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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 20.05.1914
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-05-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140520016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914052001
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914052001
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-05
- Tag 1914-05-20
-
Monat
1914-05
-
Jahr
1914
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Mittwoch, 20. Mal 1914. Leipziger Tageblatt Nr. 2SS. Morgen-Nus-rrdr. Schtt 7. SWÜMZWW« Kunst unci wissensekaft WWÜWWÜWL Siebente» deutsches öachfest in Vien. Als der große Johann Sebastian Bach im Jahr« 17SV starb, da war er so gründlich tot, daß seine Wiederentdeckung durch Felix Mendels sohn — denn man kann geradezu von einer Wieder entdeckung sprechen — wie eine Groteske in der so launischen Geschichte der Kunst anmutet. Seit her ist dieser Meister, dieses Weltwunder der Musik, freilich zu um so stolzerem Leben er wacht. Die monumentale Ausgabe seiner Werke ist durch die Bach-Gesellschaft der Gegenwart und noch mehr künftigen Jahrhunderten ge schenkt worden, und sert ihrer Vollendung ist eine Neue Bach-Gesellschaft eifrig am Werk, um ihren Heros auch so recht volkstümlich zu machen. Ihre Zusammenkünfte, die großen und kleinen Bachfeste, sind willkommene Gelegenheiten einer nicht genug zu begrüßenden Propaganda. Nicht nur unsere Musik, unsere ganze Kunst und unser Kunsterfassen klammert sich an einen Stil, sehnt sich nach unserem ureigensten Stil der Gothik; und die Gothik hat kaum einer mit größerer Kraft und Macht verkündigt als der Kantor der Thomaskirche. Dazu ist freilich die Erkennt nis nötig, was das eigentlichste Wesen dieser Kunst ist: ihre religiöse Inbrunst und Kraft, ihre geistige Freiheit bei aller Gebundenheit der Form, ihre himmelanstrebende Kühnheit des Wollens und des Ausdrucks. Bach ist gewiß in aller Welt und für alle Welt ein richtung gebender Genius. Aber so ganz ist er nur aus der Idee nordisch-germanischer Freiheit zu fassen. Daß also der deutsche Norden in der Bach pflege einen leichteren Stand hat, braucht nicht erst betont zu werden. Um so höher ist die bezwingende Liebe anzuschlagen, mit der nun auch der Süden Bach zu gewmnen trachtet. Die Bachfeste kamen fetzt zum ersten Mal nach Oesterreich, gleichsam als Anerkennung, wie denn das ausgezeichnete Programmbuch (von Dr. A. Schering), die Bachpflege Wiens im lebten Jahrzehnt besonders hervorhebt. Sie ist aller dings älter. Aber soviel ist richtig, daß Franz Schalk in diesem letzten Wiener Jahrzehnt systematisch und immer wieder die großen Chor werke Bachs mit nimmer rastender Liebe auf geführt hat. Er hatte dabei, da hier die nord deutsche Organistentradition und Chordisziplin in der musikalischen Erziehung fehlt, große Schwierigkeiten zu bewältigen und hat sie noch lange nicht bewältigt. Die Bachpflege Wiens ist noch einigermaßen im Formalen befangen und Künstler, wie Straube und Siegfried Ochs sind uns sehr nötig, um uns immer wieder den subjektiven, formensprengenden, sozusagen modernen Bach vorzuführen. Das Verdienst Schalks ist darum groß genug. Nur hätte man bei einem Bachfest außer ihm gerne noch, und gerade in Wien, einen Vertreter der andern Richtung als Mitleitenden begrüßt. Für die fremden Gäste hätte man sich im Arrangement auch manches anders gedacht. Kongreßermäßigungen auf den Bahnen, einen Empfang durch die Gemeinde (die mit Einpfän- gen sonst nicht spart) oder durch das Unter richtsministerium, wenn schon Private die Fest gäste nicht bewirten wollten oder konnten. Viel leicht hätten sich auch andere