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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 13.01.1915
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1915-01-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19150113023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1915011302
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1915011302
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1915
-
Monat
1915-01
- Tag 1915-01-13
-
Monat
1915-01
-
Jahr
1915
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Wms Mück. Roman von Jesco von Pultkamer. t.opvii^Ut t>^ c'»>l vunoker. VerUtt. Ein Häher flog krächzend vor ihr ans dein Gebüsch aus, um sich bald daraus an einer ent fernteren stelle wieder niederzulasseu. Tie Son- uenstrahlcn brannten stechend auf ihrem Nucken und kämpften noch gegen das Iieranszieliende dunkle Gewölk an, das sic in kurzer Zeit ver drängen mußte. Der erste lieranbransende Wind stoß zerstörte die über Feldern und Hügel lastende Schwüle und brachte den crsebuten frischen Lufthauch herbei. Dodo l-atte die 'Anhöhe erreicht, streckte lvcit die Arme ans, dehnte den schlanten, krüf- ligen Körper und lies; ihre Blicke über die Ferne schweifen. Danir schritt sie auf die alte auögchölilte Eicl»e zu, unter der sie sich am einer lleinen Holzbant nieverließ, die nur aus vier eingerammten Pfählen und einem darüber ge- nagelten Brett bestand. sobald sich Dodo unter dem 'Wunderbaum befand, überfiel sie eine eigenartige, traumhafte Stimmung. Der Bolksmund schrieb dem ältesten Wahrzeichen der Umgegend geheimnis volle Kräfte zu. Wer sich in den Bannkreis seines schaltens begab, der spürte sie und mußte R deuten, was der Baum von ihm verlangte. M War cs gut, war es böse! Das Menschenkind unter seinen riesigen Zweigen empfand diese Gewalt und konnte sich ihr nicht entziehen. Dodo glaubte es oft genug an sich selbst bemerkt zn haben. Sie liebte das geheünnts- volle Weben. Es ,og sie aus der Alltäglichkeit in eine andere, zauberhafte Welt hinüber. Wenn sie den Blick über die weite Ebene und das Vicer scbweiscn ließ, dann kam die Gedanken, ßrast des Baumes über sie. Seltsame, alte, Lohe Pricftergestalten, schöne Frauen und Kin der in leinenen Gewändern, die nackten Arme «fit breiten, goldenen Lpvngen geschmückt, da» lkÄ lichte Haar von einem cdelsteingeschmückten Reif gehalten, zogen heran. Die graue Borzeit hatte sic einst unter dem Baum bei den Opfcrfcsten gesehen. Es nahten ritterliche Männer in gold gesticktem Wams, ans der Samtschaube die Miherfcdcr mit prächtiger Agrafsc, sie führten holde Frauen im Jagdgeivaud, den bclapplcn Falken auf dem Arm. Riesige Fischergcstalten mit von Wind und Detter gebräunten Ge sichtern eilten heran, die von dem am Strande gelegenen Fischerdorf heraustamen, um bei Sturm auf die See hinaus zu schauen, ob sie ihnen nicht Strandgut zusührte. Eine jahrhundertelange ranl-e Zeit war über den Küstenstrich hingegangen, und alle phan tastischen Bilder, die sic geschaffen, zeigten sich Dodos geistigem Auge. Ze mehr sie dieie sah, desto stärker wurde der Drang in ihr nach etwas Abenteuerlichem. Glich ihr Aeustercs aum dem ruhigen deut schen Mädchen, so tam doch manchmal ganz un vermittelt ein gärender Tropfen fremden, heißen BlnteS in ihr zum Durchbruch. Dann war sie