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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 10.05.1914
- Erscheinungsdatum
- 1914-05-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-191405109
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19140510
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19140510
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-05
- Tag 1914-05-10
-
Monat
1914-05
-
Jahr
1914
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Sonntags - Ausgabe Er Leipzig ua» Vorort« Surch uafrr« ErLarr V»All bSprLIf» . und Sprourur« rmaltäglich in» Hou» grdrachtr monatl!» l.rz M., vlertry-hrUch I.7S M. vei »er S«kch-ft»st«llr, unfern Ztliolen und fiuogadrftellen abgeholt: monatlich 1M..ot»rt»liatzrUchSM. vurch -le Post: lnnerhald veutschlan-o und -er -rutschen »olonie« monatlich l.so M., vlertelj-hclich « SS M.. ouoschlle-Uch postdrsteUgel-. va» lelpzigerTageblatt erscheint Werktag» »mal. Sonn- u. Zeiertag» »mal. 2« Leipzig, -en Nachbarorten uns -en chrtrn mlt »igeuea Ztllalen «lr- -i» hdrnSauogod» noch am stdenü -e» «rschetnru» In» hau» geliefert. VrrUner Neüaktton:7n ü»n Zelten 17, Zernspcech-stnschlug: Moabit Nr. »»7. ^rntsblockt des Rates und des polrreüuntes der Stadt Leipzis Ne-oktlon un- S»schSft»st»Urr Zohannlogass» Nr.». » Zernsprech-finschlug Nr. >«-»2, 14-4Z un- 14-44. ISS. Jahrgang —«»»it». tlir Inserat, au» Leipzig unü Umgebung iw» /LnAklAtttpkklfk. ispolttgrprtjt,rjlrrsps.,»irNektame,«ll«1 M., von ou»wärt» Z0 Ps-, Neklamen 1.20 M., Lleln» stnzelgen »teprtitzeilr nur 20 ps.d.wie-rrkol.Nad.,Inserat, von Srd-r-rn >m amtlichrnTell -i, Petit- zeilr SS ps. Scschostsan>rigrn mit plaNoorsibrist im Preise erhSht. Kadott nach Tarts. Seilagen: Sciamtausl.5M.-a»Tousen-auoschl.postgedubr. Nnzeigrn-Annahme: ^okanniogaste», vei sämtlichen jiliale» -«» Leipziger Tagedlattco un- allen sinnoncen-Expe-itioaen -eo In- un- stuolanSe». S,schäst»stell,sar Verlin u.-i, pr.Sran-endurg: virektionwolter Zliege«. Serliu S. io, MargorethcnstraSe ». Zrrnsprech-NnschluH: Lünow -471. Nr. 235. Sonntag, -en lv. Msi. ISt-t. Vas wichtigste. * Der Reichstag setzte am Sonnabend die zweite Lesung des Militäretats fort. zL. Art. und Ber.) * Hn Braunschweig fand am Sonn abend in Gegenwart des Kaiser paares und zahlreicher Fürstlichkeiten die Taufe des Erbprinzen statt. (S. des. Art.) * An der Berliner .Handelshoch ¬ schule sollen am Montag die B orlesungen wieder ausgenommen werden. (S. Pol. Hetzers.) * Die Gesellschaft für soziale Rö t' o r in trat am Sonnabend in Berlin zusammen. Ber.) * Die amerikanische Regierung hat die notigen Schiffe für den Transport von .',0000 Manu gechartert. iS. des. Art.) * InPortSaid kam es zu schweren Zu - s ammcnstöft e n zwischen Mohammedanern und Griechen. (S. 'Ausl.) * Bei den Erdbeben in Sizilien sind, wie bisher fesigestellt ist, etwa 100 Menschen getötet und 120 verletzt worden. (S. des. Art. und Letzte Dep.) * Bei Stettin stürzten zwei Offr- zierSflicgcr aus 200 Meter höhe ab und waren sofort tot. (S. Beil. Körperkultur, Sp. u. Sp.) Umschau. Leipzig, 9. Mai. Der Fall ist nicht gerade häufig, daß der ganze Reichstag ohne 'Ausschluß einer Par- ici an einer Forderung sesthält, auf die die Regierung nicht cingeheu will. 