musikalische oder künstlerische Genüsse außerhalb der eigentlichen Festkonzerte, etwa in der Hofoper, vorbereiten lassen; vielleicht dachten sich manche die Teil nahme des Hofoperndirektvrs ein wenig anders, als daß er für eines der Festkonzerte, noch dazu für ein Mittagskonzert, den Hofkapell meister Schalk abkommandierte und daß zwei hervorragende Jnstrumentalsolisten bei dem an deren, dem Vernehmen nach gleichfalls aus dienstlichen Gründen, absagen mußten. Aber es blieb genug des Erfreulichen. Wohl auch Gäste werden an das Siebente Bachfest mit herz licher Freude denken. Es wurde durch einen .Kantatenabend er öffnet, an dem unser Schalk gleich fünf Kan taten durch den ausgezeichneten Singvereins chor mit vollendetem Klang zu Gehör gebracht wurden. Neber Einzelheiten des Tempos und der Dynamik, namentlich aber der Orchester begleitung, hätte sich rechten lassen. Die Kan taten zeigten den ganzen Bach, seine herrliche Weltfreude, seine männliche Sehnsucht, seine Zartheit, seinen lebendigen Glauben. Darf man einer der Osterinontagskantaten „Bleib bei uns" den Preis geben? Oder verdiente ihn der Helle Jubel des „Himmelfahrtoratoriums": „Lobet Gott in seinen Reichen"? Die Gesangssolisten, insbesondere Frau Noordewier-Reddingius, aber auch Frau v. Kraus-Osborne, und die Herren Georg Walter und Professor Felix v. Kraus waren vortrefflich. Äe fanden auch bei dem Kammerkonzert, das am nächsten Abend in einem kleineren Saal abgehalten wurde, verdienten Beifall und wetteiferten aufs glücklichste mit den Jnstrumentalsolisten dieses zweiten Tages, von denen sich insbesondere der herrliche Wiener Geiger Rose und die Pianisten Foll und Franz Schmidt (der Komponist der Oper „Notre Dame") auszeichneten. Das Programm dieses zweiten Tages um faßte einen Gottesdienst im Stile der Bachzeit in einer der evangelischen Kirchen, ein Orchester konzert mit Orgel und Violin- und Klaviersolo, nummern und das schon erwähnte Kammer konzert. In dem Mittagsorchesterkonzert wirkte das Philharmonische Orchester, das ist das be rühmte Orchester der Hofoper, mit, begeisterte die Zuhörer und hätte der lebhafterer Führung und größerer Probensicherheit gewiß noch mehr begeistert. Gespielt wurde nutzer Orgelstücken (Professor Jrrgang ans Berlin) das Violin konzert in A-Moll, ein Klavierdoppclkonzert in D-Moll und die Orchestersuitc in C-Dur. Tas Kammerkonzert des Abends brachte außer zwei Arien und einen: Duett, die sämtlich Kantaten entnommen waren, die sechste französische Suite für Klavier, eine Sonate für Gambe und Cem balo, eine Sonate für Violine und Klavier und zum Schluß das sechste brandenburgische Kon zert in dec kleinen Originalbesetzung, deren Reiz insbesondere in den wunderbar dominie renden Bratschenklängen liegt. Am dritten und letzten Tage folgte die Johannispassion, aber mals von Schalk und dein Singvcrern mit den gleichen Solisten ausgeführt und mit lebhaf testem Beifall ausgenommen. Hierauf gab es noch ein Festbankett mit sehr herzlichen Reden. Die Jahresversammlung der Neuen Bach-Gesell schaft wählte Bonn als nächsten Festort und erklärte sich für die Aufnahme von Mitgliedern auf Lebenszeit. Sechs solcher Mitglieder mel deten sich auf der Stelle. Wie immer die Gäste urteilen mochten, Wien hatte jedenfalls allen Grund, für den Besuch der Neuen Bach-Gesell schaft dankbar zu sein. Man wird ihren Besuch und den Sinn ihres Besuches hier nicht ver gessen. vr. ?sul Ltvkso. Fortsetzung de» ReinhardtschenShakespeare-Zqklu». Unser Berliner Schausvielreserent schreibt: 2m blütenweißen Mai der schwarze „Othello"! Wird man die Perlen des Reinhardtschen Rosenkranzes in der Erinnerung vorübergleiten lassen, so find es nicht die großen Tragödien, die