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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 05.05.1914
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-05-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140505029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914050502
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914050502
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-05
- Tag 1914-05-05
-
Monat
1914-05
-
Jahr
1914
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Jahrgang für Inserate au» Leipzig UN» Umgebung »ie , Ispaltigep»titr«tle2rpf.,SieNrklanirreilelNI., von ouswärt« 2» Pf., Neklamen I.2S M., klein» ftnzeigen üiepctitreile nur 20pf.d.wieSerhol.Nad ,Inserate vonvehörüen in, amtlichenTeil Sie Petit zeile SS Pf. chefchäftsanreigen mit planvorschrif« im Preise erhöht. Nabatk nach Tarif. Setlagcn: «Scsamtaufl.SM.üasTaufen» ousfchl.Postgebühr, ftnzrtgrn-ftnnahme: ^okannisgafte», bet sämtlichen Zilialen Se» Leipziger Tageblattes un» allen ftnnoneen-LepeSitionen »es In- un» ftuslanSe». Geschäftsstelle für Vertin u. Sie pr. SranSenburg: virekttonwalterZliegel, Serlin w. IS, Margarelkenftrafie S. Zernfprech-ftnschlus): Lünow >»7 Nt. 226. Virnsisg, »en s. Mai. 1914. Vas wichtigste. * Fn Montenegro ivird eine Real- univn mit Serbien erstrebt. (S. Ausl.) * Aus Reiv Hm'k wird gemeldet, das; Huerta in der Nacht zum Sonntag demis sioniert habe. (S. Pol. Uebers.) * Das britische Segelschiff „S o r g e r" ist vor der tunesischen Küste gesunken. 16 Per sonen ertranken. (S. Nachr. v. Tage.) Die Geschwaüerfahrt nach Süd amerika. Non Geh. Admiralitälsrat Poul Lisch. Uniere nach Südamerika entsandten Linien schiffe befinden sich auf dem Heimweg, nnd der Zeitpunkt ist gekommen, zu ^erwägen, welchen Nutzen diese Entsendung dem Deutschtum ge bracht hat. Für die Flotte waren cs zunächst technische Grunde, die zu dieser Reise den An lass gaben; es handelt sich darum, die für die heimische Schlachtflotte bestimmten Linienschiffe auch einmal in langer Fahrt zu erproben und den Mannschaften Gelegenheit zu geben, die Fahrzeuge auch unter den schwierigen Verhält- nisseu des Ozeans zu handhaben. Gleichwohl konnte nicht verkannt werden, das; der Ausfahrt dieser neuesten Zeugnisse von dec Leistungs fähigkeit deutscher Schiffbaulunst und deutscher Flottenmacht auch eine erhebliche politische Be deutung innewohnte, und freudigen Herzens konnten wir feststellen, dass die Schiffe, wo immer sie sich zeigten, einen vorzüglichen Ein druck machten und das; sie von unseren Lands leuten drüben jubelnd begrüßt wurden. Das; um dieselbe Zeit Seine Königliche Hoheit Prinz Heinrich von Preußen nur seiner Ge mahlin den gleichen Weg genommen hatte, konnte diesen freudig-stolzen Eindruck nur vermehren, und wenn wir rechnen wollten, würden ivir bei dem Ergebnis der jetzt beendeten Flottcnfahrt einen erheblichen Gewinn zu verbuchen haben. Es sind jetzt 62 Jahre verflossen, seit zum ersten Male deutsche Kriegsschiff: unsere Flagge jenseits des Ozeans zeigten; oie „Gefion", be gleitet von der „Amazone", nahm den gleichen Weg wie jetzt die Liuienschiffsdivision, zunächst nach der Westküste von Afrika, sodann nach Süd amerika; nur auf die Umsegelung des Kap Horn mußten die Schiffe der Kosten und der Zeit wegen verzichten. Damals berichtete der Kom mandeur Schröder, wie es keinem Zweifel unter ¬ liege, das; das oer Schisse im Piata- strome sowohl den Konsuln als auch den preu ßischen Untertanen in Montevideo uno Buenos Aires eine moralische Untersuchung gewähr, habe, nnd schärfer betonte der Ministerresident