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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 09.05.1914
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-05-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140509029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914050902
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914050902
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-05
- Tag 1914-05-09
-
Monat
1914-05
-
Jahr
1914
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Set »er »»KH-st-steU«, unfern Ziltalen unü MuogadesteUea --geholt; monatlich 1M.,vl«rt«l>üh»Uch SM. Durch Sie Post: innerhalb veutschlan-» un» -er -rutschen Kolonie» monatlich 1.S- M.. vlertettührUch 4.S- M.. ouoschlirtzlich postbesteUgel». va» Leipziger Tageblatt erscheint werktags Imai, Sonn-u.Zeiertago tmal. 2n Leipzig, -en Nachbarorten un- Sen Meten mit eigenen ZUlalen wir- Sie flbcn-auogab» noch am flbenü üe« Erscheinen» in» hau» geliefert. ScrNner Nc»aktion: Zn -en Zelten 17, !kcrnlprc<b-Nnscbluft: Moabit Nr. 447. /IrntsblLtt des Aktes rund des pokseuurrtes der Stcrdt: Leipzig Ke-aktion un- cheschiiftssteU«: Zohannlogoff« Nr. I. - Zernsprech»-4nschlug Nr. 14-42, 14--Z unü 14-44. ISS. Jahrgang flnzelgenpreis«: L' von au»«<irt» r- Vs., Neklamen 1.2- m„ Klein« Nnzetgen -irprtitzrll« nur 20ps.b.Vte-erhol.Nad.,Inserat« oon vrhörSen im amtUchenTell Sie Petit zeil« so Pf. Seschästsanzeigen mit plahoorscbrtst im Preise erhöht. Nadatt nach Taris. 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Bon juristischer Seite wird uns geschrieben: Der Name Wagner hat die Ocffenllichkeit ja seit Jahrzehnten nnd besonders stark in den letzten Jahren beschäftigt. Gerade in diesen Ta gen ist ein Jahr vergangen, seit die gesamte Kulturwelr zur Jahrhundertfeier der Geburt Richard Wagners sich zusammenfand. Und fast an die Kämpfe, die stets mit seinem Wirken ver knüpft waren, wurde man erinnert, als leiden- sckiaftsvoll die Frage: Für oder gegen die Frei gabe des „Parsifal" erörtert wurde, die ja ebenfalls in das Jubilüumsjahr als das dreißigste Jahr nach seinem Tode fiel. So gewiß nun auch Kampf der Inhalt von Wagners Leben war und so gewiß diese Kämpfe — wohl die stärksten, die die Musikgeschichte kennt — ihn überdauert haben, so darf doch nicht übersehen werden, daß es sich dabei stets nm künstlerische Dinge gehandelt hat. Aber der Zwist, wie er jetzt im Hanse Wahnfried entfacht ist, nimmt doch sei nen Ausgangspunkt nicht so sehr von solchen ideellen, sondern mehr von materiellen Momenten und von Familienstrcitigkeiten, die man an des Genins geweihter Stätte nimmer für möglich gchaltcm hätte. Gerade der Freund „Wahnfrieds" wird das innig bedauern, weil so die Familie Wagner abermals öffent lichen Erörterungen und Angriffen ausgesetzt ist. Wer aber die Geschichte dieses doch wirklich nicht gerade zwingend notwendigen Prozesses „Isolde Beidler geb. sei es Wagner, sei es von Bülow kontra Cosima Wagner in Banrenth" verfolgt har, der muß klar erkennen, daß es sich hier nicht bloß um einen Kampf um den Namen, sondern nm einen weit wcsenUicheren Wieder einmal erschütterten Schläge aus Vulkans Schmiedewerkstatt im Aetna den Boden Siziliens. Drei heftige Erdstöße versetzten die Bewohner der Provinz Eattania in Angst und Schrecken und richteten furchtbare Zerstörungen au. Die Verbindungen mit dem Erdbebengebiet sind unterbrochen, so daß sich noch kein klares Bild über das