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Freitag. 22. Mat 1914. Leipziger Tageblatt. Freu Seite 2. Nr. 2SS. Morgenausgabe politische Ueberlicht Veutschtanü in üer internationalen Zuaken- telegraphle im Jahre 1-14. Ueber die Stellung Deutschlands in der inter nationalen Funkcntelegraphic im Jahre 1914 wird uns aus technischen Kreisen salzendes mitgeteilt: In aller Well sind jetzt mehr als 2000 Stationen des deulsäsen Telejunkenjystems in Betrieb. Das pändige ^»achjeir der Leliebti-eit unserer Apparate im Auslande, die sie ihrer heroartage-nden verlehrs- tcchnischen Eigenjchaslen wegen mit Recht genießen, lägt erkennen, da« die deutsche Funkentelegraphie im internationalen Verkehr gegenüber dem bisher alle Konkurrenz aus dem Felde schlagenden Marconi- systcm immer mehr an Terrain gewinnt. Welche Steigerung die technische Entwicklung der deutschen Funkentelegraphie in einem Zeitraum von zehn Zähren erfaßen hat. lasst sich am besten aus der Ver mehrung den verrau>issahigcn Stationsiypen er kennen. Für das Ansehen der deutschen Funken- telegraphie spricht auch die in letzter Zeit stetig zu nehmende Ausbreitung des deutschen Systems in der englischen Handelsflotte, in England und in den englischen Kolonien eine beredte spräche. Daß di« jüngsten Erfolge des Systems „Telefunken", denen zufolge sogar zwischen Deutschland und Nordamerika eine Verbindung auf dem Luftwege ermöglicht wurde, die Beliebtheit des deutschen Systems im Auslande noch zu steigern geeignet sind, darf als ge wiß angesehen werden. Vie erste Zolge -es Prozesses Serttner. Der in Rußland gegen den deutschen Luftschiffer Berliner verhandelte Prozeß in Perm hat nunmehr die ersten internationalen Folgen gezeitigt. Auf birund der Verhandlungen der internationalen Kon ferenz zur Regelung des Luftverkehrs ist die fran zösische Regierung Anregungen nähergetreten, eine internationale diplomatische Kon ferenz für den Luftverkehr einzuberufen, um alle Fragen des Luftverkehrs einer gleichmäßigen internationalen Regelung zu unterziehen und künftig hin solche unangenehmen Zwischenfälle, wenn nicht ganz auszuschlicßen, so doch mindestens zu mildern. Es handelt sich bei den erwähnten Anregungen im wesentlichen um di« Frage der verbotenen Luftzonen, die nach Ansicht der internationalen Pariser Luft- verkehrskonfercnz als viel zu rigoros und zu aus gedehnt angesehen werden. Wennn sich auch die ver schiede nen Regierungen kaum entschließen werden, die verbotenen Zonen völlig zu beseitigen, so liegt es doch in« Interesse der internationalen Luftschiffahrt, den Umkreis der verbotenen Zonen enger zu ziehen. Wenigstens könnte dies für die sphärischen Ballons ohne große Schwierigkeit zugelassen werden, unter Berücksichtigung des Umstandes, daß Witterung, klimatische und meteorologische Verhältnisse die Flug- r'chtung und den Landungsort des Ballons nicht immer in das Belieben des Führers stellen. So will man denn auf der geplanten diplomatischen Konferenz für Len Luftverkehr als Folge des unerfreulichen Pro zesses gegen Berliner dahin vorstellig werden, daß die Führer von Freiballons in Ausnahmefällcn, d. h. Notfällen, die Ermächtigung l-aben sollen, Verbots- zoy-»-zu überfliegen unsren ihnen zrr.