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wände durch den Druck zu fester Speisen gereizt werden. Wie i wichtig aber die Würz- und Extraktivstoffe und ihr Einfluß > Von stillen Stunden Menschen ihrer Zeit, ihrer eigenen Zeit, nicht die Möglichkeit zutrauen, reiche, verinnerlichte Stunden schaffen zu können, wenn sie glauben, dazu weit in die Vergangenheit zurückgreisen zu müssen. Und es ist ein Kennzeichen ihrer eigenen Unsicher heit und eines Mangels an Vertrauen zu sich selbst, wenn fie von vergangenen Generationen das gewinnen wollen, was sie einzig und allein in sich selbst finden und aus sich und den Ge- gebenheiten ihrer eigenen Zeit heraus schaffen müssen und — bei wirklich echtem Wollen — auch schaffen können. Es gilt darum, den Menschen zu zeigen, daß es möglich ist, auch aus der heutigen Zeit heraus, aus ihrer äußeren Hast und Eile und Unruhe, Stunden zu gestalten, die schön und voll Frieden sind, daß gerade aus diesem Rhythmus der Arbeit unserer Zeit, aus diesem scheinbar ununterbrochen rasenden Rhythmus, nicht unbedingt nur Taumel und Betäubung er wachsen muß, nein, daß aus ihm Stunden der Ruhe erwachsen können, die um so friedlicher wirken, je rastloser, je sausender das große Arbeitsrad sich gedreht. Wohl wird es schwer sein zuerst, eine Stunde zu schaffen, an der Hast oder Arbeit keinen Teil haben. Immer wieder wird ein Gedanke austauchen, der an das Getriebe des Tages ge mahnt, der eine Lücke hineinreißen will in das stille Aufblühen einer Feierstunde. Aber stetiges und ernstes Wollen wird all mählich jeden Gedanken, der so kommen will, ausschalten kön nen und sich ganz hineinoertiefen in eines Dichters Worte cst>er in das leise Singen einer Geige, oder eines Denkers weitge- sponncne Gedankenkette, oder auch in ein geruhiges Miteinan der, das aus dem Alltage hinausklingt. Dann fängt die Seele, die so lange Unterdrückte, die immer beiseite stehen muß im Ge wühl des Tages, an zu sprechen und zu fragen: sie nimmt Stel lung zu dem was ihr geboten wird . . . und schneller noch, als der Mensch es bewußt wahrnimmt, beginnt aus der stillen Feierstunde eine Eedankcnkette aufzublühen, weiter und weiter suchend, die dann da ist, mit hineingeht in die vielleicht ein tönige Arbeit, und die stille Freude weckt am eigenen inneren Leben und Wachsen. Inneren Reichtum, nachwirkende Kräfte müssen die stillen Stunden schaffen können. Tun sie das nicht, so weiß der Mensch — soll es daran merken — daß er fie nicht recht zu gestalten vermochte, und er muß dann immer wieder beginnen und suchen, bis er das findet, das ihn auf Augenblicke erlösen kann von der Hast des Alltags und zu sich selbst, seinem eigentlichen Sein führen. Jeder Mensch hat seinen eigenen Feierrhythmus, den er ertasten muß; jeder muß seine stillen Stunden gestalten auf seine Art. Sonst können sie nicht weiter wirken über den Augenblick hinaus, sonst hinterlassen auch sie jenes furchtbare Gefühl der Leere, das wie ein schleichendes Fieber, wie eine heimtückische und böse Krankheit dem Menschen langsam aber sicher das Leben zunichte macht, das Leben seiner Seele. Aus den stillen Stunden erwächst die Kraft zum neuen Tagewerk, die Kraft und die Freudigkeit, welche die Men schen von heute so ganz besonders nötig brauchen. IIss kisva. Sie Suppe „Wer lange suppt, lebt lange", verheißt ein altes Sprich wort. Nichtsdestoweniger will trotz dieser Aussicht auf ein lan ges Leben die Suppe ihren Gegnern, dre man in Kindern und Erwachsenen in gleicherweise häufig anzutreffen pflegt, nicht recht munden, zumal dann, wenn ihr die richtige Bindung und Würze fehlt. Viele mögen sie auch aus dem Grunde nicht, weil, wie sie behaupten, die Suppe vor einer Mahlzeit ge nommen, den Magen unnötigerweise