noch im Nachglanz am bedeutungsvollsten wirken. Nein, di» Lustspiele! Doch auch sein „Othello" hat die Kruste durchbrochen, in die ihn die mechanischen Gewohnheiten der Hof« und Stadttheater einkapielten. Lebendig wurde das Drama bis zum letzten Senator von Venedig oder Schusterjungen auf Zypern. Und Bilder mit charakteristischen Perspektiven machten den Zuschauer zu glauben willig. Und ihn völlig an das Uebermaß zeitenserner Leidenschaft zu gewöhnen, war der leitende Geist der „OtheUo"-Aussiihrung beflissen, das Fresko der T ragödie in realistisches Detail zu verwan deln. Und das war meines Erachtens ein verfehlter Ge danke! Nur von dem Riesenwuchs des Mohren holt dieses Trauerspiel seine Möglichkeiten. Die Auf lösung ins Detail bringt unser Gemütsverständnts nicht näher an die großen Schrecken heran, macht nur die einzelnen Züge besonders kraß. Auf naturalistische Kraßheit ging Reinhardt bewußt aus. Noch nie hatte ich das Bett, in dem Desdemona erdrosselt wird, im Vordergründe der Bühne stehen sehen; und damit dem Zmchauer ja keine Scheußlichkeit entgehe, war es von Kerzen ringsum und einer am Bett himmel angebrachten Ampel strahlend beleuchtet, ob wohl Desdemona schläft . . .! Wenn wir di« Blind heit, Torheit, Wildheit, Grausamkeit des Othello Stückchen sür Stückchen unter die Lupe nehmen, ist es mit unserem guten Willen aus. Der Othello ist eine gar nicht komplizierte Natur, ist ein Natur- krnd mit kaum gebändigter und dann entzügelt aus- raiender Bestialität der Rasse, ein verliebter Tor, ein Koloß, den der Witz eines biederen Teufels zum Stürzen bringt. Albert Bass ermann ist ein großer, denkender Künstler; ein Naturkind ist er nicht. Im ersten Teil der Tragödie, solange der Mohr sem Gleichgewicht hat, er treu und täppisch liebt und vertraut, gelang es Bassermanns über legener Kunst, die Gebärde der Naivität täuschend nachzuahmen. Dann aber wurde aus dem vul- kaniichen Krater ein hysterischer, schwäch licher Problem - Menich, mehr eine Schnitz, lersche, ats di« Shakespearesche Figur. Ich verkenne nicht die einzelnen Feinheiten. Besonders war das erste Erwachen und unsichere Tasten der Eifersucht meisterhaft zurechtgelegt. Indessen: diesem grübelnden Othello traute keiner die vernichtende Wut seiner Uevermensch-Liebe zu! Eine Freude be scherte der böse Jago; denn Eduard von Winter- stein gab ihn so erdhaftgemein und zugleich so treu herzig, so breit-gemütlich und in der Biederkeit ruch los, daß die Blindheit Les Othello begreiflich wurde. Else Heims Desdemona: ein Bild voller Gnaden — aber ach, ein Bild nur! Kerwaon XicoK. * Thoma» Koschat s. Der Sänger des „Verlassen, verlassen!" hat ausgesungen. Am 19. Mat starb in Wien Thomas Koschat. Am 8. August 1845 zu Viktring bei Klagenfurt geboren, widmete er sich in der Metropole der K. k. Monarchie den Natur- wissenschasten. Aber nicht gar lange. Denn es erging Koschat wie manchem anderen Bruder Studio — er wandte der Alma mater den Rücken und folgte dem Lockruf der Frau Musika. 2n ihren Dienst getreten, ward Koschat Chorsänger der Hof- oper, wechselte diese Stellung 1874 mit jener eines Mitglieds der Domkapelle, kehrte aber ein Jahr darauf zur Oper zurück, die ihn nun jahrzehnte lang festhielt. Koschats Name wurde in weiteren Kreisen bekannt durch die 1871 erschienenen, im Kärntner Volkston gehaltenen Männer quartette, denen im Laufe der Jahre eine lange Reihe ähnlicher Kompositionen mannigfaltigster Art folgten, die des Komponisten Namen in alle Welt hinaurtrugen. Zu Koschats besten und auch be kanntesten Werken gehören u. a. der Drau-Walzer, Am Wörther See, Eine Bauernhochzeit, Gailtaler 2äge:marsch, Ein Sonntag auf der Alm und Auf I der Brautschau. Koschats