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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 18.05.1914
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-05-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140518025
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914051802
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914051802
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-05
- Tag 1914-05-18
-
Monat
1914-05
-
Jahr
1914
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fibea-»Ausgabe kür L»!pzla ond Vororte durch unser« Träger undSpedtteurermaitdgtichinohouo-rdrochtr mouatUch 1.1» M., »lerteljührUch,.7S M. Set »er cheschdstosteUe, unsern Mal« ««» M«,,abest«U»n ad,»holt: monatlich,M.,vl»rt»liahrllchSM. vurch »I» poft: lunerhald veutschlsndo und »er deutschen Kolonie« »»«—tUch l^d M„ viertelidhrUch «.SS M., auoschlte-llch postd,st«U,,ld. vaoletpztgrekagrdlatt »rschetnt werkt«,» »mal, Sonn« u. Z»l»rta,»,mal. 2« Ketpztg, de« Nachbarorten und -en Srten mit eigenen Zilialrn wird dl« slb«adau»,od» noch am stben» de» «rscheinen» in» hau» geliesert. Verlln«: NedaNion: Sn den Zelten ,7. krrnspreck.flnschlutz: Moabit Nr. 4,7. Nr. 2S0. ^rntsbUM des Rates und des polrreüuntes der Stadt Leipzig Nedaktlon und S«schdst»st,lle: )»hannl»,affe Nr.», o Zernsprech-slnschluV Nr. 1«b»r, 1«b»Z und ,4b»«. ISS. Jahrgang für Snseratr au» Leipzig und Umgebung dl, /»nAtlAkllprLl^k« ispaltigepetlteellersps..di,N«klamr,eil«>M., von auswärt»SS ps., Neklamen 1.2» M., Klein« Nnzeigen ülepetitzrU« nur 20 pf.b.wlederhol.Nab., Snserat« oon Sehörden lm amtlichen Teil die pekit« zell, Sd ps. Seschdftoan,eigen mit plahvorschrist im Preis» rrkbbt. Nadatt nach Tarif. Veilagen: «rsamtausl.S M.do»Tausend auoschl. Postgebühr. Nnzeigen-fianakmr: ^ohanniogasse«, bei sämtlichen jilialen de» leipziger Tageblatt«» und allen flnnonccn-TxpeüMonrn de» Sn« und Kurland»». S»schäft»st«Ue für Serlin u. di» pr. Srandenbur,: Vlreklionwaiter Zliege«, verlin w. 10, MargarrthcnNraK« «. Zrrnspre<h»slnschluK: lüyow S->7l. Montag, üen 18. Mai. IS 14. Das wichtigste. * Die Stichwahl in S te ndal-Oster- bürg findet am 25. M a i statt. (S. Sächsisches.) « Für den Besuch des österreich-unga- rischenGesch Waders in Malta sind große Festlichkeiten geplant. (S. Ausland.) *'In Livadia soll in einem Minister rat eine Aenderung der inneren russischen Politik erörtert werden. (S. Ausl.) »Sitte, nicht genieren!" Ein Beitrag aus dem Bö hm er land. Es wäre nichts Arnes, wenn wir erzählen wollten, daß das T.schechentnm in Böhmen auch in Wien hochgestellte Freunde hat, die ihm in die Hände arbeiten. Der nachfolgende Beitrag zur Geschichte der Tschechisierung Böh mens hat aber den Borzug, auf den schrift lichen Zeugnissen eines tschechischen Führers zn beruhen, der die Ehre hatte, eine Weile als k. k. Staatsminister „zum Wohle Oesterreichs" zu wirken. Es handelt sich um Dr. Joses Kaizl, der im März 1898 als Finanzminister in das Kabinett des Grafen Thun berufen wurde und darin bis zu dessen Fall im Oktober 1899 verblieb. Wie sehr er das Staatswohl im Auge hatte, das geht aus einer kürzlich erfolgten Ver- öffentlichung von Schriftstücken aus seiner Hinterlassenschaft hervor. Wie erbitternd diese gerade jetzt mit einer erregten Stimmung zu sammentreffenden Bekenntnisse aus jener kriti schen Zeit wirken, zeigt das folgende, uns aus deutsch - böhmischen Kreisen übermittelte Schreiben: „Ihr lieben Deutschen seid ruhig fein, ver kauft seid Ihr von vornherein!" Das Liedlein singt uns diesmal nicht etwa ein gewöhnlicher deutscher Bolksfreund, auch nicht etwa ein deutsch- sühlender Landsmannschaftsminister, sondern