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Bele und arbeite! Da« lach. Schirgiswalde begeht den Tag der Arbeit im Seist« christlichen Beten« Notizen Revision. Das bleibt ein Schicksalswort für unsere deutsch Außenpolitik. Wiederum lebendig in die Debatte gewor fen wurde das Revisionsproblein durch leidenschaftliche Borstöße im englischen Unterhaus gegen die gerechte und berechtigte Forderung des deutschen Volkes nach umfassender Revision der unmöglich gewordenen Gewaltdiktate. Diese Revision hat sich aber nicht nur zu erstrecken auf jene verletzenden Artikel des Zwangsdik tats, sondern ein Blick nach unseren Grenzen, auf die Unterdrückungspolitik in Polen, in Litauen, zeigt uns, daß hier gründlicl)er Wandel geschaffen iverdeu muß, >vcil sonst diese Gefahrenherde einmal Europa in schlimmste Konflikte bringen müssen. Der Gedanke der Revision ist ja in den letzten Jah ren erfreulicherweise tatkräftig vorivärts getrieben wor den, und er ist heute auch in vielen anderen Staaten lebendig, selbst dort, wo die Regierungen die alte Ge waltpolitik fortzusetzen sich bemühen. Doch sind leider die Revisionisten in den verschiedenen Ländern noch nicht so stark, daß sie sich gegenülxrr ihren Negierungen dnrch- zusetzen vermögen Aus diesem Grunde allein schon muß jetzt die Revision bei den kommenden Konferenzen von uns in den Vordergrund jeder Verhandlung gestellt wer den, nicht allein im deutschen Interesse, sondern im In teresse der Befriedung des Gesamteuropa. Gewiß bedeu tet das für die Verantwortlichen der deutschen Außen politik insofern auch eine heikle Ausgaln!. weil sofort mit den Nevisionsfragcn alle anderen deutschen Forde rungen zu verbinden sind, über deren Erfüllung nun mehr auf den Konferenzen der große Kampf ansetzt. Mir werden vor allem uns bemühen müssen, den Propaganda apparat im Ausland zu aktivieren, um in allen Völkern den Nechtsgedanken zu lwleben und durch die Völker selbst wieder dann jene Entscheidung erzwingen zu lassen, ohne die es niemals einen Frieden in Europa und eine Gesundung der Staaten geben wird 50 Tage Dollfuß. Nach 50 Tagen ungehemmter Arbeitsmöglichkeit legt die Negierung Dollfuß der Oessentlichkeit eine Art Rechenschaftsbericht vor, in dem dargestellt wird, was sie in diesem Zeitraum an Aufbauarbeit ge leistet hat. Das grundlegend Wichtigste ist, wohl die Herstellung der Ruhe und Ordnung durch Stärkung der Staatsautorität. Verbot politischer Streiks und eine Reform der Geschworenengerichte haben weiter dazu bei getragen, ständige Quellen der Beunruhigung zu ver stopfen Für die Wirtschaft wurden im Veordnungs- wege eine Reihe von Verordnungen erlassen, die von der Oessentlichkeit mit Zustimmung und selbst von der grund sätzlichen Opposition mit einer gewissen Anerkennung ausgenommen wurden. Eine starke Zunahme der Spar einlagen, für deren Sicherung die Regierung eingetreten ist. zeigt, daß die letzten Wochen in Oesterreich nicht lcergc- laufen sind. Auf handelspolitischem Gebiet hat die Negie rung viel geleistet. Eine Zahl wichtiger Handelsverträge, darunter mit Frankreich und der Tschechoslowakei, wur den zum Abschluß gebracht, der besonders wichtige Han delsvertrag mit Deutschland soll in den nächsten Woclien zur Erledigung kommen. Ein großzügiges Arbeits programm ist in Angriff genommen worden und man rechnet nun in der Folge mit einer entsprechenden Ab nahme der Arbeitslosigkeit. In der Wiederherstellung der Achtung vor der christlichen Weltanschauung sieht die Regierung Dollfuß einen wesentlichen Bestandteil der Erneuerung Oester- reicl-s; sie l>at daher jede öffentliche Verletzung des sitt lichen Gefühles unter Strafe gestellt und ein aus der Umsturzzeit stammendes Schulgesetz beseitigt, das die Beteiligung der Jugend an religiösen Uebungen verhin derte. Auch