Wirken ruhte tief in der I Volksseele. Er war Finder und Erfinder von Melo- I dien in einer Person, beschränkte sich zwar auf den engen heimatlichen Kreis, schuf ab«r hier in «igenen Worten und Tönen ein getreue» Abbild d«» Volks lebens Kärnten». Alle» bei ihm ist Gefühl und, entsprechend d«r einfach«» und kunstlo» gefügten musikalischen Arbeit, schlichter und herzlicher Einp- findungsausdruck. Im eigentlichen und besten Sinn« de» Worts war Koschat Volkssänger. Wie er viele Melodien dem Volke entnahm, jo gingen diese auch wieder zum Volke zurück. Koschat» liebenswürdig heitere Persönlichkeit gewann die denklich.weit gehendste Popularität, die sich auch außerhalb der schwarzgelben Grenzpfähle noch wesentlich steigerte durch die mehrere Dezennien hindurch unternom menen Konzertreisen, die das Koschat-Vokal-Quartett fast in alle Lande führt«. Auch als Dichter in Kärntner Mundart trat Thomas Koschat mit Poesien wie „Dorfbilder aus Kärnten", „Hadrich" und „Erinnerungsbilder" erfolgreich hervor. Sein stimmungs- und melodienreiches Liederspiel „Am Wörther See" erschien sowohl in Wien als auch an anderen Orten auf der Bühne und gewann dem Autor stets neue Anhänger und Freunde. L. 8. * Versteigerung von Kleist-Autogrammen. Gestern vormittag »and die Fortsetzung der von Erich Schmidt hinterlassenenAutoaraphensammluna bei Martin Breslauer statt. Besonderes Interesse er regte die Niederschrift des Kl ei fischen Gedichtes „Germania» Aufruf", die von dem Dresdener Museum für 860 .M erworben wurde, ein Stamm buchblatt von Kleist erzielte 300 Zwei Manu- skriptseiten aus Hölderlins „Hyperion" wurden mit 260 bezahlt. Ein Brief von Hebbel kostete 72 .6 ein Brief von Keller 125 ein Schreiben von Ibsen 40 * Kritikerftreik in Lübeck. Die sämtlichen Lübecker Theaterkritiker haben ihre Be sprechungen eingestellt, da die Ortsgruppe Lübeck des Verbandes der Bühnenangestellten rn einer Broschüre gegen sie den Vorwurf erhob, die Künstler durch leichtfertige, unfähige Kritik zu schädigen. * Musikchronik. Die Leipziger Konzert- und Oratoriensängerin Frau Marg. Steche-Schütz trat mit bestem Erfolge im Frühjahrskonzert des Glauchauer Lehrergesangvereins auf. * Akademische Nachrichten. Der Privatdozent der Zoologie Dr. Reinhart Demoll in Gießen wirb einem Rufe als Ordinarius an die Technische Hochschule ln Karlsruhe Folge leisten. — Auf eine 25jährige Tätigkeit als akademischer Lehrer konnte am 19. d. M. der Vertreter des deutschen bürgerlichen Rechts an der Tübinger Universität Prof. Dr. jur. v. Heck zurückbltckrn. Seine aka demische Laufbahn begann er in Berlin, wo er sich am 19. Mai 1889 habilitierte. Zwei Jahre später wurde er Ordinarius in Greifswald, kam 1892 nach geschichte, politische Geographie, Handelstechntk und —letzteren Fakultät soll eine )ie len oll len sich Halle und Ostern 1901 nach Tübingen. — Der Ver treter der Geographie an der Universität Frei burg i. Br. Prof. Dr. Ludwig Neumann be ging am 19. Mat seinen 60. Geburtstag. — Der Genfer Regierungsrat hat dem großen Rate einen Gesetzentwurf unterbreitet, in dem er den Vorschlag macht, die alte philosophische Fakultät aufzuheben und an ihrer Stelle zwei neue Fakul täten einzuführen, nämlich eine eigentliche philo sophische mit Kathedern für Sprachen und Literatur, Linguistik, Archäologie, Geschichte, Philosophie und Pädagogik, und eine andere für ökonomische und soziale Wissenschaften mit Kathedern für politische Oekonomie, Finanzwesen und Statistik, Soziologie und Nationalökonomie, Wirtschafts- Handelswirtschat. Der "letzteren Fakultät soll e Handelshochschule angealievert werden, ein Diplom für höhere Handelswissenschaft ertei kann. Die bisherige philosophische Fakultät st^ noch bis 1920 fortbestshen, damit diejenigen Studenten, die vor dem 31. Dezember 1911 st' immatrikuliert haben, zu Ende studieren können. — Zu Dozenten der Posener Akademie wurden ernannt die Doktoren Thri'stiani für polnische Sprache und Literatur und Löwenthal für russische Sprache und Literatur. kvs Maria. 