'Alle Parteien haben diese Woche bei der zweiten Beratung der B e s o l d u n g s v o r l a g e au den Beschlüs sen der Kommission festgehalten. Der ganze Streit läuft, wie bekannt, darauf hinaus, daß der Reichstag einige besonders start benachteiligte Beamtenklassen in die 'Aufbesserung einbezogen haben will, mährend der Bundesrat — offenbar auf Betreiben einer übervorsichtigeu preußischen Regierung — dieses Zugeständnis ablehnt: nicht grundsätzlich, wie der Reichsschatzsekretär versöhnlicherweise erklärte, nicht ein für allemal; nur gerade jetzt soll das nicht geschehen, was der Reichstag — der konservative Dr. Oertcl sprach von einer politischen Rotwendigkeit — für unumgänglich hält. Wenn die Tagungen zu Ende gehen. Pflegt weiche Kompromiftluft durch die Räume zu ziehen. Mau möchte nicht gar zu viel Scherben zurüctlassen, und so ist es wohl möglich, daß noch gekittet wird, waS irgendwie zu kitten ist. Um so bezeichnender ist unter diesen Um ständen das Verhalten einer gewissen Presse, die auch in diesem Falle, wo doch auch die konservative Partei mit den anderen Parteien auf der gleichen Linie steht, das abgebrauchte Schlagwort von dem „demokratisierenden Par lamentarismus" nicht lassen kann. So ist es z. B. für die „Hamburger Nachrichten" ausgemachte Lache, daß der „gebelaunige" Reichstag nicht aus sachlichen Gründen heraus auf der Erweiterung der Vorlage bestand—, nein, die Herren Volksvertreter haben nur dcslzalb der Erweiterung nicht widerstrebt, weil sie es mit der Beamtenschaft, ihren Wählern nicht ver derben wollten: „Man hätte sich ja unpopulär machen können." Und was das Blatt noch sonst zur Erläuterung seines Standpunktes hinzustigt, bewegt sich aus der gleichen Höhe. Keine Spur eines sozialen Verständnisses. Es mag ja sein, daß die Kreise, in deren Namen das Hamburger Blatt spricht, wenig von der LebenScrschwerung, wie sie in den letzten Jahren eingetreten ist, ain eigenen Leibe verspürt haben, aber soviel au Zeiterkenntnis sollte ihm doch wohl aufgegangen sein, daß es für den Staat heute ungemein wichtig sein muß, ein Herabgleiten eines Teiles der Beamtenschaft in proletarische Verhältnisse unter allen Umständen zu verhüten — und sei eS auch nur aus Gründen der Selbsterhaltung. Vor dieser Gefahr aber standen wir. Das ist bei der ersten großen Besoldungsvorlage offen zugestanden und zur Begründung angeführt wor- den. Wir haben an den „Hamb. Nachr." wieder ein Musterbeispiel verblendeter Auffassung: da wird unaufhörlich vom Staate ein „entschlösse- ner Kampf gegen die umstürzlerische Sozialdemo kratie" gefordert. Bei jeder Gelegenheit werden die Regierungen unverzeihlicher Schwäche be schuldigt. Daß es aber der unverzeihlichste aller Fehler wäre, das große Heer der gering besol deten Beamtenschaft durch das Versagen berech- tigter Wünsche in jene Stimmung hineinzu- drängen, die den Widerstand gegen eine auf sässige Millionenpartei notwendigerweise lähmen muß — mit diesem wahrhaftig naheliegenden Gedanken beschäftigt man sich nicht. Doch vielleicht tun wir Unrecht, wenn wir die Ursache dieses merkwürdigen Verhaltens eines Blattes, das gelegentlich von Unkundigen noch als „uationalliberal" angesprochen wird, in sozialpolitischen Anschauungen suchen, lieber den Reichstag unter allen Umständen absprecheud zu urteilen, gilt nämlich heute für vornehm. Bei jeder Gelegenheit muß ihm eins ausge wischt werden. Das ist für manche Leute das bequemste Mittel, sich den Anschein hochpoli tischer Uebcrlcgenheit zu geben. Dabei zeigten jetzt wieder die Verhandlungen über den Mi litäretat, Ivie wenig die Mehrheit gewillt ist, Schwierigkeiten zu machen. Es ist von seilen der bürgerlichen Parteien fast kaum etwas von größerem Belang gegen die Militärverwaltung aufgebracht wordeu, und der Kriegsminister v o n Falten Hann war in der üblichen Ausein andersetzung mit der Sozialdemokratie gänzlich unbehindert. Unv selbst diese Partei machte es ihm diesmal nicht gar schwer. Herr v. Kalken hahn hatte