ein zielbewusster Tscheche, und dazu kein zuverlässige rer als der ehemalige österreichische Fi nanz m i n i st e r Dr. Kaizl! Ter tschechische Anwalt Dr. Tobolka hat sich vor einigen Tagen das große Verdienst erworben, durch Ver öffentlichungen der Briefe und Telegramme die ses österreichischen Staatsministers, also nicht etwa bloß tschechischen Landsmann ministers, eine Stimme aus dem Grabe zu Gehör kommen zu lassen, die uns Deutsch österreichern das Blut in den Adern pochen läßt. Wir wußten es ja schon aus hundert fältigen Erfahrungen heraus, daß wir Deutschen in unserem lieben Oesterreich stets die über das Ohr Gehauenen gewesen sind, doch war cs bis- her uns Gemütsmenschen immer noch ein ge linder Trost, daß uns dies von unseren natio nalen Gegnern noch nicht schriftlich ins Ge sicht gehalten worden war. Doch auch das haben wir in unserem Musterstaate der politisch un begrenzten Möglichlei en nun glücklich noch er reicht ! Mit Schaudern müssen wir jetzt tlHp und klar erkennen, unter welch tschechischem Einfluß die ganze Verwaltung Oesterreichs steht. Dr. Kaizl amtierte, als der sogenannte „Deutsche", der damalige Graf, jetzt gefürstete Thun und jetzige Statthalter von Böhmen, Ministerpräsi dent war. Und welches Garn hat dieser deutsche Fürst mit dem Tschechen Dr. Kaizl gesponnen? Davon gibt die Stimme aus dem Grabe eine vc-rnehmlichc Antwort. Am 13. Juli 1898 schreibt Dr. Kaizl seinen Tschechen die be ruhigende Erklärung: „Vor den Sprachen projekten Thuns müßt ihr euch nicht fürchten, sie sind gut und entsprechen tatsächlich unsereil Ansprüchen." — Was haben die Deutschbvhmen, nebenher gesagt, noch von einem Statthalter zn erwarten, der bei einem Dr. Kaizl so hoch im Knrstc steht? Am 15. Februar 1899 schreibt Dr. Kaizl an Dr. Pazak: „Ich habe heute lange mit Thun gesprochen. Der Eindruck ist ein guter. Thun hält seine Position für fest und hat kluge Pläne auf weite Ferne. Fürchtet nichts... dem Dr. Ludwig Schlesinger, Obmann des Vollzugs ausschusses der Deutschen Fortschrittspartei, sage en passant, daß Ihr Euch wunden, wie das Manifest der parlamentarischen Kommission des Klubs der jungtschechischen Abgeordneten so übel ausgelegt werden konnte, ... so viel zu Deiner und Euerer Beruhigung. Ueber die Konferenz mit Schlesinger bewahret völliges Schweigen. Grüße Engel und Skorda." Da ja augenblick lich auch wieder Verhandlungen über die Zu sicherung nationaler Bürgschaften stattfinden, die Augen doppelt auf! Solche Kaizl sterben bei uns nicht aus! Der Brief vom 2. April Kaizls an Skorda zeigt, wie ganz offensichtlich er seine Stellung zugunsten tschechischer Hintertreppcnpolitit rück sichtslos mißbrauchte. Kaizl war einige Tage zuvor vom Kaiser zur ersten Audienz empfangen und gemahnt worden, auf seine Landsleute be ruhigend zu wirken. Wie setzt nun dieser k. k. Minister diese kaiserliche Erwartung in die Tat um? Er schreibt Skorda: „Schreibet mir alles, was Ihr wünscht, und bitte, sich nicht zu genieren, was ich tun kann, werde ich alles tun. Auf die Finanzlandesdirektion kommt ein gro ßer Adler mit einer tschechischen Aufschrift an erster Stelle, der Z e i t u n g s st e m pc t wird ebenfalls tschechisch. DieHaupt sache, die Personalien, habe ich im mer im Sinne, Ihr werdet sowohl in Prag als auch in Brünn bald die Spuren meiner Tätigkeit wahrnch- men, ... ich bitte dringend mir eine Ta belle guter tschechischer politischer Beamten in Böhmen und Mähren zu schicken. IchwcrdeEuchde m n ü ch st b e- fragen, wen ich von diesen Leuten ins Ministerium berufen soll." TaS ist der Gerechtigkeitssinn eines österreichi schen k. k. Finanzministers! In unendlicher Fülle ließen sich