wie verwandelt. Eine wilde Leidenschaft flammte in ihr auf. In ihren Augen ver schwand der heitere Blick, und ein verzehrendes Feuer strahlte daraus hervor, das gewalt sam etwa» an sich reißen und Starkes er- leben wollte. Gleich einem düsteren Heer zogen seht die schwarzen Gewitterwolken im Zenit des Him. mels aus. Die Sonne war verschwunden. Eine unheimliche Stille lagerte über der Gegend, nur zuweilen unterbrochen durch erncn heftigen Wind, stoß, der über das Land dahergcbraust kam, die Kronen und Beste dec Bäume bog, daß sie knarrten, dürres Gezweig knrabsicl und die Blätter rauschend und plärrend aneinander schlugen. Draußen auf dem Meer hoben sich die weißgetrönteu Kämme der Wellen empor, tummelten jich wild durcheinander und über- schlugen jich in der Brandung. Je toller der Gewittersturm wurde, tnZtv mehr entflammte Dodos leidenschaftliches Ge müt. War sie von der Absicht gelsitet hierher Mt Mittwoch, 13. Hsnusr ISIS Leipzig« Tageblatt. Seite 2. Nr. 22. Svenü-Llusgavr Karte vom -lr-oanrr Wal- (Vc tung, ist beh worden Zeitun dem kl Paris, sonder artige räumet haben, tu von I „Tel. soa! Bord Hi, könnet wären Schw versich Wor Zahl iv- sich die mögen das D< lichkeit Zr U> Erhebt Ni D« Zu ch Durckz Di M Und n O! Ti Doch i Ti K. Doch i Dem s Selbst Ti D Und n Eil scheck esse se Mona Bayer 60Ü ' Hut! Krieg dem j schließ Stant iatz! Diese kehr t N! >vt mehr« ladt Nickel Ncuki das Z word< Ladui Zeitun nachfol sagte ietzuna Nächr.' dampfer „Eleonore Woermann" in den Grund gebohrt. Die gesamte Besatzung sei gc- rettct. Unter den Kämpfen, welche sich während des ganzen Feldzuges nn Westen abgespielt Haben, ab gesehen von den Schlachten in Flandern, waren die Kämpfe im A r g o n n e n w a l d am hartnäckigsten. Meterweis wird da um Terrain gekämpft und die Stellungen wechseln ost. Trotzdem haben die deutschen Truppen auch hier in letzter Zeit größere Fortschritte gemacht. , . » Die Schwierigkeiten des Vordringens werden noch dadurch gesteigert, daß die Argonnen durchweg nnt dichtem Wald bewachsen sind. Die Argonnen beginnen an der Maas, wo das sranzösßche Mittelgebirge am schmälsten ist, und ziehen sich am Unten Maasuier fort bis an die Nordgrenze hin. Durch seine Un wegsamkeit hat der Argonnenwald schon in früheren Kriegen eine Rolle gespielt. D D Da, m D A B U U Nach < Eiserne Kreuze. Das Eiserne kreuz erhielten ferner verliehen: der Oberleutnant z. S. Findeiscn, Artillerieoffizier auf einem Kleinen Kreuzer, der Leutnant der Re serve im bayr. Reserve-Infanterie Regiment 13 Dr. Paul Esch ler, nichtständ. wissenschaftlicher Lehrer an der Annenschule zu Dresden, der Ober- und Ba taillonsveterinär im Fußartillerie-Regiment 19 Dr. Kotthold Findcisen, der Gefreite der Reserve in einem Grenadier-Regiment Georg Fischer aus Rchcfeld, der Unteroffizier und Bataillons führer im Grenadier-Regiment 100 Alfred Baier, der Unteroffizier der Reserve im Reserve- Infanterie-Regiment 242 Kurt Flanderka. der Bizewachtmcister der Reserve im Feldartillerie-Re- giii.cnt12, Reitende Abteilung zu Königsbrück, Wal ter Fischer, Sohn des Inhabers der Firma Fischer L Martin in Dresden, der Gardist Otto Kessinger. Vorturner beim Turnverein Jahn in Dresden (Sieger beim 12. Deutschen Turnfest^ -er Einj.