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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 09.05.1914
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-05-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140509014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914050901
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914050901
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-05
- Tag 1914-05-09
-
Monat
1914-05
-
Jahr
1914
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Nachmittag Huldigung )cn etwa» :m oben- Pariser arc und von zahl- iländischer verun- wird be- en 2000 sserscheidc ula-Flustc des Tr- ien unter Hasten zu h Hasen en Kessel Vorher )er neben die eines gestc Er iken ein Schützen rfolg tat egs un- >d stand ille und Hase sich Blitzes- leon, der rrn war, ches, auf der war, hier den ing vor merci!" war der 1713, -u- t. 1795) Chemie, ierkunst" identen" setzcr ist reipzig." ne brot- daß er, Bruder lärung" cken. — ister in sch. Er »atiriker >er sein : keinen seines Harles amt ist ur eine nischen geführt jüngst, in be- »ichters on für Stirn seiner Bet n nach eit, fa nmten e aber nicht, reihen ht be- »ndert llstclle ngton erigen e, bis eines lndes- rhaar inderc wertes Dollar igerte n zu- d die « ,» rreinS- >t war tlichen imende drücke durch regten rstand g« »u Innen. 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Zeiettago tmal. 3n Leipzig, Sen Nachbarorten unS Sen Grien mit eigenen Ztlialrn wirü St« sidrnSauogad, noch am sibenS Seo «rschetnen» in» Hau» geliefert, verliner NeSaktlourdnSea Zelten 17, Zernsprech-Nnichlug: Moabit Nr. »»7. rrrrd hmrdelsFeiturrg ^nrtsblockt des Rates und des pokzeüuntes der Stadt Leipzig NeSaktton un» SeschaftojteU«: 1ohanni»gaff« Nr.». o Zernsprech-Mnschlu- Nr. 14042, 14<>43 uns 14044. Jahrgang tlir Inserat« au» Leipzig unS Umgebung Sie /inAeryenpreise. Ispaltig»p.tit,»u»25ps.,sieneki°m.i.ileim., v»n au»wart»30ps., Nekiamen 1.2» M , Kleine Nnzeigen Siepetitzetl« nur 20ps.b.wi«»«rh»l.Nod.,0nserat» von Sedör-en im omtiichcnTeil Sie Petit zeile 5» Pf. Seschäftoanzeigen mit plabvorfchrift im Preise erhöht. Nabott nach Tarif. Setlagrn: Sesamtaufl.5 M.Sa» Taufen» auoschi.postgedlihr. Nnzeigen-flnnahmr: Zohanniogasse», bet sämtlichen Filialen Se» Leipitger Lagedlatte» unS oUen Hnnoncen-SxpeSittonen Se» 0n- un» tiu»lan-r». ScschaftostrU» für Verltn u. Sie pr. Sranöendurg: VirektionWalter Zliegel, Verlln w. I», Morgorethenflrahr 4. Zernfprech-finschlug: Lüyow 4471. M. 233. Sonnsdrnü, »en S. Mai 1914. Vas wichtigste. * Der Rote - Kreuz - Tag zum Besten der Bestrebungen des Roten Kreuzes findet heute und morgen im ganzen Deutschen Reiche statt. * Die Zweite Kammer beriet im Freitag das Etatskapitel „Staatscisenbahne n". Die Abstimmung hierüber wurde wegen zu schwacher Besetzung des Hauses auf Montag verschoben. (S. Bericht.) * Der Kaiser wohnte am Freitag bei Drei- A ehren im Elsas; einer großen Gefechts übung bei. (S. Pol. Uebcrs.) * Der Reichstag nahm am Freitag dos Auf - w a n d s c nhs ch ä d i g u n g s g e s c tz (Unpfändbar keit der Familiencntschädigung) ohne Debatte in dritter Lcsullg endgültig an. Weiter beschäftigte er sich mit dem Militäretat und lehnte das vom Kriegsministerium beantragte Preßreferat ab. Dafür stimmten die Konservativen, die Frei sinnigen, ein Teil der Nationalliberalen und einige Mitglieder des Zentrums. (S. Art. und Ber.) * Der Entwurf über die Gewährung von Bei hilfen an A l t p e n s i o n ä r e ist dem Reichstage zugegangen. (S. Pol. Uebcrs.) * Zn Venedig, Udine und Florenz wiederholten sich die Kundgebungen gegen