Suche löschen...
02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 16.05.1914
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-05-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140516022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914051602
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914051602
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-05
- Tag 1914-05-16
-
Monat
1914-05
-
Jahr
1914
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Sette 2. Nr. 247. Nvenü-Nusgsbr. fahr, ermordet zu werden, und jeden Augenblick kann die Anarchie in der Hauptstadt ausbrechrn. Die Verluste bei der Einnahme non Tampico. New York, itt. Mai. Nach einer Meldung aus Veracruz haben die Rebellen bei der Einnahme von Tampico 15 00 Mann und die Regierungs truppen 3000 Mann verloren. politische Ueberlicht Osterburg " Sten-al. Wie wir bereits im Deveschenteil der heutigen Morbennummer mitteilten, ist das Wahlergebnis im Reichstag-Wahlkreise Osterburg-Stendal nicht end gültig. Es erhielten der bisherige konservative Ab geordnete Hoescb 11877, der nationalliberale Kan didat Wachhorst de Wente 6965 und der sozialdemokratische Kandidat Bei ms »913 Stim men. 1912 wurden abgegeben für Hoesch 10512, für Fuhrmann (Nelly 8091 und für den Sozialdemo kraten 7131 Stimmen. Daraus ergibt sich, das; die Konservativen diesmal etwa 1330 Stimmen gewonnen, die Nationalliberalen da gegen 1000 und die Sozialdemokraten 500 Stimmen verloren haben. Wenn man nach Gründen für dieses Ergebnis sucht, so wird zunächst zu berücksichtigen sein, das; manche nationalliberalen Wähler von 1912 diesmal gleich für den konservativen Kandidaten gestimmt haben, in der Hoffnung, sie könnten auf diese Weise eine Stichwahl unnötig machen. Dazu kommt, daß die „Magdeburg. Ztg." sich leider erst recht spät darauf besonnen Hut, das; sie für den national liberalen Kandidaten einzutreten hatte. Endlich ist aber die skrupellose, um nicht zu sagen skandalöse Methode des Wahlkamfifes, wie ihn die Konser vativen zu führen beliebten, an diesem Wahlausfall schuld. Die Berichte über Saalabtreibungen und Störungen von nationalliberalen Versammlungen durch die Konservativen seien eine eindringliche Sprache. Es liegt also für die Konservativen durch aus kein Grund zum Jubeln und für die National liberalen kein Anlas; zur Verzagtheit vor, denn hier hat nur brutaler Partciterrorismus traurige Triumphe gefeiert. Der Ausfall der Stichwahl wird von der Haltung der Sozialdemokratie ab hängen. Wer aber auch im zweiten Wablgange siegen mag: Material zur Anfechtung der Wahl ist bereits letzt in Menge vorhanden. O- In der Mittagstunde lief noch folgende Meldung ein: Stendal, io. Mai. Das vorläufige amtliche Wahlrcfultat weist folgende Ziffern auf: Hoesch sKons.) 12 221 Stimmen, Wachorst de Wente l Natl. f 7032 Stimmen und Bei ms (Soz.) 6920» stimmen. Mithin hat Stichwahl zwischen Hoesch und Wachhorft stattzufindcn. Kündigung oder Ergänzung -es -eutsch- österreichischen han-elsvertragesr Man schreibt uns aus Wien: Ans den Erklärungen, die von chmtlichcr Seite bei der Beratung des Etats des Ministe riums des Beustern im ungarischen Parlamente abgegeben sind, geht hervor, daß die amtlichen Stellen Oesterreich - Ungarns nicht auf dem Standpunkt stehen, das; eine Kündigung deS Handelsvertrages mit Deutschland erforderlich ist, lvie es in industriellen Kreisen vielfach ge wünscht wird. Die österreich-ungarische Regie rung erkennt vielmehr an, das; ein großer Teil der Bestimmungen des Vertrages nicht abändc- rungsbedürstig ist und das; es sich daher