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Der Katholik in den Wandlungen der Zeilen! Beachtenswerte Auslassungen Friedrich Muckermanns auf einer Kundgebung des Voitsveretns in München Auf einer Riesenkundgebung des Volksver eins für das katholische Deutschland in München sprach der Iesuitenpater Friedrich Muck ermann über dieses hoäl-aktuelle Zeitproblem. Der „Bayerische Kurier", Rr. 119/120, berichtet darüber: „Ausgel-en- von den Zusicherungen der Neichsregie- rung in Fragen Religion und Kircl)e betonte der Redner, ein« solche verbindliche Erklärung könne nicht ohne Ein- druck bleiben. Wir reden l-eute vom Boden des Katho lizismus, nicht einer Partei aus. Die Weisheit der Welt ist irgendwo zu Ende. Der Liberalismus weih keine Lösung mehr. Sein Sohn, der Marxismus, l)ätte in Ruhland Gelegenheit gehabt, sich zu offenbaren als Helfer. Aber er hat den Privatkapitalismus einge tauscht gegen den Staatskapitalismus. Ein 1 6 0 - Mil - lionenvolk schreit da drüben vor Hunger. Was sagt der Katholizismus zu allen diesen Din gen. Der Wandel der politischen Verhältnisse 'm Deutsch land liegt vor aller Augen. Für den deutschen Katholi zismus hat er zunächst eine Zurückdrängung auf poli tischem Gebiete mit sich gebracht. Es ist das für uns die gegebene Pause, um uns für eine neue Zeit vorzul>e- reiten. Nicht besser können wir diese Pause benähen, als zur Erneuerung des inneren Menschen. Mehr als früher noch werden wir uns um die reli giöse Fahne sammeln, um von dem Standpunkt der Religion aus ein richtiges DerlMtnis zu den neu^n Din gen zu gewinnen. Darüber kann ja kein Zweifel bestehen, daß die politische Wandlung mit soziologischen und welt anschaulichen zutiefst verbunden ist. Infolgedessen kön nen nur solche Menschen das Gegenwärtige und das Kom mende meistern, die ganz und gar im Ewigen wur zeln, in jenen Ideen, die über allem Wandel erhaben sind und die allen neuen Entwicklungen genau wie den alten Richtung und Ziel »veisen. Von diesem Menscl-en, wie ihn die gegenwärtige Zeit braucht, soll gesprocl)en werden: denn dieser Mensch ist die Vorbedingung für alles Weitere, so wahr die neue Gestalt des Zeitalters immer zuerst in einer Menschenseele vorgedacht und vor geformt wurde. Dieser neue katholische Mensch muh innerlich eine Weite besitzen. Er muh sich vollkommen los- lösen aus der Enge von Lebensbedingungen, die nun ein mal in der alten Form nicht wiederkehren. Er muh sich von neuem in die grohe Mitte stellen, die zwischen Ueber- natur und Natur, zwischen Jenseits und Diesseits, zwi- scl>en Ewigkeit und Zeit liegt. Jene wahrl>aft gott- meuschlicl-e Mitte, von der allein aus das Leben beherrscht werden kann. In ihm selber sollen Religion und Moral, Geist und Gestalt, Tun und Denken sich im neuen Schöpfertum verbinden. Um ein solcher Mensch zu wer den, bedarf es der Arbeit an sich selbst, der persönlichsten Schulung. Wie sollen wir anders den Kollektivismus der Massen überwinden als dadurch, dah wir die Kultur der Persönlichkeit, die ebenso deutsch wie katholisch, wieder pflegen. So sehr sich die Seele weiten muh und soviel Neues sie in sich auszunehmen hat, das Ziel und das Ergebnis muh sein die Sichtbarmachung der Wert ordnungen, wie das Christentum sie aufstellt. Im Zeit alter Dantes waren diese Wertordnungen noch lebendig. Seitdem aber haben sie sich mit dem Abfall von der über natürlichen Offenbarung in ihr Gegenteil verkehrt. In der Hierarchie der Werte spielt besonders das VerWtnis zwischen Staat und Kirch eine entscheidende Rolle. In Rußland hat der Staat schon vor Jahrhunder ten über die Kirche triumphiert, und am Ende dieser Ent wicklung stand der Bolschewismus. Im Abendlande hat Gregor VII. gesiegt und der gesamten