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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 01.04.1914
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-04-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140401013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914040101
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914040101
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-04
- Tag 1914-04-01
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Monat
1914-04
-
Jahr
1914
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Seite 2. Nr. 165. Morsen-Nusssvr. Leipziger Tageblatt. 6-eheimbund, die Thugs genannt, der verschwiegene Feste zu Ehren der Göttin der Vernichtung abhielt und ihr dabei Menschenopfer in allerhand grausamer Zubereitung darbrachte. Die englische Verwaltung hat mit dieser Bruderschaft aufgeräumt, und sie soll dann auch so ziemlich ausgestorben sein. In Ost indien nämlich. In Borna-Pegau aber ist sie — höre cs blutiger Nena-Sahib! — wieder auferstanden; in humanerem Gewände, versteht sich. Mr Menschen opfer ist das 20. Jahrhundert auf dem europäischen Kontinent nicht mehr geeignet. Aber — das Ge heimnisvolle ist geblieben und lie lieblose Gesinnung! Der Bund der Landwirte und jene angeblichen Hand- wcrkerselretüre haben, der eine auf dem Lande, der andere in den Städten, eine neue Wahlunsille ein geführt, gegen die sich sämtliche anständigen Leute mit aller Energie wehren sollten. Der Wahl kampf soll öffentlich geführt werden. Jene aber haben die Bauern und die Handwerker zu ganz geheimen Besprechungen ringelnden, von denen also die national liberalen Gegner ausgefchlos- sen waren, damit man sie ohne Furcht vor W iderlegungn achHerzenslu st b «schimp fen könnte. Es bleibt ein schwerer Bor wurf für Herrn von Lieber t, daß er diese Unsitte, die einzig dasteht in der Geschichte unserer politischen ^Ua-len, sich nicht verbeten hat." Mchtttnien -er Neichsversicherungsanftalt für -le ver- beflerung -er wohmmgsverhältnHe. Wie die „Inf." erfährt, hat da» Direktorium der Reichsversicherungsanstalt wichtige Richtlinien und Leitsätze ausgestellt, die der Mitwirkung der Anstalt bei der allgemeinen Wohnungsresorm zugrunde lie gen sollen. Man hat bisher auf dem Beleihungs markt die Erfahrung machen können, daß die Mehr zahl der Geldgeber solche Grundstücke nur sehr ungern oder gar nicht beleihen, die überwiegend mittlere und kleine Wohnungen enthalten. Mit diesem Grundsatz will die Reichsversicherungsanstalt, da er sich für die Förderung des Kleinwohnungswesen» als sehr schäd lich erwiesen l-at, endgültig brechen, indem sie solche Grundstücke ohne Erhöhung des üblichen Zinsfußes beleiht, um solche Kleinwohnungen zu erstellen. Bei Beleihungsangeboten soll die hygienische Seite stets eingehender Prüfung unterliegen. Das Hauptgewicht ist darauf zu legen, dass Mittel- und Kleinwohnungen in jeder Beziehung gesundheitlich einwandfrei sind. Ist dies nicht der Fall, so kann eine Beleihung nicht in Frage kommen. Grundstücke von Bauvereinigun gen erhalten nur dann eine Beleihung, wenn aus reichender Mitgliederstand und genügendes Bermö- gen Sicherheit gewähren. Dabei bilden angemessene Tilgung und dauernde Ueberwachuna des Woh- nungszustandes die Voraussetzung für die Beleihung. In besonderen Fällen kann Baugeld