emp fiehlt, den Bertrag nicht zu kündigen, sondern durch einen Zusatzvertrag zu ergänzen. Derselbe Standpunkt ist soeben auch aus angesehenen wirtschaftlichen Kreisen vertreten worden. Die mitteleuropäischen Wirts chastsvercr ne in Oesterreich und Ungarn haben vor einigen Tagen in Wien getagt und nach eingehenden Beratun gen Beschlüsse über die Erneuerung des Handels vertrages mit Deutschland gefaßt. Die Konfe renz ging bei ihren Beschlüssen von der Grund- anschanung ans, daß eine Kündigung des zwischen der Monarchie und dem Deutschen Reich geltenden Handelsvertrages nach Möglich keit zu vermeiden wäre, sic erklärt es jedoch für geboren, rechtzeitig darüber Sicherheit kva Maria. 21 f Von Margaret« Richter. (Nachdruck verboten.) „Ich kann doch nicht so ohne weiteres Ihre kostbare Zeit in Anspruch nehmen." „Meine freie Zeit will ich Ihnen gern widmen" — und dann sich aus dem Absah 'um drehend und mit einer pathetischen Hand- bewegnng: „Ich stehe Ihnen mit Leib und Seele zur Verfügung." „O — o! sagen Sie das nicht! In jeder Frau steckt ein Stückchen Teufel." „Gut, dann verschreibe ich meine Seele dem Teufel — man hat tvenigstenS etwas davon," lachte er. „Aber störe ich denn nicht im Röntgen zimmer?" „Das läßt sich schon einrichlcn. Da bin ich Oberchef, und mich stören Sie nicht." Der Geheimrat war mit dem Plan völlig einverstanden. „Nur meine Assistenten dürfen Sic mir nicht zuviel in Beschlag nehmen," meinte er scherzend. Die beste Zeit wäre wohl zwischen zwölf und zwei Uhr, ehe Eva ihn „an die Suppe erinnerte." Und so durchschritt sie oft das Mauerpfört chen seht schon um zwölf Uhr, um ihre Auf nahmen zu entwickeln. Wenn Steenholt Zeit hatte, und er hatte merkwürdig viel Zeit seht, kam er zu ihr ins Röntgenzimmer, das neben der vollkommen ausgcstatteten Dunkelkammer noch einen Hellen, lustigen Aufnahmeraum hatte, und half ihr. Rur seine Anwesenheit in der Dunkel- tammer vermied Eva mit großem Geschick. War er dort, dann hatte sie mit Kopieren zu tun, und war sie dort, daun „konnte" er nie herein wegen des eindringenden Lichtes. Einmal aber behauptete kie, der Schleier auf einer Platte habe seine Ursache in einer Un dichte der Dunkelkammer. Er hatte davon nie etwas bemerkt und bestritt es. Sie solle die Stelle angeben. Eva aber konnte sic nicht genau bezeichnen, blieb jedoch auf der Tatsache bestehen. Leipziger Tageblatt. zu schassen, das; das Deutsche Reich durch eine Revision des Handelsvertrages ru wichtigen Fra gen den berechtigten Forderungen der Wirt- schastskreise Oesterreich-Ungarns Rechnung trage. An den Beratungen nahmen Vertreter aller an gesehenen winschastlict-en Verbände Oesterreichs und Ungarns teil. Nachahmenswert. Der Pariser Jurist Dr. Schauer berichtet in der neuesten Ausgabe der „Deutichen Juristenztg." über einen nachahmenswerten Versuch der französischen Gesetzgebung, die Künstler an der Wert steigerung der von ihnen geschaffenen Kunstwerke teilnehmen zu lassen. Die Begründung dieses Vorgehens liegt 'n dem Satze, mit dem der Äbg. Forry seinen Bericht über die Tätigkeit des zur Vorberatung eines entsprechenden Antrages eingesetzten Kammerausschusses beginnt: „Das Schauspiel von Künstlern, die selbst im Elend sind und die den Versteigerungen ihrer Bilder beiwohnen, die zu Phantasiepreisen zuge- schlagen werden, während der Künstler selbst die Bilder seinerzeit um einige Louisdor verkauft hat, hat die öffentliche Meinung verletzt: die Wert steigerung der Bilder hat dem Zwischenhandel mehr eingetragen als den Künstlern." Der Kammerausschuß hat eine Erklärung des Begriffs „Kunstgegenstände' gegeben, damit nicht Gegenstände des reinen Kunstgewerbcs von dem geplanten Vorgehen getroffen werden, und Rück sicht aus die Erhaltung der Weltstellung des Pariser Kunstmarktes genommen: er schlägt vor, das; der Künstler oder seine Erben von dem Vcrsteigerunoserlös eines seiner Kunst werke nach einer progressiven Skala 1-1"/» erhalten sollen, die zu gleichen Teilen vom Verkäufer und vom Versteigerungsbeamtcn zu tragen sind. Da letzterer in Frankreich eine ähnliche Monopolstellung einnimmt wie der Notar, Börsenmakler usw., war der Kammerausschuß der Ansicht, daß er jene geringe Schmälerung seiner Monopol-Einnahme leicht tragen könne. Von der Kammer wurde der Vorschlag nickt mehr verabschiedet, auch ist er nicht ohne Widerspruch geblieben. Hoffentlich wird aber der gerechte Ge danke in der neuen Kammer verwirklicht. Svihas En-e. Nachdem wir bereits in der gestrigen Abend nummer einige grundsätzliche Bemerkungen zn dem Prozeß Sviha gemacht haben, veröffent lichten wir in der heuligcn Morgenausgabe das Urteil, das, lvie voraus,zusehcn war, auf Freisprechung des angeklagtcn Redakteurs der „Narodni Lisch" lautete. Vergegenwärtigen wir uns noch einmal kurz den Tatbestand und den Verlauf des Prozesses: In der Morgcnnummer vom 4. März brach ten die „Narodni Listy" die überraschende Mitteilung, daß der national-soziale Abgeord- uetc Dr. Karl Sviha seit Mitte 1910 in den Diensten der politischen Staatspoli - z e i gestanden sei und ihr gegen size Entlvhunng nächtige geheime Beschlüsse und Vorgänge aus der Partei und im tschechischen öffentlichen Leben verraten habe. Die „Narodni Listy" schöpften ihre Kenntnisse aus dem Nachlasse ihres ver storbenen Ehesredaltenrs, des Abg. Anyz, und veröffentlichten eine Reihe von Dokumenten, die Svihas Verbindung mit der Polizei erhärten sollten. Sviha erklärte zunächst in einer Sitzung seiner Partei die von den „Narodni Listy" gegen ihn erhobenen Beschuldigungen für eine In famie und für vollständig erlogen, und veröffent lichte im Parteiorgan „Eestc Slovo" eine Er klärung, worin er seine Unschuld beteuerte, sein Mandat der Partei zur Verfügung stellte und die Absicht knndtat, gegen die „Narodni Listy" gerichtlich vorzngehcn. Er erklärte: „Es ist un wahr, daß ich jemals ein Polizeiorgan gewesen, daß ich jemals etwas verraten habe, sei es aus der Partei oder aus dem tschechischen oder sla wischen Leben gewesen, und dies am Ende gegen Honorar, ich — der ich von der Polizei nie einen Heller empsangen habe." Trotzdem zögerte Sviha mit der Ktage- erhebnng. Er legte sein Mandat nieder, begab sich nach Triest, und man glaubte schon, er hübe Oesterreich auf Nimmerwiedersehen ver lassen. Erst am 0. April überreichte sein An walt die Klage, und am 14. Mai begann vor dem Prager Schwurgericht die Verhandlung. Sie war dadurch erschwert, das; den Polizeibeamten das Erscheinen vor Ge richt untersagt war. Trotzdem warfen die Aus sagen der vernommenen Zeugen sehr inter essante Streiflichter aus den auSgebreitc- ten Spitzel dien st der Prager Poli zei. Am deutlichsten trat dies in den Aussagen des Sohnes der Polizeibeamtin Woldan, die Sviha verraten hat, zutage. Ganz ausführlich uud mit allen Einzelheiten schilderte dieser die Besuche eines Polizeispitzels, eines gewissen Wie ner, bei dem Polizeikommissar Dr. Klima. Er berichtete über die Versuche seiner Mutter, hinter den wirklichen Namen dieses Spitzels zu kommen, und wie sie ihn schließlich als den Führer der tschechischen Partei Dr. Sviha fest gestellt habe. Geradezu dramatisch gestaltete sich bann die Erzählung