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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 18.05.1914
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-05-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140518014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914051801
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914051801
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-05
- Tag 1914-05-18
-
Monat
1914-05
-
Jahr
1914
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Seite S. Nr. 249. Morgen-Ausgabe Leipziger Tageblatt Montag, l8. Mat 1914. rr. Kriebstein bei Waldheim, 16. Mai. An der allen Besuchern des Zschopauloles bekannten, alten überdeckten Holzbrücke bei Schloß Kriebstein und der Ni et Hommerschen Papierfabrik fanden Arbeiter gestern früh einen Mann tot auf, daneben lag ein Fahrrad. Es wurde sestgestellt, da» es ein Kuh- schweizer vom Rittergute Kriebstein war. Jeden- salls war der Schweizer in der Rächt den steilen AZeg vom Schlosse Ehrenberg nach Kriebstein herabgefah ren, hatte die Gewalt über sein Rad verloren und ist an einen Baum angerannt, was seinen Tod zur Folge gehabt haben dürfte. verband deutscher Handlungsgehilfen. Anläßlich der Generalversammlung des Ver bandes Deutscher Handlungsgehilfen fand am gestrigen Tage die Hrunöftemlegung zu dem neuen umfangreichen Verwaltungs gebäude des Verbandes statt. Der Bau war not wendig geworden, da schon seit Jahren außer den Räu men im alten Verbandshause auch noch umfangreiche Mictsräume belegt werden mußten, um für die in Leipzig vorhandenen313 Angestellten des Verbandes und der Krankenkasse Arbeitsräume zu schaffen. Zur Teilnahme am Festakte waren gestern vormittag auf dem Baugrundstück in dvr Zeiger Straße, vor dem die Fahnen der deutschen Bundesstaaten im Winde flatterten, außer etwa IM Abgeordneten der General versammlung und vielen Mitgliedern dvs Verbandes aus allen Teilen Deutschlands zahlreiche geladene Gäste erschienen. Wir bemerkten u. a. die Herren stadtrat Lampe, als Vertreter des Rates, Stadt bauinspektor Diplomingenieur Strobel, Stadt amtmann Bruno Frohberger, Postrat Berg, als Vertreter der Kaiser!. Oberpostdirettion, Prof. Dr. Lorey, Direktor der Oeffentlichen Handelslehr anstalt zu Leipzig, die Zustizräte Dr. Rud. Dictsch und Dr. Julius G e n se l, Direktor Hermann Pilz vom Verbände reisender Kaufleute Deutschlands, Direktor Hans Mulke vom Verein Creditreform Leipzig e. V., Studiendirektor Prof. Dr. Adler sowie Vertreter der Leipziger Lebensversicherungs gesellschaft und des Kaufmännischen Vereins zu Leipzig. Die Feier eröffnete die Kapelle Gustav Curth mit Beethovens Hymne: „Die Himmel rühmen des Ewigen Ehre", worauf der Gesangverein „Hellau" im V. D. H. den Choral: „Der Herr, der alles wohl gemacht" anstimmte. Architekt G. Wünschmann, der Schöpfer des neuen monumentalen Gebäudes, übergab sodann mit besten Wünschen und frohen Hoffnungen d«en Grundstein dem Verbandsvorsteher, Herrn I. Reif, der in seiner Festrede einen Ueberblick über die Geschichte des Verbandes Deutscher Handlungsgehilfen gab und im einzelnen folgendes ausführte: „Verehrte Festteilnehmer! Liebe Verbandskollcgen! Im Ramen des V. D. H. begrüße ich freudig und mit dankbarem Herzen