auf dem Gebiet der Kulturförderung hat die Regierung Fortschritte ermöglicht. Daß bei manchen Maßnahmen parteipolitische Interessen verletzt wurden, Schirgiswalde. In der Bekundung und praktischen Betätigung ivahrer christliä)er, nationaler Gesinnung ließ sich die katholische Pfarrgemeinde Schirgisrvalde be- kanntlich bisher von niemanden übertreffen. So war es auch Heuer am 1. Mai, dem Feiertage der nationalen Ar beit. Tie Kirche begrüßte diesen Beschluß und bereicherte den Feiertag mit den unerschöpflichen Gnadenschätzen des Christentums. Während des ganzen Tages war in der Pfarrkirche das hochwürdigste Gut zur Anbetung aus gesetzt. Die heiligen Messen um 6, 7, 8 (Schulmesse) und N Uhr waren so zahlreich besucht, wie dies sonst höchstens an kirchlichen Hochfesten der Fall ist. Außerordentlich hoch war auch die Zahl der Kommunikanten. 10.30 Uhr fand für die katholischen Ortsvereine, und Arbeiterbeleg- schaften ein feierliches lenitiertes Bittnmt statt, wobei Pfarrer NI o t t in der Festpredigt den Segen der Arbeit ganz besonders hervorhob. Die Teilnehmerzahl hierbei war so groß, daß die gewiß geräumige Kirche nicht alle Beter fassen konnte: auch ma»cl)es sonst etivas sel tene Mitglied stattete diesmal dem Herrgott einen Besuch ab. Von 11.30 bis 6.30 Uhr wäre» stille Anbetuugsstun- den vor dem Allerheiligsten eingerichtet. Immer wieder füllten neue Hunderte das Gotteshaus, um daselbst den Herrgott zu bitten, die Bemühungen der Negierung zu segnen und die Geißel der Arbeitslosigkeit von unserem Volke wieder hinweg zu nehmen. Auch zu den Anbe- tungsstundcn war der Andrang ein sonst nie gekannter. Mit einer feierlichen Schlußandacht endete 6.30 Uhr abends die kirchliche Feier des Tages der nationalen Ar- Oie Aktion siegen die Kreien (Hewerkschasten Dresden. Dis große Neicl)snktion gegen die Freien Gewerkschaften beschränkte sich in Sachsen im Allgemei nen auf die Schließung einiger Institute, da sür die Ge- werkscl)aflshäuscr selbst größtenteils schon Kommissare eingesetzt worden waren. So wurde in Dresden die Ar beiterbank besetzt. Heidenau. Dienstag vormittag wurde die Ge schäftsstelle des Metallarbeiterverbandes besetzt, ebenso die Räume des Fabrikarbeiterverbandes. Die Geschäfts führer wurden in Schutzhaft genommen. Die Arbeiten der Gewerkschaften erleiden dadurch jedoch keine Unter brechung. Freiberg. Dienstag vormittag wurde das hiesige Geiverkschastshaus polizeilich besetzt. Kreisleiter Abg. Böhme setzte einen Vertrauensmann der NSBO. ein. Zum örtlichen Kommissar für das Gewerkschaftskartell ist Walter Trützschler bestellt worden. Mehrere Gewerk- schastsbeamte wurden in Schutzhast genommen. ^iiemnitr, Iv/icksu, pisuen Katb. Krauen taqen in planen Der Mitteldeutsche Ausschuß des Katholischen Deut schen Frauenbundes ladet seine Mitglieder, Freunde und Gäste zu einer Tagung ins Vogtland in den Tagen vom ist nicht weiter verwunderlich, wenn man sich endlich da zu entschließen wollte, die Interessen der Allgemeinheit wichtiger zu nehmen, als den Mifall der Parteiführer. Das österreichische Volk erlebt es mit tiefer Genugtuung, daß diese Negierung es wagt, geradeaus zu gehen, ohne nach links und rechts zu schielen und nur das zu tun, was sie im Interesse des Staates für richtig hält. beit. — Von der nustNichen Seite betrachtet, kann eben falls nur berichtet werden, daß der Festtag in dem aufs schönste mit Fahnen, Fähnci)en und frischem Waldcsgriin geschmückten Städtchen aufs würdigste begangen wurde. Weckruf, Flaggenhissen, Schulfeier, gemeinsamer Kircl)- gang, Platzmusik, Anhörcn der Ansprache des Reichs kanzlers vor dem Lautsprecher aus dem Markt — wie in anderen Städten. Zum Abschluß des Festtages bewegte sich ein langer Fackclzug von vielen Hunderten Fackelträgern durch einen großen Teil des