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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 10.05.1914
- Erscheinungsdatum
- 1914-05-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-191405109
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19140510
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19140510
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-05
- Tag 1914-05-10
-
Monat
1914-05
-
Jahr
1914
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gefahr. Vom seismographischen Observatorium in Catania wurde als Dauer des ersten Erdflöhe» eine halbe Minute registriert. Der Eindruck, den die Ruinen der eingestürzten Häuser bieten, ist trostlos 2m Hospital von Acireale sind bi»her 17 Verwundete eingetroffen, die mit dem Tode ringen. Auf der Strahe zwischen Santa Senerina und Aeireale herrschte ungeheure Verwirrung. Traurige Züge von Verwundetentransporten, von den laut jammernden Verwandten begleitet, bewegen sich langsam vorwärts. Einige Verwundere starben während des Transportes. Äuher den beiden Ort schaften sind die Dörfer Bennisi, Tanta Maria Amalata und Jerbace sehr schwer beschädigt. Ueber das Schicksal des Marktfleckens Za ffe ra na, der schon bei früheren Erdbeben schwer gelitten hat, fehlen alle Rachrichten, Io daß man auch dort eine grohe Katastrophe befürchtet. Letzte Lokalnachrichten Leipzig, 10. Mai. * Buchhändler-Kantate. Sobald die Osterglocken verklungen sind, das junge Grün üppig sich in der Ratur zeigt und der erste lockende Vogelruf sich hören lägt, zieht es den deutschen Buchhändler, aus Oester reich und der Schweiz nach Leipzig, der freundlichen Lindenstadt, dem Herzen seiner Organisation. Hier fordert er Rechenschaft über das verflossene Jahr von den Männern, die er an die Spitze seines Berufs vereins zur Wahrung seiner Interessen gestellt hat: hier berät er in ernsten Verhandlungen über das Wohl und Wehe des deutschen Buchhandels, hier schafft er sich seine Ordnungen, die den einzelnen zur Rücksichtnahme auf di« Allgemeinheit zwingen: hier tauscht er mit seinen Freunden seine Gedanken aus, hier bespricht er seine abgelaufenen GesckMe und vereinbart neue. Und bet aller Arbeit und den ernsten geschäftlichen Verhandlungen, wie sie die Ab geordnetenversammlungen des Verbandes, der Kreis, und Ortsvereine, di« Hauptversammlungen der Der- legervereine und Sortimentervereine und vor allem die Hauptversammlung des Börsenvereins der Deut schen Buchhändler und nicht zuletzt die wichtige Ab rechnungszusammenkunft am Kantate-Montag er heischen, bleibt dem lustigen Volk der Buchhändler immer noch genügend Zeit zur Verfüguna, um sich nach den sauren Wochen des Jahres ein frohes Fest zu gönnen. Groß war denn auch di« Zahl der aus den verschiedensten Gebieten und Ländern herbeigckomme- nen Berufsgenoffen des deutschen Buchhandels, die zur Kantatemejse an liebgewordener Stätte er schienen und dem Präludium der in reicher Ab wechslung in die Vergnügungen vinaefügten Festlich keiten ihre Anwesenheit gaben. Die Säle des flaggengeschmückten Deutschen Buch- Händl e r ha u s e s, von deren Wänden di« ehr würdigen Bilder hervorragender Berufsaenoffen sclxruten, waren gestern abend zur Begrüßung ausersehen worden. Hier begegneten sich zu vorgerück ter Stunde Verlag und Sortiment, Antiquariat und Kommissionsgeschäft mit ihren Vertretern uird den Angehörigen anderer Zweige des Gesamtbuchhandels in zwanglosem, geselligem Verkehr. Nur kurze Zeit hielt diese gesellige Zusammenkunft die einzelnen