-Gefreitc im Jäger Bataillon 13 Hans Schäfer sdcr jüngste der drei im Felde stehenden Söhne des Baumeisters und Gewerbeschulobcrlehrers Karl Schäfer-Dresden), der Untcroffiizer beim Stabe des Landwehr-Infanterie Regiments 102 Paul Wunderlich aus Moritzburg, Hosjägcr -cs Königs von Sachsen, der Kaiser!. Regicrungsbanmcister, zurzeit bei der Linientvmmondantur Luxemburg, Kurr Andrac, Sohn -es verstorbenen Geh. Bau rats Andrae in Dresden, -er Obericuerlvehrmli-.it an damit ergreifen und fesseln tonnte. Woher das heiße Blut zuweilen noch immer konnte sich Dodo nicht von ihrem Platz trennen. Sie hatte das Gefühl, als ob Ungewöhnliches an sic herantreten würde. Tann fiel ihr ein, daß ihr Verwandter aus Schwe den in diesen Tagen eintreffen mußte. Sic hatte bisher nur wenig von ihm gehört, aber er sollte nun auf längere Zeit Mitbewohner des Herren hauses werden. Seltsam, sie glaubte Plötzlich, in ihm ein gutes Gegengewicht für Kurt Prinzing zu finden. Wenn dieser sic nicht mehr zu den Sportveranstaltungen begleitete, konnte es ihr Vetter tun. Es tlang auch ganz anders, wenn sie zu ihren Bekannten sagte: „Ich war mit Graf Sigge Hvlmbo dort", als der einfache Name Kurt Prinzings. Eine gewaltige Stanbwellc wirbelte in dem Hohlwege auf und zog sich zu der Anhöhe empor. Dodo vermochte kaum die Augen auf- zuhalten und trat nahe an die Höhlung der Eiche heran, nm dort Unterschlupf zn suchen. Balo darauf fielen schwere Regentropfen her nieder. Die Blitze zuckten grell über das Him melsgewölbe und krachend folgte der Donner nach. Nun war es zu spät, um heimzukehren. Sie flüchtete schutzsuchend in die Höhlung des Baumes. Klatschend schlug der Regen auf die breiten Blätter der Eiche nieder und tropfte immer schneller von diesen auf den Booen herab. Stärker und wilder brauste der Gewittersturm über das Land. Dodo zog jich tiefer in die Baumhöhle zurück. In dem morschen Holz hatten Käfer und Würmer ihre Behausung auf- geschlagen, aber das junge Mädchen achtete nicht darauf. Sie konnte die Straße, die unter ihr in den Hohliveg mündete, noch überschauen. Ein hochgewachseuer junger Mann, der den Rock- kragen cmporgejchlagen und den Hut lief in die Stirn hineingczogcn hatrc, damit er mcht vom Winde entführt wurde, kam eilig in dem tiefen Sande heran. (Fortsetzung in der MorgenausaabeI Rumänien unö -erDreiverban-. —Die Abordnung der rumänischen Franzosen freunde, die erfolglos den Ueber- gang Rumäniens in das Lager des Dreiver bandes betreiben, ist am Sonnabend in Paris von der französisch - rumänischen Vereinigung festlich bewirtet worden. In den Trink- 2000 p-Mljche Verhaftungen la Petersburg. fr.) Kopenhagen, 18. Januar. fEigener Drahtdericht.) Hier find fünf sozialistische Abgeordnete der russischen Dn»a ringe» troffen, denen e, gelungen ist, über Schwede« an» Rußland ,u entkommen. Sie entgingen dadurch ihrer verhastung. Den Berichten der Flüchtlinge ist l« entnehmen, daß bisher allein in Petersburg seit Kriegsausbruch über 2VV0 poli tische Verhaftungen erfolgt sind und daß die NUckiransporiierung der Earderegimenter de« Zaren au« Polen nach Petersburg ,u dem ausge sprochenen Zwecke des persönlichen Schutze« des Kaiserhauses und der derzeitigen Regie rung erfolgt ist. Die großen russischen Niederlagen in Ostpreußen und Polen sind in Petersburg durch die Briese der «ingezogenen Soldaten bekannt ge worden. Rückzug -er Ruhen nach Tiflis! fr.) Kopenhagen. 