Suche löschen...
02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 13.05.1914
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-05-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140513027
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914051302
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914051302
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-05
- Tag 1914-05-13
-
Monat
1914-05
-
Jahr
1914
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Sette 2. Nr. 241. Ndena»Nusüsbe. Lrtpzryrr LagediaU. MMwoül. 13. Ma» 1S14. und erweckte eine anregende Debatte förderlicher Art. Ein Beschluß wurde nicht gefakt. Den Rest des Abends füllte ein geselliges Beisammensein. In freier Verbindung mit der Meißner Konferenz sand am Montag aus dem „Burgkeller" in Meißen die diesjährige Hauptversammlung des sächsischen Ierujalcmsoereins unter starker Teilnahme statt. Zunächst erstattete der Bor» atzende, Kirchenrat Dr. Wehe l Bischofswerda den Bericht aus das Jahr 19lk.1l. Im allgemeinen geht es mir der evangelischen Kirche in Palästina langsam, aber sicher vorwärts. In der Tochtergemeinde von Bethsahurll in e lAmmed ist eine evangelische Kirche im Bau. Mit der Ausführung des Altar» vildes soll Professor E. Wintcrstcin von der König!. Kunstakademie Leipzig betraut werden, sodann er stattete Pfarrer Lange-Putzkau den Kassen, bericht t!>i:! l >, der in der Einnahme mit 1k 858 Mark, in der Ausgabe mit 9880 .tt und im Ber. Mögensnachweis mit 8172 . abjchloß. 70k!' .K wur den Mission» und Lehr,wecken zugesührt. Bei der Vorstands'vahl erfolgte die Wiederwahl der aus scheidenden Vorstandsmitglieder und die Neuwahl des Präsidenten des EvangelischLutheriichen Landes konsistoriums Dr. Böhme, Schließlich hielt noch Pastor Piegler aus Auerbach einen Bortrug über seine Palästinorcise. Der Vortrag fand lebhafte» Beifall. Die Meißner Konferenz führte am Dienstag ihre Tätigkeit zu Ende. In den zeitigen Morgenstunden wurde im Dom ein e st g o t t c s d i e nst gehalten, bei dem Luperinicndenl I>. Cordes-Leipzig die Predigt bot, und eine Kollekte für den Allgemeinen Kirchenfonds erfolgte. Ilm 10 Ubr eröffnete der Vor sitzende, k>eh. Kirchcnrat llniversitätsprofesior I >. Hcinrici Leipzig die außerordentlich stark be suchten Beratungen. Er begrüßte die Er schienenen und führte sodann aus, das; zum Verstand, »is der brennenden Zeitfragen man sich erinnern müsse, daß wir 'n einer Zeit des lleberganges leben. Die wichtigste Ausgabe der Kirche in der siegen, wortigen Zeit sei Klarheit in der großen Gärung, ^ic müsse sesihalten an dem Worte: „Gedenket -essen, was Gott euren Vätern getan hat." Die Kirche hat gegenwärtig in freudiger Erkenntnis der Geschichte große gemeinsame Güter zu pflegen. In diesem Sinne sei der starke Besuch der Konferenz eine hocherfreu, liche Erscheinung. Es folgte ein wissenschaftlicher Vortrag des Pro- fessorv 0. A l t h a u s - Leipzig über „Religion und Moral". Der Gelehrte wies nach, daß die religiöse Sittlichkeit nm reinsten dem Endvegrisj der Sittlichkeit entspreche. Die Verbindung von Religion und Moral, wie sie in der evangelischen Ethik in die Erscheinung tritt, tönne die Sittlichkeit zur höchsten Vollendung bringe«. Den folgenden Punkt der Tagesordnung bildete das aktuelle Thema: „Die Stellung der Kirche zur A u s t r i t t s b e w e g u n g.' Das grundlegende Referat hierzu gab Pfarrer D i t 1 r i ch- Chemnitz, darin hauptsächlich einleitend seststellend, -aß die gegenwärtige Austrittsbewegung eine lünst- lich entfachte Lache sei, betrieben von dem inonisti. nhen „Komitee Konfessionslos" in