die Beispiele für die Tschechin sierungsarbeit dieses Herrn Ministers fortsetzcn. Am 23. Juli wird er aber direkt zum Vater- landsverräter an der Donaumonarchie! Trotz seines Ministereides schreibt er ganz offen und ehrlich: „Wegen unserer tschechischen Sache ist der ganze Staat, ja die ganze Mo narchie in der Patsche. Und tschechi sches Interesse ist es doch, daß die Gesundung nicht cintret e." Jetzt haben wir es schriftlich in der Tasche, welche Freunde das Deutschtum und unser Oesterreich doch unter den k. k. Ministern unten an der blauen Donau hatte! Und was unternimmt z. B. der deutsche Handelsminister Baernreither, der ausdrücklich als Vertreter der Deutschen mit in demselben Ministerium Thun saß? Er läßt in Prag die Au f s ch r i s t s t a f e l n nach den Forderungen der Tschechen in gut „b ö in m i s ch" u m w a n - deln! So wurden wir von oben herab, von ver deutschen Stadt Wien aus tschechisiert! Und da wundern sich noch manchs drüben im Reiche über unsere Zustände!" 11 8cb. Vas preußische Zi-eikommiß- gesetz nach den öeschlüssen -er Herrenhauskommissron. Die 1h. Kommission des Herrenhauses hat am Ui. Mai ihre endgültigen Beschlüsse zum Fideikom- mißgesetz festgestellt. Die Kommission hat, wie be reits erwähnt, die Vorlage wesentlich verändert. Die hauptsächlichsten Aen der ungen, die die Kommission vorgenommcn hat, sind nach einer Zu sammenstellung der „Korrespondenz Woth" die fol genden: Die Fideikommißstistung kann sich nicht nur aus Grundstücke, sondern auch auf G.-ld, Wertpapiere. Rechte, Kunstsachen. Bibliotheken und Familie«' urkunden erstrecken Diese Gegenstänc-e müssen sich nicht, wie die Vorlage will, in Preußen befinden. Der Grundbesitz soll in der Regel nur mit solchen Hypotheken und Grundschuidcn belastet sein, deren Tilgung innerhalb angemessener Frist gesichert ist und die von d<m Gläubiger nur unter besonderen Voraussetzungen gekündigt werden dürfen. Dis Größe des Besitzes ist nicht aus mindestens 300 Hektar festgesetzt, sondern soll nach den Verhältnissen der einzelnen Landesteile eine angemessene Größe bc« sitzen un.- dem Besitzer ein Jahreseinkommen von IN 000 gewäyren. Als Jahreseinkommen gilt nicht der jährliche Reinertrag, sondern der Durch schnitt der letzten 10 Jahre. Rach der Vorlage soll der Grundbesitz eine wirtsci>aftliche Einheit bilden. Die Kommission hat hierfür die Bestimmung ein gesetzt, daß der Grundbesitz nicht ausschließlich oder überwiegend aus zerstreut liegenden Grundstücken be stehen soll, die keine wirtschaftlich Einheit bilden. Die Maximalgröße des Besitzes von 2500 Hektar ist beibehalten worden, Seen sind aber nicht mitzu rechnen. Die Widmung landwirtschaftlichen Grund besitzes zu einem Familienfideikommiß ist unzulässig, wenn in dem Kreise, in dem der Grundbesitz liegt, und den angrenzenden Kreisen bereits 10 Prozent der landwirtschaftlich benutzten Gesamtfläche gebun den sind. Diese Beschränkung gilt nicht, wenn die Fideikommißstistung besonderen öffentlichen Zwecken dient oder wenn der Grundbesitz sich bereits min destens '»0 Jahre im Besitz des Ramensslammes der zum Fideikommißbesitz berufenen Familie befindet. Der Abschnitt „Errichtung von Stiftun- gen" ist ziemlich unveränt-ert geblieben, die Be stimmung. daß die Stiftungsurkunde dem Minister zur Genehmigung vorzulegcn ist, fällt fort. Im Abschnitt „Veränderungen im Be- stände" bestimmt die Kommission, daß eine staat liche Genehmigung nicht nötig ist, wenn das Familienfideikommiß durch bewegliche Sachen, die einen geschichtlichen, wissenschaftlichen oder künstle rischen Wert haben, erweitert wird. Der zweite Teil des Entwurfes über die Rechte und Pflichten des