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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 16.05.1914
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-05-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140516019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914051601
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914051601
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-05
- Tag 1914-05-16
-
Monat
1914-05
-
Jahr
1914
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Sette 2. Nr. 246. Morgcn-Nusqsve sangreichen sozialen Tätigkeit konnte daher auch in den ersten Jahren kaum die Rede sein. Immerhin hat der Verein auch schon in seinen Erstlingsjahren bedeutsame Erfolge aufzuweise» vermocht. To oer- jchafste er z. B. den beim A. Schaafshansenschen Bankverein angestelltcn Beamten einen Anspruch auf Ruhegehalt unter außerordentlich günstigen Bc dingungen. Am 10. Juni 1903 trat der Kaiserlich? Bank buchhalter Mar Hurst en berg an die Spitze der Organisation, und 1907 gab er seine Stellung als Neichsbankbuchhaltcr auf, um seine Kräfte unge schmälert dem Verein widmen zu können. Der tat- träftigcn und umsichtigen Leitung dieses l>eroor- ragenben Organisators, der über eine glänzende Rebegabe verfügt, ist der grossartige Aussckstvung des Vereins innerhalb der letzten zehn Jahre in erster Linie mit zuzuschreibcn. Auf Anregung des Deutschen Bantbeamten-Vereins und unter seiner tatkräftigen Unterstützung wurde im Juli 1909 von dem Zentral verband des Deutschen Bank- und Bankiergewerbes die neutrale B a n k bea m t e n - P e n s i o n s - lasse ins Leben gerufen, der 1810 Firmen mit nal>ezu :!1 000 Angestellten angehören. Tie Renten dieser Kasse sind wesentlich höhere als die Leistungen der Staatskasse, die Versicherten bezahlen die gleiche, die Arbeitgeber eine höhere Prämie als in der Staatskasse. Diese Bankbeamten Pensionskassc ist auch seitens des Bundesrates als Ersatzinstitut ge nehmigt worden. Ihre Gründung ist wohl das be deutendste Werk, das der Deutsche Bankbeamten- Vercin mit hat schaffen helfen, aber auch in anderer Weise hat er sich auf sozialem Gebiete betätigt. So hat er für die Angestellten im Bankgewcrbc im Lause der Jahre bis aus ganz geringe Ausnahmen die völlige Sonntagsruhe herbcigcsührt, seinen Mitgliedern eine geregelte Arbeitszeit und günstige Urlaubsvcrhältnisse verschafft und im Verein mit den Arbeitgebern im Bankgewcrbc den sogenannten Sonnaluuid Frühschluß durchzusctzcn gewusst. Er ist eingetretcn für absolute Freizügigkeit, ein uneinge schränktes Ncrsammlungsrecht, Aushebung der Kon- kurrenzklausel, Gewährung der Gratifikationen und Tantiemen pro rMa icmporir, und vieles andere mehr. Sein Hauptvcrdicnst besteht aber wohl darin, daß er alle diese Vorteile, die er für seine Mitglieder in mühevoller Arbeit errungen hat, nicht erreicht hat durch eine unnötige Verschärfung und Hervorhebung der Gegensätze zwischen Arbeitgeber und Arbeitneh mer, sondern das; er, obgleich er eine Angcstellten- Organisation ist und sein will, es doch allezeit ver standen hat, Hand in Hand mit den Direktionen der Grossbanken sowie den Privatbanken zu arbeiten und so ein harmonisches Verhältnis zwischen den leiten den Personen im Bankgewerbe und ihren Angestell ten anzubahncn und aufrechtzucrhaltcn. Er hat es auch jederzeit abgclchnt, sich zur Erreichung seiner Ziele radikalgewerkschastlichcr Mittel wie Streik, Boykott, passive Resistenz usm. zu bedienen, sondern er hat immer die Ehre des Standes zu wahren ge wusst und mit blanken Waffen gekämpft. Mit diplo matischem Geschick und eiserner Willenskraft ist er an die Aufgaben, die er sich gestellt