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Sächsische Presse verwarnt Strenges Verbot von Angriffen gegen -le Politik -er Kommissare Dresden, 11. März. Die Nachrichtenstelle der Ctaalskanzlei teilt mit: Der Reichsbeauftragte für Lachsen macht darauf aufmerksam, das bisher nur dis marxistische Presse ver boten ivurde. Diese Tatsache legt aber in Zeiten, wie den heutigen, wo es sich um die Konsolidierung der Ver hältnisse handelt, der gesamten Presse die ganz beson dere Pflicht auf, sich über alle Maßnahmen der kommis sarischen Regierung außerordentliche Zurückhaltung auf zuerlegen. Es geht nicht an, daß auch nur versteckt Angriffe gegen die Politik der kommissarischen Regierung und damit auch der Neichsregierung in die Oesfent- Nchkeit gelangen. Der Reichsbeauftragte erwartet, daß diese Mahnungen an die sächsische Presse ein offenes Ohr finden wird, macht al>er gleichzeitig darauf aufmerksam, daß er dieser Warnung unnachsichtlich scharfe Maßnahmen gegen jede Zeitung, ivelche es.an der notwendigen Zurückhaltung fehlen läßt, folgen lassen wird. Wir geben unser» Lesern gern von dieser Warnung Kenntnis. Die Sächsische Volkszeitung hat jeder Negie rung . gegenüber, katholischen Grundsätzen entsprechend, eine loyale Haltung eingenommen. Sachliche Kritik in höflicher Form zu unterbinden, kann selbstverständlich nicht die Absicht der Negierung sein, hat doch der Reichskanzler Hitler erst vor wenigen Tagen versichert, daß das Recht der freien Meinungsäußerung — soweit nicht die zur Abwehr des Kommunismus notwendigen Maßnahmen in Frage kommen — durchaus ausrecht erhalten werden soll. Sachliche Kritik bedeutet ja niemals einen „Angriss", son dern entspringt dem Wunsche, in Zusammenarbeit mit der Regierung die für das Volksganze beste Lösung einer Frage ausfindig zu machen. Gchulerlaß Dr. Hartnackes (N.) Dresden, 11. März. Der komissarischc Volksbildungsminister Dr. Hart- nacke hat mit dem heutigen Tage folgende Verordnung ergehen lassen: Ich ordne hiermit an: 1. Soweit Lehrkräfte, die Landtagsabgeordnetc sind, zur Zeit keinen Schuldienst haben, müssen sie unverzüglich ihren Schuldienst wieder aufnehmen. 2. Keinem Lehrer darf für seine Tätigkeit in ge meindlichen Körperschaften oder in den Ausschüssen irgend welcher Urlaub erteilt werden. 3. Die Zahl der Mitglieder in Bezirksausschüssen und in Nezirkslehrrätcn wird bis auf wcitergchendc Verord nungen auf 5 im höchsten Falle beschränkt. In Schul aussichtsbezirken unter 800 Lehrern auf 3. -I. Die Bezirksschulräte haben die künftigen Mitglie der dieser Ausschüsse unter den bisherigen Mitgliedern so auszuwählcn, daß nur solche in den Lehrcrvertrctungen verbleiben, denen vaterländische und christliche Gesinnung von den Bezirksschulräten nach bestem Gewissen gewähr leistet werden kann. Sind unter den bisherigen Mitglie dern solche Lehrkräste nicht, oder nicht in genügender Zahl vorhanden, so hat der Bezirksschulrat nach bestem Ermessen wertvolle und erfahrene Lehrerpersönlichkeiten vaterländischer und christlicher Gesinnung zu erheben. Er hat dazu Vorschläge des nationalsozialistischen Lehrerbun des und des Neuen Sächsischen Lehrervereins, soweit sie gemacht, entgegenzunehmen, ist jedoch nicht unbedingt an diese Vorschläge gebunden. sN) Dresden, 11. März. Ans Anordnung des kommissarischen Volksbil- dunosm n pei ums hat das Bezirksschulamt Dresden den Lehrer Kesler in Dresden, 31. Volksschule bis aus weiteres vom Schuldiens' beurlaubt. sN) Dresden, 11. März. Der kommissarische Dolksbildungsminister hat das Verfahren aus Versetzung in den einstweiligen Ruhestand aus Grund von 8 1b Abs. 2 