vor Vollendung der Baulichkeiten gewährt werden. Solche Gemein den oder Kemeindeoerbände, die eine großzügige Wohnungsreform durch Schaffung möglichst vieler Mittel- und Kleinwohnungen in die Wege leiten und damit an der Verbesserung der allgemeinen Woh nungsverhältnisse mitwirken wollen, erhalten hierzu die erforderlichen Mittel unter angemessenen Be dingungen. Ein Teil der von der Reichsversicherungs anstalt ausgestellten Richtlinien und Leitsätze bedarf noch der Zustimmung Les Reichskanzlers, die aber voraussichtlich bald erfolgen wird. Heer und Zlotte. Vie teuerste Garnison für -ie Truppen verpflegung ist nach dem vom preußischen Kriegsministerium soeben herausgegebenen Nachweis der «ätze für das Veköstigungsgeld, die die Resultate der Flcischoer- bingungen für die Heeresvermehrung für das zweite Vierteljahr 1914 angaben, die Marinegarni- >on Wangerooge. Hier ist der Betrag für eine Fleischportion, der in dem Bcköstigungsgelde liegt, ouf 32 Pf. festgesetzt. Ein Vergleich mit den übrigen Garnisonen ergibt, daß die Marinegarnisonen hin sichtlich der Höhe des Veköstigungsgeldcs und der Beträge für die Flcischportion überhaupt an der Stütze aller Standorte stehen. Die Beträge für die Fleischportioncn schwanken zwischen 24 und 32 Pf., und cs folgen dann die Standorte des Gardckorps <24 bis 30 Pf ). Di« zweitteuerste Garnison nach Wangerooge ist Biese nthal, in der sich die Fleischportion auf 30,2 Pf. stellt. Als die nächst, teuersten Garnisonen find Wilnsdorf (Gardekorps), Pilla, Mülhausen i. E, Metz, St. Avold, Dieven Hofen und Obergentringen zu erwähnen. Von den sonstigen Korpsbczirken fällt der des 26. Korps (20 bis 29 Pf.) noch als besonders teuer auf, und dann auch der des 9. Korps (21,3 bis 29 Ps.s, während di« Preise bei den übrigen Korps durchschnittlich etwa zwischen 21 bis 27 P<. schwanken. Interessieren dürfte, daß die überhaupt billigste Garni son Köslin ist, wo nur 20,2 Pf. auf die Fleisch portion kommen. Es folgen dann Stallupönen, Bromberg, Beeskow, Landsbcrg (Warthe), Haders loben und Aurich, wo nur 21 bis 22 Pf. gezahlt werden. Zu berichten wäre auch, wie sich die Preise in den großen Garnisonen stellen. Hier steht Metz als teuerster Standort (20,2 Pf.) an der Spitze. Es folgen Stettin und Danzig mit 27,5 Pf., dann weiter Graudenz l2O,4 Pf ), Berlin (20 Ps.s, Frank furt a. M. (25,4 Pf.), Magdeburg (25,4 Pf ), Han nover (24 Pf.), Straßburg i. E. (23,8 Ps.s. Breslau (23,7 Pf.), Posen (23 Pf.), Köln (23 Pf.) und Königsberg (22,9 Pf.). Die billigste große Garnison ist Hamburg-Altona, in der die Flcischportion mit 22,6 Pf. angesetzt ist. Von sonstigen größeren Garnisonorten ist Tharlottenburg (26,7 PN etwas teurer als Berlin, und noch teurer ist Spandau (27,2 Pf.). In Potsdam kostet die Fleischportton nur 24,9 Pf. Im übrigen sind in Halle a. S., Görlitz, Liegnitz, Krefeld, Düsseldorf. Aachen, Bonn, Koblenz, Schwerin, Brandenburg, Karlsruhe, Kol- mar, Thorn, Darmstadt und Allenstein etwa mittlere Preis« bei den Verdingungen erzielt worden, und darüber hinaus ragen u. a. Weimar, Müllheim (14. Korps), Borkum, Celle, Rostock, Trier, Münster, Sagan, Stendal, Lübben usiv. Die neue Schießvorschrift für die Feldartillerie. Der Entwurf einer Schießoorschrist für die Feld artillerie 1914 bringt eine ganze Reihe recht wichtiger Aenderungen, von