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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 01.04.1914
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-04-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140401013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914040101
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914040101
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-04
- Tag 1914-04-01
-
Monat
1914-04
-
Jahr
1914
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z. vettsge. Mittwoch, 1. April 1914 Leipziger Tageblatt Nr. lSS. Morgen-Nuspstre. Seite 11 r U» -h zur »f den ck und quillt. > Auf. wer« Nach se g» öfischc atrio- t ge mmer sners. , all« n und » die t, die über- äsischc t, wir n im daten chnei- ufiker aber», frei- »flichr ochen rotzen »asts- üoen. eben- chaft- inner l und :chen. rrag rden. irrste eitc- wir )enk- olks i für ttel serer >ahl- des nner der und Ler- und rutz Das eich- r i» vtvd bcr- ins- I in irrst - bis- :ohc iger ruch ssen wir ste- hen ohl iel- ind rr Se ien ng. ,en ses aßt Sächsischer Lanrttag. Erste Kammer. 30. öffentliche Sitzung. ?. Dresden, 31. März. Präsident Graf Bitzthum v. Eckstädt eröffnet die Sitzung gegen Uchr. Am Regierungstische: Kultusminister Dr. Beck und Kommissare. Oberbürgermeister Dr. Beutler berichtet für die .zweite Deputation und beantragt, die Kap. 88 und 89 des Etats, Kultusministerium und Evangelisch-Lutherisches Landestonfistorium. nach der Vorlage zu bewilligen. Graf Schönvurg wendet sich gegen die Ausfüh rungen der Aüg. Dr. Kaiser (Natl.) und Dr. Zöphel (Natl.) in der Zweiten Kammer, die zwar dem lonfefsionellen Frieden hätten dienen wollen, aber ihm nicht gedient hätten. Es habe sich darin ein grotzer M a ng c l an Sachkenntnis ge zeigt, besonders beim Abg. Dr. Zöphel, der sich mtt Unrecht dagegen verwahrt habe, Latz ein Luch emp- iohlen worden sei, das auf dem Loden katholischer Weltanschauung stehe. Auch in einem solchen Luche könnten doch für einen Pädagogen wertvolle Winke enthalten sein. Redner geht dann auf die einzelnen vom Abg Kaiser angeführten Fälle ein. Keiner von diesen sei geeignet, den tonfcssioncUcn Frieden zu stören. Für die Insinuation, datz die Grauen Schwestern ihre Kranlenpslegertätigteit zu an deren Zwecken m.tzbrauchtcn, habe er keinen parlamentarischen Ausdruck. Solle die Krankenpflege nur von evangelischen Damen und nur vpn Laien ausgeübt werden dürfen? Redner er örtert dann den Fall de: V o r r o m ä e r i n n e n in Bautzen, die nur auf wiederholtes Ersuchen der Eltern auch evangelische Kinder in Pflege genom men hätten. Dadurch hätte gcwitz der tcn;cjsionelle Frieden nicht gestört werden können Er bedauere, datz die Regierung gedroht habe, im Wiederholungs fälle von dem Wlderrufsrechte Gebrauch zu machen. Sei denn das Ausschliessungsgejetz von 1878 überhaupt n o ch z e i t g e m ä tz? Er müsse sich wirklich darüber wundern, datz es Leute gebe, die sich liberal nannten uird doch nach Polizei gegenüber der katholi schen Kirche riefen, während sie Petitionen unter zeichneten, die dahin gingen, den Austritt aus der Kirck>e zu erleichtern. Der Ausfall der Wahl in. Borna-Pegau sollte diesen Herren doch zu denken geben. Kultusminister Dr. Beck erörtert kurz die Aus länd e r f r a g e an den sächsischen Hochschulen. Gar zu schroff dürfe man nicht Vorgehen; die jungen deut- (chen Studierenden gingen noch zu wenig ins Aus land, um sich dort 1—2 Semester urnzuseyen. Man müsse aber vom Ausland erwarten, datz cs die Tore seiner Hochschulen den Deutschen nicht verschliesse, sondern Gegenseitigkeit üben werde. Matzgebend bleibe