hat, hcrangctretcn, und so ist er von Erfolg zu Erfolg geschritten. Behält er Liese Richtung auch künftig inne so ist nicht daran zu zweiscln, dass er die deutsche Vankbeamtcnschaft, die ihm erst etwa zur Hälfte Folge leistet, mit der Zeit restlos in seinen Reihen organisieren, sie für seine Ideen begeistern wird. Weitere auslän-ische peeßftimmen c zu Jagows Neüe. Auster den in der gestrigen Abendnummer mit geteilten Preststimmcn liegen uns noch folgende Aeustcrungcn maßgebender ausländischer Blätter vor: Von Pariser Zeitungen schreibt der „Petit Parisi en": „Die Erklärungen des Staatssekre tärs v. Jagow zeigen, dast der allgemeine Zustand Europas sich gebessert Izat sowie dast die Friedens elemente stärker sind als kriegerische Faktoren und dast die beiden großen diplomatischen Kom binationen Europas sich bemühen, einen Krieg s c r n z n h a l t c n. Der Staatssekretär hat sodann von hoher Courtoisic erfüllte Worte gegenüber Frankreich, Russland und England gesprochen. Die ironischen Worte, die er mit Beziehung auf die berufsmässigen Alldeutschen gesagt hat, werden deren Eifer vielleicht etwas mässigen. Jedenfalls stellt diese Acusterung eine Missbilligung der all deutschen Propaganda dar. Die Antwort des Unter staatssekretärs Zimmermann über die Fremdenlegion erscheint als eine Zurück weisung der von chauvinistischen deutschen Ver einigungen gegen die französische Regierung ge richteten Angriffe. Sic ist unleugbar in den korrektesten Ausdrücken abgcfastt." Die „Ropubliquc franxaise" schreibt: „Tie Erklärung des Staatssekretärs ist in ihrer Ge samtheit durchaus befriedigend, wenn auch wenig sensationell. Damit sie ihren vollen Wert er halte, ist es notwendig, dast die deutsche Presse sich die sehr rveisen Worte zunutze machte, die Herr von Jagow über die Franzosen gesagt hat." Der „Nadical" erklärt: „Die Bemerkungen des Staatssekretärs über die Offiziere des Ruhe standes, die von Zeit zu Zeit mit dem Säbel rasseln, scheint uns nach dem Tage, wo die Ver urteilung des Generals Keim erfolgte, als bc- jondcrs bemerkenswert Möge sie von allen Zeitungen jenseits des Rheins gehört werden." Die „Action" meint: „In Rordamcrika wird der Nachdruck aujjallen, mit dem Herr v. Jagow die guten Beziehungen Deutschlands zu Argentinien, Brasilie n und Chile betont hat. Wenngleich der Staatssekretär hervorhob, dast Deutschland bei diesen Ländern keine politischen Hintergedanken verfolge, sondern nur volkswirt- schastlichc Ziele im Auge habe, so sei diese Stelle der Rede sehr tendenziös." Die Pc st er Blätter besprechen die Rede des Staatssekretärs v. Jagow überwiegend in gün stigem Sinne: „Ujsag" sagt: „Die oppositionellen Russen freunde sollen sich fragen, ob eine Situation denk bar ist, in der ein russischer Staatsmann geneigt ist, sich so für unsere B a l k a n i n t c r c s fe n einzuietzen, wie der Staatssekretär v. Jagow cs getan hat." Der „Pc st er Lloyd" beschäftigt sich vor allem mit den Bemerkungen des Staatssekretärs über die russische Prcstfchdc und bemerkt sodann: „Die Lage auf dem Balkan ist gewiß nicht besonders er freulich. Zu einer besonderen Beunruhigung scheint aber in diciem Augenblick kein Anlast vor handen zu sein." „Pesti Hirlap" bespricht in unfreund lichem Sinne die Bemerkungen des Staatssekretärs über Rumänien. Deutscher Reich. * Der Kaiser hörte am Freitag in Wiesbaden den Vortrag des Vertreters des Auswärtigen Amtes, Gesandten von Treutler. Um 12 Uhr traf Prinz Heinrich von Preußen au» Darmstadt zu kurzem Leipziger Besuche in Wiesbaden ein. Der Kaiser und Prinz Heinrich speisten mittags bei dem Regierungspräsi denten Dr. v. Meister. * Zu der dritten Lesung der