in Bann, dann begab sich das Gros zu einem nicht min der fröhlichen Beisammensein nach Auerbachs Keller, wo die Kantate-Kapell« unter der Direk tion Gustav Curchs durch ihre belebenden Weisen die Versammelten zu heiterem Verkehr vereinte. In später Stunde trat hier an dieser historischen Stelle ein mystisches Spiel, die toll« Szene aus „Auerbachs Keller", ganz nach Goethe von berufenen Kräften dar- gestellt, vor aller Augen, ein Spuk von tiefster Wir- kung. Ein Teil der hier seßhaft gebliebenen buch händlerischen Kollegen sand sich später in Aeckerleins Keller in engerem Kreise ein, in dem Otto Petters- Heidelberg, der Wohltäter für die Notleidenden und Bedrängten im Buchhandel, im Mittelpunkt d«r Ver sammelten stand und den traditionellen Hosenklingel, beutel in Bewegung setzte. So zog sich der Bc- griißungsabend bis zur Frühe des beginnenden Tages hin. Letzte Sportnachrichten Die neuen Zeppelinlustkreuzer. (Eigener Drahtbe richt.) Friedrichshafen, 9. Mai. Der neue Marine luftkreuzer „2. III" erhielt heute seine Füllung und wird am Montag die W^erkstättenfahrtcn auf nehmen. Das Jubiläumslustschiff I,. 2.25" wird in 11 Tagen fahrtbereit sein und wahrscheinlich nur zu Fahrten bei Festgelegenheilen benutzt werden. * Die englischen Berufsspieler Tottenham Hotspur siegten, wie und aus München drahtlich gemeldet wird, über den FusibaMlnb Bayern mit 6:0. Literarisch« Anzeigen, RitRMl,BerB«l»lit,,ProsMüiiljkI" Für 1914 sind von Prof. Kinzel» Reise führern erschienen Oberbayern und Tirol, XI. oerb. Aufl., 1914, 3.6: Schweiz, VII. stark vermehrte Aufl., 1913, geb. 3.6: Sommerfrischen und Standquartiere in Oberbayern und Tirol, IV. Aufl.. 1913, kasch. 1,75 Italien, IV. neubearb. Aufl., 1913, heb. 3,60 .6 Ihr besonderer Vorzug ist auch die Rücksichtnahme auf den schmalen Geldbeutel. Jetzt schon 26Auslagen mit mehr als 8S0V0 Exemplaren im Verlag des Hosbuchbtindler» Friedrich Bahn. Schwerin 1. M. bi», Unsere gestrige Abendausgabe umfaßt 8 Seiten, die vorliegend« Morgennummer 38 Seiten, zusammen 44 Leiten inkl. der Beilage „Körperkultur, Sport und Spiel." vauplslbriulruer: Lr. Verätz. weAeatzerser. BeraimvorUichr Lchrinleüer: für Politik Lr. «rn» Gänttzer: iür die Landet»,eilung <S«lth«r Schindler; für Leivnger und iLchüiche Angrlezenheiten Arnold Annte; für punft und Aigen, schalt Lr. -rietzrich Ledrrcht; für Musi» Unzen Granttz; lür Svort und Spiel. Anie-, Bäder- und Perketzr«^,run, Ludwig «euer: Gericht A. Haartet» — gür den «neigen- ie,l tveinr. Balser. Berla-: LeipHgrr Uagedlatt. Gesellschaft mit beschränkter Haftung. Truck: Fischer L Karden Sämtlich in Leip»ig zuschnsicii sind nicht persönlich ,u adressieren, soiwern au den Verlag. d,e tiiedakijon oder die Geschäftsstelle de« Lerp»ig«r Tageblattes, Gesellschaft mit beschränkter Haftung, gn richten Sonntag» lv. Mat lSl4. 914. Aus >eien c einge- Haupt- ihn am ße > w. - Be r die lan? au» den :ranza mpico hluß zu Plätze wn diesen je damit eklärt, er aben, um eztrke zu der Ver lassen. — cklärt, es oird jetzt rung von sen und i, 60000 stande- rung rt, die Mir ütigen :ch die il der : aller h die , eine ordcn, , aus c doch sehen, unmt, Eini- tudie- der lesun dem a un Ar Nun terie- peten izösi- eten- den nacht Ar- snale edcm hren öhnt etil iner nzen be- nige : zu lvon nier Be- oar- lchte »oli- der zog licht ?er- >em run ich- er rde >em ilb- eht nt- en, ser Lo lin »er ich andels- Woche r be- inschaft ehr zu . Die erst hat der lN m r richtet: h höre, anden, )ie zu- * Generalkonsul Dr. Kohlhaas