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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 09.05.1914
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-05-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140509014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914050901
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914050901
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-05
- Tag 1914-05-09
-
Monat
1914-05
-
Jahr
1914
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Sll. berfüllung em groben äußerlich z entfaltet > Treiben. der Be- ren von und die -timnung sich, wenn laben hat. len Tracht rgs und runcrs ;en Leben gebannt auch dem e scheuchen Walter er Herren >nd Paul und drei sind. In Podium en und i, es ist e zu ner- en. Wer c gehe in allemal, Sen ist. er kennt die Cr- >re>btijch, nd im > durch- aben a» Wiesen, lhn eine chenwelt rklichkeit Natur m und onimens Illusion i Fleisch romm er e? Auf agra - i holder r Glück t hat, tf der ne des Kulissen rdeuten, as aus emälde, schleier Stand- c „Ver- rn die ltenfas; ^glichen Wiener » sogar n aus An- kurzum dem mmcn- tnd es rd die Beifall rungs- ttfand , ein gruh". Gross- Balzer r-Hell- »Der Mald- Loan- eine werden denen mit- n im hcul. „Ca- abre>- „Wic Fest- srü>>- ; all- iziclk» «erzen gende ^sllcr- Ji» iss'nc «zcric : d.' -r nach Na> - als" ckriU P> cndj sler) stau- ebne aber iches zu nte» Ter lcn» !N« >ai, lick, ur- UNI IN rrn !>c- Ulk Inl lll- Sonnavenü, 9. Mai l9i4. teipHiger LagevtaU. Nr. 233. marseu-nusvave. Sette 7» WMWMDM Kunst unä wissenseliast ÜNKM8SMM Leipzig, 8. Mai. Neues Theater. („Lohengrin") Man konnte gestern mit dem Gaste über ein ganz niedliches L-ündcnregister rechten und in einem Atem dach — sein Engagement empfehlen. Ein etloas kor pulenter Gralsritter, an der Schelde Ufer sich weit unsicherer gebärdend als vielleicht daheim auf Monsalvat, allem Anschein nach auf „vor teilhafte" äußere Erscheinung nicht allzuviel gebend. Kommt, diesmal in gutem Sinne, das Mer. Herr Willy Tvsta hat frisches Stimm material, einen Tenor ausgesprochensten Timbres, auch ausgiebig und von schöner Höhe. Ein junger Künstler, hat er noch die Fähigkeit einer nach oben führenden Entwicklung, kann er gesanglich, darstellerisch und sprachlich sich noch bedeutend vervollkommnen. Nicht etwa die Durchschlagskraft allein, sondern vielmehr die Höhe entscheidet für oder gegen einen Teno risten. Jene ist häufig mehr nur materiell an- nrutender Art, diese kann ideellen Zwecken dien lich gemacht werden. Mso auch bei Herrn Tosta, der zudem auch über große Töne und Jntona- tionsreinheit verfügt. Jedenfalls infolge ziem licher Befangenheit gab der Gast gestern seinen Stimmfonds nicht völlig ans. Als Bajazzo Eanio und Jungsiegfried wird er wicdcrkchren, also ist Gelegenheit gegeben, das Urteil allmählich zu vervollständigen und einzelne Eindrücke sich ver tiefen zu lassen. Interessante Züge bot gestern die Wiedergabe des TelramundcharakterS. Herr Franz Reisinger (Dessau) gab den irregeleiteten Helden sehr scharf profiliert, als eine Gestalt, der auch im Fall noch immer eine gewisse Größe innewohnt und aus diesen! Grunde Sympathie verdient. Vielleicht sollte der Künstler auf eine noch regelmäßigere Durcharbeitung des sprach lichen Teils, auf ausgleichendere Behandlung einzelner Satzteile sehen. Als Sänger leistete dieser zweite Gast Vortreffliches und gewann auch viel Anerkennung. LuLsv Lvxnitr. * Gastspiel der Londoner Shakespearegesellschaft im Schauspielhaus. Die Nachmittagsvorstellung des „Macbeth" war durch die Absage