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In der Nationalversammlung selbst, die NN diesem Mon« I tag, dem 12. Mai ISIS, nachmittags 3 Uhr, in der neuen Aula , der Universität Berlin zusammentritt, gibt Scheidemann, al» der Präsident de« Neichsministeriums, diesem Volkswlklen beredten Ausdruck: i „Wenn ich in Ihren Reihen Kopf an Kops dl« Vertreter aller dentlchen Stämme und Länder sehe, dir Erwählten vom Rheinland, vom Saargeblet, von Oft- und Westpreuhen, Posen, Schlesien, »an Danzig und Memel, neben de« Abgeordneten der unbedrohten di« Männer an» den bedrohten Provinz«», dt«, wenn der Wille unser«, Gegner zu« ««setz wird, »»» letzt«» Mal« «lo Deutsch« unter Deutschen tag», sollen, dann «eitz ich mich »on -er,«» «ins «it Ihne«, in der Schwer« und Weih« dieser Stunde, über der nur »in Gebot stehe» dars: wir ge hören zusamment Wir »üfsen brieinanderbleibenl Wir find ei» Fleisch und «in vlut und w«r un» ,« trenne» »»sucht, »er schneidet mit mörderischem Messer in den lebendigen Leib deo deutschen Bolles.* Er zeigt auf das Buch der Friedensbedingungen, das vor ihm aufgebahrt liegt: „Die» dicke Buch beginnt in hundert Absätzen: Deutschland verzichtet — verzichtet — verzichtet, — dieser ichauerlichr und mörderisch« Hexenhammer, mit dem «ine« grob«» Bolt da» Be- kenntnl» der eigenen Unwiirdigktit, di« Zustimmung zur er barmungslos«» Zerstückelung, da, Eingeständnis mit ver« sNavung und Helotentum abgepretzt und «rpretzt »erde» soll, die» Buch dars nicht zum Gesetzbuch der Zukunft werden. Wer kann al» ehrlicher Mann, ich will gar nicht sagen al» deutscher, nur als ehrlicher vertragrtreurr Mann, solche Be- - dingungen «iugehen? welche y<zn» miitzt« nicht verdorren, die stch und u«, >u bits« Fessel» le-t. Gewiß: Weh« denen, die den Krieg herausbrschwore» hadenl Aber dreimal Weh« über di«, die heute «t»r» wahr hasten Frieden auch nur um einen Tag verzögern." Das Wort war in jener Stunde keine Phrase. So dachte in jener Stunde und in jenen Tagen ein ganzes Volk. Und doch, — am 2«. Juni mutzten die Abgesandten des deutschen Volkes zu Versailles diesen Vertrag unterschreiLen. Wie konnte das geschehen? Oder sollten wir nicht bester so fragen: Was ist mit diesem deutschen Volk, das stch am 12. Mai d«, Jahre» ISIS so erhob, an Vergewaltigungen alles geschehen, um es dahinzubringen? Denn leichtfertig schien« ,, mir, «in ganze» Volk zu schmähe^ — sollten wir nicht lieber versuchen, das Furchtbare jener Stunden nachzuerleben, in denen kein Mensch in Deutschland «inen anderen Ausweg mehr wutzte al» diesem . Denn ,ene, die in spateren Jahren der Gemeinsamkeit des Volksschicksals vergessen, das uns in jenen Stunden einte, die An- klage erhoben: der Vertrag hätte nicht unterzeichnet werden dürfen, erhielten in jenen Tagen die Möglichkeit angeboten, Regierung und Verantwortung in Deutschland zu Ubernehnttn, di« Unterzeichnung zu verweigern, — — und und sie übernahmen die Verantwortung nicht. Schreiten wir den Weg nach, den das deutfch« Volk in fenen Tagen ging. Tage erbltterler Abwehr Am 8. Mai hatte schon Scheldemann bei seinem ersten Bericht im Fricdcnsausschutz das LNort gesprochen: „Die Reichs regierung mutz auch dies jedes Gefühl aufwühlende Dokument des Hasses politisch nüchtern betrachten. Auch die Männer der