das Ergebnis, indem er schrieb, das; „das öftere Erscheinen von preußischen Kriegsschiffen in den transozeanischen Ländern für die dort akkredi tierten Königlichen Gesanolen nnd Konsuln eine große Stütze in dem Bertehr mi, den Regie rungen jener Lander sei, nnd dem zahlreichen, über die ganze Erde verbreiteten Handelsstadt Preußens und der übrigen deuticyen Scaaten einen moralischen Halt und das >o notwendige Bertrauen aus den Schutz und die Fürsorge ihrer Regierungen gewähre." Roch iiu Fahre 166 t freilich warnte ein Hamourgischer Schriftsteller vor der ^chafiung einer deutschen Ktiegsslorte; der Hamburgische Kaufmann habe sich bisher als Kosmopolit im Ausland sehr viel besser gestanden; doch schon wenig später erkannte der Hamburgische Kauf- manns.'tand dankbar an: „Als nach 1670 71 die deuische ReichsUagge stolz von der Gaffel deutscher Kriegsschiffe wehte, die junge Reicbs- fkorte sich mehr und mehr vergrößertes oa schlug mau im Auslande den Deutschen gegenüber einen anderen Ton an: man hatte Respekt vor Deutsch land bekommen." Jene deutschen Kosmopoliten, die lieber Englisch sprechen, sind heute Gott sei Dank selten geworden; allenthalben, wohin nur blicken, sehen wir starke deuuche Kolonien, die freudig sich zu ihrem Deutschtum betenuen, noch immer viel zu wenig bekannt aber ist jene Be wegung, die sich im Ausland nicht nur mit Stolz um die deutsche Flagge schart, sondern ihr Deutschtum aua; potltisch und opfermutig betätigt, indem sie im „Hauprverbaud deutscher Flotteuvereiue im Ausland" zum Ruhen und zur Stärkung der Kriegsmarine freiwillige Beitrage leistet uno in die Heimat sendet. Ob der Haupt- verbano noch ein zweites Flnßkanonenboot bauen wird, steht dahin, nm so eifriger und erfolg reicher aber ist er in seiner Werbeiätigteit, nnd sein Jahresbericht und die von ihm jetzt im dritten Fahrgang für die Mitglieder heraus gegebene Bereinszeitschrift „Der Ausländs deutsche" können mn Stotz von sehr nennens werten Erfolgen berichten. Bon Balparaiso war die Begründung des Hauptverbandes seinerzeit ausgegangcn, und besonders zahlreich sind die Bereine noch heute in Ehile, aber auch in Ar gentinien, in Brasilien nnd Bolivien finden sie sich allenthalben verstreut, und ebenso leben an zahlreichen Plätzen, Ivo die Berhültnisse den Zu sammenschluß eines Bereins nicht gestatten, Ein zelmitglieder, und cs ist für die Geschäftsführer rn der Heimat eine gute Gelegenheit, die geo graphischen Kenntnisse aufzufrjschen, wenn sie alle die Orte ans der Karte heraussuchcn müssen, von denen ihnen auf diese Weise von den deut Pythagoras, der Philosoph, ersann Ein neues Lchrgesetz und brachte dann, Da er doch nur ein Heide war —, Den Göttern hundert Opfcrsticre dar. Fst's da ein Wunder, daß die Ochsen zittern, Sobald sie eine neue Wahrheit wittern? Deutschland vor hunüert fahren. Aus den Briefen eines in Deutschland reisenden Engländers. Gerade hundert Fahre ist cs jetzt her, da unter nahm ein reiselustiger. wohlhabender und ange sehener Engländer eine Fahrt in das deutsche Land, das in jenen Sommertagen, von dem napoleonischen Alp endgültig befreit, neu aufatmete und in eine neue Zeit emzutreten sich anschickte. Dieser Reisende hieß George Parish. Parish war in jungen Fahren in indische Dienste getreten und hatte es dort zu einer hohen Stellung gebracht. Rach dem guten Brauche der alten Zeit gab er seiner Familie da heim ausführliche Schilderungen von seiner Reise, die er an seinen Nater, den damals in Lath lebenden Föhn Parish, richtete. Aus diesen hübschen Briesen bringt nun der Großneffe jenes Reisenden, der