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Ausaabe Lund N Dienstag, den 21. Februar 1933 SültsMe volksseiluns Für christliche Politik und Kultur Sl«,«tge»-r»tt«, Die 1g«i-alien« pettlzeile st« ^.Namiiien- anzeigen ».Stellengesuche SO Z. DI« v«Ntressmne,eiIe. 8« mn>. Kreit, l gür Anzeigen ausserhalb de» BerbreiiungSgeb ete» «N die petitretlamezelle l.!iN>. iNrlelgeb.stNZ. Im stalle höherer «Hewatt erlischt „d, «er-ssichiung au' VIeserung '-wie Lrsttlluiig v. Anzeigen. «nstrSgen u. Leistung d. Schadenersatz sredattton der Sitchssschen >volkszett«»a Vretden-Altltadi I Volierltrass« 17. IernrrN Ml« und LI 012. Nummer 44 — sr. Sahrga«, Erscheint «imai wöchn. mit tllustr. Grattöbetlagen.Heimat und «eit' und der klinderbeilage »Für uns,« NeinenLeui»', sowie den !t«rtb«Iiogrn .Unterhaltung und Wissen'. »Die-rassisch« Haut« trau'. .Da» gut« Buch'. Monatlicher Bezagl-rei» «luSgaöe ss mit St..Benno»vlatt ^lS,7v Ausgabe 0 ohne St.-Benn o-Blati » 2Lg Einzelnummer »v Sonnadend- u, Sonnlagnummer H0 4 Geschäftsstelle, Druss und >v«rlag, Germania Duchdruckerei und Berlag DreSden-A. 1, Pollerstr. 11. Fernrus 2l0l2. postschealonto Or«»den 102». Banst lonto Stadtbank Dresden Br.S»7S7. Brüning im Wahlkampf Reden in Würzburg» Biberach und Raven?b'«rg — Drohungen Fricks gegen Württemberg Das Berbol -er Germania wieder rückgängig gemacht Massenversammlungen-esZenlrums Würzburg, 20. Februar. (E. M.) Der frühere Reichskanzler Dr. Brüning hielt Samstag abend in zwei überfüllten Parallel versammlungen seine erste Wahlrede in diesem Wahlkampf. Er wandte sich in seinen Ausführungen in scharfer Weise gegen die Neichsregierung und ihre Maß nahmen. Der Redner kritisierte eingangs die Einsetzung von Reichskommissarcn in den Ländern. Er beschäftigte sich in diesem Zusammenhang mit dem Artikel 48 der Neichsver- fassung und erklärte, daß es in der modernen Zeit wohl keine Verfassung gegeben habe, die so elastisch sei wie die von Weimar. Es sei aber nötig, diese elastischen Bestim mungen mit Ruhe anzuwcnden. Man erlebe jetzt ein Hineingkeiten von einem Experi ment in das andere. Während sich früher die Intrigen öffentlich abgespielt hätten, gingen sie jetzt hinter den Kulissen vor sich. Er habe von den Notverordnungen, die die Regierung erlassen habe, nicht den Eindruck, datz sie aus einen systematisch aufgebauten Vierjahrplan hinauslaufen sollten. Der Redner bemängelte auch, daß die vom Zentrum seinerzeit an die Neichsregierung gerichteten Fragen nicht beant wortet worden seien. Auf diese Weise könne man sich kein Bild davon machen, wie der Vierjahresplan aussehe. Dr. Brüning ging dann zu Fragen der Handespolitik über. Auch hier kritisierte er einzelne Maßnahmen der Reichsregierung. Er erklärte, daß mit der in jüngster Zeit getriebenen Handelspolitik eine Verringerung der Arbeitslosigkeit nicht wird er reicht werden können, dies sei vielmehr nur möglich, wenn man alle Maßnahmen miteinander abstimme. Weiter wandte sich Dr. Brüning gegen die Personalpolitik der Neichsregierung und gegen jede Beeinträchtigung der Freiheit der öffentlichen Mei nung. Gerade ein Volk, das einen entscheidenden Kampf um seine außenpolitische Freiheit führen müßte, könne nicht der Freiheit einer politischen Meinungsbildung beraubt werden. Wer in der Verantwortung stehe, müsse sich Kritik gefallen lassen. Auch g egen den Aufrusder Reichsregie rung wandte sich Dr. Brüning in scharfer Weise. Es sei unria-lig, von einem Trümmerhaufen