des Haupt darstellers in einer sehr unvollkommenen Form herausgekommen, so daß besser auf eine Kritik ver zichtet wird. In den „Lustigen Weibern von Windsor", die am Abend folgten, offenbarte sich die Eigenart der englischen Schauspielkunst in topischen Merkmalen. Ihre Stärke liegt in einer gewissen Natürlichkeit des Sprechtoncs und in einem intelligent erfaßten mimischen Spiel. Zweifellos ist auch Charukterisierungssähigkcit vorhanden, die ebenso in der Zeichnung der ganzen Gestalt wie in der Wiedergabe des einzelnen darstellerischen Augen blicks sich zeigt. Bei allein aber ist uns doch diese Schauspielkunst zu wenig vom Gefühl getränkt. Sie hat etwas Trockenes, das uns hindert, wirklich warm mitzucrleben. Vergleichen wir freilich die englische mit der französischen Mimik, so wird uns bewußt, um wie viel uns jene näher steht. Die französische Kunst lebt vom mimischen Spiel im eigentlichen Sinne, die deutsche vom Gefühl, die englische aber vom Gedanken. Interessant mar der Falstaff von I. Ni. I o h n st o n. Er mich von der herkömmlichen Maske durch das Gepräge einer gewissen Vornehm heit ab und gab dem Spiel einen Akzent, her uns wenigstens zu schwer und ernst erschien. Zweifellos liegt im Falstaff ein tragikomisches Moment, das indessen viel mehr als in den „Lustigen Weibern" in „Heinrich IV.", besonders in seinem zweiten Teile, hcrvortritt. Der vollsaftige Humor wie die handfeste Komik der Gestalt, wie wir sie von der deutschen Darstellung her kennen, kam nicht zum Ausdruck. Es mag sein, daß der Darsteller durch seine Indisposition gehindert war, sich ganz zu geben. Außer ihm interessierten nur die Damen, aanz besonders die schöne Darstellerin der Frau Ford. Aber auch die Frau Page und der Knappe Falstaffs waren sympathisch vertreten. Die Frau Quickly wurde mit scharfer Komik hingestellt. Alle Damen erfreuten durch ein lebhaftes Kesichtsspiel. Die übrigen männlichen Darsteller verstanden nicht oben Teilnahme zu wecken. Durch ein grobes Spiel und ungeschulten Ton fiel der Darsteller des Ford auf. Ur. prieckiieb Gebracht. * Reue» Theater. Wegen mehrfacher Erkran kungen im Overnpersonal geht die sonst in Opern besetzung gegebene Operette „Die Fledermaus" heute, Sonnabend, in folgender Vesetzuna in Szene: Eisen stein Herr Gfaller, Rosalinde Fr. Marx, Frank Herr Trautmann, Orlofsky Frl. Marbach, Alfred Herr Schönleber, Falke Herr Käse, Blind Herr Marion, Adele Frl. Eladitsch, Frosch Herr Kunze usw. — Willy Tosta vom Stadttheater in Graz singt am Sonntag als zweite Gastrolle auf Anstellung den Eanio im „Bajazzo". * Zu» 8V. Geburtstag des Geheimrats Lipsius. Heute begeht Herr Geheimer Hofrat Prof. Dr. Lip sius in geistiger Frische und körperlicher Rüstigkeit seinen 80. Geburtstag. Einer der Senioren seiner Fakultät überhaupt und unserer Universität, hat er in seinem reichen, schastens- freudigen Leben der Wissenschaft eine ganze Reihe wertvoller Werke geschenkt. Außer Sprach forschungen betreffen sie zum Teil auch das griechische Recht nach seiner Entwicklung und Bedeutung für die römische und damit euro päische Kultur. Längere Zeit gab Geheimrat Lipsius auch die „Leipziger Studien zur klassi schen Philologie" heraus. Ferner sind seine archäologischen Schriften, davon namentlich die „Griechischen Altertümer" besonderer Her vorhebung wert. In Fachkreisen wird darum auch seine schriftstellerische Betätigung nicht minder hoch veranschlagt als die lebendige, fortzeugende Wir kung seiner Lehrtätigkeit, deren Spur man noch auf lange Zeit hinaus wird nachweisen können. Der greise Gelehrte wird zu