Frei herr Oskar Parijh von Senftenberg, im Maiheste der „Deutschen Rundschau" eine Reihe von Aus;ügen zur Mitteilung, die Stimmungen, Menschen und Dinge in unserem Naterlandc vor einem Jahrhundert lebensvoll vors Auge stellen. Einige der fesselndsten Bilder, die in den Briefen des englischen Reisenden gezeichnet werden, seien im folgenden mitgeteilt. Fn dem befreiten Hamburg. „Wir richteten unsere Schritte nach dem Iungfern- stieg, dem großen Rcndcz-vous der Soldateska. Um dir diese Szene vorzustcllen, mußt du dir einen Eng ländcr denken, plötzlich aus seinem friedlichen Lande, wo der Anblick eines Soldaten Aufmerksamkeit er regt, hincinversctzt ins rusjisck/c Heer, in die Mitte von kaiserlichen Garden, Reitern, Fußsoldaten und Kosaken. Fcy habe nie ein gleich impojantcs Schau spiel erlebt, und nie war ich so von dem militärischen Charakter Rußlands imprcssioniert. Fetzt, wo ich die kriegerische Haltung dieser Truppen gesehen habe, ibre physische Stärke, ihre Disziplin, wundern mich ihre Erfolge im Felde nicht mehr. Am Abend war die Stadt beleuchtet, und es wurde ein Stück ge geben, das „Erlösungstag" heißt. Es stellt einen Bürgergardisten dar. der aus dem Krieg in die Heimat zurückkchrt. Die einzelnen Aktionen, in denen die Bürgergarde sich ausgezeichnet hat, wur den in Erinnerung gebracht, und warmer Dank wird dem Alliierten gejagt für die erfolgte Befreiung. Am Schlüsse wurde oie Marine aller Länder dargestclit, eine jede repräsentiert durch einen Matrosen mit der Flagge seines Landes. Lei dieser Szene wurde Eng land in einer Weise, die cs jo reichlich verdient hat, unter donnerndem Zuruf und dem Schwenken von Hüten und Tüchern geehrt. Es war mir eine Ge nugtuung, dies zu sehen. Das Haus war mit her vorragenden Perjönkichkeiten gefüllt und schön mit Girlanden geschmückt." Pyr monter Badcleben . „Non Hameln ritten wir auf Oberst Keates Pfer den nach Pyrmont, das in einem Tale liegt und ganz hübsch ausjleht, obwohl die Hügel, welche cs um schließen, weder so hoch noch genügend bewaldet sind, um ein besonders schönes Bild zu machen. Das Ganze erinnerte mich an Cheltenham und seine Gegend. Fm ersten Hotel verlangten wir vom Be sitzer, einem „Kominipionsrat", Wohnung, doch schien ihm unsere Art des Reisens (zu Pscrde, Diener und Gepäck waren noch nicht angckommenj nicht Ner- trauen erweckend, sedenialls wies er uns ab. End lich fanden wir zwei kleine Zimmer, und während unsere Diener, nach Ankunft meines Reijewagens, auspackten, besahen wir uns den Ort. — Straßen und Alleen waren von einem eleganten Publikum dicht gefüllt, dessen Blicke auf die Landstraße, also «ugenicheinlich in Erwartung der Ankunft eines grogen Mannes, gerichtet waren. Natürlich wurde unsere Neugierde rege, und wir erfuhren, daß kein Geringerer als Blücher ankommen solle. — Balo sprengten zwei Offizier« mit verhängten Zügeln heran, um den Wartenden das Nahen des Mar schalls zu verkünden, und wenig« Minuten später langt« der allgemeine Liebling an. Blücher saß m einer offenen, von sechs Pferden gezogenen Barouch«, «r wurde mit stürmischen Zurufen empfangen. Die Damen schwenkten ihre Tücher, die Herren ihre Hüte. Abends folgte eine festliche Illumination. Pyrmont ift augenblicklich sehr voll; mehr als 1500 Gäste, meist den ersten Gesellschaftsschichten angehörend, hielten sich hier ihrer Gesundheit oder ihres Bergnügens halber auf. Der Wechsel in den Verhältnissen des Kontinents hat dieses ehemals sehr beliebte Bad wieder in Mode gebracht. Lang« Fahre war es ganz vernachlässigt und nur von solchen, die d«r hiesigen Bäder und Quellen nicht entbehren konnten, besucht. Die Anlaacn sind für einen Fremden wirklich ange nehm 7- - Promenade ist 100 Schritt« lang und wird von rier Alleen gebildet, deren schön« Bäume seit 200 Fahren Wind und Wetter trotzen. An der scheu Landslenicn die Kunde toinnit. Schon als 1!