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Für christliche Politik und Kultur Stummer SS — 32. Jahrgang «mai wöao. mU Muskr. VraU»,Uagen.Heiwai und Bell' und der 1Ui>de>b«tta<ie.gar>nitt«Il«tnettL«>iIe'.IowIet>en reilb«tta<ien .Unlnhallimg und »Men'. .Dt»vraNIi<!>eHaut ran' .TaS „ule !>uch'. MIonatttcher «eznasprel» Nurgabe N mV et.-Bemio.BIaU -.70 Nutgabe 0 ohne ri.-Benno-BIatl SL> rinzelnummei 1» 4 Sonnabend- u. Soniüaguumme« «0 4 «SelchSsttstrU», D««a und V«,!«,, Gennant^ Buchdrucker«! und BeUaa vreSden-N. I, pollerftr. ll. Fernnn 2I01S. poslscheckkonlo Dresden IMS. Bans konto Etadtsan» DreSdeo Br. S17S7. 0i«daktt»u »er SSchstschen OolkSzettnna 0r«»dell-Mt!tadi 1 Pollerltrabe 17. fernem MN und 2I0lL M , ntag, den «. 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Die in Klammern beigefügten Vergleichszahlen beziehen sich auf da» Gesamtergebnis der Reichstagswahl vom 6. November r932 21 (20) 4 (11) 4 ( b) 5 ( 2) Die aufs äußerste angestrengte Propaganda der Regierungsparteien, das Trommelfeuer der Redner nn Rundfunk, die Begeisterung, die noch am letzten Tage vor der Wahl mit allen Mitteln und im amerikanischen Stile aufgcpeitscht wurde, die Unterdrückung der Linkspar teien und ihrer Propaganda, der Terror gegen Versamm lungen der nicht hinter der Regierung stehenden Par teien — all das hat seine Wirkung getan. Die Regierungs parteien werden in dem am 5. März gewählten Reichs tag eine Mehrheit Haden. Allerdings wird diese Mehrheit ganz knapp sein. Zur Stunde, da diese Zeilen geschrieben werden, lassen sich die Ergebnisse von 36,4 Millionen Stimmen überblicken. Schon diese Ziffer lätzt die autzerordentlich starke Wahlbeteiligung erkennen, denn bei der letzten Wahl sind insgesamt 34,3 Mill. Stimmen abgegeben wor den. Die Wahlbeteiligung dürfte weit über 80 Prozent betragen, in vielen Orten hat sie 90 Prozent überschrit ten. Der Gewinn, den die Regierungsfront buchen kann, ist allerdings allein den Nationalsozia listen gutzu schreiben, die mit 15,8 Millionen gegenüber 11,3 Millionen einen gewaltigen Fortschritt gegenüber der letzten Wahl zu verzeichnen hatten. Ihre Stimmenzahl vom 5. März ist noch höher als die vom 31. Juli 1932 (13,7 Millionen). Sie haben heute über 43,6 Prozent der gültigen Stimmen, mährend sie bei der letzten Wahl über 33, bei der vorletzten über 37 Prozent nicht hinauskommen konnten. — Die Kampffront Schwarz.weitz.rot hat dagegen mit 2,8 Millionen Stimmen eine Einbutze gegenüber dem 6. November zu verzeichnen, wo sie 2,9 Millionen überschritt. Noch stärker ist ihr prozentualer Anteil an der Gesamtstim menzahl zuriickgegangen. Hatte sie am 6. November 8,5 Prozent, so verfügt sie jetzt nur noch über 7,8 Prozent der gültigen Stimmen. Ob Gekieimrat Hilgenberg Uber dieses Ergebnis seiner Taktik besonders erfreut sein wird, wissen wir nicht. Man kann jedenfalls nicht behaupten, datz die Stärke der Stellung der Deutschnationa- , tionalen innerhalb der Regierungskoalition durch die Mahl votn 5. März gewachsen wäre. i Zentrum und Bayerische Volk spartet haben sich autzerordentlich gut behauptet. Sie haben ihre Stimmen entsprechend der stärkeren Wahlbeteiligung ge steigert, das Zentrum von 3,8 auf 4,1 Million, die Bcn>e- rische Volkspartei von 1 Million auf 1Z Millionen. Wenn man bedenkt, daß in diesem Wahkampf die Wucht des Angriffes der Rechten mit voller Kraft gegen das Zen trum gegangen ist, mutz man dieses Ergebnis als sehr er freulich bezeichnen. Das Wort des Reichskanzlers Hitler, datz das Zentrum als eine aus dem Volke gewachsene Partei nicht zu vernichten ist, hat sich aufs neue bewährt. Diese Bewährung des Zentrums in einer Abwehrschlacht schwerster Art mutz umso höher bewertet werden, als diesmal die Parteien der Linken unter der Wucht des gleichen Angriffs der Regie rungsparteien erhebliche Einblitzen erlitten haben. Die Kommunisten haben infolge der Unterdrückung ihrer Propaganda von 17 Prozent der gültigen Stimmen nur 12 Prozent erhalten. Die Sozialdemokratie, die von 20 auf 