f. Der zurzeit zur Dienstleistung beim Auswärtigen Amt kommandierte Generalkonsul in Moskau Dr. Kohlhaas ist gestorben. " Zu der Erklärung im Reichstag Uber das „Fest gegen die Fremdenlegion" im Berliner Eispalast schreibt der „Petit Parisien": „Wir glauben zu wissen, das; der französische Botschafter in Berlin, Herr Cambon, zu Beginn dieser Woche im Ver laufe einer Unterredung mit Herrn von Jagow diesen bedauerlichen Zwischenfall besprochen hat. Man kann ihn jetzt nach der Erklärung als er ledigt betrachten." " Ueber die Besoldungsnooelle wird, wie wir der Meldung der „Germania" zum Trotz an genommen hatten, noch immer verhandelt. Neuer dings versucht man das Kompromiss auf folgender Grundlage: Die Regierungsvorlage soll unverändert angenommen, an geeigneter Stelle aber eine Be stimmung eingefügt werden, wonach die Aufbesserung der gehobenen Unterbeamten bis zu einem vor geschriebenen Zeitpunkt zu erfolgen hat. * Der Nutzen der zwei großen Mächtegruppen. Ein Mitarbeiter des „Berl. Lok.-Anz" hatte dieser Tage eine Unterredung mit dem Botschafter eines der Ententemächte gehabt, vermutlich dem russischen Botschafter, der sich sehr begeistert über den Nutzen der Scheidung Europas in zwei grohe Mächtegruppen geäuhert hätte. Von einer Scheidung in zwei prinzipiell feindliche Lager könne ebensowenig die Rede sein, wie jemand an Krieg denke In Wirklichkeit bedeute die heutige Teilung in Dreibund und Entente, die jeden der beteiligten Machte vollständige Handelsfreiheit läßt, die glücklichste Ausbalancierung der euro- päljchen Kräfte und damit größte Friedens garantie, die Europa seit undenklichen Zeiten genossen hat. * Humerus eluusus für auswärtige Studenten. Der preuhische Kultusminister hat einen uuwvrus uiuuslis emgesührt, nach dem von jeder Nation in Zukunft nur noch 900 Studierende zugelassen werden. Diese Zahl bezieht sich auf sämtliche zehn preuhische Universitäten. Naturgemäß wird die Zahl 900 nur von den Studierenden einiger weniger Nationen erreicht, sie bedeutet eigentlich nur fürRuhland, von wo alljährlich mehrere tausend Studenten nach Deutschland zum Besuche der Uni versität kamen, eine Beschränkung. * Die Arbeitslosenversicherung in Bayern. Die Ablehnung der Arbeitslosenversicherung durch den bayerischen Reichsrat wird vom Abgeordnetenhaus nicht ohne weiteres zugegeben werden. In der Kom mission wurde ein ümmig beschlossen, entgegen dem Votum des Reichsrats dem Abgeordnetenhaus die nochmalige Annahme der Vorlage zu empfehlen. Desstsch«» Reich. * Der Rationalliberale Verein zu Chemnitz hielt am Freitag abend seine diesjährige General- Versammlung ab, in der nach Erledigung der geschäftlichen Angelegenheiten Landtagsabgeordneter Nitzschke-Leutzsch einen sehr beifällig aufgenom- menen Vortrag über „Die wichtigsten politischen Aufgaben der Gegenwart" hielt. Ungeteilter Beifall wurde dem Vortragenden zuteil, als er in eingehender und klarer Weise die Stellung der Nationalliberalen zu der Frage des Arbeitswilligenschutzes rechtfertigte. Er wies nach, bah es den Konservativen nur darum zu tun sei, in industriellen Kreisen Einfluß zu gewinnen, daß aber schon jetzt erkennbar sei, daß lediglich die nationalliberalen Vorschläge den Arbeits willigenschutz gewährleisten, ohne der Sozialdemokratie neuen und erwünschten Agitationsstoff zu liefern. Das Verhalten der konservativen Lanotagsfraktion gegenüber der Reform der Er st en Kammer lasse die so oft betonte „Jndustriefreundlich- keit" der Konservativen in bedenklichem Lichte er scheinen. 