alle die Herren und auch die Damen, die die Freundlichkeit gehabt haben, unserer Einladung zu folgen und diesen Tag Lurch ihre An wesenheit auszuzeichnen, in erster Linie die Herren Vertreter der Leipziger Behörden und Körper schaften und die Freunde unseres Verbandes, ferner die große Schar von Verbandsnntgliedern, die als Abgeordnete der -'7 Gaue unseres Verbandes aus dem ganzen Reiche sowie als Vertreter des Kreis oereins Leipzig lzevgekommen sind und die von sich sagen können: Uns gehört dieses Haus, das hier entstehen soll, wir sind die Bauherren! Als mein Vorgänger im Amte Les Verbandsvorstehers, Herr b-eorg Hiller, der Gründer unseres Verbandes und unser alter lieber Freund, vor nunmehr zwanzig Jahren bei der Grundsteinlegung unseres jetzigen Tserbandshauses drüben in der Harkortstraße die Er wartung aussprach, daß jenes Haus Hüter unserer gemeinschaftlichen Arbeit sein würde auch dann noch, wenn wir alle längst zu Staub und Asche geworden seien, da hätte gewiß niemand gedacht, daß sobald schon ein neues Haus für diese Arbeit nötig sein würde. Nicht ohne Wehmut denken wir an unser altes liebes Haus, das so unvergleichlich schön liegt -wischen Rathaus und Reichsgericht und das wir nun verlassen sollen. Es hat uns treu behütet, uird was sich in seinen Räumen abspielte, war nicht eitel Freude, sondern auch viel Mühe und viel Kampf, aber es war doch auch immer Aufstieg, Aufstieg ohne Unterbrechung. Damals war es nur ein kleiner Teil vom Hause, den die Vekbandsarbcit für sich bean spruchte — kleiner als der Anteil, den sie vom neuen Hause für sich belegen will. Aber die Arbeit wuchs, wir belegten Stockwerk um Stockwerk, mußten schließlich außerhalb des Hauses noch größere Räume hinzumieten, die Zahl der Beamten, die damals 70 betrug, ist auf 370 angewachien. So wuchs der Ver band und so wurde das Verbandshaus zu klein. Möchte diese Entwicklung der Arbeit auch dem neuen Verbandshause beschieden sein! Nicht wirtschaft lichen Zwecken dient unser großes Unternehmen, ivenn freilich auch die berechtigten wirtschaftlichen Gesichtspunkte dabei gewahrt werden müssen, aber der eigentliche Zweck ist doch, «ine Arbeitsstätte, eine Pflegestätte zu sein für ideale Bestrebungen. Denn was in diesem Hause getan werden soll, das ist: Fruchtbar« Organisationsarbeit, Arbeit im Dienste des guten Geistes, der unsere Zeit beherrscht. Der Bau selbst, ein Sinnbild der Organisation: Wie aus den vielen Tausenden von Steinen und LVerkstücken das hohe Ganze sich fügt, so aus den hunderttausend menschlichen Einzelkräften der machtvolle Verband. Das ist ferner: Woblfahrtsarbeit für die Mit glieder des Verbandes, ihre Frauen und Kinder. Die Stellenvermittlung sorgt für das, was der Mensch einmal erst haben muß nach Schillers Ausspruch, wenn es ihm möglich sein soll, ideal zu denken, näm lich, zu essen und .zu wohnen und sich zu kleiden. Die Stellenlosenkasse, die Unterstützungskasse geben dem Gehilfen, wenn ihn das Unglück der Stellenlosigkeit getroffen hat, ein Stück festen Boden unter die Füße, möglichst festen Halt bis Mr Neuordnung des Verdienstes und bewahrt ihn vor dem Schlimmsten, vor dem Hunger und vor der Verschleuderung seines Hausrats. Die Kranken- und Begräbniskaff« ist hier als besonders