belaste, den Magensaft verdünne und so zur Erschwerung der Verdauung beitrage. Das trifft aber nur dann zu, wenn eine übermäßige Aufnahme von Flüssigkeit stattfindet, und wenn, wie man es häufig im Gast hause beobachten kann, schlecht gekaute Speisen mit großen Zügen von Bier hinuntrraespült werden. Eine gewisse Zufuhr von Flüssigkeit bedarf aber der menschliche Organismus, werden doch täglich von einem Erwachsenen durchschnittlich 2—2)4 Liter Wasser durch Harn, Ausatmung und Hauttätigkeit aus geschieden, das wieder ersetzt werden muß. Diese Aufgabe erfüllt aber die Suppe in bester Weise. Bietet sie doch neben der Stillung des Durstgefühls noch inso fern verschiedene Vorteile, als sie neben der zweckmäßigen An- feuchtung der Magenwandung, durch die in ihr enthaltenen Ertraktiv- und Wurzstoffe, die Magensekretion anreqt und eine gleichmäßige Verteilung und innige Mischung des Verdauungs saftes mit den Speisen bewirkt und verhütet, daß die Magcn- aus die Verdauung sind, geht aus klinischen Versuchen hervor, bei denen festgcsteilt wurde, daß bei regelmäßiger Zufuhr von Würzstoffen, eine Gewichtszunahme des Körpers eintrat, die beim Wcglassen derselben wieder zurückging. Wichtig ist auch die Temperatur der Suppe, die zwischen 40 bis 50 Grad L. liegen sollte. Die Wärme bewirkt neben der raschen Einleitung der Verdauung, namentlich im Winter, eine schnellere Durchwärmung und Erhitzung des Körpers als es z. D. der Genuß von anderen Getränken vermag. Schon aus diesem Grund« sollte aber die Suppe in der winterlichen Ernährungsweise eine größere Rolle, wie sonst üblich, spielen. Wie groß aber die Abwechslung bezüglich des Ge schmackes und ihre Sättigung sein kann, hängt ganz von den „Zutaten" ab, die in dieser Hinsicht mannigfaltiger sein können, wie bei jedem anderen Gericht. An kalten Tagen sollten aber alle jene an erster Stelle stehen, die die verschiedenen Frucht- und Getrcidemehlc liefern und durch ihre Beschaffenheit, die notwendigen Wärmeeinheiten vermitteln, was durch die Zufügung der verschiedenen Nährmittelfette und Oele bekanntlich noch besonders begünstigt wird. Viele Mütter aber würden ihren Kindern, vor dem Gang zur Schule, mit einer schmackhaft und würzig zubcrciteten Suppe hinsichtlich ihrer besseren Ernährung einen größeren Dienst er- weisen, als mit dem üblichen Morgenkaffee und Zubrot. Die vielleicht anfängliche Abneigung der Kinder gegen diese Früh stücksart wird bei schmackhafter abivechslungsreichcr Zuberei tung bald schwinden und nur selten werden sie in „Suppen- kaspars" Weigerung verfallen: „Nein, meine Suppe esse ich nicht, ich esse meine Suppe nicht!" Slkriecke kurr. Hast und Lärm füllen unser Leben, das rasende Tempo moderner Großstädte, Nächte werden zum Tage in der blen denden Helle riesenhafter Lampen. Kein« Dämmerung hüllt mehr weich und gelind und Ausruhen fordernd den Bewohner der Stadt in ihre sachten Schleier. Grell und unvermittelt wandelt sich das Licht des Tages in das künstliche der Nächte. Wie in einem ewigen Fieberrausch fliegt das Leben dahin, kaum u-erden sich die Menschen noch dieses unnatürlichen Zustandes bewußt. Sie haben kein Gesühl mehr für den stilleren und lang sameren Rhythmus des eigentlichen, tiefen und innerlichen Lebens; fie schelten ungeduldig und gereizt, wenn sie einmal auf irgend etwas ein paar Minuten warten müssen. Blind und taub ist eine nicht geringe Anzahl von ihnen geworden durch diese — meist schon ererbte — hast gegen tste Geheimnisse des Lebens rings und dessen fieseren Sinn, gegen die Stimme des Werdens, die leis« und eindringlich um fie her sprechen . . . zu ihnen ebenso, wie zu den Menschen vor hundert und aber hundert Jahren. Und manche — nicht wenige — können di« Natur nur noch