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DiSzefannachriehlen Negierungsantritt und Inthronisation des Hochwilrdigsten Herrn Bischofs. Der HochwUrdigste Herr Bischof Peter Legge ist am 28. Oktober in Magdeburg zum Bischof geweiht worden und wird in Bangen am Sonntag, den 6. No vember d. J>, vormittags 8 Uhr in feierlicher Sitzung uns die päpstlichen Bullen über seine Ernennung vorlegen und mit diesem Akt die Regierung der Diözese gcmäsz can. 331 8 3 übernehmen. Die Inthronisation des Hochwürdigstcn Herrn Bi schofs findet im Anschlns; daran vormittags 9 Uhr in der Chnthedralkirche St. Peter statt. Den Kliinbigen ist am Sonntag, den l>. November, nach der Predigt der Regierungsantritt des Hochwllrdig- sten Herrn Bischofs bekannt zu geben. Am Schluffe des Hauptgottesdiensteo ist ein feierliches Tedeum zu singen. Im Canon der hl. Messe sowie im allgemeinen Ne bele ist vom 6. November d. I. an in allen Kirchen und Kapellen der Diözese der Name des neuen Bischofs Peter einzusügen. Domkapitel St. Petri Hartmann. Der Flugzeugabsturz im Spessart Ein Flugzeug vom Typ Junkers F 1» dem auch das im Svessart avgestiirzt« Flugzeug D 721 anaehörte. Fünf Todesopfer Frankfurt a. roi November. Aus dem Fluge von Rürnberg-FUrth noch Franksurt a. M. verunglückte heut« mittag gegen 13.15 Uhr das Zunkersslug- zeug 0 72t bei Echterpsuhl in der Näh« von Rohrbrunn tm Spessart. Die sllnf Insassen des Flugzeuges kamen dabei ums Leben. Di« Nam«n der Verunglückten sind: Obrrregierungsrat Weidner und Regierungsrat Esche nbach vom Landes finanzamt München, der kaufmännische Angestellte Richter von der Münchener Flugleitung und die Besatzung, Flugzeug- ttihrer An ton Schulz und Funkrrmalchinist Karl Frank. Vo„ einem Augenzeugen des Flugzeugunglücks erfährt die T. ll. folgende Einzelheiten: Es herrschte dichter Nebel, so datz man nur auf wenige Meter Sicht hatte. Das Flugzeug flog auherordentlich niedrig, dicht über den Waldungen zwischen Nchtertal und Waltersruun. Nach dem unregelmäßigen Arbei ten des Motors zu schließen, muß während des Fluges ein Motorschaden eingetreten sei». Plötzlich setzte der Motor aus und das Flugzeug stürzte mit starkem Aufprall in den Wald. Der eine Flügel iit abgebrecken und hebt aufrecht im Walde. Das Flugzeug selbst hat sich hundert Meter entfernt in den Boden eingebohrt und ist völlig zertrümmert. Der Flügelbrnch dürste durch den Aufprall auf die Baumwipsel hervorgerufen morden sein. Nach einer anderen Meldung soll das Unglück auf den Flügelbrnch zurückznsühren sein. Der Flügel soll sich schon in gröherer Höhe von der Maschine gelöst haben. Beim Ab sturz geriet das Flugzeug in Brand, jedoch nahm das Feuer nur geringe Ausdehnung an. da sich die Maschine sofort in die Erde einbohrte und das Feuer so erstickte. Die bisher gefundenen vier Leiche» sind stark verstümmelt. Das furchtbare Flugzeugunglück ereignete sich genau um 1,29 Uhr. Das Flugzeug, das um 11,55 Uhr in Fürth gestar tet war, hatte kurz hinter dem Frankfurter Flughafen durch Morsezeichen seinen Standort gemeldet. Von dort ab ließ es nichts mehr hören. Ein Waldarbeiter vernahm kurz vor 1,30 Uhr Motoren geräusch: das Flugzeug war aber wegen des dichte n N e- bels über der Talmulde nicht zu sehen. Um 1,29 Uhr hörte der Arbeiter einen leichten Knall, dem wenige Sekunden später ein starkes Kraclzen folgte. Die Absturzstelle liegt mitten im Tannenwald: es dauerte lange, ehe man an die Unglücksstelle kam. Erst gegen 6,15 Uhr konnten die ersten Leichen geborgen werden: es ist anzunehmen, bah alle fünf Insassen sofort tot waren. Um diese Jahreszeit lagern iiber dem Spessart bei reg nerischem Wetter immer dichte Nebelschwaden, die schon vor zwei Jahren, etwa zwei Kilometer von der jetzigen Unglücks, stelle entfernt, einen, englischen Privatflugzeug zum Ver hängnis wurden. Die Maschine wurde damals völlig zer trümmert, die beiden Insassen kamen ohne Schaden davon. Die Toten des Flugzeugunglücks geborgen Berlin, 3. November. Die Lufthansa teilt mit: Nach einer Meldung der Flug, lelkung, die den Unfall im Svessart untersucht, sind entgegen