Unglück ergibt. Soviel sich aber ersehen läßt, sind von dem Unglück vor allen Dingen die Ortschaften betroffen worden, die rund um das Gebirgsmassiv des Aetna Herum liegen. Wir verzeichnen vorläufig folgende Mel dungen: Zaft alle Häuser unbewohnbar. Catania, 9. Mai. Am Freitag abend machte ein Erdstoß fast alle Häuser in Zerbati, Pennisi und Teilen der Ge- meinde Acirsale unbewohnbar. Die Behörden begaben sich an die Unglllcksstellen. Die obdachlosen Familien wurden in Armeezelten unter gebracht. — Es liegen weiter folgende tele graphische Meldungen vor: Keine Zerstörung in Catania. Catania, 9. Mai. Ein Erdbeben von sechs Sekunden Dauer verursachte unter der Bevöl kerung eine Panik, richtete aber keinerlei Schaden an. Das Erdbeben soll in der Umgegend von Man gano stärker gewesen sein und dort Schaden ange richtet haben. Oer Zugverkehr unterbrochen. Catania, 9. Mai. Gestern abend 7 Uhr wurden Erdstöße bei L i ng u ag l 0 sf a , Via Grande, Bi « ncavilla und Belpass 0 , besonders in der Nähe von M angan 0 , verspürt. Ein von Acireale nach Mangano fahrender Zug mußte anhalten, da die Bahnstrecke infolge des Erdbebens in einer Länge von 790 Metern beschädigt worden war. Zahlreiche Menschen umgekommen. Paris, 9. Mai. Nach einer telephonischen Mel dung aus Mailand sollen durch das Erd, beben in Sizilien die Ortschaften Linera und Santa Beneri na zerstört worden sein. Zn Linera sollen zahlreiche Menschen umgekommen sein. Kumps für lüuftige Erbrechte handelt. Diese betrübende Erkenntnis, daß hier letzten Eudes starkes materiell-metallisches Interesse eine große Rolle spielt, muß auf alle die höchst befremd lich wirten, die „Wahnfried" als die Stätte reinsten idealen Strebens zu becrachten sich ge- Furchtbare Erdstösse in der Provinz Cattania. Mailand, 9. Mai. Die Provinz Eattania aus Sizilien ist abermals von einer Erdbeben- katastrophe heimgesucht worden. Die ersten Nachrichten von dieser Katastrophe wurden nachts in Mailand durch Extrablätter verbreitet. In ganz Italien herrscht große Aufre gung, da man befürchtet, daß die Katastrophe den Umfang des Unglücks von 1909 erreicht, wo 90 000 Menschen umkamcn. — Weiter wird aus Mailand gemeldet: Bis zur Stunde ist cs un möglich, nähere Nachrichten über die Katastrophe zu erhalten, da die Meldungen mit erheblichen Ver spätungen eintreffen. Alle direkten Verbin dungen mit den größeren Orten des Erdbeben gebietes sind unterbrochen. In Zaffarna sind bereits .700 Mann der nächsten Garnison eingctroffen und haben die Rettungsarbeiten ausgenommen, doch ist eine genaue Zahl über die Höhe der Opfer nicht zu erhalten. Die Erregung in Italien ist stünd lich im Wachsen begriffen. Um 4 Uhr morgens wird gemeldet, daß sich um Mitternacht ein neuer heftiger Erdstoß ereignete. Aus den bisher vorliegenden Nachrichten lassen sich die folgenschweren Einzelheiten noch nicht übersehen. Bier Dörfer zerstört. Paris, 9. Mai. Der Korrespondent des „Ma- tin" in Mailand übermittelt folgende Depesche des „Secolo" von 3 Uhr morgens: Gestern abend zwischen 8 und 9 Uhr haben sich aus Sizilien drei sehr heftige Erdstöße ereignet, durch die vier Dörfer fast vollständig vernichtet wurden. Ein späteres Telegramm aus Eattania fügt hinzu, Latz das Dorf Linera vollkommen durch das Erd beben zerstört wurde. Unter den Einwohnern spielten sich furchtbare Szenen ad. Aus den dis jetzt vorliegenden spärlichen Nachrichten ist zu entnehmen, Latz der größte Teil