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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 07.05.1914
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-05-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140507022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914050702
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914050702
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-05
- Tag 1914-05-07
-
Monat
1914-05
-
Jahr
1914
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Ir. Sette 2. Nr. 230. Ndenü-Nusgadr. fallenden Dienslverrichtungenj bildet natürlich den Anfang. Dann werden sie in die Besatzung ein gegliedert und mit ihrzusammengeschweißt. Die W i n- terreise der Flotte dient einer galten Reihe von Zwecken, vornehmlich dem, die Verbünde, teils ein zeln, teils zusammen, in den Zügel zu nehmen, sie soll ferner den Besatzungen Seeerfahruna und Sce- gcwvhnhcit geben, soweit sich das im beschränkten Rahmen der Zeit möglich machen läßt. Während eines Teiles dieser Ozeanreije der detachierten Divi sion lag dann die Hochseeflotte nach ihrer Winter reise in der Wclhnachtspause still. Zm Februar gingen die Verbände der Flotte zur zweiten Winterreise, auch Frühjahrsreisc genannt, in Lee. Der Flottenchef konnte seine Geschwader und Flottillen wieder durcharbeiten und zusammenfassen. Mit dem neuen Ausbildungsiahre nahm die Eiuzel- schisfsausbildunq ihren Anfang, sie erhielt ihren Ab schluß durch die Eesechtsbesichtig ungen der einzelnen Schiffe. Für redes Schiff war die Ge- jechtsbejichtigung gewissermaßen ein Examen, dessen Bedeutung durch das Wort „Gesechtsbcsichtigung" ausreichend gekennzeichnet wird. Im Laufe der zweiten Maiwoche beginnt der Flottenchef die ihm unterstellten Verbünde zu be richtigen, und zwar, wohlgemerkt, nicht die ein zelnen schiffe — denn das ist ia, wie wir sahen, durch die Elnzelschiffsbesichtigungcn erledigt — sondern die Verbünde als solche: Formaltallik, ange wandte Taktik, Artillerieichießcn und Torpedojchießen, also die wahren Elemente der Kriegsbereitschaft und Kriegsleistung, — das sind die „Fächer", in denen der Flottenchef die ihm unterstellten Verbünde prüft uns sich von deren Chefs vorsühren läßt. Daß auch Tor pedoboote und Unterseeboote für sich und in Wechsel wirkung mit den Lroßschiffsverdünden nicht fehlen werden', braucht kaum gesrgt zu werden. So gebt die „Reise" von der Kieler Förde aus durch die dänischen Gewässer um die Landspitze von Stagen herum nach der deutschen Bucht der Nord see. Eine Uebung, ein Manöver löst das airdere ab, und während der Flottenchef den einen Verband besichtigt, halten die Chefs der anderen Verbände nach eigenem Ermessen oder nach höherer Anweisung Sonder Übungen ab. Ob es sich nun um taktische Be wegungen handelt, nm Angriffe tkeiner Fahrzeuge gegen große, bei Tag oder l>ei Nacht, oder um den Kämpf zwischen der Minensperre und dem Schiffe, immer sind es im eigentlichen Sinne des 2lK>rtes Manöver, das heißt Darstellungen eines Stückes lriegcrijcher Wirlichteit, oder zum mindesten ernster und durchdachter Vorbereitung auf eine solche Wirk lichkeit. Unberufene Augen und Ohren dürfen des halb von solchen Hebungen nichts erfahren, und um so weniger, je eifriger sie bemüht sind, sich Kunde davon zu verschossen. Die deutsche Oeffentlichkeit weiß, mit welchem Aufwande von Kräften, von Ernst und Gewissenhaftigkeit, vor allem auch, mit welcher Freudigkeit die deutsche Flotte arbeitet, vom Admiral bis zum Heizer und Matrosen. Das ist noch vor kurzem auch im Deutschen Reichstage von Angehörigen der verschiedensten Parteien zum Aus druck gebracht worden, und unsere Reichsbotcn sind noch