Besoldungsnovelle im Reichstag haben die Nationalliberalen Freisinnigen und die Konservativen folgenden, von uns bereits in der gestrigen Abendnummer erwähnten A b ä n d e r u n g e a n t r a g eingebracht, der im wesentlichen verlangt, die Regierungsvorlage wieder- herzustelle» und bis Herbst 1917» einen Gesetzentwurf vorzulcgen. durch dev mit Wirkung vom 1. Januar 1910 ab die Bezüge der Beamten der Klassen IlL und Hb (gehobene Unterbeamte) um mindestens 100 in jeder Stufe aufgebcffcrt werden. Ferner wird die Annahme einer Resolution beantragt, die Erledigung auch der durch das Gesetz nicht zur Er füllung gelangten Teile der Beschlüsse der zweiten Beratung mit Wirkung vom 1. Januar 1910 ab tun lichst berbciznsühren. — Zu dieser Meldung des Wolff schen Bureaus bemerkt die „Germania": „Las Zentrum hat sich trotz mehrfacher Verhandlungen nicht entschließen können, sich diesem äustcrst mageren Kompromiß, bei dem die Regierung keinerlei Ent gegcnkommen zeigt, anzuschließen. Das Zentrum wird bei den weiteren Verhandlungen versuchen, ob durch entsprechende V e r b e s s e r n n g s a n t r ä g e aus dem Kompromiß etwasBrauchbares ;u machen ist." Es bleibt also dabei, was wir hier schon schrieben: Kommt es zu keiner Einigung, werden die Bemühun gen der beiden liberalen Fraktionen und der Konser vativen, zu einem einigermaßen erträglichen Abschluß zu gelangen, zerstreut, so werden die Beamten all c i n das Zentrum verantwortlich zu machen haben, wenn sic jetzt und damit wohl auch für längere Zeit leer ausgchcn. * Deutschland und Haiti. Der „New Pork Hcrald" erklärt in einem „Deutschlands freundschaftliche Haltung" betitelten Leit artikel, Deutschland suche keine Vorzugsrechte im lateinischen Amerika. Das Blatt fährt dann fort: Der einzige Wunsch der Berliner Regierung ist. dast Deutschlands ausgedehnte Handels interessen berücksichtigt werden. Falls eine internationale Kommission zur Regelung der Finanz- und Zollangelegenheilen Haitis gebildet wird, sollte Deutschland in dieser Konferenz einen Ver treter haben. * Beanstandetes Reichstagsmandot. Das Reichs tagsmandat des Abgeordnetenhaus Präsidenten Gra fen Sch w c r i n - L ö w i tz ist von der Wahlprüfungs- kommission bcanstan d'c t worden. Graf Schwerin I>at im Wahlkreis Anklam-Demmin von 15 987 St m- men 8300 erhallen. Die Wahlprüfungskommission des Reichstags hat aber herausgercchnet, dast wenn alle von ihr als erheblich angesehenen Behauptungen der Wahlprotcste sich als wahr und als Verstöße gegen das Wahlreglenicnt oder bas Wahlgesetz erweisen, Graf Schwerin nur 7211 Stimmen auf sich vereinigt hätte gegenüber 7753 gegnerischen Stimmen, daß also bei ungünstigem Ausfall der Beweiserhebungen die Mehrheit für ihn erschüttert wird. Dabei ist noch außer Betracht gelassen die etwaige Wirkung der Protestbehauptung, daß in der Stadt Demmin kon servative Stimmzettel in amtlichen Wahlkouocrts von den konservativen Wahlschlcpvcrn den hcrangcholtcn Wählern in die Hand gedrückt sein sollen. * Der Hauptvorstand des Deutschen Ostmarken vereins wrrd am 27. Juni in Alle nstein eine Sitzung abhalten, der sich am gleichen Tage die ..iatzltpgsmökige Hitzugg pes Geiamtausschusses a»- ichuestt. IN letzterer erfolgt die Erstattung des Jahresberichts und die Erledigung der geschäftlichen Vereinsanaelcaciiheiten: außerdem sollen das Grund- tetlunas'csetz sowie Maßnahmen zur Förderung des Deutschtums in den ostmärkichen Städten und etwaige Anträge erörtert werden. Anläßlich dieser Sitzungen veranstaltet die Ortsgruppe Allenstein gemeinsam mit dem ostpreußischen Provinzialverband am Abend des 27. Juni und am folgenden Tage einen Deutschen Tag. * Förderung dev