1Z. Januar. (Eigene Drahtmeldung.) Hiesige Blätter melden die Rückwärtsbewegung der russischen Kaulasusarmee auf Tiflis. Tollte sich diese Meldung bestätigen, so wäre an zunehmen, Laß es -en Türken mit Hilfe der aus Er- zerum hcrangezogcnen Verstärkungen gelungen ist, den Russen neuerdings empfindliche Schlappen bei- znbringen. Italien Hilst -em Vreiverbanü nicht. Die Mailänder „Perscveran.za" schreibt: „Die Japaner mögen kommen oder nicht, das eine ist sicher, die Russen, Franzosen und Engländer können eher auf die Soldaten des Mikado rechnen als auf Hilfe von Europa, insbesondere non Italien, und was Rumänien anbctrifft, so wird cs tun, was ihm beliebt, allein oder in Ge sellschaft, falls der Balkanbund. um den sich die Ententemächte sehr bemühen, wieder aufleben sollte, was wir stark bezweifeln. Italien betreibt eine aus schließlich italienische Politik." Eine neue „Reuter*-Lüge. s-r.) Mailand, 13. Januar. ^Eigener Drahtber.) Uebcr Madrid liegen bisher keine Lissabonner Meldungen vor, die eine Bestätigung des „Reuter- schen" Berichts von einer angeblichen Ver- trauenskundgebung des Senats für die englisch-französische 'Armee enthalten. Der Lissa bonner „D iari o", der täglich in Madrid eintrisst, weiß bisher nichts von einer solchen Kundgebung zu berichten. An dem Tage, der nach der „Ncuter"-Meldung allein in Betracht kom men kann, fand eine Debatte des Senats über He c r e s f o r d e r u n g e n der Negierung statt. Dem Lissabonner „Diario" ist zu entnehmen, daß es sich um die Bewilligung einer Anzahl neuer Offizier stellen der portugiesischen Armee handelte, bei welcher Kelegeitheit der Senator Pedro eine das Portugie sischs Heer verherrliclzendc Rede hielt, die im Senat einstimmigen Beifall fand. Ein Beschluß des Se nats fand nicht statt. wirtfchaftskrisis in ^apan. Petersburg, 13. Januar. „Nußloje Slowo" meldet aus Tokio, daß sich Japan in einer außer ordentlich tchwicrigen Krisis befindet, der nur die großen, wirkichastlich starken Firmen ent rinnen würden. Die Rei «preise seien um .'>0 Prozent gesticge n. Vie wasieranlagen in Swakopmun- Zerstört! Rotterdam, l3. Januar. Der „Standard" mcldek, daß die Engländer am 2. Januar frühmorgens in der Nähe von 2 watopmnnd eine Explosion vernahmen. Man glaubt, daß die Deutsche» die Wa l se r a n l n g e n mittels Dynamits zer stört haben. Vernichtung -er „Eleonore woermann*! London, 12. Januar. Wie aus Melbourne gemeldet wird, habe ein australisches Kriegs schiff am 8. Januar den deutschen Paket- 2n noch m kommet lernen Unterh gleichgi Japan« man b< zu unt« schlecht, Die HNfe z Leuten denen Sitzen die sich sichtlich ichen, > kommt die ui einem fahren Schlag Gesprä hafte li läuft. Bord S. Ak. S. „Dersflinger" Karl Medcfind (er erhielt die Auszeichnung nach der Beschießung der Städte Scarborough, Whitby und Hartlepool, nachdem er erst im November zum Oberfeuerwehr maat befördert worden war), der Gefreite im Re- serve-Infanterie-Regiment 100 Bernhard Arm- brecht aus Wurzen, der Hauptmann im Reseroe- Infailterie-Regiment 244, Amtsgerichtsrat Münck- ner in Oschatz, der Reservist im Infanterie-Regi ment 182 Max Iuhro, Sohn des Spinnerei- bechlers Iuhrs in Freiberg, der Leutnant der Re serve im Reserve-Infankerie-Regiment 