anderen Mitteilungen die Leichen aller Insassen ausgesunden worden. Die drei Passagiere lagen in der Kabine, die beiden Besahungsmilglieder im Alihrersik. Zur Zeit des Unfalls war die Sicht so schlecht, das, auch die Augenzeugen über den Hergang de» Unfalls nur Vermutunaen Ausdruck geben können. Der genaue Bericht der technischen Sachverständigen ist nicht vor Donükr-tagsrüh zu erwarten. Bayern und das Reich Neue Erklärung Kelds München, 3. November. Die Auseinandersetzungen, die sich an die Stuttgarter Rede des Ministerpräsidenten Dr Held geknüpft haben, gaben dem Ministerpräsidenten Veranlassung, vor Presse vertretern den bäuerischen Standpunkt zur Frage der Reichs reform und zu den Mahnahmen der Neichsregierung auf die sem Gebiet darzulegen. Der Ministerpräsident betonte, das; die Pressebehaupkun- gen. Bauern sabotiere eine Reichsrc/orni. vollkommen unbe- Bayerns Ministerpräsident Dr. Held dessen scharfe öffentliche Kritik, am Kabinett Pa,»:» dis Auf merksamkeit der Oeffentlichkcit im stärksten Matze erregt hat. gründet seien. Bayern habe zuallererst auf die Resormbedürf- ligkeit der Weimarer Verfassung hingewiesen. Allerdings habe man nicht an Dinge gedacht, die auherhalb des Rechts standpunkts liegen. Bayern bekämpfe jede Versassungs- und Neichsreform, die auherhalb des Rechts mit Gewalt durch geführt werden sollte. Erst dann, wenn die versajjungsmä- higen Organe, also Neichsrat und Reichstag, sich gegen eine Reform oder gegen einzelne als notwendig erkannte Refor men wenden sollte, wäre es berechtigt, die Frage zu unter suchen, ob über die verfassungsmäßigen Bestimmungen hin- weggcgangen werden könne. Man habe aber bis jetzt nicht den leisesten Versuch gemacht, die Versassungsreform an die verfassungsmähigen Instanzen überhaupt heranzubringen. Die Maßnahmen der Neichsregierung seien das Kern stück der Reichsrcsorm, die Gleichschaltung zwischen Reich und Preussen, die Bayerns unmittelbares Interesse deshalb be rühre, weil dadurch die preuhische Willcnsbildung gleichzeitig Willensbildung des Reiches würde. Die Männer, die hinter diesen Plänen stünden, wühlen ganz genau, was sie wollten: die Reichsgewalt als einzige Zentralgewalt installieren und aus den Ländern Mittelinstanzen machen, die nichts zu sagen haben. Mehr noch: in der Ernennung des Staatssekretärs Pozütz sehe er ein Zeichen, dah man darüber hinaus auch dis Gemeinden dem Einsluh des Reiches unmittelbar unterstellen wolle. Eine solche Reichsrcsorm sei nicht föderalistisch, son dern durchaus zentralistisch. Ium Schluß belonte der Ministerpräsident, für eine Neichsreform sei Bayern zu haben, aber nicht aus dem Wege des Staatsstreichs oder des Artikels IS. Neben einer starken Reichsgewalt mühten auch die Rechte der Länder gesichert bleiben. Die Gerüchte, dasz die Reichsregierung nicht mehr mit Bayern verkehren wolle, bezeichnete Dr. Held für unkluge Drohungen. Wenn beim Reich der gute Wille vorhanden sei wie bei Bayern, so sei die Möglichkeit einer Verständigung auch heute noch nicht ausgeschlossen, sosern die erwähnten Voraussetzungen erfüllt würden. Der Kutz vor -em Spiegel Gastspiel Ernst Deutsch und Lil Dagover tm Dresdner Aibert- theater. Ein eigenartiger Theaterabend. Zwei berühmte Schau spieler, beide bekannt in Dresden, der eine von Dresden aus gras; geworden, spielen... vor leeren Bänken. Das ist fast un glaublich. Am Stück, konnte es nicht liegen. Selbst wenn man nichts Gutes darüber gelesen haben sollte, so wird doch gerade das Sensations-Schauspiel immer ziehen, sei cs gut oder schlimm. Bleibt nur noch die Preisfrage und die wird wohl schuld dran sein, das; etwa zwei Drittel des Publikums fehlten. Ich glaube, wenn man die Hälfte der angesehtcn Preise genom men hätte, dann wäre kein Platz unbesetzt geblieben und die hohen Regiekosten (eigenes Ensemble!) wären beträchtlich über stiegen worden... Das Stück, „Der Kutz vor dem Spiegel" stammt von La dislaus Fodor, dem Verfasser des erfolgreichen Lustspiels „Arm ivie eine Kirchenmaus". Diesmal hält er's mit dem Kriminellen. Das ist Mode und nicht schwer. Ein Ehemann