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Die Unruhen in Spanien Bor dem Generalstreik in Sevilla. Madrid, 10. Januar. In Sevilla wurden um Mitternacht mehrere Brände angelegt. In einer Tuchsabrik explodierte eine Bombe, richtete aber, abgesehen von zerbrochenen Türen und Fensterscheiben, nur geringen Schaden an. In einem anderen Teil der Stadt steckten Terroristen mit Hilfe von Benzin einen großen Kaufladen in Brand und ver letzten einen Wächter durch Revolverschüsse. Alle Bahnhofe werden streng bewacht. Um Mitter nacht traten die Bäcker in Sevilla in den Streik, doch werden Schritte unternommen, um die Bevölkerung heute mit Brot zu versorgen. Für den heutigen Dienstag soll ein Generalstreik geplant sein. Ein Teil der Stadt Madrid wurde Montag abend infolge der Explosion eines Gasreservoirs in Dunkel gehüllt. Dreißig Todesopfer? Rach einer Havasmeidung aus Madrid soll sich die Zahl der bei den Unruhen ums Leben gekommenen Per sonen auf mehr als 30, die der Verletzten auf 50 belaufen. Die Bewegung geht von dem anarchistisch eingestellten Syndikalismus aus, der seit Gründung der Republik (Nach R e d a k l i o n s s ch l u tz e i n g e g a n g e n.) Oie Opfer des Bukarester Unglücks 8 Tote und 12 Schwerverletzte. wtb. Bukarest, 10. Januar. Bei dem Eisenbahn unglück ln der Nähe des Nordbahnhoses sind 8 Personen getötet worden. 12 Passagiere wurden schwer und zahl reiche leichter verletzt. Nach den bisherigen Feststellungen ist der Schnell zug angeblich infolge falscher Weichenstellung und weil die Sicht durch starkes Schneetreiben und Nebel behin dert war, von Hinten in den Personenzug hineingefahren. gegen die sozialistischen Arbeiterverbände Kämpfe, die nach seiner Ansicht die Zusammenarbeit mit dem Staat vertreten. Die Bewegung selbst habe sich nur auf die Städte Barcelona, Lerida und Mkdrid beschränkt (?) und zwar sei sie in Madrid selbst am wenigsten stark zum Ausbruch gekommen. Oie Beisetzung -es Bischofs von Münster Münster, 10. Januar. Unter großer Teilnahme der Geistlichkeit und der Angehörigen der Diözese Münster sand heute vormittag die Beisetzung des Erzbischoss Dr. Poggenburg statt. Kar dinalerzbischof Dr. Schulte (Köln) zelebrierte das feier liche Requiem. Erzbischof Dr. Klein (Paderborn) ge dachte in einer Traueransprache des Verstorbenen. Die irdische Hülle des Heimgegangenen wurde im Dom bei gesetzt. Meineidsklage gegen Brolat erhoben Berlin, 10. Januar. (E. M.) Der Untersuchungsrichter hat die Voruntersuchung gegen Direktor Brolat, den früheren Direktor der Berliner Verkehrsgcsellschast geschlossen. Der Staatsanwalt hat heute Anklage wegen Meineides erhoben. — Die strafbare Hand lung wird darin erblickt, das; Brolat zu Protokoll unter Eid u. a. bekundet hat, er habe die Direktoren der Stadt bank nur dienstlich und auch nur flüchtig gekannt und von den Sklareks Geschenke im allgemeinen weder angenommen noch ihnen gemacht. Kurze Nachrichten Die Deckung der Reichsbank-Noten durch Gold und dcckungsfähige Devisen betrug nach dem Reichs bankausweis vom 7. Januar 27,3 Prozent gegen 25,8 Proz. am Ultimo Dezember. Die vom internationalen Arbeitsamt einberusene Vorkonferenz für die internationale Einführung der zOstündigcn Arbeitswoche in der Industrie be gann Dienstag vormittag in Anwesenheit von Vertretern der Negierungen, der Arbeitgeber und der Arbeitnehmer aus 34 Staaten. Zum Präsidenten der Eewerbekammer Dresden ist am Dienstag der