244 Erich Kühn, Sohn des verstorbenen Lokomotivführers Paul Kühn in Chemnitz, der Leutnant im Reseroe- Insanterie-Nogiment 214, Prokurist Walter Lö- s e r. Sohn des verstorbenen Privatinanns A. F. Löser in Chemnitz, der Wafseumeister im Infanterie- Regiment 179, Maschincngewchrlompanie, Walter Fischer, Sohn des Kantors emer. Heinr. Fischer in Oberneu chöneberg, der Vizefeldwebel im Rescrvc- Infantcrie-Regiment 244 Max Roßberg, Pro- turist der Firma Langensiepen L Bützel in Chemnitz, der Gesre'te im Karabinier-Regiment Max Schuß ler in Chemnitz, der Hornist im Schützen-Regi ment 108 W a l th e r O tto aus Chemnitz-Ältendors. Starkes Empfinden, wildes Erhaschen in dem Gewogc der Welt — hinaus zu ihm. Die heiß daö Blut in ihren Adern rollte, als wollte cs sie sprengen. In all diesem Gedankcngcwirr trat plötzlich eins scharf und deutlich auf. Kurt Prinzing >var für sic ein zu ruhiger, nüchterner, im alltäg lichen Verstandesgelerse sich bewegender Mann. Es war nichts in ihm, was darüber hinaus schlug, sich zuweilen wild aufbäumte, und sic damit ergreifen und fesseln tonnte. Woher das heiße Blut zuweilen über sie kam? Nicht von der stets ruhigen Akuttcr, auch nicht vom Vater, der höchst selten im Zorn ausbrauste. Es mußte sich weit länger von den alten Vorfahren her, die einst im heißen Kampf bis an die Küste vordrangen, auf sie vererbt haben. Oder waren es nur die Geister des Baumes, die es in ihr weckten? Der Troll kam über sie. Der Troll, der böse Geist des Nordens, der bald als unge schlachter, täppischer Riese, bald als kobold artiger Zwerg erschien, den Menschen Gutes und Böses brachte und von ihnen verlangte, den Trank der Leidenschaft zu schlürfen. Sie sollten alles vergessen und nur ihm folgen. 2barum ihr dies jetzt einfallcn mußte? Weil der Vollsmund seit undenklicher Zeit der alten Eiche über ihr den eigenartigen Namen „Der Trolle boom" beiaelegr harte. Der Ausdruck mochte wohl aus dem nordischen Worte „Tryllebom" (d. h. Zauberbaum) entstanden kein. —, —. —. — Der Himmel verdüsterte sich ganz. S» folg ten Blitz und Donner rasch cursematztzM Mrd Neues aus Paris. Von Hermann Rothe. Amsterdam, 4. Januar 1915. (r.) Angehörige neutraler Länder, die aus Paris hier angckommen sind, aber auch Belgier und selbst Franzosen, die sich daheim nicht mehr wohl fühlen, bringen Neuigkeiten mit. die die Zustände in der französischen Hauptst-adt als recht bedenklich erscheinen lassen. Zn erster Linie erregt es unter der ärmeren Be völkerung die größte Unzufriedenheit, daß diO Frauen der im Felde stehenden Männer gar keine oder nur sehr wenig Unterstützung erhalten, während die Behörden mit der wohlhabenden Be völkerung darin wetteifern, belgischen Flüchtlingen, die sich noch zu Tausenden dort aufhalten, ein an genehmes Loben zu verschaffen. Damit will man — io wird öffentlich auf den Straßen erklärt — den Anschein einer unerschöpflichen Wohlhabenheit er wecken und den tatsächlichen Zustand verdecken. Die armen Freuen der Soldaten sehen zu, wo sie irgend« welche Arbeit, sei es auch die schwerste, für ein paar Centimes verrichten können, um sich und ihre Kin der über Wasser zu halten. Dabei unterbieten sie sich gegenseitig noch, da eben an Arbeit großer Mangel ist, und die Arbeitgeber fühlen sich nicht veranlaßt, mehr zu zahlen, als