denen die bedeutungsvollsten hier hervorgehoben werden sollen. Im zweiten Teil („Schießausbildung") sind die neuen Richtmittel und das Hilfsmaterial (Rundblicksernrohr, Richt kreis, Scherenfernrohr, Entfernungsmesser und Fern sprechgerat) zum ersten Male ausgenommen, und der Ausbildung zum Schießen wird ganz besonderes Ge wicht beigemessen, so daß es dem Schießen selbst an Bedeutung gleichgestellt wird. Im einzelnen ist u, a. bemerkenswert, daß die Zahl -er Richtkanoniere von 14 auf 10 (bei den reitenden Batterien von 10 auf 8) herabgesetzt worden ist. Für di« Bedeutung, die man auf ihre Ausbildung und Verwendung legt, spricht die Bestimmung, daß sie nach der Batterie besichtigung das Richtabzeichen erhalten und aus der Batterie nicht abkommandiert werden dürfen. Hiermit ist ein wichtiges Erfordernis erfüllt. Zur Verschärfung der Augen sind „Sehübungen", die im ganzen Jahre vorgenommen werden sollen, ein geführt worden. Die „Ausbildung in der Ab teilung" hat dann eine bedeutende Erweiterung er fahren. Unter anderen werden Rahmenübungen eingeführt, und die Ausbildung von Offiziers patrouillen, Aufklärern, Hilfsbeobachtern und Ziel aufklärern ist gleichfalls stofflich sehr erweitert worden. Neu ist auch die Beobachtung aus Flug zeugen, wobei bestimmt ist, daß Flieger und Artilleriekommandeure sich durch besonders verab redete Zeichen zu verständigen haben. Andere Methoden, wie z. B. in Frankreich übliche, wo ein besonderes Markieren der eigenen Batterien durch weithin sichtbare Zeichen styttfipde.t, sind nicht in di« Vorschrift' aufgenomnicn' worden.- ^Wesentlich ist weiter«die.^Einführung d,s Schulschießens in der Ab teilung, und von besonderer Wichtigkeit ist es, daß auf eine genaue Prüfung des Geländes beim Scharfschießen besonderes Gewicht gelegt werden soll. Das Gelände des Gefechtsstreifcns muß von der Ab teilung unter allen Umständen auch wirklich ein- geseben werden. Im ersten Teil („Schießlehre") findet sich auch eine Reihe von bedeutungsvollen Neuerungen. Statt bis auf 5000 Meter kann jetzt bis auf 6000 Meter ohne Hilfsmittel gerichtet werden, und die Vergrößerung der Kegelwinkel bei den Geschossen ist gleichfalls zu begrüßen. Beim Kanonenschrapnell ist er von 17 auf 19 Grad, beim Haulntzgeschoß in Schrapnellstellung statt 14 sogar auf 32 Grad erhöht worden. Der Kegclwinkel der Kanoncngranatc beträgt 150 statt früher 114 Grad, was für eine bessere Bekämpfung der Schildbatterien spricht. Eine bedeutende Erweiterung und Neu fassung hat das Kapitel „Hilfsziel" erfahren. Auch die Vorbereitung des Schießens ist erweitert, und das Schießen bei Dunkelheit ist gleichfalls ein gehender behandelt. Deutsche» Reich. * Zum Rücktritt de, Direktor, im AuswLrtigen Umt, Dr. von Körner. Die „Nordd. Allg. Ztg " widmet dem Direktor der handelspolitischen Ab teilung im Auswärtigen Amt, Wirklichem Gelfeimen vlat Dr. v. Körner, der mit dem 1. April aus seinem Amte scheidet, «inen Artikel, in dessen Schlüsse es heißt: „Bei seinem Eintritt in den Ruhestand wird Exzellenz v. Korner, der nach eigenem Wunsche sich aus der amtlichen Tätigkeit zurückzieht, von vielen Sympathieen begleitet, die er sich während seiner langen, arbeitsreichen Laufbahn erworben hat. Im Auswärtigen Amt, besonders in der handelspolitischen Abteilung, bleibt ihm ein ehrenvolles Erdenken