kommenden Zeit eine überstaatliche Zone der freien Entwicklung der Re ligion und aller geistigen Kultur gesichert. Wir haben das Wort des jetzigen Reichskanzlers, dah die neuen Männer die Rechte und die Freiheit der Kirche nicht antasten werden. Wir bauen auf dieses Wort, in dem das Versprechen enthalten ist, die Bewegungs freiheit der Kirche in dem ihr zu ko mm en den Raum zu achten. Dieser Raum ist das ge samte Universum, der gesamte Lebens raum des Menschen überhaupt. Wie General- snperintendant Dibelius es jüngst gesagt hat, gehört zu diesem Raum auch der Staat, als dessen moralisches Ge wissen er die Kirche bezeichnet. Wir denken nicht daran, die Eigengesetzlichkeit des Staates und seine Ver antwortung unmittelbar vor Gott anzutasten, wohl aber brauchen wir die Möglichkeiten der Organisa- tion in unseren kirchlichen Vereinen. Histo risch Gewachsenes vermischt sich hier mit dem wesenhaft zu Forderndem, aber auch dieses gehört für katholische« Denken zu den Rechten und Freiheiten der Kirche. Bei Kannossa ist eine Entscheidung gefallen: Soll der Staat über die Kirche herrschen? Der Bolsche wismus erwuchs aus der Unterjochung des Patriarchen unter den Zaren, der Kirche unter den Staat. Ich glaube, Adolf Hitler hat von diesem Stück Weltgeschichte Kenntnis und gelernt und hat darum — wohl ebenso wenig aus Opportunität wie Mussolini, sondern aus Instinkt für grohe Geschichte heraus — der Kirche in Deutschland ihre Rechte und Freiheiten nicht beschnitten. Der Führer des Staates ist Gott verantwort- l i ch. Die Autorität ist aus Gott, sie gründet auf ewiger göttlicher Autorität. Der katholische Volksteil folgt die ser Staatsautorität nicht aus bloher Be- Die nächtliche Maifeier in Berlin Wichtige Tagungen der Zenlrumsparlei Freitag, vrn ». Mai, »»rmittäg», tritt in Vertin der tSeschititssiihrend« Bor ft and der Deutschen Zentrum— Partei r»s«»»e«. 2« dieser Sitzung »erden entscheidend« Be schluss« iiber die Reorganisation der Partei t« per« jonaler »nd sachlicher Hinsicht gefasst «erden. Dl« flir Donnerstag, den 4. Mat nach Berlin elnbernsen« Sitzung der Zentrumssraltio« des Reichstag» ist mit Rücksicht aus di« Beerdigung de» in Duisburg verstorbenen langjährigen Frattionsmitglirde», Berbandsvorsitzenden Fran» Wiebe« «bensallo aus Freitag, de« S. Mat »erlegt «orden. geister« ng oder Erwartung auf Stellung. Er folgt grundsätzlich. Sein Bekenntnis zum Staat steht hoch über allem, was An biederung heißt. Unsere Väter sahen das Welt bild so: den Papst, den Kaiser als weltlichen Stellvertre ter Gottes und darüber die ewige Autorität Gottes. Ich möchte den Nationalsozialisten kennen, der nicht zu einem solchen Weltbild, wenn es ihm überhaupt ernst ist um Volk und Vaterland, nicht Ja sagen könnte! Wenn die neue Beivegung die katholische Religion garantiert, muh sie auch das katholische Vereins- leben berücksichtigen: denn gerade dieses Vereinsleben, gerade die Standesvereine, schulen ja di« Menschen für diese neue Standesgliederung. Ein Drittes müssen wir von dem neuen Menschen fordern, nämlich eine Verständnis für die Dyna mik unserer Zeit. Es herrscht heute nicht der ruhige Bürger, sondern es sind radikalere Elemente, un bedingtere Menschen an seine Stelle getreten. Die Trä ger des Geschehens von heute sind zum Teil im Schicksal des Krieges und im anderen Teil in der Not der Nach kriegszeit gehärtet. Sie sind nicht mit Traditionen be lastet, die llnwesentlichs zu Wesentlichem steigern. Der katholische Mensch muh mit der Unbedingtheit der Berg predigt ins Leben gehen, mit einem neuen tiefen Erleb nis der übernatürlichen Geheimnisse. Aus seinem inne ren Reichtum soll er die Welt beschenken, die auf klare und hohe Ideen wartet. Welche Werte