über die Verhandlungen zwischen der Polizei und der Frau Woldan, um sie zum Schweigen zu bewegen. In rechten Gegensatz dazu trat die Aussage-der Gattin Svihas, die mit schlichter Selbstverständlich keit und tapferer Entschiedenheit die Sache ihres Mannes verfocht. Die Abgeordneten Ktofac und Professor Masaryk juchten den Schwer punkt des Prozesses zu verschieben, indem sic die Ehrlichkeit der Angeber Svihas, insbe sondere des Rechtshörcrs Pastyka, anzweifelten. Sie behaupteten, daß besonders dieser nicht aus ideellen Motiven gehandelt habe, sondern er hätte 28'00 Kronen für die verräterischen Doku mente erhalten. Ebenso wurde angeführt, daß die Prager Polizei Bahnbeamte in die Ver suchung geführt habe, gegen einen Betrag von 200 Kronen und die Zusicherung der Straflosig keit, aus den Postsendungen Briefe zn entwenden, die der deutsche Volksrat ans Trebnitz absandte. In seiner Rechtfcrtigungsrede erklärte Sviha sich für vollkommen unschuldig. Trotzdem er achteten die Geschworenen den Wahrheits beweis, daß Sviha Svitzeldicnste geleistet habe, für crbra ch t nnd dxr Gerichtshof ver kündete darauf die Freisprechung des Angeklagten Redakteur Heller. Nach der Verkündung des Urteils kam es zu großen gegen Sviha gerichte ten Kundgebungen. Obwohl Sviha die Nichtig keitsbeschwerde gegen das Urteil eingercicht hat, beoentet schon der Verlaus des Prozesses für ihn eine vollkommene moralische Verurteilung. Deutsche» Reich. * Die dritte Etatslesung beginnt imReichstag am Montag, den 18. Mai. Der Reichstag will am Mittwoch auf alle Fälle feine Arbeiten beenden. Selbst im Falle des Zustandekommens der Be- foldungsnovelle werden Altpcnsionärgeset; und Renn- wettgesetz unerledigt bleiben, weil ihre Beratung zu lange Zeit erfordern würde. * Die 19. Kommission des Reichstages hat über die Beratungen zum S p i o n a g eu e s e tz schrift lichen Bericht erstattet. Die Kompromiß beschlüße der Kommission sind bekannt. Diesen Be schlüssen wird auch die Regierung zustimmen, so daß bereits in der nächsten Woche der endgültigen Ver abschiedung des Entwurfes nichts mehr im Wege steht. Dem Beriäne sind einige Anlagen beigegeben, aus denen zu ersehen ist, daß in den letzten 20 Jahren wegen Spionage 257 Personen vor den bürgerlichen, 28 Personen vor den militärischen Gerichten angeklagt waren; zu Zuchthaus wurden 105 verurteilt, zu Ge fängnisstrafe 28, zu Festungshaft 10. Mehr als 10 Jahre Zuchthaus erhielten 8 Personen. Außer j Verfolgung gesetzt wurden 73 Personen, freigesprochen 10. Von den oom Reichsgericht verurteilten 112 Personen, darunter 33 Ausländern, sind 6 Personen lalles Ausländer) begnadigt worden, nachdem sie einen Teil der Strafe lin allen Fällen Festungshaft) verbüßt hatten. * Beantwortete Anfrage. Auf die Anfrage des ALg. Werner l-hersfetch hat Staatswkretär Dr. Delbrück dem Reichstage folgende Antwort zugehen lassen: Es haben Vorarbeiten für eine ge setzliche Regelung der Arbeitsverhältnis sc der Angestellten der Rechtsanwälte stattgesunden. Nachdem die zwischen den Rechts anwälten und ihren Angestellten angebahnten Ver handlungen über den Abschluß eines Tariivertrags vorerst zu keinem Ergebnis geführt haben, sind diese Vorarbeiten wieder ausgenommen worden. Der Zeitpunkt, zu dem ein entsprechender Entwurf dem Reichstag vorgelegt werden wird, kann zurzeit noch nicht angegeben werden. „Gut, wir entwickeln die nächste Platte zu- scunwen!" Das wollte nnn Eva gar nicht. Sie meinte, sie könne die Stelle selbst finden, und ihm dann zeigen. Nein, er habe eben Zeit und die Sache sei ihm wichtig, da er eine