be wahrt." — Der Kaiser hat Herrn v. Körner bei seinem Scheiden durch Verleihung der königlichen Kron« zum Roten Adlerorden erster Klasse aus gezeichnet, * Hoensbroech-Bortrag. Am 2. April wird Graf Hoensbroech im „Sanssoucte" (Elstcrstraße 12), abends 8^ Uhr, sprechen über: „Das Zentrum, ein Fremdkörper im national-politischen und kulturellen Leben." Obwohl in Leipzig und in Sachsen die im Zentrum verkörperte ultramontane Gefahr noch nicht übermäßig groß ist, darf der Vortrag dennoch auf das Interesse der Leipziger Bevölkerung rechnen, weil das Zentrum im politischen und kulturellen Leben Gesamtdeutschlands eine ausschlaggebende und unheil volle Rolle spielt. Der Vortrag wird veranstaltet von der hiesigen Ortsgruppe des Antiultramontanen Reichsverbandes. G * Der Kaiser hörte am Montag im Achilleion auf Korfu den Vortrag des Gesandten v. Treutler. Am Dienstag nachmittag machten der Kaiser und das Gefolge einen Ausflug in Automobilen nach dem Kloster Palaso Kastriga. * Prinz «nd Prinzessin Heinrich von Preußen haben in einem von der Regierung gestellten Salon wagen die Reise von Buenos Aires nach Santiago de Chile anaetreten. Das Wetter ist schön. * Das Zentrum für ein Petroleumkartellgesetz. Die Zentrumsmitalieder der Ne.chstagskommiision zur Beratung des Gesetzentwurfs über das Petro- leum Monopol Haven für die dritte Lesung einen neuen Gesetzentwurf beantragt, der im wesentlichen an Stelle des geplanten Monopols ein Kartellgesetz oorschlägt, das den Handel mit Leuchtöl. Benzin, Treiböl, Gasöl usw. regelt. Der noch näher zu bestimmende Preis soll jedenfalls so bemessen werden, daß auf keinen Fall eine Ver teuerung eintreten und der Verbraucher nicht über vorteilt werden kann. Es ist deshalb die Kon tingentierung der Einfuhr und die Fest setzung eines Höchstpreises vorgesehen. Zur Wahrung der Interessen der Heeres- und Marineverwaltung zur hinreichenden Deckung ihres Benzin- und Leucht ölbedarfs wird oorgeschrieben, daß bestimmte Mengen dieser Mineralöle von den Einsuhrberechttgten inner halb des Reichsgebietes ständig vorrätig zu halten sind. Wetter wird die Verpflichtung der Einfuhr berechtigten hervorgehoben, jährlich mindestens 175 000 Tonnen auf dem Donauwege einzuführen. Hierzu sollen die besonderen Interessen Bayerns be rücksichtigt werden. Die Vorschriften dieses Gesetzes sollen vorläufig bis zum 31. Dezember 1930 gelten. * Internationale Strafsachen hvegeu Mädchen handels. Nach dem internationalen Ueberetnkommen zur Bekämpftzyg des Mädchenhandels köpnen die Konsulbehörven nicht mehr Vernehmungen in Straf sachen wtzgen Mädchenhandels vornehmen. Frankreich, Großbritannien, die Riedarlande, Portugal und Ruß land haben mitgeteilt, daß derartige Gesuche ihnen auf diplomatischem Wege übermittelt werden müßten. In anderen Staaten, wie in Oesterreich, ist zum Teil ein unmittelbarer Verkehr zwischen den Gerichts behörden zulässig. Spanien und Ungarn haben sich noch nicht geäußert. * Die Jungliberalen. Wie aus Köln ge meldet wird, wird auf der am 9. April in Frankfurt (Main) stattfindenden Gesamt vorst andssitzung des Reichsverbandes der nationalliberalen Jugend auch die Be schlußfassung der nationalliberalen Partei in bezug auf den Verband der nationalliberalen Jugend zur Sprache kommen. Soviel verlautet, wird an die Auflösung des