Tuchhändler Fritz Peter (Natsoz.) gewählt worden. Der Bericht des Oberpräsidenten der Provinz Bran denburg und von Berlin über die U m o r g a n i s a t i o n Groh-Berlins ist vor 4 Tagen dem kommissarisck)en preußischen Innenminister Dr. Bracht zugeleitet worden. Man kann damit rechnen, daß die Entscl>eidung Dr. Brachts in etwa 10 bis 14 Tagen fallen wird. An der Küste von Süd-Laaland war eine Leiche an getrieben morden, in der man einen Toten der Niobe erkannt hat. Das Artillerie-Schulboot „Drache" hat die Leiche nach Kiel übergeführt, wo der Tote als der Schisfsarzt der Nwbe, Marineoberstabsarzt Dr. Sander erkannt wurde. Dte Verhandlungen mit der norwegischen Regie rung zur Regelung der Zahlungen für den Warenverkehr zwi schen Teullchland und Norwegen haben zu dem Abschluß eines D r v i s e n a b k o m m e n s geführt, das am 19. 1. in Kraft tritl 207« Millionen Fehlbetrag k Oer Beichsfinanzmtnlster über den Abschluß des Haushalijahres 1SL2 Berlin, 10. Januar. Im Haushaltsausschutz des Reichs tages begann am Dienstag die finanzpolitische Aus sprache. Reichssinanzminister Graf Schwerin von Krosigk gab zunächst einen ausführlichen Ueberblick. Das Rech nungsjahr 1930 hat bekanntlich, so sagte der Minister u. a. mit einem Fehlbetrag von 1190 Millionen RM. ab- geschiossen. In den Haushalt 1931 waren 420 Millionen zur teilweisen Abdeckung dieses Fehlbetrages eingestellt worden. Das Rechnungsjahr 1931 hat mit einem Gesamt fehlbetrag von 1690 Millionen NM. abgeschlossen. Diese setzen sich zusammen aus dem Fehlbetrag aus dem Jahre 1930 in Höhe von 770 Millionen RM., der sich dadurch erklärt, daß von dem eigentlichen Fehlbetrag von 1190 Millionen RM. im Jahre 1931 420 Millionen RM. ge tilgt worden waren, dem Defizit des Extraordinariums in Höhe von 470 Millionen RM. und dem eigentlichen Defizit des Ordinariums des Jahres 1930 in Höhe von 450 Millionen RM. Seit dem Jahre 1926 hat ein Extraordinarium be standen, das ursprünglich weit über 1 Milliarde betragen hatte und das durch Anleihen gedeckt werden sollte. Da Anleihen auf dem Kapitalmarkt nicht unterzubringen waren, mutzte dieses ungedeckte Extraordinarium von einem Jahr zum andern übernommen werden. Im Lause der Jahre war eine teilweise Deckung teils durch Anleihen, teils, wie in den Jahren 1928 und 1929, durch Ueberschiisse möglich. In der Annahme, datz in abseh barer Zeit eine Begebung von Anleihen nicht möglich er scheint, ist der verbliebene Rest in Höhe von 470 Millionen RM. numnehr als effektiver Fehlbetrag eingestellt worden, da es eine Verschleierung des tatsächlichen Sachverhalts sein würde, diesen Betrag, dessen Deckung tatsächlich in der Luft hängt, immer wieder fortzuführen. Das eigentliche Defizit des Jahres 1931 in Höhe von 450 Millionen RM. setzt sich aus einem Zurückblei ben der Einnahmen in Höhe von 116 Millionen und aus Mehrausgaben in Höhe von 834 Millionen zusammen. Die Steuermindereinnahmen des Jahres 1931 betragen gegenüber dem Etatansatz an sich 882 Millionen RM. Wenn sie trotzdem nur als Mindereinnahme in Höhe von 116 Millionen erscl>einen, so erklärt sich das durch ein Mehrauskommen insbesondere aus der Münzprägung, die im Etat nicht vorgesehen war. Aus dem Jahre 1931 ist ein Netto-Rest von 158 Millionen in das Jahr 1932 übernommen worden, lieber- schreitungen sind im Jahre 1931 im Gesamtbetrag von 494 Mitt. RM. eingetreten, die sich durch die Wirtschafts entwicklung im Jahre 1931 