der Grundsatz, Latz deutsche Hochschulen zunächst für Deutsche da seien; soweit Platz vorhanden sei, sollten auch Ausländer zugelassen werden. Hinsichtlich des Austritts aus der Kirche verweise er auf seine Ausführungen in der Zweiten Kammer am 3. März d. I. Die Ausbil dung unsrer jungen Geistlichen sei besonders wichtig in unsrer heutigen Zeit, wo die Kirche nicht nur mit direkten Angriffen, sondern auch mit der Gleich gültigkeit zu kämpfen habe. Eine zusammenfassende Darstellung der mit der Jugendpflege ge machten Erfahrung«»» sage er dem Landtage gern zu. Das Mädchenschulwesen habe sich sehr erfreulich ent wickelt, und mit dein neuen Gesetze habe man recht gute Erfahrungen gemacht. Auch über die Ee- mcinschaftscrzrchuna könne er im allge meinen Günstiges berichten. Die giotzen Vor sichtsmatzregeln, die für die Aufnahme von Mädchen getroffen worden seien, hätten sich als durchaus segensreich erwiesen, lieber die vom Grafen Schön burg angeführten Fälle habe er sich in der Zweiten Kammer ausführlich geäutzert. Den Religions gesellschaften gegenüber werde die Regierung stets innerhalb der Gesetze und innerhalb des Rahmens der Grenzen, die jeder Konfession ge zogen seien, Wohlwollen erweisen. Dem Bischof Dr. Schäfer wünsche er aufrichtig baldige Ge nesung. An dem Gesetze von 1878, das sich durchaus bewährt habe, zu rütteln, halte er nicht für ange bracht. Hoffentlich bleibe uns der konfessionelle Friede auch ferner stets erhalten. Die Regierung werde alles tun, was in ihren Kräften stehe, nm ihn zu bewahren. (Beifall.) Oberhofpredlger Dr. Dibslius dankt dem Kultus minister sür sein kräftiges Eintreten für die Kirche. Hoffentlich bewahre sich dre Kirchcnfreundlichkeit der Kammer auch, wem» sic sich nächstens mit dem Pfarr- besoldungsgcjetze zu beschäftigen habe. Ein besonderer Schutz der Kirche sei gerade in unserer Zeit notwen dig, man brauche sich aber durch die Bestrebun gen des Komitees „Konfessionslos" nicht nervös machen zu lassen. Unterschätze,» dürfe man freilich diese Bewegung nicht. Man müsse ihr mit einer kräftig organisierten Bewegung ent gegentreten. Seit Jahren mangele aber der not wendige theologische Nachwuchs; der Tiefstand scheine jedoch erreicht zu sein. Ohne weitere Debatte werten die beiden Kapitel nach der Regierungsvorlage bewilligt. Oberbürgermeister Dr. Sturm berichtet alsdann für die erste Deputation über das Kgl. Dekret Nr. 22, betreffend Befreiung von Lehrern und Lehrerinnen an öffent lichen Schulen von der Krankenversicherungspflicht und beantragt, es in der Fällung der Zweiten Kam mer anzunehmen. Oberbürgermeister Dr. Dehne-Plauen i. B. äutzcrt einige Bedenken, ob die Fassung des Gesetzes ge nüge in den Fällen, wo ein Lehrer während der Frist von 2V Wochen aus dem Dienste ausschcidc. Vom Regierungstische wird erwidert, datz diese Bedenken nicht begründet seien. Kultusminister Dr. Beck bittet, von Abänderungs anträgen abzusehen, um das Inkrafttreten des Ge setzes nicht hinauszuschieben. Kammerherr v. Schönberg bleibt auf der Tribüne unverständlich, scheint aber für Zurückverweisung des Entwurfs an die Deputation zu sprechen. Oberbürgermeister Dr- Sturm hält eine Ergän zung des Entwurfs in dem von Dr. Dehne angeregten Sinne nicht für notwendig. Der Entwurf wird hierauf in der Fassung der Zweiten Kammer angenommen. Graf zu Lastell-Eastell berichtet dann über die Petition des Zentralverbandes der proletarischen Freidenker um 1. Befreiung der Dissi dentenkinder vom Religionsunter richt, und 2. um Abänk-erung der Bestimmungen über den Austritt aus der Landeskirche. Er bean tragt, die ganze Petition auf sich beruhen