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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 01.05.1914
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-05-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140501015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914050101
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914050101
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-05
- Tag 1914-05-01
-
Monat
1914-05
-
Jahr
1914
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Morgen-Ausgabe Sezug-prUs,: LW^-LNLLM.M »»aatUch 1.S5 M., oiert«lI»hrUch s.75 M. Set »er Sr)chüst»fteU«, oaser« Matea nab MusgabefteU«» adgehottr moaatllch 1M.. vieeteyahrUch r M. dnrch »>« p»ftr »m»«hald Veutschioa», an» der »«Ischen Kolonien awaatUch 1^» M.. »terteliührUch -.5» M., »nsschUe-Uch postdesteUgeld. va» leipzigerLaaeblntt «schont werktags Sinai, Sonn. n. Zriertagolmal. Sn Leipzig, »e« Nachbarorten und »en Orten mit «igeaen Ziitalen wir» »ie s»d«n»au«gabe noch am siben» »es «rschetnen» in» Hon» geUesert. Seriiaer «edaktionr Sn Len Zelte» 17. Zernspr,»-Nn>chl«g: Moabit Nr.447. /trntsblott desRate» und despolireüuntes der Stadt Leipzig Neöaktion nn» OeschüftsNeller lohaauiogols» Ur.». » Zernsprech-Nnschlug Ur. >4447. >4»4S an» 14444. ISS. Jahrgang . kN» Saserot» an» Leipzig an» Umgebung »», finzeigenpreise. Iyx>ms»p»tttz»u,upf„«>,n«nam»,e>l,im.. »»» «»»wart» s» Vs.. Nrklamen i.ro M., Klein» Anzeigen »iepetttzril« »n» rops.b^v>e»rrhoi.Nad.,Inserat» vonVehörüen lm amilicheateil die Petit zeil« 5» Pf. cheschästsaazrlgen mit plahoorschrist lm Preis« »rhSht. NabatI noch Laris. Vetlagen, chesamtousl. 5 M. »a» Lausen» aa»schl Postgebühr, stnzeigra-stnuadmr - -obannisgasse », bei sämtlichen jillalen «,» Leipzig«» Logedlatte» na» allen stnnoneen-Lepediti»»«» »«» Sn- na» stuolanür». cheschast»st«ll« für Verlt« «.»>« pr.0ran»«nburg vireNton Waller Zliegel, Verlln V »4 MaraarethenstraZe 4. Zerasprech»stnschlug« Lühow 5471 Nr. 218 Vas Wichtigste. * Die Zweite Kammer lehnte am Donnerstag in namentlicher Abstimmung die Ge währung eines Darlehens an die Theater gesellschaft m. b. H. in Bad Elster mit 56 gegen 26 Stimmen ab und wandte sich dann der Erörterung über die Etatskapitel Min i- sterium des Innern sowie Kreis- und Am t S h a u pt m a n n s ch a f t e n zu, die bis tief in die Nacht hinein dauerte. (S. Art. und Ber.) * Der Reich Stag beschäftigte sich am Donnerstag init der sozialdemokratischen Inter pellation über die mecklenburgische Ber fa s s u n g, mit der Postdampfer u n te r - stütz ungsvor läge und mit dem sog. „Ti ta nic"-B er trag. (S. Art. und Ber.) * Prinz und Prinzessin Heinrich von Preußen sind am Donnerstag an Bord des „Cap Trafalgar" von ihrer Südamcritareisc wieder in Deutschland cingctroffen. (S. DtschS. Reich.) * Die B'cranlagung zum Wehrbeitrag im Bereich des Zweckverbandcs Groß-Berlin ergibt eine Summe von 144665 8«» Mark. (S. DtschS. Reich.) * Bor dem Gerichtshof in Perm (Ruß land) begannen am Donnerstag die Berhan d- lungen gegen die deutschen Luftfahrer Ber liner, Haase und Nikolai. - -- F * Die mexikanischen Rebellen haben ihre Angriffe auf Tampico erneuert. (S. des. Art.) das Jubiläum -er Maifeier. (^> Berlin, 20. April. An diesem Freitag feiert die internationale Sozialdemokratie ein Jubläum: Zum fünfund- zwanzigsten Male kehrt der vom Pariser Kongreß von 1889 eingesetzte Maifcsttag der Arbeit wie der. Indes ist es, wenn man's bei Licht besieht, ein etwas trübseliges Jubilieren. Du man die Maifeier schuf, glaubte man blasses Entsetzen über die Schichten des Bürgertums zu bringen und ganz ohne Bängnis — seien