noch einen zweiten, schon vor dem Altar stehenden Konfirmanden zurückwies, war es um die feierliche Andacht dex Teilnehmer geschehen, und eine sehr große Auf regung machte sich unter diesen bemerkbar. Einer der zurückgewlesenen Knaben ist Vollwaise. Die Zurückweisung soll wegen nicht genügender Religionskenntnisse erfolgt sein." Dieser mehr als eigenartige Vorgang dürfte zweifellos zu weiteren Erörterungen führen. Pfarrer Ebeling amtierte früher in Leip ig. » Nationalliberaler Verein Zwickau. Am Diens tagabend sand im Goldenen Anker zu Zwickau die gulbesuchtc Hauptversammlung des Nationalliberalen Vereins Zwickau statt. Rechtsanwalt Teich mann erstattete den Jahresbericht, Bauamlinann Baer den Kassenbericht. Der Verein beteiligte sich bei allen Veranstaltungen Les Sächsischen Landcsvereins. In den Vorstand wurden folgende Herren gewählt: Rechtsanwalt Teichmann, Fabrikbesitzer Wolf, Land- richier Dr. Förster, Bauamtmann Baer, Kaufmann Engcrt, Vuchdruckcrelbesitzer Lippmann, Eisenbahn assistent Pöhnert, Apotheker Zickncr und Ingenieur Schulz. Rechtsanwalt Teichmann berichtete hierauf über die Leipziger Tagung des Landesausschuffes und die Hauptversammlung des Landesvereins, woran s.ch eine sehr lebhafte Aussprache über die politische Lage anschloß, an der sich die Herren Leupold, Kretzjchmar, Baer, Mosebach, Dr. Keller, Zickner, Teichmann beteiligten. Es wurde einstimmig folgende Entschließung angenommen: „Der Naiionalliberale Verein Zwickau erklärt seine Zu stimmung zu den Beschlüssen des Nationalliberalen Landesausschusses und der Hauptversammlung. Ins besondere billigt er die Anbahnung eines Wahlabkommens mit der fortschritt lichen Volkspartei und hofft, daß dieses unter voller Wahrung des nationalliberalen Parteipro gramms der gemeinsamen liberalen Sache in Sachsen Erfolge bringen werde. Eine entschiedene Ausein andersetzung mit dem schmarzblaucn Block hält der Verein für ebenso nötig, wie eine kräftige Bekämpfung der Sozialdemokratie, er erwartet jedoch, daß durch sachliche Führung des Wahlkampfes ein Zusam mengehen aller nationalen Parteien bei den Stichwahlen ermöglicht werde." Schließlich fan den noch Beratungen über die Vorbereitung der Nrichstagsw"hl statt. Der Vorstand wurde beauf tragt, die Errictztuna eines llgemeinen Wahlaus schusses baldigst in die Wege zu leiten. * Der Liberale Verein Groitzsch und kling, hielt am Montagabend im „Ratskeller" »ine sehr gut be suchte Versammlung ab, in der Landtagsabgeordneter Dr. Zöphel über „Die kommenden Recck.staqs- wahlen" sprach. Der Redner stellte den Reichs gedanken in den Vordergrund seiner außerordentlich beifällig aufgenommcnen Ausführungen und be leuchtete von großen Gesichtspunkten die Stel lung, die der Liberalismus bei der nächsten Reichs lagswahl einnehmen muffe, der Diskussion brachte Pastor Pollack- Groitzsch recht wertvolle Ergänzungen zu dem behandelten Thema, worauf im Schlußwort Dr. Zövhel auf eine Anfrage über die Möglichkeit einer einheitlichen liberalen Wahlparole für den nächsten Reichstagswahlkampf sprach. Die Versammlung brachte dem Verein eine Anzahl neuer Mitglieder. * * England und die Rückkehr des deutschen Kron prinzen. „Daily Graphic" schreibt: Das englische Volk verfolgte dicReise des deutschenKronprinzen und seiner liebenswürdigen Gemahlin mit Interesse und nahm sehr herzlichen Anteil an dem Willkommen, der ihnen gestern bei ihrer Heimkehr bereitet wurde. Ihre Reise schmiedete ein neues Glied