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Vorgehen gegen oieKPD.inPreutzen Erlab Görings Berlin. 2. Februar. (E. M.) Umzüge und De« monstrationen der Kommunisten sind im ganzen preußischen Staatsgebiet verboten worden. Auch die geschlossenen Versammlungen werden einer er« höhtAi Beobachtung der Polizei unterworfen. Ferner wird die Polizei auch den kommunistischen Spottoerbän den, insbesondere denen sür 'Schießsport, vermehrte Auf merksamkeit widmen. Der preußische Innenminister Gö ring hat einen entsprechenden Befehl an alle Polizei präsidenten gerichtet. Kurz nach 11 Uhr hat die Polizei die Besetzung des Karl-Liebknecht-Hauses vorgenommen und ist zurzeit damit beschäftigt, sämtliche Räume des Ge bäudes einer eingehenden Durchsuchung zu unterziehen, lieber den Zweck dieser Aktion kann im Augenblick im Interesse der politischen Ermittlungen noch nichts ge naueres gesagt werden. Auch melier« Lokale der KPD. wurden durchsucht, so die Räume der „Roten Fahne" in Schönberg und-in kommunistisches Berkehrslokal im Süden Berlins. Auch in Thüringen sind sämtliche Umzüge und Demonstrationen der KPD. verboten worden. Ausschreitungen tu Königsberg Königsberg, 2. Februar. Im Verlaufe eines trotz polizeilichen Verbotes von der Kommunistischen Partei veranstalteten „Hungermarsches" kam es verschiedentlich zu Zusammenstößen und Ausschreitungen. Der schwerste Zusammenstoß ereignete sich gegen X12 Uhr aus dem Stein damm, wo mehrere Schüsse abgegeben wurden, durch die anscheinend auch einige Personen verletzt wurden. Die De monstranten versuchten den Verkehr zu stören, indem sie z. V. Autos aushielten und umwarfen. Die Polizei steht in voller Alarmbereitschaft. Ein Jahr Abrüstungskonferenz Ein «iickbitck Berlin, 2. Februar (E. M.) Der 2. Februar 1932 mar nach den jahrelangen Ringen um den Termin der Abrüstungskonferenz zu einem symbolischen Datum geworden; in seiner Einhal tung, die in letzter Stunde durch den chinesisch-japanischen Konflikt beinahe unmöglich geworden wäre, erblickte die Welt, soweit es ihr mit der Erfüllung des Abrüstungs- verspreä)ens Ernst ivar. den Beweis eines neuen Geistes und eines wirklichen Fortschrittes der internationalen Politik. Die einzelnen Etappen der Konferenz sind den politisch Interessierten mit schmerzlicher Deutlich keit erinerlich: der Streit um den Konventionsentwurf des Vorbereitungsausschusses machte bald den ebenso uner giebigen Auseinandersetzungen über den amerikanisch italienischen Plan der qualitativen Abrüstung Platz, im Hintergründe standen die Flottenfragen und nicht zu letzt die hochpolitischen Probleme, die durch den deutschen Eleichberechtigungsanspruch u.td andererseits durch den in den ersten Konserenztagen veröffentlichten, aber niemals diskutierten Tardieu-Plan über eine international« Armee aufgeworfen worden waren. Die Belebung der immer schleppender werdenden Verhandlungen, die dem im Sommer vorgelegten Hoover-Plan nicht gelang, wurde durch den Protest Deutschlands gegen die inhaltlose Ent schließung vom 23. Juli herbeigeführt; aber das Zwischen spiel der „deutschen Frage", das mit der grundsätzlichen Anerkennung der deutschen Forderungen endete, war ohne Einfluß auf die Abrüstung selbst, die eben nicht Sache Deutschlands, sondern der anderen ist. Das zeigte sich so fort bei den Ende Januar wieder aufgenommenen Gen fer Arbeiten, die von dem neuen