immer nach einem Besuche von deutschen Kriegs schiffen, von Häfen oder von Werften des Lobes und der Anerkennung voll zurückgckchrt. Weiß man aber: cs wird gearbeitet — dann weiß man auch, baß die Arbeit Früchte trägt. Die Maiübungen siirb aber nicht nur Examen und Schule zugleich, sondern sie haben auch eine andere Seite, die wir trotz ihrer geringeren Sicht barkeit nicht gering anjchlagen möchten: die Ver bände, also die Geschwader und Flottillen, werden von ihren Chefs dem Flott enführcr als lebendig arbeitende Gesechtskörper Vorgefühl t. Jetzt sieht das Personal und beson ders der jüngste Jahrgang der Besatzung, wie die Uebung und die Leistung immer breitere Grundlage erhalten und sich selbst immer voller entwickeln, von der Einzelperson zum Einzeischiff, zum Geschwader- verbände, vom Geschiitzexerzieren zum scharfen Schuß, von den schulmäßigen Bewegungen zur angewandten Taktik und zum Gefechtsbilde m,t zwei gegeneinander manövrierenden Parteiei,. Es ist ja begreiflich, aber dabei Loch erstaunlich, mit welchem Interesse unsere Blaujacken diese Entwicklung verfolgen, sic zu ver stehen suchen, und mit welchem Stolze sich feder ein zelnc als wirkendes Glied des großen und viel gestaltigen Ganzen fühlt. Das ist der Geist, den eine Flotte braucht, und von dem wir sagen dürfen, daß die deutsche Flotte ihn auch besitzt. Bewegr sich die Reise auch nur in den heimischen, ja in den am meisten heimischen Gewässern: man sieht doch immer etwas Neues und Interessantes. Freilich die Kameraden auf dem „Kaiser", dem „König Albert", und der „Straßburg", die jetzt Lechzt-« Tageblatt. zurückkommen, haben es besser gehabt, und die Kame raden auf der Mlttelmeerdivision haben es dauernd besser, sie sehen schöne und fremde Länder und Meere, ihr Trieb in die Ferne wird befriedigt. Lassen wir indes jetzt alle derartigen Betrach tungen. alle Erwägungen über die Ergänzung un serer Flotte: die nächsten Wochen gehören der mili tärischen und seemännisckfen Praxis, die uns zeigen soll und zeigen wird, was geleistet werden kann, auch, wie immer bei der Versammlung der Hochsee flotte, das stolze Gefühl zum Bewußtsein bringt, ein wie tüchtiges Stück wir vorwärts gekommen sind mit der deutschen Flotte: baulich, organisatorisch und militärisch. Das wäre nicht möglich gewesen, wenn nicht — wie einmal vor langer Zeit ein politischer Redner sich ausdrücktc — „die Front und der grüne Tisch miteinander Hand in Hand gearbeitet hätten", und wie wir hinzufügen, eine verständnisvolle Volks vertretung und eine opferbereite Nation der Flotte gegeben hätte, was sie braucht. Gerade der letzt genannten Tatsache ist man sich in unserer Flotte wohl bewußt, und es ernöht den Berussstolz ihres Personals, zu wissen, daß die Flotte auf all ihren Schritten vom freudigen und sorgenden Interesse des deutschen Volkes begleitet und getragen wird. Ins besondere bei Hebungen, die so unmittelbar auf den Daseins- und Endzweck eines Kriegswcrkzeuges hin zielen, wie d-c Maiübungen, ist dieses Gefühl der Zusammengehörigkeit ein besonders ausgeprägtes, im Vereine mit dem der Verantwortung und der begeisternden Pflicht, in Friedenszcitcn durch An spannung der ganzen Kraft den höchsten Krad der Kriegsbereitschaft zu erreichen. k*oliMetie Ueberliekt Vie nationalttberale Partei und ihre presse auf -er Sugra. Auf der Weltausstellung für Buchgewerbe und Graphik (Bugra) in Leipzig wird die Ausstellung des deutschen Zeitungswesens eine besonders interessante Abteilung bilden. Für die politische Presse lag der Gedanke nahe, ne nach den politischen Parteien zu gruppieren. So ist neben den anderen Parteien auch die national liberale Partei mit ihrer Presse in