-krndcn. - E»' wär« hocherfreut ich, wenn die französische Regierung MMckaOtäichtigt« ^»N4««nz UÜtand* bringt imddi»- eminent wichtigen erwähnten Fragen im geschilderten Sinne geregelt werden. Für die Lenkballons und die Flugzeuge scheint es nach Ansicht der Sachverständigen am empfehlenswertesten, das deutsch-französische Luft verkehrsabkommen auf alle der internationalen Aero- Föderation angehörenden Länder auszudchnen. Vie Veutschen in Ungarn. Es wird uns geschrieben: „Als kürzlich durch die d.uische Presse die Nachricht ging, die ungarische Re gierung beabsichtige, den deutschen Sprachunterricht innerhalb ihres Schulbereiches wieder stärker zu för dern, freute man sich allenthalben bei uns dieses Fortschrittes. Vergessen waren die Bedrückungen deutscher Gemeinden in Ungarn, unv der „ritter liche Madjar" war wieder in Ehren. Mittlerweile ging die Madjarisicrungspolitik munter vorwärts, man braucht da nur an L<n Schulfall in Stuyl- wcißenburq zu denken. Wie immer, fallen die Deutschen sich gegenseitig in den Rücken, und gern benützt der Ungar diese echt deutsche Schwäche, um sich vorwärts zu bringen. Das konnte man bei den wunderbaren Wahlen in Ruma (Slawonien) sehen, wo die dortigen Deutschen durch von der Regierung gekaufte deutsche Lands leute und Journalisten um den letzten deutschen Wahlsitz in Slawonien gebracht wurden. Dies lehrt auch die Beobachtung des ungarischen Abgeordneten. Hauses. Die Siebenbürger Sachsen gehen zumeist mit der madjarisierenden Regierung durch Dick und Dünn, die Schwaben im Banat dagegen kämpfen zäh» Schritt für Schlitt, treu ihrer angeborenen Stammes- art. Im Abgeordnetenhause wiesen nun kürzlich Banater Abgeordnete auf die Bedrückung der deut schen Schulen im Banat durch die Regierung hin und der siebenbürgijch-sächsische Abgeordnete Kopony flemesoar) sowie der Abg. Brandsch konnten sich die Unterstützung nicht versagen. Die Zeitschrift „Von der Heide", die in Temesvar von Viktor Orendi hrrausgegeben wird, bezeichnet ausdrücklich das Auf treten dieser Abgeordneten als sachlich und den Re gierenden in Ungarn sehr entgegenkommend. Graf Tisza entgegnete jedoch in heftigster Weise, indem er das Eintreten Koponys als böswillige Agitation und „dumme Augusterei" bezeichnete und hinzufügte, „er sei auf keinen Fall gesonnen, eine deutsche Politik in Ungarn zu dulden". Sein Ton war durchaus verletzend und verächtlich für die brutschen Abgeordneten. Er brachte es fer tig, daß die fiebenbürgisch-fächsischen Abgeordneten in ihrer Gesamtheit die beiden Abgeordneten zur Man- datsniedellegung aufforderten. — So handeln Deutsche gegenüber deutschdenkenden Stammesgenos- sen und machen sich bei ihren Gegnern verächtlich! Die Folge dieses schmählichen Verhaltens der sieben- bürgischen Abgeordneten ist naturgemäß die, daß nun noch mehr madjarisiert wird." Heer un- Zlotte. Bau von Riesenflugzeugen in Frankreich. Der von dein Russen Boris Sikorski) ge zeigte Weg iin Ban riesiger Flugapparate von größter Tragfähigkeit wird nunmehr auch von Frankreich beschritten. Der erste dreser franzö sischen „Flugriesen" ist soeben in einer Werk stätte nahe bei Paris fertiggestellt worden. „Jcanson-Colliex" ist der Name dieses neuen französischen Riesenflugzeuges, dem in kurzer Zeit noch andere folgen sollen. Es ist ein Wasser flugzeug von 27 Meter Flügelspannweite. Seine Tragfläche hat einen Umfang von 145 Quadrat metern. Es gehört in die Kategorie der Doppel decker und ruht auf einem brotförmig ausge- staltcten Körper von 8,7 Meter Länge und 2,6 Meter Breite. Tie Anordnung der Tragflächen geschieht hintereinander, und zwar immer zu je zweien. Den