Kleinwohnungsbaues in Baden. In der badischen Zweiten Kammer hat die Regie rung sich bereit erklärt, den Gemeinden in der lausenden Budgetoeriodc jährlich 200000 ./t als Darlehen zur Förderung des Kleinwohnungsbaues zur Verfügung zu stellen. Ausland. Gefterreich-Ungarn. * Aenderung de» Einjährigendienstes. Dem Ver nehmen nach plant die Kricgsvcrwaltung eine Aende rung bezüglich der Ableistung des Einjährigen- di cnst es. Wie aus Wien gemeldet wird, sollen die Einjährigen nicht mehr ausschließlich zum Dienste bei der Truppe herangcwgen werden, sondern nament lich Verwendung bei Spezialwaffen finden, so beim Festungsbau und der technischen Artillerie, dem Munitionswcscn usw. Ausgeschlossen bleibt nur der Dienst bei der Fliegertruppe. Zrankrelch. * Die französischen Kämpfe in Marokko. Ein Telegramm des Generals Lyautey an den Kriegs minister berichtet im einzelnen, daß die französischen Truppen am 12. Mai vormittag den Zul - Stamm und El Hadjamy nach hartem Kampfe von dem von ihnen besetzten Bergkamm in nördlicher Richtung herabgedrängt haben. Der Feind ergriff die Flucht bis auf einzelne Gruppen, die sich in den Schluchten und Dörfern seslsetzten und mit M e l i n i t b o m b e n niedergekümpft werden mußten. Die Verluste der Franzosen betragen 0 Tote, darunter l Offizier und 0 weiße Soldaten, und 30 Ver mundete, darunter 4 Offiziere, 12 weiße Soldaten und 1 eingeborener Offizier. Die Feinde haben viele Tote auf dem Schlachtfelde zurück gelassen und gestehen zu, über 200 Tote verloren zu haben. Selglen. * Ein Schulgesetz für Belgien. Aus Brüssel meldet der Telegraph: Der Senat hat das Schul gesetz mit 08 -stimmen Mehrheit angenommen. Die Liberalen und Sozialisten hatten vorher unter Pro testerklärungen gegen das Gesetz den Saal verlassen. Spanien. * Kämpf« in Marokko. Amtlich wiro aus Tetuan gemeldet, daß Eingeborene eine in Aleozaba siebende Abteilung angriffen und Handgranaten auf die Sol daten warfen, von denen acht verwundet wurden. Der Feind griff eines der an den Stadttoren auf geschlagenen Lager an, wurde aber bald zurückge- lvorfen. Türket. * Vizeadmiral Jouchon ist auf dem Panzerkreuzer „Göden" in Konstantinopel cingetroffen und im Namen des Sultans und der Regierung vom Vizezeremonienmeister begrüßt worden. Er wird am Sonnabend »om Sultan in Audienz empfangen Tageblatt. werden. Am Sonntag findet zu Ehren des Admirals ein Galadiner statt, am Montag eine Soiree in der deutschen Botschaft Am Sonntag konzertiert die Kapelle der „Gäben" im Stadtgarten in T a x i m. * Zusammenstoß zwischen Griechen und Musel manen. Die griechischen Bewohner von Tschal - fakjoi beiKonstantinopel wollten musel manische Auswanderer hindern, ihr Dorf zu betreten und wechselten Schüsse mit ihnen. Dabei wurden zwei Muselmanen und ein Grieche getötet, drei Griechen verwundet und fünf Häuser eingeäschert. Die Regierung hat die Verhaftung aller derjenigen angeordnet, bei denen Waffen ge funden wurden. Vulgarien. * Zwölf deutsche Flugzeuge für das bulgarische Heer. Die Äviat>k-Ge,ellschaft in Mülhausen hat von der bulgarischen Regierung den Auftrag auf zwölf Aviatik-Doppeldecker erhalten. Die bulgarilchen Offiziere, die mit der Führung dieser Aeroplane betraut werden, sollen das Fliegen aus dem Habshcimer Flugplatz erlernen. Grkecbenlanö. " Veränderungen in der griechische» Diplomatie Aus Athen wird gemeldet: Das Amtsblatt veröffent licht folgende Aenderungen des diplomatischen Korps: Der Direktor für politische Angelegen heitcn im Ministerium des Aeußcrn Naoum wird zum Gesandten in Sofia ernannt, der Ge schäftsträger in Berlin, Dragumis, zum Ge sandten in Petersburg, Nikolaus Theotoky zum Gesandten in