Verbindung mit -em „Zentralver'oand proletarischer Freidenker", denen die Lieblnechtsche Agitation zum^ poUtischen Kirchenstreik an die Seite getreten sei. In Sachsen habe diese Bewegung säst nur proletarisches Ge präge getragen und sich vorläufig als Fehlschlag er wiesen. Werter wandte sich der Redner den Ursachen nir die völlige Kirchcncntsremdnng des „arbeitenden Volkes" zu. Das Beispiel der Gebildeten habe seit mehr als einem halben Jahrhundert entkirchlichend gewirkt. Die Beherrschung des Denkens des Ar beiters durch die Fragen seines Arbeitslebens, die Unsicherheit seiner Lage und die Abhängigkeit vom Kapital mache den Glauben des Arbeiters zum Dies seitsglauben, seine Sittlichkeit zur Massensittlichlcit, und lasse ihn in bezug auf Religion und Kirche fragen: „Was nützen sie mir? Wie bessern sic mein Los? Wie stehen sic zur Arbeiterbewegung und zum Klassenkamps?" Zu diesen Fragen hat die Kirche versäumt, i-tellung zu nehmen. Die Kirche hat für den so gearteten Arbeiter kein Wort gehabt, wohl aber viele gegen ibn gesprochen. Rach diesen frei mütigen Feststellungen wandte sich Redner der Er örterung der neuen Aufgaben der Kirche zu und for derte Anwesenheit der Diener der Kirche in den Aus- irittsversommlungen. Kennzeichnung der Religion als Gewisscnssache. Warnung vor dem Kirchen austritt aus rein äußerlichen Gründen, Bezeichnung -er Religion nicht als Privat-, sondern als Volks sache, Zugebcn von Fehlern und Versohlung, Ver teidigung' gegen Verdrehung und Verdächtigung, keine Beteuerung der Arbeltcrfreundlichkcit, aber Hinweis auf die soziale Arbeit der evangelischen Kirche in der inneren Mission. Der Arbeiter bewcgung solle von der Kirche ihr volles Recht ge lassen und nur gezeigt werden, daß diese Bewegung nur dann gesund verläuft, wenn sic sich von christ- lichem Geiste erfüllen lasse. Es muß in der Kirche alles ferngehalten werden, was nach Polizei und Zwang in kirchlichen Dingen aussieht, und aus den kirchlichen Ordnungen sind alle sozialen Härten zu entkernen. Zum Schluß betonte der Redner, daß die Landeskirche in ihrer Gesamtheit des Landes evan gelisches Gewissen zu fein und darum das Wort zu -en ernsten Fragen und Bewegungen der Zeit zu er. greisen hat. Die Ausführungen lösten lebhaften Anklang aus und die Debatte zeigte, daß die Kon- ferenz im großen ganzen mit den Ausführungen des Redners einverstanden war. Einen entsprechenden Beschluß faßte man nicht. Rach gemeinsamem Gebet und Gesang wurde die Tagung geschlossen. k>oliMctte Ueberliettt Oer Kaiser in Wiesbaden. Der Kaiser ist heute Mittwoch morgens 7 Uhr 15 Min., von Meß kommend, in Wiesbaden ein- getrosfen. Zum Empfang war der Kommandierende General des 18. Armeekorps, Exzellenz v- Schenck, an wesend. Nach kurzer Begrüßung begab sich der Kaiser mit Gefolge nach dem Fürstenpuvillon und fuhr dann im offenen Automobil nach d.m Schlosse. Das LVetter ist sehr schön. Troß der frühen Morgenstunde hatte sich ein zahlreiches Publikum vor dem Bahnhof und in den E.nnigsgraßcn eingefunden, das dem Kaiser jubelnde Ovationen darbrachte. Die Stadt prangt im Feftschmuck. Alle öffentlichen und privaten Ge bäude haben geflaggt. Die Ausschmückung der Em- zugsitraßen ift reiwer noch als wnst. Die Wilhelm praße ist auf der Häuserreihe mit Tannengrün, Gir landen und Fahnenmasten geziert. Die schwarz weißen und sch'van'weiß-rotcn Farben find hier unterbrochen von dem Blauorange der Nassauischen Landesfarbcn Der Fr.mdenbesuch, der stets im Mac mit dem Besuch des Kaisers seinen Höhepunkt er reicht, weist diesmal Retordzifferu auk. Mit allen Zügen treffen neue Gaite ein, die aus Anlaß des Ka.ferbefuches, der M a i f e st s p i c l e und der zahl reichen Veranstaltungen der Kurverwaltung her ihren Aufenthalr nehmen. Vor dem Schloß wieder holten sich bei der Anlunft des Kaisers die Huldigun gen des Publikums, auf welche der Kaiser durch Grüßen wiederholt dankte. Nach der Einfahrt des Kaisers in den Schloßhof wurden die Feldzeichen der hier garnisonierenden Truppenteile von der k. Kom panie des Fiisilicrregiments „von Gersdors" (Kur Hess.