einer Unterabteilung vertreten. Die nationalliberalc Abteilung, deren Mittel punkt eine Büste des Gründers der Partei, Rudolf v. Bennigsens, schmückt, darf um deswillen be sonderes Interesse beanspruchen, weil sic im Ver gleich zu den übrigen Parteien nicht nur die größte Anzahl der deutschen politischen Zeitungen über haupt, sondern auch die meisten führenden und ältesten Organe umfaßt Die Zahl der zurzeit zur nationalliberalen Richtung sich bekennenden Zeitnn gen beträgt 667. Je ein Ercmplar dieser 667 Zei tungen ist auf der Ausstellung vertreten. Sie und nach Landestcilen in 16 geschmackvoll gebundenen Ledermappen zu bequemer Einsichtnahme unter gebracht. auf deren Deckel jeweils die Flaggen bzw. Wappen der betreffenden Landestcile angebracht sind. Die von den einzelnen Zeitungen zur Verfügung ge stellten Exemplare enthalten messt Darstellungen der geschichtlichen Entwicklung des Blattes selbst, so daß auch jedes einzelne Exemplar seinerseits wieder ein Stück Zeitunqsgeschichtc darstellt. Das Waäwtum der nationalliberalen Presse zeigt eine übersichtlich'' graphische Darstellung. Aus ihr ersieht man, daß die Zahl der nationalliberalen Organe von 1867, wo sie 210 betrug, bis heute u m 76 v. H. gemachsen ist. Das ist eine ganz stattliche Zunahme, besonders, wenn man bedenkt, daß die moderne Entwicklung des Zeitungswesens viele alte und i» ihrer Zeit einfluß reiche und angesehene Blätter, die meist eine ge mäßigt liberale Richtung vertreten haben, als Ovser gefordert bat In dieser Richtung gibt eine Arbeit des Chefredakteurs Jacobi in einer auf der Aus stellung ausliegenden Sondernummer der „Ratio nalliberalen Blätter", die auch eine Aur- mhlung der 667 nationalliberalen Zeitungen ent hält, interessante Aufschlüsse. Wir bemerken dabei noch, daß die jetzt gewählten 667 Zeitungen nur mit deren ausdrücklichem E i n v c r st ä n d n i s zur nationalliberalen Partei gerechnet wurden, daß also die sog. unparteiischen Organe ausgeschieden sind. Die Wände der Ausstellung zieren in gcrälliacr Zu sammenstellung in etwas verkleinertem Maßstab die Köpfe der 667 Zeitungen: daneben sind 16 führende Organe der Partei mit der ganzen Titelseite ver treten. Besonderes Interesse beanipruchcn die ersten Nummern der über hundert, ja Hunderte von Jahren alten Blatter, die unter Glas und Rahmen ausgestellt sind. Wir erwähnen hier nur di« erste Nummer der „München^Lugsburger Abend zeitung" vom Jahre 1609. Die Bedeutung der natio- nalliberalen Presse springt auch jedem Laren in die Augen, wenn er vernimmt, daß da hinter den 667 Or ganen über 2'/» Millionen Abonnenten st c h c n. Neben der Presse ist auch die Parier selbst mit einigen statistischen Angaben vertreten. Die Partei zählt 1 662 670 Wähler, an 666 009 organi sierte Mitglieder, 2011 Vereine und 60 Genhästs- stellen. Die Entwicklung der p a r.l a m e n t a r i- schen Vertretung, zurzeit tö Vertreter im Reichstag und 2.»0 in den Cinzellandtagen, illustrieren äußerst instruktive graphische Darstellungen, die vor erst allerdings nur für den Reichstag und das preußische Abgeordnetenhaus vorlicgen. Im ganzen bietet die Ausstellung, mit deren Durchführung vom Geschäftsführenden Ausschuß der Generalsekretär Kalkosf vom Zentralbureau der Partei betraut worden ist, das Bild einer macht vollen und einflußreichen Organisation, die, wie auch ein Blick auf die Parteiprcsse wieder zeigt, in allen Teilen des Reiches gleichmäßig ihren Wurzel boden hat. Nach -er Ministerkrisss in Koburg-Gotha. Eine kleine Verbesserung der Zustände in Koburg. Gotha hat die Entlassung des Staatsministcrs Richter doch gebracht. Der Herzog hat folgende Verfügung an das Staatsministerium