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Ausaabe kund 8 SärtzMe volkssettuns Nummer 287 — S1. Jahrgang krtcheinl 5mm k -ckm. nm illiyn.v <auöbe>iageuund Veit' mid der Mud«,bcUalie »gürnmeellemenUenIe'. lowieden Lertieilagen .Unleihnllnn,, »udMisten' .DievralllllheSauS« trau', .Dar „nie Buch'. Monatlicher Uezng-pret» «lnrgabe N mlt Sl.-Bemw-BIati !?,70 itnr„ab« u obne Sl.-Venno-BIatt » LLO Itnzelnnmnic, >U 4 Sonnabend, n. ConntaAnninmer ÜV Hanvl'chriitt«iter Dr. (S. De-rzyk, Dresden. Mittwoch, den 7. Dezember i«32 tverlaaboeii Dresden rinteigenvrelte! Die lgeibailene pelitzeile !1<> ^.gamUien anrei^en n.Elellentielnche !iN Z Die petitrebameretle, 89 mm breit. 1 .er. ffür Anzeigen ankert,alb des VerbreilnngSgeb ei»? 4<» diepelilreNamezeile I.NV«. Brieigeb.it»Imstalle höherer Gemalt erlllchl itde Bervtlichinng aul vieicnmg iowie Ersnllung b. Anzeigen - Anströgen n. Veislnng v. Schadenel'ai Geichöiilicher Teil («. Wintei. Dresden. ltteschäftSftelle, Druck und tUerlag, Germania Bnchdrnckerei und Bering 0re«den.«, >, Polierstr. l?. Zernrm LI 012. postichecktonlo Dresden 1028. Baut. Ionia ^ladtvank DreSden Ar.01787. Für christliche Politik und Kultur R-daktl-u der Sächsischen tUolt-zeitnna Vcerden-Nililadt l Poliersiratze N. aernrn- MN uild 2l 012. Der Reichstag ist zusammengetrelen Sosorkige Präsidentenwahl — Beratung der sozialpolitischen Anträge noch vor Weihnachten Die konsttkuiererl-e Sitzung Berlin. 6. Dezember. Im Reichstage herrschte schon vom frühen Morgen on lebhafte Tätigkeit. Die meisten neugewählten Abge ordneten waren bereits zeitig eingetroffen, um an den Vorbereitungen für die konstituierende Sitzung des Par laments teilznnchmen, die um 8 Uhr nachmittags beginnt. Wie sonst bei ähnlichen Gelegenheiten so hatten sich auch heute auf den Strafen und im Tiergarten rings nm das Reichslagsgebäude zahlreiche Neugierige einge- sundcn. namentlich junge Leute, die durch ihr Verhalten die Polizei manchmal zum Einschreiten zwangen. Um 11 Uhr begannen F ra k t i o n s s i tz u n ge n der Kommunisten und der Bayerischen Volkspartei. Um 12 Uhr traten auch die Sozialdemokraten zusammen, um noch Eventualanträge zu den "sozialpolitischen Notver ordnungen zu formulieren. Die Nationalsozialisten, die am Montag abend von Adolf Hitler die Nichtlinien für ihr Verhalten im Neichstage bekommen hatten, treten um 1 Uhr zu ihrer ersten Fraktionssitzung zusammen. Zur gleichen Zeit findet auch noch eine deutschnationale Fraktionssitzung statt. Die G o t t e s d i c n st e, die jedesmal vor dem Zu sammentritt eines neuen llkeicl-stages abgehalten iverden, finden nm 12 Uhr statt. Für 12 Uhr ist als Ersatz für den noch nicht vorhandenen Aeltestenrat eine Frak tion s b e s p r e ch u n g im Neichstage -vorgesehen, bei der noch Einzelheiten des Sitzungsverlaufes und die Tagesordnung für die nächsten Sitzungen beraten werden sollen. Für die erste Sitzung bleibt es bei den bisherigen Dispositionen. Alterspräsident ist der nationalsozia listische General a. D. v. Litzmann. Er wird die erste Sitzung des Reichstages eröffnen, provisorische Schriftführer berufen, durch diese den Ra meusaufruf vornehmen lassen und im Anschlutz daran die Veschlusisähigkcit seststellen. Mit diesem Akt gilt dann der Reichstag als konstituiert. In der Fraktionssührerbespre chuug hosst man jedoch, sich noch darüber einigen zn kön neu, das; im Anschlag an die Konstituierung in der heutigen Sitzung noch die Wahl des neuen Präsidiums vorgenommen werden kann. Abhängig ist das davon, ob