zu lasten. (Die Zweite Kammer hat Punkt 1 der Re gierung zur Erwägung überwiesen.) Ohne Debatte wird der Deputationsantrag an genommen. Verlagsbuchhändlcr Dr. Brockhaus berichtet als dann für die erste Deputation über den Entwurf eines Gesetzes betr. die Landeskulturenten bank und beantragt die Annahme des Entwurfs in der Fassung der Deputation, die nur redaktionelle Aenderungen vorgenommen hat. Nach längerer Aussprache wird das Gesetz in der Deputationsfastung angenommen. Nächste Sitzung: Mittwoch, 1. April, 11 Uhr Tagesordnung: Etatkapitel und Petitionen. Zweite Kammer. 70. öffentliche Sitzung. k. Dresden, 31. März. Präsident Dr. Bogel eröffnet die Sitzung nach 2 Uhr. Am Regirrungstische: Minister des Innern Gra Vitzthum von Eckstädt und Kommissare. Auf der Tagesordnung steht zunächst der An trag des Direktoriums, betr. Einbringung eines Gesetzentwurfs wegen Abänderung der Landtagsordnung. (Der Antrag ist im Wortlaut in unserer Nummer vom 29. d. M. abgedruckt. D. Red.) Abg. Dr. Schanz (Kons.) begründet kurz den An trag und bittet, ihn gleich in schlutzberatung zu nehmen. Ohne Debatte wird dies beschlossen und der An trag selbst einstimmig angenommen. Aog. Harter (Kons.) berichtet für die Finanzdepu tation über Kap. 56 und 56a des Etats, Medi zinal- und Veterinürpolizel, staatliche Schlachtoiehversicherung, und beantragt, beide Kapitel nach der Vorlage zu bewilligen. Abg. Eöpsert (Natl.) bespricht verschiedene Fragen aus dem Gebiete der Viehscuckcngesetzgebung, worin er einige Verbesserungen wünscht. Geheimrat Dr. Rumpelt sagt wohlwollende Er wägung der Wünsche zu. Ohne weitere Debatte werden hierauf die Kapitel bewilligt. Abg. Frenzel (Kons.) berichtet für die Ecsctz- gebunasdeputation über den Entwurf eines Gesetzes zur Abänderung des Schlachtoiehver- sicheLun-gsg^setzes. und beantragt Li« An nahme in der Deputationsfastung. . Abg Wleinhempel (Natl.) ist der Ansicht, datz H 1 in der Fassung der Regierungsvorlage den Vorzug verdiene, und behält sich vor, dafür zu stimmen. Ministerialdirektor Dr. Rumpelt bedauert, datz die Deputation in bezug auf 8 1 ZU einem ablehnen den Votum gekommen ist. Die Regierung halte nach wie vor an ihrem alten Standpunkte fest. Hierauf wird das Gesetz in der Deputationsfastung angenommen. Es folgt Kap. 55 des Etats, Tierärztliche Hochschule. Abg. Harter (Kons.) beantragt namens der Mehrheit der Deputation, das Kapitel nach der Vorlage zu bewilligen. Abg. Anders beantragt namens der Minder heit der Deputation, die Ausgaben bei Kap. 55 nur unter der Voraussetzung zu bewilligen, daß der Neubau der Tierärztlichen Hochschule für den in Tit. 18 die erste Seite mit gemeinjährig 750 000 vorgesehen ist, in Dresden, statt in Leipzig, aus geführt wird. Redner betont, datz vor einigen Jahren die Regierung genau auf dem entgegengesetzten Standpunkte gestanden habe, wie heute. Der grösste Teil des Mehrheitsberichtes bestehe aus den Dar legungen über die Verhältnisse in anderen Staaten, die mit den sächsische»» doch nicht ohne weiteres ver glichen werden könnten. Sachsen müsse doch seine Angelegenheiten selbständig und nach eigenem Gut dünken regeln. Minister Graf Bitzthum von Eckstädt: Es werde nicht zu optimistisch sein, wenn er annehme, datz ein Neubau für die Tierärztliche Hochschule mit grosser Mehrheit beschlossen werden würde, obwohl erst kürzlich grosse Mittel an einen Umbau gewendet worden seien. Man könne das be dauern, zu einer Ablehnung des Neubaues werde es aber nicht führen. Mit aller Entschieden heit trete die Regierung dafür ein, dass der Neubau nicht wieder in Dresden, sondern in Leipzig auf geführt werde. Massgebend