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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 13.05.1914
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-05-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140513027
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914051302
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914051302
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-05
- Tag 1914-05-13
-
Monat
1914-05
-
Jahr
1914
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Jahrgang »»»»ii». für Inserat« au» Leipzig un» Umgebung »i, /INAeigeNpre^r. , spalti,» Petit,eii»r3 pj„ »i« Neklameieiie l m.. von ou»wärt» 3» pf„ Nrklamen 1.2» M., Kleine slnzeigen üirpetitzetlr nur S»ps.d.wie»«rhol.Nad.,Inserat, von SekSrüen Im amrlicheniletl Sie Petit» zeilr 3» Pf. Seschüftsanzrigen mit plaboorslbrift im Preise erhöht. Nadatt «ach Tarif. Seilagen: Sesamtaufl. 3 NI.So» TaufrnS au»schl. Postgebühr. Nnzelgen-flnnohm«: ?ohaani»gaste«, bei sämtlichen Filialen-»»Leipziger Tageblatic» un» allen flnnoaccn-TxpeSitionen Sr» In» un» stu»lanüe». Geschäftsstelle für Serlin u.S>e pr. Sranüenburg: VirektionwalterZlie^el, Serlin w. IS, Moraaretbenstraiie S. .<i,rnsprech»stnlchlust: cünow 1S14 Miuwoiy, üen IS. Mai. Vas Wichtigste. * Durch eiucu Gerüst ein stürz aus dem Althofsschen Warenhausneubau in der Petersstraße wurden heute morgen gegen 7^ Uhr fünf Arbeiter schwer und einer leicht verletzt. (S. des. Art.) * Der Kaiser ist in Wiesbaden ein- getroffen. (S. Pol. Uebers.j * In Berlin fand heute mittag die Trauer- feier für Frau o. Bethinann Hollweg statt. * Der italienische Minister des Aeußern sprach sich am Dienstag in der Kammer sehr mißbilligend über die Kundgebungen gegen Oesterreich aus. (S. Pol. Hebers) * Die spanischen Truppen brachten am Dienstag den aufständischen marokkanischen Stämmen eine schwere Niederlage bei. lS. Ausl ) * Ein sportärztliches Laboratorium soll im Deutschen Stadion begründet werden. (S. Sport u. Spiel.) Der Kampf um die Jugend. Jin preußischen Abgeordnetenhaus!! ist es zu lebhaften Auseinandersetzungen mit der Sozialdemokratie gekommen, und zwar anläßlich der im Kultusetat geforderten Beihilfe von 3,5 Millionen (eine Million mehr als im Vorjahre > zu Zwecken der Jugendpflege. (5s waren die Wortführer der -Lozialdemokratie, die Abgg. Liebknecht und Hacnisch, die gegen diese staat liche Unterstützung den heftigsten Widerspruch erhoben. Sie sehen in der bürgerlichen Jugend- vfiege, wie sic jetzt nicht allein in Preußen, sondern im ganzen Reiche betrieben wird, weiter nichts als ein „Konkurrenzunternehmen" gegen die sozialdemolratische Jugendorganisation, be haftet mit dem Fehler der Klassenstaatsherrschaft, mit Militarismus, Chauvinismus, Byzantinis mus usw.. wogegen in ihren Augen die sozial demokratische Jugenderziehung schlechthin das wahre Ideal ist. Aus deni gereizten Auftreten der sozial demokratischen Redner darf man wohl schließen, daß ihnen die „Konkurrenz" auf die Nerven gefallen ist. Dafür spricht schon das hitzige Ver fechten der Behauptung, mit ihrer Jugend pflege früher auf dem Platze gewesen zu sein. Dieser Streit hat gar keinen Zweck. Der preu ßische Kultusminister hat aber mit Recht die > deutsche Turn er schäft ins Feld geführt, die längst ehe die Sozialdemokratie überhaupt I die Turuerei in ihre Absondernngsbcstrebungen einbezog, die Fugend heranzog. Diese Tatsache hat der badische Kollege des Herrn Dr. von Trott zn