allerdings von vornherein einen guten Wurf in der Hand. Die Durchführung der letzten großen Heeresvorlage har sich glänzend vollzogen; ja, sogar einen Ueberschuß der Taug lichen, nicht weniger als 38000 Mann, tonnte er als einen Beweis dafür anführcn, das; die von der Sozialdemokratie angetündigtc Er schöpfung der verfügbaren Volkskraft nicht ein getreten ist. Darin liegt zweifellos für uns eine ebenso starke Genugtuung, wie in der siche ren Aufbringung des Wehrbeirrages. Nicht jedes Land macht uns das nach. Man sollte denken, unter diesen Umständen müsse es dem Reichskanzler eine Freude sein, vor den Reichstag zu treten und sich über die allgemeine Lage auszusprechcn Warum zö- gerte er? Wie es hieß, hofft er auf einen „großen Lag", zum mindesten auf einen guten Abschluß der Auseinandersetzungen, bre sich über sein Verhältnis zum Reichstag ent- jKönnen haben. Ein offenes Wort wäre freilich je.hr angebracht.' Es ist eine überholte,' spieß er- liche Anschauung, die davon ausgeht, daß die Volksvertretung „naturgemäß" dazu da sei, der Regierung das Regieren zu erschweren. So falsch das ist, so falsch ist es gewiß, im Parla ment das Gefühl gewollter Mißachtung auf kommen zu lassen. Dieser Eindruck ist aber- leider nicht abzuleugnen. Es ist Sache des Herrn v. Bethmann, diese Verstimmung zu be seitigen, und zwar auch deshalb, weil man auf der Rechten eine ausgesucht schlechte Behandlung des Reichstages offenbar für das einzig richtige Mittel erachtet, die „Demokratie" in Schranken zu halten. Selbst die „Kreuzzeitung", die sonst von solchen Anwandlungen nicht frei ist, be zeichnete den Zustand, wie er nach Ostern zwi schen Regierung und Reichstag eintrat, diesen Mangel an Fühlung, die Unklarheit über Schluß oder Vertagung als unhaltbar. Wenn der Ver dacht, daß hier ein System versucht wird, den Reichstag auf den toten Punkt zu bringen, das parlamentarische Wesen sozusagen in sich selbst zusammensinken zu machen, ungerechtfertigt ist — und wir nehmen das an —, so ist es höchste Zeit, durch ein ehrliches Bekenntnis zu einer besseren und würdigeren Auffassung Wandel zu schaffen. Vor allem aber wird Herr v. Beth mann, wenn er jenes schädliche Mißtrauen nicht aufkommen lassen will, vor der Wiederaufnahme der parlamentarischen Geschäfte für einen klaren Arbeitsplan der Regierung sorgen müssen. Denn in dem Mangel an einer weisen Ueber- legung des Maßes der zu stellenden Aufgaben steckt das Hauptübel, und es wird gut sein, wenn sich die Leiter aller Reichsämter dabei das Wort Vorhalten: Hui rrvp embrasso, mal ötreint, eine Lehre, die natürlich auch für den Reichs tag und insbesondere seine Geschäftsleitung gilt. Will sich der Reichskanzler näher über die Vorgänge auf der Weltbühne auslassen, so fehlt es nicht an Stoff. Dieser Tage erst har ihm der Leiter der auswärtigen Politik Englands einen Ball zugcworfen. Herr Grey hat sich nicht nur über seine eigenen Ansichten in Sa chen der Kaperei und des Blockade rechtes, völkerrechtlicher Fragen, die die nächste Friedenskonferenz im Haag von neuem beschäftigen sollen, ausgesprochen, sondern er hat auch unter Hinweis auf ein „großes Land auf dem Festlande" seststellen zu müssen ge glaubt, daß in einem Kriegsfälle die Ein haltung der Blockadebestimmungen nach der letzten Londoner Erklärung England benach teiligen werde. Es wurde nämlich bestimmt, daß auch Lebensmittel für beschlagnahmefähig gelten sollen. Man begreift die Sorge des Jnsellandes um seine ganz vom Seeweg ab hängige Nahrnirgsmittelznfuhr. Herr Grey hat nun aber die sache so gedreht, als sei über haupt das „große Land" im Vorteil, wenn es