Antrieb des Niesenapparates be sorgen zwei wassergekühlte Scherm-Motoren von je 200 ?8. Diese treiben ihrerseits wieder ver mittels einer Kettenübersetzung eine zweiflüge lige Schraube im Durchmesser von 5 Metern. Das Lager der Schrauben befindet sich auf einem Gestell aus Stahlröhren, kurz hinter den vorderen Tragflächen. Ter Apparat Ist so ein gerichtet, das; er zwei Führer, 2 Maschinisten und Brennstoff für 15 Stunden mitnehmen kann, was einer Flugstrecke von annähernd 1600 Kilo metern entsprechen würde. Das Gesamtgewicht des Apparates mitsamt Führern, sonstigem Be- HieknugspLriLULl und BrLuustaff beläuft sich auf 1700 Kilogramm, 2000 Kilogramm davon sind -Hie ^Flugversuche des Apparates ergeben haben, verfügt er über eine ausgezeichnete Geschwindigkeit. Der „Jean- son-Colliex" hat es auf 100 Kilometer in der Stunde gebracht. Die Probeflüge haben dem gemäß voll befriedigt. Wie es heißt, gedenkt die französische Heeresverwaltung nach Vor nahme einiger geringfügiger Aenderungen den Niescuapparat für ihre Zwecke zu erwerben und in Dienst zu stellen. Man wird jedoch gut tun, abzuwarten, ob der französische Apparat mit seinem russischen Kollegen, dem „Ilja Muro- metz" Sikorskhs, den Vergleich aushalten kann. Koloniales. * Zm Landesrat von Deutsch-Südwestafrika wurde die Generaldebatte über d«n Etat des Schutzgebietes fortgesetzt. Der Gouverneur betont« die Notwendig keit der Wassererschließung und des Bahnbaues, weil dadurch die Ansiedlungsmöglichkeit außerordentlich gesteigert werde. Er verbreitete sich über die Frage des Verhältnisses zwischen Reich und Schutzgebiet, wobei er hervorhob, daß der Zeitpunkt für eine Neu regelung der Beziehungen zum Reiche gekommen fei. Das Ziel könne nur sein einAusbau der S «lbst- verwaltung nach englischem Muster. Grundsätzlich sei festzulegen, was das Schutzgebiet und was das Reich leisten soll. Deutscher Reich. * Tin Ausgrstotzener. Der von der Schulenburg- sche Familienverbanü (Friv Graf v. der Schu lenburg-Angern, Senior, Bernhard Graf v. der Schulenburg-Grünthal, Konsenior) erläßt fol gende Erklärung: „In Nr. 31 der „Zukunft" wird ein Gedicht „Der preußische Adel den Ho- henzollern" unter dem Namen Werner v. der Schulenburg veröffentlicht. Die Entrüstung hier über ist in unserer Familie selbstverständlich über aus groß, sie ist um so größer, als gerade 14 Tage vorher die vor 500 Jahren dem Burg grafen Friedrich I. von Nürnberg geleistete Hul digung von ihr erneuert worden war und sie hierauf von Seiner Majestät eine überaus gnä dige Antwort erhalten hatte. Unsere Nach forschungen haben, wie das nicht anders zu er warten war, ergeben, daß kein zu unserem Fa milientage gehörender Schulenburg der Ver fasser jenes Gedichtes ist, ein solcher würde in unserer Gemeinschaft auch nicht geduldet wer den. Wir stellen dieses Ergebnis unserer Nach forschungen im Interesse unserer Familie hier mit ausdrücklich fest." * Ankauf der Anfiedelungskommiffion. Die An- siSdelungskgmmission hat das 600 Hektar große Gut Ligotta bei Schildbevg erworben. Der Ankaufs preis soll 700 000 betragen. * Tin Schlag gegen die „Berliner" Richtung. Dom Herausgeber der Wochenschrift „Das katholische Deutschland", Pfarrer Dr. Nieborowski, dem Wortführer der schlesischen Integralen, ist di« Her ausgabe d«r genannten Wochenschrift und di« Mit arbeit an ihr vmn 1. Juli 1914 von der vorgesetzten geistlichen Behörde untersagt worden. Ausland. Gesterreich-Ungarn. * Aus