in den freund lichen Beziehungen zwischen dem britischen und dem deutschen Volke. Des Kronprinzen frische, männliche Art und noch mehr sein warmherziges Sportinter- effc machten ihn überall zu einem willkommenen Gaste. Die Neigung zum Sport ist besonders ein wertvolles Element für die Stärkung der anglo- dentschcn Sympathien, deren Förderung den besten Männern in beiden Ländern so sehr am Herzen liegt. * Kein Rücktritt Stemrichs. Die Nachricht von dem Rücktritt des Unterstaatssekretärs im Auswär tigen Amt Stemrich, der sich bekanntlich seit längerer Zeit in Rapallo auf Urlaub befindet, wird der „Rat.-Ztg." von amtlicher Seite als Preß kombination bezeichnet, die von Zeit zu Zeit auf taucht. Schon seit der glücklich überstandenen Operation kursieren Gerüchte von dem bevorstehenden Rücktritt des Unterstaatssekretärs, als dessen Nach folger der Wirk!. Geh. Legationsrat Zimmer mann genannt wurde. Nach den letzten Meldungen aus Rapallo ist der Gesundheitszustand Stemrichs derart günstig, daß die Möglichkeit einer Wieder aufnahme der Geschäfte nicht ausge schlossen ist. * Reichstagskandidatnren. Der Landesausschuß dcr FortWM^Mu.^>UüMtei tz-.r Ml» Lat. de. schlossen, dre Rclchstagskandioatur tur den Wahlkreis Kaiserslautern-Kirchheimbolanden demLand- tagsabgeordneten Professor Hermann Hummel in Karlsruhe anzutragen. Die Leitung der national liberalen Partei will diese Kandidatur unterstützen. — Im Wahlkreise Duisburg wird es zu keinem Wahlabkommen zwischen der Fortschrittlichen Volkspartei und den Nationalliberalen kommen. Ein Privattelegramm meldet uns: Eine stark besuchte Versammlung der Fortschrittlichen Volkspartei beschloß die Aufstellung eines eigenen Kandidaten wegen mangelnden Entgegenkommens der Nationalliberalen. — Die Fortschrittliche Volks partei beabsichtigt für den Wahlkreis Mülheim- Wipperfürth ebenfalls einen eigenen Kandidaten aufzustellen. — Als Kandidat der Konservativen und des Bundes der Landwirte ist im Wahlkreis Görlitz- Lauban General v. d. Rogge in Wernigerode aus gestellt worden. — Die Ortsgruppe Halle der deutsch-sozialen Partei beschloß in einer am Dienstag abgchaltenen Versammlung,die konservative Kandidatur des Bergrats Schrader zu unter stützen. Der in der Versammlung anwesende Kan- didat erklärte, sich im Falle seiner Wahl der Reichs partei anschließen zu wollen. — Wie au» Minden tWestf) gemeldet wird, haben die Nationalliberalen beschlossen, in Minden-Lübdeke, wo sie noch 1907 die Konservativen unterstützten, und in Lippe- Detmold bei den nächsten Reichstaaswahlen den fortschrittlichen Kandidaten im ersten Wahlgange ru unterstützen, falls die Freisinnigen in Herford- Halle und in Schaumburg-Lippe von vorn herein mit den Nationalliberalen gehen. * Die Schweidnitzer Spionagefache. Aus Breslau wird gemeldet: Die Entdeckung der Schweidnitzer Spionagebande, deren Aburteilung vor dem Reichs gericht bevorsteht, verdankt Deutschland d«r russi schen Regierung, die ihr das Kaufangebot von Mobilmach ungsplänen mitteilte. Die Spionage wurde durch mehrere damals in Schweidnitz ansässige Agenten verübt. Mit verwickelt waren ein Grenadier und seine Geliebte. * Eine Kritik des Osservatore Ramano". In der Herrenhaussitzung cm 7. d. M., in der der Anti mod e r n i ste n e id besprochen wurde, hatte der liberale Redner E.'heimrct Bros. Dr. Küster sein Befremden darüber ausgesprochen, daß der „Osser- oatore Roman o", das Inkannre Leibblatt des Vatikans, geschrieben haben