es gelingt, für den bisherigen NcichstagspräsideiUen, den Nationalsozialisten Göring, eine Mehrheit zu gewin nen, die seine Wiederwahl wenigstens im zweiten Wahl gange siche rstellt. In der Fraktionssührerbesprcchung, die mittag im Reichstage als Ersah für den noch nicht be stehenden Aeltestenrat stattfand, einigte man sich zunächst darüber, das; in der heutigen ersten Sitzung des Reichs tages anher der Konstituierung auch schon die Wahl des neuen Präsidiums und die Besetzung der wichtigsten Aus schüsse vorgenommen werden soll. Daran schlag sich eine lebhafte Aussprache über die weiteren Dispositionen des Reichstages, die jedoch nicht zu einer Einigung sührte. Von nationalsozialistischer Seite wurde angeregt, heute noch das Gesetz über die Stell vertretung des Reichspräsidenten in alle» drei Lesungen zu verabschieden. Dagegen wurde jedoch von den meisten Fraktionen Einspruch erhoben. Staatssekretär Planck erklärte, das neue Kabinett bediirse zur Vorbcrci tung seiner sachlichen Arbeiten noch einige Zeil. Die So zialdemokralen verlangten daraufhin, die Regierungserklä rung solle wenigstens in den nächsten Tagen abgegeben werden. Daran solle sich zugleich die Beratung der Inilia- tivgesclze knüpfen. Von Zentrumsscite wurde angeregt, vor der Vertagung des Reichstages wenigstens diese Entwürfe noch zu beraten. Zu einer Einigung darüber kam cs jedoch nicht. Die Entscheidung über die Tagesordnung der näch sten Sitzung wird also heute abend vom Plenum des Reichs tages selbst gefällt werden müssen. Hochamt in der St. Hedwtqskathedrale cnb. Berlin, l>. Dezember. (E. M.) Der Rcichs- tagsnbgcordnctc Domkapitular Prälat tt l i l; t n zelebrierte heute vormittag aus Anins; der heutigen Neichstagscrösf- nung im St. Hcdwigsdom ein feierliches Hochamt, an dem viele Abgeordnete der Zcntrumspartei und der Bayeri schen Volkspartei tcilnahmcn. Unter ihnen bemerkte man n. n. den ehemalige» Reichskanzler Dr. B r ii n i n g, die frühere» Minister Sieger wald und W irth sowie Prälat Kans und den langjährigen Vizepräsidenten des Reichstags, Esser. Völkerbun-sversammlung eröffnet Vor -er endgültigen Entscheidung des japanisch-chtnesischen Strei,falls wtb. Genf, 6. Dezember. Die auherordentliche Bölkerbundsver« sammlung nahm heute vormittag 11 Uhr unter dem Vorsitz des belgischen Anhenminifters ihre Arbeiten a u f. Auf der Tagesordnung steht nutzer dem chinesisch japanischen Konflikt auch die Wahl des bisherigen stellvertretenden Generalsekretärs Avenolx zum General sekretär des Völkerbundes. Der chinesische Delegierte Dr. Pen wiederholte in einer längeren Rede den Antrag aus Feststellung, datz die Völkerbundssatzung durch Japan ge brochen sei. Die endgültige Entscheidung über den chinesisch-japa nischen Konflikt soll die jetzt in Eens tagende Völkerbunds- versanimlung bringen. Die Hoffnung, datz es doch noch ge lingen könnte, eine alle Seiten befriedigende Lösung die ses Streitfalles zu finden, ist inzwischen gleich Null gewor den. Die japanische Armee ist bis zur äntzerste» Grenze der Mandschurei vorgerückt und hat die Reste des chine sischen Heeres zum Uebertritl aus russisches Gebiet gezwun gen. So ist nicht abzusehen, wie der Völkerbund über die sen Streitfall hinwegkonimen könnte, ohne entweder eines seiner Mitglieder zu verlieren oder eine erhebliche Ein butze an Ansehen zu erleiden. Japan -roht Tokio, l». Dezember. Zu den Völkerbundsverhandlungen über den Mandschureikonflikt wird nach einer Meldung aus Tokio von amtlick^n japanischen Stellen erneut erklärt, datz