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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 19.05.1914
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-05-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140519020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914051902
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914051902
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-05
- Tag 1914-05-19
-
Monat
1914-05
-
Jahr
1914
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fiben- - Ausgabe f>» r«>p?>S an» Vor»r1« »urch uns«?« »r»a«« veAUgSprei^r. Sp.LU«««« rmal ta,»ch tu. hau, ,«bracht, »ooatlich l.r» M., otrrtrllährltch Z.7S M. 0«t brr ««KhüftsgrU», unser« ptltal«» ««» pu»gad«st«U«« «»»«holt: monatlich lM.,vt«rt«y»hrUch»M. Vurch »tr Post, Innrrhald drutschlan», un» Ser »rutsch«« Kolon!«« »onatUch 1^0 M., »lrrtrltührllch 4^» M., auoschllrAllch postb«slrUg«l». do» L«lpzlg«r La, «blatt «rsch«lnt ««rktag» rmal, So««- u. Z«l«rtogo>mal. S« Lripzi-, »ra Nachbarort«« u«L »«« Grtrn mit «la«««« Zlllal«« wir» dl« hd«u»auogad« «och am pd«n» »«, <rsch«ln«n» la» hau» g»ll«f«rt. drrltnrr N«»akti»n: In dr« A«lt«a 17, Lirasprrch-flnschluK: Moabit Nr. «»7. urlO k7curdelsFetLrurs /trntsblatt des Rate» und des pokreüuntes der Stadt Leipzrs ««Laktlon un» S«schüst»st,U«: ,»haaal»«aff« Nr.«, 4 r«raspr«ch-haschlu- Nr. 14S44, 14»« ua» 14S44. ISS. Jahrgang Anzeigenpreise: «. von au»»art» ro Pf., N«klam»n I.ro m., Nl«tn« st«,eigen »ieprtiteeil« nur r»pf.b.wt«S«rb»l.Nab.,Inserat« von V«b»r»«n im amt>ich,«r«il »i« p«ttt- ,«il« S»pf. S,sch»st,an,«tg«n mit planvors»ris« im Preis« «rh»ht. Nadatt «ach kortf. V«lla,«n: S«samtausl.SM.»a»iraus«n» au»schl.post,rdabr. ^uzelgiU'flanabm«: Fohannlogass«», del sämtlichen Filialen »«» Leipzig«« kagrblottr» u«S all«« finnv«krn«<xp,»ttton«n »e» In» un» siuolan»«». ch*fchast»st«ll« für S«rlin u. »l« pr. VranSrndurg: dirrkttoawaltrr Zli.grl, V««U« w. 1». Margar«thrnstraß« ». Zrrnsprrch-flnschlutz: Lühow »47i. Nr. 252. Dienst»-, aen lS. Msi. IS »4. Vas wichtigste. * Die Zweite Kammer erledigte am Diens tag vormittag den Rest ihrer Arbeiten, lS Ber.) * Der Reichstag verabschiedete am Dienstag in dritter Lesung das K o n k u r r e n z k l a u s e l - gesetz, Las Spion« gege setz, das Duell - gesetz und die Gebührenordnung für Zeugen und Sachverständige. Hierauf nahm er Wahlprll- fungen vor. lS. Ber.) * Polizeiarzt Dr. D r e u w - Berlin, der durch seine Kämpfe gegen das Salvarsan bekannt gewor den war, ist seines Amtes entsetzt worden. (§. Dtschs. R.) * Der bisherige Berweser des russischen Finanz ministeriums Barl ist zum Finanzminister ernannt worden. * ZnAlbanien hat sich die Lage oerschliin- mert, so daß in Durazzo internationale Truppen gelandet werden sollen. (S. Ausl.) * Taft wandte sich in einer Rede heftig gegen Wilsons mexikanische Politik. lS. bes. Art.) * Auch in Südafrika verlangen die Einzc- borenen Homerule. (S. Ausl.) Lan-tagssihluß. (Bon unsrer Dresdner Redaktion.) Der 66. Landtag des Königreichs Sachsen, der erste, dessen Mitglieder unter der Herr schaft des Wahlgesetzes von 1009 ihre Mandate erhalten haben, hat seine Arbeiten beendet. Ain ÄAttwoch wird er unter dein Zeremoniell, das bei seiner Eröffnung und seinem Schluß herkömmlich ist, vom Könige persönlich verabschiedet werden. Am 14. November v. I. war der Landtag er öffnet worden, er. ist also fast genau ein halbes Jahr zusammen geweseu. Das ist we niger, als man in den früheren Sessionen dieser Legislaturperiode gewohnt war, und es hätte wahrlich Beranlassung genug vorgelegen, die Er wählten des Boltes noch nicht heimzusmickeu, sondern sic — sei es nach Pfingsten, sei cs im Herbst — erneut zusammentreten zu lassen zur Aufarbeitung des vielen Materials, das nun unter den Tisch fällt. Aber im Schoße der Ne gierung war es anders beschlossen. Mau jchut sich dort nach Ruhe. Daß der Landtag besonders fruchlbar ge wesen wäre, kann nicht behauptet werden. Ge arbeitet ist genug worden, aber nicht Msstellung -er varmstä-ter Künstlerkolonie. Zn Darmstadt wurde die eine der beiden dies jährigen Ausstellungen, die der K ü n st l c r k o l o n i e, in Anwesenheit des Großherzogs Ernst Ludwig von Hessen feierlich eröffnet. Auf der als Sitz der Künstlerkolonic weitbekannten Mathildenhöhe, vor dem von Olbrich seinerzeit erbauten städtisck)«n Aus- stellungsgcbäude mit dem eigenartigen Hochzeitsturm wurde die Feier eingeleitet durch die Aufführung eines Festspiels von Ernst v. Wolzogen. Zn hübscher, unaufdringlicher Form symbolisierte das Zpiel, in dos ein Reigentanz der Dunca n - Schule eingeflochten war, die Beziehung des Großherzogs zu seiner Künstlerkolonie und deren Ausstellungswerk. An das Spiel schloß sich ein Rundgana durch die Ausstellung, bei dem die einzelnen Künstler die nötigen Erläuterungen gaben. Man weiß, daß die Wirksamkeit der Künstler kolonie, die der hessische Fürst in den letzten Jahren des vorigen Jahrhunderts gründete, aus der stillen Residenz eine sogenannte ..Kunststadt" gemacht hat. Das Jahr 1901 brachte die erste, aufsehenerregende Ausstellung. Damals galt es, der neuen künstlerischen Bewegung, insbesondere dem neuen Kunstgewerbe, zum Durchbruch zu verhelfen. Männer wie Olbrich und Behrens, Hans Christiansen und Patriz Huber, Bosselt und Habich zeigten damals ihre recht eigentümlich revolutionär wirkenden Häuser, Innenarchitekturen und kunstgewerblichen Arbeiten, und ohne Frage ging von dem Werke der Kolonie bei oller jugendlich drängenden Gesetzlosigkeit eine frucht bare Anregung durch ganz Deutschland. Trotz der danach entstehenden Schwierigkeiten und dank der Ausdauer des Großhcrzogs hat dann di« Kolonie an dem ursprünglichen Plane der künstlerischen Lebens gestaltung fortgearbeitet. Don den sieben Künstlern, aus denen sie anfangs bestand, war bald keiner mehr in Darmstadt, außer dem tapferen Olbrich, der sozu sagen das Haupt der Genossenschaft bildete, und immer wieder mußten neu« Berufungen die entstehenden Lücken ersetzen. Olbrich starb im Jahre 1908, gerade als die große hessische Landesausstellung veranstaltet wurde und nachdem schon 1904 die zweite Kolonie ausstellung die reiferen Früchte der ersten Begeiste rung ausgewiesen hatte. Heute gehören zu der Ko lonie die Architekten ?llbin Müller, Edmund Körner und Joseph Maroold. die Bildhauer 5» oetger und Iobst, die Maler Oßwald und Pellar, die beiden Brüder Kleuken » als Buch Kunst UN- Wissenschaft. * „Die Rose vom Liebesgarten" in Weimar. Am Himmelsahrtstaz bietet das Hoftheater Weimar nochmals Gelegenheit, die romantische Oper Hans Pfitzners „Die Rose vom Liebes« garten" zu hören. Der Komponist wird der Auf führung beiwohnen. maler und Drucker der Ernst-Ludwig-Pr«sse und der Goldschmied Wende. In ihrer Gesamtheit vertritt die Ausstellung durchaus die vorherrschende Aufgabe der Kolonie, dem Kunstgewerbe, der Architektur und der Ein wirkung der Kunst überhaupt in das praktische Leben zu dienen. Dabei ist es ihr besonderer Charakter, daß sic vorwiegend solche Anlagen oorführt, die zur dauernden außen- und innenarchitektonischen l6e- staltung der Mathildenhöhe errichtet wurden. Ein ganzer, künstlerisch entworfener Zug von Miethäusern A. Müllers wird als Ausstellungsobjekt gezeigt, und drei dieser Häus-r sind von den Architekten