vom Nützlichkeitsstandpunkt aus sehen, kühl und bedächtig wägend, was sie wohl wert. Und sie schelten Träumer und Toren alle, die sich niederbeugen und lauschen, die das bunte und laute Getriebe in seiner Armseligkeit und Kleinheit er kennen, die die Sprach« des Waldes verstehen und eins werden können mit Wolke und Wind; di« ruhig stehen können, lange Zeit, ohne die Uhr in der Hand, um einem spielenden Tier zuzu sehen und sich erfreuen an der Schönheit seiner Bewegungen und dem weichen Fluß der Linien seines geschmeidigen Körpers. Und jene wissen nicht, daß diese nicht allzu vielen, die nicht Herr sich dünken über die Natur, die sie nicht ausschließlich zum nutzbringenden Werkzeug machen wollen, — daß diese ihre wahr haftigen Meister find, vor denen fie sorgsam gehütete Geheim nisse enthüllt und zu denen fie spricht, leise und gut, und die sie tröstet in den Stunden der Not wie ein« Mutter . . . Und dennoch ... in fast allen Menschen, auch in denen — Männern und Frauen — die fest zu stehen scheinen in ihrer bunten, lauten und lärmenden Welt, lebt eine tiefe Sehnsucht nach Ausruhen und Stille. Aber fie wissen es nicht, oder — wollen es nicht wissen. Sie schelten sich selber schwach und töricht in solchen Stunden einer feinen und bohrenden Sehnsucht und sie stürzen sich in das Gewühl von Zerstreuung, Trubel und Fest, hastiger, ruheloser, als vorher: um sich abzulenken. wie fie sagen — um sich zu betäuben, in Wahrheit . und kehren nach Hause zurück doch nur mit dem Gefühl einer trostlosen Kälte und Leere. Und viele sehnen sich wohl zurück in die „gute alte Zeit", wünschen fie wieder herbei, freilich ohne sich dabei klar zu machen, was das für fie. an viele auch wertvolle Errungenschaften weiterentwickelter Zivilisation Gewöhnte, be deuten würde. Sie sehen dann nur die Lichtseiten des Lebens von damals, ohn« sich die Kehrseite klar zu machen. Und sie vergessen gänzlich, daß es unmöglich ist, das Leben 100 Jahre zurückzuschreihen, heute noch viel unmöglicher, als es etwa da mals gewesen wäre. Es ist ein trauriges Zeichen, wenn die wciei und <l Schwägerinnen Schwägerin! Man denkt dabei unwillkürlich an häusliche Verstimmungen, an Streit. Unliebes, und an noch manches was nicht gefällt Jedenfalls kommt es sehr häufig vor. daß dem Verkehr zwischen Schwägerinnen Aufrichtigkeit und echtes Empfinden mangelt. Es gibt Reibungsflächen im gegensei tigen Verkehr. Es ist leider vielfach zu finden, daß di« Eeschwisterliebe mit dem Hochzeitstage abnimmt Das neue innige Verhältnis der Gatten gegenseitig entfremdet beide ihren Familien. Man wird gleichgültiger gegen die Vorkommnisse in der Familie der Eltern, di« eigenen kleinen Leiden und Freuden stehen im Vordergrund, das Bild der Kindheit im Vaterhaus wird durch die Gattenliebe beschattet. Am häufigsten macht es sich beim Bruder bemerkbar. Die Geschwister empfinden dies oft schmerz lich. besonders dann, wenn das Familienleben daheim ein herz liches war. Unwillkürlich sucht man die Ursache dieser Ver änderung im Einfluß der jungen Schwägerin auf den Bruder. Wir hören aus jedem harmlosen Wort etwas Verstecktes, fühlen in der geringsten, nichtssagenden Handlung etwas Ungutes; di« Stimmung für Unaufrichtigkeit und Feindseligkeit ist ge schaffen Die junge Schwägerin fühlt das; manchmal läßt ihr auch der Zufall blitzartig einen Vlick in das tiefinnerste Empfinden der neuen Verwandten tun. Sie fürchtet Gefahr für das herz liche Verhältnis zum Gatten und kennt nun kein« wichtigere Aufgabe, als den jungen Gatten ganz unmerklich nach und nach s von seiner Familie abzuziehen. Er zieht Vergleich« zwischen ' Va und dort. Mischen Schwester und Frau, und auf einmal sieht er, daß man ihn daheim doch recht wenig beachtet hatte, und