Reichsoerbandes der nationalliberalen Jugend unter keinen Umständen gedacht. Mittwoch, t. LlprU 1914. * Die Fernsprechleitung Berlin—Frankfurt (Main)—Mailand wird am 1. Avril dem Verkehr übergeben werde». Die Leitung ist 1350 Kilometer lang und führt durch den Eimplontunnel. Um auf diese große Entfernung eine gute Sprechverständigung zu gewährleisten, ist die Leitung aus 4,8 Millimeter starkem Hartkupferdraht hergestellt und yttt Pupin- spulen ausgerüstet, die alle 10 Kilometer an den Ge stängen befestigt sind. Wie längere Sprechversuchc ergeben haben, ist die Uebermittelung der Sprache sehr deutlich. Die sorgfältigen technischen Berech nungen und Vorbereitungen, die dem Bau der Lei tung vorausgcgangen sind, haben wesentlich zu diesem guten Ergebnis veiaetragen. Die Gebühr für ein gewöhnliches Dreimlnutengespräch Berlin—Mailand beträgt 4 ^l, für ein Gespräch zwischen Frankfurt (Main) und Mailand 8 .2. Dringende Gespräche sind gegen die dreifache Gebühr zulässig. Für Ge spräche in der Nacht werden ermäßigre Gebühren er hoben, und zwar bei Einzelverbindungen drei Fünftel der vollen Taxe, bei Monatsabonnements die Hälfte. * Aus dem hessischen Landtag. Die Zweite Kammer hat sich bis Ende Mai vertagt. — Die Erste Kammer nahm am Donnerstag vormittag die Re gierungsvorlage über den Voranschlag der Staats einnahmen und Ausgaben und den Entwurf eines Finanzgesetzes für das Etatsjahr 1914 an, ferner in Ueberetnsttmmnng mit der Zweiten Kammer den Antrag, in dem die Regierung er sucht wird, den Landständen eine Gesetzesvorlage zu? gehen zu lassen, durch die die Gesetze vom 29. April 1875 und vom 1. Juni 1895 betr. die religiösen Orden und ordensähnlichen Kongregationen in sofern gemildert werden, al» ihnen eine freiere Tätigkeit in religiöser, charitativer und sozialer Richtung ermöglicht wird. — Darauf vertagte sich die Erste Kammer auf unbestimmte Zeit. * Der Finanzausschuß der bayrischen Kammer der Abgeordneten beendete die Beratung über den Aus bau der Walchenseek rüste. Sie nahm das Negterungsprojekt betr. diesen Ausbau an und lehnt« «1n«n Antrag Einhauser (Ztr.) ab, die Be schlußfassung darüber auszusetzen. Es sotten 6 Mil lionen als 1. Rate in das außerordentliche Budget und 165 000 .41 für Verzinsung und Tilgung ins ordentliche Budget eingestellt werden. Ausland. Gesterretch-Ungarn. * Die aus 80 Mann bestehende österreichisch-unga rische Bedeckungsabteilung für die internationale Kommission zur Festsetzung der Grenze Nord alba niens, die am 2. Januar wegen des Ab bruches der Arbeiten in die Garnison zurückgekehrt war, ist, wie au» Triest, 31. März, gemeldet wirb, heute wieder nach Skutari abgegangen. Zraakrelch. * Französischer Flotteabesuch in Malta. Wie aus Paris, 31. März, gemeldet wird, sind die vier Panzer .LZörite", „Justice", „Democratie" und „Republique" des französischen Mittelmeer-Ee- schwaders unter dem Befehl des Admirals Marin Darbel gestern in Malta eingetroffen und er hielten von den Behörden und der Bevölkerung «inen überaus, warmen Empfapg. Der, enalM« Admiral veranstaltete gestern abend zu Ehren der französischen Offiziere ein großes Prunkmahl mit nachfolUn- dem Ball, und 400 französische Seeleute erhielten die Erlaubnis, ein« Einladung ihrer englischen Ka meraden zu einem Abendfest anzunehmen. Die englischen «eebehörden wollen sich für