« Nr. 80 unter Führung von Hauptmann von Los berg in das Schloß übergeführt. Vie italienttchen Kun-gcbungen in Oesterreich. Die italienische» Kundgebungen gegen Oesterreich, die hauptsächlich von Studenten ausgingen, werden auch in Italien mißbilligt. Man bemüht sich, den unangenehmen Eindruck zu verwischen und erkennt das maßvolle Verhallen der österreichischen Regierung lobend au. Wir verzeichnen folgende Aeuszerungen: Die Zeitung „G iornale dItalia" bespricht die Reden in den Delegationen über die Kundgebungen in Italien und schreibt: „Wir ver zeichnen mit Genugtuung den ruhigen und kühlen Ton in dem die verantwortlichen M r ii i st e r der österreichisch ungarischen Monarchie gesprochen haben. Graf Berchtold behielt sich, nach dem er die Verbrennung einer österreichisch ungarischen Fahne dementiert hatte» vor, zu be urteilen, ob es notwendig sein würde, auf diploma tischem Wege vorzugehen für Angriffe auf das Völkerrecht, worüber noch weitere Informationen erwartet werden. Die italienische Regierung muß ihrerseits die Tatsache» genau feststellen, um zu sehen, ob es notwendig ist, der österreichisch.ungarischen Regierung Aufklärungen zu geben oder nicht." Die Zeitung fordert die Studenten von neuem auf, sich u n n iitzer und lärmende r Kundgebungen zu enthalten." Tie „Triduna" sagt, es scheine also, daß nach dem, was in de» Delegationen erklärt worden sei, zwischen den Berichten, die von den Konsuln an ihre Regierung und den Berichte», die von den italie nischen Behörden Uber die italienischen Kundgebungen wegen der Vorkommnisse in Triest gegeben worden seien, ein offensichtlicher Unterschied bestehe. Hieraus ererbe sich die unabweisliche Notwendigkeit, die Tatsachen gründlich zu prüfen und in ihrer Tatmchlichkcit richtigzustellen, ehe weiter gegangen werde. Und nur nachdem diese Tatsachen gründlich geprüft und festgestellt seien, sei es selbstverständlich, daß, falls es sich als notwendig erweisen sollce, da» ilalienischerseits Erklärungen gegeben werden, diese in normaler Llöeise nach den Gepflogenheiten und dem guten internatio nalen Gebrauch gegeben werden würden. In der italienischen Kammer antwortete Ministerpräsident Salandra aus die Interpella tionen der Abgeordneten Easolini und Larussa über die Straßcnkundgebungen in Catanzaro am 8. Mai. Er bekrästigte, daß die öffentliche Gewalt ihre Pflicht erfüllt habe und fügte hinzu, er sage dies nicht nur für die Studenten von Catanzaro, sondern auch für diejenigen von Rom und anderen Städten, die bedauernswerte Handlungen verübt hätten. Er drückte in den pärksten Worten sein Bedauern darüber aus. Die Studenten müßten verstehen, daß es nicht ihnen zukommc, die innere oder die internationale Politik zu leiten. Die Studenten sollten studieren und gute Bürger werden. Der Minister fuhr fort: ..Die Regierung ist entschlossen, nicht zu gestatten, daß der artige Kundgebungen sich wiederholen, und hesit die Zuversicht, daß jede Agitation nunmehr em Ende finde." (Lebhafter Beifall und Zustimmung, Lärm auf der äußersten Linken) Larussa ant wortete, er bedauere das gewaltsame Auftreten der