Röntgenaufnahme zu entwickeln habe, die besondere Sorgfalt erfordere. Eva wollte sich nicht weiter merken lassen, daß ihr seine Anwesenheit in der Dunkelkammer peinlich war, uud trat mit ihm ein. Sie schlossen sorgfältig das Tageslicht ab und suchten. Die geblendeten Augen mußten sich erst an die Dunkelheit gewöhnen. Er saß vor dem Arbeitstisch, nnd sie stellte sich in eine Ecke. Es war ihnen beiden beklommen zumute. „Fräulein Eva . . ." sagte er, und seine Stimme klang ihr ganz fremd. „Ich hab' sic!" rief Eva wie erlöst. „Hier! Sehen Sie? Am Fußboden in der Ecke!" Er sah sie auch, und Eva stieß die Tür auf. „Ah . . ." machte sie uud atmete tief auf im Sonnenlicht. Ihr war entsetzlich unheimlich ge wesen. Er machte die Stelle dicht. Dann verab schiedete sic ihn und entwickelte die Platte allein. Seither waren vierzehn Tage in Rnhe ver gangen. Eva fühlte sich Holger Steenholt gegen über, dem „wilden Buben", wie sic ihn nannte, wenn sie an ihn dachte — nnd sie tat das oft — wieder sicher, nachdem er keinen Versuch mehr gemacht hatte, ihr irgendwie nahczutreten. In der Zwischenzeit war seine Mutter bei ibm zn Besuch gewesen. Die Art, wie er von ihr sprach, nahm Eva wieder ganz für ihn ein. Einmal war sie ihm begegnet, wie er stolz und strahlend neben seiner Mutter im Wagen saß, um mit ihr eine Spazierfahrt zu machen: Er ist ein guter Sohn, dachte sie. Er muß auch ein guter Mensch sein. Seinen achttägigen Urlaub hatte er dazu benützt, seine Mutter nach Hause zn begleiten. Er schickte Eva eine sröhlicbe An sichtskarte, und als er wiederkam, überrasctzte er sic mit einem kleinen Geschenk der heimatlichen Industrie. Und sie freute sich herzlich darüber. Sic arbeitete im Röntgenziiiiiner, als die Tür sich auftat, und Holger Steenholt hereintrat. „Grüß Golt, Schatz!" Und dann schnell: „Das hab' ich Ihnen mitgebrachk, weil Sie oft an mich gedacht haben!" Eva war sich nicht ganz klar, ob sie richtig gehört hakte. Sic ging deshalb nicht weiter ans seine Unart ein. „Woher wollen Sic das denn wissen?" fragte sie etwas hochmütig spöttisch. „Sie haben täglich nach mir gefragt, sagt Dr. Telins," behauptete er lachend und glaubte, sie zu überführen. „Ja," sagte Eva ruhig, „ich habe einmal nach Ihnen gefragt, das ist wahr. Als Ehefine habe ich nicht nur das Recht, sondern auch die Pflicht, mich nach den Assistenten zn erkundigen. — Wie niedlich ist die kleine Schale! Ich danke Ihnen sehr. Aber nun muß ich hinüber." Und sie verabschiedete sich mit einem Blick ans die Unr. Steenholt sah ihr nach. „Schatz!" sagte er leise nnd strich sich vergnügt über den dnntlen Flaum auf der Oberlippe. Es war wieder ein Sonntag. Dr. Steenholt, Dr. Wagener und drei Vo- lontärassistentcn wurden zu Tisch erwartet. Eva hatte am Vormittag einige Besuche ge macht nnd ihre elegante, hellgraue Besuchs- toilelte noch nicht abgelegt. Heute wollte sie da mit eine Ausnahme machen. In der Regel nämlich, wenn nur die Assi stenten zn Tisch kamen, kleidete sic sich einfach, nm Vcm Essen jeden förmlichen Anstrich zu nehmen. Sic hatte auch Geheimrat Dürholz gebeten, den Herren sagen zu dürfen, daß sie nicht so feierlich im Rock kommen sollten, wie bisher. Sie fand das gemütlicher, und die Folge davon war in der Tat, daß die Herren sich mehr zu Hanse fühlten und so lange blieben, bis Eva einem von ihnen einen freundschaftlichen Wink gab, damit sie sich zurückzögcn. Eva lächelte ihren« eigenen Bilde zu, als sie vor dem Spiegel stand. Sie ivar sich ganz be wußt, daß sie nur um Steenholt- willen hübsch Sonnabenü, lS. Mal l9l4. * Da, Ergebnis