der österreichischen Delegation. Aus Pest wird gemeldet: In der österreichischen Delegation erklärte Fürst Schönburg, angesichts der in der ganzen Welt zu beobachtenden Heeresrüstungen könne die Monarchie nicht Zurückblei ben ; sie müsse dartun, daß sie die Politik der starken militärischen Allianzen führen solle und könne. Es wäre ein an Wahnsinn grenzender Irrtum, bei der jetzigen Konstellation in Europa an dem Bündnis mit Deuts ch land, der stärksten Militärmacht, zu rütteln. DaS deutsche Heer sei beispiel gebend, aber die österreichisch-ungarische Wehr- macht sei würdig, neben ihm zu stehen. Im Falle einer kriegerischen Verwickelung würde er die tapfere österreichisch-ungarische Armee lieber ganz allein an Deutschlands Seite sehen, als mit anderen Militär- machten zusammen ohne oder gegen Deutschland. Bei Besprechung der Beziehungen zu den Balkan staaten erWM Hex.Redner, das. Streben des. .Aus- , wärtigen Amtes nach einer Ausgleichung der Gegen sätze zwischen.Rumänien und Bulgarien würde er folgreicher gewesen sein, wenn ein gewisser Teil der Wiener Presse cs mit mehr Sympathie begleitet und die politische Aktion verständnisvoller unterstützt hätte. Redner verwies hierbei auf den großen Ein fluß der „Neuen Freien Presse" im Auslände die früher ein freiwilliges Ballplatz-Organ gewesen, jetzt aber ein scharfes Oppositionsblatt ge worden sei, was die Monarchie bei Behandlung ihrer auswärtigen Angelegenheiten überall zu spüren bekomme. Auch die bekannten Triester Statthalterei- Erlasse, die keine große Verbreitung zu finden be stimmt gewesen seien, seien gerade durch die im Aus- lande am meisten gelesene „Neue Freie Presse" in Italien am weitesten verbreitet worden. Daraus er gebe sich, daß der einzigen Zeitung eines Staates, die wirklich im Auslande gelesen werde, ganz be sondere Verpflichtungen oblägen. Englan-. * Konferenz der Schiffahrtsinteresfenten. Das Handels amt hat auf nächsten Dienstag eine Konferenz aller Schiffahrts interessenten nach London einberufen, auf der verschiedene Aenderungen der inter nationalen Bestimmungen zur Vermeidung von Zu sammenstößen auf See beraten werden sollen. Spanien. * Di» Spanier in Marotta. Nach amtlicher Meldung aus T« uta ist am Mittwoch da» Fort» Menisla angegriffen worden. Der Feind wurde mit starken Verlusten zurückgeworfen. Von den Spaniern wurde ein Leutnant getötet und drei Mann verwundet. Türkei. * Besuch auf dem Kreuzer „Goeben". Wie aus Konstantinopel gemeldet wird, besichtigten die Lehrer und Zöglinge der Generalstabsschul» am Mittwoch den deutschen Kreuzer „Goeben" und ließen sich mit den Schiffsoffizieren photographieren. " Vorstellungen der griechischen Regierung. Der griechische Gesandte in Konstantinopel unternahm vor mehreren Tagen bei dem Eroß- wesir persönlich einen Schritt, in dem er darlegt«, daß die Verfolgung von griechischen Staats angehörigen und von ottomanisch«n Griechen in Thrazien und in der ganzen Türkei trotz des Wunsches Griechenlands, in guten Beziehungen mit der Türkei zu leben, eine unhaltbare Lag« schaffe. Der Eroßwesir soll zugesagt haben, daß er die notwendigen Maßnahmen anordnen werde. Mexiko. * Huerta will bleiben. Aus Mexiko wird ge meldet: Huerta stellt auf das entschiedenste in Abrede, daß er den Delegierten zur Konferenz in Niagara Falls die Zusicherung gegeben habe, daß er zurücktreten werde. Kettik unü ttericvi. Reichsgericht. er. Bestätigtes