Beamten gegenüber der Agitation der jungen Leute, die sich von großherzigen Gefühlen leiten ließen. Auch Easolini bedauerte, daß die öffent liche Gewalt bei der Unterdrückung der Kund gebungen zu weit gegangen sei. Oer ftte-ttche Wilson. Wilson hofft noch immer, daß die Vormittagsver- hcmdlunsieit zu einem guten Ende kommen, und daß der Konflikt mit Mexiko auf friedliche Weise bei gelegt werden wird. Reber das Schicksal von Tam pico ist noch nichts Bestimmtes zu erfahren. Wilsons Hoffnungen. Washington, 1k. Mai. Rach einer laugen Konfe renz mit dem Präsidenten Wilson erklärten die 'Mitglieder des Kabinetts, Präsident Wilson halte das Vertrauen aufrecht, daß die Vermittlung Erfolg habe und weitere schwere Verwicklungen von Mexiko abwendc. Der Kampf um Tampico. Washington, 1k. Mai. Marincminister Da. nicls erhielt ein Telegramm des Admirals Bad- ger, nach dem gestern den ganzen Tag hindurch bei Tampico lebhaft gefeuert wurde. Veracruz, 1K. Mai. Die Pas,agiere des Dampfers „Bond", der mit KOK spanischen Flücht linge» ans Tampico hier eingctrofsen ist» erklärten, die Bu n d e « t r n p p e n hätten Tampico am 1k. Mai geräumt, worauf die Rebellen die Stadt be setzt hätten. Eine Bestätigung der Nachricht ist hier nicht möglich. Deutsches Reich. * Der neue sächsische Kricgvminister, Herr von Earlowitz, ist, wie wir in Ergänzung unserer Rotiz von heute morgen Mitteilen, Generalleutnant mit Patent vom 3. Februar 101k, Generak-Adiutant des Königs, tommaudiert zum Kronprinzen, also nicht dessen Erzieher. O * Familientag in Gmunden. Wie aus G m unde n gemeldet wird, sollen in der kommende» Woche Be- luche ber Braunschweiger, Mecklenburg - Schweriner und Badener Fürstlichkeiten beim Herzog und der Herzogin von L u mb erland erwartet werden. * Statthalter von Dallwitz und Staatssekretär Graf von Roedern trafen heule Mittwoch vor- mittag in Straßburg wieder ein. Der Stcuthalter wird sich heute abend über Berlin nach Hohen- i finow zur Beisetzung der Frau von Lethman» I Hollweg begeben. * Ein neues Mitglied der reichsländischcn Ersten Kammer. General der Infanterie Ritter Hentschel von Gikgenheimd-Straßburg wurde vom Kaiser aus Vorschlag des Bundesrats zum Mitglied der Ersten Kammer des Landtags ernannt. " Bau eines neuen Opernhauses in Berlin. Die B u d g c t k o m m i s s io n des preußischen Ab geordnetenhauses bewilligte entsprechend der Anforderung des Etats der Bauoerwaltung 500 000 .il als erste Rate zum Reubau des Opernhaus es in Berlin. Dazu wurde nach stehende Bemerkung auf Grund eines kombinierten konservativen und fortschrittlichen Antrages be- schloffen: Der Bau auf Grund des Hoffmannschen Entwurfes darf nicht begonnen werden, bevor ns die König!. Akademie des Bauwesens über wesentliche Einzelheiten des Entwurfes gehört worden ist: d) die Voraussetzungen festgestellt worden sind, an die die Stadt Berlin ihre Beteiligung knüpft; ej die Verwertung der durch diese Beteiligung dem Staate zufallenden, in der Alsenstraße und am Kleinen Königsplatzc gelegenen Grundstücke in Höhe von mindestens tt Millionen Mark festgestellt ist! ck) die Verwendung des alten Opernhauses unter wesent licher Erhaltung seiner Architektur zu Universitäts zwecken sichcrgestellt ist. — Weiter genehmigte die Kommission die im Nachtragsetat angeforderten drei Millionen als erste Rate zum Erwerb des Grundstückes Königgräßer Straße 121 —Prinz- Albrecht-Straße k. — Die dazu vorliegende Reso lution der Konservativen wurde in nachstehender Form angenommen: Die Zustimmung zu diesem Nachtrag geschieht in der von der Staatsregierung als zutreffend anerkannten