mit Woh ungseinrichtungen versehen, während ein neues Ateliergedäude für die Kolonie „Atelier ausstellungen" birgt. In dem ständigen städtischen Ausstellungsgebäude sind dann ebenfalls eine Reihe von Sälen durch die Architekten aus gestattet und mit den Arbeiten der Koloniemitglieder gefüllt worden. Dazu kommen besondere Schmuck anlagen, die das künstlerische Gesamtbild der Mathildenhöhe vervollständigen. Mehr als es bei den früheren Ausstellungen der Fall war, sind die freien Künste, die Plastik und die Malerei, vertreten, in dem freilich auch sie der Grundidee, d- h. der Beziehung der Kunst zur Lebens einrichtung, sich anpassen. Ja, es läßt sich schon aus dem ersten Eindruck schließen, daß die Plastik der Ausstellung die besten Werte liefert durch die Werke von Bernhard Hoetger, der insbesondere einen Platanenhain wundervoll mit Statuen, Reliefs und Gruppenplastiken zu einem Ganzen von Kunst- und Naturwerk geformt hat. Diese bildnerischen Arbeiten werden gleichsam zum Zankapfel werden, infolge ihrer expressionistisch neuartigen Stilistik werden sie, ähnlich wi« es bei der Ausstellung 1901 geschah, zu erregter Diskussion führen. Wer diese Art von Kunst nicht von vorn herein abweist, wird in ihr einen letzten Höhe punkt des Hoetgerschen Schaffens bewundern, der den bezwingenden Eindruck der Größe erweckt. Da noch zu dieser Ausstellung diejenige der deutschen Kunst von 1650-1800 hinzutritt, wird Darmstadt in diesem Sommer das besondere Inter esse der Kunstfreunde auf sich lenken. vr. O. alle die Arbeit hat zu in Ziele geführt. Etat und Reche u s ch a f t S b e ri ch t sind zrvar prompt aufgearbeitet worden, aber außer ilpnen sind au größeren Gesetzentwürfen nur das Knappschaftsgesetz, das Schulbcihilfengcsctz und das Gesetz über die Erweiterung des Geschäfts kreises und die andcrweitc Tarifierung bei der Altersrentenbank sowie in letzter Stunde das Gesetz über Aenderung des Gesetzes über die Laudeskulturrentenbaut zustande gekommen. Verabschiedet worden sind von beiden Kam mern außerdem nur eine Reihe kleinerer Gesetzentwürfe, so der Entwurf über Erhöhung der Unterstützung für die in den Ruhestand ver setzten Bezirkshebammen, der Entwurf über den Abschuß von Amseln und Eichhörnchen, ferner die Vorlagen über die Ergänzung und Abände rung des Gesetzes über die Zusammenlegung der Grundstücke und die Zwangsvollstreckung gegen den Fiskus und über die Befreiung von Lehrern und Lehrerinnen an öffentlichen Schulen und Anstalten von der Krankenversicherungs pflicht. Weiter sind in beiden Kammern an genommen worden Vortagen über Abänderung des Schlachtviehversichcrungsgesetzcs, die Er richtung einer Amtshauptmannschaft in Werdau (Aue wurde abgelehnt), über das Ausscheiden der Stadtgemeiuden Zittau, Freiberg, Meißen und Bautzen und über eine weitere Anleihe der Weiße ritztalsperrengenossenschaft. So bedeutungsvoll manche dieser Gesetzentwürfe für bestimmte klei nere oder größere Kreise sein mögen, so stellen sic doch, im ganzen betrachtet, nur Teile einer gesetzgeberischen Kleinarbeit dar. Von den größe ren Werken aus dem Gebiete der Gesetzgebung sind mehrere hochwichtige Vorlagen geschei tert oder aus sonstigen Gründen unerledigt ge blieben. Das Z u w a ch s st e u e r g e s e tz ist von der Zweiten Kammer abgelehnt worden und in der Ersten Kammer gar nicht mehr zur Be ratung gekommen. Gerade hier hat die Regie gierung einen Rückzug antreten müssen, den sie sich leicht hätte ersparen können, wenn sie näm lich ihren Entschluß, auf die Zuwachssteuer für den Staat zu verzichten, früher gefaßt und zur Ausführung gebracht hätte. Nicht zustande ge kommen ist auch das