französischen Plan und den englischen Gegenvorschlägen beherrscht werden. Die Nolle Deutschlands hat die Ncichsregierung dahin gekennzeichnet, daß Deutsch land nur die Hoffnung hegen könne, daß die Welt durch Beschränkung ihrer Rüstungen eine Vermehrung der Waffen Deutschlands niemals mehr erforderlich machen werde. Mit aller Deutlichkeit ist in diesen Worten die fort dauernde Propaganda gegen die angeblich die Konferenz gefährdenden deutschen „Aufrüstungspläne" als eine will kürliche Umkehrung der wirklichen Verantwortlichkeiten gekennzeichnet. Volke eingehämmert werden. Rundfunk und Mauer anschläge werden in stärkstem Maße in Anspruch genom men werden. An Reiä)smitteln dürfte es nicht mangeln. Und die Propaganda der Opposition wird man in wirk samer Weise einzuschrünken wissen. Die Terror-Akte der KPD. geben ja willkommenen Anlaß genug, außer ordentliche Maßnahmen je nach Bedarf zu erlassen. — Die Wahlparole des Kabinetts Hitler lautet: „Ge gen die November-Parteien!" Mit dieser ver logenen Phrase will man das Zentrum, für das Adolf Hitler selbst noch vor wenigen Wochen höchst ehrende Worte gefunden hat, in einen Topf werfen mit KPD. und SPD. Dieser Anschlag wird nicht gelingen. Die hinter dem.Zen trum stehenden Masten der christlichen Arbeiter und Bau ern haben mit wachen Augen die Vorgänge der letzten Wochen verfolgt. Eie wissen, um was es geht. Sie haben nicht ohne Nutzen die Berichte über die Osthilfe gelesen. Sie sehen aus der Zusammensetzung des neuen Kabinetts, wie in Zukunft die deutsche Sozialpolitik ausschen soll. So klare Erkenntnisse wischt man nicht durch einen Aufruf hinweg, in dem nicht nur patriotische Worte, son dern auch der Name Gottes mehrmals aufgesührt wird. Wir wenden uns mit äußerster Entschlossenheit gegen die, die den Namen Gottes vergeblich führen, um diejenigen zu diffamieren, die allein in den letzten Jahr zehnten für christliche Kulturpolitik gekämpft haben. Wir wenden uns gegen die, die den Mund mit patriotischen Phrasen voll nehmen, um gleichzeitig die Hälfte des deut schen Volkes als „Novemberparteien" zu beschimpfen und einen furchtbaren Riß in die Einheit des deutschen Volkes zu ziehen. Dieser Wahlkampf wird auch die Müden wach rütteln. Wer für den deutschen Volksstaat ist, kämpst un ter der Parole: Keine Blankovollmacht für Hitler! Für Deutschlands Einheit und Freiheit! Für Erhaltung der Verfassung und der sozialen Grundrechte des Volkes! Dyk. Um die Auslösung »es Preußen-Landtags Berlin, 2. Februar. In preußischen parlamentarischen Kreisen rechnet man damit, daß der nationalsozialistische Antrag auf Landtagsauslösung noch eine etwas andere Form erhält. Statt der „sofortigen" erstreben die hinter dem Auf lösungsantrag stehenden Fraktionen eine zum 4. März befristet ausgesprochene Auslösung. Die Ursache ist in finanziellen Auseinandersetzungen mit der Reichsbahn wegen der Freifahrkarten zu suchen. Eine Mehrheit für den nationalsozialistischen Auf- lösungsantrag muß noch immer als zweifelhaft be zeichnet werden, zumal die Kommunisten ihre Entscheidung bisher nicht getroffen haben. Sollte der Landtag den Auflösungs antrag ablehnen, so ist damit zu rechnen, daß Präsident Kerrl das 3-Männer-KoIlegium einberuft. Aber auch hier dürften weder Ministerpräsident Braun noch Ctaatsratspräsident Adenauer für die Auslösung eintre ten, so daß nur der von maßgebender politischer Seite