Annahme, daß das an gekaufte Grundstück im wesentlichen zu einem Neu bau des Finanzministeriums in einer auch die Inter essen des Abgeordnetenhauses berücksichtigenden Weise verwandt wird und daß die jetzigen Grund stücke des Finanzministeriums für Zwecke des Staates verwendet werden. ' Der Seniorenkonveni des preußischen Abgeord netenhauses beschloß heule, die Etatsberatungen tunlichst bis zum 2(1. Mai abzuschließen und zwar die 2. Lesung nm 1K. Mai, die k. Lesung am 20. Mai. Am 22. Mai sollen Besoldungsiragen beiprochen werden. Für den Fall, daß die preußische Bejol- dungsnovelle infolge des Scheiterns der Reichs- beioldungsnovelle zurückgezogen wird, soll die Be sprechung von Besoldungsfragen dennoch erfolgen, für diesen Fall werden die Besoldungsanträge be raten. Ob Pfingstferien eintreien, steht noch nicht fest Man hat aber die Absicht, die Eisenbahn- anlcihevorlage zu verabschieden und die erste Lesung des Fideitommiß und des Fischcreigcjetzes vor der Vertagung zu beraten Vor Pfingsten wird dies nicht möglich jein, zumal da die Verab chieoung des Fideikommißgesctzes sich im Herrenhauie verzögert. Wenn der Etat bis Himmel ahrt im Abgeordneten- Hause nicht erledigt wird, kann die Etatsberatung im Herrenhaujc erst nach Pfingsten stattfindcn. Heer unö ZSotte. Die Tätigtest deutscher Werften für tue russische Marine. Der von allrussischer Seite ungemein IKdenjchaft lich geforderte Boykott der russischen Regierung, die keinerlei Lieferungen mehr an deutsche ginnen und Betriebe vergeben sollte, hat bei der Regierung des Zarenreiches keine (Gegenliebe gefunden. Der amt lichen Erklärung des Staatssekretärs des Auswärti gen Amtes in der Budgetkommission, daß die russische Regierung nicht daran denke, die deutsche Industrie ivi Lieferungsausträgen zu übergehen, ist die Bestäti gung durch die Tat auf dem Fuße' gefolgt. 'Nachdem eben erst wieder eine große Hallejche Ma schinenfabrik bedeutende Aufträge der russi schen Regierung für Bagger und dergleichen erhalten hat, sind auch die Elb in ger Schichauw er le au den Lieferungen für die russische Kriegsmarine in ungewöhnlich großem Maßstabe herangezogen wor den. ,Für die baltische Flotte Rußlands bauen die Elbiwger Werke Schiffsturbinen von nicht weniger als 521000 I'. K. Dies« kommen in Betracht für die beiden in Danzig im Bau befindlichen kleinen Kreuzer „Muravicw Amiirsky" und „Newelsten" und dis neuen Hochscetorpcdoboate, die von der russisch«» Filiale der Schichauwcrft in Mühlgraben bei Riga gebaut werden. Diese Torpedoboote besitzen je 08 Meter Länge, 9,kl Meter Breite und 2,78 M'te, Tiefgang, sie verdrängen 12t>0 Tonnen. Jedes Boot erhält Turbinen von KO 000 l'. K. und soll bestim mungsgemäß eine Geschwindigkeit von K5 Seemeilen entwickeln. Ihre Armierung besteht aus je zwei 10 Zentimeter Schnellseucrgeschützen, ! Ria ich in en ge wehr en und 1 50-Zentimcter-Torocdolancier- rohren. Für jedes dieser Torpedoboote zahlt die russische Regierung 1 150 000 Rubel. Die Boote wer den auf Befehl des Zareu die 'Rainen: „Hochland", „Greuland", „Stcrrsudcn", „Patras", Chios", „T nc- dos", Rymnik", „Smolensk", und „Kulm" tragen. Mit diesen stattlichen Aufträgen ist wohl am lxutcn die Behauptung widerlegt, cs iei der russischen Re gierung mit ihrer Bonkottabwehrerklärung nicht recht ernst. Sodudvar-vdsas ÄLLkL'L Lge/ialitäl: — b'cin-pi. 11189. kva Maria. 