angreife, denn sein Angriff könne sich lohnen, während für England auf keinen Fall etwas herausspringen werde. ES wäre vielleicht von Nutzen, wenn Herr v. Bethmann auf diese et was fehlerhafte Folgerung ein schickliches Wort fände, zumal da auch diesmal wieder so neben bei der Vorwurf durchklana, daß Deutschland dockt eigentlich die Macht sei, die alle ehrlichen Bemühungen Greys und Ehurchltks, den Flotten rüstungen Einhalt zu tun, geflissentlich übersehe. Mit einer vollkommenen Verständigung der Mächte über die von Grey mit großer Vorsicht behandelten völkerrechtlichen Maßregeln wird es noch gute Wege haben. Gerade jetzt haben wir ein Beispiel höchster Willkür vor Augen. Zwischen oen Vereinigten Staaten und Mexiko ist ein Waffenstillstand zu stande gekommen, als Einleitung zu der von den fitdamerikanischen Republiken übernommenen Friedensvcrmittlung. Aber entweder lial man in Washington etwas eigentümliche Begrifft', oder man hält es an der Zeit, der Welt zu zeigen, daß mau auf eigene Art Realpolitik zu treiben gedenkt. Man fühlt sich dazu durch die 'Nachrichten über das Abwirtschaften des Präsi denten Huerta start ermuntert und yosft wohl, mit ihm fertig zu werden, ehe die Frie- dcnsvermittler die Feder ausgespritzt haben. Das kann freilich eine große Täuschung sein. Die Aufständischen sind auf dem Wege nach der Haupistadt, und siegen sie, so fragt es fick, noch sehr, ob sie gewillt sind, ihre Weisungen aus Washington entgegenzunehmen. Gerade die ge flissentliche Nichtachtung der von den südamcri- kanischen Staaten angebotenen, von Wilson zu nächst „herzlich" begrüßten guten Dienste wird möglicherweise neue Schwierigkeiten Hervor rufen, zumal da man dort mit Staunen und Befremden die militärischen Vorkehrungen zum Schutze des Panamakanals wahr nimmt. Das gewaltige Werk wird morgen durch den Gouverneur der Kanalzonc, Oberst Goethals, dem 'Weltverkehr eröffnet werden, unter dem Schutze der amerikanischen Ka nonen . . . Vie Taufe -es Erbprinzen von Vraunsthweig. Am Einzugstage des Kacse'-paares in Braun schweig, dem Tage der Taufe des Erbprinzen, die unter Entfaltung großer höfischer Pracht gefeiert wurde, erfüllte bereits in den frühen Morgenstunden eine überaus zahlreiche Menschenmenge die festlich geschmückten Straßen. Die Moraenzügc brachten große Sclzaren von Fremden, lieber die Ankunft und den Einzug des Kaijerpaares berichteten wir bere'ts in der gestrigen Abendnummer. Der Kaiser emvsing balL nach seiner Anlunst im Residenzichlosse den neucrnanntcn braunschwei gischen Eesandren am preußischen Hofe Wirkl Geheimen Legationsrat v. Bo den zur Uebcrrcichung seines Beglaubigungsschreibens. Zugegen war in Vertretung des Staatssekretärs der Gesandte von Treutlcr. Um 1 Uhr war im Residenzschlosse Familienfrühstückstafel und für das Ge folge Marschalltascl. Die Fahrt zur Burg Dankwarderode. Die Fahrt der Fürstlichkeiten vom Residenz schloß zur Burg Dantwarderode bot ein prächtiges Schauspiel. Vorauf fuhren die Hofstaaten. Zn zahlreichen zweispännigen Prunkwagen folgten die Allerhöchsten und Höchsten Herrschaften, von der Menge freudig begrüßt. Der Erbprinz wurde in einer P r u nk k a r o s s e, gezogen von einem Sechs gespann. zur Taufe gefahren. Die Tauffeier im Dom. Bereits von ä Uhr an hatten sich die drei Schisse des Alten Doms mit der Gesellschaft aus der Stadt Braunschweig und dem Lande gefüllt. Unter den An wesenden bemerkte man auch den preußischen Ge sandten Baron vonHumbracht, den Haus minister d-es Kaisers Grafen zu Eulenburg und die Abordnungen des Regiments Zielen-Husaren und des 2. Leibhusarenregiments. Unter großem