wichtig aufzuführen, die die Zeit der schwersten Prüfung, wenn das Beste, die Gesund heit fehlt, überwinden hilft. Sie hat allein im letzten Berichtsjahre 1374 000 .K ausgezahlt. Der Rechtsschutz, di« Pensionskassen, das Bildungs und Erziehungswesen, alles Einrichtungen zur Festigung des Lebens, das in unserem Stande voll Existenzunsicherheit und daher voll Unruhe ist. So zialpolitische Arbeit, die früher nicht in solchem Maße notwendig war, als noch der Gehilfe regelmäßig nach einer Uebergangszeit Prinzipal wurde, die aber heute notwendig ist, nachdem wir uns längst darauf ein richten müssen, das ganze Leben lang Angestellter zu sein, das heißt, im Dienste anderer zu stehen. Da ist manches nicht mehr gut, was früher gut war, manches unerträglich, was früher erträglich war — da muß manches geschaffen werden an Einrichtungen und Sicherungen, es müssen Abhängigkeit, Unfreiheit und Unsicherheit so gemildert werden, daß man sie ein ganzes Leben lang ertragen kann. Alle diese Arbeit, wirtschaftlich« wie sozialpolitische, ist aber auch Arbeit im Dienste unseres Volkes und Vaterlandes, denn bessern wir die Verhältnisse in unserer Schicht, so leisten wir fruchtbare Arbeit wenigstens an diesem Teil« der Volksgesamtheit. Sozialpolitische Arbeit aber dient vor allem dem ganzen Volke, dient der Mehrung seiner Arbeitskraft, seiner Kaufkraft, seiner Wehrkraft, seiner Leistungsfähigkeit auf allen Ge bieten. Besonders dann gilt das, wenn die sozial politische Arbeit nicht den Unfrieden, nicht den Krieg sucht, sondern — wie die unsrige es tut — grund sätzlich den Weg zur Verständigung, den großen Aus gleich, den Frieden zwischen den beiden großen Gruppen des Kaufmannsstandes, die doch nun ein mal aufeinander angewiesen sind. So dürfen wir sagen: Dieses Haus sott gemeinnütziger Arbeit dienen, gemeinnütziger Arbeit im besten Sinne des Wortes, der Arbeit an den Menschen. „Leben ent zündet sich nur am Lebendigen!" Möge dieses Haus lebendige Kräfte umschließen und lebendige Kräfte ausstrahlen zum Wohle der Berufsgenossen und ihrer Familien, zum Heile unseres Volkes und Vaterlandes. Möge die Arbeit in diesem Hause gesegnet sein und Früchte tragen, nicht nur solange seine Mauern ragen, sondern solange und soweit als Menschenwerk und Menschengedanken in die Zukunft reichen. Möge die Arbeit des Verbandes immer wie bisher ge tragen sein: Von der Treue und Liebe unserer Berufsgenoffen, Von der Freundschaft unserer Mitbürger und Be hörden und Von dem Segen Gottes." Es folgte die Verlesung der in den Grundstein einzumauernden Urkunde und ihre Uebergabe an den Vorsitzenden des Aufsichtsrates des D. D. H, Herrn Köhler. Als der Grundstein geschlossen war, traten Verbandsvorsteher Reif, Vorsitzender des Aufsichts rates Köhler, Stadtrat Lampe, Professor Dr. Lory, Postrat Berg, die Ehrenmitglieder Hiller und Borchardt, Architekt Wünsch mann, Direktor Weber vom Aufsichtsrat und die Vertreter der einzelnen Organisationen au» dem Reiche herzu, um unter kurzen Ansprachen di« üblichen drei Hammerschläge auf den Stein zu tun. Der Gesangverein „Hellauf" stimmte das „Brüder, reicht die Hand zum Bunde" an, nach dessen Ber klingen die Musik mit dem Choral „Lobe den Herren" der feierlichen Bedeutung der Stunde