15s Von Margarete Richter. (Nachdruck rnnbaleu.) Mit einer nervösen Bewegung fuhr er sich durchs Haar: „Ich kann nicht arbeiten und zu gleich Kindermädchen sein. Ich stecke gerade jetzt ganz lief in neuen llnlerfuchnngcn über das Bildnis — Sie wissen, was mich diese Arbeit schon für Zeit getostet hat. Wenn ich fertig werde damit, soll daraus die Vorlesung für das Wintersemester genommen werden. Aber ich fürchte, die Zeit ist zu knapp dazu." „Zuerst müssen Sic mal ansrnhen! Ich hasse sehr, das; Fran Präsident Cetan Sie nicht gl viel arbeiten läßt. Ich werde ihr schreiben, daß sie Ihnen die Bücherkiste konfisziert, die Sie sicher dabei haben." Sie lachte. „Um Himmels willen, Gva! Der Gedanke allein könnte mich rasend machen —" „Aber Fräulein Gva, was fangen Sie mit dem Gast unter meinem Dache an? daß er sich zu solchen Gemnlsausbriichcn hinrcißen läßt!" scherzte der Geheimrat, zu dein vsfenbar die laut gesprochenen Worte hinausgcdrunaen waren. „Kommen Sie nur immer herein, meine .Herrschaften! Mein Gewohnheitsmensch ist völlig befriedigt." Sebald lind Gva traten zu ihm. Sie legte eine wrbische Leinendccte aus den Tisch, ging ins Speisezimmer und kam bald darauf mit einem Brett, auf dem Obst und Weingläser stan den, wieder zurück Als sie an den Tisch trat, lächelte ihr der Geheimrat geheimnisvoll zu. Sie nickte und ging noch einmal nach dein Neben raum. „Fräulein Eva!" „Herr Geheimrat?" Fragend blieb Gva unter der bischossblaucn, schweren Seiden portiere stehen und wandte den Kovf im Viertel profil zuruck. Sie hatte mit der einen .Hand nach oem Vorhang gegrissen, um ihn zum Hin durchgehen zu teilen. Der weiße Arm, von dem der weite Flügelärmel des Gewandes bis zum Ellenbogen zurnckgesallen war, zeichnete sich plastisch von dem dnnkelglänzendcn Grund ab, ans dem das elektrische Licht in feinen, rötlichen Reflexen spielte. Die rotviolette Tönung des Vorhanges bildete einen seltsamen Kontrast zu Gvas faltenreichem Gewand ans stnmpfleuchten- der, pfunblauer .Korashscidc, ans dem sich ihr schön modellierter 'Racken hell hervorhob, bis -n dem seinen Ansatz des schweren, dunklen -Haares. Der starke Widerschein des glänzenden Hintergrundes umfloß ihre ganze hohe Gestalt mit einem, die Farben versöhnenden Mauve. Nur einen Augenblick verharrte Gva in die ser Stellung, und doch hatte sich in diesem Augenblick ihr Bild für immer in Sebalds Ge dächtnis enigeprägi. So sah er sie später noch ost vor seinen geistigen Angen, als alle Ver- blndnngsfäden zwischen ihnen gerissen waren. Wie gebannt ruhte sein geübter Blick ans dem von Goldborten eingefaßten Spalt des Vorhanges, zwischen dem Gva verschwunden war. Gr konnte sich später nicht entsinnen, nm wel ches Auftrags willen Gva ihre Schritte gehemmt hatte, so sehr hatte ihn das malerische Moment gefangen genommen. „Gin liebes Mädel ist sic," sagte der Ge heimrat. Sebalds Augenrichlung folgend. Der aber hörte ihn nicht. Gr sann über die Wirtung der prächtigen, durch die Beleuch tung gemilderten Kontrastfarben nach. Als keine Antwort erfolgte, glaubte der Ge- heimral, er liabe seine Bemerkung nur gedacht Ginlge Setunden lang konnte man die bei den Uhren licken hören ... die große und die kleine. Gs klang, als ob ein Zwerg neben einem Riesen einhertrippeltc. Tann trat Gva wieder ein mit ein paar Weinflaschen. Sie hatte sich im Nebenzimmer die Wangen gerieben, im Gefühl, daß sie „müde aussäbe und blaß". Nein — er sollte das nicht sehen! „Singen Sie uns doch ein paar Lieder," sagte der Geheimrat, nachdem Gva die Gläser gefüllt hatte und eben im Begriff ivar, sich nic- derzusctzen. Sic hatte nicht die mindeste Lust dazu, aber sie wollte nicht ivieder unhöflich sein. „Was soll ich denn singen?" fragte sie, halb zu Se bald gewandt. „Singen Sie doch das „Schwesterlein", Gva, ich freue mich, Ihre Stimme wieder