solle, der Eid könne nach einigen Jahren wieder aufgehoben werden; dem Redner ichien das eine zynische Verhöhnung oer Heiligkeit des Eides zu sein. Wie sich aus dem jetzt erschienenen stenographischen Bericht der Verhand lungen ^jenes Tages ergib:, hat Kardinal Kopp darauf lolgeudes erwidert: ..Ich stimme mit seinem (Küsters) Urteil vollkommen überein: eine solche Be merkung eines katholischen Blattes, das eine Eides leistung ohne weiteres als aufhebbar darstellt, ist eine nichtswürdige Frivolität." Die „Ger mania" hat sich an das römffche Blatt gewandt und von diesem die Nachricht erhalten, daß es „solche Worte niemals gedruckt" habe. Das ultramontane Blatt benutzt diese Feststellung natürlich gleich zu Ausfällen gegen Küster. Dazu liegt indes nicht der geringste Anlaß vor, denn Küster hat jene Mitteilung in hypothetischer Form gegeben, ist also ganz korrekt vorgeganäen. Trotzdem wäre es angesichts Les aus Rom gekommenen Dementis wünschenswert, wenn Küster die Quelle für leine hypothetische Behauptung näher bezeichnen würde. ' Ein Bcrkehrsofsizier in Königsberg. Durch den neuen Heereshaushalt wird die Stellung eines Der - k e h r s o f f i z i e r s in der Festung Königsberg geschaffen. Verkehrsosfizere besitzen bereits die west lichen Festungen Metz, Straßburg, Köln und Mainz. * Verkannte Genossen. Eine Flucht in die Oeffem- lichkeit unternimmt ein Teil der Redakteure der Stuttgarter sozialdemokratischen „Schwäbischen Tagwach t", unter ihnen der Chefredakteur Rcichs- tagsabgeordneter Keil. Die Redakteure erlassen in dem Blatte folgende Erklärung: Nach uns gewordenen Mitteilungen sind in einer Versammlung der Stuttgarter Vertrauens männer vom letzten Dienstag über Fragen un seres inneren Redakticnsbetriebes Mitteilungen gemacht worden, die zum mindesten nicht vollständig waren und bewirkt haben, daß völlig falsche Vorstellungen erweckt wurden. Auf Grund dieser Mitteilungen ist von einer Reihe von Parteigenoffen Kritik an der Re daktion der „Tagwacht" geübt worden, die jeder tat sächlichen Grundlage entbehren. Da das nicht der erste Vorgang dieser Art ist und da uns bisher jede Möglichkeit gefehlt hat, innerhalb des geschloffenen Dertretungskörpers der Vertrauens männer wahrheitsgemäß Auskunft zu geben, sehen wir uns zu dieser Erklärung gezwungen. Da wäre wohl das für den nächsten Parteitag der Sozialdemokraten fällige Streitthema gefunden. * Niedriger hängen! Wir lesen in der „Frkf. Ztg.": Das pfälzische Zentrumsblatt „Der Ryein- pfälzer", der von der Vorsehung dazu erkoren ist. im Gebiet der Vorderpfalz die „allein echte" christliche Demut und Nächstenliebe zu verbreiten, leistet sich in seiner Ausgabe vom 10. April die folgende Gefühls roheit und Taktlosigkeit: „Der Führer der badischen Demokraten, Dr. Heimburger, ist an unheilbarer Geistesstörung erkrankt. lIn diesem Zustande ist offenbar schon die badische Eroßblockpolitik gemacht worden. Die Red.)" Vergleicht man mit dieser niederträchtigen, jeglichen Anstandsgefühls baren Aeußerung das vornehme und taktvolle Verhalten der „gottlosen" liberalen Presse anläßlich der Krankheit Freiherr v. Hertlings oder anläßlich des Ablebens Dr. v. Dallers, so darf man wieder einmal mit Stolz sagen: Wir Wilde sind doch bessere Menschen! wir einige Sätze, mit denen sich Herr Nathan „aus der Affäre gezogen" hat. „Atmet Rom", so wandte er sich an den Künstlerkongreß, „nicbr durch alle Epochen hindurch, in seiner Lage, seinen Denkmälern, seinen