zu sprechen, den das System der letzten 14 Jahre hinterlassen habe. Es seien in Kiesen 14 Jharen tatsächlich eine große Anzahl von außen ¬ politischen Erfolgen erzielt worden. Im übrigen sei cs notwendig, daß alles vermieden werde, um Deutschland nicht wie der in kurzer Zeit in eine moralische Isolierung zuriick- zuwcrsen. Der Krieg sei verloren worden durch diese falsche Außen politik des Reiches. Am Schluß seiner Ausführungen betonte Dr. Brü ning, daß das Zentrum mit jeder Negierung Zusammenar beiten werde, die den Ausgleich zwischen den Ständen wolle, dic ein wirklich christlich-positives Programm ver trete und verfassungstreu sei. Das Zentrum werde kämpfen und sich nicht unterdrücken lassen. Am Sonntag mittag sprach Dr. Brüning in Bibe rach. Auch diese Versammlung war vollständig übcrsüllt. An der Versammlung nahmen auch zwei ehemalige öster reichische Minister, Bundeskanzler a. D. Enders und Fi- nanzminister a. D. Mittelsberger teil. Einer Kritik unterzog Dr. Brüning die Verordnungen über Zollerhöhungen für Vieh und Fleisch. Diese hätten keinen Zweck, wenn Vieh und Fleisch überhaupt nicht ein geführt werde. Auch die für die Ketreidcstiitzung ausge gebenen Gelder wären zu Beginn der Ernte nützlicher ver wendet gewesen als heute. Der Redner bezweifelte im übrigen, daß die Regierung aus die Dauer die Eetreidepreise würde halten tönncn. Die Preise richteten sich immer nach der Kaufkraft des Volkes, und diese sei gesunken, wie sich aus dem vermin derten Fleischkonsum pro Kopf ergebe. Das Zentrum sei immer bereit gewesen, in die Bresche zu springen, wenn es gerufen wurde. Es habe dies getan, ohne zu fragen, wer ist schuld an dem oder dem, sondern es babe es getan wie alte Soldaten schweigend, ohne ein Wort zu verlieren. Die Zentrumspartei gehe daher mit derselben Entschlossenheit wie früher in den Wahlkampf. Am Sonntag abend sprach Dr. Brüning in N a v e n s- burg vor einer Massenversammlung von Wählern aus dem württembergischen Oberland. In allen Versammlungen wurde Dr. Brüning von den Tausenden mit jubelndem Bei fall begrüßt und stürmisch gefeiert. Der frohe Kampfes- geist, der in diesen Versammlungen lebendig war, ist eine Bürgschaft dafür, daß das Zentrum aus den Wahlen Les S. März mit Ehren heroorgehen wird. Japan verläßt Genf Delegallon abberufe« Tokio, 20. Februar. Das japanische Kabinett hat beschlossen, die japanische Delegation aus Genf zurückzuziehen und die notwendigen Schritte für einen eventuellen Austritt Japans aus dem Völkerbunde zu treffen, falls die Völkerbundsversammlung den Bericht des Neunzehnerausschusses am nächsten Sonn abend annimt. Eine japanische Gegenerklärung sott al» Antwort auf die Entscheidung der Völkerbundsversamm- lung abgegeben werden. Genauere Angaben über den Zeitpunkt des Austritts sind nicht gemacht worden. In Kreisen des auswärtigen Amtes kündigt man an, daß Japan wahrscheinlich in Kürze in Peking und Nan king den Vorschlag machen werde, die chinesischen Truppen sollten aus der Provinz Je hol zu rückgezogen und eine neutrale Zone zu beiden Seiten der großen Mauer geschaffen werden. Durch diese Maß nahmen solle die Möglichkeit, daß die Operationen in Jehol auf Nordchina übergreifen, auf ein Mindestmaß herabgedrückt werden. — Auf deutsch: Wenn China sich nicht gutwillig die Provinz Jehol nehmen läßt, wird Ja pan mit Gewalt noch mehr nehmenl Trotzdem Das Zentralvrgan der Deutschen Zentrumspartei, die Germania, mar auf Anordnung des Berliner