seinem 80. Geburtstage gewiß durch reiche Ehrungen und Glückwünsche erfreut werden, nicht nur aus der akademischen Welt, sondern auch aus dem ungewöhn lich großen Kreise seiner dankbaren Schüler. * Zu der Wendung in der Angelegenheit der Deutschen Bücherei. Durch ein Mißverständnis in der gestrigen Notiz betr. die Deutsche Bücherei ist unerwähnt geblieben, daß gleichzeitig mit der Zurücknahme der Kündigung durch die akademischen Bibliothekare der deutschen Bücherei Direktor Dr. Wahl, Dr. Lockemann und Dr Schmidt die Zurückziehung der von dem Geschäftsführenden Ausschuß der deutschen Bücherei ausgesprochenen A nnah m e der Kündigung erfolgt ist. * Paul Apels groteske Komödie „Liebe", die kürzlich am Dresdner Interim stheater mit großem Erfolg aufgeführt wurde, ist vom Di- rektor Renee für eine Tournee erworben worden. Er wird das Stück vorerst in Görlitz, Zittau und A u s s i g spielen. Apels neuestes Vühnenwerk, die romantische Komödie „Bl o ndin von Namur", wird im Laufe des Sommers durch den Verlag Oesterheld und Co., Berlin, den Bühnen zugänglich gemacht werden * Das Programm der Tagung des Bühnenoereins. Am 22. und 23. Mai wird, wie wir schon mitgeteilt haben, der Deutsche Bühn en verein in Altenburg zu seiner diesjährigen Generalver sammlung zusammentreten. Unter den Programm punkten taucht die im Vorjahr in Eisenach be handelte Kinofragc wieder auf. Es handelt sich darum, den Eisenocher Beschluß, wonach kein Mit glied des Bühnenoereins die Kinobewegung unter stützen dürfe, zu interpretieren und auf das inzwischen erfundene Kinetophon auszudehncn. Von all gemeiner Bedeutung wird die Behandlung eines An trages des Direktors B u tz Schweidnitz sein, der wünscht, daß der Deutsche Bühnenverein bei den ge setzgebenden Körperschaften dahin wirken solle, baß künftighin bei K o n z e s s i o n s c r t e i l u n g e n an Bühncnunternehmer außer dem Nachweis der mora lischen, künstlerischen und finanziellen Befähigungen auch der der kaufmännischen Befähigung zu erbringen sei. — Ein Antrag, der offenbar auf be sonderen Vorgängen in Westdeutschland beruht, wird von einer Reihe westdeutscher Bühnenleiter gestellt. Danach sollen sich die Vereiusbühncnleiter verpflich ten, ihren Mitgliedern nicht mehr die Mitwirkung bei Wa r e n h a u s ko n zc r t e n zu gestatten und überhaupt keiue Mitglieder zu engagieren, die in Warenhauskonzerten auftreten. Auf wirtschaftliche Gesichtspunkte sind auch zwei weitere Programm punkte zurückzuführcn. So soll beraten werden über die Schaffung einer Lebensversicherungs anstalt für die Mitglieder des Deutschen Bühnen vereins und über die Einrichtung einer Waren ei n k a u f s z e n t r a l e für die Mitglieder des Bühnenoereins. Es wird daran gedacht, die Roh I Materialien für den Bühncnbedarf wie Malerleim ! wand, Sperrhölzer, Farben und Leim gemeinschaftlich zu beschaffen. Berichterstatter ist der Stuttgarter Generalintendant v. P u t l i tz. Der Wiener Hof operndirektor Gregor wird über die Fortschritte der Schaffung eines normalen Aufführungs vertrages berichten, während der Direktor des Aussiger Stadttheaters beantragt, eine genaue Sta tistik aller subventionierten deutschen Theater auf zustellen. Die Liste soll auch alle Theater enthalten, die nicht subventioniert werden, und die Zeitungen sollen dann um ihren Abdruck ersucht werden, u m den Provinzdrrektoren in ihrem Exi stenz k a m p f e dienlichzu sein. " Die Zahl der Mitnnrkenden in Reinhardts Mirabel-Ausführnng in B e r l i n ist weit höher, als es scheinen mag. Es wirken nämlich rund 1135 Per sonen, Frauen, Mädchen