und die Hofkammer erlassen: „Ich wünsche in a l l e n A n g e l e g e n h « i t e n, in denen neben den Interessen des Herzog lichen Hauses auch das Staatsinteresse berührt wird, und bei allen wesentlichen Mei nungsverschiedenheiten zwisck>cn dem Staats ministerium und der Hoskammer einen gemein samen Vortragdes Vorstandes der zuständigen Ministerialabteilung und des Hofkammerpräsi- Lenten zu hören, bevor ich meine Entschließung treffe. Nähere Weisungen behalte ich mir vor." Gespannt darf man jedenfalls sein, wie sich der Landtag Les Herzogtums zu der Erledigung der An- gelcgenheit stellt, zumal er doch dem früheren Staats Minister Richter in deutlichster Form sein Vertrauen bezeigt hat. Wie übrigens die „Gothaer Ztg." er fährt. spricht sich das von dem früheren Staats minister Dr. v. Heutig, der seinerzeit die Ver handlungen über das bekannte Abkommen in der Wegetoselangelegenheit leitete, abgegebene Gut achten im Sinne des Landtags, also gegen dieHofkammer aus. Der San-enkneg in Albanien. Die Stammesfeindschast und der Nationalitäten haß heischen auf dem Balkan blutige Opfer. Wie im türkischen Teile von Thrazien die Griechen, im gricchi schen Teile die Türken gewaltsam von Haus und Hof » vertrieben wurden, so wütet im Nordepirus ein grausames, schonungsloses Morden zwischen Albanesen und den hellenistischen Epiroten. Es fehlt die starke Hand der Regierung, die die Parteien zum Frieden zwingt. Wir berichteten bereits in der gestrigen Abendnummer über eine furchtbare Tat der Epiroten, die 200 mohammedanische Albanesen in der Kirche von Skodra gekreuzigt und diese darauf in Brand gesteckt haben sollen. Bis jetzt liegt weder eine Bestätigung noch ein Dementi der Nachricht von dieser ungeheuer lichen Tat vor. Doch besteht für die nächste Zeit kaum irgendwelche Aussicht auf Einkehr besserer Zu stände in Albanien, zunml immer neue, wohl bewaffnete griechische Banden in das der Ruhe so sehr bedürftige Land einfallen. Wir verzeichnen folgende Meldung: Durazzo, 7. Mai. Nach Telegrammen, die der Regierung zugegangcn sind, dringen grie chische Banden mit Geschützen und Maschinen gewehren unaufhaltsam über Ciaffa und Kicok vor; sic befinden sich nunmehr fünf Stunden von Berat entfernt. Von Süden dringt ebenfalls eine Kolonne gegen Berat vor. Die albanische Gendarmerie wurde nach Süden abgcdaängt. Die Bevölkerung flieht von Panik ergriffen. Falls Berat besetzt wird, stehen die Wege nach Valona und Durazzo offen. Die starken Banden bestehen größten teils aus organisierten Bestandteilen der griechischen Armee und werden von griechischen Offizieren befehligt. Donnerstag, 7. Mat 1914. verhan-lungen ohne Carranza. Da Carranza sich auf keinen Waffenstillstand ein gelassen hat, haben die A.-B.-T-Staaten dem amerika nischen Staatssekretär Bryan vorgeschlagen, nur mit Huerta allein zu verhandeln. Bryan erwiderte aber, daß die amerikanische Regierung nur mit allen Parteien Mexikos verhandeln könne. Infolgedessen wäre es l»ald zum Scheitern der Vermittelungssaktion gekommen. Schließlich gab Bryan insofern »ach, daß vorläufig nur die Streitvunlte mit Huerta erörtert werden sollen, da er hofft, daß Carranza noch nach geben wird. In amerikaniscken diplomatischen Kreisen macht sich eine große Entrüstung darüber bemerkbar, baß die Regierung auch mit dem Rebellengeneral Villa wird verhandeln müssen. Die G-e rächte, daß Huerta zu fliehen beabsichtigt, wollen nicht ver stummen, anderseits hat Huerta dem Vertreter eines englischen Blattes versichert, er denke nicht daran zurückzuneten. Gegen Veracruz scheint sich jetzt ein Angriff der Mexikaner vorzubereiten, lsseneral Funston trifft alle Vorbereitungen zu seiner Abwehr. 