Vortritt und, während Gefolge und Ehrendienst sich jedesmal ihren Herrschaften unmittelbar an. schlossen, hatte gegen 6 Uhr der feierliche Zug der Fürstlichkeiten, geleitet von den Klängen der Orgel, den Dom durch schritten. Die Ordnung des Zuges war fol gende: Prinzessin Olga zwischen dem Prinzen Max von Baden und dem Prinzen Heinrich XXXIII. von Reuß ä. L., Prinz Waldemar von Dänemark, Prin zessin Max von Baden, Prinz Waldemar von Preußen, Prinzestin Heinrich XXLIII- von Reuß, Prinz Joachim von Preußen und Prinzessin August Wil helm von Preußen, Prinz Oskar von Preußen und Prinzessin Eitel Friedrich von Preußen, die Groß herzogin von Mecklenburg-Schwerin zwischen den Prinzen Adalbert und August Wilhelm von Preußen, die Kronprinzessin des Deutschen Reiches zwischen den Prinzen Franz von Bayern und Eitel Friedrich von Preußen, die Deutsche Kaiserin, geführt vom Kronprinzen des Deutschen Reiches und dem Eroßherzog von Mecklen burg-Schwerin, der Deutsche Kaiser und die Herzogin Thyra von Cumberland, der Herzog und die Herzogin von Braunschweig. Die Kaiserin trug eine silbergraue Schlepprobe, die Herzogin trug Weiß. Der Kai »er hatte die Uniform seines Leibhusarenregi- ments angelegt, der Herzog die der Braun schweiger Husaren. An dem riesigen, siebenarmigen Leuchter vorbei schritt der Zug die Stufen zum Chor hinan. Vor dem Altar nahm die Kaiserin Platz, rechts zur Seite der Kaiser, links zur Seite die Herzogin, der Herzog und die Herzogin-Mutter. Die Herren des Großen Vortritts gruppierten sich rechts und ^inks hinter den Genannten. Die Geistlichkeit der Stadt Braunschweig in ihren Talaren und altertümlichen Halskrausen stand am Altar. Die folgenden ^Fürst lichkeiten nahmen auf der vorderen, einige Stufen tieferen Estrade Platz, unter ihnen die Vertreter der abwesenden Taufpaten: der österreich -ungarische Botschafter v S z ö g y c n y i - M a r i cb ifür Kaiser Franz Joseph», der großbritannische Botschafter Sir Edward Goschen ,sü: den König von England), der russische Ministerresident Baron Wolff stür den Zaren) und Offiziere, Unteroffiziere und Gefreite des Bayrischen 1. Schweren Reiterregiments „Prinz Karl von Bayern", welches Regiment ebenfalls Taufpate ist. Nachdem alle Platz genommen, wurde^der Täufling durch die Oberhosmeisterin Frau von dem Bussche - Streithorst in Schlepprobe und Courschlcier unter Vorantritt des Hof marschalls v. KIcncke in den Dom getragen, während die Hofdamen Baronin v. Lichten stern und Gräfin Bernstorff die Schleppe des Täuflings hielten und Kammerherr Gras v. d. Sckuilcnburg den Zug schloß. Am Ende des Hauptschiffes übernahm Prinzessin Olga den Täufling, trug ihn durch die Kirche und übergab ihn der Kaiserin. Die Gemeinde sang „Liebster Jesu, wir sind hier". Dann hielt Hof- und Domprediger Dr. n. Schwartz die Taufredc über die Worte aus dem 1. Buch Moses: „Ich will dich segnen und du sollst mein Segen sein." Der Damchor trug a cappella mit großer Zartheit das Licblingslicd der Herzogin vor: „Der Herr ist mein getreuer Hirte." Es folgte der Taufakt. Die Taufpaten traten heran. Nach dem Gebet des Geistlichen und dem Za der Paten taufte der Geist liche den Erbprinzen auf die Namen Ernst A u g u st Georg Wilhelm Christian Ludwig Franz Joseph Nikolaus. Während dieses Taufaktes hiel t die Herzogin-Mutter den Erb prinzen. Nun sang die Gemeinde „Hirte, nimm dein Schäflein an". Der Geistliche segnete Täufling und Mutter ein, während der Donner des Artillerie saluts von fernher bis in die Kirchenhallen drang und der Chorgcsang .Sollt' ich meinem Gott nicht singen" einsetzte. Der Täufling wurde von der Obcrhafmeistcrin