würdigen Aus druck gab. Der gemeinschaftliche Gesang von „Deutschland, Deutschland über alles" beschloß, nach dem Mitglieder des Kaufmännischen Jugendbundes, Leipzig, das „Niederländische Dankgebet" vor getragen hatten, die erhebend« Feier. Nach der Grundsteinlegung vereinten sich die Teilnehmer an der Feier um 1 Uhr zu einem gemein schaftlichen Mittagessen, worauf um 2^ Uhr dir 2-. or-entttche Hauptversammlung in den Kammermusiksälen des Zentraltheaters be gann. Sie wurde von dem Vorsitzenden des Auf- sichtsratcs des Verbandes Köhler-Leipzig mit begrüßenden Worten eröffnet. Die für die Jahre 1912 und 1913 vorgelegten Rechenschafts berichte fanden einstimmig Genehmigung, und in gleicher Weise erfolgte die Entlastung des Aufsichts rates und Vorstandes. Hieraus begrüßte Verbandsvorftohcr Reif die aus'allen Gauen des Reiches erschienenen Abgeord neten und entwarf in kurzen Zügen ein Bild von der allgemeinen Lage der Verbandsarbeit und von der Standespolitrk des Verbandes, die in dem gegebenen Rahmen — Reichstag, Regierungsbehörden, Oeffent- lichkeit, Verhältnis zu den anderen Verbänden usw. — gerade in den letzten Jahren immer mehr Be achtung gefunden habe. Der Redner wendete sich gegen das unredliche Schlagwort vom Schutze der Arbeitswilligen, das gleichsam im Schafklcide einen Wolf bergenden bösen Geist unserer Tage, der den guten Geist der sozialen Versöhnung vernichten will. Deutschland sei eine wirtschaftliche Groß macht ersten Ranges geworden, nicht trotz, sondern durch Sozialpolitik: das sehe jetzt England ein, und wende sich von der gelegentlichen Notstandshilfe zur grundsätzlichen und organisierten Sozialpolitik. In diesem Augenblicke für unser Vaterland Stillstand der Sozialpolitik zu verlangen, sei unpatriotischer Egoismus. Der Verband wende sich mit aller Macht gegen diese krankmachende Stimmung und fordere nunmehr erst recht von seinen Mitgliedern, daß sie neben sozialpolitischem Denken sich als politische Pfänner betätigen sollten. Sie sollten sich den poli tischen Parteien zuwenden, denen sie nach ihrer Ueberzeuguna nahcstehen. nur sollten sie aus dem Boden vaterländischer («ksinnung bleiben. Der Stand der Privatangestellten habe gewiß eine Zukunft, aber Vorbedingung sei das Erwachen der Köpfe zu staats bürgerlichem Denken. Der Leipziger Verband sei sich seiner Ncranwortunb bewußt und arbeite unablässig daran, bessere Verhältnisse in der Standesbewcgung der Handlungsgehilfen hcrbeizuführcn. Alsdann wurde die nachstehende Resolution angenommen: stellten bitter empfundenen Teuerung der notwendig sten Lebensmittel führen, die beste Grundlage ^iir die Aufrechterhaltung und Weiterführung der Sozial politik bildet. Die Hauptversammlung kann daher die im Reichstage abgegeben« Erklärung des Staats sekretärs des Reichsamts des Innern. Dr. Delbrück, vom 20. Januar 1914, wonach in der sozialpolitischen Gesetzgebung eine Ruhepause eintrcten müsse, nicht als eine Abkehr von der Sozialpolitik überhaupt auf fassen: sie erblickt darin lediglich eine Mahnung, vor Schaffung neuer Versicherungsgesetze erst die Anpassung an die Reichsvcrsicherungsordnung und die Angestelltenversicherung abzuwarten. Dagegen fordert die Hauptversammlung die ungestörte Weiter führung der