Solz vergessen, als er dieser Tage in der Zweiten Kammer aus eine von klerikaler Seite hin erhobene Warnung erklärte: „Die Sozialdemokraten sind früher gekommen als die bürgerlichen Kreise." Cr hielt den bürgerlichen Parteien die sozialdemokratische Jugendpflege geradezu als Muster vor: Tas, was sie leiste an Dpferwilligkeit, müsse er anerkennen: be sonders auch den Kamps gegen den Alkohol, wie die Leitung der Zeitschrift „Die Arbeiterjugend" finde er bedeutsam und zweckmäßig. Zum Schlüsse freilich verwies er auf die Hauptsache: auf das parteipolitische Ziel, das die Sozml- demotratre mit ihrer Sache verfolge, auf das Hineintreiben der Jugend in die Parteihürden, die Zerreißung der gemeinsamen Bande. Selbst verständlich wird sich die Partei die ihr aus dem Munde eines Kultusministers gezollte An erkennung nach Kräften zunutze machen und im übrigen sein Bedauern über die Gefahr ihres Treibens belächeln. Wir meinen, es sei gar nicht nölig, abzu streiten, daß das Entstehen der sozialdemokra tischen Jugendbewegung die Gegenbewegung auf bürgerlicher Seite belebt habe. Das ist nämlich ganz richtig. Bestrebungen zur Förderung der Jugendpflege waren schon lange im Gange. Wir erinnern nicht nur an die Turncrschaft, sondern auch an die schon vor Jahrzehnten erfolgten Aufrufe des Herrn v. S ch e n ck e n d o r f s und an die Schriften deS Gencralfeldmarschalls v. d. Goltz, der allerdings mehr ans die militärische Erziehung der Jugend nach dem Vorgänge Franlreichs ausging. Die Gründung der sozial demokratischen Jugendvereine aber mar es, die, anfangs auf bürgerlicher Seile kaum ernst ge nommen, zu der Frage führte, o.b die Jugend pflege nicht in ganz anderem Maßstabe organi siert werden müsse, als seither. Allgemein wurde diese Frage gerade im Hinblick auf die partei politische Richtung der sozialdemokratischen Ju- gendbemegunH bejaht, und gewiß mit Recht wurde die Hilfe des Staates gefordert. Wenn man also will, handelt es sich in diesem Sta dium allerdings um eine Gegenwehr auf der bürgerlichen Seite. Errichtet wurde aber diese Gegenwehr nicht auf einem parteipolitischen Ge danken, sondern auf allgemeiner vaterländisch nationaler Grundlage. Das ist der Unter schied, den nicht gelten zu lassen die Sozial demokratie allerdings ihre guten Gründe hat. Nicht das Bürgertum hat einen Gegensatz zwischen der Arbeiterjugend und der bürger lichen Jugend gewollt. Er ist entstanden, weil die Sozialdemokratie ihre Jugendpflege ihrem System anpaßte. Um den Nachwuchs war es ihr zu tun. Sie begann bezeichnenderweise mit der Anfeindung der Turnvereine, denen sie, so weit sie es irgend vermochte, die Arbeiiersöhne zu entziehen suchte. Ihre ganze „Erziehungsarbeit" beruht ja auf der Absonderung. Der Arbeiter soll herausgelöst werden aus dem Volksganzen; er soll so wenig wie möglich berührt werden von den Empfindungen der Mitbürger; er soll lediglich nach Parteivorschrift leben und handeln, vor allem denken. Es soll so weit tommen, daß sich im Bolte zwei getrennte Welten auftun, die einander nicht mehr verstehen. Darum auch der Kampf um die Jugend. Diese Absonderungs- politii hat zweifellos bereits Früchte getragen, aber ihr Ziel wird sie unserer Meinung nach nicht erreichen. Einfach deshalb nicht, weit die Bande, die uns heute als Bolt umschließen, denn doch weit stärker sind, als die zersetzende Kraft einer Partei, die, mag sic sich gebärden wie sie will, mit uns auf dasselbe Stück Erde, aus dieselbe Luft