verlangt wird, weil sie wissen, daß noch schlechtere Zeiten kommen. Je fauler ein Mensch ist — sogt man in Paris —. desto mehr wird er von der Behörde unterstützt, und ein Witzblatt brachte sogar eine „amtliche Bekannt machung eines Preisausschreibens für Faulenzer". Diese Tatsache bespricht man in Paris auf den Straßen in Kruppen, Labei wird absichtlich so laut gesprochen, daß es die Schutzleute oder vorüber gehende Offiziere hören können. Bei den Auszah lungen der geringen Betröge an bedürftige Frauen kommt es zu argen Szenen. Sie rufen: „Gebt uns unsere Männer wieder", und „Laßt die Deutschen kommen, sie freßen uns nicht." Ein Beamter der Zahlungsstelle wurde sogar von den Frauen arg verhauen. Ein anderer Uobolstand ist die Tatsache, Laß die Unterschlagungen bei der Post in schreck licher Weise überhand nehmen. Das Geld, das von Angehörigen eines Soldaten ins Feld geschickt wird, kommt gewöhnlich nicht an. Wer cs erhält, kann von Glück reden. Als das Publikum von diesem Zu stand Kenntnis erhielt, schickte es das Geld an Sol daten nicht mehr in Briefen, sondern sandte es nur noch eingeschrieben. Das Geld kam trotzdem nicht an und die Beschwerden nahmen zu. Daher entschloß sprüchen auf den Sieg Frankreichs wurde vosn der Gemeinsamkeit des lateinischen Blutes und der lateinischen Zivilisation sehr viel, von dflm Lebensinteressen Rumäniens jedoch gar nicht gesprochen. Es liest sich deshalb wie eine Er gänzung jener Tafelreden, was der rumänische Sozialdemokrat Racowski. Delegierter der rumänischen sozialistischen Partei im Inter nationalen Büro, jüngst im „Golos", dem Organ der russischen Sozialdemokraten in Paris, gegen die Bemühungen geschrieben hat, Rumä nien zur Teilnahme am Kriege aus der Seite des Dreiverbandes zu bestimmen. Racowski schreibt hierüber flaut der „Münchn. Post") u. a.: „Um uns in den Krieg hineinzuziehen, werden Artikel von Vaillant für uns über setzt, in denen er die Sozialisten der neutralen Staaten ausfordert, sich in den Krieg einzu mischen, und uns den Namen Eermanophilen ins Gesicht schleudert, wenn wir es ablehnen, seinen nichtsozialistischen Rat zu befolgen . . . Wer will aber die Gefahr leugnen, die Bulgarien und Rumänien von Rußland des halb droht, weil diese Länder auf dem Wege zu den Dardanellen liegen? Weshalb wird also den Proletariern aller Länder die ebenso antisozialistische wie antinationale Zusammenarbeit mit dem russischen Absolutismus und der eigenen Bourgeoisie unter dem Vorwand aufgezrvungen, daß sie da durch den Interessen des Sozialismus in den lrie führenden Staaten dienen?" Wenn diese Fragen den Pariser Tafelrednern vom Sonnabend vorgelegt worden waren, würde ihre „lateinische" Feststimmung dadurch nicht wenig getrübt worden sein, denn der rumänische Sozialdemokrat verhilft in seinen Ausführungen nur der nüchternen Wirklichkeit zu ihrem Recht. gegangen, über die an sie herantretende Frage der Zukunft klar zu werden, so verschwand diese jetzt völlig und ein heftiges, unbestimmtes Ver. langen trat an die Stelle. Die Geister des Baumes kicherten und raunten von allen Seiten auf sie ein und schwer rauschte cs aus den mächtigen Zweigen her nieder: „Tas Leben —, das Leven — seine gefahrbringenden, süßen Reize — koste und träume!"
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