der Bewohner des Dorfes unter den Trümmern begraben wurde. Man glaubt, datz viele den Tod fanden. Einige Hilfszüge find bereits nach der Unglücksstelle abgegangen. Man befürchtet, datz auch noch andere Orte von dem Erdbeben ver wüstet wurden. Alle Telegraphen- und Telephon verbindungen nach dem Erdbebengebiet sind ge stört. In ganz Italien herrscht die größte Er- regung. (Weitere Meldungen siehe unter „Letzte Nachrichten".) wohnt hatten. Die Klägerin klagt ans Feststel lung des Bestehens eines Ellern- nnd Kindes verhältnisses zwischen ihr und ihrer Mutter oder genauer auf Feststellung der Tatsache, ob sie eine Tochter Hans v. Bülows oder Richard Wag ners sei. Solche Vaterschastsklageu kommen ja hie und da vor, aber freilich das Interesse der Oeffentlichkcit hat sich ihnen kaum zugewendet. Dieser Baprenther Vaterschaftsstreit vcr- dient aber noch ans einem besonderen Grunde besonderes Interesse: Man kämpft dort um den Namen Wagner, nnd dabei mehren sich die Stimmen, die da bestreiten, daß Richard Wagner überhaupt — Richard Wagner heiße . . . . „R ichard Gene r" sei in Wahrheit sein Name, meint der Wagnersorscher Hans Bölart in einer Schrift „Ludwig Geyer als leiblicher Vater Richard Wagners" (Rcistner-Dresden) nnd sucht das sehr ausführlich zu begründen. Es ist ja auch betaunt, daß Friedrich Nietzsche, der einstige Vertraute Richard Wagners, ihn zum unehelichen Sohn seines späteren Stiefvaters Geyer zu stempeln versucht hat. Tatsächlich ist ja Wagner auch unter dem Namen „Richard Geyer" 1822 in die Schule in Dresden ausgenommen wor den, und noch 1827 hieß der junge Konfir mand nicht Richard Wagner, sondern Richard Geyer; erst in späteren Jahren hat er dann in Leipzig den Namen Wagner angenomnzen. Wie sehr aber Wagner als einen „Geyer" sich fühlte, das läßt vielleicht auch die Tatsache er kennen, daß er in sein Familienwappen nicht, wie man hätte annehmen sollen, ein Wagenrad, (das bekannte Wagnerabzeichen), sondern einen — „Geier" anfnahm. Doch das nur nebenbei. Wie ist nun die R e chtsl a g e? Tas Bürger liche Gesetzbuch folgt dem römischen Recht, indem es die Rechtsvermntung aufstellt, daß ein Kind, das nach Eingehung der Ehe geboren wird, ehelich ist, wobei es unerheblich ist, ob cs vor der Ehe erzeugt ist. Ein Kind ist aber nicht ehelich, wenn es den Umständen nach offenbar unmöglich ist, das; die Fran das Kind von dem Manne empfangen hat. (8 l-'!U BGB ). Dieser letztere Einwand ist das Fundament der Bcidler-- schen Klage, denn es ist ja unstreitig, daß Frau Beidler zur Welt kam, als die Ehe zwischen ihrer Mutter und Haus v. Bülow, dem einstigen Füh rer der Berliner Philharmoniker, noch bestand. Das Gericht Hal beschlossen, über die verschiede nen Vaterschaftsmöglichkeiten an Isolde Beidler Beweis zn erheben. Ein ebenso schwieriges Ivie peinliches Unternehmen. Aber man hofft, in der ehemaligen Wirtschaftsdame des Hauses Bülow eine Zeugin gefunden zn haben, die nun über gewisse Vorgänge ans dem Jahre — 1864 t ! ) aussagcn soll, die eigentlich nicht so sehr zur Kenntnis Dritter gelangen. . . . Wir können diese unerquickliche „i-ockerelw ,Io I-c pa- tornitö", die bei uns nicht verboten ist, nicht weiter verfolgen, denn schließlich verhehlen wir uns nicht, daß, selbst wenn Richard Wagner und nicht Hans v. Bülow Isoldens Baler war. Es ist ein ungeheures, namenloses Gefühl, wenn das Innere seine eigene Kraft erkennt, wenn es llarer und immer klarer in ihm wird