27j Don Margarete Richter. (Nachdruck verboten.) Es war ein Sonntag, und die Herren waren cingeladen: Dr. Fuchs, Steenholt, Delius und andere Volontäre. Eva sprach mit allen — Steenholt über ging j<. Schließlich ward es ihn: unerträglich. Zu Trsch hatte sie sich ausdrücklich von Dr. Fuchs führen lassen, und beim Kaffee im Rauchzimmer war sie durch ein geschicktes Manöver mit dem Stuhl zwischen die Medizinalpraktikanten ge- raten. Jetzt stand man auf, um in den Garten zu gehen. Als Eva die Stufen hinabschritt, trat ihr Steenholt auf das nachschleppende Kleid. verzeihen Sie, Fräulein Horn!" sagte er und trat an ihre Seite, als sie unten angelangt waren. „O, es ist nicht Ihre Schuld," lächelte sic gleichgültig, unbefangen, und wollte sich Dr. De lius zuwenden, der ihr vorausschritt. Aber Steenholt vertrat ihr de»: Weg. „Warum laufen Sie mir immer davon, Fräulein Horn?" fragte er stehenbleibend. „Laufe ich Ihnen davon?" entgegnete sie leichthin, und mutzte den Blick abwendcn, um dem feinen nicht zu begegnen. „Meinen Sie, ich merkte es nicht, wie ab sichtlich Sie mich meiden? Sie weichen mir aus, wo Sie können . .. Was habe»: Sie gegen mich! Wenn ich Sie irgendwie beleidigt habe, geschah es völlig unbewußt, und ich will mich gerne entschuldigen, wenn Sie mir nur sagen »sollten —" Eva machte eine abwehrende, verneinende Kopfbcwegung. „Wen»: es das nicht ist, was daun? Was ist mit Ihnen? Ich zerbreche mir seit Wochen de»: Kops darüber — jetzt will ich es wissen!" Er hatte das alles eindringlich und hastig her vorgestoßen. Sie sah verwirrt zu ihn: aus: „Ich weiß gar nicht, was ich Ihnen sage»: soll. Es ist nichts — gar nichts ... Es »var reiner Zufall, wenn " „Das mache»: Sie ein Kind glauben! Sie habe»: irgendetwas gegen mich seit — seit un serer letzten Segelfahrt." „Ich denke nicht daran! Das bilden Sie sich ein!" sagte Eva, mit einen: verzweifelten Entschluß, ihn abzuschütteln. „Wenn ich mir das nur e: nbildc.." erwiderte er langsam, jedes Wort gleichmäßig betonend, „wenn ich mir ganz etwas Falsches dachte ..." — er sah sie forschend an, und sie hielt trotzig seine»: Blick aus — „dann miisscn Sie es mir dadurch beweisen, daß Sie nächsten Dienstag mitkommen!" Cva war es, als müßte sie aufschreicn: Warum läßt du mich nicht! Was willst du von mir! . . . Aber sie sagte gleichgültig, mit einem konventionelle»: Lächeln auf der: Lippen: „Wenn cs Sie beruhigt, Herr Doktor, dann komme ich mit. Wei: werden Sie noch auffordern?" „Ist Dr. Türholz schor: wieder da? Nein? Dann Dr. Wagener oder Dr. Delius — wer eben abkommen kann." „Keine Damen?" Steenholt schüttelte dei: Kopf: „Nein!" sagte er kurz. „Schmitts??" Er zuckte die Achseln: „Ich kann es Ihnen ja sagen, Fräulein Eva. Seit vierzehn Tagen macht mir Elly fortgesetzt eine»: Kopf. Ich habe keine Lust, mir dadurch eine Scgcltour ver kümmern zu lassen." * „Und Fräulein Ritter?" beharrte Eva und sah ihn an. »var die beiden letzten Male dabei. Ich brauche sie doch nicht immer mitzunehmen!" Das Verhör begani: ihm ein bißchen peinlich zu werden. „Vertrauen Sie sich mir nicht ai: ohne Ihresgleichen?" fragte er heraus- fordernd. Eva sah ihn kalt an. „Gut, ich werde be reit sein. Sie können mich um drei Uhr ab holen. ... Da fällt mir eben ein — bitte ent- i schuldiger: Sie mich, ich muß mal nachsehen —" Tue übrige»: Worte konnte er nicht verstehen. Eva war hastig in: Hause verschwunden. Er schüttelte den Kopf: Sphinx . . .! — Aber sie kau: wenigstens m:t! Eine jubelnde Freude er füllte ihn. Eva eilte in ihr Zimrner und preßte die Hände ans Herz. Es war eine Torheit, daß sie zugesagt hatte! Sie »vußte eS. Eber: wie er sie ansah — sie hatte sich förmlich gewunden inner lich. Und nun allein mit ihn: und Delius, — oder Wagener, das war ja einerlei. Die waren ja voll ii: Anspruch genommen mit der Bedie nung der Segel. Aber er sollte nicht! . . . Eva stainpfte leidenschaftlich auf den Teppich, nein! ersvllte sie nicht zivingen. Haha! seine Lehre aber sollte er einstecken! — Er wollte es ja nicht anders... Die Lehre?? Seltsam, warum betrog sie sich noch immer mit diesen: Gedanken. Nein ... Ja!! Es war doch so! Sie gotz sich ei»: Glas Wasser ein, daß es überfloß und den Waschtisch überschwemmte. Sie trank das Glas langsam aus, trocknete das Wasser auf, und ging wieder hinaus in den Garten. Holger Steenholt bemühte sich vergebens, aus ihren: Gesicht irgendwelche innere Bewe gung herauszulcsen. Später, beim Abschied, gab sie ihm lächelnd die Hand: „Also auf Wiedersehen!" Sie sagte es kühl, vorschriftsmäßig, mit einer kaum merk licher: Neigung des Kopfes. Und doch klang es ihm drüben in seinem Zimmer »vie Musil ii: den Ohren, dies: „Also auf Wiedersehen!" In diesen Tagen tat er seine Arbeit me chanisch, wie in: Traum. . . . Als er Dienstag Delius bat, mitzukvmmen, lehnte dieser unter aufrichtigem Bedauern ab. Der Cher hatte ihm eine unaufschiebbare Arbeit aufgehalst. Wagener hatte Tagesdienst. Ein schwacher Versuch mit Dr. Fuchs wurde ebenfalls abgewiesen: „Wollen Sie nrich seekrank machen, damit ich Ihnen als Folie diene und Sie um so strahlenderen Eindruck machen auf ein kaltes Frauenherz?" Steenholt ärgerte sich scheußlich über die Abfuhr. Auf Raimers war nicht zu rechne»: »vegen einer starken Erkältung, blieben also nur die Volontäre, ziemlich schüchterne Jünglinge, mit denen er, abgesehen von Delius, nicht außerdienstlich verkehrte. Er »var ratlos. Schließlich begab er sich ins Arbeitszimmer des Chefs, um Eva anzu- rufen. — Die verschiedenen Verbindungen voi: den Baracken aus waren nickt ungestört zu be nutzen. Ungeduldig drehte er die Kurbel. Es war keine Verbmdung mit dem Amt zu erreichen. Donnerwetter! Mußte heute alles schief gehen?! — Endlich gelang es. „Siebzehn, bitte — aber etwas plötzlich!" fuhr er die unschuldige Tele phonistin an. „Hier Professor Dürholz." „Fräulein Horn zu sprechen?" Eva war selbst am Telephon. Sie erkannte auch sofort seine Stimme. Da sie ihm die Eile anmerkte, fragte sie mit hoher Stimme absicht lich langsam und deutlich: „Bitte, wen darf ich Fräulein Horn melden!" „Ist völlig Nebensache! Rufen Sie mir Fräulein Horn!" sagte er barsch. Die Gans! dachte er, und hatte die naseweise Betty im Verdacht. „Sie sind ja wie ein gereizter Löwe," lachte Eva belustigt. „Ah, Sie sind es! Na, da soll man nicht wütend jein. Warte seit einer Viertelstunde auf die Veroindung. Guten Tag also!" brummte er, noch halb in: Aerger. „Ich wollte Ihnen bloß sagen, daß die beabsichtigten Herren verhindert sind, an der Tour teilzunehmen —" Eva atmete auf. „Und nun will ich Sie fragen" — es kau: ihm ein feiner Gedanke —, „ob Sie einen von dei: Volontären als Gardeherrn haben wollen, und welchen?" Er sagte eS ganz scheinheilig und demütig. (Fortsetzung in der Abendausgabe.) IMI-8eilIkli sodottlsed. oinkarbiss, xsZtroitt, karrivrt und moirlsrt DM— dis x?0886 stlodk! —WP —— ckoppelt drvit, »«iobkllee,enär —— uoä »wtaetz drei: 1.8» bi, »b. 11.«» p. UM«. N»etz« «»«sbeaL. »>»b »»» »lls» ,»»,«,»» Seit,»,laßt»» HonnodörLs ------ -
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