zu hören." Und Gva öffnete den Flügel und sang, sich selbst begleitend, das kleine Lied von Brahms. Dann erhob sie sich und machte Anstalten, das Instrument zu schließen. „Ich bin nicht recht bei Stimme." erklärte sie. „Das soll doch nicht schon alles sein?" protestierte der Geheimrat. „MU solch trauriger Stimmung wird nicht abgeschlossen!" Gva sab Sebald an. Gr nickte ihr zu: „Sie müssen sich erst ein bißchen frei singen — auf hören dürfen Sie noch nicht. Seit Sie weg sind, habe ich leinen Ton mehr gehört. Um diese Freude dürfen Sie mich nicht bringen. Darf ich mir mal etwas ausfuchen?" Gr trat zu Gva an den Flügel, und sie überließ ihm einen Pack Noien bereitwillig zur Wahl. „Bin ich sehr unbescheiden?" fragte er bit- kend, und überreichte ihr fünf Notcnheftc. „Die Reihenfolge überlasse ich Ihnen." Es waren Lieder von Brahms, die sie ihm oft, oft gesungen hatte, seit er wieder Musik hören konnte. Mit ihm zusammen war sie in die tiefsten Tiefen Bralnnsschen Geistes ge drungen. ^>e schüttelte den Kopf. „Alle fünf nicht: ich bin wirklich nicht ganz „gestimmt" beute. Aber ich will's trotzdem versuchen." Ihre -Hände holten ein paar energische Akkorde ans den Tasten heraus. Sie tonnte sich nicht gleich entschließen, anzufangen. Die Musik batte gerade noch gefehlt, um ihr das unruhige Blut bis in die Fingerspitzen zu treiben. Und gerade Brawns, der ibr das Innerste beriibrte — die tiefe, blritenoe Wunde. . . ach! Sie hatte Lust, aufzuspriiigen und die Noten hinznwcrfcn! Möchte die Grde bersten! . . . Aber während cs in ihren Fingern stürmte und zuckte, fielen ihre Augen auf die Noten, die Sebald ihr auf geschlagen ans das Pult gestellt balle. Brabms kann anfwühlen, aber er kann auch wundervoll beruhigen, wenn man sich ihm hingibt. Gin Blick genügte, nm Gva Ruhe zu geben — diese tiefblaue Ruhe, die allen Schmerz fesselt, aus löscht in seidenweichen, schmiegenden .Harmonien. Nun hatte sic ihre Stimme ganz in der Gewalt, und in schwebendem Piano setzte sie ein: „Wie Melodien zieht es mir durch den Sinn . . ." Als sie geendet hatte, suchte sic Sebald mit den Augen. Aber er halte das blendende Decken licht ansgcdreht. Gr liebte cS, im Dunkeln zu sitzen, wenn er Musik börtc. „Singen Sie Els beths Lied," bat er ans dem Dämmerlicht her aus, als er sah, daß sie unschlüssig in den Noten heften blätterte. Sic wußte, daß er damit das düstere Nvvembcrlied „Auf dein Kirchhof" meinte. Er hatte ihr weh getan mit seinem Wunsch. Hart setzte sic ein nut den Arpcggicn. Wie ein leitende Sturmeswogen brandeten sie auf: „Der Tag ging regenschlvcr und sturmbewcgt . . ." Sie ließ sich tragen von der herben Stimmung. Sie kannte jede Modulation. Aber wie eine bittere Ironie erschien ihr der unendliche Seelen friede, mit dem das Lied ausklingt. Es schrillte in ihr nach wie ein mißtönender Akkord, als der letzte Ton aus dem Klavier verhallt war. Sie wußte nickt, wie sie es vorgelragen hatte ... so müde und hoffnungslos fühlte sie das Leben. Sebald stand aus und reichte ihr die Hand: „So haben Lie s noch nie gesungen, Eva," sagte er einfach. „Seine Lieder sind immer wieoer neu, und wenn man sie hundertmal hört." Sic nickte und spielte mit den Noten. Sie hätte ihn nicht ansehen können in diesem Augenblick. „Nun müssen Sic mir auch einen Wunsch gewähren," sagte plötzlich der Gebeimrat, dessen Anwesenden Gva fast vergessen batte „Vor ekn vaac Wochen baben Sie ein Lied gesungen, ich weiß nicht von wem, es ist mir nur der Text von Heinrich Hart erinnerlich. (Fortsetzung in der Morgenausgabe.)
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)