nnd unser Geist sich fest nnd stark erhebt. Schiller. Ilse von Stach. Nur ganz wcnize Fabulierralentc sind in der glück lichen Lage, jedes Jahr mindestens ein Wert an; den Markt zu bringen, dem man die Anerkennung nicht zu verjagen braucht. Viel Halbheiten, Unfertiges und Eilfertiges haftet der gegenwärtigen Literatur an, daher auch ein typisches Kennzeichen: zwei, drei gute Werke, und dann eine Flut bedenklichster Mittelmäßigkeiten oder krampfhaftes Festhalten am Errungenen, nur kein Wciterschreiten. Ueberall Be gabungen, die sich zwar über das Durchschnitts niveau erheben, zugleich aber durch mannigfache Kon zessionen an das Seiifationsbedürsnis eines breiteren Publikums sich mehr oder weniger ruinieren, nur einige schreiten konsequent ihren Weg, Haschen nicht ungeduldig nach Lorbeeren, weil sie wissen, daß sich Wertvollem der Erfolg auf die Dauer noch niemals verschlossen hat. Ein Zeichen von Stärke und seelischer Geschlossen heit ist dieses Wartenkönnen, ein Bewußtsein vom Werte der eigenen Persönlichkeit, die sich fest Zusam menhalt und nicht entblättert. Hier erst kann sich künstlerisches Ringen entfalten, ist ein Aufblühen innerer Kräste und Ueberschüsse möglich. Das zeit weilige Verschließen verdichtet die künstlerischen Ener gien und erzeugt seelische Hochspannung, die das Er lebnis allmählich znm Kunstwerk vergletschert. Es ist die künstlerische Eigenart Ilse von Stachs, dieses freiwillige Begrenzen und Maßhalten bei aller glutvollen Hingabe. In manchem scheint sic Enrica von Hcmdel-Mazzetti verwandt zu sein, wie denn Ilse von Stachs Roman „Die Sendlinge von Voghcra" (Köscl, Verlag. 1911) einen Vergleich wohl am ehesten aushalten würde, wenn hinge wiesen wird auf das wuchtig gemessene Schreiten der Darstellung, auf Stofswahl, Charakter,Zeichnung und die feinen, archaisierenden Nuancen der Sprache zu diskreter Akzentuierung. Von Mönchen des Dominikaner klosters Voghcra sOberitalien), ihren mannigfachen Schicksalen und Bestimmungen berichtet der Roman. Es ist die Zeit -er späteren Reformation und begin nenden bZegcnreformation. das Kolorit ist vorzüglich getroffen, aber was Ilse von Stach gibt, ist kein bloßes Histovtengomäldc — es ist ein Heraufbeschwö ren von Wöltcmschauungen, ihre künstlerische Gestal ¬ tung mit einer Fähigkeit zum Symbolisieren, wie sie das Wesen alles echt Künstlerischen ausmacht. Die Persönlichkeit drängt sich nicht in den Vordergrund, sondern wahrt sich Freiheit und edle Zurückhaltung. Ilse von Stach steht dem Katholizismus nahe, aber bei ihr ist es kein befangenes Verweilen darin, son dern ein freies Wirken der religiösen Kräfte neben heißen künstlerischen Instinkten, ein Aufsteigen in weite und freie Regionen. In ernster und schwerer Stimmung klingt der Roman aus, in dem spielerische Grazie wenig Raum sand. Ueberall herrschen Knappheit, plastische For mulierung, granitne Notwendigkeit. In den Dich tungen Ilse von Stachs finden wir Monumentalität, eine Neigung für große Konturen und weite Bogen, die mit kühnem Schwung und zielsicher gezeichnet werden. In ihrer Lyrik ringt ein starkes, religiöses Ge fühl in edlen, feierlichen Rhythmen nach Ausdruck. Sie will atmen, wo mit sanftem Fliigeljchlag der Odem von Gottes Allmacht weht, will fürchtig har ren auf den B^nnn der Gnade. Ein Blühen heim licher Blumen ist aufgcbrochen in ihrem Herzen, aus Wildnis ein Wnndergarten, der lieblicher blüht als der Garten der Erde, und ihre Augen