den Empfang dankbar erweisen, den die englischen Schiffe vor kurzem in Cherbourg und Brest gefunden haben. Rußlan-. * Irrtümliche Verhaftung eines russischen Ingenieur». Aus Petersburg, 31. März, wird berichtet: Der Chef der Dezirksverwaltung der Ver kehrswege in Tomsk, Ingenieur Popow, wurde von der Regierung zum Ankauf von Dainpfern ins Ausland entsandt, die zur Unterhaltung des Verkehrs auf den sibirischen Flüssen Ob und Jenissei dienen sollen. Er begab sich in Begleitung des belgischen Konsuls von Mitau, Heidemann, nach Hamburg, dann nach Breslau und Brieg. In Brieg wurden beide unter dem Verdacht der Spionage verhaftet, aber dank dem Ein- Sismarckworte. Demut und Ueberhebung. Rur Demut führt zum Siege; Ueber- ln'bung, Selbstüberschätzung zum Gegenteil. (Tischgespräch, 2V. November 1870.) Konzessionen und Geschenke. Die Konzessionen nnd Geschenke sind eine Speise, die den Appetit reizt, ohne ihn zu befriedigen. lRede vom 24. November 1849, PR.I, 168.) Offenheit. Offenheit verdient immer Anerkennung. (Rede vom 24. November 1849, P R. I, 174.) Mißtrauen. Mßtrauen ist die bitterste, schrecklichste O.nal, es ist nichts andres, als der Zweifel, die erste Saat alles Bösen, angewandt auf den Verkehr der Menschen nnter fick', die Quelle fast jeder Bitterkeit nnd Feindsck-aft. Es stehl irgendwo geschrieben: Wer seinen Näcbstcn nichl liebt, den er sieht, wie soll der Gott lieben, den er nicht sicht; ich möchte dasselbe in bezog auf das Vertrauen statt der Liebe sagen. (Rn die Brant Johanna von Pntlkammer, 17. Februar 1847.) Hus -er Naturgeschichte -es -eutschea Sprichwortes. Im Jahre 1859 veröffentlichte Edmund Höfer unter dem Titel „Wie das Volk spricht" eine Samm lung sprichwörtlicher Redensarten, die einen wahren Spiegel des deutschen Volkes und Volkstums bildete, bas darin mit seinen eigenen Vorstellungen, Bildern und Worten überaus kräftig und anschaulich sich dar stellt. Diese» Buch ist heute wohl nur noch wenigen be kannt, aber in einer Zett, die für den frischen Herz schlag des Volkslebens eine neue und vertiefte Emp findung gewonnen hat, ist es wohl am Platze, Höfers schöne Sammlung zu neuem Leben auferstehen zu lassen. Dies geschieht nun in einer glücklichen, von Margarete Bruns besorgten Auswahl, die unter dem Titcl „Der Volksmund" demnächst im Verlage von I. C. C. Bruns zu Minden i. W. erscheinen wird. Max Bruns hat zu dieser Neuausgabe eine frische und gehaltvolle Einleitung geschrieben, aus deren Aushängebogen wir mit freundlicher Genehmigung des Verlages einig« Beiträge zur Naturgeschichte des deutschen Sprichwortes mitteilen wollen. Wer sich in dem hier vereinigten Schatz sprichwörtlicher Redensarten vertieft, der wird entzückt durch die un bändige Lebciisfülle, durch die derb-frische, selbstver ständliche Lebensbejahung, die überall daraus her- vorleuchtet. Entsprechend der Lust zu Schimpf und Scherz, die so tief in der Art des deutschen Volkes wurzelt, finden wir darin weniger Sinn- sprückze zum Lobe des Fleißigen — obwohl sie vor kommen —, als vielmehr Satiren auf Faulheit, Müßiaqang und Kopfhängcrei. Der Bauer, der sich „den Beärgh 'rop kweälcd hadd", meint, die Welt, die unser Herrgott in sechs Tagen geschaffen habe, sei „der 5k na woaren"! und jener andere, der sich den Strumpf verkehrt angezegen hat. findet darin die trübselige