Polizei präsidenten, für drei Tage verboten worden. Des wei teren hatte der Kommissar des Reiches im preußischen Ministerium des Innern sämtliche Zeitungen verboten, die den Aufruf der ßatholiscl)en Verbände Deutschlands veröffentlicht hatten. Dieses Verbot ist inzwischen durch eine Besprechung zwischen dem Reichskanzler a. D. Dr. Marx, dem Vorsitzenden der katholischen Verbände Deutschlands, dem Generalsekretär der Deutschen Zen trumspartei Dr. V ockel und Reichsminister Göring wieder rückgängig gemacht worden, nachdem Dr. Marx und Dr. Vorbei die Erklärung abgegeben hatten, daß sie glaubten, im Sinne der katholischen Verbände, die den Aufruf unterzeichnet haben, zu handeln, wenn sie die Er klärung abgeben, daß in dem Ausruf in keiner Weise eine Beleidigung oder böswillige Verächtlichmachung der Reichsregierung gemeint sei. Nach der amtlichen Be gründung soll nämlich der Aufruf „einen unqualifizier- bcnen Angriff auf die Reichsregierung" darstc.llen. Er sei von Verbanden unterzeichnet, die der Zentrumspartei auss engste verbunden seien oder einen Bestandteil von ihr bilden. Unsere Leser sind in der Lage, sich ein Urteil über diesen Mahnruf der katholischen Verbände zu bilden, da mir ihn in Nr. 4t der „S. V" im Wortlaut bekannt gegeben haben. Sie werden mit uns zu demselben Urteil kommen, daß der Aufruf der katboliscken Verbände, hinter denen Millionen deutscher Katholiken stehen, weiter nichts enthielt, als den Ausdruck des festen Wil lens mitzuwirken an der Schickialsgestaltung unseres Volkes und Reiches zu neuer Größe und allgemeiner Wohlfahrt und die Warnung, an die stelle des Rechts Willkür und Parteilichkeit zu setzen. Das ist aber der heiße Wunsch und Wille nicht nur dieser hier laut mah nenden Verbünde, sondern der der überwiegenden Mehr heit des Millionenheeres der deutschen Katholiken, die dem Vatcrlande im Krieg und der elendiglichsten Notzeit eines Lckeinsriedens in treuer Mitarbeit, opferwilliger Entsagung und hingcbender Pflichterfüllung gedient haben. Es war nicht mehr als recht und billig, daß man dieses im höchsten Maße voreilige und unbegründete Verbot znriicknahm. Denn ein so allgemein gehal tenes Verbot konnte in der Tat dahin gedeutet werden, daß dem deutschen Katholizismus eine radikale Ein engung der Meinungsfreiheit bevorstände. Ein solcher Schlag gegen die ganze katholische Presse mußte schärf, sten Protest liervorrufen, ganz besonders um deswillen, weil man unsere Presse durch solche Verbote auf eine Stufe stellt mit der wüsten kommunistischen .Hetzpresse. Wir haben unseren Beruf schon immer anders ausgefaßt als unsere radikalen Kollegen von links und rechts, die in der Tat in den vergangenen Jahren einen sträfliclien Mißbrauch mit der bis vor kurzem in Deutschland lierr- schenden Pressefreiheit getrieben haben Ihnen mar es erlaubt, hemmungslos und ungestraft zu schimpfen und zu schmähen, indes es unsere nicht immer leichte Auf gabe war, dem deutschen Volke die Notwendigkeit bitte rer Regierungsmaßnahmen begreiflich zu machen. Diese Tätigkeit kostete unseren Verlagen manch materielles Opfer, während die Oppositionspresse durch Schüren der Unzufriedenheit sich stets neuen Anhang zu verschossen, die Möglichkeit hatte. Nun kam die Zeit, da wir den Taten einer Regierung ohne Bindung gcgenülierlrcten konnten. Wir haben seit dem Amtsantritt des Kabinetts Papen bewiesen, daß wir uns nunmehr nicht wie jene vergehen, die die deutscl;e Autorität vor dem Auslande