Oesterreich. (S. Pol. Ucbers.) * Die russische Duma nahm einen Antrag an, eine Kommission zu ernennen, die eine Gesetzes vorlage über die U n v c r a n t w o r t l i ch k e i t der Abgeordneten für ihre Reden in der Duma cinbringen soll. (S. Ausl.) * Die Amerikaner treffen Vorbereitungen, ein Heer von 60 000 Männin Veracruz für den Vormarsch nach der Hauptstadt zu lande u. ls. Pol. Uebcrs.) * Geheimer Rat Professor Dr. phil. et. jur. I u st u s Hermann Lipsius feiert heute seinen 80. Geburtstag. (S. K. u. W.) Vas Rote kreuz. Leipzig, 8. Mai. Hm Jahre 1862 erschien in Genf ein schlichtes Buch: „Un »ouvenic clo kvlkerino". Der Verfasser, Henry D u n a n t, ein Genfer Schrift steller, schilderte darin das entsetzliche Los der Verwundeten nach der blutigen Schlacht von Solferino vom 24. Juni 185!), wo die Fran zosen und Sardinier das österreichische Heer durchbrachen und besiegten. Napoleon HI. wurde ob seiues Sieges begeistert gefeiert, es wurde aber erzählt, das; die Greuel der Schlacht, der Hammer der verschmachteten Verwundeten, ihn tief erschütterten. Das stahlharte Herz Na poleons 1., den man wohl nach seinen Schlachten über den Verlust an Pferden, nicht aber über den an Menschen klagen gehört hatte, war ihm nicht gegeben. Dunant lieft es nicht bei dem Gefühl des Entsetzens bewenden; er sagte sich: wenn es schon vergeblich sei, den Kriegen selbst Einhalt zu tun, so bestehe doch die Pflicht, ihre Schrecken zu mildern. Er regte eine internationale Ver ständigung an zur Versorgung und Pflege der Verwundeten, und unter Führung der gemein nützigen Gesellschaft in Genf erfolgte am 24. August 1864 der Abschluft der Genfer Konvention unter Beteiligung von 16 Staa ten. Infolge der ersten Haager Friedenskonferenz kam es dann im Jahre 1006 zu einer Erneuerung der Genfer Konvention, an der sich 35 Staaten, darunter alle Großmächte, beteiligten. So ist aus einem Gedanken der Menschenliebe ein Bestandteil des Völkerrechtes geworden. Nach Entstehung und Wachstum dieses Werkes ist es geradezu vorbildlich für die internationalen Ver- ständigungsversuche im Sinne der Haager Frie denskonferenzen, und wir haben als Kultur menschen um so mehr Grund, uns seiner all gemeinen Anerkennung und versöhnlichen Wir kung zu freuen, als doch der Krieg der stärkste Ausdruck der Feindschaft der Staaten und Völ ker ist. Leuchtend hebt sich das rote Kreuz auf mciftem Felde von diesem Hintergründe ab. Es ist hLj/tc Ehrensache für jeden Staat, nicht nur die Bestimmungen der Genfer Konvention auf das genaueste zu achten, sondern auch in seinem eigenen Militärwesen die denkbar besten Ein richtungen zu schaffen, um im Kriege den Ver wundeten rechtzeitig Hilfe bringen zu können. Eine rein militärische Organisation würde jedoch dazu kaum genügen, aber auch die freiwillige Pflege, wie sie sich allenthalben selbst l-eraus- bildete, würde, auf sich selbst gestellt, keine große Aufgabe im Kriegsfälle lösen können — die «Verbindung beider unter Einord nung in den staatlichen Kricgssani- tat s dien st war unbedingt notwen dig. In einer nunmehr fünfzigjährigen Arbeit ist dieses Ziel erreicht worden. Es sind die Deutschen Vereinigungen vom Roten Kreuz, deren zu gedenken wir heute besondere Veranlassung haben. Mit einem Aufruf um Unterstützung wenden sic sich an das deutsche Volk. Auch für sie heißt es: Gerüstet sein, ist alles. Sic wären nicht auf der Höhe, wollten sie im Vertrauen auf einen nun viele Jahre dauernden Friedenszustand in der Vorsorge nach lassen. Wie könnten sie das verantworten, da doch Regierung und Reichstag erst im letzten Jahre unsere KricgSrüstung in einem noch nicht