wir ehrlich — hat man den ersten Manifestationen dieser neuen Internationalen auch ni t entgegcngesehcn. Es sollte eine Probe aufs Cxcmpel, eine sozusagen kriegsmäßige Uebung sein. Wenn durch alle Länder der alten und der neuen Welt in feier licher Arbeitsruhe das Proletariat sich zu Kund gebungen für den Achtstundentag einte, dann, meinte die Sozialdemokratie, würde das Bürger tum einen heilsamen Borgeschmack bekommen von dem Tag, da auf Wunsch und Willen der star ken Armee alle Räder wirklich und endgültig still stünden. So hatte es auch der alternde Friedrich Engels aufgefaßt. Er hatte die alte Internationale entstehen sehen, hatte sie sogar mitgeschaffen und war so ziemlich un gerührt geblieben, da sie nach ihrem Mßerfolg mit den Pariser Communards jenseits des gro ßen Wassers siech- und schachmatt eines lang samen Todes verblich. Die bedeutete nur noch Ber- schwörernaturen von der Art des Russen Bakunin ..I» «eulo puissLnes erestrioe ckv l'avenir palit-igne et social", nicht Engels, nicht ihrem eigentlichen Urheber Karl Marx. Aber als am 1. Mai 1890 das europäische und amerikanische Proletariat zum ersten Male Heerschau hielt über seine Streitkräfte, da jubelte Engels: Das Schau spiel dieses Tages würde den Kapitalisten und Grundherren aller Länder die Augen darüber öffnen, daß die Proletarier aller Länder nun mehr tatsächlich vereinigt seien. Die Entwicklung ist dann doch einen wesent lich anderen Gang gegangen und hat zu den vielen Enttäuschungen, mit denen sic die Ge- dankengcspinste von Marx und Engels schlug, noch eine neue hinzugefügt. Hier und da, in dem einen oder anderen Staat Amerikas ist aus dem Labourday ein gesetzlicher Feier tag geworden; in Europa und zumal in Deutsch land ist die Bewegung von Jahr zu Jahr mehr abgeflaut, ohne daß darum — und das ist am Ende der am meisten bezeichnende Zug — von Behörden und Unternehmern besondere An strengungen gemacht worden wären. Man hat natürlich Ausschreitungen und bewußten Her ausforderungen sich entgegengcstellt, im übrigen aber die Feierlustigen gewähren lassen. Nur daß sie eben so gar nicht feierlnstig waren. Dieses Maifest war, wenigstens in deutschen Landen, nie viel mehr gewesen, als ein Nachmittags vergnügen nnt Kaffcekochen, Ball im Freien und Kinderfackelzug. Allmählich war es da und dort sogar eingeschlafen und immer wieder erneuerte sich, erst in der frondierenden Halbwissenschaft, lichcn Literatur der Sozialdemokratie, dann auch auf den Kongressen von Parier und Gewerkschaft ten, das Verlangen, mit dieser Maifeier ganz aufzuräumen. strites, Sen l. Mai. 1914. Aber allemal ermannten sich dann die Pe danten und riefen: Fehlt der Maifeier bislang der Inhalt, so gilt es nun erst recht, ihr einen zu geben! An sich ist (soviel wir sehen, hat zu erst Werner Sombart darauf hingewicscn) dieser ganze Maifeiertag der Arbeit, gerade unter mo dern sozialdemokratischem, marxistischem Gesichts winkel betrachtet, ein Unding. Es ist eine Rück kehr in das Land Utopien, ein Bersuch durch die Propaganda der Tat, Anhänger zu werben und voranzukommen. Aber nicht umsonst hat Bcr- nard Shaw, der selber von der Sozialdemokratie ausging und sich ihr wohl auch heute noch zu zählt, seine deutschen Gesinnungsgenossen als die konservativsten aller Sterblichen geschildert. Der Hang zur Reliquienverehrung ist in ihnen so stark, die Angst vor dem ersten Schritt, die Scheu, Ueberlebtcs über Bord zu tverfen, so groß, daß sie dieses Maifest lustlos weiterschleppen, von einer Walpurgisnacht zur andern. Auch die heurige Jubelfeier wird daran kaum etwas ändern, schwerlich auf einen höheren Ton gestimmt