angewiesen ist. Wir sehen ja auch, daß oie Führer ihrer Jugendbewegung gezwungen waren, der Jugend denn doch noch etwas anderes zu bieten, als öden parteipoli tischen Drill. Ein Fehler wäre eS gewiß, wenn man auf bürgerlicher Seite irgendwie au der Ber- stärkung der nun einmal vorhandenen Gegen sätze arbeiten und ans ttebcreifer der Jugend die Unbefangenheit nehmen wollte, die ihr zum Glück von Natur aus eigen ist. Wir wollen, daß die Jugend ihr Baterland lieben lerne und daß sie an Leib und Seele tüchtig werde für den späteren Lebenskampf, der ja frühe genug ein setzt. Vie ersten -rutschen Kolonialstugzeuge. Im Laufe des Monats April sind die ersten Flugzeugapparate nach Deutsch-Süd westafrika abgegangcn, wo sie große Flüge aus führen sollen. Die ersten deutschenKolonialflugzcuge sind ein Doppeldecker der Mühlhausener Aviatikgesell schaft und ein Roland-Stahldoppeldecker der Luftfahr- zcuggesellschaft. Es wird damit gerechnet, daß noch Ende dieses Monats die Flüge ausgenommen werden können, und zwar erhält der Aviatik-Doppeldecker Karibik als Standort, während der Roland- Doppeldecker nach Keetman shoop kommt. Ueber die besondere, der kolonialen Eigenart angepaßte Konstruktion sowie die bemerkenswerte Ausrüstung der für Deutsch-Südwestasrika bestimmten Flug apparate wird uns aus Luftschifferkreisen geschrieben: Bei der Konstruktion beider Apparate ist von vornherein auf ihre Verwendung in den Kolonien und demgemäß auf die besonderen örtlichen Verhält nisse weitgehende Rücksicht genommen worden. So ist der Roland-Doppeldecker abgesehen von den Flügel rippen in allen seinen Teilen aus Stahl hergestcllt worden, io daß Beschädigungen oder Unbrauchbar machung des Apparats durch Zusammentrocknen oder Termitensraß von selbst fortfallen. Auch die Aviatik maschine paßt sich in ausgezeichneter Weise den Be sonderheit der afrikanischen Verhältnisse an. Um aber für alle Möglichkeiten gerüstet zu sein, sind den beiden Maschinen in größtem Maße Ersatzteile mit aus den Weg gegeben worden. In überaus dankens werter Weite haben sich große deutsche Firmen in den Dienst der Sache gestellt, indem sic unseren ersten Ko lonialslugzeugen mit Rücksicht auf die Schwierigkeiten des afrikanischen Lufldienstes eine ungemein sorg fältige Ausrüstung zuteil werden ließen. So stiftete die große optische Firma Goerz eine Spezialflieger kamera mit den dazugehörigen Tropcnplattcn. Des weiteren lieferte die gleiche Firma die gesamte Aus rüstung mit Barographen und Barometern. Zur Er leichtcrung der außerordentlich schwierigen Orien tierung auf afrikanischem Boden dient der neueste Militörtyp eines Pfadfinderkomvasses, wie er an beiden Kolonialflugzengen ausmonticrt ist. Die wert vollsten Dienste verspricht man sich ferner von dem Donathschcn elektrischen Sianalspiegcl der Varta- Atkumulatorcngesellschast. Mit diesem Instrument kann sich der Flieger im Falle des Verirrens in der klaren Luft Südwcstafrikas in einem Umkreis von 30 bis öl) Kilometer bemerkbar machen. Auch haben die Kolonialflugzeuge reichlich Proviant, gefüllte Wasserfälle, Schußwaffen nebst Munition, selbst Zelte und Dellen an Bord, so daß sie ruhig das lieber nachten im Freien wagen können. Es verdient noch bervorgehoben zu werden, daß die großen Schiffahrts gesellschaften den Uebersectransport der ersten deut scheu Kolonialslugzeugc im Interesse der Sache kosten los übernommen haben, wie denn überhaupt alle an der Ausrüstung beteiligten Firmen