allerdings sehr verschieden beurteilte E i s e n b a h u g e s e tz, das nur die Gesetzgebungsdeputativu der Zweiten Kammer passiert hat, während es in der Finanzdeouta- tion k aus Mangel an Zeit nicht mehr hat zur zur Beratung kommen können. Auch das P farrbesold u ugsgcsetz ist leider nicht zur Verabschiedung getommen, sondern gewisser maßen in Sicht des Hafens gescheitert; zwar ist ihm die sormelle Ablehnung erspart geblieben, aber die Aussetzung der Beschlußfassung in der Ersten Kammer kommt praktisch der Ablehnung gleich. An größeren Gesetzen bleiben also als Ausbeute das Schulbeihitseugesetz, das Knapp- schaftsgesctz und voraussichtlich das Gesetz über die Landestulturrentcnbauk. Das ist gewiß nicht gerade viel und läßt naturgemäß die Frage entstehen, wer die Schuld trägt, daß dieser Landtag so verhältnismäßig unfruchtbar gewesen ist. Die Antwort daraus ist bereits in der Zweiten Kammer ge geben worden. Verschiedene Abgeordnete haben sestgestellt, das; die Schuld aus schließlich die Regierung treffe. Der Beweis dafür ist leicht zu führen: allein von den 69 Dekreten, mit denen sich dieser Landtag zu befassen hatte, sind 17 erst im Jahre 1914 an die Kammern gelangt. Gewiß befinden sich darunter solche, die nicht früher fertigzu stellen waren, wir denken z. B. an das in beiden Häusern angenommene Dekret Nr. 68, über Erwerb des Leipziger Polizeigebüudcs durch den Staat; es sind aber auch andere da bei, die bei besserer Arbeitseinteilung sehr wohl dem Landtage früher hätten zugehen können. Die Regierung hängt eben immer noch an dem Traume von der schönen konservativen Mehrheit, in jenen seligen Zeiten, als man so hübsch unter sich war und mit Hilfe des famosen Treiklassen- wahlrechls die Linke zur Bedeutungslosigkeit herabgedrückt hatte. Aber diese nach unserer Auffassung keineswegs schönen Zeiten sind vor über, und die Herren von der Regierung haben sich daran gewöhnen müssen, daß ihre Worte und Werke scharf kritisiert werden. Schwer ge nug mag es ihnen geworden sein, das sieht man deutlich daran, mit welchem Argwohn sic auch das leiseste Bestreben verfolgen, etwas mehr frischen Zug in das Ganze zu bringen. Das sieht man vor allem auch daran, wie die Re gierungsvertreter im Landtage sich äußern. Spe ziell der Minister des Innern Graf Vitzthu m v. Eckstädt hat in letzter Zeit wiederholt im Landtage ein Auftreten für gut befunden, das mit der verfassungsmäßigen Stellung der Ab geordneten niclu in Einklang zu bringen ist. Es mar wohl kaum Zufall, daß in noch nicht ganz einer Woche der nationalliberale Abg. H.cttner zweimal mit diesem Minister hart aneinander geriet und ihm speziell am Moniag Worte sagte, wie sie der Minister so scharf und schneidend selieu gehört Haven mag. Tas alte Sprichwort voni Walde, aus dem es so heraushallte, wie es in ihn hinein- schatlre, bewährte sich auch hier mal wieder Ein Minister, der allen ernsten und, wie er wohl selbst zugeben muß, gmgemeinteu Anregungen einfach mit einem prinzipiellen Nein entgegen tritt, ohne dieses Nein mit stichhaltigen Grün den belegen zu können, und der obendrein noch seine Ablehnung in eine Form kleidet, die das Gegenicil von Verbindlichkeit bedeutet, ein sol cher Minister darf sich nichr wundern, wenn in der Presse und im Landtage der Vorwurf ge macht wird, er verkenne seine Stellung und die der Abgeordneten. Ein Staatsmann, der jo auftritt, erschwert sich unnötigerweise selbst die Situation. Und dabei hat dieser Landtag gewiß sehr viel Langmut mit der Regierung bewiesen! Er hat willig selbst das letzte und kräftigste Mittel ans der Hand gegeben, die Regierung zur Verlängerung der Zession zu zwingen: er hat den Etat prompt fertiggestelll, obivobl es ein leichtes gewesen wäre, einige Etatstapitel noch eine Weile hinzuzichen. i'as sollte vor allen Dingen die Regiernng selbst anerkennen und nicht jede Opposition als Aus druck einer Slaatsfeindlichkeil scnlechthm be urteilen. Eine ernste, saclstiche Kritik dient ost dem unzerirennlichen Wohle des Königs und des Vaterlandes mehr als eine pagodenhafte Zustimmung, deren Triebfeder häufig lediglich die — Beqnemlichteir ist. Der Landtag aber ist die Arena, in der politische Kämpfe ausge fochten werden sollen, nictzt durch Vorlesen wohl vorbereiteter Erklärungen, sondern durch slotte Rede und Gegenrede. Ter Streit ist nun ein mal der Barer der' Dinge, und dem darf sich auch die Regierung nicht entziehen wollen. Vielmehr sollte sie viel eher durch frühzeitige Berufung des Landtages die Möglichkeit schaf fen, daß des Landes Geschäfte gründlich be sprochen werden können. Bei ein wenig Selbst zucht der Redner würden dann die Debatten .tatsächlich an Inhalt und Tiefe gewinnen. Auflösung -es Reichstages? Unsere B e r l i n e r R e d a t t i o n draytet: In parlamentarischen Kreisen verlautet, daß sich die Regierung ernstlich mit A uflö s u ngs - ged anten trage. Tie Sozialdemokraten haben bekanntlich einen Antrag angemeldet, wonach die gestern abgelelmtc Besoldungserhöhnng in den Etac eingestellt werden soll. Falls dieser An trag angenommen wird, soll die Regiernng fest entschlossen sein, das Hans auszulösen. Wir glauben nicht, daß es dazu kommen wird. Das Zentrum wird taum geneigt sein, für den sozial demokratischen Antrag zu stimmen. Wir geben diese Meldung cbensalls unter starkem Zweifel wieder; sie bestätig, aber, daß mit dem Scheitern der Besoidnugsvorlage ein sehr bedentlicher Zustand zwischen Regierung und Reichstag eingetreteu ist. Tas ging schon aus deu in unserer Morgenausgabe mitgeteilten näheren Umständen zur Genüge hervor. Der Ausgang dieser Sache ist außerordentlich zu be dauern. Tausende von Beamten, darunter die so * Die Bereinigung künstlerischer Bühnenoorstiinde, der u. a. Reinhardt, Antoine, Beerbohm-Tree, Stanis- lawiki angehören und die an nahezu allen deutschen Theatern ihre Vertreter besitzt, beschloss rn ihrer to- eben abgehaltenen Generatveriammlung, künftig nicht nur Dramatiker, wndern auch Komponisten als außerordentliche Mitglieder aufzunehmen. * Ehrengabe für Wedekind. Ein Komitee nam hafter Schriststeller und Bühnenkünstler fordert zur Sammlung einer Ehrengabe für Frank Wede kind auf. Der Dichter feiert am 24. Juli seinen 50. Geburtstag. lMan kann über die Notwendigkeit diejer„Sammlung" wie„Ebrengabe" geteitterMeinung sein. 4)ie Red.) * Richard Wagner ... ein Berherrlicher Les russi schen Zarismus. Aus musikalischen Kreisen wird uns geschrieben: Derselbe Richard Wagner, der einst Dresden als blutiger Revolutionär fluchtartig ver lassen mußte und steckbrieflich verfolgt wurde, ent puppt sich jetzt, so unglaublich es klingen mag, als Verherrliche! des russischen Absolutismus, dessen Ver körperung, dem Zaren aller Reußen er eine begeisterte musikalische Huldigung dargebracht hat. Und das kam so: Der Meister war bekanntlich im Jahre 1837 in Riga am dortigen Stadtthcatcr als Kapellmeister tätig. In die Zeit seiner Wirksamkeit fielen noch die Hochzeitsfeierlichkeiten Kaiser Nikolaus 1. Da wollte man auch in Riga nicht zurückstehen, und den Tag festlich begehen. Harald von Brache! dichtete «ine glühende vaterländische Hymne, zu der Richard Wag ner die Musik schrieb. Am Tage der Hochzeit fand dies Opus mit dem Titel „Nikolaus-Volkshymne!" unter dem begeisterten Beifall der Rigenser seine