Häusern, seinen Sitten, ja auch in seinem Idiom die Kunst aus allen Poren aus? Ist Rom nicht der Lcuchtturm, von dem die Kunst ihre weiten Licht strahlen über die gan,ze Welt aussendet? Und ihr, Söhne der Kunst, wenn ihr hierher wallfahrtet, um römischen Geist zu atmen, um wiederauszulebeu an dem Busen der großen Mutter, seid ihr nicht in eurem eigenen Hause? Beflügelt nicht im Angesicht der Kuppel Michelangelos die Kindesliebe euren Schritt, schlagen eure Pulse nicht schneller, eure Her zen nicht höher?" Rom, die ooinrnunin pntvin aller Künstler, das universale Vaterland aller Kunst! das war das Leitmotiv der Ausführungen Nathans, die stürmischen Beifall unter den 3500 Kunstgenoffen fan den, die sich in dem Riesensaal der alten Engelsdurg eingefundcn hatten. Derselbe Sindaco Nathan, der den Künstlern so warm zu Herzen gesprochen, hat inzwischen auch den Musikkongrcß mit eröffnen helfen. Natürlich z'igte er sich da von seiner musikalischen Seite, wie er später den Medizinern, den Mathematikern, Geographen, Philologen, Philosophen, Ingenieuren, Schriftstellern und hundert anderen Kongreffisten, die er von Amts wegen zu begrüßen hat. seine Liebe für die Medizin, die Mathematik, die Philologie und hundert anderen fachwissenschaftlichen Kram in schünqcsetzten und auf die jeweiligen Themen liebevoll bezugnehmenden Reden zu offenbaren haben wird. Habe ich unrecht, wenn ich behaupte, der römische Bürgermeister im Heils- und Iubiläumsjahr muß sich von einer vir tuosen Vielseitigkeit zeigen, wenn anders er sich nicht der Gefahr aussetzen will, seinen Beruf verfehlt zu haben? Bewundern Sie mit mir den Mann, d«r rn den noch kommenden 175 Ausstellungstagen noch 127 Kongreffe (wenn sich deren Zahl nicht noch ver. m«hrt) und 97 AurstellunHsabtsilungen preisend mit viel schönen Reden zu eröffnen, sowre 18 Souveräne in Rom» Mauern zu bewillkommnen haben wird. Aber nicht nur als Redner, sondern auch als Wirt und Gastgeber zeigt Herr Nathan ein Talent, das gewiß nicht im stillen sich entwickelt hat. In die Prachtsäle seines Kapitols, des römischen Rathauses, hatte er in den letzten acht Tagen fünfmal Gelcgen- beit. Kongreßleute «inzuladen. Die Kunstlerschaft hatte ihm ein volle» Hau» -ebracht. Kein« Kleinig keit, zweitausend rechtschaffene Künstler zu bewirten. Ueber tausend Kllnstlcrkollcgen waren nicht zu Gast gebeten worden. Die Beengtheit der Räume hätte ein solches Plus nicht zugelassen. Ich frage mich: hat Nathan weise gehandelt, als er das dritte Drittel der in Rom versammelten Künstlerschaft sozusagen wieder auslud? Künstler sind ein leicht beleidigtes Bällchen. Das wissen die diversen „Hängekommissio nen" und die Jurymitglieder. Werden sich die Nicht- zugelassenen jetzt nicht rächend auf die Seite der zahl reichen Gegner des römischen Bürgermeisters schlagen? Oder har er im Ernst geglaubt, man kommt lediglich in seiner Eigenschaft als gottbegnadeter Künstler nach der vielgepriesenen „communis putria", um hier die Rede- und Vortragssalvcn über sich ergehen zu lassen? Herr Nathan hätte sich, märe er an einem anderen als dem Eröffnungstage zu den Kunstkongressisten gekommen, leicht überzeugen können, daß von Len Teilnehmern noch nicht fünf Prozent den Vortrags sitzungen beiwohnen. Es ist auch wirklich nicht immer kurzweilig, wenn Herr Corrado Ricci sich über dre „Ewige Poesie Noms" vernehmen läßt, oder wenn Herr Ugo Ojetti, der vielschrcibende Feuilletonist und Kritikeft seine