dafür seien zunächst finanzielle Gründe. In Leipzig würden sich die einmaligen, wie die laufenden Ausgaben wesentlich geringer stellen als in Dresden. Den Ausschlag hätten aber andere Gründe gegeben. Vor allem der, datz in Leipzig den Studierenden der Tierarznei- kunde Gelegenheit gegeben sei, auch Vorlesungen und Hebungen aus dem Gebiete der Human. Medizin zu besuchen. Die vom Abg. Anders zitierte Aeutzerung des Ministers von Metzsch aus dem Jahre 1906 könne ihn nicht irremachen. Sic sei unter ganz anderen Verhältnissen gefallen, als sie heute obwalteten. Damals seien zur Tierärztlichen Hochschule noch Studenten zugelastcn worden, die nicht das Gymnasialreifezeugnis hatten. Auch handelte es sich nicht um eine Verschmelzung von Universität und Tierärztlicher Hochschule. Die Regierung sei be reit. den Interessen der um Dresden wohnenden Landwirte durch Errichtung einer Tier klinik in Dresden entgegenzukommen. (Bei fall.) So trete er nochmals vor das Haus mit der Bitte, dem Neubau der Tierärztlichen Hochschule in Leipzig zuzustimmen. (Beifall.) Aba. Dr. Loebner-Leipzig (Natl): Namens der sämtlichen in Leipzig gewählten Abgeord neten habe er folgende Erklärung abzugeben: In Rücksicht auf die Ausführungen, die schon in der dem Dekret Nr. 17 in der vorigen Landtags session angcfügten Denkschrift zu der Frage eines Neubaues der Tierärztlichen Hochschule enthalten waren, in Rücksicht insbesondere auch auf die gründ liche Behandlung, die dreie Frage in der Zwischen zeit von allen beteiligten Faktoren ausserhalb dieses Hauses gesunden hat, weiter in Rücksicht auf die ein gehenden, alles umfassenden Beratungen der Finanz deputation K, die erschöpfend und abschliessend waren, endlich in Rücksicht auf den ausgezeichneten Bericht der Deputation, wofür dem Abg. Harter der grösste Dank gebührt, wollen wir von beson deren Ausführungen unsererseits in der heutiger» Debatte ab ich en. Wir beabsichtigen dies, um unserer Abstimmung über den Antrag der Mehrheit der Deputation, der wissenschaftlich und wirtschaftlich gleich überzeugend begründet ist, auch nicht einmal den Schein eines lokalpatriotrjchen Bei geschmackes zu geben. Nur im Notfälle, wenn der Verlaus der Debatte uns dazu zwingen sollte, müssen wir uns orbehalten, zur Sache zu sprechen. Wir werden für die Uebernahme nach Leip zig stimmen, weil sachliche Gründe überzeu gend dafür sprechen. Die Verhandlungen haben sich auf einen Gegensatz zwischen Dresden und Leipzig zu gespitzt. Wir bedauern dies lebhaft, da wir nicht anerkennen können, datz diese wichtige Angelegenheit nach Neigungen entschieden werden dürfte. Abg. Fleissner (Soz.): Seine Freunde lehnten cs ab, d'eje wichtige Frage nach lokalen Gesichtspunkten zu entscheiden, sie seien der Ansicht, dass die Gründe, die von den Gegnern der Verlegung nach Leipzig Herge bracht worden seien, auch nicht entfernt an die Gründe heranreichen, die für die Verlegung sprächen. Wichtig seien die finanziellen Gründe, aber ausschlaggebend seien für ihn und seine Freunde die wissenschaftlichen. Es sei doch bezeichnend, datz in demselben Augenblick, wo die Re gierung mit der Verlegung der Tierärztlichen Hoch schule nach Leipzig gekommen sei, der Dresdner Oberbürgermeister das Projekt der Universität Dresden entwickelt habe. Damit habe er sich doch auf den Boden der Regierungsanschauung gestellt, dass mit der Tierärztlichen Hochschule eine Universität- in Verbindung stehen müsse. Seine Freunde seien aus finanziellen und wissenschaftlick)en Gründen für die Verlegung nach Leipzig. (Beifall.) Abg. Frenzel (Kons.): Nachdem der Minister heute erklärt habe, die