Städtchens. Nachdem Herr Bautzmann Bautzen im Erbgcrichtssaale nochmals zusainmensasseud auf die Bedeutung des Fest tages hingewiesen l>atte. blieben noch zahlreiche Teilneh mer bei einem fröhlichen Tänzchen längere Zeit beisam- men. —ze. Der Tag -er nationalen Arbeit im Lande Zwickau. Der Tag der nationalen Arbeit ist auch hier außerordentlich eindrucksvoll verlaufen. Ueber -10 000 Teilnehmer marschierten in dem Festzuge. Freiberg. Der Tag der nationalen Arbeit wurde hier mit einem Wecken der Reichswehr und Festgattcs- dieiisten eingelcitet Im Mittelpunkt der Veranstaltun gen stand die Weihe des Elendssteins auf dem ehemaligen Iohanuisfricdhof. Meißen. Im Mittelpunkt des Tages der nationalen Arbeit in Meißen stand der große Fcstzug. 6. bis 8. Mai ein. Plauen rüstet zum Empfang der Bun desschwestern aus Sachsen, Thüringen, Provinz Sachsen und Anhalt. Eine Maiandacht am Sonnabend er öffnet die Tagung, der ein Empfang der auswärtigen Gäste bei der Vorsitzenden des Plauener Zweigvereins folgt. — Sonntag früh schließt sich an die gemeinsame Kommunionmesse um 8 Uhr eine geschlossene Mitglieder versammlung an. bei der ein Referat über ..Mutter und Heranwachsende Jugend" und über den weiblichen FAD. gehalten wird. Dem gemeinsamen Mittagessen in der ..Erholung" folgt dort die große öffentliche Ver sammlung. deren Vorträge eingelcitet und beschlos sen werden vom Kirchenchor. Es lvreckcn Hochwürden Herr Pfarrer V e i e r - Leipzig und die Bundesvor sitzende Frau Dr. Gerta Krabbel- Aachen. Für Mon tag ist eine Besichtigung des FAD. in Gesell vorgesehen. Gerade in der heutigen Zeit der Spannungen ist eine Orientierung unerläßlich sür führende und inter essierte Frauen. Es sind darum alle katholischen Frauen aufgerusen, sich an dieser Tagung zu beteiligen. 5lu; der l-susitr I. Kamenz. Dem Kamenzer Tageblatt zufolge haben am Sonnabend im wendifclzen Gebiet der Amtshaupt« Mannschaften Kamenz und Bautzen einige Haussuchungen bei Personen stattgesunden, von denen man vermutete, daß sie als Führer der wendischen Bewegung mit der Tschechoslcnvakei in Verbindung stehen und sich deutsch feindliche Handlungen haben zuschulden kommen lassen. Im Verlause der Aktion wurde der Oberlehrer Georg M elzcr aus Pauschwitz in Schutzhaft genommen. Bautzen. Die D o m b u cb l, a n d tu n g, Kornstrahe 9. ist am 1. Mai von Margarete Dilger übernommen worden. Unter der neuen Leitung wird die Dombuchhandlung ihre Ausgabe, dem auten katholischen Buch die Wege zu bereiten und den ka tholischen Bücherkäufer sachkundig zu beraten, aufs beste ge recht zu werde.» versuchen. Auch die Sächsische Volkszeitung und das st. Vennoblntt werden in der Dombuchhandlung im Einzclverkauf zu haben sein. „Aber kein Ark! Sollen wir zerstören, was feit Jahr hunderten war? Soll unsere Hütte verkommen und ver fallen wie die der Wild, oder der Meisel, oder der Schmidt? Da, sieh her!" Er hebt eine wundervolle Schale empor. „So schleift ein Ark — kann das jemand lernen? Das liegt im Blut. Das ist Geschicklichkeit, die von Urahnen seit Generationen ererbt ist. Ich hab' einmal in einem alten Kalender gelesen: schon als die Römer im Lands waren, als die ersten Obersteiner mit ihrer kostbaren Ware von Burg zu Vurg zogen, da soll es ein Ark gewesen sein, der den Anfang machte. Was ist ein Graveur? Moderner Schnickschnack besserer Fabrikarbeiter. Unsinn jedes wei tere Wort! Der Innge ist und bleibt ein Ark, der letzte Ark, und er gehört hier auf die Bank!" Georg sieht schweigend den Bruder an. In den klugen Augen des Kranken liegt etwas 'Weites. Mit müdem Lächeln schüttelt er den Kopf. Er sieht den jungen August gesund und kräftig mit leuchtenden Blicken in die Hütte eintreten und dann . . . Jahrzehnte würden vergehen, und Kunstwerke würde seine Hand schassen, die niemand