und Kinder, mit, außer dem Orchester und Chor. Das Orchester ist !t> Mann stark, im Chor wirken 250 Sänger und Sängerinnen mit. Dann kommen noch die Regisseure und Hilfs regisseure sowie die Ordner hinzu, die für das sichere Funktionieren der einzelnen Gruppen sorgen. * Eine neue Oper von Richard Strauß. Wie wir erfahren, arbeitet Richard Strauß augenblicklich an einer neuen großen Oper, zu der ihm wieder Hugo o. H o f m a n n s t h a l das Libretto geschrieben hat. Die neue Oper, deren Titel noch nicht seststeht, behandelt einen p h a n t a st i s ch e n Stoff. * Lucien Guitry, der große französische Künstler, soll die Absicht haben, im nächsten Winter an sechs Abenden mit einem eigenen Ensemble in Ber l in zu gastieren. Gastspiele in Dresden. Leipzig, Hamburg sollen sich anschließen. Es wäre zu wünschen daß der Plan zur Ausführung tomme, denn Guitry ist wirklich ein Vertreter der besten srauzösi scheu Schauspielkunst und seine Art würde in Berlin verstanden werden. * Schaljapin wird Schauspieler. Aus Moskau wird gemeldet, daß der berühmte, auch in Deutsch land bekannte Opernsänger F. Schaljapin unter die Schauspieler gehen will. Bekanntlich plant Maxim Gorki in Moskau die Eröffnung eines Theaters, für das er bereits Künstler engagiert. Schaljapin hat nun mit ihm ein Engagement ab geschlossen, wogegen Gorki sich verpflichtet hat, ein Stück zu schreiben, das eine dem Sänger passende Rolle enthalten sott. Schaljapins Entschluß erregt in Moskau überall Sensation. * Für eine einstmals berühmte Bühnenkünstlerin die sich ini größten Elend befindet, wird im Berliner Esplanadehotel am Dienstag ein 5-Uhr-Tee ver anstaltet, der besonderes Interesse erregen dürste, da allererste Künstler mitwirken werden: die königliche Hofopernsängerin Lola A r tö t d e P a d i l l a, könig liche Hofopernsängerin Erna Denera, königliche Hojschauspielerin a. D. Marie Barknny, königlich lächsischer Hofopernsänger Dr. Waldemar «taege- mann. Professor Jom Mandn und das Trio: Heinz Beyer lEello), Hans Basse rmann (Violine) und Bronislaw v. Pozniak (Klavier). * Aus der Gelehrtenwelt. Dr Werner Jäger, Prioatdozent für klassische Philologie an der Ber liner Universität, wurde als Ordinarius für griechische Sprache und Literatur nach Basel berufen. " Unter dem Namen „Dresdner Künstlerdund" ist, wie aus D r c s d e n gemeldet wird, eine Ver einigung von Malern, Bildhauern und Graphitern gegründet worden. Die Aufnahme der Mitglieder geschieht nur unter streng künstlerischen Bedingungen. In Aussicht genommen ist der Bau eines eigenen Raumes, in dein im Herbst die erste Ausstellung er öffnet werden soll. * Die Preisträger im Aachener Plakat-Wett bewerb. Das Preisgericht zum Wettbewerb für die Plataie der Aachener Krünungsausstellung 1015 hat unter 404 eingelaufenen Arbeiten wie folgt erkannt: erster Preis von 1000 ./< Rud. Grünenwald in Hagen i. W., zweiter Preis von 000 .X Dodt (München), dritter Preis von 400 ./S Anton Fries (München). * Der Direktorposten am Stadtthcater zu Halle. Um den von 1015 an freiwerdenden Direktorposten am Halli chen Stadttheater haben sich, wie uns telegraphisch berichtet wird, 02 Bewerber ge meldet, darunter erste Männer der Thcaterwelt aus Berlin. München, Hamburg. Die Stadt Hatte leistet von 10l5 ab für das Stadtthcarer einen jährlichen Zuschuß von 200000 * Ehrendoktoren der Jenaer Universität. An läßlich des Thüringer Kirchentages ernannte die theologische Fakultät der Universität Jena den Oberhofprediger F Rahlwes (Meiningen) und Dr. pk>l. Chr. Geyer (Nürnberg) zu Ehrendoktoren der Theologie. * Die Worpsweder Kunstausstellung von Franz Vogeler, die nunmehr acht Jahre besteht, wird am Sonntag den 10. Mai eröffnet und wie in früheren Jahren dem Publikum täglich bis Ende Oktober zu, gänglich sein. * Neues von Richard Strauß. Im Verlag von Adolph FUrstner in Berlin und Paris erschien soeben als O>>. 