sein. Die Resolution jedenfalls, die jetzt durch die Blätter geschleift wird, ist cs nicht. Man will im besonderen gegen die neuen Heeres- und Marinevorlagen sich tuenden, „die dem Reichstag zur Beschlußfassung vorlicgcn". Welche Borlagen mögen das wohl sein? Es scheint, daß die sozialdemokratiscl-en Oberen zn Ehren der jubilierenden Maifeier mit dem zwei ten Gesicht begnadet wurden. Vie mecklenburgische ver- fassungsfrage. Stimmungsbild aus dem Reichstage. O Berlin, 30. April. Ein alter Erfahrungssatz lehrt uns, daß cs im parlamentarischen Leben immer anders kommr, als man dcn,kt Gestern noch hatte man sich den Berkaus des heutigen Tages so gedacht: Es würden zunächst in aller Eile die sogenannten kleineren Vorlagen abgchaspclt werden, und dann — so zwischen 4 und 5 Uhr — würde der Herr Reichskanzler die angekündiatc Rede über die auswärtige Lage und die Beziehungen der Mächte untereinander und zu uns liefern. Indes — noch einmal — es kam anders. Zur allgemeinen lleberraschung erhob sich Herr Del brück und erklärte sich — was nicht oft vorkommt — zur Beantwortung der eben eingebrachten sozialdemo- tratischen Interpellation bereit. Es wird ja wohl auch nicht zu leugnen sein, daß der Gegenstand be sagter Interpellation — die Reformbedürftig- keit der mecklenburgischen Verfassung — einigermaßen spruchreif wird. Auch die Dringlichkeit dieser Reform wird angesichts des fruchtlosen vergeblichen Kampfes, den die beiden Großherzöge durch nunmehr o Jahre gegen ihre ungebührliche Ritterschaft führen, sich nicht gut in Abrede stellen lassen. Nur muß man — darüber gab es im Reichstag nur eine Stimme — die Dinge doch wohl ein wenig anders anfassen als die Sozialdemokratie das heute zu tun beliebte. Wie sonst für solche Fälle, immer nur ein Rezept: Das gleiche, direkte und geheime Wahlrecht für alles was kreucht und fleucht, muß es sein! Und so im Sturm lassen sich alte und stark befestigte — zum Teil trotz aller Klagen doch auch in den Gemütern be festigte — Positionen nicht nehmen. Wer so heiß blütig darauflos rennt, gerät in Gefahr, alles zu verschütten, oder — zum mindesten doch — nichts zu erreichen. Das war die Antwort, die — ver schieden abgetönt — den interpellierenden So zialdemokraten von allen Bänken entgegen scholl. Sic hatten einen ihrer unerquicklichsten unid wohl auch unbeträchtlichsten Redner vorgeschickt: Herrn Herzfcld, der in Berlin als Rechtsanwalt wirkt und im Reichstag einen mecklenburgischen Wahlkreis vertritt. Dem kam es selbstverständlich auf eine Hand von Nöte nicht an, und nun ent wickelte sich zwischen Haus und Ministerbank das übliche. Frage- und Antwortspiel: Herr Delbrück, der sofort zur Auskunft bereite, berief sich auf seine früheren Erklärungen aus den Jahren 1909 und 1912, daß die verbündeten Regierungen es ablehnen müßten, in das Verfassungslebcn der Einzelstaatsn cinzugreifen. Herr v. Brandenstein aber, der mecklenburgische Gesandte, ergänzte diese Erklärung des Stellvertreters des Kanzlers durch die An merkung: Auch den Großherzoglichen Regierungen würde ein Eingreifen des Reiches höchst unwillkom men sein. Der mecklenburgische bevollmächtigte Minister bemühte sich dann noch um den Nachweis, ^e R« orm nal?iberccke Reimer Roland^Lü^e kündigte für eine spätere gelegener« Frist schon heute einen An trag seiner Fraktion an. Der Rest des Tages galt der Postdampfer vorlage. die man debattelos an die Kommission verwies, und dem sogenannten „Titanic"-Ver trag. Beiden Entwürsen spendete Staatssekretär daß es in seinem Heimatland, wenngleich nach dem be kannten Paragraphen aus der „Urgeschicht von Mecklenburg" alles beim alten