für Japan eine Lösung nur möglich sei, wenn die Unabhängig keit des Mandschnreistaates anerkannt iverde. Andern falls werde Japan gezwungen sein, aus demBölker - bund auszutreten, so ungern cs dies auch tue. Der Konflikt ist sicher Am Tage des hl. Nikolaus, der braven Kindern gute Ueberraschungen bringt, ist der 7. Reichstag der Deutschen Republik in Berlin zusammengetreten. Abergläubische Leute betrachten ja 7 als eine Unglürkszahl, und so könnte man leicht dem neuen Reichstag ein unerfreu liches Schicksal Prophetien. Aber nachdem andere Reichs tage, die keineswegs mit Unglückszahlen belastet waren, so betrübliches erlebt haben, wäre es denkbar, das; dies mal das böse Vorzeichen eine gute Wirkung ausübt. Nötig wäre es. . . . Wenn man daran zurückdenkt, mit welchem Ansehen die Nationalversamlung von l!>1!> umgeben war, welche Achtung und "Wertschätzung noch die dann folgenden Neichstage genossen — und wenn man damit das Vild von heute vergleicht, dann mus; man sagen: Hier ist ein grosser Schatz von Autorität, der das Volk nach den Erschütterungen des Krieges sich willig hingegebcn Halle, heillos verwirtfchastet worden. Heute ist cs so, das; der Reichstag selbst kaum noch eine Autori tät mehr besitzt, sondern das; es sich nur darum handelt, ob er einer anderen Autorität, der des Reichspräsiden ten, die Hände zum Handeln sreigeben oder ob das deutsche Parlament weiter als der Störenfried gelten will, der eine wirkliclze Ausbauarbeit verhindert. Wir haben immer wieder betont, das; diese traurige Entwicklung nicht im Wesen des Parlaments selbst be gründet ist, wohl aber an dem Mangel weiter Kreise des deutschen Volkes an wirklicher politischer Disziplin und an dem grotzen E i n s l u s;. den die Gegner des Parlaments im Deutschen Reichstag er langt haben. Nichts ist bezeichnender als die Tatsache, das; die beiden Parteien, die dem Parlamentarismus selbst erbittert bekämpfen. Kommunisten und "National sozialisten, in diesem wie im vorhergehenden Reichstage Keule beginn! unser neuer Roman zusammen über die absolute Mehrheit versügen. Das Schicksal des neuen Reichstages wird nicht zuletzt davon abhängen, ob diese Mehrheit der Neinsager praktisch in Aktion tritt, oder ob die Nationalsozialisten daraus ver zichten. mit den von ihnen so ost als Haupiseind gekenn zeichneten Jüngern Moskaus. Seite an Seite zu marschie reu. Selbstverständlich ist auch schon die Tatsache, das; die Kommunisten jeden irgendwie gearteten national- sozialistisckx'n Vorstos; gegen die Regierung zum Erfolge verhelfen können, für diesen Reichstag lebensgefährlich. Wenn also die Nationalsozialisten in der Stunde des Zusammentritts des Reichstages verkünden, das; sie jedes Kompromitz ablehnen, dann lätzt das wenig Hoffnung zn. das; dieser Reichstag arbeitsfähiger iverden könnte, als seine Vorgänger. Ist es doch schon dem Kanzler Brüning sehr schwer gemacht worden, im Reichstag eine Mehrheit für seine Notverordnungen zn finden. Nur durch eine sehr kluge und c I a st i s ch e Taktik war das zu er reichen. Brünings Nachfolger hat es an dieser Klugheit und Elastizität mangeln lassen Dem neuen Kanzler von Schleicher rühmt man nach, datz er sich ans die Be handlung von Menschen und Gruppen mindestens in gleicler Weile verstehe, wie Brüning. Die Eigenschaften, die der General bisher in den Konferenzzimmern gezeigt hat. wird er nun auf dem glatten Boden des Reichstages bewahren müssen. Selbst wenn er die in seine persönliche Geschicklichkeit geletz'en Erwartungen erfüllt, wird er