'Wir verzeichnen folgende Meldungen: ' Verzicht aus Carran.zas Teilnahme. Washington, 7. Mai. In einer Konferenz zwischen dem Staatssekretär Pryan und den Ver tretern der A.-B.-C -Staaten wurde beschlossen, die Verhandlungen ohne Carranza weiterzusühren. Ein Wechsel in Carranzas Stellungnahme gilt als sehr zweifelhaft. Huertas Flucht? Paris, 7. Mai. Dem „Temps" wird von seinem Korrespondenten aus New Park gemeldet, daß aus Veracruz eingetroffenc Nachrichten von ge heimnisvollen Vorgängen zu berichten wissen, die auf einem im Hafen liegenden fremden Kriegs schiff getroffen werden. Wie cs heißt, sollen diese dazu dienen, eine hohe mexikanische Per sönlichkeit einzuschiffen, und zwar soll cs sich um Huerta selbst handeln, der mit General Blanquct die Flucht ergreifen will. Veracruz bedroht. Washington, 7. Mai. lbcncral Fünftem meldet, Laß die Mexikaner gegen Veracruz norgchen. Die Stadt ist von der Landscitc vollständig eingcschlossen, die Verbindungen sind unterbrochen. Funston läßt die Truppen vorrücken, um die Zufuhr von Wasser und Nahrungsmitteln zu sichern. Deutsches Reich. * Auf dem sächsischen Mittelstandstage in Frei berg wird u. a. auch der nationalliberalc Landtags abgeordnete Nitzschke über „Gemeinschaftsarbeit zwischen gewerblichem Mittelstand, Industrie und Landwirtschaft" sprechen. O- * Prinz Heinrich von Preußen ist in Begleitung seines persönlichen Adjutanten, des Kapitänleut nants v. Tyszka, am Mittwoch abend von Kiel noch London abgereist. * Zum Konflikt an der Berliner Handelshoch schule haben die Ae liesten der Kaufmann schaft von Berlin in ihrer gestrigen Sitzung be schlossen, auf dem eingeirommcnen Standpunkt zu verharren ; danach werden sie in Verhandlungen mit dem Dozentenkollegium der Handelshochschule erst cintreten, wenn ber Streik in der Handelshoch schule beendet ist. — Die Angelegenheit erscheint nun mehr, da eine gütliche Einigung der streitenden Teile offenbar nicht zu erreichen ist, reif für das Ein greifen der staatlichen Aussichts instanz, des Handelsministeriums. - Kirchenstimmrecht für Frauen. Die Breslauer Kreissynode trat mit großer Mehrheit für die Ver leihung des Kirchenwahlrechtes an selbständige Frauen ein. Auch der Präsidialrat Dr. Schimmel pfennig unterstützte den Antrag. * Englische Arbeiter in Deutschland. Wie aus Berlin gemeldet wird, dürfte eine Abordnung der nach Berlin kommenden englischen Arbeiter und Angestellten am 20. Mai auch durch den Reichskanzler empfangen werden. * Zurückgewiesen« Verdächtigungen. Die „Köln Zeitung" meldet aus Berlin: Zu den zahlreichen Verdächtigungen, die in der „No- eva Maria. 4s Don Margarete Richter. (Nachdruck verbalen) Die Kaffeestunde war kaum vorüber, als sich in der frische« Seeluft vou ueuein der Hunger regte. Der „Hunger nach Erdbeeren", wie Dr. Stccuholt meinte, mit einem Blick aus Elsa Ritter. Dieser Blick reizte Eva. Sie hielt ihre Erd- beeren, fertig zum Essen, in kleinen Konserven gläsern bereit. Zu gleicher Zeit mit Elsa Ritter bot sie Dr. Steenholt ein Glas. Und er nahm die ihren? Einen Augenblick triumphierte sic, dann lat es ihr leid. Sie errötete vor Scham. Das war lein hübscher Zug von ihr gewesen. Eines aber stand entschieden fest: Dieser Dr. Steenholt hatte etwas, was einen reizte, etwas, das man hcr- ansfordern mußte. Wie er da im Boot auf der Bank lag! Wie ein Haremsgott! Die jungen Mädchen lachend neben ihm, jede in der heimlichen Ab- sicht, ihm mehr zu gefallen, als die anderen. Die einen still lauernd wie .Katzen, die anderen laut, a>'5kringlich wie die Papageien. Selbst die jungen verheirateten Damen sahen ihm kopfschüttelnd, großmütterlich lächelnd zu, nach sichtig, wie