>1l der große Kreuzer „von der Tann" seine Probefahrten bis zur amerikanischen Küste aus gedehnt hatte, tonnte der Hauplverbaud davon eine kräftige Belebung seiner Bestrebungen ver zeichnen, nnd auf der anderen Seite bilden über all in dem Schriftwechsel mit den Vereinen, die in Ehina und Maretto, in Miitelamerika lind Haiti mindestens ebenso zahlreich sind Ivie auf dem südameritaulscheu Kontinent, einen Hauptpunlt die Klage, daß unsere Schiffe gar so fetten kom men, nm den Hochmut der fremdländischen Nach barn ein wenig einzudümmcn und dem Deutsch tum in seinem Handel nnd Wandel Anregung und neue Befruchtung zu geben. An der Spitze des Hanptverbandes steht ebenso wie im deutschen Floktenvereiu Seme Exzellenz der Großadmiral v. Koe st e r. Es war für die Teilnehmer einer dem Admiral anläßlich seines cO. Geburtstages gebotenen Feier im engen Kreise der Präsidien dieser Bereine ein ergreifender Moment, Ivie Exzellenz v. Koester schilderte, er habe beim Riederhvlen seiner Flagge auf der Hochseeflotte geglaubt, daß sein ferneres Leben keinen Fuhalt mehr habe, und daß ihm nun die erfolgreiche Arbeit in den beiden Ver- einen die volle Befriedigung in dem Bewußt sein gewähre, daß er auch jetzt noch für das Baterland Großes leiste. Das Oeterum «enseo des Großadmirals ist das fliegende Geschwader, das „wenn es irgend wo brennen sollte, aufzutreteu hat, um zu zeigen, welche Kraft hinter einem jeden einzelnen Deut schen, wo er auch leben möge, steht". Für die Arbeit dieses Fliegenden Geschwaders war die Entsendnng dec Linienschiffe nach Südamerika ein verheißungsvoller Anfang — nicht „alte Kasten", sondern machtvolle Vertreter deutscher Wehrkraft zur See zeigten sie den Fremden, daß wir in starker Rüstung keinen Angriff scheuen, und den Landsleuten draußen bewiesen sie, daß ein wehrhaftes Vaterland die schützende Hand ühcr ihnen hält. Freilich diese Linienschiffe fehl ten unterdessen in der Lchlachtflotte, sie sind für unsere Auslandsvertretung nicht entbehrlich, das Bewußtsein und die Erkenntnis aber haben sie für uns alle mit heimgebracht, das; die Flagge draußen, wo immer sie sich zeige, uns eine starke „Verzinsung des Rüstungsaufwandcs" zu bieten vermag. Der ,,/imerika-ZIug" -es Grasen Zeppelin. Blätterineldungen zufolge hat Graf Zeppelin dem Bureau für Aeronautik auf der Panama- Ausstellung seine endgültige Entschließung zu kommen lassen, im Spätherb st mit einem seiner Luftschiffe nach Amerika zu kommen und während der Ausstellung in San Franzisko Flüge zu veranstalten. Ueber die Aussichten und Durchführbarkeit der ersten „Amerika-Luftreije" eines Zeppelins wird der Korrespondenz „Heer und Politik" aus Luftschiffer- kreijen geschrieben: Das großzügige Unternehmen des greisen Grafen Zeppelin, mit einem seiner stolzen Luftkreuzer den tühneu Flug über bas Weltmeer zu wagen, darf gewiß auf den stürmischen Beifall aller Deutschen des In- und Auslandes rechnen, weil nichts jo lehr geeignet ist, den deutschen Namen würdig vor allen Kulrurnationen zu vertreten, als die Meuterleistung eines umerer Zeppelinschiffe. die den Neid und die Bewunderung der ganzen Welt heraussordern muß Es »ragt sich nur, ob nach dem Stande unseres heutigen Luftschiffbaues ein solches Unternehmen überhaupt Aussicht auf Durchführ barkeit besitzt. Dieie Frage kann glücklicher