erklären, insbesondere seit der Iulikrise. In diesen 494 Mill. RM. sind enthalten 26 Mill. NM. zur Verbilligung von Frischfleisch, 52 Mill. RM. für Siedelungszwecke, 57 Mitt. RM. für die Münz prägung, denen aber ein entsprechend hoher Einnahme posten gegenüber steht, 96 Mill. RM. zum Erwerb von Vorzugsaktien der Dresdner Bank, 23 Mitt. RM. Betei ligung an der Norddeutschen Kreditbank und Akzept bank, 85 Millionen NM. Kassenkredite an notleidende Länder, 20 Dtill. RM. Zuschüsse zur Rationalisierung ge werblicher Genossenschaften und 36 Mill. RM. für die landwirtschaftliche Umschuldung in Ostpreußen. Rach diesem Ueberblick über das Ergebnis des Jah res 1931 geht der Minister auf das Etatsjahr 19 3 2 ein Für 1932 war ein Steueraufkommen von 7,464 Milliarden veranschlagt. Im ganzen gesehen wird man mit einem Minderaufkommen von rund 800 Mil lionen RM. bei Steuern und Zöllen rechnen müssen, in das sich Reich und Länder teilen, so daß wir insgesamt Ende des Rechnungsjahres 1932 einen Fehlbetrag von 2070 Mill. RM. haben werden. Wenn man sich überlegt, datz in diesem Fehlbetrag die 470 Mill. RM. Extra-Ordinarium sind, die wir aus früheren Jahren mitgeschleppt haben, so ergibt sich, datz wir in Wirklichkeit im ordentlichen Haushalt einen Fehl betrag von IlH Milliarden RM., haben die tatsächlich den Fehlbetrag aus den Krisenjahren 1930 bis 1932 darstellen. Das ist ein finanzielles Ergebnis, das in Anbetracht der durchlebten schweren Krise erträglich erscheint. Gerelre verteidigt sich Oer Sozialpolitische Ausschuß berät das Arbettsbefchaffungsprogramm Berlin, 10. Januar. Im Reichstag begann am Dienstag früh wieder die Arbeit der Ausschüsse nach der Weihnachtspause. Zunächst trat der Sozialpolitische Ausschuß zu einem mehrtägigem Sitzungsabschnitt zusammen, um die Fra gen der Arbeitsbeschaffung zu beraten. Zunächst gab der Reichskommissar Dr. Eereke einen Ueberblick über die Maßnahmen, die im Rahmen sei nes Sofortprogramms durchgefiihrt werden sollen und wandte sich gegen die in der Presse daran geübte Kritik. Die Finanzierung der dafür vorgesehenen 500 Millionen M a r k sei gesichert. Zunächst sollten die Arbeiten durchgefiihrt werden, die absolut notwendig seien, die aber aus Mangel an Mitteln bisher nicht durchgefiihrt werden konnten. Mit aller Bestimmtheit wandte sich der Reichs kommissar gegen die in einem Teil der Presse ausgespro chene Forderung, von einem öffentlichen Arbeitsbeschaf fungsprogramm überhaupt abzusehen, da das einen Schlag gegen die Privatwirtschaft bedeute. Die Durchführungs bestimmungen sähen ausdrücklich vor, das; die Arbeiten der öffentlichen Hand nur in Ausnahmesällen in Regiebetrie ben ausgeführt, im übrigen an Privatunternehmen ver geben werden sollen. In einem Teil der Presse seien die Durchführungs bestimmungen für die öffentliche Hand als zu ungünstig bezeichnet worden. Demgegenüber teilte der Reichskom missar mit, daß schon jetzt auf Grund der Richtlinien mehr Anforderungen bei ihm eingegangen seien, als aus dem Sofortprogramm befriedigt werden können. Das spreche doch dafür, daß die Darlehnsbedingungen doch wohl im all gemeinen tragbar seien. In Anweisungen an die Arbeitsämter sei besonders daraus hingewiesen worden, daß durch das Arbeitsbeschaf- sungsprogramm gerade die langfristig Erwerbs losen bevorzugt werden sollten. Wenn sich Schwierigkei ten ergäben, würden Arbeitsminister und Neichskommissar sofort durch neue Anweisungen eingreifen. Den