Interessen der um Dresden wohnen den Landwirte sollten durch Errichtung einer Tier klinik in Dresden gewahrt werden, entfalle für ihn jeder Grund, gegen die Verlegung nach Leipzig zu stimmen. (Lebhaftes Brnos.) Abg. Dr. Hähne! (Kons.): Wenn man das Votum I der Minderheit annehme, so müsse mit damit rechnen, dass mindestens ein Aufschub der Angelegenheit er folge. Einen solchen vertrage sie aber nicht, wie die Besichtigung der Baulichkeiten ergeben habe. Die Vertiefung des wissenschaftlichen wolle er für die Ver legung nach Leipzig gelten lassen, aber die Patienten seien doch bei Aerzten und Tierärzten nicht dieselben. Aus diesem Grunde würde also eine Verlegung der Hochschule nach Leipzig nicht nötig sein. Es sei sogar nicht ausgeschlossen, datz die Beschäfti gung von Vollakademikern mit der Tierheilkunde zum Kurpfuschertum führe. Aber die Hauptsache sei, dre Tierärztliche Hochschule müsse selbständig bleiben, an welchem Orte sie sich auch befinden möge. Geheimrat Dr. Ellenberger erklärt die Be denken des Vorredners gegen die Eingliederung in die Universität Leipzig nicht für gerechtfertigt. Die Hauptsache werde für den Tierarzt die praktische Aus bildung bleiben, aber diese habe in Sachsen gewiss nicht gelitten. Abg. Hettner (Natl.): Seine Freunde liessen sich nur von sachlichen Gründen leiten. Der Gegen satz zwischen Dresden und Leipzig werde zu Unrecht hervorgehoben. lsiewitz sprächen viel Gründe für die Verlegung nach Leipzig, aber sic erschienen ihm nicht durchschlagend. Was die finanzielle Seite betreffe, so gebe es auch in Leipzig eine ganze Reihe Anstalten, die Geld erforderten, und zwar einmalige und dauernde Ausgaben. Weiter sei die Verbindung mit der Wissenschaft hervorgehoben wor den. Da hätten wir in Dresden das grosse Hyg-enische Museum und das Landesgcsundhcitsämt. Mit ihnen müsse die Tierheilkunde in engster Verbindung blei ben. Es sei kein Glück, wenn ein Institut zu gross werde. Die Universität Leipzig aber sei zu gross, und das sei am bedenklichsten für die medizinische Fakul tät, Das sei doch ein Grund, der sehr gegen die Ver legung spreche. Die grossen Universitäten seien gcwi« kein Ideal, die kleinen ständen durchaus im gleichen Range. Auch sei cs wünschenswert, dass ein wissen schaftliches Jiritilur sich in schone». landwirt'chaftUcher Lage befinde, und in dieser Beziehung biete Dresden doch viel mehr als Leipzig. Er bitte um Annahme des Votums der Minderheit. (Bravo!) Abg. Dr. Böhme (Kons.): De» Verlauf der Debatte habe gezeigt, datz nickst allein nach sachlichen, sondern auch nach lokalen, vielleicht auch nach persön lichen Gründen entschieden werde. (Widerspruch.) Aus den Reden Anders und Hettner hätten Töne hcrausgeklungen, die, wenn sie aus konservativem Lager gekommen wären, jedenfalls die Rufe „reak tionär", „rückständig", „nicht fortschrittlich" ausgelöst hätten. Aus Gründen der wissenschaftlichen Forschung und der praktischen Ausbildung müsse man dem Mehrhcitsvotum, also der Verlegung nach Leipzig, zustimmen. Abg. Dr. Spiess (Kons.) ist für das Minder heit s v o t u in. Die Herren, die jetzt so für Leipzig sprächen, würden bald ein Haar darin finden. Einige Haare hätte Dr. Hähnel bereits herausgefunden. Hoffentlich würden sie nicht zu dick werden. Nach Schlussworten der Abgg. Anders und Harter kommt man zur Abstimmung. Die erste Nate von l'/^> Millionen Mark zum Neubau einer Tierärztlichen Hochschule wird be willigt. Mit «5 gegen 21 Stimmen wird die Verlegung nach Leipzig beschlossen. 