unter b des Zivilstaats- diencrgesetzes gegen die Vezirksoberschulräte Erler- Oclsnitz, Viehweg in Löbau und Wehner in Leip zig eingeieitet. Dresden, 11. März. Der Reichsbeauftragte und die kommissarisci)en Minister des Landes Lachsen werden am Volkstrauer tage am Gottesdienst in der Toinkirche (Sophienkirche) leilnehmen. Haussuchung be* -en Christs. Gewertschasten in Ores-en Dresden, 11. März. Ans Grund einer Anzeige eines vom Orisausschutz Dres den der Christlichen Arbeiterhilfe abgewicsencn Gesuchstellers wurden die Geschäftsräume der Christi, nat. Gewerkschaften in Dresden-A. ü, Hauptstraße 38, nm Sonnabend, 11. März, vor mittags von der Polizei durchsucht. Der Polizei gegenüber war die Behauptung ausgestellt worden, bei den Christlichen Ge werkschaften würde Zerseßnngsarbeit gegen die jetzige Regie rung geleistet. Die Angestellten der einzelnen Bcrufsverbände stellten bereilwilligst den Polizeibcamten alles Material zur Einsicht zur Verfügung. Durch zahlreiche Stichproben wurde einwandfrei erwiesen, daß dl« gegen die Chrlstl.-nat. Ge werkschaften erhoben« Behauptung völlig unbegründet war. Bor der Polizei waren bereits SA.-Leute erschienen, die sich ebenfalls von diesem Tatbestand überzeugen konnten. Die Verdächtigung der nationalen Haltung der Christlichen Gewerkschaften ist umso verurteilungswürdiger, als einwand frei feststeht, daß es vor allem di« gesamte Christl.-nat. Ge werkschaftsbewegung war, die sich 1918/19 mit aller Kraft da für einsctzte, Deutschland nicht im Bolschewismus versinken zu lassen. Das Reichsbanner ln Bayern verboten München, 11. März. Der Reichskommissor für das baye rische Staatsminislerium des Innern hat mit Anordnung vom 1V. März auf Grund der Paragraphen I und 2 der Verordnung zum Schutze von Volk und Staat mit sofortiger Wirkung das Reichsbanner schwarz-rot-gold mit sämtlichen Formationen, ein schließlich Schuso. Eiserne Front und Sozialistischer Arbeiter jugend mit sämtlichen Nebenorganisationen für das Gebiet des Freistaates Baciern verboten und aufgelöst. Das Tragen von Abzeichen und das Zurschaustellung von Symbolen und Fahnen der vorgenannten Verbände wird verboten. Vermögeusstüche der verbotenen Organisationen sind bis spätestens 20. März an die Polizeidircktion abzuliefcrn. Jede Unterstützung der ver botenen Organisationen mit Rat und Tat, soivie jeder Versuch der organisatorischen Weiterführung derselben ist verboten. Besetzung einer Zentrumszeiiung ln Aachen Aachen, 11. März. Die Aachener Zentrumszeitung „Der Volksfreund" wurde heute morgen gegen 9 Uhr von SA.-Leuten besetzt. Polizeibeamte und Hilfspolizei waren bei der Aktion nicht anwesend. Die Polizeipressestelle bestätigt die Tatsache und fügt hin zu, es sei veranlaßt worden, daß die Aktion nichr aus dem verordnuugsmäßigen Wege abgehe. Vetfchleppi und mißhandelt EA.-Leut« entführen den Intendanten der Breslauer Theater. Wie der „Vossischen Zeitung" aus Breslau gemeldet wird, wurde dort am Freitagvormittag der Intendant der Bereinigten Theater Breslaus, Paul Barnay, von fünf Leuten in SA - Uniform fcstgenommen und in einem Kraftwagen entführt. Barnay wurden Mantel und Anzug ausgezogen und mehrere Männer schlugen nun mit Gummiknüppeln und Hundepeitschen auf ihn ein, während ander« mit gezogenem Revolver der Miß handlung zusahen. Nachdem Barnay eine halbe Stunde lang auf das übelste mißhandelt worden war, erschien ein auf Streife befindlicher Schutzpolizeibeamter. Die Täter zwangen nun den Intendanten, davonzulaulen und brachten sich selbst tn Sicher heit. Barnay wurde von der alarmierten Polizei in di« Stadt zurückgebracht. Er hat