weiden auf Rosen zu ihrer Lust und trinken lichtgeblendet die Morgenröte. Ein demütiges Händcsaltcn bei Ilse von Stach, feierlich beugt sie das Knie: Herr! mich verlangt nach deinem Heiligtum, Ach, weiß wie Tabor schimmert dein Altar, Wie Sion schön, dahin die Völker wallen, Herr . . . Herr . . . auch ich! Reminiszenzen an alttestamentlichc Poesien klingen auf, biblisckx' und psalmistijche Wendungen kehren wieder und wirken ganz selbstverständlich, zuweilen erscheinen die Gedichte in der Form der Bild- und Eedankenvariation. Ein hymnischer Schwung geht durch ihre Verse, ein Auslodern. Aufflammen und Glühen. Aber auch über der „Missa poetica" wuchtet das Formgefühl, das olles in knappen und ehernen Ausdruck hämmert und meißelt. Viele Gedichte wurden bis jetzt nur zerstreut ver öffentlicht in Zeitschriften wie „Hochland", „Süd- deutsche Monatshefte" unc> „Jugend". Ilse von Stach will warten . . . sic ist eine durch und durch aristo kratische Natur mit strenger Selbstzucht und künst lerischer Bewußtheit, die hart und schwer um jedes Wort ringt. Wir besitzen von Ilse von Stoch ferner noch einen dramatischen Einat'er „Der heilige Nepomuk", den ich als Legendcnspiel ansprechen möchte Die ui.. qeslüme Leidenjchafi des Königs Wenzel ringi mit der stillen Treue eines Priesters, des Beichtvaters der jungen Königin Ofsnci. Wenzel will das Ge heimnis der Beichte entsiegeln, nnd an diesem Ge lüste muß der standhafte Priester zugrunde gehen. Betroffen bekennt Offnei freiwillig ihre Liebe zum Grafen von Rosenberg, der entfliehen muß und un erkannt getötet wird. Ilse von Stach hat diese Vorlage auch als Novelle gestaltet, die vor wenigen Wochen unter dem Titel „Die Beichte" in einer kostbaren Ausstattung bei Boisser5e-Köln erschien. Auch hier wiederum der machtvolle Wille zur Form. Die zentrale Triebkraft ihres Kunstgcfühls, dos Vermeiden unpersönlicher Nüanccn, das eigene Bilden und Binden, bewußte Absondcrn und Steigern. Gegenwärtig ist Ilse von Stach mit dem Abschluß eines neuen Romans beschäftigt, der zunächst in der Münchener Monatsschrift „Hochland" erscheinen wird. Er spielt auf Haus Pröbsting bei Bovken, in der Heimat der Dichterin, die dem uradeligen nieder deutschen Geschlechte der Stach von Goltzheim ent stammt. Geboren und ausgewachsen ist sie auf einer jener westfälischen Wasserburgen, wie man sie im Miinsterland noch mancherorts antrisft. Es ist die Heimat und das gesellschaftliche Milieu Annette von Droste-Hülshoffs, der Ilse von Stach zuweilen ähnelt. Nach einem längeren Aufenthalte in Berlin und Rom lebt Ilse von Stach seit einigen Jahren in Leipzig als Gattin des bekannten Kunsthisto rikers Dr. Wackernagcl. Der neue Roman, der -en Titel „Hans Elderfing" tragen soll, wird großer Auf merksamkeit begegnen und für die Freunde der Dich terin vielleicht eine Ncberraschung werd>cn. K. ll. Kunst UN- Wissenschaft. * „Des Tribunals Gebot", komisch-romantische Oper von Edgar Istel, wird ihre deutsche Urauf führung als erste Novität des M a i n z e r Stadt theaters im November d. I. erleben. Die Erstauf führung in Oesterreich findet an der Wiener H 0 f 0 per statt. * Richard s trautz' „Zojefslegende" in Paris. Wie wir hören, bereiteten während und nach der Probe zur „Ioseislegende", deren Uraufführung nächsten Donnerstag in der Großen Oper stattfindek, das Orchester dem anwcicnden Komponisten große Ovationen. " Ein Aujführungsoerbot des „Parsifal" in Ruß land. In