Klagelieder über dce „Italienische Kunst von heute und ihre Geschichte" herunterliest, Prof. Giunti über die ästhetische Erziehung und den künstlerischen Unterricht m den Schulen sein ver nichtendes Urteil spricht, das nur darum kein größeres Unheil anrichten kann, weil cs den Nichtitalienern — und Las sind gute 80 Proz. der Hörer — unverständ lich blerbt. Nein. Kongresse sind oft nur dann besuchenswert, wenn die Teilnahme an den Sitzungen nicht obli gatorisch wird. Die Künstlerkongressisten tagen in dem Augenblick, wo ich dies zu Papier bringe, schon den siebenten Tag. Drei weitere Sitzungen sieben ihnen noch bevor. Außer den emsigen Stenographen und dem Redner erblickte ich beute im Sitzungssaal vierzehn Mann, darunter dr«! Derufsgenoffen von mir. Wir nahmen die Gewißheit mit auf den Weg, daß alle Vorträge — ich bitte: keine Sitzung unter sechs Stunden! — gedruckt allen, die sich dafür inter essieren, gratis und franko zuFehcn werden, und -war in allen nieistgesprochencn Sprachen. Interessenten, die ru Hause geblieben sind, wollen sich also gefälligst melden, um so wenigstens mittelbar an dem Künstlcr- konqceß teilaenommen zu haben. Bedeutend kurzweiliger als die Tagungen in der Lngel»burg waren bisher die eingestreuten Au^lüge und wissenschaftlichen Exkursionen. Am meisten Der« gnügen machte der Spaziergang nach dem Forum. Hier war das deutsche Element in der Mehr heit. Deutsche Künstler übernahmen die Führung urrd Erklärung. Erst hier wurde ich gewahr, daß Berlin. Leipzig, Königsberg, München, Breslau, Mannheim, Dresden, Kassel und Düffeldorf sehr stark vertreten waren. Vor allenDingen waren esdeutsche Künstlerinnen, die der Enthusiasmus nach Rom geführt hatte. Ich nenne von bekannten Künst lerinnen und Künstlern: Fräulein Schreiber. Leipzig, Schneidereit-Berlin, Schubrrng-Schöne- berg, Julia Wernichen-Friedenau. Käthe Stecher. Kassel, Elisabeth Lorsten-Holm. Margarete Schoen, Pros. Paul Rieß-Dessau, E.rh. Baühus, Herren Wille und Baerenstamm. Vermißt hab« ich die ganz Großen, die Kampf und Genoffen, die zurzeit ihre Triumphe in der inter nationalen Kunstausstellung feiern. Von hier zur Engelsburg wäre es nur ein kurzer Weg gewesen. Aber „man" verhielt sich gegenüber dem Kongreß passiv. Gewiß nur deshalb, weil „man" von ihm nicht mehr viel zu lernen hoffte. Eine wochenlange Tagung ist nichts für die ganz Großen. I. 8—x. Kunst unü Willenkchsft. * Zur Bekämpfung der musikalis^en Schund literatur wurde gestern auf dem 5. Musikpäda» gogischen Kongresse, der zurzeit in Berlin tagt, vorgeschlagen: 1. Einsetzung einer großen Zahl von Arbeitsausschüssen in allen Musikzentren Deutschlands, deren kritische Arbeiten in Zeitschriften und Zeitungen veröffentlicht werden. 2. Oeffentliche volkstümliche Abende mit aufklärenden Vor- trägen und musikalischen Beispielen und Gegen beispielen nebst ähnlichen Unternehmungen vor jugendlichen Zuhörern. 3. Herausgabe von auf. klarenden Flugblättern in großen Auflaaen. 4. Herausgabe billiger guter Ausgaben in Der. bindung mit geeigneten Verlegern. 5. Gründung und Durchsicht von Volksmusikbibliotheken unter Angliederung von besonderen Abteilungen für Jugend- und „heitere" Musik * Uhdes Nachlaß. Der künstlerische Nachlaß Fritz v. Ubdes, der in einer hervorragenden Sammlung von Bildern alter Meister und von seltenen Antiquitäten besteht, soll am 1. Juni bei Hugo Helbing in München versteigert werden.
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