de, Wehrbeitrage,. Nach de" bisherigen Schätzungen auf Grund des Ergebnisse, der Veranlagung ist mit einer Wehrbeitragseinnahme vo,l 1200 Millionen Mark zu rechnen. Es liegen schon einzelstaatliche Eesamtabrechnungen vor. darunter des ausschlaggebenden Preußens. Eine Kürzung der dritten Rate steht indes nicht zu erwarten. * Herr Erzberger und Herr von Schleinitz. Zu dein Artikel des Obersten a. D. Frhrn. v. Schleinitz über die Gründe seines Rücktritts erklärt, wie die „Germania" mitteilt, der Abg. Erzberger cs als eine haltlose, wenn nicht gar dreiste Erfindung zu behaupten, daß er sein Material von Rechenberg erhalten habe: weder direkt noch indirekt Frhr. v. Rechenberg dem Abg. Erzberger Material in dieser Sache gegeben. * Tagung des Gesamtausschußes des Hansabundes in Köln. Auf Einladung der Kölner Organisation des Hairiabundes und der dortigen Werkdund-Aus- stellung finden vom 12. bis 11. Juni in Köln die Tagungen des Gesamtausschusscs des Hansabundes statt. Auf dem Programm der sachlichen Verhand lungen am 13. Juni im Kllnstlerhauie der Werkbund- Ausstellung stehen Begrüßungsansprachen führender Persönlichkeiten der rheinisch westfälischen Industrie. Die einleitende Ansprache hat der Präsident des Hansabundes, Geheimrat Professor Dr. Nießer, übernommen, lieber „Die Arbeiten des Hansabundes im Jahre 1913" referiert der Geschäftsführer des Hansabundes, Regierungsassessor Dr. Kleefeld. Weite: steht die Frage des „lückenlosen Zolltarifs und seiner Folgen für Industrie, Handel und Gewerbe" auf der Tagesordnung. Referenten sind u. a.: Neichs- tagsabgeordneter Bartschat, Obermeister Kniest, Kommerzienrat Müller-Krefeld, der Geschäftsführer des Hansabundes, Reichstngsabgeordneter Legatwns rat voir Nichthofen, der Vorsitzende der Delaillisten- kammer Hamburg, Schmersuhl. ferner das Mitglied des Direktoriums des Hansabundes, Dr. Strescnmnn, und das Vorstandsmitglied des Bundes der Fest besoldeten, Chefredakteur Falkenberg. An diese Vcr- Irandlungcn schließt sich ein Vortrag des Professors Hoeniger-Freiburg i. Br. über die „Hypothekennot" an, worauf das Mitglied des Direktoriums des Hansabundes, Henry Schaper Hamburg, Vorstands Mitglied des Vereins für Handlungskommis von 1838, über „Wohiiungssürsorgc und Prinatangeitellte" re;e- riert. Für die Veranstaltungen sind werter ein Be grüßungsabcnd im Hauotrestaurant der Wcrkbund- Ausstellung vorgesehen, bei günstiger Witterung zu Ehren des Hansabundes eine Illumination der Ge samtausstellung mit Feuerwerk, ferner Führungen durch die Werkbund-Äusstelluug, veranstaltet von der Ausstcllungsleitung und event. eine Rbeinsayrt mit Sonderdampfern nach Königsminter. Für di. Veranstaltungen ist eine besondere Auskunftsstelle in Köln, Kaiser-Wilhelm-Ring 18, eingerichtet. Nähere Auskünfte, besonders auch weaen der Vergünstiann acn, erteilt diese oder die Zentrale des Hansabundes — Berlin -»VV. 7 — Dorothcenitraße. * Maßnahmen gegen unzuverlässige Baunnter, nehmer. Wie aus B c r l i n gemeldet wird, gehen jetzt die Polizeibehörden gegen unzuverlässige Bauunternehmer energisch vor, hauptsächlich in den Großstädten. In letzter Zeit wurde einer größeren Anzahl von Bauunternehmern wegen Un zuverlässigkeit die weitere Ausübung ihres Gewerbes gemäß 8 35, Absatz 5 der Gewerbeordnung untersagt. * Enteignung eines polnischeu Besitzes. Das Rittergut B o l e ch o w o (Kreis Posen-Osr), das rirl.r 6500 Morgen groß ist. und Dr Thadeus Szuldrzyufti gehört, wird für Militärzwecke enteignet werden. Es wurde ohne vorherige Anfrage in Abwesenheit des verreisten Besitzers von den