wieder übernommen und aus dem Dom nach der Burg getragen. Die Fürstlichkeiten folgten in umgekehrter Ordnung unter Orgelklängen. Gratulationseour. Nach der Taufe nahmen der Herzog unv die Herzogin in der Burg Dankwarderode die Glück wünsche der Fürstlichkeiten und danach diejenigen des diplomatischen Korps entgegen. Hieran schloß sich eine Eratulationscour ebendaselbst. Es defilierten zunächst die Gefolge und der Ehrendienst, die sämtlichen Damen, das Herzogliche Staats ministerium, das Herzogliche Konsistorium, der Aus schuß der Landeskirche, der Ausschuß der Landes synode, der Magistrat der Stadt Braunschweig und andere Herren. Um 8 Nbr war (Kasntnfel für die Fürstlichkeiten im Großen Saale, für die anderen Gäste in der Halle des Residenzschlosses. Ter Kaiser führte dabei die Her-ogin, der Herzog die Kaiserin, der deutsche Kronprinz die Herzogin-Mutter, der Eroßherzog von Mecklenburg-Schwerin die Kronprinzessin. In der Mitte der hufeisenförmigen Tafel saß der Kaiser, rechts neben dem Herzog, neben jenem die Herzogin, neben dieser die Kaiserin. Die anderen Fürstlich keiten schlossen sich nach rechts und links an. Gegen über saß Hosmarschall v. KIcncke zwischen dem 'Bot schafter Grafen v. Tzögyenyi-Marich und dem Bot schafter Sir Edward Goschen. Die Tafel im Großen Saale war gaiiz mit rosa Nelken geschmückt. Die Kapelle des 92. Infanterie regiments konzertierte. Im Verlaufe des Mahles brachte der Herzog Ernst August folgenden Trinkspruch aus: Eurer Majestät, erlauckste und geehrte Gäste! An dem heutigen Tage, der für mein Haus und das Braunschweiger Land so bedeutungsvoll ist, sind die Herzogin und ich von Dank gegen Gottes Güte und von inniger Freude über das uns beschiedene große Glück durchdrungen. Die Feier der Taufe un seres E r st g e bo r e n e n erhält ihre beson dere Weihe durch die Teilnahme der Gevattern des Erbprinzen, die persönlich oder in Ver tretung hier zu begrüßen uns zu hoher Freude ge reicht. Wir danken von Herzen Euern Majestäten für die U e be rnahmedcr Pa t e n- schäft und für die uns hochbcglückende persön liche Teilnahme an diesem Frcudenlage, die zu gleich den so sehr h e r d e i g e w ü n s ch t e n c r st m a l i g e n gnädigen B e s n ch E u r c r M ajestät an meinem Hoze in sich schließt Diesem Dank schließen wir den gleich herzlichen Dank an Ihre Königlichen Hoheiten, meine erlauchten El tern an. Liebe und Fürsorge ist seitens der er lauchten Großeltern unserem Kinde vom ersten Tage seines Daseins an in herzerquickender 'llleis.' zuteil geworden. Möge dem Lrbprin-cn diese Liebe und Fürsorge, verstärkt durch die nahen Be Ziehungen der Patenschaft, allzeit erhalten bleiben! Wir danken sodann von Herzen den er ha be ll en Monarchen, die unter gnädiger Uebrr- nahme der Patenschaft ihre Teilnahme an der heutigen Feier durch Entsendung beson- oerer Vertreter bekundet haben. Wir danken allen sonstigen erlauchten und geehrten Gevattern und bitten alle diese Herren Gevattern, auch ihrerseits über unseren Sohn eine gütige und behütende Hand zu halten. Möge es. uns gelingen, mit Gottes Hilfe und^unter dem Beistand der Gevattern unseren Sohn auf christlicher Grundlage zu einem guten und tüchtigen Menichen zu erziehen, auf daß er dermaleinst unter den Gliedern des Reiches sich als ein echter deutscher Für st bewahren möge. Möge andererseits durch Gottes Gnade den Gevattern selbst eine gesegnete Zukunft beschieden sein. Zn diesem -inne ersuche ich die festliche Tafelrunde, mit mir in den Ruf cinzustimmen: „Die erlauchten und geehrten Gevattern des Erb-
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