deutschen Delegation zu Versailles, Graf Vrockdorfs-Rantzau und sein Stab, muhten Wut und Empörung, persönliche Schmach, die sie erlitten, Schmerz, der sie übermannen wollte, Gefühl, das nach Aus bruch drängte, niederwllrgen. Sie brauchten nur ans Fenster zu treten und sie sahen den Stacheldraht, der sic gefangen hielt. Jetzt Zurückgewinnung des kühlen Gehirns, jetzt geht's um eiserne Kälte und Beherrschung, ruhigen Blick, der jede Schwäche des Gegners erspäht, ruhige Hand, die -usticht und trifft. Wie sprach Adolf Hitler am 1. März 1933 in der Iahrhunderthalle zu Breslau: „Während ich in diesen vierzehn Jahren baute, zerstörten die anderen!" Auch in jenen, von Adolf Hitler geschmähten Tagen besah Deutschland und sein Volk mitten im Feindesland im Gehege »er Stacheldrahlzäunc eine Kampftruppe, die verzweifelnd von Deutschland das hereinbrcchende Unheil zu wehren suchte. Ein Bergbruch ging gegen sie nieder. Und wenn sie gefallen sind, d. h. wenn ihr Wirken vor dieser phantastischen Brutalität eines Siegers zerschellte, die Svahrheit ist, dah, was In fenen Tagen an Abwehr geschallen wurde für immerdar, zu den ruhmreichsten Blättern deutscher Geschichte gehört. Das deutsch« Schicksal spielt« sich, soweit unser eigenes Volk es zu wenden versuchte, an drei Schauplätzen ab: bei der Fr I eben sde legal Ion zu Versailles,— bei der R c i chs r e g i e r u ng und dem ihr angeglieder ten Friedensausschuh — und endlich in der Nationalversammlung. Plan und Taktik des Trafen Vrockdorff-Rantzau zu Ver sailles ging von dem Gedanken aus, so wie der Führer der deutschen Delegation das Buch dieses Friedrnsvertrageo, um «s rasch in wenigen Stunden ins Deutsche übertragen zu erhalten, in Stücke zerlegen und an die einzeln«» Uebersej»» verteil«» muhte, nun die Kräfte seiner Delegation zugleich über die ganze Front dieses feindlichen Werkes zu verteilen, die Punkt« aufzustöbern, in denen das Werk den vierzehn Punkten Wilsons widersprach, das sestzuftellen und in Einzelnoten dem Feind zum Bewuhtsein zu bringen. Dies war das Erste. Sodann: dah der Feind sich aus die vierzehn Punkte zurück werfen liehe, wer durfte das annehmen? Auch Graf Brockdorff- Rantza«, der dem Abgesandten des Präsidenten Wilson im Zug von Duisburg nach Köln erklärt hatte, er unterschreibe nichts, was Aber diese vierzehn Punkte hinausgehe, wuht«, dah er seinem Volk einen schlechten Dienst täte, ja, es in Wahrheit im Stich liehe, begnügte er stch mit solchen Auseinandersetzungen- Es galt also zugleich in diesen Noten an den Feind die ungeheuren Gefahren aufzudecken, die in diesem Vertrag nicht nur für Deutschland, sondern für Li« ganze Welt stak««», Es galt, den Feinden zu zeigen, dah sie sich selbst schände ten, sich selbst mit vernichteten. und endlich drittens galt es, an Stelle der Irrwege dieses Zwangsvertrages neue Wege von deutscher Seite aus zeigen, die Aussicht dafür boten, dah auch der Feind st« annehmen muhte, aus einer inneren Ansicht heraus annehmen muhte, wenn die Verblendung der feindlichen Völker dies überhaupt zuläht. Bereits am S. Mai schickte Graf Brockdorff-Rantzau die erste Note an Elemenceau: er suchte den Rechtsfrieden zu gewinnen gegenüber dem Eewaltsrieden. Er kündet weiter« Noten für Einzelheiten an, — — bereits am nächsten Tag, am 