Schutzgesetzgebung und für die kaufmännischen Angestellten insbesondere die Schaf fung eines Sonntagsruhegesetzes, in dem der Grund satz der völligen Sonntagsruhe mit Ausnahmen für di« Bedürfnisgewerbe anerkannt wird." Abgeordneter Moog-Weimar besprach hierauf die Haltung des Verbandes in der Frage der Kon kurrenzklausel. Seine Ausführungen fanden ihren Niederschlag in der nachstehenden Entschlie- ß ung: ,D>i« 29. Hauptversammlung des Verbandes Deut scher Handlungsgehilfen zu Leipzig billigt die feste Haltung des Verbandsoorstandes gegenüber der zu weitgehenden Nachgiebigkeit des Reichstags anläßlich der Beratungen des Gesetzentwurf» über di« Konkurrenzklausel und weist den von ein zelnen Reichstagsabgeordneten gegen den Verband erhobenen Vorwurf der Agitationspolitik mit Ent schiedenheit zurück. Gegen diesen Vorwurf schützt den Verband sein bisheriges grundsätzliches Verhalten bei allen Standesfragen. Die Versammlung ist sich dar über einig, daß der Berbandsvorstand, nachdem er den guten Willen Mr Verständigung durch weit gehende Nachgiebigkeit bei der Festsetzung der Ge haltsgrenze, Bezahlung der Karenzdauer und Ein schränkung der geheimen Konkurrenzklausel gezeigt hatte, mit Recht «in weiteres Entgegenkommen hin sichtlich der Erfüllungsklage ablohnte, weil die Ver besserungen des ^Gesetzentwurfs zu mäßig sind, um ein« Verschlechterung des bestehendem, sozialeren Rechtes in Kauf nehmen zu können." Vom Vorsitzenden wurde alsdann zur Kenntnis gebracht, daß Vorstand und Aufsichtsvat gemäß §§74 und 78 der Satzungen die Erweiterung der Stellen vermittlung auf Nichtmitglieder und die Gründung einer Sparkasse und einer Volksversicherung beischloffen haben. Die Hauptversammlung erteilte hierzu ihre Zustimmung. Boi den dann vorgenommenen Wahlen zum Aufsichtsrat wurden die bisherigen Mitglie der wiedergewählt. Unter dem Beifall der Versammlung wurden dem Derbandsvorstattd 400 Neuanmeldungen übergeben. Schließlich fand noch ein Antrag F a e r b e r - Schwientochlowitz Annahme. Durch diesen Antrag wird die Hauptversammlung er sucht, den Verbandsvorstand aufzufordern, daß an gesichts der bevorstehenden Neuregelung der deutschen Handelsverträge in jeder ihm geeigneten Form auf die öffentliche Meinung und Gesetzgebung im Interesse von Handel, Gewerbe und nicht zuletzt der Lebenshaltung der Angestelltensckaft eingowirkt werde. Als Ort für den nächsten Ber- bandstwg wurde Hannover gewählt. „Die 29. Hauptversammlung des Verbandes Deut- scher Handlungsgehilfen zu Leipzig erhebt Einspruch gegen die antisozialen Kundgebungen verschiedener Arbeitgeberverbände, die aus einzelnen ungünstigen Begleiterscheinungen der sozialpolitischen Gesetz- aebung durch unzulässige Verallgemeinerung einen Mißerfolg der Sozialpolitik überhaupt ablerten und demzufolge in der Weiterführung der sozialen Für sorge eine wirtschaftliche und nationale Gefahr sehen wollen. Die glänzende wirtschaftliche Entwickelung Deutschlands in den letzten Jahrzehnten, die Bevülke- rungszunahme, der Rückgang der Sterblichkeitszifser und die Steigerung der Wehrfähigkeit beweisen rm Gegenteil, daß die für die sozialpolitische Fürsorge ausgewendeten Summen sowohl vom volkswirtschaft lichen als auch vom nationalen Standpunkt aus werbendes