sie cs zu Hause waren, wenn der Junge wieder eine „süße Unart" verübt Izatte. Wenn man ihm in das frische, ehrliche und doch energische Gesicht iah, wenn man seinen schlanken, elastischen Bewegungen, seinem bieg samen Körper folgte, dann war es eigentlich natürlich, daß sie ihn ausnahmslos gern hatten, die mit ihm in Berührung kamen. Er konnte vierundzwanzig Jahre alt sein, mit seinem dunk- en Flaum über der Oberlippe, vielleicht auch ilter. Aelter mußte er ja wohl sein; er hatte a schon eine Reise um die halbe Welt hinter ich, und war jetzt bereits Assistent an dem großen Krankenhaus. Dampfer verband. Wenn es sich losriß! . . . die Wellen wurden außerhalb des Hafens immer mächtiger. Man protestierte. Der Sanitätsrat sprach ein ernstes, nachdrückliches Mahnwort. Dieser Dr. Steenholt wäre imstande gewesen, das Boot mit den jungen Mädchen wirtlich für einige Augenblicke den Wellen preiszugebcn. „Der Dampfer konnte ja stoppen!" meinte er gleichmütig und sprang mit einem mächtigen Satz von dem entfernten Dampfer unter die kreischende Madchenschar ins Boot. Eva sah ihm zu, ohne mit der Wimper zu zucken. Wenn sein Blick sie herausfordernd streifte, sah sie kühl an ihm vorüber, hinaus in die Wellen, oder sic unterhielt sich mit ein paar verheirateten Herren. Und in ihrer Glcich- giiltigteil lag ein unverhohlenes: „Du impo nierst mir gar nicht." Schließlich war man am Ziel, in der Nähe einer kleinen Anlegebrücke, die zu einer Fisctzcr- hiittc am Strande führte. In dem seichten Grund konnte der Damvfcr nicht anlegen. Der Anker wurde ansgeworfen, und als die einge rostete Kelte nicht fnnttionieren wollte, war es Dr. Steenholt, der Rat schasste der sie zwang. Vielleicht hätte ec die mühsame Arbeit doch zu letzt den Leuten überlassen, wenn Evas for schender Blick nicht ans ihm geruht hätte. Sie freute sich an seinen starken Gliedern . . . Das Beiboot fuhr einige Male hin und her zwischen ihrem Dampfer und der Brücke, nm die Gäste und die Etzvvrräte an Land zn setzen. Eva Horn war unter den letzten, die den Dampfer verließen. Sie Halle sich mit einem kleinen Korb beladen und war eben im Begriff, ins Boot zu springen, als Dr. Steenholt sie energisch znrückrief: „Oho, Fräulein Horn! Was glauben Sic! Mit leeren Händen- Lier — und hier! —" Damit drückte er ihr schnell zwei große Pakete in die Arme. ES tvar doch nicht auszuhalten mit ihm? Jetzt kletterte er wieder zurück auf den Tampscr um» lüfte die Trosse, die das Beiboot mit dem Eva war innerlich etwas empört gegen die- sen Kommandoton. Ucbrlgcns tvar sie der Ntei- nnng gewesen, es sei nichts mehr an Bord. Als sie aber Dr. Steenholt ans der Kajüte treten sah, auf jeder Seite einen Bicrsipyon schlep pend, sträubte sie sich nicht mehr gegen diese unerwartete „Zumutung". Am Strand stand man noch unentschlossen herum, als sie ausgebootet wurden. Und wie der tvar er es, der den günstigsten Lagerplatz wußte, der sich trotz aller Schelmereien ver dient machte, indem er eine Tafel unter freiem Himmel mit Hilfe einiger Klappstiihle und einem übergclcgten Brett herstclltc. Inzwischen hatte ein Teil der Damen un zählige Butterbrote gestrichen, und ein anderer auf Papiertellcrn Fleisch und alle möglichen Leckerbissen znrechtgeschichtet. Eva beschloß, siel) des Ausländers, der ganz unainerikaniscli schüch tern war, ein bißchen anzunchmen. Sie saß mit ihm abseits auf ein paar großen, rund gespülten Steinen, die nm Strand nmherlagen. Bon ihrem erhöhten Sitz ans sahen sic ans die anderen herab, durch die Steenholt sich bald hindnrchwand wie eine Wildtatze, bald über sämt liche Köpfe hinwegsprang, als sei Hindernisfc- nchmen sein Beruf. Und wieder war er