2m Interesse einer Reform sei dieser Um stand zwar zu bedauern, immerhin schaffe er die nötig« Klarbeit und beweise mit Deutlichkeit, daß die sächsische Industrie trotz aller schönen Worte von den Konservativen nichts zu erwarten hat. Dieser Teil der Ausführungen de» Vortragenden löste stürmischen Beifall aus. Ausland. Gesterreich-Ungarn. * Aus den Delegationsberatungen. Budapest wird gemeldet: Der Ausschuß für Auswärtige Angelegenheiten der öster reichischen Delegation nahm den Voran schlag des Ministeriums des Aeuße- ren an. Der Dispositionsfonds wurde mit II gegen 4 Stimmen bewilligt. Der Heeresausschuß der Oester- reichischen Delegation setzte die Verhandlungen über das Heeresordinarium fort, Mi nisterpräsident Graf Stürgkh bekämpfte die wegen Anwendung des K 14 auf die Rekruten vorlage für 1914 erhobenen Vorwürfe und widerlegte die dagegen erhobenen verfassungs rechtlichen Bedenken. Er legte die parlamenta rischen Hemmungen dar, die ihm im In teresse der Armee und des Reiches zu diesem Schritt gezwungen hätten und stellte fest, daß die Regierung gegenwärtig in voller Tä- rigkeit sei, um durch Beseitigung dieser Hem mungen, die auf böhmischem Boden ent standen seien, eine Freimachung des parlamentarischen Schauplatzes an- zubahnen. Er hoffe, daß der Druck des starken, großen und gemeinsamen Interesses nach Be tätigung im Parlament zum gegenwärtige» Zeit punkte vielleicht eher als früher zu einem Er folge führen könne. Schließlich bat der Mini sterpräsident die Delegierten, hoffnungsvoll in die nächste Zukunft zu blicken, in der der ge meinsame verfassungsmäßige Boden des Parla ments für eine harmonische Betätigung des .Hauses im Verein mit der Regierung wieder in neuer Kraft erstehen solle. * Das Befinden des Kaiser». Das heutige Morgenbulletin über das Befinden des Kaisers be sagt: Die Nacht war gut, der Katarrh lockerer, das Allgemeinbefinden sehr gut. " Die Erklärungen de» Grafen verchtold. Die Erklärungen des Grasen Verchtold im Ausschuß der österreichischen Delegation finden seitens der Presse keine freundliche Beurteilung. Die Erklärungen des Grafen werden al» viel zu optimistisch bezeichnet. Zrankrelch. * vor den Stichwahlen. Alle Parteiorgane richten heute einen letzten dringenden Aufruf an ihre An- Hänger, bei den Stichwahlen am Sonntag ihre Pflicht zu tun. In den meisten Wahlkreisen, wo einerseits Sozialisten und Radikale, anderseits rück- Ichrittliche Bewerber einander gimenüberstehen, ist es im letzten Augenblick zu einem Wahlbündnis zwischen den ersteren gekommen, wobei allerdings die Radikalen viel schlechter abschneiden al» die Sozia listen, da viel mehr Radikale al, sozialistische Be- werber zugunsten de» republikanischen Nebenbuhler» Leipziger Tageblatt. Nr. 23S. zurückgetreten find. Die Sozialisten triumphieren denn auch schon im voraus und versprechen sich heute «inen glänzenden Sieg. Die gemäßigt repu blikanischen Blätter eifern mit großer Heftigkeit gegen die politische Unsittlichkeit, al» die sie die Wrederaufrichtung de» Blockes der ä u ß e r st e n Linken bezeichnen. " Die Furcht vor der Einkommensteuer. Die Regierung beobachtet mit wachsender Unruhe die Auswanderung der Kapitalien aus Frankreich, die in der letzten Zeit, seit die Einfllh- rung der wachsenden allgemeinen Einkommen steuer nahe in Sicht gerückt ist, einen außergewöhn lichen Umfang angenommen hat. Man beobachtet in allen großen Einlagebanken die Einziehung hinterlegter Kapitalien und ihre Ueber- tragung an ausländische