Erstaufführung. Im Laufe der Zeiten ist dann diese merkwürdige Zarenhymne des deutschen Meisters ver loren gegangen. Man mußte wohl, daß Wagner ein solches Werk geschrieben hatte, aber nirgends waren Spuren davon zu entdecken. So sehr sich auch der be kannte Wagnerforscher Klasener, der selbst in Riga lebt, bemüht«, an Ort und Stelle die Partitur auf zufinden, Wagners Verherrlichung des russischen Zarismus war und blieb verschwunden. Ein um so bemerkenswerteres Ereignis für die zahllosen Freunde Wagnerfchen Kunst, daß jetzt der bekannte Bavreuther Dirigent Michael Balling die Hymne aufgespürt hat, die binnen kurzem die weitere Oeffentlichkeit kennen lernen wird. * Die Johannesgruppe Iftorwaldsen« zerstört. In Kopenhagen ist thorwaldscnz berühmte marmorne Johannesgruppe über dem Por tal der Frauenkirche durch wiederholtes Abwaschen mit einer Salzjäurclösung gänzlich verdorben worden, so daß die aufgelösten Teil« abfallen. Die Gruppe ist seinerzeit non Thorwaldsen in Rom aus geführt worden und hat 150 000 Kronen getastet, die von der Kopenhagener Universität aufgebracht waren. * Wanderausstellungen der Dresdner Ka eri«. In nächster Zeit wird die Dresdner Kgl. Gemäldegalerie Wanderausstellungen von Gemälden in sachji schen Städten veranstalten. Es handelt sich um einen ersten Versuch. Lange Zeit hat es gedauert ehe sich die Verwaltung der Kgl. Sammlungen mit diesem Gedanken befreundete, noch vor einigen Jahren wurde er von ihr rundweg abgelehnt. Heute findet er auch in Landtags und Rcgierungskreßcn Beifall. Man hofft, daß cs auch ermöglicht werden wird, aus den sehr reichen Kgl. natur wissen schaftlichen Sammlungen Material für Wander ausstellungen zusammenzuvringen und diese wie die Gemälde durch die kleinen Städte Sachsens zu führen. * Kunstauktion. Auf der Auktion von Hand- Zeichnungen alter und neuer Meister aus der Sammlung des Landgerichtsrats Peltzer «Köln), die am i:r. und 14. d. M bei Gutekunst in Stutt gart statlfand, wurden die höchsten Preise iür vier Zeichnungen von Rembrandt gezahlt: „Der Ab schied des Tobias" brachte 4200 .< „Der Engel und der Prophet" 1600.//, „Weiblicher Akt" 4200 V/, Flache Landschaft" 1250 eine ..Bauernstube" von Jan Steen erzielte 1020, eine Gewandstudie von Watteau 000, Ludwig Richters „Junges Ehe glück" 425 und Steinles „Heilige Veronika" 650.4? * Der Eberswalder Soldfund im Museum für Völkerkunde. Der Kaiser hat die Erlaubnis erteilt, daß der berühmte Goldfund, der vor einem Jahr im Messingwerk von Eberswalde ausgefunden wurde, vom kommenden Mittwoch ab auf einige Monate im Berliner Museum für Völkerkunde zur freien Be sichtigung ausgestellt werde. Bekanntlich ist der Fund dem Kaiser seinerzeit zum Geichenk gemacht worden; bisher wurde er im Kgl. Schlosse iu Berlin ver wahrt. * Schwarze Milch. In der Pariser Akademie der Medizin wurde von Prof. Blanchard ein Bericht des Dr. Lorkomian über eine merkwürdige Ericheinung vorgelegt. Es handelt sich um eine armenisch« Frau, die kürzlich in Konstantinopel gestorben ist und deren Brust infolge heftiger Gemütserregungen nur noch eine schwarzgesärbte Milch gab Die Frau, eine Mutter von sechs Kindern, hatte den schrecklichen Mordszenen in Armenien beigewohnt, und sie war dadurch in einen Zustand derartiger Aufregung ge raten. daß sich in ihrem Körper eine tiefgreifende Sammlung vollzog Zunächst färbte sich die Milch der einen Brust schwarz, dann nahm auch die der andern dieselbe Farbe an. und schließlich vrrlor sie völlig die Sehkraft. Die Ursachen diese» äußerst seltenen Falles sind bisher von der Wissenschaft noch nicht aufgeklärt
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