Todesurteil. Das Schwurgericht Würzburg hat am 2. April d. I. den Bauer Her mann Zirk wegen Mordes zum Tod« und den üblichen Nebenstrafen verurteilt. Nach dem Wahrspruche der Geschworenen ist d«r Angeklagte für schuldig befunden worden, am 15. November v. Z. den verwitweten Auszügler Regelmeyer vorsätz lich getötet und die Tötung mit Ueberlegung aus geführt zu haben. Gegen das Urteil hatte der An geklagte Revision eingelegt, in der er zunächst di« tatsächlichen Feststellungen der Vorinstanz, auf denen das Urteil berrcht, angriff, indem er behaup tete, es sei zu Unrecht als erwiesen angesehen wor den, daß er die Tötung mit Ueberlegung begangen habe; er hätte nicht wegen Mordes, sondern nur wegen Totschlags verurteilt werden dürfen, da die Tat nach einem voraufgegangenen Streit begangen worden sei. Auch rügte er in prozessualer Beziehung Beschränkung der Verteidigung. Diese erblickte er darin, daß seine Ehefrau, die als Zeugin auftroten mußte, in seiner Abwesenheit — er war während der Vernehmung dieser Zeugin aus dem Saale geführt worden — vernommen worden und unvereidigt ge blieben ist. Das Reichsgericht hielt jedoch die Revi sion für unbegründet und erkannte deshalb auf Ver werfung des Rechtsmittels. (1 0. 503/14.) - —^NMrMtzk-Tötung. Vöm n ist am 27. Ottaber o. F. der Kraftwagenführer Hein rich W. wegen fahrlässiger Tötung zu eineckt Monat Gefängnis verurteilt worden. Eines Mittags bog er^ mit seiner Kraftdroschke in scharfem Trabe in eine Straße in der Nähe des Domes etn, wobei er durch einen Schutthaufen vor einem Neubau und einen vorüberfahrenden Straßenbahnwagen beengt wurde. Als in diesem Augenblick die 50 Jahre alte Zeitungstrügerin, Witwe K., den Straßendamm überschreiten wollte, gab er ein Hupensignal, ohne jedoch damit Beachtung zu finden. Er gab ein wei teres Signal und bremste auch, jedoch rutschte der Wagen, nachdem die Räder standen, noch einen Meter weiter vor und gerade auf die Frau zu, welche ihre Aufmerksamkeit nach der anderen Seite gerichtet hatte. Die Frau erhielt einen Stotz an das Bem, wodurch sie eine schmerzhafte Verletzung erlitt, die sie zusammen sinken lietz. Nunmehr stieß das Auto noch an ihren Kopf und brachte ihr ein« Schädeloerletzung bei, die ihren Tod zur Folge hatte. Die Schuld an diesem Unfall wurde trotz der mitwirkenden Schuld der Ge töteten dem Angeklagten beigemessen. Die Re vision des Angeklagten, der die Fahrlässigkeit be stritt, wurde vom Reichsgericht verworfen. Der Angeklagte habe selbst die Frau bemerkt, und er hätte so fahren müssen, daß er sie nicht mit seinem Wagen berührte. (5 v 44/14.) kva Maria. 30> Bon Margarete Richter. (Ncichdruck verboten.) Er machte eine Bewegung. Sie drückte ihm beruhigend die Hand. „Anders als dich. Ganz anders. Nicht stürmisch und nicht verlangend. Ich kann auch ohne ihn sein — und ich werde es wohl müssen ... er weiß cs nicht —. Thne dich, Holger, ohne diese Stunde heute hätte ich nicht sein können. Ich hab' mich ja beinahe verzehrt nach einem Kuß von dir, mein wilder Bub! " Sic richtete sich auf: „Und doch, Holger, das muß ein Ende haben. Heute noch! Mit dieser Stunde. Denn deine Frau kann ich nie werden. Ich hab' dich nicht lieb . . . Ja, ja! ich hab' dich lieb!! Und gerade deshalb nicht. Ich hab' dich zu lieb, als daß ich dir etwas vorigen könnte. — Und nun weißt du auch: wir können nie, nie ivicdcr allein sein, >oie heute. Ich habe mich immer gefürchtet da- vor . . . und bin doch j^lücklich jetzt . . . Noch eines! Du bist jung. Lehr jung. Du mußt noch Zeit haben für dich allein, du mußt dich erst noch ausarbciten — ich dürfte dich gar nicht an mich ketten! Erst wenn du fertig bist, darfst du dich binden. Erst wenn du deiner Freiheit müde bist . . . Mein lieber, wilder Bub! —" Sie hatte das alles schnell gesagt, mit ton loser Stimme. Nur ab und zu hatte sie ihm leise die unruhige Hand gedrückt. Tas Steuer hatte sie vergessen. Fast mechanisch hatte er es übernommen. Jetzt sprang er aus. „Und du glaubst, Eva, daß ick) dick) lasse, nach dem, was du mir gesagt hast?! Dieses andere — das ist ein tolles Phantom, ein wesen loser Schalten, dem du nachjagst!" Er setzte fick) wieder und griff nach dem Steuer, ganz unwill kürlich, um das Boot im Wind zu halten. Dann zog er Eva mit Gewalt an sich und küßte sic: „Nein, Eva Maria! so haben wir nicht gewettet Von nun an bist du mein — mein, für alle Zeiten!" Eva sah ihn verzweifelt an: nein, nein! er verstand sic nicht — er war ja ein Kind! — „Laß mich! oder ich weiß nicht, was ich dir tue," stieß sie wild hervor, sich aus seinen Armen befreiend. Eine Böe, die den Mast beinahe wage recht über Wasser hielt, kam ihr zu Hilfe. Sie mußten sich beide festklammern, um nicht über Bord zu fallen. „Hol den Klüver ein!" rief Holger Eva barsch an, „ich muß am Steuer bleiben." Eva tat, wie ihr geheißen. „Das Großsegel reffen! Schnell — solange ich im Wind halte." Er mußte schreien, nm sich verständlich zu machen. Sie brauchte ihre ganze Kraft zu der unge wohnten Arbeit. Er konnte ihr nicht helfen. Sie mußte ein paarmal abwcchseln und sich au den Mast anNammcrn, während sie die Winde festhiclt. Das Boot tanzte. „Mehr, mehr!" schrie Holger. Ein Windstoß drohte, ihr den Hebel aus der Hand zu reißen . . . Endlich war'ü getan, bis auf eine kleine Fläche, die zum Aufkreuzen nötig war gegen den Sturm. Inzwischen hatte Holger, mit dem Knie das Ruder haltend, die Schoten der Vorsegel los gemacht. Wild peitschte sie der Wind. Er hatte eine Todesangst um Eva, daß sie beim Bergen der Segel über Bord gelveht würde. Aber sie hielt sich tapfer. „So, nun kann der Tanz losgehen!" brummte er, daS seegeübte Auge auf den dunk len Himmel gerichtet. Eva folgte ihm mit dem Blick: „Das gibt ein Wetter! Wie weit haben wir noch?" Stcenholt zuckte die Achseln: „Wenn wir vor dem Sturm hcreinkommen — Donnerwetter! Mach' die Schote los, der Wind schlägt um! Anziehen, anziehen! die andere Seite!" Eva kämpfte mit dem Wind, der sic gegen die Kajüte drängle. Sie glühte vor Anstrengung „So — nun setze dich zu mir! Hast du Angst?" „Nein, Holger, kein bißchen." „Das ist brav! Es wird auch nickit so schlimm werden. Höchstens das Anlegen vielleicht wäre es klüger, wir ließen uns trei ben, bis eS vorüber rst." „Ich möchte lieber heim — wenn es irgend , geht." Er zuckte die Achseln: „Es gehr so und geht anders. Nimm du das Ruder jetzt! Halte tüch tig gegen — noch mehr nach der Leuchtboje zu. In diesem Kurs müssen wir bleiben. Wenn du müde wirst, sage mir's beizeiten, ich kann's dann schon macken. — Und nun, Eva, laß den Sturm da draußen Sturm sein! Ich muß noch das eine wissen: Was sagtest du vorhin vom „Spiel"? WaS meinst du damit?" „Ich sagte es dir schon." „Nein. Du sagtest mir nichts. Du mußt es mir deutlicher sagen. Ich kann es nicht ver stehen." Eva kämpfte mit sich: „Ich will es dir sagen, Holger, so gut ich