03 Richard Strauß' „I osephs Legend e" (Handlung in einem Auf zuge) von Harry Graf Keßler und Hugo von Hofmailnsth a !. Die Uraufführung von „Josephs Legende" findet am 14. d. M. an der Großen Oper in P aris durch das unter der Leitung von Herrn Serge de Diaghilew und Herrn Baron Dimitri de G ünzburg stehende russische Ballett statt. * Hosrat Benno Koebke, der Direktor des Stadt theaters in Bern, hat am 30. April, so wird aus Bern geschrieben, mit einer vortrefflichen Auf führung von „Figaros Hochzeit" seine dortige Direktorentätlgkeit beendet. Nach Schluß der Vor stellung wurde dein scheidenden Direktor bei offener Szene eine Abschiedsfeier bereitet: der Regisseur Willy Schrader hielt eine herzliche Dankes- rede, in der er außer den künstlerlschen Qualitäten Koebkes namentlich sein Verständnis für die sozialen Pflichten eines Direktors gegenüber seinem Personal betonte. * Bayrische Museumvfahrt. Das Kgl. Gene ra l k o n s e r v a t o r i u m der Kunstdenk - mäler und Altertümer Bayerns versendet folgende Notiz: Je mehr die Museen an Zahl wachsen, desto wichtiger erscheint ihre Form. Viele Hunderte von Museen sind in deutschen Städten, Marktflecken und Dörfern zerstreut. Aber gar ost laden die Museen vergeblich zum Besuche ein. Das Publikum wird es überdrüssig, immer wieder ähn liche Altertümer in oft reizloser, häufig auch ge schmackloser Aufstellung anzusehen. Klagen über schwachen Museumsbejuch haben zum nicht geringen Teil ihren Grund in der mangelhaften, unkünstle rischen Form der Sammlungen. Wollen die Museen sich lebendig erhalten, wollen sic die soziale Aufgabe, die ihnen als Dolksbildungsstätten, als Quellen wissenschaftlicher und künstlerischer Bereicherung, innerer Erhebung und Vertiefung zukommt, an nähernd erfüllen, so müssen sie durch ansprechende und geschmackvolle Form die Besucl>er anziehen, ihnen den Aufenthalt in den Räumen nicht nur inter- essant, sondern auch behaglich und künstlerisch genuß reich gestalten. Um in diesem Sinne anregend auf die Entwicklung der Museen zu wirken, veranstaltet das Generalkonservatorium der Kunstdenkmäler und Altertümer Bayerns seit zwei Jahren M useu m s- sahrten. Der heurige Museumskurs dauert vom 22. bis zum 30. Mai. Er erstreckt sich vom Ober- main bis an den Bodensee. Berührt werden die Museen in Bamberg, Kulmbach, Forchheim, 'Nürnberg, Heilbronn, Ansbach, Eichstätt, Donau wörth, Augsburg, Schwabmünchen, Kaufbeuren, Memmingen, Ottobeuren, Lindau, Ueberlingen. Im' Zusammenhang mit den 'Museen werden auch die übrigen Kunstdenkmäler gewürdigt. Es gilt, die Wechselbeziehungen zwischen d«em Museum und dem lebendigen Kulturbild eines Ortes und einer Gegend zu erfassen. Alte Fürstensitze, behagliche Reichsstädte, einsame Klöster werden im bunten Wechsel vorüberziehen. Ehrwürdige Dome, geheim nisvolle Münster- und Klosterkirchen, windumrauschtc Burgen, stille Bürger und Patrizierhäuscr werden begrüßt. Die schlichte, biedere, farbenfrohe alte Bauernkunst wird beachtet. Der einleitende Vortrag findet in Bamberg, der Schlußvortrag in Lindau statt.. Als Teilnehmer an der Museums fäh r t s i n d nicht nur jcne willkommen, die bei der Verwaltung non Museen mitwirken, sondern auch sonstige Geschichts- und Kunstfreunde. Alle Vorträge sind unentgeltlich. Die Reisekosten trägt jeder Teilnehmer für seine Person. Gesuche um Pro- gramm und Karten sind zu richten an das Kgl. Gcneralkonservatorinm der Kunstdenkmälcr und Altertümer Bayerns, München, Prinz-Regenten- Straße 3. - kva Maria. 