eine besonders dankenswerte Opfcrwilligkeit entfaltet haben. Als Pilot für die Aviatikmaschine ist der Flieger T r ii ck bestimmt, während der Roland-Doppeldecker seine Flüge unter dem Leutnant Fiedler unternehmen wird. Die Leitung des kolonialen Flugdienstes liegt dem Kommando der Schutztruppen unter Mitwirkung des Fliegeroffiziers Leutnants Frhrn. v. Sck-eele ob. Meißner kirchen- unö pastoratkonferenz. Die unter dem Namen Meißner Konferenz all jährlich einmal zur Erörterung brennender Fragen der evangelischen Kirche auf der Albrechtsbarg zu- sammentretcnde freie Vereinigung von wissenschaft lichen und praktischen Theologen sowie kirchlich ge sinnten Laien begann am Montag abend in Meißen ihre Tagung. Den Vorsitz führte Geh. Kirchcnrat Universitütsprofessor l). H e i n r i c i - Leipzig, der die aus den verschiedensten Landesteilen Erschienenen begrüßte und sodann Pfarrer Liz. Neuberg- Dres den das Mort erteilte zum Vortrage über die Frage: „Wie können wir das neuerwachende religiöse Leben in kirchliche Bahnen lenken Der Vortrag fand lebhaftem Anklang Ganz unglücklich ist niemand, Ist cr gleich nicht gesund: Einer hat an Söhnen Segen, Einer an Freunden, Einer an vielem Gut, Einer an trefflichem Tun. Edda. Lrdbeben auf deutschem Soden. Von fachmännischer Seite wird uns geschrieben. Die wissenschaftliche Erdbcbenforschung unter- jcheidet scharf zwischen vulkanischen und tektonischen Beben. Naturkatastrophen wie die, die soeben wieder das unglückliche Sizilien hcimgesucht har, dürften auf deutschem Boden nach menschlichem Er messen außerhalb aller Betrachtungen bleiben, denn waren schon früher vulkanische Beben örtlich und zeitlich bei uns sehr beschränkt, so spielen sie heute auf deutschem Boden eine verschwindend ge ringe Rolle. Anders liegt es mit den tektonischen Beben, d. h. solchen, die durch allmähliche Schrumpfung des Erdkerns entstehen. Tek tonische Beben sind bei uns in Deutschland ziem lich häufig, wenn sie auch erfreulicherweise bisher noch nie zu Elementarkatastrophen größten Stils ge führt haben. Es ist aber wohl zu beachten, daß an und für sich die tektonischen Erderschütterungen an Heftigkeit wie an Umfang die vulkanischen Beben weit übertreffen. Müssen wir so in Deutschland eine häufige, wenn auch glücklicherweise kaum zu Katastrophen neigende Erdlätigkeit feststellen, so taucht damit zugleich die Frage auf, welche Gebiete des deutschen Bodens als ausgesprochene Erdbebengebietc bezeichnet werden müssen. Die norddeutsche Tiefebene ist wohl am ärmsten an selbständigen Erdbeben, während wir hingegen im Vogtland eine der seismisch rcgst.n Geg mdcn von ganz Europa zu erblicken haben. Auch das ' ganze rheinische Gebirgssystcm, der Schwarz wald, die Vogesen, die dazwischen liegenden Tief ebenen, das Gebiet von Herzogenrath bei Aachen und von Groß-Gerau in Hessen charakterisieren sich als ausgesprochene Erdbebengebietc. Besonders häufig hat das Vogtland unter Erdbeben zu leiden. Allein in der Zl.it von 1875 bis 1897 konnten dort nicht weniger als :)8 größere Erdbeben beobachtet werden. Im Spätherbst des Jahres 1897 folgte eine 37tägigc Bsbenpcriodc aus einer Anzahl sehr heftiger Stötze und aus Hunderten schwächerer Erschütterungen. Im Frühjahr 1903 war daselbst eine Erdbebenperiode von 95 Tagen zu verzeichnen, während die Jahre 1908 und 1909 die bisher stärksten Beben im Vogt lande brachten. Die Geschichte der deutschen Erdbeben weiß von einer Katastrophe im westlichen