bestätigte Ausweg übrig bleibt, den Landtag im Verordnungswege aufzulösen. Wie man hört, soll es sich dabei nicht um eine Verord nung des Reichspräsidenten l)andeln. Der Weg, den man auf diesem Gebiete einschlagen will, wird noch streng vertraulich behandelt. Ta darf man ja neugierig sein, welcher Weg zur Umgehung der Verfassung hier ausgesonnen morden istl Warten wir das im Reiche ab! Fortsetzung -er Kabtnettsveratungen Berlin, 2. Februar. (E. M.) Das Reichskabinett, das heute vormittag nicht zusammengetreten ist, will seine Beratungen am Nachmittag sortsetzen. Graf Hell-orf Berliner Polizeipräsident?. Berlin, 2. Februar. Zu den Gerüchten, daß der Berliner Polizeipräsident Dr. Melcher durch den Führer der Berliner SA. Grafen Helldorf erseht werden soll, wird von zuständiger Stelle noch eine Stellungnahme abgelehnt. Dabei wird darauf hingewiesen, daß eine solche Entscheidung nur in einer Eesamtsitzung der kommissarischen preußischen Re gierung getroffen werden könnte; eine solche Sitzung hat aber bisher noch nicht stattfinden können. Wie wir wei ter hören, soll Graf Helldorf bereits im Berliner Polizei präsidium tätig sein. G Graf Helldorf Berliner Polizeipräsident — Dr. Goeb bels Rundfunk-Kommissar — Dr. Bang Staatssekretär im Reichswirtschaftsministerium — Staatssekretär a. D. Schmidt Staatssekretär im Reichsinnenministerium... Auf dem Gebiete der Personalpolllik hat das neue Reichs kabine« schon Außerordentliches geleistet. Fortsetzung folgt... Zentrums-Fraktion -erat Berlin, 2. Februar. Ter Vorstand der Zentrumsfraktion des Reichstages versammelte sich am Donnerstag früh zur Beratung der durch die Reichstagsauflösung geschaffenen Lage. Der Beginn der auf 11 Uhr nnberaumten Fraktionssitzung verzögerte sich, da um diese Zeit die Vorstandsberatungen noch nicht abgeschlossen waren. Dezirkskagswahl Ostritz Zum ersten Male zwei Sitze für das Zentrum. Ostritz, 2. Februar. Das Ergebnis der Bezirkstags wahl Ostritz ist folgendes: Liste 1 Kommunistische Partei 2278, Liste 2 Sozialdemokratische Partei 2192, Liste 3 Nationalsozialistische Partei 1639, Liste 4 Vürgerlicl>e 4670. — Die Listen 3 und 4 hatten eine Listenverbindung eingegangen. Die Sltze verteilen sich wie folgt: KPD. 2, SPD. 1, NSDAP. 1, Bürgerliche 4. Davon entfallen zum ersten Male 2 Sitze auf das Zentrum. Die Vertreter sind die Herren Riedel, Seltendorf, und Posselt, Königshain. Letzte sächsische Meldungen Sellendorf. Nachdem die beiden Schulen infolge Erippeerkrankungen 8 Tage geschlossen waren, hat der Unterricht heute wieder begonnen. Seitendorf. Die Besitzerin der sogenannten „Ober- Mühle", Frau Wittig, ist am Mittwoch einer schweren Lun genentzündung erlegen. Durch ihr Geschäft war die erst 55jährige weit in der Umgebung bekannt. Politische Ausschreitungen. Chemnitz. Auch in Cl)einnitz veranstalteten die National sozialisten am Mittwoch abend «in« Kundgebung aus Anlass der Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler. Nach Auf lösung des Zuges kam es zu einigen Zmisci-enfällen. Kamenz. Bel der am Dienstag abend hier veranstalteten nationalsozialistischen Kundgebung kam es auf dem Marktplatz zu einem wüsten Tumult. Die Polizei mußt« eingreifen uno vom Gummiknüppel Gebrauch machen. Mehrer« Personen wur den bei den Zwischenfällen zum Teil erheblich verletzt. Tödlicher Verkehrsunfall. Stollberg. Auf der Staatsstraße in Mitteldorf