Fideikommiß«- besitzers ist wesentlich geändert. Der Fidei- kommißbesitzer kann über einen Fideitommißg.'gen- stand verfügen, wenn die Familienvertretung zu stimmt. Der Veräußerung von Fideikommißgrund- stücken darf nur zugestimmt werden, wenn die Fa milienvertretung stiftungsmäßig hiercu ermächtigt ist. Ausgenommen hiervon sind zerstreut liegende Grundstücke oder Grundstücke, auf Lenen lano oder forstwirtschaftliche Arbeiter angesiedelt werden sollen. Reu ist folgende Bestimmung: Der Fiveikommiß- besitzer kann mit Zustimmung der Frmilienoertre- tunq auch für die Forderung eines Gläubigers, der nicht Allödgläubiger ist, eine Sicherungs-Hypothek an welche -eutjche Staöt kaust -ie meisten Sücher? Aus Bibliophilenkreisen wird uns geschrie ben: Will man als Maßstab für die Bildung und .Intelligenz, für die geistige Regsamkeit einer Stadt ihren Bücherbedarf zugrunde legen, fo kann inan leider bei der Untersuchung der Frage, welche deutsche Stadt nun die meisten Bücher kauft, einer reichsdeutscif-cn Stadt nicht den Preis zusprechen. Wie eine buchhündlerischc Statistik erwiesen hat, ist es die schöne öster reichische Kaiserstadt an der Donau, die für den deutschen Büchermarkt das Haupt - absatzgcbiet bildet. So auffällig an sich diese Erscheinung sein mag, so erklärt sie sich doch immerhin daraus, daß in Wien ein literarisch sehr lebhaft interessierter Adel wohnt, dem das Bücherkaufen zur zweiten Gewohulu-it geworden ist, und daß ferner von Wien aus die ganzen Balkanländer mit deutscher Literatur versorgt werde», für die sich von Jahr zn Jahr ein steigen des Bedürfnis kundgibt. Im r e i ch s d e u t s ch e n Sprachgebiet steht natürlich an erster Stelle die Rcichshauptstadt Berlin, cs folgen daun laut der erwähnten Statistik die Städte Leipzig, München, Ham burg, Stuttgart, Dresden, Bremen, Halle, Frank furt, Graz, Kiel, Magdeburg, Prag usw. Es ergibt sich also die interessante Erscheinung, daß oft kleinere Gemeinwesen die größeren hinsicht lich der geistigen Bedürfnisse ihrer Bürger, so weit sic im Büchcrkaus zum Ausdruck gelangen, weit überflügeln. Tas geringste literarische Interesse offenbart augenscheinlich das Rhein land, die rheinisch westfälische Schwerindustrie, ihre rauchenden Schlote und Essen lassen das Buch nur wenig yervvrtrctcn. Es ist eine in Buchhändlcrkrciscn offenbare Tatsache, daß die reichen Großindustriellen der deutschen Industrie bezirke die schlechtesten Bückierkäufer sind. Müs sen wir so schon in Wien, einer dem tHciste nach zwar urdeutschen Stadt, politisch jedoch einem fremdländischen Gemeinwesen, die Stadt er blicken, die die meisten deutschen Bücher kaust, fo zeigt sich überhaupt das Ausland stark am deutschen Bücherabsatz beteiligt. Ueberall da, wo in fremden Ländern Deutsche ivohnen und ihre Muttersprache in Ehren halten, kauft mau auch reichlich deutsche Bücher. Vergleichs weise ist so der Büchcrabsaß in der Schweiz viermal größer als in Deutschland selbst. Ein ganz hervorragender Konsument deutscher Bücher ist die russische Stadt Riga, die mit ihren 1OOOOO deutschen Einwohnern relativ zweimal so viel deutsche Bücher kauft als Berlin. Auch der Anteil von Buenos Aires an dem Ab satz deutscher literarischer Erzeugnisse ist sehr er heblich. Die Statistik lehrt, daß Vic argenti nische Hauptstadt genau achtmal so viel deutsche Bücher kauft als Augsburg. Kunst UN- Mstrnsthast. * Die Oberammergauer in London. Die Pas- sionsspicle aus Oberammergau werden diesen Juni zum erstenmal in England erschei nen. Von vierhundert Darstellern kommen vierzig aus Bayern, darunter die Brüder Faßnacht als Cbristus und Johannes. Interessant cls Symptom englischer Kirchcnmacht