18 Prozent der gültigen Stimmen zurückgegangen ist, wird auf absehbare Zeit von der praktischen Mitwirkung in der deutschen Politik ausgeschaltet sein. Theoretisch besteht natürlich auch die Möglichkeit, beim Zusammentritt des Reichstages in Potsdam auch das Zentrum nuszuschalten. Angesichts der Tatsache, datz die Mehrl-eit der Regierungsparteien, auch wenn man ihr die Deutsche Volkspartei zurcchnet, autzerordentlich knapp ist, werden die Machthaber von heute wohl Beden ken tragen, ohne weiteres über das Zentrum hinwegzu gehen. Zu Beschlüssen, die mehr als einfache Mehrheit erfordern, bleibt Mitwirkung des Zentrums und der Bayerischen Volkspartei schlechthin unentbehrlich. In deutschnationalen Kreisen wird man nicht ohne Mitz- behagen die Tatsact-e feststellen, datz National sozialist en und Zentrum zusammen über eine weit stärkere Mehrheit verfügen würden, als sie die jetzige Regierungskoalition ein- schlietzlich der Deutschen Volkspartei besitzt. National sozialisten und Zentrum würden über 54 Prozent Man date verfügen, mit Einschluß der Bayerischen Volkspartei sogar über 58 Prozent. Diese Tatsache wird man im Lager der Nationalsozialisten schließlich auch nicht völlig übersel>en. Im Freistaat Sachsen zeigen die Wahlergeb nisse ein ähnliches Bild wie im übrigen Reiche. Die Na tionalsozialisten haben wiederum stark gewannen, und zwar fast 4 000 000 Stimmen. Auch die Kampffront Schwarz-weitz-rot hat einen leichten Gewinn zu verzeich nen. In der Stadt Dresden allerdings ist infolge der be kannten Auseinandersetzung innerhalb der Deutschna- tionalen Partei die Kampffront Schwarz-weitz-rot unter der Stimmcnzisfer der Dculschnationalen Partei vom 6. November 1932 geblieben. Die Christlich-Sozialen haben im Gegensatz zu anderen Gebieten einen Gewinn zu verzeichnen, ebenso die Staatspartei. Dagegen ist die Deutsche Volkspartei um mehr als ein Drittel ihres Be standes gefallen. Etwa 10 Prozent verloren haben die Kommunisten: ein Verlust, der im Hinblick auf die Unter drückung ihrer Propaganda als nicht sehr grotz bewertet werden kann. Die SPD hat sich nicht nur gehalten, sondern entsprechend der stärkeren Wahlbeteiligung säst 30 000 Stimmen zugenommen. Immerhin kann die Tat- saci-e nicht übersehen werden, datz nach dem Ergebnis vom 5. März in Sechsen die Nationalsozialisten allein so stark sind wie die b e i de n Links parteien zusammen. Die Sächsische Z e n t r u m s p a r t e i kann als Lohn der eifrigen Arbeit, die ihre Anhänger im ganzen Lande geleistet haben, einen Stimmengewinn von mehr als 10 Prozent buchen. Von 37428 Stimmen am 6. No vember ist die Zentrumspartei auf 41 530 gewachsen. Sie hat damit den Stand vom 31. Juli 1932 (42268) fast wieder erreicht. Allen Zentrumsanhüngern, die in selbstloser und opferfreudiger Weise in der Wahl propaganda mitgearbeitet l>aben, ist dieses Ergebnis zu danken, vor allem aber dem Eifer unseres unermüdlichen Landesvorsitzenden. Pfarrer Kirsch. Auch unsere wen dischen Freunde haben dem Zentrum in bewährter Weise die Treue gehalten. Besonders erfreulich sind die Stim menzisfern von Schirgiswalde und O st r i tz, wo das Zentrum besonders gewichtige Fortschritte gemacht hat. — Für eine Landtagsivahl gibt dieses Ergebnis dem Zen trum das Recht, sich mit sicherer Aussicht auf Erlangen einer Vertretung im Landcsparlament an der Wahl mit eigenen Listen zu beteiligen. Der Tag vor der Wahl, der 4. März, ist als „Tag der nationalen Erhebung" etwas prunkvoll vorausgefeiert worden. Der melancholische Regen, der an diesem Abend die brennenden Fackeln auslöschte, mag ein Sinnbild sein für die Ernüchterung, die nun auch im Lager der Regie rungsparteien sehr bald eintreten wird. Der Rausch des Wahlkampfes ist verflogen, der graue Alltag mit der Füll« der ungelösten praktischen Ausgaben beginnt. Zur Lösung dieser Aufgaben eine möge lich st breite Front zu schaffen, eine wirklich nationale Sammlung, das wäre die logische Fol gerung, die aus dem Wahlergebnis vom 5. Mürz gezogen werden miitzte. Dyk.