dagewesencn Maße verstärkten und zugleich neue Forderungen stellten au die Opferwilligkcit! Mit der Vermehrung der Heere wachsen selbstver ständlich auch die Schwierigkeiten der Verpfle gung, wächst die Sorge, wie die Aufgabe deS Roten Kreuzes im Ernstfälle zu erfüllen sei. Der russisch-japanische Krieg, ebenso Ivie die blutigen Ereignisse auf dem Balkan haben ge zeigt, daß die Schlachten, schon räumlich ge nommen, eine weit umfassendere Vorbereitung deS Sanitätsdienstes nötig machen als in friiye- den Feldzügen. Damit hängt die Steigerung der Zahl der Kämpfenden zusammen, und die Notwendigkeit, für Tausende von Verwundeten die erste, ach, so ersehnte Hilfe zu sct>affcn. Für jeden Soldaten ist das Zeichen des Roten Kreuzes ein Trost; er weiß: hier warten opfer willige, im Dienste geschulte Menschen derer, die angstvoll um die Rettung bangen. Wunder soldatischer Tapferkeit sind in den Schlachten von 1870/71 geschehen, aber auch Wunder der Tapferkeit unter der F,rhne des Roten Kreuzes von Männern und Frauen, Aerztcn, Schwestern und freiwilligen Pflegerinnen, die Tage und Nächte ohne einen Augenblick der Ruhe inmitten herzergreifenden Elends aushielten. Zola schil dert in seinem Roman „Debäclc" auf manchem Blatte mit unerschütterlicher WahrhcitStreue diese Leistungen heldenhafter Arbeit; wie er greift uns die Gestalt der Schwester Marianne in Walter Bloems vaterländischer Erzählung „Das eiserne Jahr"! . . . Es ist indes nicht notwendig, uns alle Schrecknisse des Krieges vorzuhalten, uni uns für das Rote Kreuz zu erwärmen. Auch im Frieden wirken die Männer- und Frauen abteilungen mit all dem Eifer, den Menschen liebe zu entzünden vermag. 680 000 Mitglieder zählen die Frauenvereine, die sich unter ver schiedenen Namen in allen Teilen Deutschlands der Krankenpflege widmen. 61 Krankenhäuser stehen mit 3200 Betten zur Verfügung — 2100 Gemeindekrankenpflegestationen haben sie er richtet —, 6 Lungenheilstätten, 20 Waldcrho- lungsstättcn, 637 Fürsorgestütten, 143 Mütter beratungsstellen, 732 Kindergärten, Krippen und Kinderhorte sind ihr Werk. Im Jahre 190!) standen 3288 Schwestern, 244 Hilfsschwestern und 2498 Helferinnen in der Arbeit, die als Gemeindeschwestern bis ins kleinste Dorf den Segen geordneter Krankenpflege tragen. Die in Not geratenen Veteranen finden im Roten Kreuz allezeit sichere Hilfe, 2300 Heilbedürftigcn unter ihnen wurden seit 1908 Brunnen- und Badekuren ermöglicht; den im Bereiche des Sächsischen Landesvereins vom Roten Kreuz Wohnenden teils in dem heimischen Bade Schincckivitz bei Kamenz, teils — durch Vermitt lung des Deutschen Zentralkomitees vom Roten Kreuz in Berlin — in Ems, Kissinacn, Nauheim, Wiesbaden. — Im ganzen eine Volksfürsorgc, auf die unser Vaterland stolz sein darf. Nun ist der 10. Mai, der Tag des Frank furter Friedens, bestimmt worden, zu einem Fest- und Erntctag zu werden. Mit mancherlei Veranstaltungen wirbt das Rote Kreuz um eine freiwillige Beisteuer, die ihm die Weiterführung und Ausgestaltung seiner großen vaterländischen Aufgabe erleichtern soll. Möge ihm reichlich gegeben rvcrden zum Danke für eine lange segensvolle Arbeit. Wie das Werk des Roten Kreuzes, aus lau terer Menschenliebe entstanden, wahrhaft tröst lich waltet, wo die Not am größestcn ist, )o ist es berufen, uns allen, besonders den Glück lichen, die gesunden Leibes und frohen Sinnes durch die Tcige wandeln, die Mahnung ins Herz zu rufen: „Edel sei der Mensch, hilfreich und g u t." Seratung -es Militäretats. (Stimmungsbild aus dem Reichs tage.) E) Berlin, 8. Mai. Die Budgctkommission hat ihre mühselige Arbeit in der Hauptsache beendet, und