weise von vornherein mit 2a beantwortet werden. Die deutsche Luftichiffbautechnik ist heute wohl im stande, einen Lmtschifftreuzer m schaffen, oer den Gefahren und Stürmen einer Ozeanreise genügend Trotz zu bieten vermag. Der Luftschiffbau Zeppelin hat bei seinen Marinebauten am die Seetüchtigkeit und die Sturmverhültnisse aus See besondere Auf merksamkeit verwendet. Besaßen schon die bisherigen „See-Zeppeline" mit ihrer Geschwindigkeit von rund 21 Meter in der Sekunde unter gewöhnlichen Ver hältnissen eitle ausgezeichnete Seetüchtigkeit, so trifft dies bei weitem noch mehr zu für die jüngsten Typen der zu ausgedehnten Fahrten bestimmten Zcppelinkreuzer. Ihre ganze Anlage ist von vorn herein so gestaltet worden, daß sie in jeder Weise von Wind und Wetter unabhängig zu sein vermögen. Der gewaltige Riesenleib eines „Zeppelins" mit einem Gasinhalt von beispielsweise 27 000 < bin ver mochte völlig den Ansturm horizontaler Böen aus zuhalten. Eine genügende Motorenstärke, etwa in der des jüngsten Marine-Zeppelins von rund 000 i'. verbessert natürlich die Möglichkeit des Luftschiffes, sich selbst bei Orkanen über See sicher in der Lust halten zu können, noch bedeutend. Ein solches Luft schiff ist vermöge seiner starken Motoren imstande, gegen Stürme von 25 m in der Sekunde erfolgreich anzukämpsen, d. h. gegen die stärkten Orkane aus See. sein gewaltiger Durchmesser und großer Gas inhalt lassen es auch den stärksten Sturmböen Wider stand leisten. Noch kürzlich erst hat sich ein so vor sichtig abwägender Luftschifführer wie Dr. Eckener über die Möglichkeiten oer Zeppeline im überseeischen Fernverkehr un gemein optimistisch ge äußert. Nach seinen Ausführungen stände heute dem Ausbau internationaler „Zeppelin-LufOchiff- linien" nichts im Wege als die Rücksichtnahme am politische Konstellationen. Fm Lichte der Ausfüh rungen Dr Eckeners stellte sich sedenfalls der über seeische Fernverkehr mit Zeppelinen nur noch als I eine Frage oer Zeit dar Die Panama-Weltaus- I stellung, bei der politische Gründe die Ausführung i nicht hemmen, gibt somit erwünschte Gelegenheit, mit dem überseeischen Zeppelin-Fernverkehr einmal die Probe aufs Exempel zu machen. Seite wird sie von den verschiedensten Büschen und » Baumgruppen begrenzt. Hier trifft sich die Gesell schaft schon frühmorgens, um das Wasser zu trinken, und hier verbringt sie eigentlich den ganzen Tag. Restaurants, Tabl« d'hüte, Kaffeehäuser, Billards. Theater und Spielbank befinden sich hier. Auch ich speist« hier an einem für 60 Gäste gedeckten Tisch. Musik wie Sänger sind hier, um die Szene zu be leben. Vormittags hält man sich viel un Ballsaale auf, wo man mit Walzer und anderen Tänzen dem Hunger nachhilft." Parade in Kassel. „Am Sonntag, um 0 Uhr früh, wohnte ich einer Besichtigung der Garnison, bestehend aus Husaren, Gardereitcrn, Gardeinfanlerie und Fügern, bei. Der Kurfürst, der etwa 71 Fahre alt ist, kommandierte die Truppen selber. Es ist wohl eine natürliche Folge des Alters, alten Gewohnheiten und Formen zäh anzuhängen. Fedenfalls wurde mir hier em ausfallendes Beispiel hiervon oorgeführt. Als Kur hessen dem Königreiche Westfalen einoerleibt wurde, entließ Napoleon alle die Soldaten, die alters- oder krankheitshalber nicht mehr zum Dienst geeignet waren.* Viele von ihnen hatten während des ameri kanischen Krieges noch in unserem Solde gestanden. Er ersetzte sie durch geeignete jüngere Leute und ver ändert« auch die Uniformen nach der Richtung, wie sie jetzt allgemein als die einzig praktische aner kannt «st. 