Bestätigung für sein stetiges „Unglück". Der Faule philosophiert: „Wann soll ich arbeiten? Im Frühjahr ist viel Wasser, im Herbst viel Schmutz, im Sommer ist's heiß und im Winter kalt" — und „Mor gen, morgen, nur nicht heute!" sagen alle faulen Leute. Daß aber der Lebensunterhalt nur durch wackere Arbeit geschafft wird, weiß unser Volk sehr wohl. Der Haier spricht zum Bauer: ..Wann ik sal massen, dan mäu'te mi ghued krassen", oder auch: „Baust mich in b' Molde, ich laß dir's nit unver- golde": der Müller aber macht seinem Schaffen die Kräfte der Natur dienstbar und dichtet sich den stolzen Spruch: „Wetter und Wind sind mein Gcsind." Aber das deutsche Volk ist nicht nur ein guter Arbeiter, es ist auch ein guter Esser. „Arbeit zehrt!" das hat schon die alte Frau gewußt, die eine Nacht mütze wusch und dazu einen Laib Brot aufaß. Achn- lich tat es auch jener Bauer, der sich auf das Sprich wort berief: „Doppelt genäht hebt wohl", und zwei mal zu Mittag aß. Schon der Jung« nimmt sich brav vor, „alles essen zu erlernen", und streicht sich darum Butter auf den Pfannkuchen. Und der Bauer wehrt sich zwar gegen den Vorwurf der Leckerei, räumt aber doch ein, er wisse wohl, was gut schmeckt. Und wenn's ihm aut schmeckt, hat er nur noch den einen Wunsch, daß sein Bauch „'ne Echüm w!er un'ne Avsid daran!" (Ebenso ,-der Bauernbub' an der Kirchweih, als er sich satt gegessen und noch ein Hirsebrei kam" —: Wenn nur der Buckel auch Bauch wär'!") — Uebrigens schließt sich als „berufsmäßiger" guter Esser dem Bauern alleweil der Küster an. Auch er huldigt dem Worte: „Lecker bün'k nich, oewerst ik öt gern, wat got smeckt' — und beschcidet sich denn auch demgemäß mit einem gleichmütigen: „Speck oder Swlnflssch, mi schall t egal sin." Ueberhaupt ist es seine Tugend, «ne mehr zu nehmen, als er kriegen kann. „NL Belieben!" sagt der Küster von Ehmen. Wenn er dann freilich den Taufschilling in die Tasche gleiten läßt, so freut er sich, baß „vßl Kinner v6l Sogen" bringen. Aber das Essen allein tut's für den Deutschen nicht; man weiß ja, daß von alters her das Trinken fast noch mehr bei uns rm Schwange war. Wer wollte deswegen einen Vorwurf erheben? Scheffels Rodensteiner hat sich seine Rechtfertigung („Man spricht vom vielen Trinken stets, doch nie vom vielen Durste") direkt von dem deutschen Bauern geholt. „Kinner un Lüd ", sagt der, „ju red't Server min Süpen, aewerst nimmend red't oewer min grö len Döst" —. Die Mehrzahl der Stände hat das deutsche Volk in seinen sprichwörtlichen Redensarten «ar treffend zu kenn^ichnen verstanden, so den Bauern und den Edelmann, den Küster und den „Pfaffen". Es fehlt auch der Advokat nicht, mit dem ja der dickschädelige deutsche Bauer in seinem Loben viel zu tun hat. Er weiß, daß der Advokat, wenn er eine Sache „wohl kriegen" will, vor allem „dat Geld m5nt", und er vertraut, daß der „Herr Doktor" selbst am besten wissen wird, „wo eine Lüge hinaehört". Der Apo theker ist dem Volke zumeist der Verkäufer von Pur- giermittcln, und der gemeine Mann kennt daher keine größere Freude, als wenn dem Herrn „Avthetter" selbst einmal etwas Menschliches zustötzt; dann mag er vor aller Welt gern rühmen: „All wat yod rückt, tümmt van mi!" — Uebrigens ist gerade ihm eine der hübschesten Redensarten vindiziert, di« ihm einen seinen Standeshumor