daß gerade die Schwestern es viel zu sehr am schuldigen Respekt fehlen ließen. Diese Erkenntnis dämpft die Liebe zur einstigen Familie. Dort aber empfindet man die erkaltend« Bruderliebe für Undankbarkeit und zieht sich ebenfalls empfind lich zurück. Der beginnende Riß ist fertig. — Es gibt viele opferfreudig« Schwestern, die durch eine ganz« lange Jugendzeit im Bruder ihren Abgott sahen und liebten; die für sich nichts, alles aber für das Glück des angebeteten Brüderleins wünschten, und die dann nach des Bruders Hoch zeit um den Verlust der Bruderliebe schmerzlich trauern müssen. Die junge Schwägerin kann ganz gut geartet sein und den besten Willen haben, mit ihren Schwägerinnen in Frieden und Eintracht zu leben, so löst der Gedanke, den bewunderten Bru der an eine Fremd« zu verlieren, zum mindesten Wehmut aus. Es ist nicht zu leugnen, es gibt auch Fälle, wo der fungver- heirateten Frau durch die Verwandten des Mannes viel Un liebes bereitet und ihr das Leben verbittert wird. Im großen ganzen prägt sich im Verkehr von Schwägerinnen meist sehr deutlich der Erundzug des Verkehrs der Frauen unter einander aus vioa Lrnstderger. Eier frisch erhalten. Man taucht die Eier mehrmals in eine auf zirka 38 Grad Celsius erwämrte konzentrierte Wasserglas- lösnug. Nach zehn Minuten sind fie mit einer genügenden Schicht dieses Dichtungsmittels überzogen und werden auf einem Eier- ständer oder auf einem hölzernen Rost getrocknet. So erhalten sie sich jahrelang frisch. ocir airri §p«ric«7 Das Auge, in seinem Aufbau ein nie genug zu bewundern- des Meisterwerk der Schöpfung, ist durch seine Lage an der Oberfläche des Gesichts sowie durch die Zartheit seiner Gewebs bestandteile mannigfachen Gefahren und Schädigungen aus gesetzt. Zu ihrer Fernhaltung ist eine vernünftige Äugen pflege notwendig, welche schon in -en ersten Lebenslagen beginnen muß und für jede folgende Altersstufe unentbehrlich ist, um die volle Leistungsfähigkeit unseres Auges auf die Dauer zu bewahren. Die Natur selbst hat schon durch gewisse Vorrichtungen, besonders durch die Augenbrauen, die Lider mit ihren Wimpern und durch die Tränendrüsen Vorsorge ge troffen, um dieses verletzlichste und empfindlichste unserer Sinnesorgane vor äußeren mechanischen Beschädigungen sowie vor allzu heftigen Reizen und vor Verunreinigung zu schützen. Der überaus kunstvolle und verwickelte Bau des Auges und seine Funktion soll hier nur soweit beschrieben werden, als es zum Verständnis seiner Pflege notwendig ist. Wir begnügen uns daher, zu erwähnen, daß die von den Gegenständen unseres Sehens ausgehenden Lichtstrahlen durch die Hornhaut und durch das Sehloch oder die Pupille, der Regenbogenhaut ins Augeninnere Eingang finden, daß sie dann beim Durchgang durch die Kristallinse und den Glaskörper gebrochen werden, und daß sie auf diese Weise im Augenhintergrund, in der Netz haut, ein verfeinertes Bildchen des gesehenen Gegenstandes erzeugen. Dieses wird auf den Sehnerv übertragen und von ihm zur Hirnrinde in das Schzentrum hineingeleitet, wo der im Auge entstandene Gesichtscindruck sich erst in die ent sprechende Gesichtsempfindung und Anschauung umwandelt. Zur Pflege des Auges gehört vor allem, daß ihm heftige Reizungen seines lichtempfindlichen Apparats in der Netzhaut nach Möglichkeit erspart werden. Deshalb ist gvelles Sonnenlicht sowie jäher Wechsel zwischen Hell und Dunkel zu vermeiden. Besonders empfindlich gegen diese Einwirkungen rst das Auge des Neugeborenen. Sein Lager ist so auf zustellen. daß ihn das Sonnen- oder auch das künstliche Licht nie von oben, sondern stets von der Seite trifft, und tagsüber ist in seinem Aufenthaltsraum die Grellheit der direkten Sonnenstrahlen durch mattblaue Fcnstervorhänge