kann er nicht der neuen nationalen Bewegung zusühren, wenn bei uns in Deutschland mit wirklicher Ehrlichkeit und Loyalität gearbeitet wird! Drittens muh sein Schnken sich mit an gespanntester Tätigkeit verbinden. Nur in der Arbeit erwachen die Kräfte des Mensch«, nur im ständigen Mit erleben der Zeitprobleme ergeben sich di« Lösungen. Alle unsere Aufgaben im öffentlithn Leben, sei es in der Ver waltung, sei es in den Kommunen, sei es in der Presse, sei es in der Universität und Schule, sei es im Theater bis zu Radio und Kino hin, erscheinen uns heute in einem neuen Lichte. Endlich muh der Katholizismus der Zukunft ein mitleidender sein: denn erst im Leid erwacht die ganze Erlöserliebe und der heilige Drang, zu helfen. Ole neue Lan-wlrtschaststammer Dl« Landesregierung hat di« Auflösung und Neubildung der Landwirtschaftskammer für den Freistaat Sachsen oer- fügt. Gleichzeitig bestellte der Beauftragte des Reichskom- missars im Wirtschaftsministerium zur kommissarischen Lei tung der Geschäfte der Landwlrtschaftskammer den Gutspäch ter Hellmut Körner-Piskowitz als Vorsitzenden und Rit tergutspächter Georg Bennewitz-Nickern als stellvertre tenden Vorsitzenden. Diese haben aus Grund der ihnen gege benen Ermächilaung Oberlandwirtschaftsrat Dr. Lenhard als kommissarischen Geschäftsführer eingesetzt, während Ober- landwirtfchaftsrat Dr. Ritter weiterhin als stellvertretender Direktor im Amt bleibt. Nach der Gleichschltung werden von den-10 ui wählen den Mitgliedern der Landwirtschaftskammer 29 auf denWah l Vorschlag der NSDAP und 11 auf die vereinigte Liste der Landwirtschaftlichen Vereine und des Sächsisä)cn Landbunde, entfallen. Hinsichtlich der weiteren 12 Mitglieder sind fol gende Aenderungen eingetreten: die bisherigen fünf Vertreter der Kreisvereine kommen in Fortfall, dafür benifl die Kam mer fünf Landwirte. Weiter lind zwei Vertreter der Beam ten und Angestellten der Landwirtschaftskammer, von denen einer zu den Direktoren und Lehrern der landwirtschaftlichen Schulen gehören muh, zu berufen, sowie ein Vertreter der Realkreditinstitute und der landwirtschaftlict)en Genossen schaften. Der neue Vorsitzende des Sächsischen Landbundes, Kör ner-Piskowitz, sprach im Bezirkslandbund Meißen zum ersten Mal nach seiner Ernennung in einer größeren Baucrnver- sammlung. Er beschäftigte sich vor allem mit der Neuord nung der landwirtschaftlichn Oraanisationen. Die Leitung der drei wichtigsten londwirtschastlichen Organisationen in Sachsen, nämlich des landwirtschaftlichen Genossenschaftswe sens, des Landoundes und der Landwirtschaftskammer, ist bekanntlich jetzt in seiner Hand vereinigt. Die Agrarpolitik, so führte der Redner aus, werde künftig Reichspolitik sein und damit würden manche Arbeitsgebiete der einzelnen Or- ganijationen wegfallen, die bisher zum Teil gegeneinander gearbeitet hätten. Es werde eine Organisation ähnlich den Handwerker-Innungen zu schaffen sein, der alle anzugehören hätten. Hitler brauch« einen starken Landbund, um für di« Interessen der Landwirtsci-aft kämpfen zu können. Am 14. Mai findet in Meißen «ine große landwirtschaft liche Tagung statt, bet der der agrarpolitische Apparat der NSDAP gemeinsam mit dem Lanobund vor di« Oessentlich- keit treten wirb Blick iiber den mächtigen Jestplah mit den versammelten Hunderttausenden aus den Jahnen- Hügel der die Mitte des Tribünen-Rechtecks einnahm. Die abschliehenden Fahnen hatten die Höhe von vierstöckigen Häusern. Neben diesen Riesen umsäumten nicht weniger al» 2000 kleinere Fahnen das Tempelhoser Feld. : Neuer Haupifchristleiter. Zum Hauptschristleiter der Dresdner Neuesten Nachrichten ist der bisherige politische Schryt- leiter diese» Blatte» Th. Schul,« ernannt worden.