einen schweren Nervenzusammenbruch er litten. Reichslag offiziell einberusen Aus 21. März Berlin, 11. März. Wie das Nachrichtenbüro des VDZ. meidet, Hal Neichstagspräsident Göring aus Grund der Artikel 23 und 27 der Rcichsverfassung den neuge wählten Reichstag nunmehr offiziell berufen, am Diens tag, de» 21. März 1933, nachmittags 5 Uhr, zusammen zutreten. Diese Sitzung des Reichstages findet in der Kroll-Oper statt. Die Wahl der verhältnismäßig späten Nachmittagsstunde ist daraus zurückzusühren, daß am Pormittag des 21. März in Potsdam noch die Gottes dienste und im Anschluß daran der feierliche Staatsakt in der Garnisonkircl)e in Anwesenheit des Herrn Reich präsidenten durchgesührt werden. Der feierliche Staats akt in der Potsdamer Garnisonkirche dürste am 21. März, 12 Uhr mittags, stattfinden. Ermächligungsgesey in Preußen? Vertin, 11. März. Es ist kaum damit zu rechnen,, daß der neue preußische Landtag es ermöglichen kann, den preußischen Staatshaushaltsplan für 1933 fristgerecht, nämlich bis zum 31. März, zu verabschieden. Das gilt ins besondere auch, weil an der parlamentarischen Erledigung des Etats neben dem Landtag der Staatsrat beteiligt sein muß. Da cs für den S t a a ts r a t eine Legislaturperiode nicht gibt, weil dieses Gremium sich nur erneuert, sobald die Provinziallandtagc neue Staatsratsvertrcter bestellen, besteht die theoretische Möglichkeit, daß der preußische Staatsrat in seinen nächsten Sitzungen nur teilweise neu zusamengcjctzt ist, soweit nämlich die am 12. März neu zu wählenden Provinziallandtage bereits Staatsrats- vertretungen jeweils bestimmt haben. Man hält es in informierten Kreisen deshalb nicht für ausgeschlossen, daß auch der neue Landtag der neu zu wählenden Staatsregiernng ein Ermächtigungs gesetz geben wird, aus Grund dessen die Regierung den Etat verabschieden kann. Kabinettssitzung am Sonnaben- Kein Eingreifen des Kanzlers in die Bayerischen Regierungsverhandlungen. Berlin, 11. März. (E. M.) Wie nunmehr feststeht, wird die für Samstag nachmittag angesetzte Kabinetts sitzung am Nachmittag nach 5 Uhr zusammentreten. Für 5 Uhr ist eine besondere Ministerbesprechung über die politische Lage nngesetzt. Das Kabinett wird sich vor allem mit den Fragen der Einzelkontingente und der Bewirtschaftung von Oelen und Fetten beschäftigen. In diesem Zusammynhange wird gegenüber den Meldungen über eine Reise des Reichskanzlers nach München am morgigen Sonntag erklärt, daß der Reichs kanzler morgen mittag an der Kundgebung anläßlich des Volkstrauertages in der Staatsoper teilnehmen wird. Ob der Reichskanzler dann am Nachmittag nach München fliegen wird, ist an amtlicher Stelle nichts be kannt. Es könnte sich dann aber lediglich nur um eine Reise ans rein persönlichen Gründen handeln. Keines falls trifft es zu, daß der Reichskanzler sich in die baye rischen Negierungsverhandlungcn einschalten wird. Ziir Recht und Gesetz! Ein zweites Telegramm von Joos an Eörlng. Der stellvertretende Borsitzende der Deut schen Z e n t r u m s pa r t ei hat zu der bekannten Antwort des Reichsministers Göring aus die Beschwerde Joos' wegen der Beflaggung der öffentlichen Gebäude mit der Hakenkreuzfahne in nachstehendem, an Reichsminister Göring gerichteten Tele gramm Stellung genommen: „In Beantwortung Ihres Antworttelegramms vom 8. März stelle ich fest: Für den von mir beanstandeten Sondersall trifft Ihre Aussajjung von einer Bolksmehrhcit nicht zu. In jedem Fall steht jedoch über dem Willen der Mehrheit das Gesetz und das verfassungsmäßige Recht, solange nicht eine verfassungsmäßige Mehrheit anderes bestimmt." hessischer Lmidlag