ist die Tatsache, daß der Lord Chamberlain, der die Erlaubnis zum Spielen er kalt hatte, sie plötzlich zurückzog, nachdem in einem Westendtheater alles vorbereitet war. Man nimmt an, daß diese Sinnesänderung die Folge des Druckes gewisser Kirchenkreisc ist. Da aber nur auf einem städtischen Theater die Erscheinung Christi unpassend gefunden wird, so baut jetzt der Unternehmer Forster eine große Bühne in einem Garten bei London und wird die Passion vor fünftausend Zuschauern wie in Oberbayern im Freien heben. * Die Bibliothek Carl Reineckes. Aus Leipzig wird uns geschrieben: Der bekannte Komponist Carl Reinecke, der 35 Jahre lang Dirigent der Leipziger Gewandhaus-Konzerte und Lehrer für Komposition und Klavierspiel am Konservatorium war und am 10. März 1910 verstorben ist, hat eine Bibliothek hinterlassen, die bei Oswald Weigel in Leipzig vom 8. bis 12. Juni versteigert wird. Reinecke hat im Laufe seines langen Lebens eine außerordentlich reichhaltige Bücherei angeiammelt, in der natürlich die Musik und die Musikwissenschaft am stärksten vertreten sind: aber auch aus den Gebieten der deutschen und ausländischen Literatur, der Kunst und des Theaters sind viele wertvolle Werke vorhanden. Die Mehrzahl der Bücher ist mit Reineckes Lx-Iibria versehen. das nach einer seinen Zeichnung von W. Goetz gedruckt ist: es ent hält folgende Bilder: Carl Reinecke als Kind und Greis. Reineckes Geburtshaus in Altona, das Ge wandhaus zu Leipzig und folgende Devise: „Meiner Kunst allein zum Preise!" Wahlspruch war's dem Kind, dem Greise, Und so war sein ganzes Leben Nach der Schönheit einz'ges Streben. * Line Gedächtnisfeier für Rudolph Senee ver anstaltete die Berliner Mozartacmeinde. Bekanntlich verstarb der bekannte Dichter und Literarhistoriker vor einigen Monaten im 90. Lebens jahre. * Die Kunstwort- und Dürerbund-Prozesse er ledigt. Wie auch unseren Lesern erinnerlich sein wird, hatte Ferdinand Avenarius und sein Ver leger die „Allgemeine Buchhändlerzeitung" und die Zeitschriften „Der Bahnhofsbuchhandel" und „Zeit im Bild" verklagt, um in gründlichem Birweisver- fahren feststellen zu lassen, daß bei Kunstwort und Dürerbund alles sauber zugehe. Die Prozeße wurden im Januar zu München geführt. Das lhericht er klärte dann nach zweitägigen Verhandlungen nicht nur negativ, Avenarius habe nichts getan, was seiner schriftstellerischen oder persönlichen Ehre irgend zuwiderliefe, sondern auch positiv: „Das Ge richt hat vielmehr die Ueberzcugung gewonnen, daß Dr. Avenarius bei dem ganzen Kampfe, sowohl was die Buchhändler wie „Zeit im Bild" betrifft, ledig lich aus rein idealen Gründen vorgegangcn ist." Es sprach Avenarius von den Widerklagen frei und verurteilte seine vier Prozcß- gegner. Drei der Verurteilten hatten Berufung eingelegt, und diese sollte nun vor dem Münchner Landgericht erledigt werden. Aber vor dem Eintritt in die Verhandlung erklärte der Vertreter der Beklagten: diese hätten sich nunmehr überzeugt, daß ihre ehrenrührigen Beschuldigungen gegen Avenarius und Callwcy auf irrtümlichen Voraus setzungen beruht hätten, sic nähmen ihre Beleidi gungen demgemäß mit dem Ausdruck des Bedauerns zurück, verzichteten aus ihre Widerklagen und erböten sich, die gerichtlichen Kosten einschließlich derer für die Zeugenvernehmungen erster Instanz zu tragen. Da «s den Klägern von Anfang an nicht um Be strafung ihrer Gegner, sondern um Feststellung der Wahrheit zu tun war, so nahmen Avenarius und Cällwey diese Erklärungen in Vergleichsform an und zogen ihre Strafanträge zurück. * Weingartner» neue Oper „Kain und Abel" er lebte gestern in Darmstadt ihre Uraufführung. Das musikalisch nicht ganz