zuschreibt, wenn er die Rute für seine Kinder ,^um äußeren Gebrauche" an den Spiegel steckt." — Weit klotziger äußert sich natur- gcmän der Standeshumor" des Kogeljungen, dem mit einem Neunerwurf zugleich ein Bein „avsmeten" war. ,He lö« man« de Kegeln un r«p: „All teign!" De ergötzlichste Fichir unter allen deutschen Standes- vertretern macht aber doch von je im Volk der Schnei der. Volkslieder und Stachelreime nehmen ibn sich zum Zielpunkt, und es ist eine der drolligsten llcbcr- treibungen, die das deutsche Märchen zu ersinnen ver mag, daß ein Schneider sieben auf einen Streich fällt, Riösen erlogt, ein wilde» Einhorn fängt und schließ lich eines Königs Tochter freit — um dann doch noch als ängstliche Schneiderseele entlarvt zu werden. Der Schneider ist ein Ritter von der traurigsten Gestalt; ein Hold, der mit der Elle dreinfäkrt. Ergebt es ihm zu schlimm in diesem Jammertal, so ersticht er sich mit seiner spitzen Nadel oder knüpft sich an einem Zwirnsfaden auf. Ein Mann ist er eigentlich gar nicht, oder doch nur einer, mit dem man sich eben zur Not zu trösten vermag: „'t is ok 'n Mann, säd' de Diern, doa friete se'n Snieder." Die Junghansche" aber, die einen kleinen schiefen Schneider freien soll — denn ein Hüne von Wuchs ist der Schneider nun einmal nicht —meint nur verächtlich: „Sau einen krigt'n tau!" (Solch einen kriegt man zu!) — Ja, wenn der recht« Kerl einen Schneider zu fassen be kommt, vermag er ihn leichtlich über die Haustür zu werfen: „Dä dat kann, dä kann dat, har de Kärl faght, do harren Snider üäwer de Hüsdüär smieten." Der Ursprung eines großen Teiles dieser prachtvollen Worte rst unzweifelhaft im Mittelalter zu suchen. Vielfach weist die soziale Schichtung, wie sie di« Redensarten voraussetzen, unmittelbar auf das Mittelalter hin. Das grotesk-humoristische Wort der jungen Dirne, die Sonntags nicht gern am Schandpfahl stehen will, „weil sie ein wenig eigen sei, hat gleichfalls mittelalterliche Einrichtungen zur Voraussetzung, und ebenso erinnert die auf fallende Verquickung mit lateinischen Worten an das Mittelalter. „Omnc principium grave" erkennt der Narr seufzend, da er die Kuh beim Schwänze aufheben will, und „Non credo" spricht der Am, da man ihm ein Kind bringt. Schwer aber dürfte zu entscheiden ein, wie wett für die Geringschätzung der Frau, die ich in ziemlich vielen Redensarten offenbart, das Mittelalter verantwortlich zu machen ist. ,,E» ist bloß meine Frau ertrunken , sagt der Bauer erleich tert; „ich dachte schon, es wäre mir ein Kalb in den Teich gefallen." Mehrfach wird das Durchprügeln der Frau erwähnt, und wenn „de Keröl" auch „mit Maß^ schlägt, so meint er damit nicht sowohl die Maßhaltigkeit im Prügeln als den dabei zur Ver wendung gelangenden Ellenstock. Das Eegenbikd einer Hochschätzun« der Frau zeichnet sich in den Redensarten des Volkes merklich schwächer. Immer hin fehlt es nicht ganz. Line Göttinger Wendung lautet: „Gottlob, sagt Kohlofen, hab' ich auch kein Geld, hab' ich doch ein glatt Weis." Aber ob Herd, ob zart, ob lyrisch oder klotzig, immer ist das Volks wort charakteristisch, stellt es uns die M nichen, die es schildert, in knappstem Ausdrucke leibhaftig vors Auae. Ein voll von Dichtern — „das voll der Dichter" spricht au» diesen Redensarten.
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