bliebe, gar nicht so schleckt bestellt sei — was einigermaßen im Widerspruch steht mit dem langjährigen und sehr ernsthaften Bestreben beider Großherzöge, mit den bisherigen Zuständen aufzuräumen. Der Gesandte mußte denn auch erleben, daß seinen Schilderungen kein einziger Redner aus dem Haus« beitrat. Selbst der konservative Herr o. Graefe anerkannte die Notwendigkeit einer Verfassungsrevikion in kon stitutionellem Sinne. Und so hatte diese verunglückte und ungeschickte sozialdemokratische Jntewellation immerhin den Erfolg, darzutun, daß es im Deut chen Reiche keine einzige Partei mehr gibt, die den fal chen Konservatismus der mecklenburgischen Ritterscha stützen willens ist. An einem Anlaß dazu, die R* in Fluß zu bringen, wird es nicht fehlen nalnberale Redner Roland-Lücke spätere gelegener« Frist schon heute seiner Fraktion an. Delbrück eine sehr eingehende Einleitung und Begründung: Ueber den „Titanic"-Vertrag indes wird man sich morgen noch des weiteren unterhalten, denn so hat man in schneller Aenderung der gestrigen Beschlüsse über die Verteilung der Geschäfte nun eni- schieden: Die auswärtige Politik, wie der MiUtär- etat sollen erst in der kommenden Woche vom Montag angefangen, erörtert werden. Den Sonnabsiibvor- mittag aber wird man, um der Budgetkommission die Arbeit zu erleichtern, möglicherweise für das Plenum ganz freigeben. Zum «chluß der heutigen Sitzung stellten die Sozialdemokraten deck heiteren Antrag, morgen Mai zu feiern. Das herausfordernde Begehren wurde von allen bürgerlichen Parteien einmütig ab gelehnt. Man will aber morgen schon um 1 Uhr zusammenkommen. Eine Dauersitzung in -er Zweiten Kammer. Stimmungsbild aus dem Landtage. rg. Dresden, 30. April. Herr Opitz hat jüngst vor den vielen Reden ge warnt. Heute scheint's. als ob diese Warnung am wenigsten gefruchtet hätte bei seinen eigenen Freun den. Erleichtert haben sie heute die Geschäfts führung kaum. Der nationalliberale Abgeordnete Kleinhempel wollte denStreit oomvergangenenSonn- abend aus der Welt schaffen mit dem Vorschläge, die beiden Wasserbaudekrete 27 und 35 einer elfglie- drigen Sonderkommission zu überweisen. Die Kon servativen aber blieben hart: „Das Dekret müße in die so stark überlastete Finanzdeputation ä", so meinte Herr Dr. Schanz. Sein Parteifreund Dr. Hähnel wünschte die Abstimmung über den Antrag Kleinhempel auf eine spätere Tages ordnung verschoben zu sehen — alles im Zeichen der Geschäftsbeschleunigung. Glücklicherweise blieben sie in der Minderheit, die Sonderdeputation wurde be schlossen, gewählt und auch konstituiert unter dem Vorsitz des Abgeordneten Gleisberg. Geraume Zeit erforderte sodann die Beratung über Bad Elster. Die dortige Theatergesellschaft m. b H. hat bei der Regierung um Gewährung eines Staats« darlehens als zweite Hypothek nachgesucht. Die Regierung ist diesem Ersuchen geneigt und hat 450000./« iür diesen Zweck in den außerordentlichen Etat ein gesetzt. Darüber erhebt sich eine lebhafte und aus gedehnte Debatte, 3'/, Stunden lang. Der konservative Sekretär Dr. Schanz, in dessen Wahlkreis Bad Elster liegt, ist natürlich für die Bewilligung und mit ihm ferne Fraktion. Im übrigen aber ist das Haus wesentlich anderer Meinung. Gründe gegen diesen Titel sind wahrlich genug vorhanden. Sol! man einen Präzedenzfall schaffen, indem nran aus Staatsmitteln zweite Hypotheken gewährt? Darf man eine einigermaßen entsprechende Ver zinsung erwarten? Steht der Aufwand in einem Verhältnis zu den Bedürfnissen, die es zu befriedigen gibt? Ist die nachsuchende Gesell schaft überhaupt aus Staatshilsen angewiesen? Die Sozialdemokratie, für die der