'Rach siebenjähriger Abwesenheit kommt der Kurfürst zurück, reißt durch die Order du jour die Soldaten aus ihrem gemütlichen Heim, führt dre alten Uniformen, di« aufgejchlag«nen Hüte, die ge puderten Haare, den Zopf, die hohen Stiefel bis übers Knie wieder ein, und in diesem Aufzug hatte ich di« Ehre, die Armee zu sehen. Das tour «msmuble war lächerlich, und natürlich ist es der Gegenstand des Spottes in der ganzen Stadt. Als der Kurfürst zur Parade erschien, begann er am rechten Flüg«I; dem einen Mann richtete er die Schultern, dem anderen gab er einen Stoß unter das Kinn, damit «r seinen Kopf mehr hebe, dem dritten zog er die Füße mehr auswärts und so fort. Der Fürst war zu Fuß, von keinem Adjutanten begleitet. Als die Re gimenter defilierten, schlug er mit Stock und Fuß den Takt des Parademarsches; die, welche ihm mißfielen, korrigierte er in ziemlich ungewählten Ausdrücken. Fm ganzen machte er den Eindruck eines sein« Leut« «inexerzlerendcn Unteroffiziers. Es schien mir, als wolle der Kurfürst Friedrich den Großen nachahmcn; der Vergleich dürft« aber nur da stimmen, wo es siw um kleinliche Einmischung in die Pflichten anderer handelt. Er ist ein dicker Mann mit enier Ge,chwulst auf der linken Wange, die fast die Größe seines schon so «vie so unförmlichen Kopfes erreicht." Kunst UN- Wissenschaft. * Kundgebung von Gerhart Hauptmann für Ge heimrat Martersteiq. Der vor einigen Tagen be kannt gewordenen Kundgebung einer Gruppe jüngerer deutscher Dramatiker ;ür Geheimrat Max Marter steig ist nun auch Gerhart H a u p t m a n n bei getreten. Er telegraphierte: „Schließe mich herzlich der Nertrauenskundgebung, der auch mein Name zur Nersügung stand, in wärmster Gesinnung an.' * Verleihung des Professortitels an Dr. Anton Kippenberg. Dem Mitbesitzer und Leiter des Insel- Verlages, Dr. Anton Kippenberg in Leipzig, wurde vom Senat der Freien und Hansestadt Bremen der Titel Professor verliehen. * Die Heimkehr des Südpolsorschers Mawson. Aus London wird gemeldet: Douglas Mawson fit auf der Rückkehr von seiner aniarktischen For schungsreise geitern hier angekommen und wurde von vielen Notabilitaten. darunter von Sir und Lady Shackleton, am Bahnhof empfangen. Er hat den Hauptzweck seiner Fahrt erreicht, nämlich den Umriß des südlichen Kontinents fest zulegen. Innerhalb der, Region von Australien und Indischem Ozean wurden drei drahtlose Stationen errichtet, davon zwei auf diesem Kontinent Maw son erklärte sogleich, er werbe nie mehr in die Antarktis zurückkehren. „Ich bin jetzt einunddreißig; da ist die beste Zeit für Polarfahrer vorbei." Au, der Schlittenreije hat er voriges Jahr seine zwei Kameraden Ninnis und Mertz verloren; einer ver sank in einer Gletscherspalte, der andere erlag nach furchtbarer Zeit dem Hunger. Mawson mußte wochenlang den Rückweg allein finden. Am schlimmsten hatte er unter den Stürmen gelitten, die in jener Gegend mit der Stär e von 50, ja 200 Meilen in der Stunde brausen und die Vereisung des Meeres verhindern Mawson wird ein Werk über seine Expedition schreiben und im Juni hier seinen ersten Vörtrgg halten. * Die Dozentenvereinigung für ärztliche Ferien kurse in Berlin veranstaltet unter Mitwirkung des Zentralkomitees für das ärztliche Fortbildungswescn in Preußen einen kurzfristigen Kurszyklus über: „D i e F o r t j ch r i t t e der praktischen Medizin" vom 8.—17. Juni. M eldungcn find unter Einsendung des Honorars 140 für den ganzen Zyklus; an Herrn Melzer, Berlin X 24, Zicgelstraße 10/11, zu richten Pro aramme versendet auch das Kaiserin-Friedrich Haus, Berlin 6, Luistnplatz 2—4.
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