Bankinstitute, insbe sondere Belgiens und der Schweiz. Die Schweixer Banken überschwemmen Frankreich mit Rund schreiben, in denen Kapitalisten aus die Vorteile hingewiesen werden, die es für sie haben würde, wenn sie ihre Gelder den Schweizer Anstalten an vertrauen würden. Die hiesige Regierung sieht in gewißen Wendungen dieser Rundschreiben geradezu eine Aufforderung zur Steuerhinterziehung, und sie hat halbamtliche Vorstellungen bei der eid genössischen Regierung erhoben, die indes keine Folge haben konnten, da die Schweizer Bundesbehorden beweisen konnten, daß ihnen auf den Geschäfts betrieb der Banken ihres Lande» keinerlei gesetzlicher Einfluß zusteht. Manien. * Landung von Kretern. Aus Durazzo wird ge meldet: Der Waffenstillstand wurde von den Epi roten nicht angenommen. Gestern sind 200 Kreter unter dem Befehl griechischer Offiziere mit Waffen und Munition in Santi Quaranta an gelangt. Die Offiziere nahmen vor der Landung die griechische Kokarde ab. Heute geht der erste Sanitätszug von hier ab. Aegypten. * Konflikt zwischen Muselmanen und Griechen. In Port Said brach ein schwerer Konflikt zwischen den dortigen Muselmanen und Griechen aus. Es kam zu Zusammenstößen, wobei die ersteren die orthodoxischen Kirchen zerstörten. Atzte Depeschen «nd Fernsprechmetdurrgerr. Der Schluß des Reichstages. (Eigener Drahtbericht unserer Berliner Redaktion.) Berlin, 9. Mai. Die „National-Zeitung" berich tet heute abend von der Absicht, unter Umständen den Reichstag nochmals nach dem Pfingstfest zusammen- zuberufen. — Wir können dazu berichtigend mitteilen, daß es sich dabei um leeres Gerede handelt. Es ist gar nicht daran zu denken, daß der Reichs tag nach den Ferien noch zusammentritt. Ueber den Stand der Dinge in bezug auf die Besol dungsvorlage erfahren wir noch in später Stunde, daß die Verhandlungen bisher -u keinem Ziele geführt haben und zurzeit auch keinerlei Aussicht bieten. Insbesondere ist auch das Zentrum, Herr Spahn an der Spitze, zu keinen weiteren Kon zessionen geneigt. Zur Beilegung des Konflikts an der Berliner Handelshochschule. Berlin, 9. Mai. Der Konflikt an der Handels- Hochschule in Berlin ist beigelegt. Es ist zu einem Einvernehmen gekommen, nach welchem die Handelshochschule nur noch lebenslänglichangestellte Dozenten im Hauptamte haben und bet Be- rufungen das Dozentenkollegium in derselben Weise gehört werden wird, wie dies an den Universitäten üblich ist. Das Dozentenkollegium hat an die Stu- dierenden eine Erklärung gerichtet, in der sie aufgefordert werden, vom 11. Mai an die Vor- lesungen wieder zu besuchen. Ferner wird darin mit- geteilt, Professor Jastrow habe ausdrücklich den Do- zenten gegenüber erklärt, daß er unter keinen Um- ständen von neuem in ein Dertragsverhältnis zur Handelshochschule treten wolle. Keine Trennung des Exkönigs Manuel von seiner Gattin. Sigmaringen, 9. Mai. Am Montag begeben sich der Fürst und der Erbprinz von Hohen- zollern nach England und bleiben mehrere Wochen dort als Gäste des Exkönigs Manuel und seiner Ge mahlin. Die gehässigen Gerüchte über Len König und die Königin sind erfunden und unwahr in allen Stücken. Das dänisch« Königspaar in London «ingetroffea. London, 9. Mai. Der König und dieKönigin von Dänemark sind hier eingetroffen und am Bahnhof vom König und der Königin, der Prinzessin Mary, der Königin Alexandra und den übrigen Mit gliedern der Königlichen Familie empfangen worden. Aus der Reichsdnma. Petersburg, 9. Mai. Di« Reichsdnma hat nach Beendigung der