Abg. Fleißner spricht, vermutet hinter dem ganzen eine kapitaUstsche Speku lation. Jedenfalls der Gründe sind genug, um dein Titel kritisch gegenüberzutreten Sie werden auch samt und sonders von den liberalen Abgeordneren Nitzichke- Leutzsch, Singer, Langhammer und Gün ther in die Wagschale geworfen Nicht weniger als fünf Konservative nehmen das Wort! Der Minister des Innern ipricht nach derselben Richtung wie die Konservativen, nämlich für die Bewilligung des Darlehens. Umsonst! In namentlicher Abstimmung wird der Titel abgelehnt. Dafür stimmten nur die anwesenden Konservativen mit Ausnahme des Abgeordneten Rentsch, der Fortschrittler Koch und der Nationalliberale Bauer, ber seine abweichende Stellungnahme näher begründete. — Ueber das Etatkapitel der hygieni schen Untersuchungsan st alten, worüber der Fortschrittler Koch referiert, kommt man rasch hin- weg. Aber Kapitel 42 und 43, der Etat des Ministeriums des Innern! Die Finanz, deputation Hal einige dicke Striche durch die Wünsche des Grafen Vitzthum v.Eckstädt gezogen. Zwei sind ihm besonders schmerzlich, der, der die bautechnischen Räte bei den Kreishauptmannschaften ablehnt, und der, der das Dienstwohngebäude des Amtshaupt manns in Kamenz verweigert. Darum setzte er sich auch zu Anfang sehr eingehend für diese beiden Positionen ein. Nachdem der liberale Abg. Merkel verschiedene Klagen seiner Heimatstadt vorgebracht, ergreift der Sozialdemokrat Fleiß« er das Wort zu einer ein stündigen Rede. Im Anfang war er ruhig, mm Schluß aber geriet er ganz in die Agitationsfchablone seiner Partei. Die Vizebürgermcisterwahl von Neu städte!, der Chemnitzer Prozeß usw., das war sein Material. Graf Vitzthum hatte das natürlich vorausgesehen und sich darauf eingerichtet. Mit Nachdruck bemerkte er am Schluß seiner Ausfüh rungen. daß er die Sozialdemokratie als eine Krankheit am Volkskörper betrachte, die zu heilen ihm heilige Pflicht sei. Natürlich waren die Sozialdemokraten damit durchaus nicht einver standen. — Die Sitzung dauerte bis in die späte Abendstunde. Erneute kämpft mit -ea Rebellen in Mexiko. Während die mexikanischen und amerikanischen Truppen sich jetzt, solange die Bermittlungsverhand- lungen Aussichten auf Erfolg gewädren, abwartend gegenüberstehen, treten die Kämpfe zwischen den Rebellen und Huerta» Anhängern wieder mehr in den Vordergrund. Die Rebellen haben ihre An griffe auf Tampico erneuert, allerdings ohne vorderhand größere Erfolge zu erzielen. — Die Vermittlung der Südamerikaner wird sich, nachdem auch Larranza seine Zustimmung gegeben hat, nicht nur mit dem Verhältnis Mexikos zu den Vereinigten Staaten, sondern auch mit seinen inneren Streitigkeiten befassen, eine Aufgabe, deren Lösung sich schier unbesiegbare Schwierigkeiten entgegen stellen. Wir verzeichnen folgende Meldungen: Angriffe der Rebellen auf Tampico. New Port, 30. April. Nach einer Depesche aus Tampico vom 26. April griffen die Rebellen die Stadt vier Tage lang an und sind jetzt im Besitz aller Punkte am unteren Flußufer bis nach Labarra. Die Bundestruppcn, von Kanonenbooten unterstützt, wiesen bisher sämtliche Angriffe z u - rück und sandten einen Offizier unter einer Par lamentärflagge mit der Aufforderung zu den Rebellen, sich ihnen in dem Wider stände gegen die Amerikaner anzuschließen Tie Rebellen lehn ten dies ab, erklärten jedoch, sie würden den Ameri- kanern Wider st and leisten, wenn diese in das Gebiet der Rebellen einfielen. Keine Deutschen verletzt. Mexiko, 30. April. Deutsche sind weder in Tampico noch in Veracruz verletzt worden. Da Texas und Louisiana eine sechstägige Quarantäne gegen Mexiko verhängt