9. Mal, lehnt Elemenceau ab, er ist nicht bereit, Erörterungen der grundsätzlichen Bedin gungen zuzulasten. Die Alliierten werden nur Anregungen rein praktischer Art, also nur Anregungen, welche lediglich die prak tische Durchführung der einzelnen Bestimmungen berühren, entgegennehmen. Damit ist gesagt, dah sie an der Substanz des Vertrages nichts ändern lasten. Ist dieser Wille von Elemenceau entscheidend und unab änderlich — und er ist es —, so ist dieser gigantische Kampf um sonst. Di« Friedensdelegation nimmt diesen Kampf auf. Sie kann nichts anderes tun. als ihre Pflicht bis zum letzten Augenblick, I unbekümmert schickt Brockdorfs-Rantza« eine weiter« Note, Uder den Völkerbund und seine Grundlage. Eine dritte Note über die Heimsendung der deut- ! schen Kriegs- und Zivilgefangenen, — was es zu dieser Frage zu bedenken gibt, wird hier bedacht, von der Qual dieser Gefangenen bis zur Knappheit des Schisss- raums und des Kohlenmangels, der die Transporte gefährdet, bis zur Ernährung und der Neueinkleidung In Zioilkleider. Um der Menschlichkeit willen schlägt die deutsche Delegation Sonder verhandlungen zur Beschleunigung der Heimsendung d«r deut- schen Gefangenen vor. Ein« vierte Not« geht ab: der Entwurf über ein Ab- kommen über «in internationales Arbeiterrecht, die Grundlagen des Lebens der breiten Masten der Arbeiterschaft sollen gesichert werden. Dies alles geschah schon am 9. und 10. Mai, kaum waren zweimal vierundzwanzig Stunden seit Ueberreichung des Dik tates verflossen. Am 13. Mai übermittelt Graf Brockdorss-Rantzau an Lle- menceau ein Gutachten der deutschen volkswirt schaftlichen Kommission. In diesem Gutachten werden alle Rückwirkungen der Friedensbedingungen aufgezeigt: datz Deutschland hinwrggenommr» werden soll: an Getreide und Kartossel» seiner ganz«« Srtragniste, die es für die Er nährung seines Volkes braucht, von seiner Eisenerzproduktion drei viertel, so dah nur «in Viertel ihm verblieb«, von seiner Zinkproduktion dr«i FitnstN, d«r Verlust d«r Kolonien, der Handelsflotte, der auswärtigen Besitztümer raubt jede Möglichkeit, vom Ausland Rohstoff und Getreide, da, fehlt, zu kauf«» und «in,»- führ«», für Millionen deutscher Männer, Frau«» u»d Kind«« be deut«« da» Auswanderung und Lod. Elem«nc«au antwortet: das alles sei U«bertrribung. Deutschland habe jetzt zunächst zu erkennen, wie nunmehr die Weltlage sei und dah es als Urheber des Krieges den gerechten Folgen nicht entgehen könne. Graf Vrockdorff-Rantzau und sein« Friedensdelegation welchen auch vor dieser Brutalität nicht zurück. Weitere Noten folgen: über die Verpflichtung der soge nannten Wiedergutmachung, über die Territorialfragen, über das Saargebiet, und über die Kohlcnlieferungen. Elemenceau antwortet: „Die Regelung der Saarfrage sei ein« besondere und exemplarische Wiedergutmachung der Zer störung der Bergwerke in Nordsrankreich. Ist diesem Feind« beizukommen? Graf Vrockdorff-Rantzau war des Glaubens gewesen, dah die Inhalte seiner Noten, die in Wahrheit geniale Meisterwerke deutschen Geistes waren, wen» auch nicht auf die verantwort lichen Führer der Feinde, so doch auf die breiten Volksmassen nicht ohne Wirkung sein könnten, sie zur Besinnung bringen müssten. E» hatte mit einem nicht gerechnet: mit dem Stacheldraht, mit dem diese