Berlin, Schliemann zum Gesandten in Washington, Psychas zum Ministerresidenten in Bukarest, der griechische Ge sandte in Bukarest Papadiamantopulos wird Gesandter im Haag und Varatassis Minister resident in Durazzo. Der Generaldirektor im Ministerium des Aeugern Skassis wird zum Gene ralkonsul in Pest mit dem Range eines Minister residenten ernannt, Cacla manos, der frühere Geschäftsträger in Rom, zum Direktor der Politischen Abteilung im Ministerium Les Aeußcrn. Albanien. " Einziehung des zweiten Wehrausgebots. Aus Durazzo wird berichtet: Durch Verfügung des Fürsten wurde auch das in den Wehrlisten ein getragene zweite Wehraufgebot (5000 Mann) zur Dienstleistung einberufen Die albanischen Streitkräfte sind damit auf 10000 Mann ange- wachscn. vereinigte Staaten. * Des Betrugs verdächtig. Gegen den früheren Leiter der Panamakanalzone und drei andere Angestellte sind wegen versuchten Betrugs der Regierung Haftbefehle erlassen worden. Japan. * Kein Geschenk des Kaisers. Das Reutersche Bureau meldet aus Tokio: Die Meldung, daß der Kaiser von Japan den Admiralen V amamoto und Saito kostbare Vasen geschenkt habe, und die daran geknüpften Schlußfolgerungen sind un richtig. Sächsischer Lsnütag. Kammer. '45. öffentliche S i.tz ung. I'. Dresden, 15. Mai. Präsident Graf Vitzthum v. Eckstädt eröffnet die Sitzung um 11^ Uhr. Am Regierungstische. Minister Dr. Beck und Graf Vitzthum v. Eckstädt mit Kommissaren. Kapitel 79 des Etats, Straßen-und Wasser bauverwaltung, wird nach Bericht des Prinzen Johann Georg nach der Vorlage genehmigt. Zu Kapitel 24 des Etats, königliche Samm lungen für Kunst und Wissenschaft, beantragt der Berichterstatter, Präsident a. D. von Kirchbach, das Kapitel zu bewilligen, jedoch die Summe von 38 000 .tl für Einbau von Verwaltungs räumen in den mathematischen Salon in Ucber- einstimmung mit der Zweiten Kammer abzulehnen; auch die Regierung zu ersuclum, darauf bedacht zu sein, daß das neue Gebäude für die wissenschaftlichen Sammlungen und die moderne Gemäldegalerie in städtebaulich und künstlerisch einwandfreier Beziehung gebracht werden. Dr. Naumann ist mit dem Galericncubau einver standen, lehnt aber den Einbau in den mathematischen Salon ab. Graf Schönburg wünscht einheitlichen Eintritts preis für die Sammlungen. Kultusminister Dr. Beck bedauert die ablehnende Haltung der Kammer gegenüber dem Einbau in den mathematischen Salon, und erklärt, im nächsten Land tage eine neue Vorlage machen zu wollen. Prinz Johann Georg bittet, zum Schutze des Zwingers den Anbau abzulchnen, ebenso Oberbürgermeister Dr. Beutler, worauf der Dc- putationsantrag angenommen wird. Die Dekrete 27, W a s s er b a u a n g c l e ge n - heilen, 35, Gewährlcistungsgcsctz für die Weißeritz-Talspcrrengcnosscnschast, und 38, Erwerb des Pölizeigcbäudcs in Leipzig, werden debattelos in llebcreinstimmung mit der Zweiten Kammer genehmigt, ebenso eine Reihe von Etat kapiteln. Dem Bau einer Eisenbahn von Schleiz nach Mast buch (Dekret 37) stimmte man zu, ebenso dem Personal- und Besoldung setat der Landcsversichcrungsanstalt. (Dekrete 25 und 31.) Den Rest der Tagesordnung bilden Petitionen Zweite Kammer. (Fortsetzung aus der gestrigen Abcndnummcr.) Abg. Eleisberg (Natl.) berichtet alsdann über Sen Antrag Dr. Niethammer, betr. Vereinfachung d«r Organisation der Verwaltung der Staatseifenbahnen und beantragt für dlc Mehrheit der Deputation, die Regierung zu ersuchen, ») behufs vereinfach ter Erledigung der Geschäfte Ser Generaldirektion und den ihr Nachgeordneten Stellen w e i t e r g e h e n d c Befugnisse unter eigener Verantwortung einzuräumcn, b) die Umwandlung Ser 6 Eisenbahndireltionen in etwa 12 Betriebs- ämter