allgemeinen Debatte über die Bud getvorlage den Uebergang zur Spezial debatte mit 166 Stimmen der Rechten, Nationa listen, Oktobristen und des Polenklubs gegen 72 Stim men der Opposition angenommen. Aus dem russischen Reichsrat. . Petersburg, 9. Mai. Der Retchsrat hat in der Fassung der Reichsduma die Gesetzesvorlage über die Verzollung ausländischen Ge treides sowie von Erbsen und Bohnen an genommen. Der Zollsatz beträgt 30 Kopeken pro Pud brutto. Da» Gesetz tritt eine Woche nach -er Veröffentlichung in Kraft. Der Reichsrat sprach dabei den Wunsch aus, das Handelsministerium möge die Frage prüfen, ob der festgesetzte Einfuhr zoll auf Mehl Rußland in genügender Weise vor der Einfuhr ausländischen Mehle» schützt. Der Der- treter des Handelsministeriums pflichtete diesem Wunsche vollkommen bei, da möglicherweise Umstände eintreten könnten, die die Regierung zur Erhöbung des Zolles auf Mehl zwingen könnten, erklärte jedoch, daß «s gegenwärtig nicht zeitgemäß sei, diese Frage zu erörtern. Besserung i« Streik brr spanischen Seeleute. (Eigener Drahtbericht.) Madrid, 9. Mai. Im Streik der spanischen Seeleute ist eine Besserung eingetrrten, nach dem der Ministerpräsident erklärt hatte, daß den mit fremden Matrosen bemannten Handelsschiffen die E r- laubnis zur Abfahrt nicht erteilt wer den würde. * Einvernehmen Serbiens und Oesterreich-Ungarn» in der Orientbahnfrage. Belgrad, 9. Mai. Die „Samu Prava" erklärt, daß Serbien im eigenen Interesse ein direkte- Einvernehmen -nit Oesterreich-Ungarn in der Frage der Orientbahnen anstrebe. Die Hoffnung, daß sich Serbien für ein Entgegenkommen Oester reich-Ungarns dankbar erweisen werde, sei nicht allein durch die Empfindung, sondern auch durch große serbische Interessen begründet. Keiue Kreuzigung albanischer Gefangenen. Athen, 9. Mai. („Agence d'Athenes".) Die Mel dung über die angebliche Kreuzigung von albanischen Gefangenen durch die Epiroten wird mit Ent rüstung in Abrede gestellt. Im Gegensatz zu den verleumderischen Behauptuirgen der Albanier sei festzustellen, daß die Epiroten ihre Gefangenen auf das großmütigste behandelt haben. Die Lage in Mexiko. New Pork, 9. Mai. Nach einer vom 8. Mai da tierten Meldung des auf der Höhe von Mazatlan liegenden Panzerkreuzers „Ealifornia" sind auf Be fehl Huertas die Leuchtfeuer an der West küste Mexikos gelöscht worden, die daher in der letzten Nacht in Dunkel gehüllt war. Die Wasfenladung des Dampfers „Kronprinzessin Cecilie". Washington, 9. Mai. Bryan erklärte, daß die Kriogsoorräte an Bord des Dampfers „Cecilie" nach Deutschland wieder zurückgeschickt wer den. Neue Niederlage des „Weißen Wolfes". (Eigener D r a h t b e r i ch t.) Schanghai, 9. Akai. Die Regierungs truppen haben einen neuen Erfolg gegen die Banoen des „Weißen Wolfes" zu verzeichnen. Es gelang ihnen, die Banden zu stellen und ihnen eine schwere Niederlage beizubringen. I.'.OO Banditen sollen dabei getötet worden sein. Uraufführung im Münchner Schauspielhaus. München, 9. Mai. (Privattelegramm.) Paul Fuhrmanns „Die auserwählte Ten- denz" hatte bei ihrer gestrigen Uraufführung trotz Fohlens jeder dichterischen Qualctüt einen starten Er folg zu verzeichnen. Reiterunfall. (Eigener Drahtbericht unseres rn.