Führer der Entente di« deutsche Delegation umgeben hatten Die Noten mündeten in den verschlossenen Kabinetten der gegnerischen Geheimdiplomatie, di« ehemals feindlichen Völ ker erfuhren ihren wahren und vollen Wortlaut nicht, er hielten nur von der feindlichen Zensur zurechtgemachte Auszüge. Von hier aus erhält nun der zweite Schauplatz diese-: Kampfes in Deutschland bei der Reichsregierung in Weimar und Berlin ihr« besondere Bedeutung, denn hier flössen aus dem neutralen und feindlichen Ausland die Nachrichten über die innerpolitische Lage der Feinde zusammen. Es kam zu Beratungen zwischen der Friedensdelegation und Vertretern der Rcichsrcgierung. Am 23. Mai trafen sich mehrere Reichsminister, darunter Erzberger und Bell, mit Vertretern der Delegation von Ver- sailles in Spaa. Auf Vorschlag Erzbergers sollte die Taktik des Kampfes ge ändert werden. An Stelle des Trommelfeuers der Noten, die einzeln« Punkt« des Friedensvertrages angriffen, sollt« «in ae- und zeigte den vernarbten Unterarm: „Sehen Sie: hier ist der Granatsplitter durchgegnngen. Und hier..." Während er den Hut abnahm, um seine Kopfnarbe zu zeigen, sagte ich schnell dem SA.-Führer: „Aber lassen Cie doch den Mann in Nuhe! Das ist ein Kriegsverletztcr! Er hört schwer?" Ich must sagen: der Mann war sofort sehr vernünftig. „Kameraden!" ries er, „hier das ist auch einer, der in Deutschlands groster Zeit für das Reich gekämpft und geblu tet hat. Ein Vorbild für euch! Loht ihn in euren Reihen mitmarfchieren!" Da war ja das Unglück fertig. Wir wurden in die Mitte genommen, und weiter ging der Marsch. Gut kann da» wirklich nicht ausgefehen haben: So viele nette junge Leute in Uniform und in der Mitte wir zwei Schießbuden- signren in Zivil. Knurrebacke fragte mich: „Wohin geht's denn jetzt?" „Ja — ich habe keine Ahnung! Immer vorwärts!" „Ganz wie im Kriege!" schrie Knurrebacke. „Immer »orwärts.... und keiner weist, wohin...." Dor dem Rathaus, das war ein« kriegerische Ver sammlung: SA. und Stahlhelm in rauhen Mengen, Publi kum, soweit der Platz noch reichte, Polizei mit Karabinern an allen Enden. Aber die Karabiner waren nicht so schlimm gemeint, denn oben drauf hatten di« lieben Leute kleine Hakenkreuzfähnchen gesteckt. Eine graste Hakenkreuzfahne aber war an dem Fah nenmast in der Mitte des Rathausplatzes angebaumelt. Dann sprach einer etwas, man konnte auf die Entfernung nichts verstehen, dann schrien sie alle „Heil!" und dann stieg die Hakenkreuzfahne empor. Das Deutschlandlied wurde gesungen, und hinterher ging an dem Fahnenmast daneben noch die alte schwarzweißrote Fahne hoch. Das war zu viel sür Knurrebacke. „Gucke bloß an", schrie er mir ins Ohr, „unser gutes altes Schwarz-Weiß- Not, unter dem wir im Kriege gekämpft haben, das kommt nun blost so neben dran. In der Mitte haben sie die rote Fahne, mit der neuen Gebrauchsmusterschutzmarke drauf. So «in Rummel!" Vergebens hatte ich versucht, Knurrebacke den Mund zuzuhalten. Aber nun war es raus, und nun waren sie auch schon über ihn her. Einer, der vielleicht eben die Prima ver lassen hatte, schlug ihm auf die Nase, dast gleich das Helle Blut hcrvorsprang. Eine edle Jungfrau hatte ihn hinten am Kragen und trommelte ihm mit dem Schirm auf den Kopf. Dazu kreischte sie: „An den Galgen mit ihm! Au den