kann — ohne mich besser zu machen, als ich bin: du weißt noch, wie es war, als wir uns kennen lernten vor —" zwei Monaten." vor bald elf Wochen, ja. Es war von Anfang an ein heimlicher Kampf zwischen uns. Man hatte mir gesagt, du wärst ein Don Juan, ein Schwerenöter, em — ich weiß nicht. Man batte mich gleich gewarnt vor dir ... Viel leicht hatte man auch dir von mir gesprochen —" Steenholt nickte — „siehst du —" Eva hielt inne. Eine Bö raubte ihr den Atem. Mit An strengung hielt sie gegen den Wind. DaS Boot lag schwer au^ der Seite, eine Welle spritzte hoch hinein. Sie duckten sich beide. „Nun ja — und das reizte mich!" fuhr sie dann fort. „Weißt du, man hatte uns richtig aufeinander geletzt. Ick merkte es dir gleich an — du woll test mich niedcrzwingen zu deinen Füßen, und ich — ich wollte mich nicht an deinen Triumph wagen spannen . . . Verstehst du? Ich wollte cs nicht! Aber ich wollte — ach, Holger, es ist so furchtbar häßlich von mir —" Sie hielt inne. „Du wolltest mich erziehen, war's nicht so?" Eva nickte: „Ja — das! Ich wollte dich demütigen, ich wollte dich — reizen, bis du von mir besiegt warst . . . Das war bis vor drei Wochen. Dann kam mir alles so erbärmlich vor, daß —" „Und du verkrochst dich vor mir. Und ich, Eva, hatte dich so lieb, daß ich das nicht er tragen konnte. Es ivar mir furchtbar, und des halb mußte ich wissen — ja! jetzt weiß ich es ja . . ." unterbrach er sich bitter. „Holger, ich weiß nicht, ob meine Schuld so entsetzlich groß ist. Ich hab' dich ja lieb, Holger! l" „Und doch bleibst du bei dem, was du gesagt hast, Eva? Daß du meine Frau nicht werden willst ..." . Eva schlang den Arm um ihn und küßte ihn: „Ja, Holger! Ich muß es. Ich sagte es dir damals mit Absicht, weißt du noch — als du die Stelle aus den Meistersingern sangst . . . Es sollte dich warnen." „Ich hab's nicht geglaubt," murmelte er leise. „Aber was soll nun werden? Wie soll ich dich täglich vor Augen haben und nicht mehr küssen dürfen —" Eine heiße Blutwelle jagte in Eva auf. Dann schüttelte sie langsam den Kopf: „Ich weiß es nickt . . ." Sie schwiegen. „Wer ist der andere, Eva?" fragte Steen holt endlich, als habe er alle Kraft gesammelt zu dieser Frage. „Ullas Vater," antwortete sie leise und senkte den Kopf. „Und er?" „Er ahnt es nicht!" flüsterte sie gequält. „Weißt du das sicher?" Eva nickte. „Und trotzdem?" „Trotzdem . . ." Es blitzte. Vom Himmel fielen große, breite Tropfen klatschend aufs Deck. Und dann entlud sich gewaltsam der zurück gehaltene Regenguß über ihren Köpfen. Steen holt sprang auf. Er warf Eva einen Oelmantel aus der Kajüte zu. „Halte da- Ruder fest, Eva! Ich muß das Segel einholen — das hält der Mast nicht aus!" schrie er ihr zu. (Fortsetzung in der Abendausgabe.) Sp> * Da» Aht dis ^schließe. Orten vor Am 22 28 si»L schriftliche ' * Die! Sportkong f kampfausi Olympisch, land» auf nationalen die Vertre Regierung Reichsamt regierung, Preußische' Martin jekretär R Reichsauss Toeplitz / stadt) als Dr. Rup Friedri Albert Ferner be einigen ft Abordnung Sportzwei, (Berlin) fü furt a. M) Vertreter l * Das Olympisch« Kultusmiv den Olymp , > ' scheidung Demnach u dem Vortu! Anstalt in i aufdieOly! Der D. R. ! die Sportle Kursus hm 31. August anstatt ein jenigen Ab Zöglinge t die bei den kämpfen eii gewiesen h bildung u werden "dv I Deutschen ! weiteren sp /'t * Die i / schäft des 6 zu. 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