man ist im Reichstage bei den sog. Monstersitzungcn an gelangt. Sozusagen im Morgengrauen — früh um 10 Uhr — ist man zusammengekommen, um, wenn cs irgend geht, die Beratung des Mi litäretats zu beenden. Indes, weniger noch als sonst im Leben, führen in den Parlamenten die guten Vorsätze ans Ziel. Zunächst sind ein paar Anfragen zu erledigen, eine darunter von einem starten politischen Interesse, die Frage der beiden aus dem Elsaß stammenden sozial demokratischen Bcnjamine Wendel und Weill nach der neuerlichen Vorstellung im Berliner Eispalast, die dank der nicht alltäglichen Ge wissenlosigkeit der hier „atkredidierten" fran zösischen Korrespondenten in den legten Tagen das Blut der Bürger von Paris in Wallung ver setzt hat. Diese Herren, die zumeist zu dem engeren Freundeskreis des Genossen Weill zu gehören scheinen, haben auü dem, was im schlimmsten Falle eine Geschmacklosigkeit, wahr scheinlich aber nur eine Gedankenlosigkeit war, eine unter dem Jubel der Berliner von dem Hilssbund gegen die französische Fremdenlegion verübte Verhöhnung der französischen Unisorm gemacht. In Wahrheit hat man in Berlin erst auf dem Umweg über die Pariser Presse von diesen Dingen erfahren; hat nicht gejubelt, ist nur befremdet, hier uno da vielleichc sogar ein wenig belustigt gewesen: über das kurze Ge dächtnis, nämlich der Pariser, die ganz ver gessen zu l-abcn scheinen, was in oeu legten Jahren von ihrer Boulevarodramatik in der Richtung geleistet worden ist. Aber wenn man's richtig nimmt, war es ganz gut, daß die Herren Wendel und Weill sich zum Sprachrohr ihrer aufgeregten französischen Freunde machten. Die Auskunst, die Ministerialdirektor Lcwald gab, wird in ihrer schlichten, nüchternen Korrektheit — so wagen wir wenigstens zu hoffen — kühlend und beruhigend wirren. Hernach aber wandte man sich wieder dem Militäretat zu. Herr von Falken Hayn hat — und wir haben diesen Eindruck hier festzu halten versucht — im allgemeinen bei der heu tigen ersten Beratung seines Etats sehr gut abgeschnitten. Die in der Kommission mit ihm zusammengearbeitet hatten, brachten von dort angenehme Erinnerungen mit, aber auch die ihn erst im Plenum sahen, wurden von der Frische seiner Persönlichkeit sympathisch berührt, von dem fröhlichen Drauslosreden, dem idea listischen Schwung, von dieser unbekümmerten, ' nicht erst viel diplomatisierenden Art, die einen neuen eigenen Ton in das graue Einerlei dieser Tage trugen. Das hindert nicht, auSzusprcchen, das; der Kriegsminister in man chcm Belang es sich doch wohl zu leicht gemacht hat; daß er stellenweise uns Gründe brachte, Vie, bei Licht betrachtet, keine Gründe waren, und daß er hier und da wohl auch mehr polemi siert hat, als cs — zumal in der gegenwärtigen Lage — unbedingt geboten war. Die Miß stimmung, die darüber bei dem einen und an deren aufgekcimt war, kam heute in den Reden der Abgg Gothein und Groeber zum Aus druck, und zwar knüpften sie vornehmlich au die beiden Themen an, die sich wie eine unend liche Melodie durch alle Militärdcbatten der letzten Jahre zogen: an das Thema von den jüdischen Reserveoffizieren, die es von Ver- fassungs wegen geben soll und tatsächlich doch nicht gibt, und das nicht weniger Unbehagliche von der Stellung des Militärlabinetts. Herr von Falkenhayn ist darauf heute — insbesondere von Herrn Groeber, der einen sehr demokratischen Tag hatte — hart angelassen worden. Aber daß er vollauf befriedigende Erklärungen ge geben hätte, wird nicht gut zu behaupten fein. Vielleicht tonnte er sie nicht geben; aber dann wäre es wohl besser, das offen cinzugcstehen: dies Operieren mit