7s Von Margarete Richter. (Nachdruck verboten.) Dr. Steenholt lachte ihr in das blasse Ge sicht: „Gott, lvie Sie erschrecken können!" „Habe ich Ihnen nicht befohlen, sitzen zu bleiben?" zürnte Eva. „Ja, locnn Sie so lange wegbleiben und mondseufzen!" „Als ob außer mir niemand auf dem Schiff märe," spöttelte sic und sah nach Elsa Ritter. „Sic sind gar nicht hübsch in diesem Augen blick," sagte er offenherzig, mit einer kleinen Verlegenheit in der Stimme. Eva seufzte leise auf: „Ich bin überhaupt nicht „hübsch", aber Sic auch nicht. Sie —" „Finstrer Bursche!" vollendete er zustim mend. „Doch das ist kein Grund, um Grillen zu fangen," setzte er leichtfertig hinzu. „Wer sagt Ihnen denn, daß ich das tue? Uebrigcns, Sic erkälten sich hier! Den Mantel nm die Schultern. Artig gehorchen. Das Tuch noch über die Knie, so!" „Und Sic? Sic müssen sich auch setzen. Nein, hierher, neben mich. So." Und er ver suchte, das Tuch zur Hälfte über ihre Knie zu legen. „Nein, nein, das ist völlig unnötig. Und jetzt — wollen wir mal schweigen." ilnd sie schwiegen. Er begann zuerst wieder. „Ich muß Ihnen etwas sagen, Fräulein Horn." „Na, was denn so feierlich." „Aber nicht Fräulein Bille verraten; weil es ihr weh tun könnte." „Na, und? . . ." Er nahm sich einen Anlauf: „Ich kann Ihren Bruder nicht leiden . . . nicht — aus — steh—en! Er ist so ein hochnäsiger Mensch, so ein Geheimrat iv sp« — so ein — Pharisäer! Wir Studenten konnten ihn alle nicht . . ." — er suchte nach Worten — „nicht riechen!!" Eva lachte: „O bitte, schonen Sie ihn nicht, i Sie schmeicheln sich zwar dadurch nicht gerade ein bei mir, aber Offenheit weis; ich zu schätzen. Meine Antwort ist einfach: Sic kennen ihn nicht. Wenn Sic wüßten, das; seine Ueberlegenheit Einsicht, seine Hochnäsigkeit nichts anderes als harmonische Ruhe, ein inneres Gleichmaß be deuten —" „Eben diese Leidenschaftslosigkeit, diese Nüchternheit —" Eva lachte hell aus: „Das müssen Sie Bille sagem nicht mir! — Und in die gleiche Form, die Sie sich da zurechtgeklügelt haben, haben Sie auch mich hineindrücken wollen? Ich soll ihm ja ähnlich sein, sagten Sic zu Bille, im Gang und in der Kopfhaltung — natürlich auch im Eharaiter. Ins Weibliche übertragen, ist das wohl ein bißchen gemildert?" „Sie sind ganz anders, Fräulein Horn." Eva nickte ernsthaft: „Ganz anders ... Passen Src mat ans, Herr Dr. Steenholt, wie anders! Noch kennen Sie mich nicht — aber ich möchte Sie beinahe warnen vor mir." Er lachte: „Das ist ja gut! . . . Ich kenne Sie nicht. Sic haben recht. 'Aber kennen Sie mich?" „Nun, ein bischen schon. Ich ivill's mat aufschreiben, was .cy heute von Ihnen denke. In einem halben Jahr können Sie mir dann sagen, ob cs noch stimmt." Dr. Steenholt lachte belustigt aus: „Fräu lein Eva Horn — so heißen Sic ja wohl mit Ihrem gefährlichen Vornamen — ich bin auch „anders". Passen Sic mal auf: wir werden noch etwas aneinander crtebcn. Aber mag's drum sein! Der klügere Teil gibt nach." Eva schüttelte den Kopf: „Der klügere Teil bin immer ich, beachten Sic das wohl, Herr Doktor!" Sie stand auf. Nachdenklich sah er ihr nach. Ein Scha- bloncnmcnsch war die nicht. Vielleicht lohnte cs sich, sie näher kennen zu lernen. Die Maschine hörte auf zu stoßen. Der Dampfer näherte sich der Brücke. Man begann, sich zu verabschieden. Eva hatte sich Mühe ge geben, jcdein