zu kaufen imstande war. Ge ändert hatte sich die Welt, geändert der Geschmack, und teuer, sehr teuer waren sie, die Schalen und Gläser, die unverkauft in den Schränken standen. Dann steht er auf. „Wie lange hast du an dieser Schale gearbeitet?" „Acht Mon-te." „Was soll sie kosten?" „Zweitausend Mark." „Wirst du sie verkaufen?" Heinrich zuckt ärgerlich mit den Achseln, antwortet nicht, steckt den letzten Happen in seinen Mund und legt sich wieder auf die Schletfbank, während der Bruder langsam hinausgeht und die Straße entlang seinem Häuschen zu schreitet. Mitten in der Stadt Idar, kn einem schmalen, hohen Haufe, bat im obersten Stockwerk Otto Gast, der Gemmen schneider, feine Werkstatt. In einem Hellen Dachzimiuercheu sitzt er vor seinem Werktisch. Vor ihm liegen kleine Achat stücke in leuchtenden Farben, er selbst l>at einen Metallslist in der Hand, an dessen Spitze — wie bei der Bohrmaschine eines Zahnarztes — ein würziges gerieftes Knöpfchen rotiert, das immer wieder in ein Schälchen mit Diamant staub oder künstlich hergestelltem Karborundum getaucht wird Mit diesem Stift bearbeitet des jungen Gemmen schneiders Hand den Achat. Schnell geht ihm die Arbeit von der Hand. Erst wer den die größeren Schichten abgetragen, dann hebt sich lang sam die Zeichnung eines Gesichtes aus der weißen Schicht, währe'.d der darüber gelagerte schwarze Achatstreisen zu einer Napoleonskappe wird und ein brauner Streifen sich in das Gewand verwandelt. Neben Gast siebt ein iunaer Mann, schlank mit k" - leuchtenden Augen und blondem Haar. Er steht der Arbeit des Aelteren zu. „Wie du das verstehst! Ohne jede Verzeichnung den Napoleonskopf aus dem Achatstück herausschneidenl Das ist etwas anderes als nur Achatschalen schleifen." Gast lächelt. „Ich habe in Karlsruhe die Kunstschule besucht. Da nutzt die uns alle angeborene Fertigkeit nichts. Anatomie muß gelernt werden. Das solltest du auch tun, August. Ich habe deine Zeichnungen gesehen, du kannst etwas werden. „Wenn der Vater nur wollte!" „Mußt mit ihm offen reden. Jetzt ist nicht mehr die Zeit, in der der Vater befiehlt und der Sohn blindlings gehorcht. Mußt dein Geschick in die eigen« Hand nehmen/ Unweit des Bahnhofs Oberstein, dicht an dem Geröll ufer der Nahe und versteckt hinter Villen und Gärten, steht ein mächtiges modernes Fabrikgebäude und scheint mit feinen großen Glassenstern und dem flachen Dach gar nicht tn das Gewühl der kleine» mittelalterlichen Häuschen seiner Umgebung zu vasten. (Fortsetzung folgt ) drei Jahr« filngere Bruder, noch und mit hartem, festem Gesicht Steine und Schicksale Roman von Otsrid von Kanstein (Nachdruck verboten) (1. Fortsetzung) „Wird nicht lange mehr gehen. Die Finger sind steif, und der Atem versagt. Man wird eben alt." Heinrich, der um stämmig, breitschultrig nickt. „Du mußt Feierabend machen, Georg, uird der August muß her." „Wird nicht wollen. Hat andere Gedanken, seit er beim Melzer als Stahlgraveur die Lehre besuchte. Will höher hinaus." „Höher hinaus?" Schon blitzt es finster in des leicht aufbrausenden Hein rich Gesicht. „Als ich ihm erlaubte, dort in die Lehre zu gehen, lebte der Anton noch und sollt« die Schleiferei übernehmen. Nun ist Anton tot, und so muß August aus die Schleisbank." „Und ich sage dir, er wird nicht wollen!" Hart klingt des anderen Stimme: „Ich wüßte nicht, daß ein achtzehnjähriger Bub viel zu wollen hat, wenn der Vater befiehlt!" „Wir leben in anderen Zeiten." -Ich nicht, ich gewiß nicht." . Während Heinrich mit trotzigen Zähnen den Speck und oa, Brot kaut, sieht Georg, der Ackere, gedankenvoll vor sich hin. .Ob du recht tust? Ts ist mir bisweilen, als sei es vorbei mit der Herrlichkeit des Achates. Graveure aber sind überall gesucht in der Welt." Unvermittelt schlägt Heinrich mit der Faust auf dis Bank.