Halbwahrheiten, die jeder als solche erkennt, wirkt oft, ehrlich heraus gesagt, auf die Dauer verstimmend. An den Rest der Gcneralaussprachc schloß sich, da es Mittag und Nachmittag geworden war, die Einzelberatung. Hier gab es noch einen dramatischen Moment, als man daran ging, den Streit um das Preskerefcrat zu entscheiden. Herr Dr. Oertel belegte als erfahrener Fachmann die Forderung mit guten Gründen, Herr Schiffer fand sympathische Worte berechtigter Würdigung für den gegen wärtigen Verweser des Prcssede.zcrnats im KriegSministcrium; aber cs war alles umsonst: Zentrum und Sozialdemokratie formierten sich zu einem geschlossenen .Heerbann und stimmten die Konservativen und nationallibcralen An träge nieder. Damit — man war mittlerweile sieben geschlagene Stunden beisammen und draußen hatten Maiensounenschein und Früh lingswetter einander abgelöst, kam man zum Jntendanturwesen, bei welcher Gelegenheit der ZentrumSgenecal Häusler und der Kriegs minister mehrfach miteinander die Klinge kreuzten, und immer deutlicher wurde cs, nun auch von den unverwüstlichen Optimisten nicht mehr bezweifelt, daß der löbliche Vorsatz, den Militäretat noch heute zu beenden, zu Wasser werden würde. Somit wird man über den Kanzlcretat frühestens an» Montag sich aus sprechen können . . . Etatskapitel Staatseisenbahnen. (Stimmungsbild aus dem Landtage) r»c. Dresden, 8. Mai. Nun ist es heraus: A m 2». Mai soll der Land tag geschlossen werden; da heißt es, mit Hoch druck schaffen, wenn ulles ausgearbeitet werden soll. Daraus erklärt cs sich auch, daß heute, Freitag, ganz wider die Gewohnheit eine Dauersitzung an geordnet wurde. Man verhandelt Kapitel 1«. das ist Etat der Staatscisenbahne n. Damit verbindet man die Aussprache über einen fortschritt lichen Antrag auf Einstellung billiger Sonntags fahrkarten. Dieser Antrag würde zweifellos einen erheblichen Fortschritt bedeuten. Zm Hause selbst steht man dem Anträge sympathisch gegenüber, aber die Negierung! Ihre Gründe gegen den An trag sind zum Teil geradezu problematisch. So er regte der Finanzmini st e r vielfach Kopfschütteln im Hause, als er meinte, die Lonntagsfahrkarten seien kaufmännisch nicht zu rechtfertigen. Jedenfalls zieht er die Steigerung des Verkehrs, die dadurch herbcigeführt wird, nicht in Rechnung. Problematisch klang es auch, wenn der Minister den Hinweis aus Preußen, das diese Fahrkarten hat, als untunlich abwies, weil dort die Einrichtung historisch ge worden sei. Ist so ein Argument mit den Verkehrs wünschen begründet'? Auch bei anderen Angelegen Heiken erregte der Jinanzminiftcr Kopsschütteln. Der liberale Abgeordnete Merkel hatte vor wenigen Tagen auf die preußijch - jnchsijche Eisen- bahnkonkurrenz hingcwiesen und in diesem Zu sammenhang von einem Eisenbahnkrieg gesprochen. Davon wollte der Finanzminister absolut nichts wissen. Mit erhobener Stimme bestritt er das Vor handensein eines solchen Krieges, fand freilich keineswegs Glauben im Hause. Das Etatskapitel selbst ist das umfangreichste im ganzen Staatshaushaltsetat. Es ist ein Etat slic sich. Der nationalliberale Abgeordnete Bauer hat einen umfangreichen und auch sachlich beachtens werten schriftlichen Bericht geliefert. Zu Kapitel 16 gehört auch eine gewaltige Zahl von Petitionen. Kein Wunder, wenn da der Redestrom fließt; kein Wunder auch, wenn die verschiedenartigsten Dinge zur Sprache kommen. Die Nationalliberalen schickten als ersten Redner einen Fachmann von un bestrittenem Rufe in diesen Dingen ins Treffen, den Abgeordneten Anders. Er nahm sich mit großer Wärme und Ueberzeugung der Beamtenpetitionen an, die aber zumeist bei der