Beratungen des Ausschusses liegt eine Anzahl von Anträgen zugrunde. Ein Antrag des Zentrums wünscht die Verwendung der als Einstellungsprämie in Aussicht genommenen Steuergutscheine für Ar beitsbeschaffungszwecke. Ein anderer Zen trumsantrag verlangt eine Anweisung der Finanzbehör den zur Verhinderung von Mißbräuchen bei der Ausgabe solcher Steuergutscheines insbesondere soll die Ersetzung alter Arbeitskräfte durch junge und die Einstellung von Ausländern vermieden' werden. Die Sozialdemo kraten haben ein umfangreiches Jnitiativgesetz vorge legt. Es sieht vor, daß das Reich Kleinwohnungsbau, Straßen-, Brücken-, Wasscrschutz-, Erneuerungs- und Er weiterungsbauten, besonders auch der Reichsbahn und der Post, einlcite. Für kollektive Selbsthilfe der Arbeitslosen sollen Bauholz, Gas, Wasser, Stroh und Brennstoffe vev, billigt abgegeben werden. Zur Finanzierung schlagen dik Sozialdemokraten eine Anleihe vor, zur Vorfinanzierung sollen die für Einstellungsprämien vorgesehenen Mittel dienen. Die Nationalsozialisten verlangen Ar beitsbeschaffung durch öffentliche Aufträge und Ausbau des freiwilligen Arbeitsdienstes zur allgemeinen gleichen Ar beitsdienstpflicht. In der Aussprache gibt Abg. Dr. Brauns (Zentrum) der Hoffnung Aus druck, daß das Sofort-Programm von 500 Millionen nur der Auftakt zu weiteren Bemühungen sein werde. Vermeiden ckiisse man vor allen Dingen Fehlleitungen der Mittel. Für die Olympischen Spiele 1936 Dr. Gritzbach Kommissar. Berlin, 10. Januar. (E. M.) Der Reichskommissar für das Land Preußen, Dr. Bracht, hat den Ministerial rat im preußischen Staatsministerium Dr. Gritzbach zum Kommissar der preußischen Regierung für die Olympischen Spiele 1936 in Berlin ernannt. Dresdner Börse vom 10. Januar Weiter fest. Das Geschäft an der Dresdner Börse blieb heute etwas hinter dem der letzten Tage zurück Die Tendenz ist aber als durchweg fest anzusprechen. Interesse bestand vor allem für Brauereien und Papier-Werte. So zogen Schösferhos 4 Prozent, Reichelbräu 8)4 Proz., Radeberger Export SN, Fel- senkeller 4 Proz., Leipziger Riebeck 1N Prozent an. Am Papier markt gewannen Bereinigte Photo 5 Proz., Dr. Kurz 4 Proz., Mimosa SN Proz., Thode 8 Proz., Peniger Papier IN Proz. Sonst lagen noch nennenswert fester Dresdner Gardinen -l- 1,40, Görlitzer Waggon und Wunderlich fe -f- IN Proz., Sächs. Bo- dencredtt -t- 2 Proz. Dagegen mutzten Wanderer 1,1 Proz. ab geben. — Anleihen überwiegend fest, Umsätze jedoch etwas ge ringer. Pfandbriefe lebhaftes Geschäft; es kam überwiegend zu Kursbcsserungen. Kursnotierungen. Reichsanleihe Altbesitz S8N, Reichsanleihe Neubesih 8*/,. Reichsbank 152, Sächs. Bodencredit-Anstalt 83N, Ehem. Fabrik von Heyden 58N, Chem. Fabrik Helfenberg 71, Dresdner Gar dinen ISN, Elektra 182, Erste Kulmbacher 4SN, Felsenkeller 42, Kulmbacher Rizzi 110, Mimosa 187 N, Peniger Patentpapier Sb, Polyphon 50, Radeberger Exportbier 162N, Rcichelbräu 140N, Schubert u. Salzer —, Soe.-Brauerei Waldschlötzchen VO, Wan derer 58N, Zeitz-Ikon 68. Witterungsausstchten -er Dresdner Wetterwarte Witterungsaussichten. Nach vorübergehendem Be wölkungsrückgang späterhin erneut wieder Eintrübung. Bei klarer Nacht im Flachlande Frost. Tags Tempera turen über Null. Im Gebirge vorwiegend Kältegrade. Mittwoch nachmittag Auftreten von geringen Nieder schlägen möglich, im Flachland als Regen, im Gebirge als Schnee. Nördliche bis westiici;« Winde zeitweise aus- frischend.