und in etwa ü Verkehrsämter nach sachlichen Gesichtspunkten in Erwägung zu ziehen, e) größere Güterabfertigungen und, wenn tunlich, auch größere Güterkaffen, soweit zweck mäßig, als selbständige Ortsdiensistellen einzurichten. <!) über die Maßregeln dem «Nächsten Landtage 1915 eine Denkschrift vorzulegen. Abg. Rentfch (Kons.) beantragt, für die konser vative Minderheit der Deputation, die Re gierung zu ersuchen, auf dem bereits eingcjchlagenen Wege einer weiteren Vereinfachung des Ge- Sonnsbenü, 16. Mm 191-1. schäftsganges im Bereiche der sächsischen Staatsdah- neu fortzuschreiten und über die getroffenen Maß regeln dem nächsten Landtage Mitteilung zugehen zu lassen. Abg. Dr. Niethammer (Natl.): Mit dem An träge sei doch erreicht, baß eine wesentliche Vereiu jachung des GesäMsganges veranlaßt worden sei. Sachsen habe das Recht, an seine Bahnen die Höch st en Anforderungen zu stellen, denn die Bahnen seien ein Lebensnerv des Landes. Die Verwaltung dürfe auf dem «.cninal eingenommenen Standpunkte nicht beharren. Ein Verkehrs Minister sei notwendig. Der Einwand, daß ein solcher nur Ressortminisier sein würde, «ei nicht stichhaltig. Jeder Minister sei doch auch Staats Minister. Es liege zwar kein Grund vor, anzunehmeu, daß die jetzig«'» Verhältnisse nicht noch verbessert wer den könnten. Man dürfe doch die Bahnen nicht als ein Wesen ansehcn. das losgelöst sei von den Interessen des Landes. Die Entwicklung nnscrcr Bahnen mache eine ganz andere Organisation nötig, als wir sie jetzt hätten. Der Widerstand der Regie rung gegen die Zusammenlegung von Finanzministe rium Abteilung lll und der Generaldircktion sei nicht berechtigt. Ter Einwand, daß schon örtliche Be . denken dagegen «prächeu, tonnen nicht überzeugend wirken. Seine Freunde hätten nichts dagegen, werkn der F i n a n z m i n i st e r sich mit den nötigen Hilfskräften, einem Referenten und vor tragenden Rat, ausstatte'l würde, der die Ver mittlung zwischen hüben und drüben übernehme. Die Eisenbahndireltionen mußten aufgelöst werden in die jetzt schon bestehenden konferierenden Instanzen. Unverständlich sei der Wider - stand der konservativen Partei dagegen. Sie habe sich offenbar in der Deputation von dem Regierungskommissar einschüchtern lassen. Die Gcncraldirektion mache sich viel zu abhängig vom Finanzminister. Nicht zu verkennen sei, daß der An trag in der Form, wie er aus der Finanzdeputation L zurückgekommen sei, einen Fortschritt gegen die vorige Session bedeute. Man könne sich der Hoffnung getröften, daß die Sache auch weitere Fortschritte machen werde. Redner verweist dann auf Baden, wo jetzt die Errichtung eines Vcrkehrsministeriums be antragt wäre, obwohl dort die Verhältnisse weit weniger dazu drängten, als bei uns in Sachsen. Abg. Hofmann (Kons.) hätte gehofft, daß diesmal die Finanzdcputation L zu einem Einverständnis mit der Regierung gekommen wäre. Da dies nicht der Fall sei, so würde der Antrag wohl in der nächsten Session wiederkommen. Die Beunruhigung im Eisenbahnwesen werde bleiben, und dies selbst werde darunter leiden. Die Selbständigkeit der Generaldircktion sei durch das Finanz ministerium zu sehr eingeschränkt. Die An träge der Mehrheit seien ohne Zustimmung der Re gierung geblieben, er werde daher für die Anträge der Minderheit stimmen. Abg. Castan (Soz.): Wir hätten in Sachsen zu» viel Instanzen. Bei einer Neuorganisation möchte man auch die Wünsche der Arbeiter berück sichtigen. Finanzminister v. Seqdewitz: Die Regierung sei auf dem Wege oer Selbständigmachung der General direktionen schon sehr weit vorgegangen. Der größte Teil der Stellen werde von der Generaldirek tion besetzt. Er wolle den