wurde der Arbeiter Bruno Reinhold aus Gablenz von einem Lastauto überfahren und «In Stück mit fortgeschleift. Mit schweren Glie- der- und Schädelbrüchen wurde der Verunglückte dem Stoll- berger Krankenhause zugeführt, wo er bald daraus verstarb. Die Anssoracke in Gens über den französischen Konstrukliv-Pkan. ' Genf, 2. Februar. Im Hauptausschuß der Abrüstungskonserenz begann heute nachmittag die allgemein« Aussprache über d«n sranzöstschen Plan, zur Abrüstungssrage. Es wird allge mein mit einer großen politischen Debatte gerechnet. Al» zweiter Redner spricht der deutsche Vertre ter Botschafter Nadolny, der den deutschen Standpunkt in näheren Ausführungen darlegen wird. Kurze Nachrichten Berliner sozialdemokratische Kundgebung verboten. Berlin, 2. Februar. Die sür Sonntag, oen 5. Fe bruar geplante sozialdemokratische Kundgebung ist ver boten worden. Am Sonntag findet das feierliche Staats begräbnis der beiden Opfer der Charlottenburger Blut tat statt. von Carlowitz aus der preußischen Pressestelle ausgeschieden. enb. Berlin, 2. Februar. (E. M.) Der bislMige Leiter der Pressestelle der preußischen Staatsregierung Dr. van Carlowitz ist aus seiner Stellung ausgeschieden. Ein Nachfolger Ist noch nicht ernannt. Grobfeuer äschert vier Gehöfte ein. — Ein Todesopfer. Waidhaus fOberpfalz), 1. Februar. Ein Großfeuer hat in der Nacht zum Dienstag vier Gehöfte vollkommen in Schutt und Asche gelegt. Als Ursache wird vorsätzliche Brandstiftung ange nommen. Dem Brande ist auch ein Menschenleben zum Opfer gefallen: »er 23jährige unverheiratete Landwirtssohn Fuchs ist in einer Scheune verbrannt. Rekchslarlfoerhandlungen im Baugewerbe. Im ab gelaufenen Monat haben mehrfach Reichstarisverhand- lungen fürs Baugewerbe stattgefunden, doch ist bisher eine Einigung nicht zustande gekommen. Die Verhand lungen werden am 7. und 8. Februar fortgesetzt mit dem Ziel, rechtzeitig vor Ablauf des jetzigen Reichstarifver- trags am 2. März eine Neutarifierung zu schaffen. Dresdner Börse vom r. Februar Ruhig. Der Verlauf der Dresdner Börse war heute wesent lich ruhiger als in den Vortagen. Die neugefchaffene politisch« Situation ließ di« Belebung der letzten Tage etwas abslauen. Kursveränderungen nach beiden Seiten hielten sich etwa die Waage. Stärker gebessert lagen Mimosa -l- 8X Proz., Lingner 4- 3 Proz., Polyphon -s- 2X Proz., Triptis, Schöfferhof und Braubank f« -1- S Proz., während Kulmbacher Rlzzt 8 Proz., Wanderer IX Proz., Vereinlgte Photo 2 Proz. und Dr. Kurz 4Z- Proz. gegenüber 31. 1. nachgaben. Die welteren Abschläge gingen über 1 Proz. nicht hinaus. Anleihen und Pfandbrlese verkehrten unelnhettllch. Schwächer lagen Relchsanleihe Alt» besitz — IX Proz. und Neubesitz — 0,65 Proz. Kursnotierung««: Relchsanleihe Altbesitz 6,8, Relchsanlelh« Neubesitz 8,55, Relchsbank 157, Sächsisch« Bodencredltanstalt 82X, Them. Fabrik v. Heyden 58, Them. Fabrik Helsenberg 70X, Dresdner Gardinen MX, Elektra 125, Erste Kulmbacher 58, Felsenkeller 42X, Kulmbacher Rizzi 115, Mimosa 1S6X, Pe niger Patentpapier 22X, Polyphon 8SX, Radeberger Export» vier 16S, Reichekbräu 144X, Schube« u. Salzer 171, Soc-Brau« ent Waldschlößchen VOX, Wanderer 58X, Zelß-Ikon 65. Witterungsausflchte« -er Dresdner Wetterwarte Witteruugsauoflchten: Zeitweise lebhafte Winde aus westlichen Richtungen. Meist stark bewölkt. Etwas Tem» peraturrückgang. Zeitweise Niederschläge.