Regierung wenig Gegen liebe gefunden haben. Alle Parteien schlossen sich seinem Tone an. Auch der konservative Führer Opitz, der im übrigen die Beamten auf eine bessere Zukunft vertröstete. Der Fortschrittliche Brodaus versicherte die Bahnbeamten ebenfalls seines Wohl wollens und verteidigte alsdann den Antrag seiner Freunde. Und nun schloß sich eine ganze Reihe von Reden an, die zumeist ein starkes lokales Kolorit auswicsen. Wir müssen uns begnügen, die Namen der Redner aufzuführen. Es sprachen die Abgeord neten Castan, Döhler, Hähnel, Richter, Dr. Roth, Schiebler, Wirth, Brodaus, Singer und Träber. Zum Schluß faßte der Nationalliberale Dr. Niethammer in einer großzügigen Rede die Debatte zusammen, nicht ohne neue Ausblicke zu er öffnen und, was nicht allen Vorrednern geglückt war. die wenigen noch anwesenden Landbotcn zu fesseln. Nach einer Schlußbemcrkung des Abgeord neten Koch war die Aussprache beendet. Die Ab stimmung wurde wegen der schwachen Besetzung auf Montag verschoben. Mexiko vor neuen Kämpfen. Die Lage in Mexiko drängt zur Entscheidung durch die Waffen. Die Rebellen, die von einer diplomatischen Vermittlung nicht viel zu erwarten hatten, haben den günstigen Augenblick benutzt, in dem Huerta Verhandlungen anknüpfte, und haben überall die Regierunqstruppen angegriffen. Die Zustände in der Hauptstadt scheinen äußerst kritisch zu sein. Die Amerikaner bereiten sich vor, bedeutende Heereskräste in Veracruz zu landen, um gegebenenfalls in das Innere vorzud ringen. Die Beschwerde, die das mexikanische Auswärtige Amt gegen diesen Bruch des Waffenstillstandes erhoben hat, wird ihm nicht viel Helsen; die Entwickelung der Dinge wird darüber hinwegichreiten. Wir ver zeichnen folgende Meldungen: Anarchie in Mexiko. Washington, 8. Mai. Der Kriegssekretär Garrison empfing gestern eine lange chiffrierte Depesche von General Funston und berief darauf hin den gesamten Generalstab zu sich, mit dem er eine Beratung adhielt, die bis Mitternacht andauerte. Garrison erklärte, General Funston habe ihm Mitteilungen von Flüchtlingen über die Lage in der Stadt Mexiko übermittelt. Die Flüchtlinge erklären, der Zusammenbruch der Herrschaft Huertas könne jeden Augenblick erwartet werden; dann würde die Anarchie eintreten. Vordringen der Rebellen. Mailand, 8. Mai. Luigi Barzini meldet dem „Corriere dena Sewa" aus der Stadt Mexiko vom 6. Mai: Die Lage wird immer ernster, dunkler und interessanter. Die Rebellen weigern llch durch aus. die Entscheidung der vermittelnden Mächte an zunehmen, und beabsichtigen, durch die jüngsten Er folge ermutigt, auf eigene Rechnung vorzu gehen. Wenn also die Vermittlung überhaupt noch ihr Ziel erreichen soll, müßte die mexikanische Regie rung in kürzester Zeit endgültig über die Aufstän dischen triumphieren oder wenigstens ihrem Vor dringen Einhalt gebieten. Einstweilen nimmt der Bürgerkrieg an Verbreitung zu. Aus Saltillo sind 500 Verwundete in der Stadt Mexiko anae- kommen. und Gerüchte gehen um von blutigen Zu sammenstößen in der Nähe von St. Louis und Cuernavaca. Lin amerikanische» Landungsheer. * Washington, 8. Mai. Wie bekannt wird, ist das Kriegsamt darauf bedacht, in Veracruz oder auf Transportschiffen in besten Nähe 50000 b i s 60000 Mann Truppen aufzustellen, welche erforderlichenfalls nach der Hauptstadt vor rücken sollen. D.e Sorgen um ihre Interesten. Rew York, 8. Mai. Vertreter von sechzig Dei nes e 1 l s ch a j t e n. die in der Gegend von Tampico Interessen besitzen, beschlossen, den Präsidenten Wilson zu ersuchen, zum Schutz der Arbeiter bei den Oel-
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