Galgen!" Glücklicherweise war kein Galgen vorhanden, und an den Fahnenmasten hingen schon die Fahnen. Ich versuchte, Knurrebacke zu Hilfe zu kommen, aber ich bekam einen Stost gegen den Magen, und mein Magen ist etwas emp findlich. Als ich wieder aus den Augen gucken konnte, sah ich, dast Knurrebacke auf der Erde lag und mit den Füsten bearbeitet wurde. Da war aber auch schon die Polizei da und verhaftete ihn und mich wegen öffentlicher Ruhe störung. Gott sei Dank gibt es noch mitleidige Menschen, und so kam auch ein Arzt mit zur Wache, der die Szene mit an gesehen hatte. Eigentlich war es Knurrebacke noch ziemlich gut gegangen: das Nasenbein war angebrochen, die alte Narbe am Hals war aufgeplatzt, «ine leichte Gehirnerschüt terung und sonst nicht als lumpige blaue Flecke... Knurrebacke säst ziemlich benommen in der Ecke der Wachtstube und sagte gar nichts mehr. Inzwischen liest ich mich vernehmen und stellte fest, datz hier doch ein grotzes Mißverständnis vorliege, der Mann gehöre gesinnungs gemäß doch zur Rechten und habe nur die Entwicklung der letzten Jahre eben nicht mehr recht verstanden. Das sah der Wachtmeister auch ein. „Also dann gehen Sie schon", sagte er, „und machen Sie k«in Aufsehen." „Aber der Mann hat doch Anspruch auf Schaden ersatz!" ries ich. „Wir leben doch in einem Rechtsstaat!" „In einem Rechtsstaat schon", lächelte er „und also in keinem Linksstaat. In ejnem Rechtsstaat darf man nichts gegen rechts sagen. Merken Cie sich das. Guten Abend!" Das war mal ein trauriger Nachhauseweg! Halb und halb mutzte ich den guten Knurrebacke tragen. Er hing mir apathisch im Arm und sagte keinen Ton. Vor dem Schauspielhaus, von dem nun auch die Ha- kenkrcuzsahne wehte, sahen wir unseren Freund Kilian. Er war, wie immer, guter Laune. „Knurrebacke!" rief er lachend, „wer hat dich denn so zugcrichtet? Deine Frau ist wohl zuriickgckommen?" Da Knurrcbacke keine Antwort hergab, warf Kilian mir einen gnädigen Blick zu und sagte: „Weisst du das Neueste? Die deutsche Kunst wird in Dresden erneuert. Busch wird heute abend ausgepsissen. Der Eaukunstwart der NSDAP., Herr Alexis Posse, hat die Leitung der Staatstheater übernommen." „Gaukunstwart? Na, ich glaube schon, an dieser Kunst werden wir zu kauen haben." „Au!" schrie Kilian. „Aber ich weiß noch was! Kannst du Latein?" * „Vielleicht noch ein bitzchen. Probier mal." „Was heißt: Ultra posse nemo obligatur?" „Ach, das ist doch der bekannte römische Rechtgsatz..." „Unsinn: Das ist der neue Wandspruch für das Di rektionszimmer des Schauspielhauses: Ultra posse nemo obligatur. — Es wird niemand engagiert, nutzer durch Herrn Posse." Kurz vor seiner Wohnung tat Knurrebacke endlich den Mund auf. „Das habe ich mir doch gedacht." „Was denn?" fragte ich. „Datz die Roten mich immer noch auf dem Kicker haben." „Die Roten?" „Ja freilich. Beim Kapp-Putsch haben sie mich so zuge- richtet, und heute wieder." Hier war offenbar ein Mißverständnis. Aber cs war schwer, sich mit dem schwerhörigen Mann zu verständigen. Ich brüllte ihm ins Ohr: „Aber heute waren das doch National s o z i a - listen!" „Ja, S p a r t a k i st e n ", nickte der Schwerhörige verständnisinnig: „Spartakisten — die waren's damals auch. Bei der Jammer-Republik mußten die Brüder ja noch einmal nach oben kommen..."