einberusen Landtagspräsident Dr. Werner hat den hessischen Landtag für Montag, 15 Uhr, einberusen. Auf der Tagesordnung steht die Neuwahl des Staatspräsidenten. Dieser Entschluß dürste wohl auf Besprechungen zuriiclzusiihreu sein, die am Donerslag zwischen Neichsiuncnminister Dr. Frick und den Fühlern der hessischen NSDAP, stattgesunden haben. Dr. Frick wellte am Donnerstag in Darmstadt und Frankfurt. Kurze Nachrlchken Das Verbot des „Bert. Tagebl." abgekürzt. Berlin, 11. Mürz. sE. M.) Der Polizeipräsident hat das bis zum 13. März einschließlich ausgesprochene Ver bot des Berliner Tageblatt abgekürzt. Die Zeitung darf bereits am morgigen Sonntag, den 12. März, wie der erscheinen. Kommissarischer Oberbürgermeister ln Altona. Altona, 11. März. (E. M.) Zum kommissariscl)en Oberbürgermeister von Altona wurde der preußische Landtagsabgeordnete Brix ernannt. Die vollziehende Ge walt in Altona ist auf den SS.-Führer Moder, M. d. R., unter gleichzeitiger Ernennung zum kommissar!sci)en Stadtkommandanten von Altona übertragen worden. Die Breslauer Börse von SA. geschlossen. . Breslau, 11. Mürz. sE. M.) Der Börfenvorstand teilt mit: Noch während die amtliä;en Notierungen von dem Vorstand der hiesigen Produktenbörse festgesetzt werden sollten, erschien eine Abteilung SA.-Leute und besetzte die Börse, so daß die Versammlung geschlossen werden mußte.. Der neue Museumsdirektor für Augsburg. — Zum Leiter des Städtischen Maximilians-Museum in Augsburg ist Dr. Norbert Lieb ernannt worden. Dr. Lieb, der seit dem vorigen Jahre bereits vertretungsweise die Leitung hatte, nachdem die bisherig« Direktion infolge der viel besprochenen A sare hatte nusscheiden müssen, ist ein Schüler von Wilhelm Pinder in München und hat dort am Bayrischen National. Museum und an der Alten Pinakothek di« Grundlage» seiner Muscumspraxis gelegt. Dresdner Nörse vom März Uneinheitlich. Zum Wock-enschluß war di« Kursgestaltung an d«r Dresdner Börse uneinheitlich. Da Geminnmitnahmen er folgten, kam es vereinzelt zu Rückschlägen, denen aber nen nenswerte ('Gewinne gegcnüberstanden. Am Bankenmarkt konnte Sächsisch Bank ihren gestrigen Verlust w«tlmack)en s-K 414 Proz.), dagegen lagen Sächsische Bodencredit-Anstalt 1,4V Proz. niedriger. Von den Brauereien zogen Berliner Kindl 10 Proz. und' erste Kulmbacher 114 Proz. an. Radeberger Exporlbier und Reichclbräu lagen dagegen bis 114 Proz. schwächer. Ain Papier-Aktienmarkt war es ebenfalls uneinheitlich. Mimosa verloren 3 Proz., Dresdner Albumin 2 Proz., ivährend Stroh floss 114 Proz. anzogen. Von den Gewinnen find noch er wähnenswert Deutsch Eisenbahn-Betriebsgesellschaft -K 414 Proz., Wanderer -K 114 Proz., Speichere! Riesa -i- IX Proz., Industrie Plauen und Vereinigte Zünder je -K 2 Proz. Geraer Strickgarn notierten nach Abschlag der Dividend« 414 Proz. Höller. Anlcil)«n und Pfandbriefe lagen ebenfalls nicht ganz ein heitlich. Die Veränderungen waren nur unbedeutend. Kursnotierungen. Reichsanleihe Altbesitz 6914: Reichsan- lcihe Neubesitz 9,65: Reichsbank 134: Sächsische Bodeneredit- Anstalt 9014; Chem. Fabr. v. Heyden 6014; Chem. Fabr. Helfen berg 7514; Dresdner Gardinen 2014; Elektra 138; Erste Kulm bacher 5714; Felsenkeller 66,70; Kulnibaci-er Rizzi 10714; Mi mosa 201)4; Peniger Patentpapier 2314; Polyphon 36; Rade berger Exportbier 152; Rciclielbräu 13114; Schubert u. Salzer 192; Coc.-Brauerei Waldschlößchen 9614; Wanderer 60; Zeih- Ikon 67. Wittekungsaussichten der Dresdner Wetterwarte Witterungsaussichten. Stärkere Tagesschwankung der im ganzen zunehmenden Temperatur. Leichter Nachtfrost, sonst keine wesentlici)e Aenderung.