Kapital sind. Deshalb kann von einem Stillstand oder Abschluß der Sozialpolitik ebensowenig die Rede sein, wie von einem willkür lichen Abschlüsse der wirtschaftlichen Entwickelung. Die sozialpolitischen Fragen sind für alle in abhängi ger Stellung befindlichen Menschen von derselben Bedeutung, wie die wirtschaftspolitischen Fragen für die Arbeitgeber, wobei anerkannt wird, daß die För derung einer Handels- und industriefreundlichen Wirtschaftspolitik unter Vermeidung aller Maßnah men, die zu einer Verschärfung der von den Ange- Dem Möenken Sarbara Uttmaans. 1. Annaberg, 17. Mai. Am heutigen Lage wurde hier das An denken einer Frau gefeiert, die mit Recht als die größte Wohltäterin des Erzgebirges gefeiert wird: Barbara Uttmann, die einst ihre Mitbürgerinnen die Kunst des Spitzenklöppelns lehrte und so Tausenden von Menschen zu Lohn und Brot verhalf. Barbara Uttmann stammte aus dem Ge schlecht derer von Elterlein, einer reichen Patrizierfamilie aus Nürnberg, die sich des Bergbaues wegen nach dem sächsischen Erzge birge gewendet hatte. Sie ward vor 400 Jahren, im Mai 1514, in Annaberg oder Elterlein ge boren. Beide Städte streiten sich bekanntlich darum, da nichts Urkundliches die wahre Ge- burtsstadt nennt. Ihr Vater war Heinrich von Elterlein, der 1582 starb. Barbara verheiratete sich mit einem reichen Bergherrn, Christoph Utt- mann zu Annaberg. Das Spitzcnklöppeln soll sic nach einer geläufigen Sage von einer Bra banterin, die als Protestantin durch die Grau samkeit des Herzogs Alba aus ihrem Vater lande vertrieben worden war und bei ihr freund liche Aufnahme gefunden hatte, gelernt haben. Sie teilte dann die erlernte Kunstfertigkeit 1501 ihren Mitbürgerinnen in Annaberg mit und legte dadurch den Grund zu einem Erwerbs zweige, der in seiner Blütezeit über 100 000 Menschen zu Lohn und Brot verhalf. Barbara Uttmann starb am 14. Januar 1575 und liegt aus dem Annabergec Friedhof in der Nähe der sagenumwobenen Linde begraben. Im Jahre 1884 wurde ihr dort das erste Denkmal gesetzt. Das zweite Denkmal steht auf dem Markte zu Anuaberg, das dritte hat die Stadt Elterlein als Zierbrunueu mit Reliefbilduis am Markt aufgestellt. Zu Ehren der Wohltäterin des Erzgebirges wurde heute vormittag um 11 Uhr in den mit der Büste Barbara Uttmanns geschmückten Räumen der Annaberg-Buchholzer Posamentenfachschule, eine hervorragend beschickte S Pi tz e n a u s st e l- lung eröffnet, der die Vertreter der Behörden und viele Damen und Herren einen Besuch ab statteten. Die Königliche SpitzenNöppelinnstcr- schule Schneeberg zeigt besonders schöne Stücken historischer Kunstspitzcnarten, wie Brüsseler, Maliers, Venise, Valencienner usw. In der Ausstellung befinden sich Spitzentücher und -streifen im Werte von 1000—1500 Mark. Ein in Privatbesitz befindliches Stück wird von Fach leuten gar auf 5—6000 Mark geschätzt. Die Posamenten-Fachschule gibt durch ausgelegle Musterkarten Einblick in di« hierorts in der Mitte des vorigen Jahrhunderts gepflegten Tech niken. Alles in allem eine überaus wertvolle und interessante Ausstellung, die nirgends besser geboten werden kann. Den Höhepunkt der Veranstaltungen bildete eine vom hiesigen Geschichtsverein heute Sonn tag abend im Hotel „Museum" arrangierte