unabhängige Werk des Dichterkomponisten fand eine ehrenvolle Aufnahme. * Bevorstehende Kunstoersteigerungen. Eine Reihe wichtiger Kunstversteigerungen steht noch für die zweite Hälfte des Mai bevor. In Berlin finden folgende Versteigerungen statt: bei Hollstein <L Puppe! vom 18. bis 20. Mai Kupferstiche, Radie rungen, Holzschnitte und Schabkunstblätter des 15. bis 18. Jahrhunderts, bei Martin Breslauer vom 18. bis 20. Mai die Autographen aus dem Be- sitz von Erich Schmidt und die Bibliothek des Pastors Lenartz in Heinsburg, enthaltend eine Sammlung von Vorzugsdrucken der neuzeitlichen Privat- und öffentlichen Preßen in hervorragend schönen Einbänden. bei Rudolf Lenke vom 19. bis 20. Mai Bücher, Manuskripte und Kupfer stiche des 15. bis 19. Jahrhunderts, sowie moderne Graphik, bei Karl Ernst Henrici vom 22. bis 23 Mai englische und französische Farbstiche und Schabkunstblätter des 17. Jahrhunderts, bei Amsler Rut Hardt vom 25. bis 29. Mai die Samm lungen O. von Zur-Mühlen-St. Petersburg und Graf Slraganoff- Rom, enthaltend Kupfer stiche. Radierungen und Holzschnitte, darunter reiche Werte von Dürer, Rembrandt und Schongauer. — In München in der Galerie Helbing am 18. Mai Antiquitäien, alte Oelgemäldc und Handzeichnnngcn aus dec Sammlung des Prof Dr. W Suida Graz, am 20. Mai Gemälde moderner Meister, in der Kunsthandlung von Dr. Weizinger vom 27. bis 30. Mai die Sammlungen Viscount Strathallan- Schottland, Porzellane, englisches Tafel und Prunk- siiber, indische Elcenveinschnitzereien und ägyptische Kleinkunst, die Sammlungen der Familien Graf Auersperg und Baron Gager n-Schloß Mockritz iKraiiO, Alt-Wiener und Alt-Meißener Porzellan, deutsche und italienische Fayencen, Gobelins, Möbel: icrner versteigert Helbing vom 25.-30 Mai in Mailand die Sammlung C a o a l i e r i - Ferrara, enthaltend Oelgemäldc alter Meister, besonders der ferraresischen Schule, Majoliken, Porzellane. Textilie», Fächer. Musikinstrumente. — In Frankfurt a. M. bei F. A. C. Prestel vom 18. bis 20 Mai Kupfer - Itiche alter Meister und wertvolle alte Schweizer- Ansichten. bei Rud. Bangel Gemälde moderner Meister und alte orientalische Teppiche. — In Stuttgart bei Felix Fleischhauer vom 20. bis 30. Mai der Rachlag des verstorbenen Malers Max Bach, enthaltend eine große Ludwigsburger Porzellansammlung. Bücher, Zinn u. a. * Ausstellung alter Gewebe und Stickereien im Kloster Lüne. Vom 31. Mai bis 3 Juni d. 2. findet im Klo,ter Lüne bei Lüneburg eine Ausstellung der berühmten alten Teppiche und Gewebe statt, die seit dem 14 Jahrhundert im Besitze des Klosters sind " Eine Gesellschasts- und Studirnsahrt nach Eng land und Schottland unternimmt die Humboldt- Akademie vom 15. bis zum 30. Juli unter Füh rung eines Vertreters der Akademie und eines cng lischen Dozenten. Die Reise geht von Hamburg mit einem Dampfer der Hapag über Southampton und die Insel Wight nach London mit Umgebung: von hier über Warwick, Stratford nach dem Norden in das englische Seengebict lWindermere, Ambleside, Keswicks. Von Glasgow aus führt die Fahrt in das schottische Hochland nach Callander und Edinburg. Die Rückfahrt erfolgt von Leith ldem Hasen der Stadl Edinburg), am 30. Juli nach Hamcurg. ^>n dem Preise von 385 .it sind sämtliche Kosten ctn- bcgrifjen. Außerdem wird durch unentgeltliche Vor träge vor und während der Reise für das Verständ nis englischen Wesens und englischer Kultur gesorgt. Anmeldungen sind möglichst bis zum Pfingstfest an das Hauptbureau Kunürstenstraße 10s> zu richten. An der Fahrt können sich auch Richthörer der Hum boldt-Akademie in und außerhalb Berlins bctnlig- n.
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