Deutschland zu be richten, die nach den Erzählungen der Chroniken im Jahre 000 n. Ehr. die Tongern zerstörte. Am 18. September 1892 vernichtete ein bis Frankreich und England verspürtes Erdbeben in der Herzogen rather Gegend im Steinkohlengebict bei Aachen zahlreiche Häuser. Bei dem Erdbeben cm 3. August 1788 in der oberrheinischen Tiefebene wurde Straß burg schwer betroffen, das Münster erlitt zahlreiche Beschädigungen. Am 2. Weihnachtsfeiertag des Jahres 1755 setzte eine starke Erdbebenperiode ein, die bis zum 30. Mai 17.57 dauerte. Neben einem be deutenden Sachschaden war auch ein starker Verlust an Menschenleben zu beklagen. Wochenlang mutzten sie Leute in der Herzogenrather Gegend in Zelten kampieren. Wie man also sieht, ist der deutsche Boden von einer Erdbcbentätigkeit nicht frei. Das läßt die Frage aufwcrfen, ab man nach alledem Deutschland noch als erdbcbenarmes Land zu bezeichnen berech tigt ist. Im allgemeinen wird man erfreulicherweise die Frage dennoch bejahen können. Seit der Tertiär zeit hat der deutsche Boden eine immer größere Widerstandskraft erlangt. Es scheint, als ob das Feuer in der Tiefe unter ihm mehr und mehr zur Ruhe kommt und auch das Emporsteigen der großen Faltengebirge an Deutschlands Südgrcnze einen immer langsameren Verlauf nimmt. Das aber läßt unbedingt den Schluß zu, daß die Erdbeben in Deutschland an Häufigkeit und Stärke eher ab- als zunehmen werden. Am besten orientiert über diese interessante Frage eine vergleichende Ucbersicht über dir Häufigkeit der deutschen Erdbeben. Danach be trug die mittlere jährliche Häufigkeit der Beben für Württemberg nach dem Beobachtungszeitraum von 1887 bis 1895 2.44; für Baden von 1888 bis 1897 2,00: für das Erz- und Fichtelgebirge von 1850 bis 1881 1,13; für Schlesien von 1875 bis 1878 1.24, für Westfalen von 1848 bis 1883 1,49; für Taunus und Hundsrück von 1841 bis 18go 1,58; für den Harz von 1823 bis 1885 0,51; für Tbürin gen von 1827 bis 1887 0,18; für das Elsaß von 1835 bis 1897 0,79. Kunst UN- Wisteasthast. * Amtliche Nachrichten der Universität Leipzig. Mit Allerhöchster Genehmigung hat das Königliche Kultusministerium den Privatdozenten an der Uni versität Berlin und Landesassessor der Provinz Brandenburg Dr. jur. Karl Kor mann vom 1. Oktober 1914 ab zum etatmäßigen außer ordentlichen Professor für Verwaltungsrecht lmit besonderer Berücksichtigung der Verwaltung im Königreich Sachsen) in der Juristenfakultät ernannt. — Ferner hat das Königliche Kultus ministerium genehmigt, daß der Privatbozent Dr. med. Seiffert folgende für das lausende Semester angekündigte Vorlesung ausfallen läßt: „Milchhygicne und Milchversorgung. Ein Ueberblick über Zeit- und Streitfragen der Milchwirtschaft vom Standpunkte der Konsumenten (für Aerzte, Tier ärzte, Landwirte und Verwaltungsbeamte"). * Eine Uraufführung in Darmstadt. Am Darin st ä d t e r Hoftheater findet am 7. Juni im Rahmen der Festspiele die Uraufführung der neuen Operette von Paul Ottenheim er: „Hans im Glück" (Text von E. Rudy) statt. Paul Ottenheimer wirkt als Hofkapellmeister am Darmstädter Hoftheater. " Der Rheinische Goetheverein für Festspiele in Düsseldorf (M. d. B.), der unter dem Protektorat des Kronprinzen des Deutschen Reiches steht, ver sendet seinen Spielplan für das 15. Spieljahr 1914. Es werden aufgeführt „König Heinrich IV ", 1. und 2. Teil, vom 27. Juni bis 2. Juli, „Der Kaufmann von Venedig" vom 4. bis 8. Juli, „Macbeth" vom 8. bis 