Fcstfeier, der die Spitzen der Behörden und zahlreiches Publikum beiwohnten. Die Festan sprache — von musikalischen Darbietungen um rahmt — hielt der bekannte Uttmanuforscher Oberlehrer Finck, der in treffender Weise das Wirken der edlen Frau und die Früchte ihrer Arbeit schilderte. In Elterlein, das bekanntlich auch den Ruhm für sich in Anspruch nimmt, die Ge burtsstadt Barbara Uttmanns zu sein, versam melten sich nach der Kirchenparade Vereine und Körperschaften um das Denkmal der Wohltäterin zur Kranzniederlegung, die von Gesängen und einer Unspräche umrahmt wurde. Krmftkalraüer. Theater. * Städtische Theater. Im Neuen Theater heut« Montag „Parsifal" (6 Uhr), morgen die Op«rctte „Polenblut". — Altes Theater geschlossen. — Im Operettentheater heute „Polenblut , morgen zu volks tümlichen Preisen „Schürzenmanöver". Lchauspielha«». Heute Montag da» erfolgreiche fröhliche Spiel „Ms ich noch im Flügelkleide". Morgen sowie allabendlich 8>/i Uhr „Mr ich noch im Flügelkleide". E» gelten gewöhnliche Preise, Dutzendkartm haben Gültigkeit. Vattenberg-rbeater. Montag: -.Wenn edle Herzen bluten!" Schauspiel von Ritterseldt. — Morgen und folgende Tag«: „Wenn edle Herzen bluten!" Vorträge. * Deute Montag, ' >9 Uhr, findet im ..Rosentalkasino" der Prinz-Louis-Ferdinand.Äbend Paul Münchs statt. Vergnügungen. Kristallpalast-Theater. Tas vorzüglich« Künstler- personal erntet allabendlich den stürmischsten Beifall. — ^m Weinrestaurant konzertiert bis 3 Uhr nachts eine erstklassige ünnstlerkapelle. — Zm Kristallpalast-Cafe sind«« täglich zwei Konzerte des Berliner Metropob-Ensembles statt, und zwar nach- mittags von V-5—7 und von S—2 Uhr nachts. Zoorogischer Garten. Heute sowie täglich finden Vorstellungen von Carl Marquardts großer Völkerschau „Tie Menschenrassen de» Niltals" statt, und zwar vormittags 1l, nach mittags V»5 und 6 Uhr. — Am heutigen Nachmittag, konzertiert da» Willy-Wols^Orchester. — Morgen Dienstag ist „billiger Tag", der Eintritt beträgt für Erwachsene nnr 30 Pi. und für Kinder nur IS Pf. Nachmittags und abends finden Konzerte vom Philharmonischen Orchester unter Leitung des Herrn Kapell- meister Herklotz statt. Leipziger Palmengarten. Heute abend 8 Uhr: Militärkonzert vom Trompeterkorps der 18er Ulanen unter Leitung de» Herrn Musikmeisters Ernst Müller. Es sollte sich jeder Leipziger zur Pflicht machen, seine hier zum Besuch der „Bugra" weilenden Bekannten auch dem Palmengarten zu,»führen, denn dieser ist tatsächlich eine Berühmtheit, um die un» andere Städte beneiden. Schillerschlöhchen, L.-<Sohlis. Beliebtes Ballokal mit guter Straßenbahnverbindung. Herrlicher Spaziergang durch das Rosental. Jeden Montag der beliebte Bal paree. Albertgarten. Heute abend humoristische Soiree der beliebten Kristallpalast^änger. Reichhaltiges Programm, u. a auch die Posse „Der Stolz der 6. Kompagnie" mit dem ur komischen Klein in der Hauptrolle. Kierans der glänzende Kavalier ball bis 1 Uhr. IaUii8 Llittlmor, lialsorl. unck Lönlxl. llvk-I'laoskortskadrlkaat, riüxsl M 1lui«e!k!iikt mit m entzi !ti!l»ii»l«IIii!!Mkiii«i. li Brüssel 1910 mit asm „Qranä krix'' S»3b7 I-elprlx 1813 (Internat. Vankavkausstvllanx) liönixl. 82eli8. 8t»sl8prei8
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