abzudämpfen. Die schwerste Gefahr, welche seinem Auge in den ersten Lebenslagen droht, ist eine mit starker Absonderung und Ver klebung der Lider einhcrgehend« eitrige Entzündung, die Augcnentzündung der Neugeborenen, welche nur allzu ost mit Vernichtung des Sehvermögens endet. Ungefähr 33 Prozent aller Blinden gehören zu ihren Opfern, und diese hätten vor ihrem traurigen Schicksal mit Sicherheit hewabrt werden können, wenn ihnen rechtzeitig, nämlich sogleich bei den ersten Erschei nungen der Entzündung, ärztliche Hilfte zuteil geworden wäre. Auch die Skrofulose, dieser Feind des Kleinkindes, kann sein Auge ergreifen, und wenn sie nicht sorgfältig be handelt wird, hinterläßt sie infolge von Geschwüren der Horn haut nicht jelten eine schwere Beeinträchtigung des Seh- vermöaens. Im schulpflichtigen Alter kommt es vor allem darauf an, der Kurzsichtigkeit vorzubeugen. Wenn sie in der Regel auch durch einen fehlerhaften Bau des Augapfels verursacht wird, so fehlt es doch keineswegs an Fällen, wo durch schlechte Ärbeitsgewohnheiten, besonders durch Lesen und Schreiben bei Zwielicht oder bei unrichtiger Körperhaltung, der Grund zu diesem liebel gelegt wird. Bei der Berufswahl dürfen Migung, Fähigkeiten, äußere Verhältnisse und allgemeine Körperbeschaffenheit nicht allein maßgebend sein, sondern daneben ist auch der Augenzustand weitgehend zu berücksichtigen, und besonders sollte in dieser wichtigen Lebensfrage bei schon bestehender Sehschwäche eine Entscheidung ohne den Augenarzt nicht getroffen werden. Im Leben des Erwachsenen find es vornehmlich zwei Ein- flüsse, die auf sein Sehvermögen schädigend einwirven, nämlich der Mißbrauch des Tabakgenufses und die lleb « r - anstrengung des Gesichtssinnes. Bei leiden schaftlichen Rauchern werden gar nicht selten ernste Sehstörun gen beobachtet, di« auf das im Tabak wirksame Genußgift, auf das Nikotin, zurückzuführen find, und die sich sogar durch LLH- mung des Sehnerven bis zu vorübergehender Blindheit steigern können. Und nicht bloß im Genußgift, sondern auch in der Arbeit wird gegen das Auge gesündigt. Wir erwägen gar zu wenig, 'daß wir unsere Augen im wachen Zustande unaufhörlich in An spruch nehmen, und daß ihnen daher auch Ruhe und Erholung nottut. Diese können wir ihnen auf kein« bessere Weise zuteil werden lassen, als daß wir nach anhaltendem Lesen, Schreiben, Nähen Sticken, Gravieren oder ähnlichen Arbeiten, unseren Blick nicht auf ein nahes Ziel einstellen, sondern möglichst lange Zett in die unbestimmte Ferne fichten oder — noch besser — in der freien Natur über ausgedehnte Wiesen schwei fen lassen. Für schwach« und reizbare Augen empfiehlt «s sich, die Arbeit bei künstlicher Beleuchtung aufs äußerst« einzuschränken, und sich gegen Licht, welches von Gletschern, Cchneemassen oder spiegelnden Flächen zurückgeworfen wird, durch rauchschwach« oder blaue Brillengläser zu schützen. Im reiferen Lebensalter, gewöhnlich nach dem 45. Lebens jahr, erscheint infolge von Abflachung der Kristal linse die allmählich zunehmende Schwierigkeit, nahe Gegen stände scharf zu erkennen, und der Versuch, dies lästige Manko durch starke Anspannung des Gesichtssinnes auszugleichen. führt zu schädlicher und schwerer llebermüduno der Augen. Zu ihrer Schonung und Kräftigung ist gleich im Beginne dieser zwangsläufig cintretenden Weitsichtigkeit der Gebrauch einor Konvexbrille nötig. Niemals aber soll diese nach dem Gutdünken des Patien ten oder nach dem Rat eines Optikers gewählt werden, sondern bei allen, wie auch immer gearteten Sehstörungen, vermag allein der Arzt — oft auch nur mit Hilfe des Lugenstnegels — das ihnen entsprechende Glas oder sonstige Hilfsmittel mit Sicherheit zu bestimmen. Lanitätsrnt vr. Bergmann, Serlin.