Rittergutsbesitzern Richter (Richthausen) und Schwarzenberger iRattayj besichtigt und eingeschützt. Ausland. Zrankreich. * Der offene Brief an den Präsidenten kcr sron- zönschen Republik. Der Telegraph meldet aus Paris: Anläßlich des vom „Ganlois" an den Präsidenten der Republik gerichteten offenen Briefes schreibt Jaure-s in der „Humanit6": Damit das Dreijahrcsgesctz auf jeden Fall aufrechterhalten, damit es für ewig und un antastbar erklärt werde, soll Poincar^ den Geist der Verfassung verletzen, will man, falls es notwendig sein sollte, sogar den Zaren zn Hilfe ruscu. Solche Pläne wagen die rückschrittlichen Blätter bereits im Namen des Baterlandes vor zubringen. Man kann schwer glauben, daß der Präsident einen für das Land und für ihn selbst ;o gefährlichen Weg betreten wird. Selbst die rück- s ch n t t l i che n V c r s ch m ö r e r können dies nicht ciusseheu wollte, und sie lachte sich freimütig selbst aus. Lauge schon hatte sie keine derartige Eitcl- kcitSanwandluug mehr gehabt, wenn sie auch im großen und ganzen ihre Toilette nie ver nachlässigte, sondern immer ein gewisses Mittel maß von Eleganz nnd Geschmack festhielt. Ein bißchen übermütig verschlang sie die Hände hin ter dem Kopf und drehte sich ans dem Absatz herum. Heute würde sie Holger Steenholt mal ein bißchen in die Kur nehmen! Ihr Blick siel auf die roten Geranien am Fenster. Sic. waren von einer leuchtenden, glühenden Farbe, die Evas tägliches Entzücken war. Das war es, was dem Kleid noch fehlte! lind sie brach zwei dünne graziöse Stengel ab nnd zwei Blätter nnd hielt sic vor dem Spiegel an ihr Kleid: Wie eine herausfordernde Fan fare! dachte sie, und unwillkürlich straffte sich ihre Gestalt. — Sv wollte sie es! An der Flnrtür klingelte cs, nnd sie ging langsam die Treppe hinab, während sie die Blüten in den Gürtel steckte. Sie glitt schnell in das Empfangszimmer nnd kam eben recht, nm den Herren entgegenzugehen. „Guten Tag, Fräulein Eva Maria!" sagte Steenholt, als sie ihm die Hand reichte. „Eva Maria" aber sagte er so leise, daß nur sie es vernahm. Sic entzog ihm schnell ilfre Hand nnd wandte sich den anderen zu. Ob Eva an diesem Sonntag besonders gut aufgelegt war, oder ob es das Kleid war, von dem sie wußte, daß es ihr stand, daß es tadellos saß — sic gab au Geist und Witz, was sie hatte. Sie war in einer sprühenden Laune. Keinen Augenblick geriet die Unterhaltung ins Stocken, alles war heiter und lachte, und immer von neuem feuerte sie an. Sic lvar wie ein lustiger, jauchzender Wind, der bei blauem Himmel nnd Sonnenschein knatternd in die Segel fährt. „Heute sind Sie ganz „Eva", sagte Steen- Holt, der lvie immer neben ihr saß, halblaut, als die anderen alle lachten. (Fortsetzung in der Sonntogsauogabe.) hoffe Poin und über Versc es a «valtj Bria bestel deste« pulal -Metz den repul in d» wide führe Aber in d suche. kör Hel wo l nach nach befin der > gatio * Bel Ukas 25. L gung von wege gekla werd alle Staa ward zeme' in T einig tag h I ! * Spioi und r wurd Dr. 3 Gehei 1889 gebor sich dem gefüh anwa der t anwa I Zu dl nerstö unve« Bis in il mit Jahr« wohn stein der Z Kont, storbk Berli mädck gab, murdl miede halte gang« an e aeschr werd« durch ge>tell me L Gefcu den, hat, dem «st. : Vorb heute gusg« räml Jahr« Zeichi >)ntei sich i l I Zösisck zwar und ' desRl licht schto D oes ergeb nut von » bat a Parb richt« ders über Liste hat « solche statte parie dami hafte rat« sech Ehre, llnre rr Flug! des '< aber« Lei Derh we« Gesäi frühe gchol Fuhr der / zwisck Straf «lieg,
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)