haben, geht der Dampfer „Ppiranga" mit Flüchtlingen Anfang nächster Woche nicht nach Galveston, sondern nach Mobile < Alabama). Neue Flüchtlinge. New Port, 30. April. Gestern ist ein mit Flücht lingen besetzter Zug in Veracruz eingetroffen, der 30 Amerikaner, einige Engländer und Deutsche aus Mexiko brachte. Keine Beschießung Manzanillos. Washington, 30. April. Gegenüber der Meldung, daß ein am Dienstag in den Hafen von Manza nillo eingelaufenes amerikanisches Kriegs schiff die dortigen Werften und benachbarten Ge bäude in B r a n d g e s ch os s e n habe, erklärte der Staatssekretär der Marine, Daniels, er glaube nicht an die Richtigkeit dieser Nachricht. Die letzte Mel dung des Admirals Howard berichte, daß an der pazifischen Küste alles ruhig sei. Der Stand der Vermittlung. Washington, 30. April. Die Zustimmung C a rranzas zu den Bermittlungsplänen erweitert das Feld der Vermittlung, so daß es nicht nur die Frage zwischen Huerta und den llnionstaaten, sondern auch die Revolution innerhalb Mexikos einschließt. Wilson und Bryan sind über die Zustimmung Carranzas sehr erfreut und ihre Hoff nungen auf ein umfassendes, befriedigendes Abkommen sind bis zu einem bisher noch nicht vorhandenem Grade gestiegen. Das Fernhalten Japans. Tokio, 30. April. Das Auswärtige Amr bestätigt die Wachlngioner Meldung, daß Japan es abgelehnt hat, die Vertretung Mexikos in drei Union staaten zu übernehmen Die Eröffnung des Panamakanals. Panama, :l0 April. Oberst Eoethals hat be schlossen. den Schiffsverkehr durch den Panamakanal am io. Mai beginnen zu lassen, da die Tehuantepec- Eisenbahn nach Mexiko unterbrochen ist, von wo zahlreiche Verschiffungen stattfinden. PMisetie Ueberlickl Ein neuer Kompromißvorschlag für -ie Sefolöungsnovelle. Es läßt sich jetzt bereits übersehen, daß die bürgerlichen Parteien nicht gewillt sind, ans ihren Kompromißanlrägen, die die Einbeziehung der gehobenen Unterbeämten in die Besoldungs vorlage sowie die Ausbesserung der Gehälter der höheren Postbeamten vorschen, unter allen Um ständen zu bestehen, da in diesem Falle die Neichsregierung die Borlage znrückziehcn und auch den Entwurf über die Beihilfen der Altpcnsio- näre und Althinterblicbenen nicht zur Vcrab- schieduug gelangen könnte. An Stelle der bis herigen, für die Negierung unannehmbaren Kom- promißanträge steht gegenwärtig ein Vorschlag zur Erörterung, der voraussichtlich von den bür- gerlichen Parteien als neuer Kompromiß antrag unter Zurückstellung der bereits ge machten ausgestellt werden dürfte, und der nn Vergleich zu den bisherigen Anträgen die Ver wirklichung einer sehr bescheidenen Forderung erstrebt. In Frage steht, zu beantragen, den Beamten der Oberschaffnerklasse der Reichspost verwaltung das Höchstgehalt statt in 18 bereits in 1-> Jahren erreichen zu lassen. Dieser Antrag würde sich dadurch auszeichnen, daß andere Bc- amtenkategorien von einer derartigen Vergünsti gung nicht getroffen werden würden, und daß eine Rückwirkung auf andere Beamtenklassen im Reich sowohl als auch in Preußen hierbei aus- geschlossen ist, da die Herabsetzung des Höchst- dicnstalters dieser Beamten gewissermaßen eine interne Angelegenheit der Reichspostverwaltung darstellt. Die bercgten Verhältnisse, die eine Herabsetzung des Höchstdicnstalters notwendig machen, sind zurzeit ungünstig für die Oberschasf- ncr, so daß Abhilfe dringend geboten erscheint. Sie müssen erst die Stellen der Postboten, Land briefträger und Postschaffner passieren und dann eine Prüfung bestehen, bevor sic Oberpostschaff ner werden. Dadurch gelangen.sie in ihr? Stet-
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