Antrag Niethammer nochmals daraufhin prüfen, ob der General direktion noch weitergehendc Selbständigkeit einge räumt werden könne. Die Einheitlichkeit müsse natürlrch gewahrt bleiben. Daß Vie Negierung be strebt sei, das möglichste zu tun, sei bereits anerkannt worden. Abg. Dr. Niethammer (Natl.) rekapituliert den Gang der Debatte. Der Regierung kann man für das Wohlwollen nur dankbar sein. Damit schließt die Debatte. Nach Schlußworten der Abgg. Rentfch (Kons.) und Eleisberg (Natl.) werden die Anträge der Deputationsmehr heit angenommen. Die Eingabe des Derban- d-es Sächsischer Industrieller um Errichtung eines Verkehrsministeriums läßt man auf sich beruhen. Abg. Schreiber (Kons.) berichtet sodann für die Finanzdcputation Z. zu Kapitel 43 Kreis- und Amtshauptmannschaften und befürwortet, auf den gefaßten Beschlüssen sichen zu bleiben und die Forderungen der fünf akademisch gebildeten Bausachverständigen auf- rcchtzucrhalten. Ohne Debatte wird dies beschlos» s c n. Abg. Wappler (Natl.) beantragt dann für d:e Mehrheit der Finanzdcputation H., in Ucbereinstim- mung mit der Ersten Kammer die in Kapitel 1 des außerordentlichen Etats geforderten 450 000 für ein Darlehen an die Thea ter-G. m. b. H. in Bad Elster zu bewilligen. Die Minder heit beantragt dagegen, bei der Ablehnung zu beharren, und nach kurzer Debatte wird die Ab lehnung mit 51 gegen 23 Stimmen aufrecht erhalten. Mehrere Privatpetitionen, mit denen man sich beschäftigt, werden nach den Anträgen der Deputation erledigt. Abg. Hettner (Natl.) berichtet dann für die Be schwerde- und Petitionsdeputation über Antrag Opitz und Rückert betr. Aenderung des Wassergesetzes. Er beantragt, die Staatsregierung zu ersuchen, dafür zu sorgen, daß den mannigfachen Unklarheiten, Unbilligkeiten und Härten, die sich bei der Rege lung der Pflicht zur Jnstandietzung oder Unter- hallung der fließenden Gewässer ergeben haben, möglichst durch angemessene Aufklärung der beteitigren Organe und entlastende Handhabung des Wassergejetzes abgehoben werde, in den Fällen, in denen im öffentlichen Interesse Unter halt» nqsarbeiten gefordert werden müssen, obwohl die für die Beteiligten zu erwartenden Vor teile die aufzuwendenden Kosten nicht übersteigen, non der Befugnis des 8 79 des Gesetzes, staatliche Beihilfen ru gewähren, möglichst ausgiebigen Gebrauch zu machen, hierzu, dafern nötig, im nächsten Staatshaushalts-Etat einen höheren als den bisher vorgesehenen Betrag einzustesten; soweit diese Maßnahmen sich nicht als ausreichend erweisen sollten, dem Landtage einen Gesetzentwurf zu einer entsprechenden Aenderung des Wasser Gesetzes vom 12. Mürz 1909 uorzulegen; der nächsten Ständeversammlung eine Mitteilung darüber zu gehen zu lassen, ob durch die Bestimmungen in 8 41 des Waßergesetzes die zu erwartenden künf tigen Bedürfnisse der Allgemeinheit oder die Bedürfnisse einer Mehrheit von besonderen Benutzungen gegen eine Beeinträchtigung durch Verminderung der Wassermenge eines fließenden Gewäyers ausreichend geschützt sind, lür den Fall aber. Satz diese Frage zu verneinen ist, einen Ge» setze ntwurf zu erner enriprechenden Aenderung oes Wassergesetzes vorzulegen; die Anträge Opitz und Rückert und die Petitionen aber durch die vor stehenden Beschlüße für erledigt zu erklären. Abg. Brodanf iBpt) berichtet über Antrag Dr. Roth und Gen. betr. Aenderung des Wassergesetzes und beantragt, den Antrag in folgender Form an z »nehmen: Die Regierung um Vorlegung eines Gesetz» entwürfe» zu ersuchen, durch den in Abänderung der Bestimmungen des 8 150 des Wassergesetz«» die Einigung von Grundwafferquellen und Quell,
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