-Mit. arbeite rs.) Kassel, 9. Mai. Der Korpssdabsveterinär Buß wurde von seinem bockenden Pferde abgeworfen und erlitt lebensgefährliche innere Verletzungen. U. a. hat er einen Beckenbruch daoongetragen. Der Ver letzte wurde ins M i l i t ä r l aza r e t t gebracht. Aufhebung einer Spielergesellschaft. (Eigener Draht bericht.) Köln a. Rh., 9. Mai. In der vergangenen Nacht wurde durch Kriminalbeamte eine Ge feilsch« ft von 30 Personen beim Glücksspiel ertappt. Die Beteiligten, von denen sich einige zur Wehr gesetzt hatten, wurden zur Anzeige gebracht und dre Bank beschlagnahmt. Großfeuer in einer Kerzenfabril. Straßburg, 9. Mai. Ein Großfeuer, das gestern um Mitternacht in der Sterinkerzen fabrik von Haehl <L Co. in der Rup- prechtsau zum Ausbruch kam, wütet bis jetzt noch fort. Der mit leicht brennbaren Stoffen gefüllte Hallenbau wurde vollständig zerstört. Es ge lang, das Kesselhaus und das Oellager zu retten. Der Brand der Mineralölfabrik gelöscht. Wien, 9. Mai. Der Brand in der Florids- dorfer Mtneralölfabrik wurde heute früh gelöscht. Ein Grubenaufseher wird vermißt: wahrscheinlich ist <r verbrannt. Die Erdbebenkatastrophe in Sizilien. (Eigener Drahtdericht.) Rom, S. Mai. Die Nachrichten aus dem Erd bebengebiet laufen nur spärlich ein, doch lassen sie ertennen, daß der Umfang gewaltig ist. Die hauptsächlichsten Gebiete am Abhange des Aetna wurden vollständig verwüstet. In Linera, wo kein Stein aus dem anderen geblieben ist, sind nach amtlichen Mitteilungen bisher 130 Tote und 120 Verwundete ausgefunden worden. Aus anderen Orten werden 20 Tote und 100 Verwundete gemeldet. Die betroffenen Gebiets find glücklicherweise weniger dicht bevölkert, als die Umgegend von Messina. Rom, 9. Mai. Die Blätter veranstalten Extraausgaben, nach denen der Umfang der Erdbebenkatastrophe bedeutend größer, als bisher bekannt, ist. Die Zahl der Toten in der Pro vinz Eatania beträgt mehrere hundert, die der Verwundeten soll tausend erreichen. Authentische Nachrichten geben für Liner« und Bon- giardo 150 Tote an. Die Dörfer Limax und Acireale sind zerstört. Die Stadt Acireale ist verschont ge blieben. In Santa Venerina ist schwerer Sach schaden angerichtet worden; die Zahl der Opser ist gering. Die Telegraphen- und Telephonmasten sind kilometerweit niedergelegt. Die Eisenbahnbrücke und der Tunnel von Guardia drohen einzustürzen. Die Bevölkerung kampiert im Freien. Die Teilnahme der Kammer. Rom, 9. Mai. In der heutigen Sitzung der Kamm er drückten die Mitglieder aller Fraktionen ihre Teilnahme und ihr Mitgefühl mit dem durch das Erdbeben schwer betroffenen Si zilien aus. Der Unterstaatssekretär des Innern schloß sich an und erklärte, die Regierung wird ihre Pflicht tun und schnell helfen. Am Schluß der Sitzung machte der Ministerpräsident Mitteilung von den Hilfsmaßnahmen der Regierung. Ein Neberblick über die Katastrophe. Eatania. 9. Mai. Schon seit einigen Tagen wurden leichte Erdstöße wahrgenommen, die aber keine Beunruhigung erweckten, weil die Bevölkerung daran aewöhnt ist. Ader gestern fand ein so starkes Erdbeben statt, daß die Bewohner erschreckt und schreiend die Häuser verließen und sich den ganzen Abend auf den Straßen und Plätzen auf hielten Bald langten aus den verschiedenen Orten der Provinz Schreckensnachrichten von schweren Unglücksfällen ein. Unzählige Häuser waren eingestllrzt und zahlreiche Menschenleben zugrunde gegangen. Besonders stark scheinen die Ortschaften am Siidadhange des Aetna heimgesuchl worden zu sein, wo ein erster heftiger Erdstoß schon um 3 Uhr nachmittags erfolgt war. Auf der Strecke Acireale — Catania sind zahlreiche Erdrutsche auf die Eisenbahngleise niedcrgegangen und ein Tunnel unweit Mangano ist in Einsturz- Sonrttsgs»Susssbe. vettr 3.
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