5 Abgeordnete fehlten. Die Frak tionen stimmten geteilt. Für das Ver bleiben der Tierärztlichen Hochschule in Dresden stimmten di« Abgeordneten Anders, Barth, Donath, Günther, Dr. Hähnel, Hartmann, Hettner, Heymann, Dr. Kaiser, Knobloch, Koch, Kilntze, Dr. Niethammer, Nitzsche-Dresden, Rcntsch, Rückert, Schwager, Dr. Spiess, Trüber, Dr. Vogel. Wittich. Entschuldigt waren die Abgeordneten Brodauf, Langharnmer, Schiebler, Dr. Seyfert und Wunderlich. Als letzter Punkt der Tagesordnung folgt der An trag Schmrst-Frciberg (Kons.) betr. Wiedereinführung des Schächtverbotes. Abg. Schmidt (Kons.) begründet den Antrag. Das Verblutenlassen der Tiere »er des heutigen Kultur standes unwürdig. Es handle sich nicht um wirt schaftliches, sondern nur um ein morallsches In teresse. Mit Antisemitismus oder Politik habe die Sache nichts zu tun. Nur in Sachsen sei das schächt- vcrbot wieder aufgehoben worden, angeblich au) Grund eures Gutachtens der medizinischen Fakultät Leipzig, das aber niemand gesehen habe. Es werde viel mehr geschlichtet, als zur Ernährung der wenigen Juden in sachsen notwendig sei. Das Schächten sei eine grosse Tierquälerei, deshalb habe das Volk auch so mit dem Verbot sympathisiert. Redner schil dert dann sehr ausführlich den ganzen Vorgang des Schachtens und betont, Latz sich fast alle Tierärzte gegen das sckstichten aussprechen. Vizepräsident Bär teilt mit, dass ein Antrag ein gegangen sei, den Antrag Schmidt der Be schwerde- und Petitionsdeputation zu überweisen. ^Minister Graf Bitzthum von Eckstädt führte aus, die, Uebung der religiösen Gebräuche sei durch das Gesetz gewährleistet, deshalb könne die Regierung wohl Verbote erlassen, aber in religiöser Be ziehung seien Rücksichten geboten. Dass das Schächten eine Tierquälerei sei, das werde von der modernen Wissenschaft bestritten. Aber die Regie rung habe neuerdings ein Gutachten ein gefordert, das aber noch eine Zeitlang auf sich warten lassen werde, weil es eingehend begründet werden müsse. Je nach Ausfall dieses Gutachtens be hält sich die Negierung ihre Stellung vor, doch könne er schon heute sagen, dass das Schächten jedenfalls auf den rituellen Bedarf der Juden sich beschränken könne. Wenn es vorgekommen sein sollte, datz geschächteres Fleisch auch anderweit verkauft sein sollte, so würde das zu belegen sein, und die Regierung wolle deshalb dem Stadtrat zu Leipzig auch nicht entgegen sein, der bestimmt habe, daß geschlichtetes Fleisch ausdrücklich als solches zu bezeichnen sei. Abg. Koch-Dresden (Dpt.s behält sich Einzelheiten für die Deputation vor. Seine Freunde ständen auf dein Standpunkt der Gewissensfreiheit und glaubten deshalb nicht, dass unbedingt ein Verbot ausge sprochen werden könnte. Nach einem Schlusswort des Abg. Schmidt (Kons.) geht der Antrag an die Beschwerde- und Petitions- devutatiorr. Nächste Sitzung: Morgen nachmittag 1 Uhr. Tagesordnung: Eiscnbahnsachen, Etat kapitel 70, Landesanstalten, Kapitel 47, Gendarmerie anstalten, und Kapitel 18, Polizeidirektion Dresden. kirchliche Nachrichten. Hirchk zu L.-Plagwitz: Mittwoch, de» l. April, abcndZ 8 N dr. Passions Gottesdienst: Pastor Rietschel. ms. isst. s V6ut86ks Zeknöiäör-I-skrauLTuIt I-eiprißs.s / ^srnupreekei» 14S8S. ' potsrustsinveA 10. ? k'neksekule für» moderne üeideiciunyskunsl. ttepponsekneillei'ei. vnmensekneiciepei tiir» Lerut u k^rivLt. ^Lseke. Künseknerei. 7 , Drstklässige ^usdilciuny Reinste Reterenreo. s » von 20 Zlurk »v kechnnen um 16. ^pril „nck 1. K«i. l»ss cke« 25 übrigen stestedenn unserer ^lluckcwio ist eine veno reict» illustrierte «lubiHtumsuusxuko kerMttq^eben, welcher gr^ti» uack lrunko verssnckt reirck. ö r IZt« NoNet »m A 1»l« 8 Zrpistl l rvlitor vuckcke. -
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