noch ein freundliäM Wort zu sagen. „Fräulein Horn ist ein nettes Mädchen," äußerten die Damen, Fran Sanitätsrat Schmitt an der Spitze, als Eva mit Dr. Dürholz über die Brücke schritt. Sie hatte sich schnclt beliebt gemacht durch die kleinen Aufmerksamkeiten und das liebenswürdige Lächeln, das ihr teils die Natur, teils die Erfahrung ausgeprägt hatte. Hätte Eoa das Urteil hören können, dann hätte sie wahrscheinlich mit einem leichten Achselzucken gesagt: „Diplomatie!", nm mit diesem Schlag wort zu verstehen zu geben, wie wenig persön- lichcs Gefühl sie für den einzelnen übrig Halle. 'Ab und zu kam ihr die Laune, cs rund heraus zu sagen: „Warum soll ich nictzl lieber „nett" sein, als „unangenehm", wenn's doch nur eine Grimasse kostet!" Sie, die so viele Menschen schon an sich halte vorübergchen scheu, war nicht blind durch ihre Reiheu gegangen. Sie Halle gelernt, sich mit einiger Freiheit zu be wegen, ohne die Grenze zu überscbrciten, die „man" nicht mehr „nett" fand. So gewann sic sich schnell, wo sie auch war, einen Kreis von Menschen, in dem sie gcrn gesehen war. Eva wußte das sehr gut. Nur darüber grübelte sie oit nach, ob cs „angeborene Triebe" waren, oder ob ihre Menschentenntnis, ihre Ueberlegung sic veranlaßten, sich „angenehm" zu machen. Herz oder Verstand? Gut . . . oder böse . . . beinahe plastisch standen zu manchen Stunden diese beiden Sei ten ihres Innern vor ihr. Das Rätsel aber war nicht zu losen. Allein gäbe es kein Bösesein, dachte sie manchmal. Es sind die anderen Men- schcn, die den einzelnen schlecht machen. — Eigentlich ist man sich selbst die beste Gesell schaft, die treueste, und die, in der man sich niemals langweilt . . . Das dachte Eva Horn, als sie schweigend neben Dr. Dürholz nach Hanse Oing- „Nun, der erste Schritt wäre also getan. Haben Sie sich amüsiert, Fräulein Horn^ durchbrach unvermittelt ihr Begleiter das ver ächtliche Sinnen. „Amüsiert?" Eva lachte leicht auf. „Ja, danke, sehr gut sogar!" Und sie dachte, wie amüsant es doch schließlich war, das ganze Ge triebe in neuer Form neu zu beobachten. Sie waren am Garten angclangt. Dr. Dur- Holz, ixr die Schlüssel verwechselt hatte, tonnte nicht gleich mit dem Gartcntor znrechtkommen. Eva hörte die Assistenten, die nach dem Ver waltungsgebäude gingen, hinter sich und ärgerte sich über die Verzögerung. Natürlich! da war er sclwn. Sie hatte absichtlich vergessen, sich von Dr. Steenholt zu verabschieden. Sie hatte ihm zeigen (vollen, das; er ihr trotz allem sehr gleich gültig war. Dr. Steenholt war Dr. Wagencr und Dr. Raimers vorangeeilt. „Gute Nacht!" winkte er ihnen zu, „ich schlafe heute beim Ehef." Und er ging niit Eva und Dr. Dürholz in den Garten. „Was nwllen Sie denn?" fragte Eva etwas feindlich. „Sie halten uns nur unnötig auf." „Keine Sorge, meine gestrenge Gnädige, ich bin gleich wieder draußen. 'Warum sind Sie mir ohne Abschied davongelanfen? — Schließen Lie ab, Doktorchen, ich brauche keine Tür. — lind Sie, Fräulein Horn, Sie vergessen mir nicht den Donnerstag, das wollte ich Ihnen nur noch einmal sagen. Wenn Sie Dr. Dürholz mit dabei haben wollen — mir ist's recht. Gut' Nacht." Er nickte ihr fröhlich zu und sprang mit leichten Sätzen den Weg entlang, bis zu den über Manneshölie glatten Mauern, die die Dienstwohnung des Geheimrats von den An lagen des Krankenhauses trennten. Mit einem. Sprung hatte er sie erklommen, und Eva hörte, wie er auf der anderen Seite niederglitt und sich durch das krachende Buschwerk ark^itcte. (Fortsetzung in der Lb«d«»»sa-e.)
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