Moskau wurde die Ausführung von Wagners „Parsifal" seitens des Heiligen Synods abgelehnt: angeblich lei Moskau zu patriarchalisch nnd religiös. Ein allgemeines Staunen und große Unzufriedenheit herrschen in Kunstkreisen ob dieses ebenso unverständlichen wie sonderbaren Verbotes. Ein norwegisches Versdrama. Aus Chcistiania wird gemeldet: Aul dem hiesigen Nationaltheater erlebte ein P i e t r 0 - A r e t i n 0 - D r a m a des nor wegischen Autors Hans E Kinck „Der letzte Gast" die Uraufführung, die für diesen zweifellos beträchtlich begabten Dramatiker einen Erfolg brachte. Das Venedig des 10. Jahrhunderts bildet den Hin tergrund dieses an hohen Schönheiten reichen Werkes, dem erst die Regiekunst eines ganz großen Regisseurs gerecht werden kann * Ei» neues Buch von Maeterlinck. Der flämische Dichter bereitet ein neues Buch vor. nicht jo düster wie das, was er jüngst über den Tod veröffentlicht, aber ebenso beunruhigend für den gewöhnlichen Leser. Sein Titel ist „Der unsichtbare Ea st". Dieser Gast, das sind die unsichtbaren Kräfte, die unseren Geist ablenken, auf ihm lasten, uns umlagern und unsere Eindrücke fälschen. * Eine Erklärung des Landesverbands sächsischer Redakteure und Berussjchriftsteller. Mit der Bitte um Veröffentlichung ist uns folgende Erklärung zu gegangen: In dem Rechtsstreit des Herrn Direktors Ren« gegen Frau Dr. Letter vor dem Schöffen gericht in Dresden am i> d. M haben die Herren Rechtsanwälte Justiziar Knoll und Dr. Vetter die Ansicht ausgesprochen, es sei selbstverständlich, daß man durch Geld Einfluß auf die Kritiker gewinnen könne und es sei keine Beleidigung, wenn man eine solche Ansicht ausspreche. Demgegenüber erklären wir: Solche Behauptungen sind mit der Achtung, die die Presse vor sich selbst hat und von anderen ver langt. schlechthin unvereinbar. Wir halten jeden Journalisten, der sich in seinem Urteil durch Geld beeinflussen läßt, für des Standes un- würdig. Es hieße den, ohne den Schatten einer Berechtigung vorgebrachten Behauptungen der beiden Rechtsanwälte zu viel Gewicht beimessen, wollte man sich näher mit ihnen beschäftigen. Auf fassungen, wie diese Herren sie hegen, belasten nicht die Presse, sondern diejenigen, die sie vertreten. Dresden, im Akai 1914. Landesverband Sächsischer Redakteure und Berufsschrntsteller, für den geschäfts führenden Ausschuß Chefredakteur Profesior Dr. Lier. Bezirksverein Dresden im Landesverband S. R L B. Profesior Dr. Lier, Vorsitzender. Verein Dresdner Presse, Redakteur Jrrgang, stellvertretender Vor sitzender. Ortsverband Dresden der Pensionsanstalt deutscher Journalisten und Schriftsteller, Guido Mäder. Vorsitzender. * Deutsche Preisträger aus der Baltischen Aus« stellung. Anläßlich der demnächst in Malmö be> ginnencen Baltischen Ausstellung hat das Konservatorium von Malmö einen Wettbewerb für Festkompositionen ausgeichrieben, für die zehn Preise vorgesehen waren Von diesen zehn hat das Preis- ricdtertollcgium nicht weniger als drei deutichen Bewerbern zuerkannt. Und zwar sind zwei dieser Preise auf einen Berliner Tonsetzer gefallen: Herr A l e r a n d e r 2 e in n i tz lBerlin) er hielt einen ersten Preis für eine Konzertsuae und einen weiteren Preis für eine Lustspielouvertüre für Orchester. Ferner erhielt der Breslauer Dom organist Hein einen Preis für eine Symphonie für großes Orchester, die den Titel führt: „Aus« fahrt und Irrfahrt"
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