10. Juli, „Was ihr wollt" am 12. und 13. Juli und „Manfred" von Byron am 15. Juli. Die Spielleitung liegt in den Händen von Max Grube. Das Ensemble setzt sich zusammen aus ersten Kräften vom K. K. Hofburgtheater in Wien, von den Hof thec.tcrn in Berlin, München, Dresden, Darmstadt, Meiningen, Wiesbaden, des Deutschen Theaters, des Küustlerthcaters, des Berliner Theaters in Berlin, des Deutschen Theaters in Hamburg sowie dvr Stadttheater Frankfurt a. M., Mainz, Koblenz, Lodz und Düsseldorf. Die Vorstellungen finden im Stadt theater zu Düsseldorf statt. Der Beginn ist auf Uhr festgesetzt. * Zu Ehren und zu gunften Antoines, des bis herigen Leiters des Odeon, wird der Verband der Pariser Theaterdirektoren eine große Galawohl. tätigkeits-Vorstcllung veranstalten. * Hofschauspielerin Rosa Poppe, die am 27. d. M. ihr 25jähriges Jubiläum als Mitglied des Königl. Schauspielhauses zu Berlin feiert, spielt an diesem Tage die Sappho. Ankauf von Brahms' Geburtshaus. Das Ge burtshaus von Johannes Brahms in Hamburg, Speckstraße M-t>4, ist durch Kauf in das Eigentum der Deutschen Brahmsgesellschast in Berlin über gegangen * Professor Willy Stöwer, der bekannte Berliner Marinemaler, vollendet am 22. d. M. sein fünfzigstes Lebensjahr. * Verein bildender Künstler Münchens „Sezession". Die Sommerausstellung der Sezession im König!. Kunstausstellungsgebäude nm Königsplatz in Mün chen wird Sonnabend, den 23. Mai, vormittags 11 Uhr durch den König eröffnet werden. * Die Versteigerung der Kunstsammlung Roger Marx, Paris, fand in der Galerie Manzi statt. Eine Reihe von Werken wurde von deutschen Kunst liebhabern gekauft. Herr Paul Cassirer-Berlin er warb „Die Sultanin" von Manet für 741X10 Fr. Herr Oppenheimer-Berlin ein Pastell „Die Frau in Rosa" von Renoir für 15 503 Fr., ferner drei Gemälde von Toulouse-Lautrec, nämlich „In der Oper" für 9200 Fr., „Das Rad" für 5310 Fr. und „Die Wäscherin" für 7000 Fr. * Versteigerung von Altertümer». Aus einem Nachlaß, der im Laufe dieses Monats durch Rechts- anwalt Dr. Lotze in Jena zur Versteigerung ge langt. werden unter anderen wertvollen Sachen eigenhändig geschriebene Noten und Brieie von Franz Liszt und Richard Wag ner zum Verkauf kommen. Weiter 28 Bände Goethes "Werke (1830) 4 Bo Iffland 11798). Gleichzeitig gelangt ein Meißener Kaffeeservice, stark vergoldet, zur Versteigerung, für welches vor 100 Jahren 3000 Thlr. bezahlt worden sind. Dieses Service stammt aus dem Nachlaß des Hofrats Gille und ist ein persönliches Geschenk des Großherzogs Karl Alexander von Weimar. Für die "Altertümer haben sich zahlreiche Liebhaber gefunden, auch zeigen verschiedene Museen lebhaftes Interesse. * Morbacher Schiller-Museum. Die Sammlungen des Museums haben solchen Umfang angenommen, daß weitere Räume geschaffen werden müssen. Die Sammlungen umfassen jetzt 59 000 Nummern, die Bildnissammlung 3100 Stuck. Die wichtigsten Er Werbungen im letzten Jahre waren Schillers erster Entwurf des „Don Carlos" und das Brustbild Schillers, oas Ludovika Sima nowitz 1793 als Studie für ihr großes Lchillerbild malte. Der Schwa bische Schillerverein hat jetzt 55 000 <t Vermögen. Vor einigen Tagen stiftete der K ö n i g o o n W ü r t- kemberq für oas Museum den Originalabguß von Dannrckcrs Modell seiner großen Schillcrbüste. Dieser Abguß, der noch die Punktierung für die Uebcr- tragung in Marmor zeigt, stammt aus dem Nachlaß der Witwe Dannrckcrs.
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