sieht, während er seine sich anklcidende Frau vor dem Spiegel stützt, daß sich Lieb losigkeit in ihren Mienen zeigt (!!). Er steigt ihr nach, gelangt proinpt ins Haus ihres Geliebten und stnallt sie dort nieder. Strafprozeß. Der Jugendfreund ist der Verteidiger. Er lebt sich in die Rolle des Mörders hinein. Er weitz schon: Affekt handlung. In Gedanken bei seinem Prozetz erlebt nun der Ver teidiger daheim die gleiche Spiegelszene mit der eigenen Frau. Nun steckt auch er den Revolver zu sich, erwischt sie ebenfalls, drückt aber noch nicht ab. Das Erlebnis wird ihm Inspiration für die Verteidigung. Im Plaidoyer zückt er die Mordwaffe und diese vermeintliche Komödie zieht. Der Mörder wird frei gesprochen. Zuletzt zielt der Verteidiger nochmals, aber er kann sich beherrschen. Er begnügt sich mit der Exmittierung der Treu losen. Diese niedliche Mär ladet der Autor mit „Psychologie" der Liebe und Treue. Man hört diese Psychologie förmlich knat tern. aber man glaubt sie nicht. Ein Machwerk ohne jeden lite rarischen Ehrgeiz. Daran denkt man Indessen nickt, wenn Lil Dagover die Rechte einer mondänen Frau verficht. Sie kann gewitz nicht Unsinn glaubhaft machen, aber sie hat ein paar Szenen, in denen sie wirkt, so stark wirkt, datz alles Publikum mit ihr geht und den Kitsch nicht spürt. Schon die blendende Erschei nung dieser Frau war den meisten Zuschauern Beweis für das Recht auf Untreue! Und den Nervenzusammenbruch macht ihr so leicht niemand nach. Ernst Deutsch hält ein Plaidoyer, dem kein Geschworener gewachsen sein würde. Er zeichnet aber den Verteidiger darüber hinaus so fein, datz manchmal der Irr- Gerhard Hauptmann wird am 15. November 70 Jahre alt. tum eines literarischen Fünkchens auskommt. Beide Künstler hatten verdienten Beifall, wiederholt auch bei offener Szene. Im Ensemble einige ausgezeichnete Kräfte. So besonders Marx als all,»holistischer, bejahrter Reserendarius und Mierndorsf als Staatsanwalt. Zck. Werbe-Kunstabend. Wenn dieser Werbeknnstabend von einer ausländisckien Jazzkapelle oder einer Sängerschaft nu' einem Niggersang-Programm in Szene gesetzt worden wäre dann dürfte sickierlich der Saal im Künstlerhause übervoll ge- ivesen sein. So aber suchten deutsch e K ii n st l c r mit einen, ernsten, echt musikalischen Programm eine Verdienilmöglichkeit. Dafür haben die ..Knnstkreise" kein Interesse und kein Ver ständnis. So lieht durch einen Ixrunlergewirlschasteten Ge schmack das heutige Kulturleben aus. Viele Tausende deulscknm Geldes iverden durch frenidländisckn- ...Kunst" ins Ausland iveg- getragen. Sollte es keine Möglichkeit gelien das zu unterbinden, solang« deutsche Künstler in Not sind! Und doch waren die Darbietungen, die schwer um ihre Existenz ringende Künstler im Rahmen der „Interessengemeinschaft Freier Künstler" im Künstlerhause darreichten, von hochsteliender Güte. Vier Sängerinnen mit schönen Stimmitteln und treff licher Ausdrucksgestaltuttg (Ina Doemens, Käte Marx, Christa Burgas und Käte Kaisers, der ausgezeichnete Georg Zott mayer, der vorzügliche Violinist Erich Barth und dies leichtbeschwingte Tänzerpaar Editha Ott und Arthur Dietze. am Flügel gewandt und sick^rr musikalisch unterstützt durch Ernst Buch. Nino Neidhardt und Margarete B rück- „er. sorgten für «in künstlerisch abwechslungsreick>es und ge- nutzreiches Programm. Der Abend, der unter Leitung von Prof Karl Pretzsch stand, hätte wirklich besseren Besuch verdient gehabt! —ck. Palmengarten. Frederic vam and ist als Veethoven- interpret im Dresdner Konzerisaal hinlänglich bekannt. Er soiclt die Werks des deutschen Musiklilanen gan, im Geiste ihres Schöpfers. So spricht aus ihnen Kraft, Gröhe. Erhalvukeit, Monumentalität. Wie aus Marmor gemeitzelt, stehen die Ton schöpsungen da. Nichts Weiches ist an ihnen. Altes erscheint im Lichte einer lvzwingenden Ueberlcgcnhcit, einer voü-ieist! r-n Durchdringung. Mit den sieben Bagatellen, der, Cis-Moli- (Mondsck>eitt-)Sonale, der islatlptigue und Appassionata, dem G-Dur Rondo und den 32 Var-altonen rief er bei dem voll- besetzten Saale begeisterten itzeifall hervor. —ei—