es, der im richtigen Augenblick daran dachte, sein GlaS zn erheben, nm alle in hinreißenden Wor ten anfznfordcrn, mir ihm auf das Wohl der Gastgeber zn Zinsen. Er schwenkte das Glas, und als Eva herabjah zn ihm, nickte er ihr zu und trank es leer bis zur Neige. Evas Gesicht blreb tiihl. Später belustigte man sich am Strand. Tie einen gingen spazieren, darunter Steenholt mit dem grüßten Teil der jungen Damen und Herren. Oie anderen blieben sitzen nnd srenten sich des warmen Abends. Eva Ivar mil zwei jungen Mädchen, Dr. Dürholz und dem Ame rikaner aus einen Wiescngrund gegangen, wo das Heu eben in Haufen stand. Sigmund Dür holz war ein leidenschaftlicher Bnmcrangwerfer, und Dr. Forells, ein Kenner des Sports, wollte ihm einige feinere Griffe zeigen. Sic hatten zu diesem Zweck Bumerangs mitgebracht, nnd warjen nun in schwirrendem Bogen nach den drei jungen Mädchen, die sich durch einen Heu haufen gedeckt hatten. „Wer mich trifft, soll einen Preis bekom men," rief .Eva aufmunternd, und es begann ein eiliges Werfen und Zielen, das trotz aller Bemühungen der Herren glücklicherweise ergeb nislos verlief. Steenholt mit seiner Damengarde kam zu rück. Als er von dem Wettspiel hörte, lachte er Eva an: „Was bekomme ich, wenn ich mich vor Ihnen ans den Kopf stelle?" „Sie? Nichts! Es sei denn, Sie hielten es fünf Minuten in dieser Stellung ans!" Und es vergnügte sie, wie er mit Eifer radschlug nnd auf dem Kopf stand. „Wenn es ihm nicht langweilig wird . . dachte sic spöt tisch. Und es wurde ihm langweilig. Mit einer doppelten Drehung nm irgendeine Achse legte er sich neben sie ins Heu nnd blinzelte sie an: „Da lieg' ich gut," meinte er, sich reckend. Uebcr sic kam ein kindischer Uebcrmnt. Ihrem Gesühl nachgebcnd, bedeckte sie ihn schnell über nnd über mit Heu nnd bat dann Dr. Dür holz etwas nachdrücklich, Platz zn nehmen auf dem schönen Sitz. Mit Mühe wand Stcentzoll sich hervor unter der unbequemen Last. „Das war nicht nett von Ihnen!" sagte er vorwurfsvoll und warf ihr eine Hand voll Heu inS Gesicht. Sie zuckte die Achseln und stand auf: „Du imponierst mir doch nicht!" dachte sie, und ihr Blick drückte cs deutlich ans. Langsam wandte sich die Gruppe dem Strande zu, wo einige Herren nach einer ins Meer huninsgeschlendcrten Flasche warfen. Ber- geblich! Statt erreicht zu werden, bewegte sich das Ziel immer weiter hinaus in die Wellen. Dr. Steenholt nahm einen Stein nnd warf . . . weit . . . mit aller Kraft! Aber noch lagen einige Meterbreitcn zwischen dem niederfallen- dcn Wurfgeschoß und dem Ziel. Er machte eine unmutige Bewegung mit den Achseln, ärgerlich nnd entschuldigend zugleich, setzte sich ans einen Stein, zog schnell Stiesel und Strümpfe aus ehe es noch einer sah, und mit einigen Sätzen war er knietief im Wasser. (Fortsetzung in der Morgenausgabe,) moje «icu in d gehö gowi a«l hat * dem« Reick Nach von fprock daß i qeher der , Fraki nehm Tage auch schen unüb Lchrif der ' Nouli 'hat unter Vic Verdi weil ten Kan ten, 1 Regiri die T bedo u vcrtre harter habe. *2 Aus 2 der ei Straft Woche deuts störuw den ni * L wird jetzt, i gegen hat, e Rebell Generc im S: Kolon, gegen * C greift und be bekann Staa spricht Republ Staats Caillar * Z Prcmii in o n d Kons irischen * telcgra sind i Mascha sich an gern fi fahrt letzter Gl Ft der Se der Kri ihre L< dem St Wash briti' Staat dem hü zu trete zu erbil märtige gebracht Falles ; Aus 'Ratio Dollar derung, 83 Präsi Sitzung Am w i tz un Pein? yut-ertisn Etats be bearurak willig Gleichfal zum A u richtersta Kammer zweite D lichen Et der Le Rate vor bewillige der Arb« »erztande Aroalenr Graf Höf« g MN» Xi
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